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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kommunikation unter Verwendung einer Umkleidekabine bzw. eines Anproberaumes und eine für das Verfahren geeignete Umkleidekabine bzw. einen geeigneten Anproberaum. Das Verfahren ermöglicht eine Einkaufsberatung in einem Geschäft, wobei ein Kunde mit einem oder mehreren Kleidungsstücken, die er anprobieren möchte die Umkleidekabine betritt und sich von einer Person seiner Wahl, welche sich nicht in diesem Geschäft befindet, beraten lassen kann.
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Aus der Praxis sind „smarte“ Umkleidekabinen bekannt, die der Kunde betreten und mittels eines Touchscreens in der Umkleidekabine beispielsweise Lichtverhältnisse in der Kabine abändern kann. Der Kunde kann prüfen, ob für sein ausgesuchtes Kleidungsstück weitere Größen oder andere Farben vorhanden sind und gegebenenfalls vermittels des Touchscreens eine Nachricht an einen Verkäufer senden, dass ihm weitere Kleidungsstücke seiner Wahl zu der Kabine gebracht werden. Teilweise sind in diesen Umkleidekabinen Kameras vorhanden und der Kunde kann sich auf den Touchscreens, welche zumeist als LED-Bildschirme ausgebildet sind, wie in einem Spiegel betrachten. Typischerweise weisen diese Bildschirme getrennte Bereiche für die Darstellung des Bildes des Kunden und für die Dateneingabe bzw. die Interaktion auf.
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Aus der
DE 602 22 865 T2 ist eine Umkleidekabine in einem Geschäft mit einem Bildschirm, einem Spiegel und einer Kamera bekannt, wobei von einem Kunden, der ein erstes anzuprobierendes Kleidungsstück trägt mittels der Kamera ein Bild gemacht wird und dieses Bild durch eine drahtgebundene oder drahtlose Verbindung von einer Regeleinheit an eine Datenbank gesendet wird. Beispielsweise probiert der Kunde in der Umkleidekabine eine Hose mit Querstreifen an, wovon die Kamera ein erstes Foto macht und dieses an die Datenbank überträgt. Nun möchte der Kunde an sich selbst überprüfen, wie ihm im Gegensatz dazu eine Hose mit Längsstreifen stehen würde. Werden in dem Geschäft allerdings keine Hosen mit Längsstreifen angeboten, hat der Kunde in diesem Geschäft keine Möglichkeit zu überprüfen, ob ihm die Querstreifen oder die Längsstreifen besser stehen. Demnach betritt der Kunde ein weiteres Geschäft, welches Hosen mit Längsstreifen anbietet, begibt sich dort in eine weitere analoge Umkleidekabine, wo er sich in die Datenbank einloggen kann, wodurch das erste Bild, wo er die Hosen mit Querstreifen trägt, auf dem Bildschirm angezeigt wird. Zugleich kann er sich in dem Spiegel in der Hose mit Längsstreifen betrachten und vergleichen, welche Variante ihm besser steht. Optional kann der Kunde das Bild auch über das Internet an seinen eigenen Computer in seiner Wohnung senden.
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Es ist die Aufgabe der Erfindung ein Verfahren zur Kommunikation und eine zur Kommunikation geeignete Umkleidekabine anzugeben, die es ermöglicht, dass für den Kunden ein Kommunikationskanal zu einer Person seiner Wahl hergestellt wird.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß des unabhängigen Anspruchs 1 und eine Vorrichtung gemäß des unabhängigen Anspruchs 8 gelöst.
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Gemäß eines ersten Aspekts der Erfindung wird ein Verfahren zur Kommunikation unter Verwendung einer Umkleidekabine bzw. eines bzw. Anproberaumes angegeben, wobei einem Kunden in der Umkleidekabine bzw. in dem bzw. Anproberaum ein Kamerasystem bereitgestellt wird, dass in der Lage ist eine Rundumansichtsaufnahme des Kunden zu erzeugen, wobei dem Kunden zusätzlich eine internetfähige Kontrolleinrichtung bereitgestellt wird mit welcher der Kunde das Kamerasystem aktiviert, Bildaufnahmen des Kamerasystems starten kann und einen Kommunikationskanal über das Internet und/oder einen anderen Datenweg zu einer Person seiner Wahl aufbaut. Dieser Person werden über den Kommunikationskanal die Rundumansichtsaufnahmen des Kunden auf Ihrem Endgerät bereitgestellt, wobei die Person eine beliebige Ansichtsperspektive des Kunden an Ihrem Endgerät auswählt. Vorteilhaft wird dadurch erreicht, dass sich der Kunde bzw. die Kundin den Ratschlag bezüglich eines Kleidungsstücks bei einer nicht anwesenden Person, insbesondere außerhalb des Geschäfts, aus dem eigenen Umfeld, beispielsweise dem Partner oder der Partnerin, einholen kann. Hierdurch können Verstimmungen in einer Beziehung vermieden werden, wenn der Kunde ein Kleidungsstück in einem Geschäft auswählt, dass seiner Partnerin nicht gefällt. Die Partnerin bzw. die Person kann über den Kommunikationskanal, indem sie den Kunden bzw. ihren Partner in verschiedenen Ansicht Perspektiven auf ihrem Endgerät begutachtet, ihr Einverständnis bzw. Anregungen zu dem Einkauf erteilen. Durch die Rundumsichtsaufnahmen kann der Kunde aus verschiedenen Perspektiven durch seine Partnerin betrachtet werden.
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Bevorzugt stellt ein Geschäft eine Internet-Webseite und/oder eine mobile Applikation bereit, die eine Betrachtung der Rundumansichtsaufnahme und/oder eine Kommunikation über den Kommunikationskanal mit dem Kunden für die Person über ihr elektronisches Endgerät ermöglicht. Damit ein Kommunikationskanal über das Internet genutzt werden kann, ist es vorteilhaft, wenn eine entsprechend gestaltete Internet-Webseite und/oder eine mobile Applikation für das Endgerät geschaffen ist. Mit diesen kann die Person einfach kommunizieren und interagieren und beispielsweise per Maus an Ihrem Computer und/oder per Fingerstreichgesten ihrem Smartphone die Ansichtsperspektive der Aufnahmen ändern. Zudem kann die Internet-Webseite und/oder die mobile Applikation so ausgebildet sein, dass ein Verfassen und Senden von Textnachrichten zwischen der Person und dem Kunden ermöglicht wird.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens kann die Person über die Internet-Webseite und/oder die mobile Applikation ein Kleidungsstück für sich selbst oder für den Kunden kaufen. Auf diese Weise können beispielsweise Eltern für ihre nur beschränkt geschäftsfähigen Kinder einen Einkauf tätigen, ohne dass sie hierzu mit in das Geschäft gehen müssen. Zudem wird hierbei ermöglicht, dass die Person auch Kleidung für sich selbst erwerben kann. Dies ist insbesondere für Kleidungsstücke vorgesehen, bei denen es nicht auf einen passgenauen Sitz ankommt. Beispielsweise einen Hut oder eine Krawatte.
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Bezahlverfahren über eine Internet-Webseite bzw. eine mobile Applikation sind dem Fachmann bekannt und können demnach einfach verwirklicht werden.
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Vorzugsweise ist die Kontrollvorrichtung als ein berührungssensitive Bildschirm, insbesondere ein Touchscreen, ausgebildet. Dieser Bildschirm ermöglicht es dem Kunden vorteilhaft seine eigene Rundumansichtsaufnahme in dem Bildschirm - quasi als Spiegelersatz - zu betrachten. Es ist vorteilhaft, wenn der Bildschirm zumindest zwei getrennte Bereiche aufweist, wobei ein Bereich zum Betrachten von Bildern (also der Rundumansichtsaufnahme) und ein anderer Bereich für die Interaktion vorgesehen ist. Durch die getrennten Bereiche wird vermieden, dass unschöne Verschmutzungen, durch die Interaktion mit den Fingern auf dem Touchscreen, den Bereich verschmutzen, der zum Betrachten der Bildaufnahmen vorgesehen ist.
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Bevorzugt wird der Kommunikationskanal mittels Spracheingabe und/oder mittels des berührungssensitiven Bildschirms durch den Kunden bedient, sodass eine Kommunikation zwischen dem Kunden und der Person ermöglicht wird. Die Kommunikation mittels der Spracheingabe ist dahingehend besonders praktisch, da der Kunde und die Person in der Art eines Telefongesprächs schnell und einfach miteinander kommunizieren können und der Kunde in einer Position verbleiben kann, in welcher das Kamerasystem dessen Rundumansicht Aufnahme erstellen kann. Würde der Kunde jedes Mal an den berührungssensitiven Bildschirm herantreten, um diesen zu bedienen, so könnte die Kamerasystem zumindest aus dieser Richtung keine Aufnahme erstellen. Auf der anderen Seite kann es sein, dass eine sprachliche Kommunikation andere Kunden in benachbarten Umkleidekabinen stören würde, sodass die Kommunikation mittels des Touchscreens vorteilhaft eine „leise Kommunikation“ ermöglicht.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung muss vor dem Aufbau einer Kommunikationsverbindung über den Kommunikationskanal die Person und/oder der Kunde einen Authentifizierungsvorgang durchlaufen. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass keine unbefugten Personen Zugriff auf die Rundumansichtsaufnahme erlangen können. Der Authentifizierungsvorgang kann beispielsweise über einen zuvor kommunizierten Login-Datensatz realisiert werden, welcher zum Einloggen auf die Internet-Webseite und/oder in die mobile Applikation abgefragt ist. Alternativ kann auch von der Kommunikationseinrichtung ein einmaliger PIN-Code kreiert werden, welcher von dem Kunden beispielsweise mittels einer Textnachricht von seinem Smartphone an die Person übermittelt werden kann, wobei die Person den PIN-Code an ihrem Endgerät zur Authentifizierung eingeben muss.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung ist eine Umkleidekabine bzw. ein bzw. Anproberaum angegeben, welche/r zur Durchführung des vorhergehend beschriebenen Verfahrens geeignet ist.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung sind Lautsprecher und ein Mikrofon in die Umkleidekabine bzw. in den Anproberaum eingebracht. Durch den Lautsprecher und das Mikrofon wird ermöglicht, dass der Kunde mit der Person über Sprache kommunizieren kann.
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Vorzugsweise ist eine Schallisolierung an der Umkleidekabine bzw. dem Anproberaum vorgesehen. Die Schallisolierung sollte so an die/den Umkleidekabine/Anproberaum angebracht sein, dass Gespräche aus dem Inneren der/des Umkleidekabine/Anproberaum nicht nach außen dringen und Geräusche von außerhalb nicht in das Innere der Umkleidekabine dringen, sodass insbesondere eine sprachliche Kommunikation zwischen dem Kunden und der Person ohne Störungen von statten gehen kann.
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In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung kann sich der Kunde beim Betreten der Kabine in ein Datennetz der Kabine einloggen. Dieses Einloggen kann beispielsweise durch eine WLAN, Bluetooth und/oder eine NFC Verbindung ermöglicht werden. Vorzugsweise kann der Kunde hierbei auch sein mobiles Endgerät, insbesondere ein Smartphone, verwenden, welches mit der internetfähigen Kontrolleinrichtung kommuniziert. Hat sich der Kunde in das Datennetz der Umkleidekabine eingeloggt, kann er am Touchscreen der Umkleidekabine zwischen den persönlichen Kontakten auf seinem Smartphone wählen und über das Datennetz der Umkleidekabine via der internetfähigen Kontrolleinrichtung einen Videotelefonieanruf mit der Person aus seinem persönlichen Umfeld tätigen.
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Bevorzugt kommuniziert die Kontrolleinrichtung über das Datennetz mit einem Server auf welchem ein Mustererkennungsprogramm läuft. Das Kamerasystem ist ebenfalls an das Datennetz angeschlossen, sodass von dem Kamerasystem die Rundumsichtsaufnahmen des Kunden an den internetfähigen Touchscreen übertragen werden können. Bevorzugt ist das Datennetz ein Intranet oder als Teil des Internets ausgebildet.
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Die internetfähige Kontrolleinrichtung umfasst vorzugsweise eine Steuereinheit, die in vorgegebenen zeitlichen Abständen die von dem Kamerasystem aufgenommenen Rundumansichtsaufnahmen an den Server sendet. Der Server vergleicht die einzelnen an ihn gesendeten Rundumsichtsaufnahmen mittels seines Mustererkennungsprogramms und ermittelt, ob sich der Kunde innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne ein neues Kleidungsstück angezogen hat. Stellt Mustererkennungsprogramm fest, dass sich der Kunde in einem vorgegebenen Zeitraum kein neues Kleidungsstück anprobiert hat, wird der Kommunikationskanal unterbrochen. Hierdurch soll vermieden werden, dass Kunden ohne eine Kaufabsicht die Umkleidekabine betreten und diese lediglich als eine bequeme Art der Kommunikation zu einer Person ihrer Wahl nutzen und für andere Kunden die Umkleidekabine blockieren. Mögliche Zeitspannen nach denen der Kommunikationskanal unterbrochen wird sind 10 Minuten, bevorzugt 7 Minuten, besonders bevorzugt 5 Minuten.
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Mittels der WLAN, Bluetooth und/oder eine NFC kann vorzugsweise ebenso ermöglicht werden, dass verschiedene von dem Kunden selbst ausgesuchte Bildaufnahmen von sich selbst an sein Smartphone übertragen werden, sodass er die Bilder mittels seines Smartphones direkt an die Person außerhalb des Geschäfts sendet. Dies ermöglicht dem Kunden auf besonders einfache Art beispielsweise Rückansichten von an die Person seiner Wahl zu versenden, was zurzeit mittels der Methode der „Selfies“ nicht zufriedenstellend gelöst wird. Eine Authentifizierung kann hierbei entfallen. Auch eine Anbindung an das Internet der Umkleidekabine ist bei dieser möglichen Ausgestaltung optional.
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In einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung ist es vorgesehen, dass die Person eine Steuerung über das Kamerasystem übernehmen kann und sich hierdurch einen noch besseren Überblick bzgl. des Kleidungsstücks an dem Kunden verschaffen kann. Insbesondere wird es der Person ermöglicht den Kunden virtuell zu drehen und sowohl in der Kabine als auch auf ihrem Endgerät verschiedene Lichtverhältnisse zu generieren und/oder zu simulieren. Das Modeunternehmen, in welchem die Umkleidekabine steht, kann auf dem Endgerät der Person weitere Modevorschläge einblenden, die diese für die Diskussion mit dem Kunden nutzen kann oder diese zu einer eigenen Kaufentscheidung anregt. Hierfür ist eine Anbindung zu dem Online-Store des Modegeschäfts vorgesehen, sodass die Person den Kauf mit Digitalzahlungsmethoden vornehmen kann.
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Vorstehende Erläuterungen im Zusammenhang mit der Umkleidekabine sollen nicht nur auf die Umkleidekabine begrenzt sein, sondern insbesondere auch für einen Anproberaum entsprechend gelten.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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