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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Gelenkimplantatkomponente mit einer Fixationsstruktur zur Befestigung von Weichteilgewebe über Nahtmaterial und ein Verfahren zum Fixieren von Weichteilgewebe über die Fixationsstruktur an der Gelenkendoprothese.
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STAND DER TECHNIK
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Bei der Implantation einer Gelenkendoprothese muss zunächst der Implantationsort für die Implantation der mindestens einen Gelenkimplantatkomponente vorbereitet werden. Das zu ersetzende Gelenk, bei dem es sich um ein natives oder auch ein bereits vorhandenes künstliches Gelenk handeln kann, wird entfernt und das Knochengewebe wird für die Aufnahme der Gelenkimplantatkomponente angepasst.
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Im Rahmen der Operation wird zunächst ein Zugang zu dem Gelenk geschaffen, um das Knochengewebe für die Aufnahme der Gelenkimplantatkomponente präparieren zu können. Dabei wird Weichteilgewebe von dem Teil des Knochens getrennt, der für die Vorbereitung des Implantationsorts zu bearbeiten ist. Unter diesem Weichteilgewebe können sich insbesondere Sehnen von Muskelansätzen befinden. Dieses Abtrennen von Weichteilgewebe findet insbesondere bei Revisionsoperationen statt, also Operationen, bei denen ein bereits vorhandenes Gelenkimplantat durch ein neues ersetzt wird. Als Folge hiervon kann es zu einem Stabilitätsverlust um das Gelenk kommen.
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Folglich ist es wünschenswert, solches von dem Knochengewebe getrenntes Weichteilgewebe wieder zu befestigen, um eine möglichst umfassende Wiederherstellung der biomechanischen Funktionalität des zu ersetzenden Gelenks zu erreichen. Dabei sind für die Befestigung an Knochengewebe bereits verschiedene Techniken bekannt, die zumeist Knochenschrauben verwenden, um Weichteilgewebe über Nahtmaterial an einem Knochen zu verankern. Derartige Knochenschrauben werden zum Beispiel in der
DE 10 2011 016 659 A1 und der
DE 10 2013 206 367 A1 offenbart.
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Allerdings sind diese Vorrichtung nicht für eine Verankerung von Nahtmaterial an einer Gelenkimplantatkomponente geeignet, da bei einem in die Gelenkimplantatkomponente eingebrachten Loch eine Kerbwirkung entstehen kann, die sich möglicherweise negativ auf die Festigkeit der Gelenkimplantatkomponente auswirkt. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn ein Gewindeloch zur Aufnahme einer Verankerungsschraube im Schaft der Gelenkimplantatkomponente eingebracht wird, da dieser durch die einwirkenden Gelenkkräfte einer schwellenden Belastung unterliegt. Zudem sind bei der Verwendung einer Verankerungsschraube zusätzliche Sicherungsmittel notwendig, um diese gegen ein unbeabsichtigtes Lösen der Verankerungsschraube zu sichern.
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Eine weitere Technik zur Befestigung von Weichteilgewebe ist die Verwendung von Netzen, die um den Teil der Gelenkimplantatkomponente gelegt werden, an dem Weichteilgewebe anzubringen ist. Ein derartiges Netz wird zum Beispiel in der
DE 10 2010 007 707 A1 vorgeschlagen. Allerdings müssen diese Netze wiederum an Knochengewebe oder der Gelenkimplantatkomponente befestigt werden. Bei letzterer ist dies nur über eine genaue Anpassung des Netzes an die Form der Prothese möglich, sodass es sich wie ein Strumpf um die äußere Gestalt der Prothese legt. Dabei ist notwendig, dass ein ausreichend großer Teil der Prothese freiliegt, um den das Netz gelegt werden kann.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Folglich lag der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Befestigungsmöglichkeit für Weichteilgewebe an einer Gelenkimplantatkomponente bereitzustellen, über die Weichteilgewebe für eine möglichst umfassende Wiederherstellung der biomechanischen Funktionalität an der Gelenkimplantatkomponente angebracht werden kann. Zudem war es Aufgabe der Erfindung ein Verfahren bereitzustellen, mit dem Weichteilgewebe an der Gelenkimplantatkomponente befestigt wird.
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Diese Aufgabe wird durch die im unabhängigen Anspruch 1 definierte Gelenkimplantatkomponente und das Verfahren zur Implantation einer Gelenkimplantatkomponente in Anspruch 11 gelöst. Zudem definieren die abhängigen Ansprüche bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung.
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So stellt die Erfindung eine Gelenkimplantatkomponente bereit, insbesondere von einer Hüftendoprothese, die einen proximalen Gelenkabschnitt, einen distalen Verankerungsabschnitt und zwischen dem Gelenkabschnitt und dem Verankerungsabschnitt einen Übergangsabschnitt mit einer Fixationsstruktur aufweist, wobei die Fixationsstruktur zumindest in einem Teil des Umfangs von dem Übergangsabschnitt als längliche Aussparung zur Führung von Befestigungsmaterial, insbesondere Nahtmaterial, angeordnet ist.
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Durch die länglich ausgebildete Aussparung zur Führung von Befestigungsmaterial wird einer Bewegung des Befestigungsmaterials entlang der Längsrichtung der Gelenkimplantatkomponente vorgebeugt. Mit anderen Worten beschränken die einander zugewandten Seiten der länglichen Aussparung die Bewegungsfreiheit des Befestigungsmaterials.
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Das Befestigungsmaterial dient zur Befestigung von Weichteilgewebe. Als Befestigungsmaterial kommt jede Art von Material infrage, das für einen Einsatz im menschlichen Körper geeignet ist und mit dem eine offene oder geschlossene Schlaufe in Umfangsrichtung der Implantatkomponente ausgebildet und an der längliche Aussparung entlang geführt werden kann. Insbesondere ist es möglich, als Schlaufenmaterial Nahtmaterial zu verwenden, aber auch andere Materialien, wie zum Beispiel Draht, eine Klammer oder ein Ring sind denkbar.
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Die längliche Aussparung verläuft dementsprechend in Umfangsrichtung, d. h. in einem Winkel zur Längsrichtung der Gelenkimplantatkomponente. Solch eine Gelenkimplantatkomponente kann zum Beispiel ein Implantatschaft sein, wie beispielsweise ein Implantatschaft einer Hüft-, Schulter- oder Knieendoprothese.
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Wie nachfolgend weiter ausgeführt wird, kann Nahtmaterial beispielsweise zur Befestigung von Weichteilgewebe verwendet werden, indem es durch die längliche Aussparung der Gelenkimplantatkomponente geführt wird, mit dem Weichteilgewebe vernäht wird und eine Schlaufe um den Umfang der Implantatkomponente ausbildet. So befestigt, wird auf die oben bereits beschriebene Weise das Weichteilgewebe in der Längsrichtung der Gelenkimplantatkomponente festgehalten.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform weist die Fixationsstruktur des Übergangsabschnitts einen Weichteilgewebekontaktbereich auf, welcher der Aussparung vorzugsweise im Wesentlichen gegenüberliegt.
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Ein derartiger Weichteilgewebekontaktbereich arbeitet mit der länglichen Aussparung zusammen und verbessert damit die Verbindung zwischen Weichteilgewebe und Implantatkomponente. Genauer gesagt wird durch den Weichteilgewebekontaktbereich einer Relativbewegung zwischen dem Weichteilgewebe und der Implantatoberfläche vorgebeugt. Dabei wirkt der Weichteilgewebekontaktbereich vorzugsweise nicht nur einer Bewegung in Längsrichtung der Implantatkomponente sondern auch einer Bewegung in der Umfangsrichtung dieser entgegen.
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Vorzugsweise liegt der Weichteilgewebekontaktbereich der länglichen Aussparung im Wesentlichen diametral gegenüber. Es ist auch möglich, einen derartigen Weichteilgewebekontaktbereich als Teil der Fixationsstruktur am kompletten Umfang des Übergangsabschnitts vorzusehen. Jedoch wird die längliche Aussparung bevorzugt davon ausgenommen, sodass vorgesehen ist, das Weichteilgewebe außerhalb der länglichen Aussparung an der Gelenkimplantatkomponente zu halten.
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Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform weist der Weichteilgewebekontaktbereich eine Beschichtung auf.
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Eine Beschichtung hat den Vorteil, dass mit ihr einer Relativbewegung zwischen dem Weichteilgewebe und der Oberfläche der Gelenkimplantatkomponente besonders wirkungsvoll vorgebeugt werden kann. Die Beschichtung weist hierfür beispielsweise eine Oberflächenstruktur auf, die zu einer Verankerung des Weichteilgewebes führt. Eine derartige Verankerung wird insbesondere durch ein Anwachsen bzw. Einwachsen an bzw. in die Oberflächenstruktur erreicht.
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Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform geht die Aussparung an ihren Enden in Längsrichtung stetig in die Außenfläche des Übergangsabschnitts über.
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Bei dieser Ausführungsform erstreckt sich die längliche Aussparung um einen Teil des Umfangs. Durch den stetigen Übergang zur Außenfläche gibt es keine Kanten in dem Bereich, in dem das Befestigungsmaterial verläuft, sodass einer möglichen Beschädigung des Befestigungsmaterials durch eine Relativbewegung zwischen diesem und der Oberfläche der Gelenkimplantatkomponente entgegengewirkt wird.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform weist die Fixationsstruktur zwei, drei oder vier längliche Aussparungen zur Führung des Befestigungsmaterials auf.
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Diese Ausführungsform ermöglicht eine vorteilhafte Anpassung der Fixationsstruktur an die anatomischen Gegebenheiten in der Umgebung der Gelenkimplantatkomponente, sodass eine möglichst funktionale Anordnung des Weichteilgewebes an der Implantatkomponente und insbesondere an deren Umfang erreicht werden kann.
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Bei dieser Ausführungsform kann die Mehrzahl länglicher Aussparungen nicht nur in einem Winkel zu der Längsachse der Gelenkimplantatkomponente angeordnet sein, sondern auch im Verhältnis zueinander.
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Bei einer weiteren Ausführungsform erstreckt sich die längliche Aussparung über einen Bereich von mindestens 45° und bevorzugt mindestens 90° bis zu maximal 270° und bevorzugt 180° um den Umfang des Übergangsabschnitts.
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Innerhalb dieser Winkelbereiche wird zum einen ein ausreichender Widerstand gegen eine Verschiebung des Befestigungsmaterials in Längsrichtung bereitgestellt und zum anderen die Unstetigkeit in der Implantatgeometrie möglichst gering gehalten, womit Spannungsspitzen in der Implantatkomponente vermieden werden.
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Bei einer weiteren Ausführungsform der Gelenkimplantatkomponente ist das Querschnittsprofil der Aussparung ein stetiges und bevorzugt gekrümmtes Profil.
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Durch ein derartiges Querschnittsprofil werden Spannungsspitzen im Spannungsverlauf durch die Gelenkimplantatkomponente reduziert und damit eine Auswirkung der länglichen Aussparung auf die Implantatkomponente gering gehalten.
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Da das Profil stetig ausgeführt ist, weist es keine plötzlichen Übergänge auf, an denen Spannungsspitzen entstehen können. Auch liegen hierdurch in der länglichen Aussparung keine Kanten vor, die unter Umständen zu einer Beschädigung des Befestigungsmaterials führen könnten.
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Das stetig ausgeführte Querschnittsprofil dieser Ausführungsform kann gerade Abschnitte, die in gekrümmte Abschnitte übergehen, oder auch bevorzugt nur gekrümmte Abschnitte aufweisen.
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Bei einer weiteren Ausführungsform weist das Querschnittsprofil der länglichen Aussparung eine Breite von mindestens 2 mm, bevorzugt mindestens 3 mm und noch bevorzugter mindestens 4 mm bis zu maximal 12 mm, bevorzugt maximal 10 mm und noch bevorzugter maximal 8 mm auf
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Unabhängig von der Ausführung des Querschnittsprofils wird durch eine derartige Breite der länglichen Aussparung der Einfluss dieser Aussparung auf die Geometrie der Implantatkomponente und damit den Spannungsverlauf reduziert. Dabei stellen die unteren Werte eine geringere Bewegungsfreiheit für das Befestigungsmaterial bereit, während die oberen Werte eher eine fließende und damit unauffällige Konturveränderung der Implantatform ermöglichen. Die oberen Werte sind zudem für einen Chirurgen durch ihre größenbedingte Zugänglichkeit einfacher zu handhaben.
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Die Tiefe des Querschnittprofils stellt unabhängig von den anderen Parametern der letzten zwei Ausführungsformen mit den niedrigeren Werten eine geringere Änderung der Implantatoberfläche und mit den höheren Werten bessere Bedingungen für ein Halten des Befestigungsmaterials bereit.
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Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist die Gelenkimplantatkomponente eine Hüftendoprothese, insbesondere ein Schaft einer Hüftendoprothese, wobei der Mittelpunkt oder ein mittlerer Bereich der Aussparung in deren Längsrichtung auf der medialen Seite der Hüftendoprothese liegt. Die Aussparung ist weiterhin vorzugsweise symmetrisch zur Frontalebene ausgebildet oder angeordnet.
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Bei dieser Ausführungsform dient die längliche Aussparung dazu, Weichteilgewebe an der lateralen Seite der Hüftendoprothese zu fixieren. Hierbei ist vorgesehen, dass sich das Weichteilgewebe in Umfangsrichtung im Wesentlichen auf der zu dem Mittelpunkt der Aussparung in etwa gegenüberliegenden Seite des Prothesenschafts befindet. Bei einem nativen Hüftgelenk und einem nativen Femur befindet sich an dieser Stelle etwa der Trochanter major, der als Ansatz für die Gesäßmuskulatur dient.
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Weiterhin stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Implantation einer wie oben beschriebenen Gelenkimplantatkomponente bereit. Das Verfahren umfasst dabei die Schritte: Präparation einer Kavität im Knochengewebe zur Aufnahme eines Verankerungsabschnitts der Gelenkimplantatkomponente; Einsetzen der Gelenkimplantatkomponente in die Kavität, sodass sich die Fixationsstruktur des Übergangsabschnitts der Gelenkimplantatkomponente außerhalb der Kavität befindet; Verbinden von Weichteilgewebe, das an der Gelenkimplantatkomponente zu befestigen ist, mit einem Befestigungsmaterial; Platzieren des Befestigungsmaterials entlang der Umfangsrichtung der Gelenkimplantatkomponente in der länglichen Aussparung der Fixationsstruktur; Verengen des Befestigungsmaterials in der länglichen Aussparung, sodass es sich nicht in Längsrichtung der Gelenkimplantatkomponente aus der länglichen Aussparung herausbewegen kann.
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Als Ergebnis dieses Verfahrens wird das Weichteilgewebe an der Gelenkimplantatkomponente festgehalten und erhält damit biomechanische Funktionalität zurück.
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Die Verbindung des Weichteilgewebes mit dem Befestigungsmaterial kann dabei direkt oder indirekt erfolgen. Bei der direkten Befestigung ist das Weichteilgewebe mit dem Befestigungsmaterial verbunden und bevorzugt zumindest abschnittsweise zwischen dem Befestigungsmaterial und der Gelenkimplantatkomponente angeordnet. Im Falle einer indirekten Befestigung dient das Befestigungsmaterial dazu, an diesem wiederum ein weiteres Befestigungsmittel zum Fixieren des Weichteilgewebes anzubringen.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens ist das Befestigungsmaterial Nahtmaterial, das mit dem Weichteilgewebe vernäht und danach in der länglichen Aussparung der Fixationsstruktur platziert wird.
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Mit dem Nahtmaterial ist es möglich, die Verbindung mit dem Weichteilgewebe auf bewährte Weise über eine Naht herzustellen. Dabei wird diese Naht bevorzugt so ausgeführt, dass sich das Weichteilgewebe nicht entlang des Nahtmaterials bewegen kann. Es handelt sich somit um eine direkte Befestigung des Weichteilgewebes an dem Befestigungsmaterial. Nach dem Vernähen des Weichteilgewebes kann das Nahtmaterial dann eine Schlaufe um den Umfang der Implantatkomponente bilden, die, einmal in der länglichen Aussparung der Gelenkimplantatkomponente platziert, zusammengezogen und damit verengt wird.
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Bei einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens kann das Befestigungsmaterial alternativ oder ergänzend zu der vorigen Ausführungsform ein Draht oder ein Ring sein.
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Auch mit einem Draht oder einem Ring lässt sich eine Verbindung des Weichteilgewebes mit der Gelenkimplantatkomponente herbeiführen. Eine solche Verbindung hat den Vorteil, dass sie stärker, enger und/oder passgenauer ausgeführt werden kann als bei Nahtmaterial und somit eine Relativbewegung zwischen dem Befestigungsmaterial und der Gelenkimplantatkomponente weiter einschränkt. Nahtmaterial ist dagegen flexibler einsetzbar.
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Weiterhin wird bei dem Befestigungsmaterial dieser Ausführungsform eine indirekte Befestigung des Weichteilgewebes an dem Ring oder Draht bevorzugt. Der Ring kann, um diesen auf der Höhe der länglichen Aussparung zu verengen, zum Beispiel als elastischer C-Ring oder auch als montierbarer Ring ausgeführt sein. Ein montierbarer Ring wird dabei bevorzugt durch mindestens zwei Teilstücke ausgebildet.
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Bei einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird das zu befestigende Weichteilgewebe auf einem Weichteilgewebekontaktbereich angeordnet, der bevorzugt in Umfangsrichtung außerhalb der Aussparung liegt und noch bevorzugter in etwa auf der gegenüberliegenden Seite der Aussparung angeordnet ist.
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Die Platzierung des Weichteilgewebes auf einem Weichteilgewebekontaktbereich, der insbesondere wie oben bereits beschrieben ausgeführt ist, erhöht vor allem die Festigkeit der Verbindung zwischen Weichteilgewebe und der Gelenkimplantatkomponente.
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KURZE BESCHREIBUNG DER FIGUREN
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Die folgenden Figuren veranschaulichen eine bevorzugte Ausführungsform der vorliegenden Erfindung. Diese Ausführungsform ist nicht dazu gedacht, den Schutzbereich der Ansprüche einzuschränken, sondern dient zusammen mit der folgenden Beschreibung lediglich einem einfacheren Verständnis der Erfindung.
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1 ist eine Ansicht von der Frontalebene einer bevorzugten Ausführungsform einer Gelenkimplantatkomponente aus, die eine Fixationsstruktur für eine Befestigung von Weichteilgewebe aufweist.
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Die 2a und 2b sind schematische Darstellungen möglicher Querschnitte der länglichen Aussparung.
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AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG BEVORZUGTER AUSFÜHRUNGSFORMEN
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1 zeigt eine Gelenkimplantatkomponente 1. Dabei handelt es sich bei dieser beispielhaften Ausführungsform um eine Gelenkimplantatkomponente von einer Hüftgelenkendoprothese, und zwar den Implantatschaft für eine Verankerung im Knochengewebe eines Patienten. Andere Gelenke, bei denen die vorliegende Erfindung umgesetzt werden kann, sind, wie oben bereits ausgeführt, zum Beispiel eine Kniegelenkkomponente oder eine Schultergelenkkomponente.
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Die Gelenkimplantatkomponente 1 weist einen Gelenkabschnitt 10 und einen Verankerungsabschnitt 30 auf. Der Gelenkabschnitt 10 befindet sich auf der proximalen Seite 2 der Gelenkimplantatkomponente 1, während der Verankerungsabschnitt 30 auf der distalen Seite 3 der Gelenkimplantatkomponente 1 angeordnet ist. Zwischen dem Gelenkabschnitt 10 und dem Verankerungsabschnitt 30 ist ein Übergangsabschnitt 20 angeordnet.
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Der Gelenkabschnitt 10 kann, wie in 1 gezeigt, eine Seite einer Konusverbindung sein, mit der weitere Gelenkimplantatkomponenten, wie zum Beispiel ein nicht gezeigter Gelenkkopf, verbunden werden. Der Verankerungsabschnitt 30 ist dazu vorgesehen, die Gelenkimplantatkomponente 1 an Knochengewebe zu verankern. Der Verankerungsabschnitt 30 der in 1 abgebildeten Gelenkimplantatkomponente 1 ist zum Beispiel so eingerichtet, dass umliegendes Knochengewebe in die Oberflächenstruktur des Verankerungsabschnitts 30 einwächst und damit die Gelenkimplantatkomponente 1 in dem Knochen verankert.
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Allerdings kann der Verankerungsabschnitt 30 auch anders ausgeführt sein, wie zum Beispiel glatt oder poliert, um die Gelenkimplantatkomponente 1 über Knochenzement in einem Knochen zu verankern. Weiterhin können auch weitere Befestigungselemente oder andere Befestigungselemente, wie zum Beispiel Knochenschrauben o. ä., für die Verankerung eingesetzt werden.
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In dem Übergangsabschnitt 20 befindet sich eine Fixationsstruktur 21, die wiederum eine längliche Aussparung 22 zur Aufnahme von Befestigungsmaterial aufweist. Die längliche Aussparung 22 erstreckt sich, wie in 1 gezeigt, zumindest über einen Teil des Umfangs der Gelenkimplantatkomponente 1. Zudem ist die längliche Aussparung oder Nut 22 quer oder in einem Winkel zu der Längsachse C der Gelenkimplantatkomponente 1 verlaufend auf der Außenseite dieser ausgebildet. Die Aussparung 22 verläuft dabei bevorzugt in einer Ebene.
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Es ist auch möglich, die längliche Aussparung 22 über den gesamten Umfang der Gelenkimplantatkomponente 1 auszubilden. Jedoch wird bevorzugt, die Aussparung 22 nur über einen Teil des Umfangs auszubilden. Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn die Enden 24 der länglichen Aussparung 22 stetig auslaufen, d. h., dass die Tiefe der Aussparung 22 zu ihren Enden 24 hin stetig abnimmt. Hierdurch wird, wie oben beschrieben, gewährleistet, dass durch die längliche Aussparung 22 keine Kanten oder Absätze vorhanden sind, welche das in die Aussparung 22 eingreifende Befestigungsmaterial beschädigen könnten.
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Die in 1 dargestellte längliche Aussparung 22 der Gelenkimplantatkomponente 1 ist auf der medialen Seite M der Gelenkimplantatkomponente 1 vorgesehen. Sie dient dazu, Weichteilgewebe, insbesondere Bänder, Sehnen und Muskelansätze, auf der lateralen Seite L, d. h. der Seite des Implantats 1, die der länglichen Aussparung 22 im Wesentlichen gegenüberliegt, mithilfe des Befestigungsmaterials festzuhalten. Mit anderen Worten befindet sich bei einer Aussparung auf der medialen Seite M vorzugsweise auf der lateralen Seite L ein Weichteilgewebekontaktbereich 23.
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Dieser Weichteilgewebekontaktbereich 23 kann, wie bei der beispielhaften Ausführungsform in 1 gezeigt, die gleiche Oberflächenbeschaffenheit aufweisen wie die längliche Aussparung 22.
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Bei einer Abwandlung ist es allerdings genauso möglich, bei dem Weichteilgewebekontaktbereich 23 eine Oberfläche mit einer Struktur und/oder Eigenschaften vorzusehen, die für eine Verbindung mit Weichteilgewebe eingerichtet ist. Eine solche Oberfläche hat insbesondere den Vorteil, dass sie den Bewegungsspielraum des Weichteilgewebes entlang der Längsrichtung der Implantatkomponente 1 und in Umfangsrichtung einschränkt.
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Weiterhin kann die Fixationsstruktur 21 zumindest abschnittsweise eine Oberfläche aufweisen, welche einem Einwachsen von Knochengewebe entgegenwirkt. Dies ist insbesondere für den Weichteilgewebekontaktbereich 23 vorteilhaft. Bei der länglichen Aussparung 22 kann es hingegen von Vorteil sein, dass Knochen in die Oberfläche einwächst, um so einer Bewegung des Befestigungsmaterials vorzubeugen. Um dies zu erreichen, kann die Oberfläche der länglichen Aussparung 22 zumindest abschnittsweise mit einer Oberflächenstruktur versehen sein, welche für den Einwuchs von Knochengewebe eingerichtet ist.
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Die maximale Breite B des Querschnittprofils der länglichen Aussparung 22 beträgt, wie oben beschrieben, vorzugsweise mindestens 2 mm, bevorzugt mindestens 3 mm und noch bevorzugter mindestens 4 mm und maximal 12 mm, bevorzugt maximal 10 mm und noch bevorzugter maximal 8 mm.
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Die Tiefe T des Querschnitts der länglichen Aussparung 22 beträgt bevorzugt von mindestens 2 mm, bevorzugt mindestens 3 mm bis zu maximal 8 mm und bevorzugt maximal 6 mm.
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Im Allgemeinen gilt, dass je geringer die Tiefe und je größer die Breite B der länglichen Aussparung 22 in ihrem Querschnitt ist, desto geringer beeinträchtigt die längliche Aussparung 22 den Verlauf von Spannungen durch die Gelenkimplantatkomponente 1. Diese Spannungen werden durch die Übertragung der Gelenkkräfte in den Knochen hervorgerufen. Hingegen ist für ein Festhalten des Befestigungsmaterials in der länglichen Aussparung 22 von Vorteil, wenn die Tiefe T der länglichen Aussparung 22 möglichst groß ist, da es dadurch unwahrscheinlicher wird, dass sich das Befestigungsmaterial senkrecht zur Längsrichtung der länglichen Aussparung 22 aus der Aussparung herausbewegt. Die obigen Bereiche stellen jeweils eine Breite B bzw. Tiefe T für die längliche Aussparung 22 zur Verfügung, bei der ein zuverlässiges Halten des Befestigungsmaterials in der Aussparung 22 ermöglicht wird, ohne dabei den Spannungsverlauf in der Gelenkimplantatkomponente 1 signifikant zu beeinflussen.
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Bezüglich der Form des Querschnitts der länglichen Aussparung 22 wird insbesondere ein stetiger Verlauf dieses Querschnitts bevorzugt, um so plötzliche Übergänge im Querschnitt, die in der länglichen Aussparung 22 zu einer Ausbildung von Kanten führen würden, zu verhindern. Eine beispielhafte Ausführungsform eines Querschnittverlaufs wird in der 2a veranschaulicht, der aus geraden Abschnitten, wie dem geraden Abschnitt 25, und gekrümmten Abschnitten, wie dem gekrümmten Abschnitt 26, ausgebildet ist. Noch bevorzugter besteht der Querschnittsverlauf der länglichen Aussparung 22 aus stetig verlaufenden gekrümmten Abschnitten.
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Vorzugsweise weist das Querschnittsprofil der länglichen Aussparung 22 eine im Wesentlichen stetig abnehmende Breite B bei zunehmender Tiefe T auf, wie beispielsweise bei einem v-förmigen Verlauf. Ein v-förmiger Verlauf weist dabei den Vorteil auf, dass die Spitze des Querschnitts, d. h. der Boden des Querschnitts, keine negativen Auswirkungen auf das Befestigungsmaterial hat. Dabei ist die Spitze des Querschnitts vorzugsweise mit einem Radius versehen, d. h. abgerundet.
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Es ist auch möglich, einen Querschnittsverlauf zu verwenden, dessen Breite B bei zunehmender Tiefe T abschnittsweise zunimmt, bevor der Boden des Querschnitts bzw. der länglichen Aussparung 22 erreicht ist (siehe 2b). Hierdurch wird eine Aussparung 22 bereitgestellt, deren Seitenwände einem Herausgleiten des Befestigungsmaterials in Längsrichtung zusätzlich entgegenwirken. Mit anderen Worten bildet ein solcher Querschnitt einen Hohlraum aus, der auf seiner Eingangsseite eine Verengung aufweist.
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Ein stetiger Übergang kann bei dem Querschnittsprofil der länglichen Aussparung 22, wie in den 2a und 2b gezeigt, auch zwischen den Seitenwänden der länglichen Aussparung und der Außenfläche oder Mantelfläche des Implantats vorgesehen sein.
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Über die durch die erfindungsgemäße Gelenkimplantatkomponente bereitgestellte Fixationsstruktur 21 ist die Implantatkomponente vor allem für die Revision geeignet, da bei dieser gegenüber einer ersten Versorgung mehr Weichteilgewebe zu entfernen ist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Gelenkimplantatkomponente
- 2
- proximale Seite
- 3
- distale Seite
- 10
- Gelenkabschnitt
- 20
- Übergangsabschnitt
- 21
- Fixationsstruktur
- 22
- längliche Aussparung zur Befestigungsmaterialaufnahme
- 23
- Weichteilgewebekontaktbereich
- 24
- Aussparungsende
- 25
- gerader Abschnitt
- 26
- gekrümmter Abschnitt
- 30
- Verankerungsabschnitt
- C
- Längsachse
- L
- laterale Seite
- M
- mediale Seite
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102011016659 A1 [0004]
- DE 102013206367 A1 [0004]
- DE 102010007707 A1 [0006]