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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines schienenungebundenen Landfahrzeugs. Ferner gehören zur Erfindung eine Landfahrzeugkomponente, ein schienenungebundenes Landfahrzeug, ein Handheld sowie Computerprogrammprodukte zum Betrieb dieser Komponenten.
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Es ist bekannt, ein Infotainmentsystem eines schienenungebundenen Landfahrzeugs, wie z.B. eines Kraftfahrzeugs, mit einem Handheld, wie einem Smartphone oder Tablet, zur drahtlosen Datenübertragung, z.B. mittels WLAN oder Bluetooth, miteinander zu verbinden. Dabei wird unter einem Infotainmentsystem eine Vorrichtung verstanden die z.B. ein Autoradio, ein Navigationssystem, eine Freisprecheinrichtung und/oder Kraftfahrzeugführerassistenzsysteme und weiterer Funktionen in einer zentralen Bedieneinheit zusammenfasst.
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Ferner ist es bekannt, mittels drahtloser Datenübertragung Daten von einer Sensorik des schienenungebundenen Landfahrzeugs, wie z.B. Daten eines Drehwinkelsensors einer Anhängerkupplung, eines Parksensors und/oder einer Kamera, zu dem Handheld zu übertragen. Dies erfordert jedoch, dass zuerst in einem ersten Schritt die Datenverbindung mit dem Infotainmentsystem getrennt und dann in einem zweiten Schritt eine Datenverbindung zu der Sensorik aufgebaut werden muss.
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Es besteht daher Bedarf daran, Wege aufzuzeigen, wie einfacher Daten übertragen werden können.
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Die Aufgabe der Erfindung wird gelöst durch ein Verfahren zum Betreiben eines schienenungebundenen Landfahrzeugs, bei dem Daten von einer Sensorik einer Landfahrzeugkomponente des schienenungebundenen Landfahrzeugs über eine Schnittstelle drahtlos zu einem Handheld übertragen werden.
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Dabei wird unter einem schienenungebundenen Landfahrzeug insbesondere ein Straßenfahrzeug verstanden, das vorrangig für den Betrieb auf Straßen ausgebildet ist. Charakteristisch ist, dass es auf einer befahrenen Unterlage mit Hilfe der Haftreibung ihre Fahrtrichtung beibehält oder ändern kann und dafür keine Gleise benötigt.
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Das schienenungebundene Landfahrzeug kann ein Kraftfahrzeug sein. Dabei wird unter einem Kraftfahrzeug (Abkürzung: Kfz) ein durch einen Motor angetriebenes, nicht an Schienen gebundenes Fahrzeug, wie z.B. ein PKW, ein LKW, ein Bus oder eine Zugmaschinen verstanden. Der Motor kann eine Brennkraftmaschine oder ein Elektromotor sein. Ferner kann das Kraftfahrzeug auch eine Kombination aus Brennkraftmaschine und Elektromotor aufweisen. Das schienenungebundene Landfahrzeug kann aber auch ein Anhänger, wie z.B. ein Wohnwagen, oder ein Sattelaufleger ohne eigenen Antrieb sein. Schließlich kann das schienenungebundene Landfahrzeug auch ein Gespann, bestehend aus einem Kraftfahrzeug und einem Anhänger sein.
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Die Landfahrzeugkomponente kann als ein Anbauteil ausgebildet sein, dass im Bedarfsfall mit dem Landfahrzeug verbunden wird, oder die Landfahrzeugkomponente ist im Landfahrzeug fest verbaut. Der Landfahrzeugkomponente ist die Sensorik zugeordnet, die dazu ausgebildet ist, eine Betriebsgröße des schienenungebundenen Landfahrzeugs zu erfassen und als Daten bereitzustellen.
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Dadurch, dass Daten direkt von der Sensorik zu dem Handheld übertragen werden, entfällt die Notwendigkeit, zuerst eine bestehende Datenverbindung zu einem Infotainmentsystem des Kraftfahrzeugs aufzutrennen und dann eine Datenverbindung zu der Sensorik aufzubauen. Dadurch können Daten einfacher übertragen werden.
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Unter einem Handheld bzw. Handgerät wird dabei ein tragbares, elektronisches Gerät mit Stromversorgung über Akkus oder Batterien für unterschiedliche Anwendungen verstanden. Es ist so klein und leicht, dass es bei der Benutzung in nur einer Hand gehalten werden kann, daher die Bezeichnung Handheld (von engl. in der Hand gehalten). Ein derartiges Handheld kann z.B. ein Smartphone oder ein Tablet sein. Dabei wird unter einem Smartphone ein Mobiltelefon (umgangssprachlich Handy) verstanden, das erheblich umfangreichere Computer-Funktionalitäten und -konnektivität als ein herkömmliches „reines“ Mobiltelefon zur Verfügung stellt. Ein zentrales Merkmal moderner Smartphones sind Touchscreens bzw. berührungsempfindliche Bildschirme. Ein wichtiges Merkmal ist auch, dass über Internet-Downloadseiten auf einfache Weise Zusatzprogramme installiert werden können, die es mittlerweile für eine große Vielfalt von Anwendungszwecken gibt. Unter einem Tablet (englisch tablet, deutsch ,Schreibtafel‘, US-engl. tablet „Notizblock“) oder Tabletcomputer, Tablet-PC, selten auch Flachrechner, wird ein tragbarer, flacher Computer in besonders leichter Ausführung mit einem Touchscreen, verstanden. Aufgrund der leichten Bauart und des berührungsempfindlichen Bildschirms zeichnen sich Tablets durch eine einfache Handhabung aus. Die Geräte ähneln in Leistungsumfang, Bedienung und Design Smartphones und verwenden meist ursprünglich für Smartphones entwickelte Betriebssysteme. Auch der Funktionsumfang eines Tablets kann durch Zusatzprogramme (genannt Apps, von englisch applications) erweitert werden.
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Gemäß einer Ausführungsform wird zur Übertragung der Daten ein http/2-Protokoll verwendet. Dabei wird unter einem http/2-Protokoll ein zustandsloses Protokoll zur Übertragung von Daten auf der Anwendungsschicht über ein Rechnernetz verstanden. Es wird hauptsächlich eingesetzt, um Webseiten (Hypertext-Dokumente) aus dem World Wide Web (WWW) in einen Webbrowser zu laden. Es ist jedoch nicht prinzipiell darauf beschränkt und auch als allgemeines Dateiübertragungsprotokoll sehr verbreitet. Das http/2-Protokoll wurde als RFC 7540 am 15. Mai 2015 veröffentlicht. So kann eine Seite bzw. webpage bereitgestellt werden, die automatisch aufgerufen werden kann. Alternativ kann auch die Verwendung einer entsprechenden Software bzw. App. vorgesehen sein.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform wird als Schnittelle eine WLAN- oder Bluetooth-Schnittstelle verwendet. Unter WLAN (Wireless Local Area Network) wird ein lokales Funknetz gemäß dem Standard der IEEE-802.11 mit Reichweiten von bis zu 100 Metern verstanden. Unter Bluetooth wird dabei ein Industriestandard gemäß IEEE 802.15.1 für die Datenübertragung zwischen Geräten über kurze Distanzen, z.B. ebenfalls bis 100 Meter, per Funktechnik verstanden.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform weist die Landfahrzeugkomponente eine Sensorik zur Erfassung einer Betriebsgröße des schienenungebundenen Landfahrzeugs auf. Die Betriebsgröße kann einen oder mehrere Fahrdynamikparameter der Landfahrzeugkomponente umfassen, aber auch Bilddaten oder Positions- sowie Abstandsdaten.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform weist die Sensorik einen Drehwinkelsensor einer Anhängerkupplung und/oder einen Parksensor und/oder eine Kamera auf. Der Drehwinkelsensor ist dazu ausgebildet, als Betriebsgröße einen Drehwinkel zwischen der Anhängerkupplung und z.B. einer Kugelpfanne einer Deichsel eines Anhängers zu erfassen. Mit dem Parksensor kann als Betriebsgröße ein Abstand zu anderen parkenden Fahrzeugen und/oder Hindernissen erfasst werden. Mit einer Kamera, wie einer Rückfahrkamera, kann einem Kraftfahrzeugführer ein Bild von Platzverhältnissen beim Rangieren mit dem schienenungebundenen Landfahrzeug vermittelt werden. Alternativ kann mit einer Kamera auch der Innenraum eines Pferdeanhängers überwacht werden. Die Anhängerkupplung kann auch als abnehmbare Anhängerkupplung ausgebildet sein, so dass der Drehwinkelsensor nicht Bestandteil einer Kraftfahrzeugsensorik ist und auch nicht zum Datenaustausch mit einem Bussystem des Kraftfahrzeugs, wie z.B. einem LIN- oder CAN-Bus verbunden. ist Ebenso kann der Parksensor und/oder die Kamera einem Anhänger zugeordnet sein und im Falle eines Gespanns die Funktion eines Parksensors und/oder einer Kamera des Kraftfahrzeugs ersetzen, wenn diese normalerweise den rückwärtigen Raum hinter dem Kraftfahrzeug überwachen.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform nimmt ein Kraftfahrzeugführer Eingaben an dem Handheld vor, wobei die Eingaben mit den Daten verknüpft werden. Z.B. können die Eingabe Abmessungen und/oder Gewicht bzw. Ladung des Anhängers betreffen. Diese Eingaben können zwischengespeichert werden und von z.B. Fahrerassistenzsystemen genutzt werden, die einen Kraftfahrzeugführer beim Rangieren unterstützen. Des Weiteren kann der Kraftfahrzeugführer z.B. für verschiedene Anhänger verschiedene Profile mit jeweiligen Abmessungen anlegen und ihnen Namen bzw. Bezeichnungen zuordnen, um so einfach auf diese Werte zurückgreifen zu können ohne sie erneut eingeben zu müssen.
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Ferner gehören zur Erfindung ein Landfahrzeugkomponente, ein Landfahrzeug mit einer derartigen Landfahrzeugkomponente, ein Handheld sowie Computerprogrammprodukte zum Betrieb dieser Komponenten.
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Es wird nun die Erfindung anhand einer Zeichnung erläutert. Es zeigen:
- 1 in schematischer Darstellung ein Gespann, bestehend aus einem Kraftfahrzeug und einem Anhänger, sowie ein Handheld.
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Dargestellt ist ein schienenungebundenes Landfahrzeug 2, das im vorliegenden Ausführungsbeispiel ein Gespann aus einem Kraftfahrzeug 4, wie einem PKW, und einer Sensorik, wie einem Anhänger 6 ist.
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Zum Ziehen des Anhänger 6 weist das Kraftfahrzeug 4 im vorliegenden Ausführungsbeispiel eine Landfahrzeugkomponente 8 in Form einer Anhängerkupplung auf, die im vorliegenden Ausführungsbeispiel abnehmbar ausgebildet ist, d.h. sie kann bei Nichtbedarf demontiert und so vom Kraftfahrzeug 4 getrennt werden. Alternativ kann die Anhängerkupplung auch fix, elektrisch auslösend, mechanisch ausfahrend oder elektrisch schwenkend ausgebildet sein.
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Die Landfahrzeugkomponente 8 weist eine Sensorik 10 zur Erfassung einer Betriebsgröße des schienenungebundenen Landfahrzeugs 2 auf. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist die Betriebsgröße ein Drehwinkel zwischen der Anhängerkupplung und einer Kugelpfanne einer Deichsel des Anhängers 6.
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Hierzu weist die Sensorik 10 einen Drehwinkelsensor auf, der dazu ausgebildet ist, den Drehwinkel zwischen der Anhängerkupplung und der Kugelpfanne der Deichsel des Anhängers 6 zu erfassen.
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Abweichend vom vorliegenden Ausführungsbeispiel oder zusätzlich kann der Anhänger 6 als Landfahrzeugkomponente 8 mit Sensorik 10 einen Parksensor zum Erfassen eines Abstands zu anderen parkenden Fahrzeugen und/oder Hindernissen und/oder eine Kamera aufweisen, die einem Kraftfahrzeugführer ein Bild von Platzverhältnissen beim Rangieren mit dem schienenungebundenen Landfahrzeug 2 vermittelt oder eine Überwachung eines Innenraumes eines Pferdeanhängers erlaubt.
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Die Sensorik 10 ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel nicht Bestandteil einer Kraftfahrzeugsensorik und auch nicht zum Datenaustausch mit einem Bussystem des schienenungebundenen Landfahrzeugs 2, wie z.B. einem LIN- oder CAN-Bus, verbunden. Dabei umfasst die Sensorik im vorliegenden Ausführungsbeispiel einen integrierten Drehwinkelsensor und/oder eine Kamera und/oder einen Parkassistenten.
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Vor Beginn einer Fahrt verbindet ein Fahrer das Kraftfahrzeug 4 mit dem Anhänger 6, um das schienenungebundene Landfahrzeug 2 zu bilden und richtet ferner eine Datenverbindung zwischen seinem Handheld 12 und dem Infotainmentsystem des Kraftfahrzeugs 2 ein. Das Handheld 12 ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel ein Smartphone. Abweichend vom vorliegenden Ausführungsbeispiel kann das Handheld 12 auch ein Tablet sein.
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Ferner wird eine weitere Verbindung zum drahtlosen Übertragen von Daten D von der Sensorik 10 der Landfahrzeugkomponente 8 zu dem Handheld 12 eingerichtet, ohne das die erstgenannte Datenverbindung zwischen dem Handheld 12 und dem Infotainmentsystem des Kraftfahrzeugs 2 unterbrochen bzw. aufgebhoben wird.
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Im Betrieb werden Daten D von der Sensorik 10 über eine Schnittstelle drahtlos zu einem Handheld 12 übertragen.
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Als Schnittstelle wird im vorliegenden Ausführungsbeispiel eine WLAN- oder Bluetooth-Schnittstelle verwendet, um ein Ad-hoc-Netzwerk mit direkten Verbindungen zu bilden. Dabei wird unter einem Ad-hoc-Netz ein Funknetz verstanden, das zwei oder mehr Endgeräte zu einem vermaschten Netz ohne feste Infrastruktur, wie z.B. Wireless Access Points, verbindet. Netze, die sich selbständig aufbauen und konfigurieren, nennt man auch mobile Ad-hoc-Netze (englisch mobile ad hoc network, MANet) oder Mesh-Netze (engl. mesh „Masche“ oder „Netz“). Zur Übertragung der Daten wird im vorliegenden Ausführungsbeispiel ein http/2-Protokoll verwendet.
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Das Handheld 12 ist programmtechnisch dazu ausgebildet, eine Verbindung zur drahtlosen Datenübertragung mit der Sensorik 10 aufzubauen. Hierbei öffnet sich auf einem Touchscreen 14 des Handhelds 12 ein Fenster, dass den Kraftfahrzeugführer dazu auffordert, Eingaben E vorzunehmen, die z.B. Abmessungen des Anhängers 6, wie seine Länge, oder auch sein Gewicht, betreffen.
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Die Eingaben E werden zwischengespeichert und dann mit aktuellen Daten D verknüpft, z.B. von einem. Fahrerassistenzsystem, das einen Kraftfahrzeugführer beim Rangieren unterstützt. Z.B. kann vorgesehen sein, dass die mit dem Drehwinkelsensor erfassten Daten D auf dem Touchscreen 14 in nummerischer und/oder graphischer Form dargestellt werden. Zusätzlich oder alternativ kann vorgesehen sein, dass für eine Stabilitätskontrolle die Daten D, d.h. Winkelwerte, mit vorbestimmten Grenzwerten verglichen werden, und auf ein Überschreiten der Grenzwerte hin ein akustisches und/oder optisches Alarmsignal von dem Handheld 12 erzeugt und ausgegeben wird, um den Kraftfahrzeugführer zu einer Geschwindigkeitsreduktion zu veranlassen. Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass der Kraftfahrzeugführer gewarnt wird, wenn der Anhänger 6 anfängt zu schlingern. Es kann auch vorgesehen sein, dass die Daten D und die Eingaben E von dem Handheld 12 zu einem derartigen Fahrerassistenzsystems des Kraftfahrzeugs 4 übertragen werden.
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Hierzu können das schienenungebundene Landfahrzeug 2, die Landfahrzeugkomponente 8 und/oder das Handheld 12 Hard- und/oder Softwarekomponenten aufweisen.
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So kann die Übertragung von Daten D von einer Sensorik 10 zu einem Handheld 12 vereinfacht werden.
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Bezugszeichenliste
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- 2
- schienenungebundenes Landfahrzeug
- 4
- Kraftfahrzeug
- 6
- Anhänger
- 8
- Landfahrzeugkomponente
- 10
- Sensorik
- 12
- Handheld
- 14
- Touchscreen
- D
- Daten
- E
- Eingaben