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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Gesichtsauflage zur Signalerfassung im Rahmen eines elektrookulographischen Verfahrens, umfassend eine flexible Leiterplatte mit einer Mehrzahl von Elektroden zur Kontaktierung der Gesichtshaut sowie Operationsverstärkern zur Verstärkung der von den Elektroden erzeugten Signale.
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Eine derartige Gesichtsauflage ist bereits aus der
WO 1991/013584 A1 vorbekannt. Diese Gesichtsauflage entwickelt vorangegangene Lösungen zur elektrookulographie bereits erheblich weiter. Die Hauptfunktion dieser Produkte ist die Aufzeichnung der Augenbewegung über der Zeit.
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Bis Ende der 1990er Jahre war die Elektrookulographie das Standardverfahren zur Durchführung von Testverfahren in der Gleichgewichtsdiagnostik. Sie wurde mithilfe von Silber/Silberchloridelektroden durchgeführt, die mittels doppelseitig klebender Kleberinge auf die Ableitpositionen geklebt wurden und zuvor mit Elektrodengel gefüllt wurden. Die Elektroden wurden mittels sehr dünner Silberleitungen an einen Vorverstärker angeschlossen, der wiederum mit einem Ausgabegerät verbunden war, so dass die Bewegung der Augen in horizontaler und vertikaler Richtung seitengetrennt aufgezeichnet werden konnte.
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Problematisch war hierbei insbesondere die filigrane Befestigung der Elektroden, die bei nachlassender Haftung und dementsprechend zunehmender Impedanz Störungen der Aufzeichnung hervorgerufen haben.
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Vorteilhaft hingegen war, dass keine Abdeckung der Augen nötig war, wenn eine Fixation unerwünscht war, da im Gegensatz zur Videookulographie, die Augen einfach geschlossen werden konnten. Einen weiteren Vorteil stellt die hohe zeitliche Auflösung der Aufzeichnung dar, die zur Erfassung schneller Augenbewegungen erforderlich ist.
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Seit Mitte der 1990er Jahre wurde die Elektrookulographie durch die Videookulographie ersetzt, wobei die beschriebene Aufzeichnung der Augenbewegung nunmehr mithilfe einer Videoaufzeichnung durchgeführt wurde. Diese Methode stellt bis heute die übliche Vorgehensweise dar. Es werden hierbei eine oder zwei Videokameras oberhalb oder seitlich der Augen platziert, in welche eine Projektion des Augenabbildes mit Hilfe von Infrarotspiegeln umgelenkt wird. So können die Augenbilder aufgezeichnet werden, während das Auge einem Blickziel folgt. Die Auswertung der Videoströme erfolgte anfangs in spezieller Analysehardware und wird mittlerweilen softwarebasiert durchgefürt.
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Um den für einige der relevanten Testverfahren notwenigen Ausschluss einer Fixationsmöglichkeit der Augen gewährleisten zu können besitzen solche Videookulographiesysteme einen Verdunkelungsmechanismus der es ermöglicht, dass die Kameras die Augenbilder in völliger Dunkelheit aufzeichnen. Hierfür ist weiterhin eine Ausleuchtung der Augen mit Infrarotlicht integriert.
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Ein weiteres häufig anzutreffendes Merkmal ist das vorhandensein einer Fixations-LED, mit deren Hilfe eine Unterdrückung unwillkürlicher Augenbewegungen bei verdunkeltem Gesichtsfeld möglich ist. Je nach Reifegrad der Systeme besitzen diese häufig Justierungsmöglichkeiten zur Zentrierung der Pupille im aufgezeichneten Videostrom und zur Fokussierung.
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Eingesetzt werden derartige Vorrichtungen bei bekannten diagnostischen Testverfahren. Bei Nystagmographischen Tests erfolgt eine Reizung des Gleichgewichtsorganes im Innenohr. Im Rahmen der kalorischen Vestibularisprüfung wird eine thermische Reizung mit Hilfe von Warm-Kalt-Spülungen des Gehörgangs mit Wasser, Luft oder Infrarotlicht durchgeführt. Die Aufzeichnung erfolgt bei geschlossenen Augen bzw. unter Lichtausschluss um eine Fixation der Augen auf ein Blickziel zu verhindern.
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Die Untersuchung ist recht langwierig, da beide Ohren jeweils kalt und warm zu reizen sind und zwischen den irrigationen Pausen eingehalten werden müssen, um den vorangegangenen Reiz abklingen lassen zu können. Die Spülung mit einer Dauer von etwa einer Minute und die Aufzeichnung der Reaktion über einige Minuten summieren sich zu einer Gesamtuntersuchungsdauer von nicht unter einer halben Stunde.
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Bei einem Test zum Blickrichtungsnystagmus bzw. Endstellnystagmus erfolgt eine okulomotorische Reizung durch Extremstellung der Augen, bei der optokinetischen Prüfung richtet sich während der Prüfung der Blick auf ein sich schnell bewegendes Streifenmuster.
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Bei den einzelnen Testverfahren werden unterschiedliche Bereiche des Gleichgewichtssystems geprüft, die sich jedoch alle darin äußern, dass das Auge eine Folge von „Nystagmus“ genannten Bewegungen macht. Dabei handelt es sich um sägezahnartige Bewegungen, also eine Folge von langsamen Bewegungen in eine bestimmte Richtung gefolgt von einer schnellen Rückstellbewegung in die Gegenrichtung. Die Sägezahnmuster werden von Artefakten wie Offsetverschiebungen, Blinzeln, und ähnlichem befreit und nach Parametern wie der Geschwindigkeit der langsamen Phase oder der Amplitude über der Zeit analysiert.
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Bei der Blickfolgeprüfung wird der Patient aufgefordert, mit den Augen ein Blickziel zu verfolgen, welches beispielsweise mit einem Laser oder Videoprojektor in das Blickfeld des Patienten projiziert wird. Die synchron zum Blickziel aufgezeichnete Augenbewegung wird dahingehend analysiert, ob der Patient in der Lage ist, dem Blickziel zu folgen.
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Bei der rotatorischen Prüfung wird der Patient mittels eines elektronisch gesteuerten Drehstuhles um die eigene Körperachse beschleunigt. Die Beschleunigung erfolgt entlang definierter Profile, die beispielsweise auch einen abrupten Stopp der Drehung enthalten können. Eine Sonderform der Drehstuhltests ist die exzentrische Rotation, bei der die Drehachse des Stuhls während der Drehbewegung einige Zentimeter seitlich verschoben werden kann. Dies dient der seitengetrennten Untersuchung der beiden Vestibularisorgane, indem eines der beiden in die Drehachse verschoben wird und somit praktisch nicht gereizt wird, wohingegen das andere einem sehr viel stärkeren Reiz ausgesetzt ist, da es auf einer weiter von der Drehachse entfernten Kreisbahn eine höhere Bahngeschwindigkeit erreicht.
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Beim Video-Kopf-Impuls-Test fokussiert der Patient ein stationäres Blickziel und der Untersucher bewegt den Kopf des Patienten mit den Händen kurz und impulsartig entlang der Ausrichtung eines Bogengangs um zehn bis fünfzehn Grad. Neben der Augenbewegung wird gleichzeitig und synchron dazu die Kopfbewegung aufgezeichnet. Der Test vergleicht die Kopf- und Augenbewegung. Ist der Patient in der Lage, trotz der ruckartigen Kopfbewegung das Blickziel zu fokussieren, so ist dies ein Nachweis für die bestimmungsgemäße Funktion des jeweiligen Bogenganges. Bei einer Bogengangsfunktionsstörung ist der Patient nicht in der Lage, das Blickziel während der Kopfbewegung zu fixieren, so dass die Beschleunigung der Augenbewegung sich deutlich von dem Beschleunigungsverlauf des Kopfes unterscheidet.
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Für die Durchführung des Video-Kopf-Impulstests werden spezielle VideoBrillen benötigt, die neben einer Hochgeschwindigkeitskamera mit etwa 250 fps auch ein Gyroskop für die synchrone Aufzeichnung der Augenbewegung besitzt und besonders leicht ist, damit die Kamera bei der Durchführung des Kopf-Impulses nicht vor dem Auge verrutscht. In der Praxis werden jeweils etwa zehn Impulse je Richtung, also drei pro Seite durchgeführt, so dass alle sechs Bogengänge in etwa zehn Minuten untersucht werden können.
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Der Video-Kopf-Impulstest weist diagnostisch eine große Überlappung mit der kalorischen Prüfung auf. Beide dienen der Diagnostik der Bogengangsfunktion, wobei die kalorische Prüfung deutlich langwieriger und aufwändiger ist und lediglich die Funktion des horizontalen Bogengangs erfasst. Die beiden Untersuchungsmethoden sind jedoch nicht direkt vergleichbar, da sie unterschiedliche Frequenzbereiche der Bogengangsfunktion erfassen. Die kalorische Prüfung deckt eher den niederfrequenten Bereich ab, wohingegen der Kopf-Impulstest die schnellen Kopfbewegungen erfasst.
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Der Video-Kopf-Impulstest wird in der Praxis zunehmend relevanter. Aufgrund der Möglichkeit, alle Bogengänge zu erfassen ist er umfangreich und schnell durchführbar. Es ist für die Zukunft zu erwarten, dass er die kalorische Prüfung als Standarduntersuchungsmethode ablösen wird und die kalorische Prüfung nur noch bei unklarer Diagnose zum Einsatz kommen wird.
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Es wäre daher wünschenswert, die kalorische Prüfung und den Video-Kopf-Impuls-Test in einem System zu kombinieren. Da die konstuktiven Anforderungen jedoch sehr unterschiedlich sind und sich wiedersprechen, ist das bisher nicht in überzeugender Weise gelungen.
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Durch die Markteinführung der Videookulographie wurde die Elektrookulographie beinahe vollständig aus dem Markt gedrängt. Lediglich in einigen speziellen klinischen Anwendung wird heute noch mit der Elektrokoulographie gearbeitet.
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Die eingangs genannte Vorrichtung gemäß dem Gegenstand der
WO 1991/013584 A1 stellt einen der möglicherweise letzten Entwicklungsschritte der Elektrookulographie dar. Im Gegensatz zu den bis dahin üblichen Verfahren sieht die dort beschriebene Lösung bereits vor, die zuvor direkt auf der Haut aufgeklebten Elektroden in eine Gesichtsauflage zu integrieren und eine Vorverstärkung direkt auf der Gesichtsauflage zu integrieren, um die Signalqualität durch den Verzicht auf eine Analogübertragung über Kabelverbindungen zu verbessern.
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Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde, die bekannte Gesichtsauflage weiterzuentwickeln und damit das Problem einer Verbindung der kalorischen Prüfung mit dem Video-Kopf-Impulstest in einer einzelnen Gesichtsauflage zu lösen, sowie das Spektrum der möglichen Testverfahren zu erweitern.
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Dies gelingt mit einer Gesichtsauflage zur Signalerfassung im Rahmen eines elektrookulographischen Verfahrens gemäß den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs 1, sowie des nebengeordneten Anspruchs 4. Weitere sinnvolle Ausgestaltungen dieser Gesichtsauflagen können den jeweiligen Unteransprüchen entnommen werden.
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Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass eine Gesichtsauflage mehrere Elektroden aufweist, die einer flexiblen Leiterplatte zugeordnet sind. Zur Vermeidung von Signalstörungen sind den Elektroden Operationsverstärker ortsnah auf der Leiterplatte zugeordnet, so dass das so genannte Elektrodenbrummen reduziert ist. Zusätzlich zu den Elektroden, mit welchen eine Elektrookulographie als solche geleistet werden kann, ist der Leiterplatte jedoch auch eine inertiale Messeinheit zugeordnet, welche insbesondere, vorzugsweise dreiachsig, die Winkelgeschwindigkeit, die Linearbeschleunigung und/oder die magnetische Flussdichte erfassten kann, also ein Gyroskop, ein Accelerometer und ein Magnetometer darstellt. Durch die Anwendung einer solchen inertialen Messeinheit kann die Kopfbewegung eines Patienten exakt erfasst werden, während über die Elektroden, die im Bereich um die Augen des Patienten herum angeordnet sind, die Augenbewegungen erfasst werden können. Anstelle eines bekannten Video-Kopf-Impulstests kann ein gleichartiger Test durchgeführt werden, welcher auf eine Videoaufzeichnung verzichtet.
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Dies bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Gegenüber Videobrillen, die nicht nur vergleichsweise schwer sind, sondern auch weit vom Gesicht abstehen müssen um eine Videoaufzeichnung zu ermöglichen, liegt die erfindungsgemäße Lösung dicht an und ist daher auch bei schnellen kopfbewegungen mechanisch sehr positionsstabil. Der bei heutiger Technik mit Videobrillen unvermeidliche Schlupf zwischen Kopf- und Augenbewegung kann so praktisch ausgeschlossen werden.
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Ferner kann die Abtastrate weit über die bei der Videookulographie üblichen Raten von etwa 250 Hz auf mehrere kHz erhöht werden. Die so genannten „Sakkaden“, schnelle Ausgleichsbewegungen des Auges, können bis zu 700 Winkelgrade pro Sekunde schnell sein, so dass die bekannten Videookulographiesysteme allenfalls Näherungswerte der Augenbewegung liefern.
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Zudem kann aufgrund der vorgeschlagenen Technik eine kabellose Ausführung unproblematisch hergestellt werden, da im Gegensatz zu Video-Kopf-Impulstest-Systemen nicht die Übertragung eines kompletten Augenbildes für die Pupillensuche zum Auswertesystem übertragen werden muss. Es ist vielmehr ausreichend, lediglich einen zwischen zwei Elektroden gemessenen Spannungswert zu übertragen, der bereits die Pupillenposition repräsentiert.
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Durch den Wegfall des Kabels wird die Durchführung des Kopf-Impulstests verbessert, weil das Kabel der Videobrille bei einer schnellen Kopfbewegung auch zu einer Bewegung der Videobrille und damit zu einer Verschiebung der Brille vor dem Auge beitragen kann.
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Der Einsatz einer erfindungsgemäßen Gesichtsauflage hat aber noch weitere Vorteile. Video-Kopf-Impulstest-Systeme für lichtausschließende Messungen benötigen zwangsweise einen Lichtausschlussmechanismus, da die Kameras die Augen „sehen“ müssen während das Elektrookulographie-System die Dipolpotentiale des Augapfels auch bei geschlossenem Auge messen kann. Dies ist keine triviale Anforderung, da die Videokameras zwischen Auge und Abdunkelungssystem liegen müssen um die Augen trotz Abdunkelung im Infrarotbereich aufzeichnen zu können. Damit wird auch eine Infrarotbeleuchtung der Augen benötigt, die bei der erfindungsgemäßen Lösung ersatzlos entfallen kann.
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Da die Verdunkelung die Kameras mit einschließen muss entsteht ein ein Aufbau vor den Augen, der eine erhebliche Dicke aufweist und ein Gewicht mit erheblichem Hebel besitzt, so dass bei einer Bewegung des Kopfes durch die Trägheit der Masse an diesem Hebel immer auch eine Bewegung der Videobrille erfolgt.
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Mit einigem Vorteil kann die Kontaktfläche der Elektrode mit einem Dielektrikum überzogen sein, so dass die Elektrode auf der flexiblen Leiterplatte mit dem darunterliegenden Gewebe des Kopfes einen Kondensator bildet und dann nicht direkt zur Potenzialmessung verwendet wird, sondern zur Messung der Kapazitätsänderung durch die Änderung des elektrookulographischen Potenzials bei einer Drehung des Auges.
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Alternativ kann die Gesichtsauflage Elektroden einsetzen, die zur Messung einer Potenzialdifferenz vorgesehen sind. Dann kann die Oberfläche der Elektroden, welche die Haut direkt kontaktiert, mit einer Silberschicht überzogen sein. Das Silber dient in diesem Zusammenhang als Elektrolyt und kontaktiert als solches direkt die Haut.
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Dies ist insbesondere in einer Ausführung zur Messung der torsionalen Augenbewegung sinnvoll, bei der jedem Auge, beziehungsweise jeder Augenaussparung, eine seitliche Schläfenelektrode zugeordnet ist, sowie eine über dem Auge angeordnete obere Vergleichselektrode und eine unter dem Auge angeordnete untere Vergleichselektrode. Es wird dann die Potenzialdifferenz zwischen der Schläfenelektrode und der oberen Vergleichselektrode gemessen und mit der Potenzialdifferenz zwischen der Schläfenelektrode und der unteren Vergleichselektrode verglichen, sowie der Phasenunterschied dieser Potenzialdifferenzen bestimmt. Diese Auswertung der gemessenen Potenzialverläufe erfolgt entweder direkt in Hardware, über einen Mikroprozessor oder in einer extern angeordneten Datenauswertung, insbesondere über Software.
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Die vorbeschriebenen verschiedenen Lösungen und Ansätze sind jeweils einzeln oder in Kombination miteinander einsetzbar und können wie folgt zusätzlich weiterentwickelt werden.
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So ist es insbesondere möglich, die Elektroden jeweils als Array aus mehreren nebeneinander liegenden Elektrodenelementen auszuführen, die alternativ auf den Verstärker geführt werden können. So kann vor der Durchführung der Messung die Elektrodenposition mit der besten Eignung gesucht werden und damit eine Feineinstellung des Systems auf die Anatomie des Patienten erfolgen, also die Elektrodenposition praktisch an die Augenposition des Patienten angepasst werden.
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Die einzelnen Elektroden können hierbei durch ein flächenparalleles Herausbiegen eines Flächenabschnitts der flexiblen Leiterplatte gebildet sein. Dabei wird ein Ausschnitt aus der flexiblen Leiterplatte hergestellt und so gebogen, dass er durch einen korrespondierenden Ausschnitt einer die Leiterplatte umgebenden Hülle ragt.
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Dabei kann die flexible Leiterplatte von einem Polster hintergriffen sein, welches dazu dient, eine gleichmäßige Druckverteilung der Gesichtsauflage zu gewährleisten und so die Gesichtsauflage an verschiedenartige Gesichtsformen anzupassen. Ferner kann das Polster Erhöhungen aufweisen, mit denen die Elektroden durch die umgebende Hülle hindurch auf die Hautoberfläche gedrückt werden. Auch ein Schutz der darunterliegenden Elektronik wird durch das Polster realisiert. Dem Polster benachbart kann weiter eine Isolationsschicht angeordnet sein, die ebenfalls dem Schutz der darunterliegenden Elektronik dient.
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Um die Gesichtsauflage gegen eine zu starke Zugbeanspruchung zu sichern, kann parallel zur Leiterplatte zusätzlich eine Zugentlastungsschicht angeordnet sein, welche aus einem zugstabilen Material, vorzugsweise aus Kohlefaser oder Edelstahlfolie, hergestellt ist. Sie drückt die Gesichtsauflage gleichmäßig gegen das Gesicht, indem an zwei rechts und links angeordneten Kopfbandösen ein kopfband befestigt wird, das hinter dem Kopf geschlossen und festgezurrt wird.
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Die bereits angesprochene Hülle der Gesichtsauflage, welche auf einer Innenseite direkt die Haut kontaktiert, kann aus biokompatiblem Kunstleder hergestellt sein, wobei zwei Flächen die insgesamt flach gebildete Gesichtsauflage beiderseits abschließen. An ihren Rändern sind die beiden Kunstlederflächen verschweißt, so dass die flexible Leiterplatte, das Polster, die Isolierschicht und die Zugentlastung, soweit jeweils vorhanden, unverlierbar in der Hülle aufgenommen sind.
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Das bedarfsweise zur Fixierung am Kopf verwendbare Kopfband seinerseits kann aus einem elastischen Material hergestellt und/oder ein verstellbares Verschlusselement aufweisen. Die Anpassung an verschiedene Kopfgrößen kann so auf mehrere unterschiedliche Arten erfolgen.
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Schließlich können der Gesichtsauflage, insbesondere auf der flexiblen Leiterplatte, drahtlose Verbindungsmittel zur Datenkommunikation mit einer Signalverarbeitungseinheit zugeordnet sein. Hierbei kann es sich mit einigem Vorteil um eine Bluetooth-Schnittstelle oder andere vergleichbare drahtlose Schnittstelle handeln. Ferner kann ein elektrischer Akkumulator, gegebenenfalls aus mehreren Einzelzellen zur Spannungsversorgung zugeordnet sein. Der Akkumulator kann dabei ferner direkt in der Gesichtsmaske aufladbar sein, vorzugsweise über eine induktive Ladespule, oder gegen neue Akkus ausgetauscht werden.
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Die vorstehend beschriebene Erfindung wird im Folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
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Es zeigen
- 1 eine erfindungsgemäße Gesichtsauflage in einer perspektivischen Explosionsdarstellung von außen,
- 2 eine Detaildarstellung einer Schichtauswahl der Explosionsdarstellung gemäß 1 in einer perspektivischen Darstellung von innen, sowie
- 3 eine Draufsicht auf die Innenseite der erfindungsgemäßen Gesichtsauflage.
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1 zeigt eine Gesichtsauflage 1 in einer Explosionsdarstellung, welche den flachen Schichtaufbau der Gesichtsauflage 1 erkennen lässt. Zentrale Schicht der Konstruktion ist eine flexible Leiterplatte 3, welche gemeinsam mit weiteren Schichten zwischen zwei Hüllschichten 2 aus biokompatiblem Kunstleder aufgenommen ist. Die Hüllschichten 2 werden im zusammengesetzten Zustand der Gesichtsauflage 1 miteinander verschweißt und so die darin aufgenommenen übrigen Schichten zusammengehalten. Um als Gesichtsauflage für den Patienten möglichst angenehm zu sein weisen alle Schichten eine durchgehend gleiche Grundform auf, die im Detail von Schicht zu Schicht angepasst ist. So überlappen die Hüllschichten 2 alle anderen Schichten rundum, so dass eine vollständige Aufnahme der anderen Schichten erfolgen kann. Lediglich an den Rändern, wo ein Kopfband befestigt werden soll, überragt eine innenliegende Zugentlastungsschicht 6 die Hüllschichten 2 derart, dass beiderseits ein Abschnitt mit einer Kopfbandöse 10 freigelassen wird, so dass ein Kopfband nur an der auf Zug belastbaren Zugentlastungsschicht 6 gehalten wird. Die Zugentlastungsschicht ist dazu aus einer Kohlefaserfolie oder einer Edelstahlfolie hergestellt und damit sehr reißfest.
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Unmittelbar nach innen an die flexible Leiterplatte 3 anschließend ist ein Polster 4 angeordnet, auf das später noch eingegangen wird. Danach folgt eine Isolationsschicht 5, dann die Zugentlastungsschicht 6 und schließlich wieder eine Hüllschicht 2.
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Der flexiblen Leiterplatte 3 sind neben einer Reihe von ebenfalls später erläuterten Elektroden auf eine inertiale Messeinheit 11, Akkumulatoren 18 und eine Bluetooth-Schnittstelle 19 zur drahtlosen Kommunikation mit einer Auswerteeinheit angeordnet.
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Bei der inertialen Messeinheit handelt es sich um eine räumliche Kombination mehrerer Inertialsensoren, nämlich eines Sensors zur Erfassung einer Linearbeschleunigung, eines Sensors zur Drehratenerfassung und eines Sensors zur Erfassung magnetischer Flussdichte. Aufgrund dieser Sensoren kann eine genaue Bewegungserfassung der Gesichtsauflage 1 von der Auswerteeinheit durchgeführt werden, die so sämtliche für einen Kopf-Impuls-Test erforderlichen Parameter auch ohne Videoaufzeichnung erhalten kann.
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Da beim Kopf-Impuls-Test eine Zwangsbewegung des Kopfes stattfindet, muss diese Zwangsbewegung ermittelt und quantifiziert werden und in ein Verhältnis zu einer Augenbewegung gebracht werden. Zur Ermittlung der Augenbewegung ist der Gesichtsauflage 1 ein Satz von Elektroden 12, 13, 14 und 15 zugeordnet, wie nachfolgend und in 3 gezeigt wird.
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2 zeigt die Explosionsdarstellung aus 1 von der anderen Seite und dort auch nur die innere Hüllschicht 2, die flexible Leiterplatte 3 und das Polster 4. Die innere Hüllschicht 2 besitzt Ausnehmungen 20, durch welche die Elektroden 12, 13, 14, 15 der flexiblen Leiterplatte 3 hindurchragen. Diese sind durch ein Ausschneiden eines Flächenausschnitts hergestellt, der dann flächenparallel nach oben gebogen wird. Eine Erhebung 16 in dem Polster 4 drückt dann die Elektroden 12, 13, 14 und 15 im Betrieb durch die innere Hüllschicht 2 und deren Ausnehmungen 20 hindurch auf die Haut des Patienten. Hierzu sind die Elektroden 12, 13, 14 und 15 mit einer Silberschicht als Elektrolytschicht versehen.
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3 zeigt im Einzelnen die Anordnung der Elektroden 12, 13, 14 und 15 auf der Gesichtsmaske 1. Jeweils eine Schläfenelektrode 12 befindet sich senkrecht außen an einer Augenaussparung 7 bzw. 8, jeweils eine obere Vergleichselektrode 13 oberhalb, eine untere Vergleichselektrode 14 unterhalb der Augenaussparung. Eine weitere Elektrode 15 ist zentral oberhalb einer Nasenaussparung 9 angeordnet. Durch eine Vergleichsmessung der Potenziale jeweils zwischen einer Schläfenelektrode 12 und einer der Vergleichselektroden 13 und 14 kann festgestellt werden, wann und wie weit, sowie in welche Richtung sich das zugehörige Auge des Patienten bewegt, so dass auf diese Weise die zuvor beschriebenen Messwerte der inertialen Messeinheit 11 ergänzt werden können.
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Vorstehend beschrieben ist somit eine Gesichtsauflage zur Signalerfassung im Rahmen eines elektrookulographischen Verfahrens, mithilfe derer eine Relation einer Augenbewegung zu einer Kopfbewegung festgestellt werden kann, ohne dass eine Videoauswertung der Augenbewegung erfolgen muss. Aufgrund einer flachen, unmittelbar am Kopf anliegenden Bauform können ein Verrutschen der Gesichtsauflage und die damit einhergehenden Messungenauigkeiten auch bei starken Kopfbewegungen während eines Kopf-Impuls-Tests wirkungsvoll vermieden werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Gesichtsauflage
- 2
- Hüllschicht
- 3
- flexible Leiterplatte
- 4
- Polster
- 5
- Isolationsschicht
- 6
- Zugentlastungsschicht
- 7
- linke Augenaussparung
- 8
- rechte Augenaussparung
- 9
- Nasenaussparung
- 10
- Kopfbandöse
- 11
- inertiale Messeinheit
- 12
- Schläfenelektrode
- 13
- obere Vergleichselektrode
- 14
- untere Vergleichselektrode
- 15
- Elektrode
- 16
- Operationsverstärker
- 17
- Erhebung
- 18
- Akkumulator
- 19
- Bluetooth-Schnittstelle
- 20
- Ausnehmung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 1991/013584 A1 [0002, 0021]