DE4411907A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung von Position und Bewegung variabler Achsen von Gelenken - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung von Position und Bewegung variabler Achsen von GelenkenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Bestimmung der
aktuellen Position einer Drehachse und deren Bewegung bei einem Gelenk mit variabler
Achsposition.
Ein Beispiel für ein solches Gelenk ist das menschliche Kiefergelenk. Jedoch werden auch in
verschiedenen technischen Bereichen Drehachsen gelegentlich schwimmend, elastisch oder auch
fliegend gelagert, so daß das erfindungsgemäße Verfahren und die entsprechende Vorrichtung
auch auf solche Gegenstände anwendbar sind. Durch die vorliegende Patentanmeldung wird
jedoch kein Schutz für das entsprechende Verfahren begehrt, soweit dieses Verfahren als
therapeutisches oder diagnostisches Verfahren zur Anwendung am menschlichen oder tierischen
Körper anzusehen ist.
Dessen ungeachtet sollen die Vorrichtung und ihre Funktionsweise, und insoweit auch das
entsprechende Verfahren, anhand der Bewegungen eines menschlichen Kiefergelenkes und
entsprechender, am Kopf eines Menschen anzuordnender Elemente beschrieben werden, wobei
sich entsprechende Verfahrensschritte in völlig analoger Weise auch auf andere technische
Bereiche übertragen lassen.
Es sind bereits verschiedene Verfahren und Vorrichtungen zur Lokalisierung von aktuellen
Drehachspositionen an Drehgelenken bekannt. Ein solches Verfahren besteht z. B. darin, daß an
einem der Teile des Gelenkes, welches im folgenden als das bewegliche Teil bezeichnet wird, ein
Bügel angebracht wird, welcher seitlich außerhalb des beweglichen und des anderen, hier als
feststehend betrachteten Teiles des Gelenkes zurückgeführt wird, so daß es eine angenommene
Achsposition in etwa schneidet. Ein Markierelement kann auf diesem Bügel angebracht werden,
um die angenommene Position der Drehachse zu kennzeichnen. Anschließend werden die beiden
Teile relativ zueinander bewegt bzw. es wird das bewegliche Teil bewegt, während das andere
Teil festgehalten wird, und dabei wird in einer seitlichen Draufsicht beobachtet, ob sich das
Markierelement bewegt. Nur dann, wenn das Markierelement trotz der Bewegung der beiden Teile
relativ zueinander unverrückbar (abgesehen von einer Drehung um die eigene Achse) am selben
Punkt stehen zu bleiben scheint, fällt seine Position offenbar auch mit der Position der Drehachse
zusammen. Diese Position kann dann unterhalb des Markierelementes auf einem der beiden Teile
eingezeichnet oder sonstwie gekennzeichnet werden. Dieses Verfahren ist allerdings sehr
ungenau, insbesondere wenn die beiden Teile nur um relativ kleine Winkel gegeneinander
verdreht werden können. Da der angenommene Drehpunkt auf jeden Fall bereits relativ nahe an
der Drehachse liegt, sind kleine Drehbewegungen in diesem Nahbereich mit bloßem Auge kaum
wahrnehmbar und auch mit Hilfe von Meßinstrumenten ist die tatsächliche Position des
Drehpunktes bzw. der Drehachse in einer solchen Situation nur sehr ungenau zu bestimmen. Ein
solches Verfahren scheitert vor allem auch dann, wenn die Drehachse nicht ortsfest ist. Die
beiden vorstehend genannten Bedingungen, d. h. ortsfeste Drehachsen bei nur sehr kleinen
Winkelbewegungen und eine Verschiebung oder Verkippung der Drehachse bei größeren
Relativbewegungen der beiden über das Gelenk gekoppelten Teile treffen unter anderem auch
auf bestimmte Untersuchungen am menschlichen Kiefergelenk zu.
Die Diagnose der Funktion und des Bewegungsablaufes des menschlichen Kiefergelenks ist für
die Medizin sowohl in den Bereichen der Diagnose und Therapie von Gesichts- und Kopf
schmerzen, der Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten als auch insbesondere für die Zahnmedizin von
großer Bedeutung.
Das Kiefergelenk verbindet den Unterkiefer mit der Schädelbasis (Abb. 1). Das Gelenk ist paarig,
jeweils knapp vor dem äußeren Gehörgang gelegen. In der Schädelbasis findet sich die
Gelenkgrube, die Fossa Condylaris. Der Unterkieferknochen endet in einer walzenförmigen
Verdickung, dem Condylus, der in der Fossa Conylaris liegt. Zwischen Condylus und Fossa
befindet sich eine bindegewebige Scheibe, der Diskus. Das gesamte Gelenk ist von einer Kapsel
umschlossen, die besonders in der von der Schädelmittel abgewandten Seite stärkere Fasern
zeigt. An der Kapsel ist der Diskus befestigt, überwiegend durch Faserbündel, die in den hinteren
Teil der Gelenkkapsel zeigen.
Das Kiefergelenk führt bei kleinen Mundöffnungen eine Rotationsbewegung um eine horizontale
Achse aus, die in etwa durch die Mitte des Condylus verläuft. Größere Mundöffnungen führen zu
einer translatorischen Vorverlagerung des Gelenkkopfes. Bei seitlichen Verschiebungen des
Unterkiefers, im Zusammenhang mit einer mahlenden Kaubewegung, kommt es zu einer Rotation
um eine vertikale Achse in jenem Gelenk, zu dem hin die Seitwärtsbewegung gerichtet ist. Der
Condylus im anderen Gelenk führt eine Translationsbewegung aus. Beim funktionsgesunden
Patienten folgt der Diskus bei diesen Bewegungen dem Condylus, d. h. er bleibt in nahezu
konstanter Lagebeziehung zum Gelenkkopf.
Die Bewegungen des Unterkiefers werden durch eine Vielzahl von Muskeln erreicht. Von
Bedeutung ist dabei die Tatsache, daß die Summe aller im Kiefergelenk wirksamen Kraftvektoren
nahe Null ist. Das Gelenk ist also nicht für die Aufnahme von Kräften angelegt. Die Beschreibung
aller Muskeln würde hier zu weit führen. Besonders erwähnenswert ist lediglich der Muskel
Pterygoideus lateralis, der den Condylus nach vorn zieht und mit seinen Fasern am Unterkiefer
knochen unmittelbar unterhalb der Gelenkkapsel ansetzt.
Funktionsstörungen des Kiefergelenks zählen zu den am häufigsten vorkommenden Störungen
im Bewegungsapparat des Menschen. Sie sind zu den häufigsten "Krankheiten" überhaupt zu
zählen, wobei sicherlich nur einem kleinen Teil der Störungen subjektiv oder sogar objektiv
Krankheitswert zukommt. Die auftretenden Störungen lassen sich zunächst nach der Symptomatik
gliedern:
Patienten zeigen Gelenkgeräusche, insbesondere Knack- und Reibegeräusche; weiter kommen Schmerzsensationen vor, die vom Patienten typischerweise als in der Schläfenregion aufsteigend und im Bereich vor dem Ohr lokalisiert werden; schließlich treten Limitationen der Gelenkbewe gung im Sinne einer reduzierten Öffnung oder einer limitierten Rechts- oder Linkslateralbewegung auf.
Patienten zeigen Gelenkgeräusche, insbesondere Knack- und Reibegeräusche; weiter kommen Schmerzsensationen vor, die vom Patienten typischerweise als in der Schläfenregion aufsteigend und im Bereich vor dem Ohr lokalisiert werden; schließlich treten Limitationen der Gelenkbewe gung im Sinne einer reduzierten Öffnung oder einer limitierten Rechts- oder Linkslateralbewegung auf.
Im Gelenk auftretende Geräusche sind Folge einer Veränderung der Lagebeziehung von Diskus
und Condylus: Der Condylus springt vom Diskus ab oder auf den Diskus auf, wobei häufig
Knackgeräusche entstehen.
Reibegeräusche gelten als Folge einer Reibung des Condylus in der Fossa ohne dazwischenlie
genden Diskus; dieser Zustand wird von vielen Patienten wegen der Druckempfindlichkeit der
Knochenhaut, des Periost, als sehr schmerzhaft beschrieben.
Potentielle Schmerzauslöser sind desweiteren Muskelverspannungen und -spasmen, die Folge
von Schonhaltungen oder Bewegungen sein können, die durch Gelenkschäden vorgegeben oder
bedingt sind.
Eine starke Diskusverlagerung kann schließlich dazu führen, daß der Condylus bei seiner
Bewegung an den dislozierten Diskus stößt, jedoch nicht mehr auf ihn aufgleiten und damit die
Bewegungsbahn nicht in gewohnter Form fortsetzen kann. Dieser Zustand wird als Limitation der
Öffnungsbewegung bei Diskusdislokation beschrieben.
Die Entwicklung der vorgenannten Schäden des Gelenks bzw. des Gelenk-Muskelkomplexes wird
auf eine Vielzahl von Ursachen zurückgeführt, die innerhalb der Wissenschaft kontrovers diskutiert
werden. Eine besondere Bedeutung scheint jedoch die störungsfreie Beziehung der Zähne des
Oberkiefers zu den Unterkieferzähnen zu haben, woraus folgt, daß diesen Zusammenhängen
auch bei Ersatz von Zähnen oder Zahngruppen, d. h. allen zahnärztlich-prothetischen Maßnahmen
erhebliche Bedeutung zukommen kann.
Ebenso von Bedeutung ist die Kenntnis dieser Zusammenhänge für den Kieferorthopäden, der
durch Zahnverschiebungen zum Teil nachhaltige Veränderungen der Zahnpositionen und der
Zahnbögen zueinander herbeiführt sowie für den Mund-Kiefer und Gesichtschirurgen, der durch
operative Maßnahmen die Position der Kiefer zueinander oftmals in erheblichem Umfang
verändert.
Die Diagnose der Kiefergelenksfunktion bzw. -erkrankung fußt zunächst auf einer gründlichen
Anamnese. Die klinische Befunderhebung umfaßt die Palpation (Abtastung) der wichtigsten
Kaumuskeln, die Überprüfung der Bewegungskapazität, die Auskultation (Abhören) des
Gelenkraumes und die Prüfung der Okklusion (Lage der Zahnreihen zueinander). Für die
Vereinfachung des Vorgehens wurden standardisierte Befunderhebungsbögen entwickelt, die auch
eine Erfolgskontrolle während der Therapie erlauben.
Eine besondere Bedeutung innerhalb der Befunderhebung kommt der sogenannten instrumentel
len Funktionsanalyse zu. Es handelt sich hierbei um Verfahren, die die Bewegungen des Condylus
sichtbar machen sollen. In der Praxis haben sich hier im Bereich mechanischer Registriersysteme
weitgehend sogenannte Gesichtsbogen durchgesetzt. Diesen Systemen ist gemeinsam, daß
zunächst der Scharnierachspunkt, d. h. die Rotationsachse des Condylus bei kleinen Öffnungs
bewegungen ermittelt wird.
Es ist von Bedeutung, daß der Scharnierachspunkt nach vielfältigen Reihenuntersuchungen
interindividuell relativ gering abweicht, er befindet sich auf der Linie zwischen Gehörgang und
Orbitarand etwa 8-12 mm vor dem Tragus (Wölbung des vorderen Randes der Ohrmuschel nach
innen), wodurch eine grobe Vorjustage der Gesichtsbögen möglich ist (Abb. 2).
Von der ermittelten Rotationsachse ausgehend werden die Bewegungen des Unterkiefers durch
graphische Aufzeichnungssysteme sichtbar gemacht. Druckmesser, die an den Gesichtsbögen
befestigt sind, messen die Bewegung nach zentral bei der Laterotrusion.
Auch bei der Translationsbewegung sind interindividuell beim funktionsgesunden Patienten relativ
geringe Unterschiede festzustellen: die graphisch aufgezeichnete Bewegungsbahn entspricht etwa
der Form des Schädels vor der Fossa, der sogenannten Eminentia Artikularis.
Die graphischen Aufzeichnungen ergeben in Verbindung mit den abgelesenen Werten der
Druckmesser Aufschluß über den Anomalietyp, wobei auch Aussagen über den Zeitpunkt des
Auftretens der Störung in der Funktionsbewegung gemacht werden können. Ein Kiefergelenk
knacken zeigt sich beispielsweise als Stufe in der Aufzeichnungslinie.
Zu den mechanischen Aufzeichnungssystemen, die von verschiedenen Herstellern angeboten
werden, kommen - in den letzten Jahren zunehmend - elektronische Registriersysteme.
Die elektronischen Registriersysteme bieten den Vorteil, daß die Gelenkbewegungen beidseits
gleichzeitig erfaßt und so Asynchronitäten des Bewegungsablaufes erkannt werden können.
Weitere systembedingte Vorzüge elektronischer Registriersysteme gegenüber den graphisch
mechanischen liegen in der einfacheren Handhabung, und der präziseren Auswertbarkeit der
Meßergebnisse, z. B. durch Überlagerung oder Zoomfunktionen.
Die derzeit verfügbaren Systeme zur elektronischen Erfassung von Kiefergelenkbewegungen
verwenden unterschiedliche Meßmethoden, deren Daten von einem nachgeschalteten Rechner
(PC) ausgewertet werden. Die Meßeinrichtungen werden stets am Unterkiefer, d. h. an der
Unterkieferzahnreihe befestigt. Als Befestigungssystem dient ein sogenannter paraokklusaler
Löffel. Der paraokklusale Löffel liegt den seitlichen Konturen der Zähne, also den wangen- bzw.
zungenzugewandten Seiten der Zahnreihen an, wobei die Kauflächen freibleiben, um so
annähernd normale Kaufunktionen zu gewährleisten. Als Bezugssystem dient eine an der
Schädelkalotte oder im Einzelfall am Oberkiefer befestigte Einheit, welche die Bewegungen der
am Unterkiefer befestigten Meßeinrichtung aufnimmt.
Das Bezugssystem ist starr am Schädel fixiert, um Verschiebungen des Referenzsystems
während der Messung zu verhindern. Die Befestigung des Bezugssystems geschieht in Bezug zu
anatomischen Strukturen des Schädels, entweder so, daß das System direkt auf eine anatomische
Referenzebene bezogen montiert wird, oder so, daß Abstand und Winkel zu einer Bezugsebene
gemessen und in das nachgeordnete Auswertungssystem eingegeben werden.
Die derzeit angebotenen elektronischen Registriersysteme unterscheiden sich untereinander im
Abstand der Meßeinrichtung vom Gelenk.
Die gelenkfernen Systeme sind in der Front des Gesichtes angebracht, während die gelenknahen
Systeme über Arme, die aus dem Mund herausgeführt werden, Messungen an oder über dem
Condylus ausführen.
Ein Punkt im Anschauungsraum ist durch drei Koordinaten definiert. Die Lage der Scharnierachse
ist damit durch zwei Punkte definiert, woraus sich i.a. die Notwendigkeit der Bestimmung von
sechs Koordinatenwerten ergibt. Mangels signifikanter translatorischer Bewegungskomponenten
bei der Scharnierachslokalisation genügen in diesem Fall je zwei Koordinatenwerte in der
Rotationsebene.
Hier ergibt sich ein prinzipbedingter Nachteil der gelenkfernen Registriersysteme: Alle Meßwerte
müssen in die Gelenkregion umgerechnet werden. Diese Koordinatentransformation ist zum einen
relativ aufwendig, was die nachgeordnete Datenverarbeitung angeht. Dies wäre bei den heute zur
Verfügung stehenden Rechnersystemen noch hinzunehmen. Andererseits werden mit dem
jeweiligen Umrechnungsfaktor auch die Meßfehler multipliziert, was zu einer nicht akzeptablen
Ungenauigkeit in der Bestimmung der Lage der Scharnierachse führen kann.
Die gelenknahen Systeme benötigen die oben beschriebenen Arme, die aus dem Mund in die
Gelenkregion führen, die sogenannten Gesichtsbögen.
Der prinzipbedingte Nachteil der gelenknahen Registriersysteme liegt in dem mechanischen
Aufwand dieser Gesichtsbögen, verbunden mit der Forderung, daß diese Bögen bei minimalem
Gewicht extrem starr sein müssen, um Ungenauigkeiten durch Eigenschwingungen auszu
schließen. Diese mechanische Anforderung ist bei der Scharnierachslokalisation relativ unkritisch,
da hier nur Öffnungsbewegungen mit einem kleinen Winkel von maximal 150 vollzogen werden
müssen. Bei den Funktionsbewegungen hingegen, die das gesamte Bewegungsspektrum des
Unterkiefers umfassen sollen, stellen diese Apparaturen eine erhebliche Behinderung für den
Patienten dar.
Weiter unterscheiden sich die elektronischen Systeme in ihrer Art die Meßwerte aufzunehmen. Die
berührungslos messenden Systeme arbeiten elektrostatisch, elektromagnetisch, induktiv oder mit
Ultraschall. Die nicht berührungslos messenden Systeme arbeiten mit Widerstandsfolien oder mit
Potentiometern, wobei auch hier prinzipbedingte Störeinflüsse bei der Messung durch
mechanische Interferenzen angenommen werden müssen.
(Siehe auch: R. Burckhardt Elektronische Registriermethoden zur Aufzeichnung der Unter
kieferbewegungen Möglichkeiten und Grenzen; ZMK 1/92 S. 6-14, Spitta Verlag Balingen).
Gegenüber dem vorstehend genannten Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung die
Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Bestimmung der aktuellen Position
einer Drehachse und ihrer Bewegung entsprechend den Oberbegriffen der Ansprüche 1 und 16
zu schaffen, welche eine einerseits einfache, andererseits jedoch hochgenaue Bestimmung der
Achsposition und ihrer Bewegung ermöglichen.
Hinsichtlich des Verfahrens wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß ein Markierelement an dem
zweiten, beweglichen Teil im Gesichtsfeld einer Videokamera, jedoch im Abstand, und zwar in
einem möglichst großen Abstand von der erwarteten Drehachse fixiert wird, daß das zweite
(bewegliche) Teil relativ zu dem ersten (festen) Teil um die Achse gedreht wird, während die
Videokamera, die vorzugsweise relativ zu dem ersten (festen) Teil ruht, zumindest aber einen
genau definierten Bewegungszustand relativ zu diesem Teil hat, die Bewegung des Markier
elementes erfaßt, aufzeichnet, wobei aus der von dem Markierelement bei kleinen Winkeln
zurückgelegten Kreisbahn auf die Lage des Mittelpunktes dieser Kreisbahn zurückgerechnet
werden kann.
Bezüglich der Vorrichtung wird die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe dadurch gelöst, daß
ein Markierelementträger zur Befestigung an dem beweglichen Teil vorgesehen ist, weiterhin eine
Videokamera vorgesehen ist und das Markierelement so an dem Markierelementträger angebracht
ist, daß es sich eindeutig im Abstand zur Drehachse und gleichzeitig innerhalb des Gesichtsfeldes
der Videokamera befindet.
Bevorzugte Varianten der Erfindung betreffen die Ausgestaltung der Markierelemente, um deren
Position bzw. Bahn möglichst genau zu bestimmen.
So ist es z. B. bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung und dem entsprechenden Verfahren, die
wesentlich auf der Verwendung einer Videokamera beruhen, zweckmäßig und sinnvoll, wenn die
Markierelemente zweidimensional ausgedehnt und scharf konturiert sind. Grundsätzlich kann die
Form derartiger Markierelemente weitgehend beliebig sein, es ist jedoch günstig, wenn die
äußeren Konturen der Markierelemente nicht ausschließlich aus rechtwinklig zueinander
verlaufenden Linien bestehen, sondern beispielsweise durch Kreisscheiben gebildet werden.
Bezüglich der äußeren Kontur kann man für jedes beliebige Flächenelement einen festen Punkt
dieses Elementes eindeutig definieren, z. B. den Flächenschwerpunkt, den Kreuzungspunkt zweier
oder mehrerer sich kreuzender Linien des Elementes etc. Im Falle einer Kreisscheibe bietet sich
als fest und eindeutig definierter Punkt deren Mittelpunkt an. Die Position des Mittelpunktes einer
ausgedehnten Kreisscheibe (mit bekanntem Durchmesser) läßt sich mit Hilfe einer Videokamera,
welche das Gesichtsfeld als Matrix aufzeichnet, wesentlich genauer angeben als die Position
eines kleineren Punktes oder Fleckes, der beispielsweise gerade die Größe eines Pixels der
Matrix hat.
Üblicherweise bestehen die elektronischen, bildempfindlichen Elemente einer Videokamera aus
sogenannten CCD-Elementen (Charge-Coupled Device). Dies ist im allgemeinen eine rechtwinklig
angeordnete Matrix aus typischerweise mehreren 100 000 Pixeln oder Einzelelementen, deren
elektrischer Ladungszustand sich beim Auftreffen von Photonen ändert, wobei diese Ladungs
änderung elektronisch gespeichert und umgesetzt werden kann in Bildinformationen, im
einfachsten Fall binär als Hell-/Dunkelschema. Jedem Pixel bzw. Feld dieser Matrix entspricht in
der Realität ein Flächenelement des Gesichtsfeldes der Kamera, d. h. das Gesichtsfeld, welches
im Prinzip beliebig groß sein kann, wird einfach entsprechend der Zahl der Matrixelemente der
Videokamera in gleichgroße Flächenbereiche oder genauer gesagt Winkelausschnitte aufgeteilt.
Das Auflösungsvermögen der Videokamera entspricht dem Pixelabstand, wobei im folgenden des
besseren Verständnisses wegen zwischen den "Objektpixeln" im Gesichtsfeld der Kamera bzw.
auf der Oberfläche eines Gegenstandes und den "Matrixpixeln" auf der lichtempfindlichen
Matrixoberfläche der Kamera unterschieden werden soll. Mit anderen Worten, es können
verschiedene Objekte nur dann als unterschiedlich von der Kamera erfaßt bzw. "aufgelöst"
werden, wenn ihre Größe bzw. ihr Abstand auf dem Objekt größer ist als ein Objektpixelabstand,
so daß sie dementsprechend auch auf zwei verschiedenen Matrixpixeln abgebildet werden
können. Trotz dieser Beschränkung der Auflösung auf die Pixelgröße ist es jedoch möglich, einen
bestimmten Punkt eines ausgedehnteren Gegenstandes, z. B. den Mittelpunkt einer Kreisscheibe,
erheblich genauer anzugeben als nur auf eine Pixelgröße.
Dies soll anhand eines anschaulichen Beispiels verdeutlicht werden. Dabei wird angenommen,
daß schwarze Flächen auf einem weißen Hintergrund erfaßt werden und daß eine Änderung des
Ladungszustandes eines Matrixpixels jeweils dann stattfindet, wenn die auf diesen Matrixpixel
abgebildete Fläche von einer Bedeckung von mehr als 50% schwarz auf weniger als 50%
schwarz wechselt und umgekehrt. Stellt man sich nun zunächst einen kleinen, punktförmigen
Fleck in der Größe eines Objektpixels vor und bewegt diesen auf der Objektoberfläche, so ändern
entsprechend der Bewegung dieses kleinen Objektpunktes nacheinander benachbarte Matrixpixel
ihren Ladungszustand, mit anderen Worten, während zu einem bestimmten Zeitpunkt t₀ der Punkt
durch den Matrixpixel k abgebildet wird, so wird nach einer Verschiebung des Punktes um einen
Objektpixelabstand zu einem Zeitpunkt t₁ der betreffende Punkt durch den Nachbarpixel k + 1
abgebildet. Beim Verschieben des Punktes von der einen Objektpixelfläche auf die benachbarte
Objektpixelfläche nimmt zunächst die Bedeckung des ersten Objektpixels ab und unterschreitet
schließlich 50%, so daß das zugehörige Matrixpixel seinen Ladungszustand in der einen Richtung
ändert, während bei dem benachbarten Pixel die Bedeckung auf über 50% zunimmt, so daß das
benachbarte Matrixpixel seinen Ladungszustand in der anderen Richtung ändert. Damit wird der
Punkt an einer Stelle lokalisiert, welche nunmehr dem Matrixpixel k + 1 entspricht, so daß auch
eine genauere Angabe eines Flächenschwerpunktes dieses kleinen Objektpunktes nicht möglich
ist.
Bei größeren Objekten exakt bekannter Geometrie ist aber dennoch eine genauere Angabe des
Flächenschwerpunktes möglich. Nimmt man hierzu beispielsweise eine Kreisscheibe an, deren
Durchmesser ein Vielfaches des normalen Objektpixelabstandes entspricht und stellt man sich
weiterhin die Pixel als regelmäßige Anordnung kleiner Quadrate, wie z. B. bei kariertem Papier,
vor, so ist festzustellen, daß der Rand einer solchen Kreisscheibe die einzelnen Objektpixelflächen
bzw. Karos unter verschiedenen Positionen und Winkeln schneidet. Weiter innen liegende Pixel
(= Karos) sind vollständig bedeckt und die ungeschnittenen, außerhalb des Randes der
Kreisscheibe liegenden Karos bleiben unbedeckt. Die vom Rand geschnittenen Pixelfelder bzw.
Karos sind teilweise zu mehr und teilweise zu weniger als 50% bedeckt, so daß die ent
sprechenden Matrixpixel teilweise den Zustand "dunkel" und teilweise den Zustand "hell"
einnehmen. Bei einer im Verhältnis zu den Objektpixeln großen Kreisscheibe ist es dabei
unvermeidlich, daß die Grenzlinie hell/dunkel bei einem Teil der Objektpixel dicht an der 50%
Grenze verläuft, bei welcher die Matrixpixel von dem einen in den anderen Zustand kippen. Eine
geringfügige Verschiebung der gesamten Kreisscheibe in einer Richtung reicht dann also aus, um
auf der einen Seite einen Teil der Matrixpixel von dem Zustand "dunkel" in den Zustand "hell"
kippen zu lassen, während auf der gegenüberliegenden Seite, d. h. in Richtung der Verschiebung,
einige Pixel von dem Zustand "hell" in den Zustand "dunkel" kippen. Damit sind diese beiden
geringfügig verschobenen Positionen der Kreisscheiben eindeutig unterscheidbar. Mit Hilfe eines
geeigneten Computerprogrammes, welches auch in einem Chip fest integriert sein kann, kann
man dann bei gegebenem Durchmesser der Kreisscheibe aus der Anordnung der Pixel im
"Dunkel"-Zustand eine Position der Kreisscheibe bzw. des Kreisscheibenmittelpunktes mit einer
Genauigkeit bzw. einer Fehlergrenze angeben, die weit unterhalb des Pixelabstandes liegt.
Aufgrund dieser Tatsache sind zweidimensional ausgedehnte Markierelemente für das Verfahren
und die Vorrichtung gemäß der vorliegenden Erfindung besonders bevorzugt. Es versteht sich
dabei, daß es wesentlich nur auf die Konturen der Markierelemente ankommt und daß außerdem
diese Konturen unter möglichst verschiedenen Winkeln die im allgemeinen rechtwinklige
Pixelanordnung schneiden. Hierdurch kann man sicherstellen, daß sie die vorgenannte Bedingung
erfüllen, daß bei Betrachtung einer Verschiebung in beliebiger Richtung jeweils eine gewisse
Anzahl von Pixeln knapp unterhalb bzw. knapp oberhalb einer 50% Bedeckung liegt, so daß sich
bereits eine geringfügige Verschiebung in einer beliebigen Richtung auf das in der Videokamera
erzeugte Pixelbild auswirkt.
Diese Bedingung wird ohne weiteres erfüllt durch eine Kreisscheibe, die aber auch durch einen
Kreisring ersetzt werden kann, da es letztlich auf die innen liegenden Punkte nicht ankommt, die
bei einer kleinen Verschiebung ihren Ladungszustand nicht ändern, während jedoch die am Rand
gelegenen Pixel auf Verschiebungen empfindlich reagieren. Die Markierelemente könnten jedoch
auch Sternform, Dreieckform oder Sechseckform haben, ohne daß die Genauigkeit bei der
Berechnung des Flächenschwerpunktes oder auch irgendeines anderen eindeutig definierten
Punktes des Markierelementes spürbar beeinträchtigt würde. Zur Erzielung einer hinreichenden
Genauigkeit sollte jedoch das Markierelement mindestens 50, besser noch mehr als 70 Pixel
abdecken bzw. einschließen. Bei einer CCD-Kamera mit üblicher Auflösung, einer Objektivbrenn
weite von 90 mm und einem Objektabstand von einem Meter hat sich eine Fläche des
Markierelementes von 5 mm² als ausreichend erwiesen, vorzugsweise sollten bei den
vorgenannten Kamerawerten die Markierelemente eine Fläche von mindestens 20 mm²
aufweisen. So werden beispielsweise Kreisflächen mit einem Kreisdurchmesser zwischen 4 und
8 mm für das erfindungsgemäße Verfahren und die entsprechende Vorrichtung besonders
bevorzugt, wobei es, wie bereits erwähnt, nicht darauf ankommt, ob es sich dabei um schwarze
oder weiße Kreisflächen handelt oder ob nur der Rand des Kreises als Ring dargestellt wird.
Entscheidend ist lediglich, daß die Kontur eines solchen Kreises bekannt und sehr scharf ist,
wobei im Falle eines Kreisringes die Breite der den Ring definierenden Linie selbstverständlich
mindestens so groß sein muß, daß sie einen Objektpixel zu mehr als 50% bedecken kann.
Die Zahl der von einem solchen Markierelement abgedeckten bzw. eingeschlossenen Pixel hat
einen statistischen Einfluß auf die Genauigkeit der Bestimmung des Schwerpunktes oder eines
sonstigen ausgezeichneten Punktes des Markierelementes, wobei der Zuwachs an Genauigkeit
oberhalb von 70 bis 80 Pixeln in der Praxis nur noch gering ist.
Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung und dem entsprechenden Verfahren sollte die
Videokamera bezüglich der zu vermessenden Gegenstände und insbesondere bezüglich der
Markierelemente einen solchen Abstand haben, daß ihr Gesichtsfeld eine Größe von mindestens
4×6 cm² hat, vorzugsweise sollte das Gesichtsfeld in der Größenordnung von 5×8 cm² liegen.
Ein solches Gesichtsfeld reicht ohne weiteres aus, um beispielsweise am menschlichen Kiefer
gleichzeitig die Lage der Scharnierachse als auch die Kieferbewegung, zumindest um kleine
Winkel, zu erfassen, wenn an einem paraokklusalen Löffel ein kurzer, etwas nach hinten in
Richtung der Gelenkachse weisender Bogen befestigt wird, welcher die Markierelemente trägt.
Für sogenannte gelenkferne Messungen jedoch, bei welchen Markierelemente zur Vermeidung
einer unkontrollierten Beeinflussung der Gelenkbewegungen an einem sehr kleinen, leichten und
wenig störenden Markierelementträger in Lippennähe eines Patienten angebracht werden sollten,
wird ein Kameragesichtsfeld von etwa 10×16 cm² bevorzugt. Mit einer hochauflösenden Kamera
können jedoch sowohl die gelenknahen als auch die gelenkfernen Messungen in derselben
Kameraeinstellung, d. h. bei großem Gesichtsfeld, mit der erforderlichen Genauigkeit vor
genommen werden.
Dabei sollte außerdem zur Aufnahme der kleinen Kiefergelenkbewegungen die Vorrichtung so
ausgestaltet sein, daß die Achse der Videokamera in etwa parallel zu der erwarteten Gelenkachse
angeordnet werden kann, um den Parallaxenfehler, der zwar bei entsprechender Ausgestaltung
der Vorrichtung ohne weiteres korrigiert werden kann, von vornherein gering zu halten. Für die
Erfassung von Translationsbewegungen unter Verschiebung bzw. Verkippung der Scharnierachse
ist jedoch unabhängig hiervon auch eine Ausgestaltung der Vorrichtung derart vorgesehen, daß
die Achse der Videokamera in etwa senkrecht zur erwarteten Gelenkachse angeordnet werden
kann. Im allgemeinen weist die erfindungsgemäße Vorrichtung für die Kiefergelenkvermessung
eine Kopfstütze und/oder einen Stirnring bzw. ein Stirnband auf, wobei die relative Lage einer
Scharnierachse bezüglich dieser Kopfstütze oder bezüglich eines Stirnringes oder Stirnbandes
weitgehend festliegt, so daß auch die Anordnung der Kamera bezüglich der Kopfstütze, des
Stirnringes oder Stirnbandes insoweit festliegt. Zweckmäßigerweise sind Videokamera und
Kopfstütze (üblicherweise an einem zahnärztlichen Behandlungsstuhl) oder dergleichen so
aufgestellt und/oder befestigt, daß ihre relative Lage während einer Messung unverändert bleibt
und auch keinen Erschütterungen ausgesetzt ist. Es reicht im allgemeinen aus, wenn die
Kopfstütze oder dergleichen im wesentlichen ortsfest angeordnet und die Videokamera relativ
hierzu in einem Abstand von typischerweise 1 m oder auch weniger auf einem Stativ oder
dergleichen aufgestellt wird. Eine Kopfstütze definiert dabei im allgemeinen die hintere
Anlagefläche eines Kopfes, ein Stirnring bzw. ein Stirnband sind in der Draufsicht von oben mehr
oder weniger elliptisch mit einer Längsachse, welche senkrecht zur Scharnierachse verläuft und
einer kleinen Achse, die in etwa parallel zur Scharnierachse verläuft. Die Lage der Videokamera
läßt sich daher auch bezüglich etwaiger Kopfstützen oder -ringe eindeutig definieren mit Bezug
auf die vorgenannten Ellipsenachsen.
In der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind mehrere Markierelemente, vorzugsweise
mindestens zwei Markierelemente an dem beweglichen Teil des Gelenkes und auch an dem das
ortsfeste Bezugssystem definierenden Teil des Gelenkes vorgesehen. Dabei können z. B. die
relativen Abstände der Markierelemente an einem der Gelenkteile genau bekannt sein, wobei die
Markierelemente des beweglichen Gelenkteiles im allgemeinen in einer anderen Axialebene liegen,
bezogen auf die Gelenkachse, als die Markierelemente des ortsfesten Bezugssystems. Alternativ
kann auch der Abstand dieser Axialebenen bekannt sein. Auf diese Weise lassen sich aufgrund
der Änderung der scheinbaren Abstände zwischen diesen Markierelementen bei unterschiedlichen
Blickrichtungen etwaige Parallaxenfehler relativ einfach korrigieren, indem man einfache
geometrische Beziehungen zwischen Dreiecken ausnutzt, die durch die Markierelemente und die
Lage der Kamera definiert werden.
Als Achse der Videokamera kann man dabei die Achse einer Objektivlinse ansehen bzw. die
Verbindung des Objektivmittelpunktes mit dem Zentrum des Gesichtsfeldes.
Weitere Vorteile, Merkmale und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden Erfindung werden
deutlich anhand der folgenden Beschreibung bevorzugter Varianten und der dazugehörigen
Figuren, wobei wiederum ohne Beschränkung allgemeinerer Anwendungsmöglichkeiten,
insbesondere im Hinblick auf das beanspruchte Verfahren, hier lediglich beispielhaft die
Untersuchung eines menschlichen Kiefergelenkes dargestellt wird. Es zeigen:
Fig. 1 die Anatomie eines menschlichen Kiefergelenkes,
Fig. 2 die Seitenansicht eines menschlichen Kopfes mit eingezeichneter Lage der
Scharnierachse,
Fig. 3 Teile der erfindungsgemäßen Vorrichtung, die am Kopf und am Unterkiefer
befestigt sind,
Fig. 4 eine Ansicht ähnlich Fig. 3 bei leicht geöffnetem Mund eines Patienten,
Fig. 5 die Projektion der Scharnierachse auf einen Artikulator mit den möglichen
Drehbewegungen um die Artikulator- (= Schamier-) -Achse, und
Fig. 6 die an einem Kopf befestigte Vorrichtung zusammen mit einer angedeuteten
Videokamera.
In Fig. 1 ist die Lage der Achse 1 eines menschlichen Kiefergelenkes durch ein Kreuz
gekennzeichnet. Die Achse verläuft in dieser Darstellung senkrecht zur Papierebene und das
Zentrum des Kreuzes markiert den Durchstoßpunkt der Achse 1 durch die Papierebene. Die
Gelenkgrube 2 wird in der Fachsprache als "Fossa Condylaris" bezeichnet. Der Unterkiefer
knochen 3 endet in einer walzenförmigen Verdickung 3′, die als "Condylus" bezeichnet wird und
die in der Gelenkgrube liegt. Zwischen Condylus und Fossa befindet sich eine Bindegewebs
scheibe, der Diskus 4. Außerdem ist das gesamte Gelenk von einer Kapsel umschlossen und der
Diskus 4 ist an der Kapsel befestigt. Wie man erkennt, kann sich gemäß der Darstellung in Fig.
1 der Condylus 3′ in der Gelenkgrube 2 um kleine Winkel drehen, ohne daß sich die Lage der
Achse 1 verändern muß. Bei größeren Winkeln jedoch ist, unter anderem auch aufgrund der
Verbindung zwischen Diskus und Kapsel eine Translationsbewegung der Achse, d. h. eine
Verschiebung der durch das Kreuz markierten Lage der Achse in der Papierebene, unaus
weichlich. Für eine Behandlung etwaiger pathologischer Veränderungen des Kiefergelenkes
und/oder des Kauapparates insgesamt, ist die Kenntnis der genauen Lage der Achse 1 von
großer Bedeutung. In Fig. 2 ist veranschaulicht, wo in etwa die Scharnierachse an einem
menschlichen Kopf lokalisiert werden kann.
Fig. 3 zeigt eine der Fig. 2 ähnliche Seitenansicht eines menschlichen Kopfes mit einer durch
ein Kreuz gekennzeichneten Lage der Scharnierachse 1, wobei jedoch an dem in Fig. 3
dargestellten Kopf ein Stirnband oder Stirnring 14 befestigt ist, an welchem wiederum eine Platte
bzw. ein Markierungshalter 8 angebracht sind. Auf der Platte 8 sind insgesamt drei Markierungs
elemente 6 in Form schwarzer Kreisflächen angeordnet, welche ein ortsfestes Bezugssystem
definieren.
An dem paraokklusalen Löffel 10, der in Fig. 3 nur andeutungsweise zu erkennen ist und der so
am Unterkiefer bzw. den Zähnen des Unterkiefers befestigt ist, daß er ein Zubeißen und
Schließen der Zahnreihen nicht behindert, ist ein rückwärts in etwa auf die Achse 1 gerichteter
Bogen 5 befestigt, an welchem wiederum mit Hilfe eines Markierelementträgers 9 Markierelemente
7 angeordnet sind. Der paraokklusale Löffel 10 und der Gesichtsbogen 5 sollten zwar relativ steif
ausgeführt und starr am Unterkiefer fixiert sein, können jedoch aus sehr leichten und wenig
störenden Materialien aufgebaut sein, da der Bogen lediglich die Markierelemente tragen muß.
Beispielsweise könnten der paraokklusale Löffel 10 und der Bogen 5 aus Kunststoff oder auch
aus einem (im Mundraum vorzugsweise beschichteten) Leichtmetall bestehen. Im Gegensatz
hierzu sind bei bekannten Systemen der Stirnring 14 oder entsprechende Teile bzw. daran
befestigte Platten oder dergleichen ebenso wie der Gesichtsbogen 5 mit Meßwertaufnehmern
bestückt, welche die Bewegung des Unterkiefers relativ zum übrigen Kopf erfassen sollen. Hierin
liegt ein wesentlicher Unterschied der vorliegenden Erfindung begründet, bei welcher keinerlei
Meßwertaufnehmer und dergleichen am Kopf des Patienten angebracht werden müssen, sondern
lediglich Markierelemente relativ zum Kopf bzw. der Gelenkgrube einerseits und andererseits
relativ zum Unterkiefer fixiert werden müssen.
Der Markierelementträger 9 besteht aus einem in etwa V-förmigen und im wesentlichen ebenen,
steifen Material und kann z. B. aus einem Blech oder einer Kunststoffplatte ausgestanzt oder in
dieser Form gegossen oder gespritzt sein. An den Enden und im Verbindungsbereich der beiden
V-Schenkel ist jeweils ein Markierelement 7 im Abstand zur Drehachse 1 angeordnet, wobei die
Abstände der Markierelemente 7 zur vermuteten Lage der Drehachse 1 näherungsweise gleich
sind und die Sicht auf den Kopf bzw. die Haut des Patienten im Bereich der Achse 1 aufgrund der
V-Form des Markierelementträgers 9 freigegeben ist. Die Anordnung der Markierelemente 7 in in
etwa gleichem Abstand um die erwartete Achse 1 herum ist zwar nicht zwingend erforderlich,
kann jedoch bei gegebenem Gesichtsfeld zu einer günstigen Ausnutzung des zur Verfügung
stehenden Gesichtsfeldes und einer statistischen Verbesserung der Meßergebnisse beitragen. Bei
kleinen Auslenkungswinkeln bewegen sich die Markierelemente 7 entlang kurzer Kreisbogen
abschnitte um die Achse 1 herum, wobei anschaulich gesprochen ein von dem Kreisbogen
ausgehender, in das Zentrum gerichteter Radiusvektor ermittelt wird und der Schnittpunkt der
verschiedenen Radiusvektoren von den drei Markierelementen 7 das Zentrum 1 der Drehbewe
gung definiert. Bei der hier gewählten Anordnung der drei Markierelemente 7 um die Scharnier
achse 1 herum kann die Lagebestimmung eines solchen Schnittpunktes verständlicherweise
genauer erfolgen, als wenn die Markierelemente 7 dicht beieinander lägen und damit die
Radiusvektoren zur Ermittlung des Mittelpunktes sich nur unter kleinen Winkeln schneiden würden.
Fig. 4 ist eine Ansicht ähnlich Fig. 3, wobei jedoch der Patient den Mund leicht geöffnet hat,
was sich in einer, hier etwas übertrieben dargestellten, Verdrehung des Markierelementträgers 9
relativ zu der Platte 8 um die Scharnierachse 1 widerspiegelt.
Die Erfassung der Relativbewegungen geschieht kopffern in der Videokamera, wobei diese
Relativbewegungen außerdem noch in Videoechtzeit, d. h. mit einer kaum wahrnehmbaren
Zeitverzögerung von z. B. 40 Millisekunden, registriert werden und unmittelbar auf einem Monitor
verfolgt werden können. Das Meßsystem bzw. der Meßwertaufnehmer besteht im wesentlichen
aus einer CCD-Matrixkamera, deren Ausgangssignal digitalisiert zwischengespeichert wird. Dieser
Kamera ist eine Rechnereinheit nachgeschaltet und sie kann gegebenenfalls mit einem
kamerasynchronen Infrarotblitz ausgestattet sein, der zum Einsatz kommt, sofern sich im
Zusammenhang mit der visuellen Auflösung von Sprüngen und anderen pathologischen
Unstetigkeiten in der Bewegungsbahn ergibt, daß extrem kurze Shutterzeiten für eine genaue
Auflösung erforderlich sind. Mit entsprechenden Algorithmen wird aus der Lage der Markier
elemente und der erfaßten Bewegungsbahn das Rotationszentrum bezüglich des ortsfesten
Kopfsystems berechnet.
Der besondere Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung liegt darin, daß der Kopfring und der
paraokklusale Löffel mit allen daran befestigten Teilen sehr leichtgewichtig, klein und wenig
störend ausgeführt werden können und damit einen minimalen bzw. vernachlässigbaren Einfluß
auf die Gelenkfunktion haben. Größere Apparaturen und Meßwertaufnehmer, die am Kopf eines
Patienten befestigt werden, haben dagegen häufig den Nachteil, daß sie die von dem Patienten
absichtlich auszuführende Kieferbewegung behindern oder zumindest wesentlich beeinflussen,
so daß die normale Kieferbewegung nicht stattfindet, was unter Umständen zu einer Fehldiagnose
führen kann. Die Markierelemente 6 und 7 sind so angeordnet, daß die ihnen zuzuordnenden
Ortsvektoren linear unabhängig sind. Außerdem sind insbesondere die Markierelemente 7, die am
Gesichtsbogen 5 bzw. dem daran befestigten Markierelementträger 9 angeordnet sind, bewußt
im Abstand von der Kieferachse 1 angeordnet. Die in Form von Kreisscheiben ausgeführten
Markierelemente 6, 7 haben einen Durchmesser zwischen etwa 4 und 8 mm, wobei eine weitere
Vergrößerung dieser Scheiben und eine damit verbundene Erhöhung der Genauigkeit ihrer
Ortsbestimmung nicht mehr sinnvoll erscheint, weil die Genauigkeit bei der Berechnung der
Bahnen der Markierelemente insgesamt auch durch die Wiederholgenauigkeit der Bewegung
begrenzt ist. Die Abstände der Scheiben untereinander und zum Rotationszentrum werden
mittelbar über die Größe des Bildfeldes beschränkt. Diese ist wiederum abhängig von den
Genauigkeitsanforderungen (Abstands- und Winkelauflösung), die an das System gestellt werden.
In der Praxis hat sich ein Gesichtsfeld mit den Maßen 4×6 bzw. 5×8 cm² für die gelenknahe,
und von 10×16 cm² für die gelenkferne Messung als zweckmäßig erwiesen.
Um beide Seiten gleichzeitig vermessen zu können, werden zwei Kameras eingesetzt, die auf
gegenüberliegenden Seiten eines Kopfes angeordnet und auf handelsüblichen Stativen befestigt
werden. Diese bedürfen relativ zueinander keiner besonderen Ausrichtung, da das System sich
selbst auf das ortsfeste Bezugssystem einstellt.
Zunächst wird die Vorrichtung und ihre Wirkungsweise anhand der Bestimmung der Achsposition
eines Kiefergelenkes beschrieben.
Der Patient sitzt in einem normalen zahnärztlichen Behandlungsstuhl, wobei sein Kopf fest in der
Kopfhalterung liegen sollte. Er wird aufgefordert, seinen Kopf während der Messung nicht ruckartig
zu bewegen (Störquellenreduktion) und seinen Mund langsam zu öffnen und zu schließen. Hier
ist darauf zu achten, daß die Mundöffnung einen Schneidekantenabstand von 15 mm bzw. 10
Grad nicht übersteigt und daß die Schließbewegung sanft erfolgt, d. h. daß die Zahnreihen beim
Schließen nicht hart aufeinanderschlagen.
Es ist nur eine Öffnungs- und Schließbewegung für die Messung erforderlich. Die Bewegung sollte
sinnvollerweise vor der Messung mit dem Patienten geübt werden (Abb. 3 u. 4). Für das
Verständnis des Vorgehens ist es wichtig, daß zur Lokalisierung der Scharnierachse die Angabe
ihrer Koordinaten in der (x,y)-Ebene genügt. Lateralbewegungen des Condylus (z-Koordinate) sind
erst bei größeren Öffnungsbewegungen relevant.
Aus den visuell aufgezeichneten, konzentrischen Bewegungen der Flächenschwerpunkte der am
Unterkiefer fixierten Scheiben relativ zu jenen, die das Bezugssystem definieren, wird nun - mit
den nachfolgend diskutierten Verfahren - auf den Kieferdrehpunkt geschlossen, der als Start- und
Bezugspunkt der sich anschließenden und - vom zahnmedizinischen Standpunkt aus betrachtet -
eigentlich bedeutsameren Verfolgung der Drehpunktsbahn bei großen Kieferöffnungen zugrunde
gelegt wird.
Experimentelle Untersuchungen an Artikulatoren mit "N=3" Kreisbogenscheiben (Abb. 5) haben
gezeigt, daß bei einer Auflösung von ungefähr 0,1 mm pro Bildpunkt (Pixel) und einem
Scheibendurchmesser von 3,0 mm mit einem Vertrauen von 99,99% eine rechnerische
Lokalisationsgenauigkeit in der Größenordnung von 0,1 mm für den Drehpunkt erzielt werden
kann. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Kompensation des systematischen
Parallaxenfehlers bei der Messung, der durch von Null verschiedene Kamerarotationswinkel
verursacht wird, sofern gleichzeitig die Kreisbogenscheibe und die Referenzscheiben auf
unterschiedlich tiefen Ebenen liegen.
Um die Reproduzierbarkeit und zeitunkritische Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten,
werden die das Koordinatensystem definierenden Punkte auf der Kunststoffschablone bezogen
auf eine in der Anatomie gebräuchliche und in der Zahnheilkunde weit verbreitete Bezugsebene,
die sogenannte Frankfurter Horizontale. Die Frankfurter Horizontale ist definiert als Verbindungs
linie zwischen dem unteren Rand der knöchernen Augenhöhle, der Orbita, als vorderem Punkt
und dem knöchernen Gehörgang, dem Porus Acusticus, als hinterem Punkt.
Obwohl es bei der Festlegung der Frankfurter Horizontalen zu Ungenauigkeiten kommt, können
die Ergebnisse mit hinnehmbarer Toleranz auf diese Referenzebene umgerechnet werden.
Die Scharnierachse stellt eine reproduzierbare Position des Condylus dar, die - mit Hilfe ihrer
graphischen Darstellung im Videolivebild - auf die Schläfe des Patienten übertragen werden kann.
Zur Markierung des ermittelten Scharnierachspunktes am Patienten wird der Gesichtsbogen
entfernt. Der Behandler führt einen Markierungsstift an die Schläfe des Patienten und findet den
zu markierenden Punkt über das Videobild, in das der Rechner das ermittelte Rotationszentrum
einblendet, wobei das Koordinatensystem am Kopf des Patienten befestigt bleiben muß.
Die Markierung an der Schläfe des Patienten ist für die nachfolgenden Arbeitsschritte nicht
notwendig, sie dient jedoch, auch für den Patienten, einer Veranschaulichung des Vorganges.
Nach Feststellung der Rotationsachse können, vor allem im Rahmen einer gelenkfernen Messung
und bei größeren Öffnungswinkeln, nun auch die Translationsbewegungen optisch verfolgt und
im Rechner ausgewertet werden. Die Translationsbewegungen sind sowohl in der x,y- als auch
in ihrer z-Koordinate zu erfassen. Daher sollte eine weitere Videokamera den Patienten von vorn
kontrollieren, um Abweichungen in der frontalen Ebene aufzeichnen zu können.
Um die Bahnverfolgung von zeitaufwendigen und den Patienten belastenden Justagen (Scheibe
auf Drehpunkt) zu befreien, soll diese von beliebigen Scheibenpositionen im Bildfeld ausgehend
möglich und auf den Drehpunkt transformierbar sein.
An dem paraokklusalen Löffel, den der Patient ebenso wie das Referenzsystem nach Abnahme
des Gesichtsbogens noch trägt, ist ein Markierungsträger befestigt, der über die Lippen nach vorn
reicht (im Gegensatz zu dem nach hinten weisenden Gesichtsbogen bei der Achslokalisation) und
nach vorn und zu beiden Seiten hin sichtbare Markierungen.
Bei der beschriebenen Messung handelt es sich also um eine gelenkferne Messung, was den
wesentlichen Vorteil bietet, daß der Patient bei den jetzt auszuführenden komplexen Bewegungen
ein möglichst geringes Gewicht zu tragen hat. Überdies werden durch den einzelnen Markierungs
träger Differenzen zwischen den Bezugspunkten für die Messungen der Kameras vermieden.
Die ermittelten Daten werde im Rechner abgespeichert und dann ähnlich wie bei den bereits
verfügbaren Systemen auf dem Bildschirm in Fenstern abgerufen.
Aus den hier dargestellten Daten kann beispielsweise die Justage eines Artikulators patientenbe
zogen erfolgen (Fig. 5). Alle mit den herkömmlichen System üblichen diagnostischen Vorgehens
weisen sind hier ebenso möglich.
Wesentlich ist jedoch die Ergänzung der Diagnostik durch die Betrachtung des Patienten während
der Messung. Die Informationen der Videokameras werden auf Videoband aufgezeichnet, so daß
der Patient in Funktion beobachtet werden kann, während die Meßergebnisse eingeblendet
werden.
Der entscheidende Vorteil dieser Vorgehensweise liegt darin, daß Meßergebnisse nicht
abgekoppelt vom Patienten betrachtet und analysiert werden, sondern daß der Patient während
der Messung sichtbar und beurteilbar bleibt. Dies erhöht auch erheblich den Umfang der
meß- und erfaßbaren Funktionen.
Bei den derzeit verfügbaren Meßverfahren können definierte und vom Behandler vorgegebene
Bewegungen ausgeführt und im PC graphisch dargestellt werden. Unberücksichtigt bleiben bei
diesen Verfahren alle visuellen Kontrollen der Kaumuskulatur sowie der mimischen Muskulatur,
was insbesondere bei sogenannten Parafunktionen (d. h. willkürlichen oder unwillkürlichen
Fehlbewegungen), wie etwa Knirschen, Lippenbeißen, viscerales Schlucken etc., von großer
diagnostischer Bedeutung ist.
Ein weiterer Vorteil der Neuentwicklung liegt in der unproblematischen Ankoppelbarkeit
ergänzender Meßverfahren wie etwa der Elektromyographie oder der akustischen Aufzeichnung
der Gelenkgeräusche.
Die Bewegung des Unterkiefers ist im allgemeinen eine Überlagerung aus einer rotatorischen und
einer translatorischen Komponente. In der Praxis kommt es auf die Kenntnis der mittleren
Bewegungskomponente an, die in der jeweiligen Öffnungsphase dominiert. Bei kleinen Öffnungs
winkeln (α 15°) ist dies eine Rotation. Darüber hinaus wird die Öffnungsbewegung zunehmend
translativ. Dementsprechend gliedert sich die Problemstellung und der Meßprozeß in zwei
Abschnitte:
- 1. Gelenkachsenlokalisation bei kleinen Öffnungswinkeln und
- 2. Gelenkachsenbewegung, ausgehend von beliebigen Startpunkten, bei großen Öffnungswinkeln.
Das speziell im Rahmen der vorliegenden Erfindung entwickelte, iterative Kamerakalibrierungsver
fahren geht von der Kenntnis von nur 3 Eichpunktkoordinaten im Bild und in der Realität aus und
benutzt Abbildungsgleichungen, die sich ergeben, wenn Parallelität zwischen der Bezugspunkt
ebene und der Projektionsebene angenommen wird. Die Kenntnis der inneren Kameraparameter
"Brennweite" und "radiale Verzeichnungen" ist vorausgesetzt. Damit ergibt sich zwischen den
Koordinaten des realen Bezugssystems und den Koordinaten der Kamera für den J-ten Eichpunkt
(J = 0, 1, 2) die folgende Transformationsbeziehung:
Unbekannt sind die Komponenten "r₁" und "tk" der Rotationsmatrix bzw. des Translationsvektors.
Nach Umformung der Kamera- in die unverzeichneten Targetkoordinaten ergibt sich die lineare
Iterationsvorschrift (m-ter Iterationsschritt):
wobei "b" die Brennweite der verwendeten Optik bezeichnet und der hochgestellte Index "u" die
unverzeichneten Kameratargetkoordinaten. Die Startwerte "r₁" ergeben sich für zj K0 = tz K0 nach
Norminierung auf das Abbildungsverhältnis "tz K0/b".
Die betreffenden Koordinaten und ihre zeitliche Entwicklung werden jeweils den Mittelpunkten der
die Maklerelemente bildenden Kreisscheiben zugeordnet. Damit sind aus den bekannten Bahnen
der Kreisbogenscheiben bzw. deren Mittelpunkte eindeutige Rückschlüsse auf die Lage der
Gelenkachse 1 und deren Bewegung möglich.
Insbesondere können die sich daraus ergebenden Parameter auch an einem Artikulator 11
eingestellt werden, wie er in Fig. 5 dargestellt ist. Dadurch kann mit hoher Genauigkeit, aufgrund
der präzisen Einstellung des Artikulators mit Hilfe der durch die erfindungsgemäße Vorrichtung
gefundenen Daten, am Artikulator die Wirkung etwaiger Gebißkorrekturen oder sonstiger
chirurgischer oder kosmetischer Maßnahmen sehr genau simuliert werden. Die möglichst präzise
Nachbildung der Gelenkfunktionen des Patienten im Artikulator ermöglicht die Herstellung von
Zahnersatz mit hochgenauer funktioneller Kauflächengestaltung. Darüber hinaus ist die Simulation
von Bewegungen des Kiefergelenkes möglich, Fehlkontakte der Zähne und damit Überbelastun
gen werden sichtbar.
Neben der Lokalisierung der Scharnierachse 1 bei kleinen Auslenkungen ist auch die
Vorderansicht des Patienten und seiner Kieferbewegungen bei größeren Öffnungswinkeln für eine
Diagnose krankhafter Veränderungen und für die Auswahl der erforderlichen Therapiemaßnahmen
von erheblicher Bedeutung. Fig. 6 zeigt zwei Videokameras 12, 12′, von denen die rechts
dargestellte Kamera 12 unter anderem für die Scharnierachsenlokalisation bei kleinen
Öffnungswinkeln vorgesehen ist, wie dies im Zusammenhang mit den Fig. 3 und 4
beschrieben wurde, und die darüber hinaus auch eine Achsverschiebung bei größeren
Öffnungswinkeln erfassen kann. Die Kamera 12′, welche gegenüber der Kamera 12 um etwa 90°
um eine vertikale Achse verdreht angeordnet ist und so das Gesicht des Patienten von vorn
erfaßt, ist in erster Linie für die Erfassung von (seitlichen) Kieferbewegungen bei größeren
Öffnungswinkeln vorgesehen. Dabei kann die Kamera 12′ auch mit der Kamera 12 identisch sein
und die entsprechenden Videoaufnahmen können dann nacheinander aufgezeichnet werden. Es
können jedoch auch beide Kameras gleichzeitig vorhanden sein und ein und denselben
Öffnungsvorgang simultan erfassen. Bei größeren Öffnungswinkeln weicht die Bewegung des
Unterkiefers im allgemeinen von einer reinen Rotationsbewegung um eine gedachte Scharnier
achse 1 ab und es ergeben sich in der Vorderansicht auch seitliche Verschiebungen des
Unterkiefers während der Öffnungsbewegung, die damit zu erklären sind, daß sich die Lage der
Scharnierachse in jedem der beiden Kiefergelenke verschiebt und daß darüber hinaus diese
Verschiebung auf beiden Seiten des Kopfes nicht synchron und/oder nicht in gleichem Maß
und/oder nicht in der gleichen Richtung erfolgt.
Zur Erfassung dieser seitlichen Bewegung ist an einem in Fig. 6 verdeckten paraokklusalen
Löffel noch ein weiterer Markierelementträger 9′ vorgesehen, der die Form eines trapezartig
abgewinkelten Blechstreifens hat, welcher an seiner der Kamera 12′ zugewandten Vorderfläche
und auch an der der Kamera 12 zugewandten Seitenfläche Markierelemente 13 aufweist. Dabei
kann im übrigen der Gesichtsbogen 5 auch vollständig entfallen, wenn störende Einflüsse auf die
normale Kieferbewegung soweit wie möglich ausgeschaltet werden sollen.
Durch Änderung des Kameraabstandes und/oder Austauschen der Kameraoptik kann dabei das
Gesichtsfeld der seitlich aufnehmenden Kamera 12 auch so vergrößert werden, daß sowohl die
Scharnierachse 1 bzw. deren Durchstoßpunkt auf der Hautoberfläche des Patienten, als auch die
Markierelemente 13 auf dem Markierelementträger 9′ in das Gesichtsfeld der Kamera 12 fallen.
Claims (22)
1. Verfahren zur Bestimmung der Drehachse eines Gelenkes mit variabler Achsposition
sowie deren Verschiebung, wobei die Position der Achse z. B. vom Drehwinkel und/oder
anderen Parametern, wie einer bestimmten Belastung abhängt, wobei eines der relativ
zueinander beweglichen Teile eines Gelenkes ein ortsfestes Koordinatensystem vorgibt,
während das andere Teil um die - nicht notwendigerweise ortsfeste - Gelenkachse gedreht
wird, um die aktuelle Position und Bewegung der Achse zu bestimmen, dadurch
gekennzeichnet, daß mindestens ein Markierelement an dem zweiten, beweglichen Teil
(2) im Gesichtsfeld einer Videokamera (3) fixiert wird, daß das zweite Teil (2) relativ zu
dem ersten Teil (1) um die Achse (4) gedreht wird, während die Videokamera (3), welche
einen genau definierten Bewegungszustand relativ zu dem ersten Teil (1) hat, und
vorzugsweise relativ zu diesem ruht, die Bewegung des Markierelementes erfaßt,
aufzeichnet, die mindestens teilweise als Kreisbogen ausgewertet wird, wobei aus dem
Kreisbogen die Lage von dessen Mittelpunkt als Position der Gelenkachse bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Markierelement ein
zweidimensional ausgedehntes Markierelement (5) mit scharfen Randkonturen verwendet
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Markierelement eine
einfache geometrische Form hat, z. B. ein Dreieck, Quadrat, Sechseck, Ellipse oder Kreis
ist.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Markierelement (5)
eine Fläche von mindestens 5 mm², vorzugsweise mindestens 20 mm² hat.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Markierelement eine
Kreisfläche mit einem Durchmesser zwischen 3 und 8 mm ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß Videokamera
(3) und Markierelement (5) so angeordnet werden, daß der gesamte Bewegungsweg der
Markierelemente (5) sowie das Zentrum der Drehbewegung der Markierelemente im
Gesichtsfeld der Videokamera liegen.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das
Gesichtsfeld der Videokamera im Abstand des nächstgelegenen Markierungselementes
(5) mindestens 4×6 cm², vorzugsweise mindestens 5×7 cm² beträgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Achse der
Videokamera (3), definiert durch die Verbindungslinie Objektiv-Zentrum des Gesichtsfeldes,
in etwa parallel zu der erwarteten Achse des Gelenkes angeordnet wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere
Markierelemente, und zwar mindestens zwei oder drei jeweils an dem das ortsfeste
Bezugssystem definierenden Teil und vorzugsweise auch an dem relativ hierzu
beweglichen Teil angebracht sind, wobei die relativen Abstände der Markierelemente der
beiden Teile in einer Ebene senkrecht zur Drehachse des Gelenkes genau bekannt sind.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß jeweils mindestens ein
Markierelement an dem beweglichen und dem das ortsfeste Bezugssystem definierenden
Teil im Vergleich zu den übrigen Markierelementen in einer anderen Axialebene bezüglich
der Drehachse des Gelenkes angeordnet sind.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß ein Parallaxenfehler aufgrund
einer Verkippung der Kameraachse relativ zur Drehachse des Gelenkes unter Berücksich
tigung der bekannten Abstände der Markierelemente und der in die Bildebene projizierten
Abstände durch Umrechnung der Koordinaten in eine parallaxenfreie Darstellung korrigiert
wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß aus den
Bahnen der mehreren Markierelemente jeweils Drehpunktkoordinaten berechnet werden,
wobei der endgültige Drehpunkt durch Mittelung unter Minimierung der Varianz der
Drehpunktkoordinaten berechnet wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Optimierung der
Drehpunktkoordinaten in mitgeführten Koordinatensystemen erfolgt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Einblendung des errechneten Drehzentrums in das Videobild erfolgt.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Zeitkoordination durch ein kamerasynchrones Blitzlicht erzeugt wird.
16. Vorrichtung zur Lokalisierung der aktuellen Position einer Drehachse sowie deren
Verschiebung bei einem Gelenk mit variabler Achsposition, wobei die Position der Achse
z. B. vom Drehwinkel und/oder anderen Parametern, wie einer Belastung abhängt,
insbesondere zur Bestimmung der Drehachse und deren Bewegung bei einem
Kiefergelenk, mit optischen Aufzeichnungsmitteln und Markierelementen und mit einem
Markierelementträger für das Anbringen der Markierelemente an einem beweglichen Teil
des Gelenkes, dadurch gekennzeichnet, daß als optisches Aufzeichnungsmittel eine
Videokamera vorgesehen ist, daß mindestens zwei Markierelemente vorgesehen sind, von
denen eines ein ortsfestes Bezugssystem definiert, während das andere Markierelement
über den Markierelementträger an dem relativ beweglichen Teil im Gesichtsfeld der
Videokamera, jedoch im Abstand zu der erwarteten Drehachse angeordnet ist, so daß das
Markierelement (5) während der Relativbewegung des zweiten Teiles eine Rotations- und
gegebenenfalls eine Translationsbewegung ausführt.
17. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß als ortsfestes Bezugssystem
ein am Schädel einer Person befestigbares Teil, z. B. in Form eines Stirnbandes oder
Helmes vorgesehen ist, an welchem ein erstes Markierelement befestigt ist und daß der
Markierelementträger ein paraokklusaler Löffel ist, von welchem gegebenenfalls ein in
Richtung eines oder beider Ohren geführter Bogen ausgeht, an welchem mindestens ein
weiteres Markierelement angebracht ist.
18. Vorrichtung nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, daß das Markierelement
ein zweidimensional flächiges Element von vorzugsweise einfacher geometrischer Form,
wie z. B. Dreieck, Quadrat, Sechseck oder Ellipse ist.
19. Vorrichtung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß das Markierelement eine
Kreisfläche mit einem Durchmesser zwischen 3 und 8 mm ist.
20. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 16 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß die
Markierelemente scharf konturiert sind.
21. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 16 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere
Markierelemente jeweils an dem ortsfesten und an dem beweglichen Teil angeordnet sind,
wobei mindestens eines der jeweils mehreren Markierelemente in einer anderen axialen
Ebene befindet, als die übrigen Markierelemente an diesem Teil.
22. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 16 bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens eine weitere Videokamera vorgesehen ist, welche der ersten Videokamera
gegenüberliegend auf der anderen Seite des Gelenkes oder unter 90° abgewinkelt, das
heißt mit der Videokameraachse in etwa senkrecht zur erwarteten Gelenkachse angeordnet
ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944411907 DE4411907A1 (de) | 1994-04-07 | 1994-04-07 | Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung von Position und Bewegung variabler Achsen von Gelenken |
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DE19944411907 DE4411907A1 (de) | 1994-04-07 | 1994-04-07 | Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung von Position und Bewegung variabler Achsen von Gelenken |
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