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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern eines stufenlosen Getriebes für ein Fahrzeug, wobei das stufenlose Getriebe einen Hydrostaten mit einem Positionsregelventil aufweist.
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Bei einem stufenlosen Antrieb mit einem stufenlosen Getriebe kann bei geschlossenem Antriebsstrang durch eine Fehlaufprägung eines Ansteuerstromes des Positionsregelventils am Hydrostaten ein ungewolltes Beschleunigen des Fahrzeugs aus dem Stillstand oder während der Fahrt erfolgen. Das Positionsregelventil ist zur Verstellung der stufenlosen Übersetzung vorgesehen. Wegen der sehr hohen Verstellgeschwindigkeiten des Hydrostaten wird diese Beschleunigung nahezu sofort umgesetzt.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren zum Steuern eines stufenlosen Getriebes zu schaffen, das eine Fehlaufprägung eines Stromes am Positionsregelventil schnell erkennt und ein ungewolltes Beschleunigen des Fahrzeugs vermeidet. Insbesondere soll die Fehlaufprägung des Stromes, die zu einer ungewollten Beschleunigung führt, von einer gewollten Beschleunigung unterschieden werden.
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Die Aufgabe wird gelöst durch den Gegenstand des Patentanspruchs 1. Bevorzugte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zum Steuern eines stufenlosen Getriebes für ein Fahrzeug ist für ein stufenloses Getriebe mit einem Hydrostaten vorgesehen, wobei der Hydrostat ein Positionsregelventil aufweist. Das stufenlose Getriebe wirkt antriebstechnisch mit einer Antriebswelle und abtriebstechnisch mit einer Abtriebswelle zusammen. Der Hydrostat wird bei einer Bestromung des Positionsregelventils verstellt, um das Fahrzeug zu beschleunigen, wobei die Bestromung des Positionsregelventils von einer Sicherheitsfunktion zyklisch überwacht wird. Dabei ist die Sicherheitsfunktion dazu vorgesehen, eine ungewollte Bestromung des Positionsregelventils, die zu einer ungewollten Beschleunigung des Fahrzeugs führen kann, zu erkennen, um dann das Getriebe zumindest von der Abtriebswelle zu trennen und dadurch eine ungewollte Beschleunigung des Fahrzeugs zu verhindern. Dabei löst die Sicherheitsfunktion aus, wenn zumindest ein Grenzwert für die Bestromung des Positionsregelventils überschritten wird.
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Der mindestens eine Grenzwert für die Bestromung des Positionsregelventils, der für das Auslösen der Sicherheitsfunktion vorgesehen ist, ist in Abhängigkeit von Fahrzeug- und Getriebeparametern sowie von einer Vielzahl von Betriebsparametern des stufenlosen Getriebes abhängig.
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Das stufenlose Getriebe ist ein mechanisch leistungsverzweigtes Getriebe. Insbesondere weist das stufenlose Getriebe bis zu drei Fahrbereiche auf, wobei die Fahrbereiche über sogenannte Bereichskupplungen gewählt beziehungsweise eingestellt werden. Über eine sogenannte Fahrtrichtungskupplung wird das stufenlose Getriebe mit einer Antriebsmaschine, insbesondere einem Dieselmotor verbunden. Über ein Planetengetriebe, das Teil des stufenlosen Getriebes ist, wird der Hydrostat an den Leistungsfluss im Getriebe angebunden. Wenn die Fahrtrichtungskupplung und die erste Bereichskupplung geschlossen sind, erfolgt ein Anfahren des Fahrzeugs über das Verschwenken des Hydrostaten, wobei das Verschwenken des Hydrostaten über das im Hydrostaten angeordneten Positionsregelventil realisiert wird. Ferner wird im jeweiligen Fahrbereich eine Beschleunigung des Fahrzeuges über das Verschwenken des Hydrostaten und somit über die Bestromung des Positionsregelventils durchgeführt.
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Bei der zyklischen Überwachung der Bestromung des Positionsregelventils wird insbesondere die am Positionsregelventil anliegende Stromstärke und/oder Spannung überwacht. Insbesondere kann auch eine Änderung der Stromstärke und/oder Spannung überwacht werden. Vorzugsweise erfolgt die zyklische Überwachung der Bestromung des Positionsregelventils in Zeitabständen von 10 Millisekunden. Dabei kann eine Vorbewertung der Bestromung vogenommen werden, wodurch lediglich Bestromungen des Positionsregelventils selektiert werden, die zu einer Beschleunigung des Fahrzeugs führen können. Beispielsweise können somit Bestromungen vernachlässigt werden, welche durch eine Trägheit des Antriebsstrangs eine ungewollte Beschleunigung kompensieren würden.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird die Sicherheitsfunktion zur ungewollten Anfahrüberwachung des Fahrzeugs genutzt, wobei die Anfahrüberwachung aktiviert wird, wenn eine Drehzahl der Abtriebswelle unterhalb eines variabel einstellbaren Grenzwertes ist und ein Kraftschluss zwischen der Antriebswelle und der Abtriebswelle vorliegt. Mithin ist die Anfahrüberwachung zur Verhinderung einer ungewollten Beschleunigung des Fahrzeugs aus dem Stillstand vorgesehen. Die Anfahrüberwachung ist mithin nicht dauerhaft aktiv, sondern wird erst aktiviert, wenn die Drehzahl der Abtriebswelle unterhalb des variabel einstellbaren Grenzwertes liegt und die Antriebswelle kraftschlüssig über das stufenlose Getriebe mit der Abtriebswelle verbunden ist. Mithin muss sowohl die Fahrtrichtungskupplung als auch die erste Bereichskupplung geschlossen sein.
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Vorzugsweise wird die Anfahrüberwachung deaktiviert, wenn ein Grenzwert für eine Fahrpedalstellung überschritten wird. Der Grenzwert für die Fahrpedalstellung gibt Aufschluss darüber, ob die Bestromung des Positionsregelventils beabsichtigt ist. Durch Eingabe einer Fahranforderung, beispielsweise durch eine Betätigung des Fahrpedals, wird das Fahrzeug beschleunigt, indem unter anderem das Positionsregelventil bestromt wird. Sofern das Fahrpedal nicht betätigt wird, darf das Positionsregelventil auch nicht bestromt werden. Zur Differenzierung zwischen einer gewollten Beschleunigung und einer ungewollten Beschleunigung kann der Grenzwert für die Fahrpedalstellung vorzugsweise auf 5 % eingestellt werden. Mithin muss das Fahrpedal zumindest um 5 % betätigt werden um die Anfahrüberwachung zu deaktivieren. Hierdurch wird die Güte der Sicherheitsfunktion und somit die Performance des Antriebsstrangs gesteigert.
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Insbesondere ist vor dem Auslösen der Sicherheitsfunktion eine Entprellzeit von zwei bis drei Zyklen vorgesehen, um die Güte der Sicherheitsfunktion weiter zu steigern. Mithin müssen die Bedingungen, die zum Auslösen der Sicherheitsfunktion vorgesehen sind, über zwei bis drei Zyklen verifiziert werden.
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Gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel löst die Sicherheitsfunktion aus, wenn ein maximaler Stromwert für die Bestromung des Positionsregelventils überschritten wird. Mithin müssen gleichzeitig folgende Bedingungen erfüllt sein, um die Sicherheitsfunktion auszulösen: Die Drehzahl der Abtriebswelle ist unterhalb eines variabel einstellbaren Grenzwertes, es liegt ein Kraftschluss zwischen der Antriebswelle und der Abtriebswelle vor, die aktuelle Fahrpedalstellung befindet sich unterhalb des Grenzwertes für die Fahrpedalstellung und der aktuelle Stromwert für die Bestromung des Positionsregelventils liegt über dem maximalen Stromwert für die Bestromung des Positionsregelventils.
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Gemäß einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel löst die Sicherheitsfunktion aus, wenn ein maximaler Differenzstromwert für die Bestromung des Positionsregelventils überschritten wird. Mithin müssen gleichzeitig folgende Bedingungen erfüllt sein, um die Sicherheitsfunktion auszulösen: Die Drehzahl der Abtriebswelle ist unterhalb eines variabel einstellbaren Grenzwertes, es liegt ein Kraftschluss zwischen der Antriebswelle und der Abtriebswelle vor, die aktuelle Fahrpedalstellung befindet sich unterhalb des Grenzwertes für die Fahrpedalstellung und der maximale Differenzstromwert für die Bestromung des Positionsregelventils wurde überschritten. Unter dem Differenzstromwert ist eine Änderung des Stromwertes über eine bestimmte Zeit beziehungsweise über mindestens zwei Zyklen zu verstehen.
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Die Erfindung schließt die technische Lehre ein, dass ein ungewolltes Anfahren des Fahrzeugs erkannt wird, wenn eine Überschreitung eines Grenzwertes für die Bestromung des Positionsregelventils ohne das Erreichen des maximalen Differenzstromwertes erfolgt, wobei dann ein Zähler gestartet wird, wobei die Sicherheitsfunktion auslöst, wenn der Zähler abgelaufen ist und der Grenzwert für den Stromwert des Positionsregelventils immer noch überschritten ist. Der Zähler beschreibt dabei beispielsweise ein Zeitintervall, welches durchlaufen wird. Mit anderen Worten wird mit dem Zeitpunkt der Überschreitung des Grenzwertes für die Bestromung des Positionsregelventils, der unterhalb des maximalen Grenzwertes für die Bestromung des Positionsregelventils liegt, ein Zähler gestartet. Dieser Fall tritt ein, wenn die Bestromung des Positionsregelventils nicht schlagartig sondern langsam ansteigt, der maximale Differenzstromwert also nicht erreicht wird. Dadurch kommt es erst später zu einer Beschleunigung des Fahrzeugs.
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Die Sicherheitsfunktion wird erst ausgelöst, wenn der Zähler abgelaufen ist und der Grenzwert für den Stromwert des Positionsregelventils immer noch überschritten ist. Somit realisiert der Zähler eine Verzögerungszeit. Während die Verzögerungszeit abläuft werden bevorzugt weitere Bedingungen, wie beispielsweise die Fahrpedalstellung ausgewertet. Wenn die Fahrpedalstellung unterhalb des Grenzwertes für die Fahrpedalstellung liegt, werden weitere Bedingungen hinzugezogen, die zum Erkennen eines ungewollten Anfahrens vorgesehen sind. Insbesondere werden nur Bedingungen hinzugezogen, die auf eine Änderung der Abtriebsdrehzahl schließen lassen, da ansonsten keine Beschleunigung stattfindet.
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Die Erkennung einer Bewegung an der Abtriebswelle kann über unterschiedliche Mittel erfolgen. Beispielsweise kann die Auswertung eines Abtriebsdrehzahlgebers erfolgen. Der Abtriebsdrehzahlgeber liefert ab einem unteren Schwellwert eine sichere Erkennung einer Bewegung an der Abtriebswelle. Der untere Schwellwert ist eine Umdrehung der Abtriebswelle pro Minute. Um noch früher die Erkennung der Bewegung an der Abtriebswelle zu ermöglichen, kann zusätzlich oder alternativ, eine Auswertung eines Sensorsignals zur Schluckvolumenerfassung des Getriebes erfolgen. Ferner ist es auch denkbar weitere interne Drehzahlgeber zur Erkennung der Bewegung an der Abtriebswelle zu verwenden, wobei insbesondere solche Drehzahlgeber verwendet werden, die bei der Bewegung der Abtriebswelle eine Spannungsänderung detektieren.
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Wenn die überwachten Grenzwerte überschritten sind und der Zähler abgelaufen ist, wird die Sicherheitsfunktion auslöst. Demgegenüber wird die Erkennung auf ungewolltes Anfahren deaktiviert, wenn die Bestromung des Positionsregelventils den Grenzwert für die Bestromung des Positionsregelventils unterschreitet und der Zähler noch nicht abgelaufen ist.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird die Sicherheitsfunktion zur ungewollten Beschleunigungsüberwachung des Fahrzeugs während der Fahrt genutzt, wobei die Beschleunigungsüberwachung eine parametrierbare Bewertungsfunktion umfasst, wobei eine Stromänderung von einem letzten zu einem aktuellen Zyklus und eine Summe der Stromänderungen in einer Anzahl verstrichener Zyklen als Eingangsgrößen vorgesehen sind. Mit anderen Worten erfolgt die Prüfung ob eine ungewollte Stromänderung am Positionsregelventil erfolgt ist über die Überwachung der Stromänderung in aufeinanderfolgenden Zyklen, die vorzugsweise alle 10 Millisekunden wiederholt werden. Eine mittlere zulässige Stromänderung wird festgesetzt. Wenn diese mittlere zulässige Stromänderung überschritten wird, wird die Sicherheitsfunktion ausgelöst.
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Insbesondere ist die Beschleunigungsüberwachung nur aktiv, wenn entweder ein Kraftschluss zwischen der Antriebswelle und der Abtriebswelle vorliegt, und somit sowohl die Fahrrichtungskupplung als auch die Bereichskupplung geschlossen ist, oder wenn die Bereichskupplung geschlossen ist, und somit nur ein Kraftschluss zwischen dem Getriebe und der Abtriebswelle vorliegt, aber gleichzeitig die internen Drehzahlen des Getriebes oberhalb eines Grenzwertes liegen. Sofern die internen Drehzahlen des Getriebes oberhalb des Grenzwertes liegen, kann bei einer Bestromung des Hydrostaten durch die Trägheit der rotierenden Massen im Getriebe eine ungewollte Beschleunigung generiert werden.
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Die Erfindung schließt die technische Lehre ein, dass die parametrierbare Bewertungsfunktion aus einer Vielzahl von Fahrzeugdaten erzeugt wird. Insbesondere ist die durchschnittlich erlaubte Stromänderung von der Anzahl der Zyklen abhängig und nimmt mit zunehmender Anzahl der Zyklen ab.
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Im Folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnungen näher erläutert. Hierbei zeigt
- 1: eine vereinfachte schematische Darstellung eines stufenlosen Getriebes für ein Fahrzeug, das nach einem erfindungsgemäßen Verfahren steuerbar ist,
- 2: ein Diagramm zur Veranschaulichung einer parametrierbaren Bewertungsfunktion, die für ein erfindungsgemäßes Verfahren verwendbar ist,
- 3: ein Diagramm zur Veranschaulichung eines beispielhaften Verlaufs eines erfindungsgemäßen Verfahrens,
- 4: ein weiteres Diagramm zur Veranschaulichung eines beispielhaften Verlaufs eines erfindungsgemäßen Verfahrens,
- 5: ein weiteres Diagramm zur Veranschaulichung eines beispielhaften Verlaufs eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
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1 zeigt ein stufenloses Getriebe 1 für ein - hier nicht dargestelltes - Fahrzeug, wobei das stufenlose Getriebe 1 einen Hydrostaten 2 mit einem Positionsregelventil 3 aufweist. Das stufenlose Getriebe 1 ist antriebstechnisch mit einer Antriebswelle 4 verbunden, die mit einem - hier nicht dargestellten - Antriebsmotor wirkverbunden ist, um eine Antriebsleistung in das stufenlose Getriebe 1 einzuspeisen. Ferner ist das stufenlose Getriebe 1 abtriebstechnisch mit einer Abtriebswelle 5 verbunden, wobei die Abtriebswelle 5 mit mindestens einer - hier nicht dargestellten - Antriebsachse wirkverbunden ist. Durch eine Bestromung des Positionsregelventils3 wird der Hydrostat 2 verstellt, wobei dadurch das Fahrzeug bei einem Betrieb des Antriebsmotors mit einer im Wesentlichen konstanten Drehzahl und einem Kraftfluss zwischen der Antriebswelle 4 und der Abtriebswelle 5 beschleunigt wird. Nicht gezeigt ist in 1 ein Steuergerät, welches signalübertragend mit dem Getriebe 1, dem Hydrostat und dem Positionsregelventil 3 verbunden ist. Darüber hinaus kann das Steuergerät auch mit weiteren Sensoren (beispielsweise Drehzahlsensoren an Antriebswelle 4 oder Abtriebswelle 5, Fahrpedal) oder weiteren Steuergeräten (Fahrzeugführungsrechner, Motorsteuergerät, usw.) signalübertragend verbunden sein.
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Gemäß 2 bis 5 ist das erfindungsgemäße Verfahren in unterschiedlichen Ausführungsbeispielen dargestellt. Unabhängig von dem jeweiligen Ausführungsbeispiel wird die Bestromung des Positionsregelventils 3 von einer Sicherheitsfunktion zyklisch überwacht. Die Sicherheitsfunktion ist dazu vorgesehen, eine ungewollte Bestromung des Positionsregelventils 3, die zu einer ungewollten Beschleunigung des Fahrzeugs führt, zu erkennen, um dann das Getriebe 1 zumindest von der Abtriebswelle 5 zu trennen und dadurch eine ungewollte Beschleunigung des Fahrzeugs zu verhindern. Die Sicherheitsfunktion löst aus, wenn ein variabel gewählter Grenzwert für die Bestromung des Positionsregelventils 3 überschritten wird.
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In 2 ist der Verlauf einer parametrierbaren Bewertungsfunktion BF dargestellt. Die parametrierbare Bewertungsfunktion BF wird zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens verwendet. Vorliegend stellt die parametrierbare Bewertungsfunktion BF den Grenzwert für die Bestromung des Positionsregelventils 3 dar, der bei einer Überschreitung die Sicherheitsfunktion auslöst. Gemäß 2 wird die Sicherheitsfunktion, insbesondere die Bewertungsfunktion BF, zur ungewollten Beschleunigungsüberwachung des Fahrzeugs während der Fahrt genutzt. Auf einer Ordinate Y ist eine Stromänderung an einem Steuergeräteausgang aufgetragen, wobei auf der Abszisse X die Anzahl der Zyklen aufgetragen ist. Mithin erfolgt die Bewertung der Bestromung des Positionsregelventils 3 über die durchschnittlich maximal erlaubte Stromänderung am Steuergeräteausgang. Die maximal erlaubte Stromänderung am Steuergeräteausgang ist abhängig von der Anzahl der zuletzt betrachteten Zyklen. Die Bewertungsfunktion BF gibt die maximal erlaubten Abweichungswerte über die Anzahl der Zyklen an.
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Beispielsweis löst ein Wert A die Sicherheitsfunktion nicht aus, da er sich unterhalb der Bewertungsfunktion BF in einem zulässigen Bereich befindet. Demgegenüber löst ein Wert B die Sicherheitsfunktion aus, da er sich oberhalb der Bewertungsfunktion BF in einem unzulässigen Bereich befindet. Eine kurzzeitige, hohe positive Stromänderung am Positionsregelventil 3, kann aufgrund der Trägheit des Systems nur zu einer kurzzeitigen Beschleunigung des Fahrzeugs führen (Wert A). Demgegenüber ist eine länger andauernde positive Stromänderung am Positionsregelventil 3 vom Fahrer schwieriger zu beherrschen, sodass die Einleitung der Sicherheitsfunktion notwendig ist (Wert B).
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Die Stromänderung von einem letzten zu einem aktuellen Zyklus sowie die Summe der Stromänderungen in einer Anzahl verstrichener Zyklen sind als Eingangsgrößen der parametrierbare Bewertungsfunktion BF vorgesehen. Die parametrierbare Bewertungsfunktion BF wird aus einer Vielzahl von Fahrzeugdaten generiert und ermöglicht einen guten Kompromiss zwischen einer Sicherheit und einer Robustheit des Systems. Aus dem Verlauf der Bewertungsfunktion BF geht hervor, dass die durchschnittlich erlaubte Stromänderung von der Anzahl der Zyklen abhängig ist und mit zunehmender Anzahl der Zyklen abnimmt.
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Bei der Überprüfung der zulässigen Stromwerte des Positionsregelventils 3 werden nur Stromwerte am Positionsregelventil 3 berücksichtigt, die physikalisch zu einer Beschleunigung des Fahrzeugs führen können. Beispielsweise wird eine Stromänderung in einem ersten Fahrbereich unterhalb eines Offsetstroms von 300 mA nicht berücksichtigt, wenn die Bestromung innerhalb weniger Zyklen von 75 mA auf 250 mA ansteigt. Wenn jedoch festgestellt wird, dass die maximale Stromänderung überschritten wird, wird ein Schwellwert-Flag (Merksignal) gesetzt. Wenn das Schwellwert-Flag gesetzt und die Überwachungsfunktion aktiv ist, das heißt ein Kraftschluss zwischen der Antriebswelle 4 und der Abtriebswelle 5 vorliegt oder zumindest ein Kraftschluss zwischen dem Getriebe 1 und der Abtriebswelle 5 vorliegt, wobei dann die internen Drehzahlen im Getriebe 1 oberhalb eines Grenzwertes liegen müssen, wird das Getriebe 1 nach einer parametrierbaren Entprellzeit in einen sicheren Zustand überführt, wobei die Sicherheitsfunktion aktiviert wird.
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Unter dem Einleiten eines sicheren Zustandes des Getriebes 1 ist zu verstehen, dass das Getriebe 1 zumindest von der Abtriebswelle 5, vorzugsweise auch von der Antriebswelle 4 getrennt wird und dadurch eine ungewollte Beschleunigung des Fahrzeugs bei einer ungewollten Bestromung des Positionsregelventils 3 verhindert wird. Mithin wird durch das Einleiten des sicheren Zustandes des Getriebes 1 der Kraftschluss zwischen der Antriebswelle 4 und der Abtriebswelle 5 getrennt.
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Gemäß 3, 4 und 5 wird die Sicherheitsfunktion zur ungewollten Anfahrüberwachung des Fahrzeugs genutzt, wobei die Anfahrüberwachung aktiviert wird, wenn eine Drehzahl der Abtriebswelle 5 unterhalb eines variabel einstellbaren Grenzwertes ist und ein Kraftschluss zwischen der Antriebswelle 4 und der Abtriebswelle 5 vorliegt.
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Nach 3 und 4 sind fünf Diagramme in einem gemeinsamen Diagramm integriert. Auf einer jeweiligen Abszisse X ist eine Zeit aufgetragen. Demgegenüber ist von unten nach oben entlang der Ordinate Y zunächst das Einleiten eines sicheren Zustandes SZ des Getriebes 1, eine Fahrpedalstellung F, eine elektrische Stromstärke I, eine Aktivität der Anfahrüberwachung Ü und abschließend das Vorhandensein eines Kraftschlusses K zwischen der Antriebswelle 4 und der Abtriebswelle 5 aufgetragen.
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Gemäß 3 wird die Sicherheitsfunktion ausgelöst, wenn ein maximaler Grenzwert MG für die Bestromung des Positionsregelventils 3 überschritten wird und gleichzeitig ein Grenzwert GF für eine Fahrpedalstellung nicht überschritten wird. Da die Anfahrüberwachung Ü erst ab dem Zeitpunkt des Kraftschlusses K zwischen der Antriebswelle 4 und der Abtriebswelle 5 aktiv ist, wird die Sicherheitsfunktion kurz darauf zum Zeitpunkt ZP ausgelöst und nach wenigen Zyklen auch der sichere Zustand SZ des Getriebes 1 eingeleitet.
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Nach 4 wird die Sicherheitsfunktion ausgelöst, wenn ein maximaler Differenzstromwert DS für die Bestromung des Positionsregelventils 3 überschritten wird. Der maximale Differenzstromwert DS ist vorliegend durch die sprunghafte Zunahme der Bestromung des Positionsregelventils 3 dargestellt.
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Gemäß 5 sind sieben Diagramme in einem gemeinsamen Diagramm zusammengeführt. Auf einer jeweiligen Abszisse X ist die Zeit aufgetragen. Demgegenüber ist von unten nach oben entlang der Ordinate Y zunächst das Einleiten des sicheren Zustandes SZ des Getriebes 1, eine Spannung SE zur Erkennung einer Bewegung an der Abtriebswelle 5, eine Drehzahl DE zur Erkennung einer Bewegung an der Abtriebswelle 5, die Fahrpedalstellung F, die elektrische Stromstärke I, die Aktivität der Anfahrüberwachung Ü und abschließend das Vorhandensein des Kraftschlusses K zwischen der Antriebswelle 4 und der Abtriebswelle 5 aufgetragen.
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Nach 5 wird bei einer Überschreitung eines Grenzwertes GW für die Bestromung des Positionsregelventils 3 ein ungewolltes Anfahren des Fahrzeugs erkannt. Ab diesem Zeitpunkt wird ein Zähler Z gestartet, wobei die Sicherheitsfunktion auslöst, wenn der Zähler Z abgelaufen ist und der Grenzwert GW für den Stromwert des Positionsregelventils 3 immer noch überschritten ist, gleichzeitig ein Grenzwert für eine Fahrpedalstellung GF nicht überschritten wird, die Spannung SE zur Erkennung einer Bewegung an der Abtriebswelle 5 über einen Grenzwert GS liegt und eine Drehzahl DE zur Erkennung einer Bewegung an der Abtriebswelle 5 über einen Grenzwert GD liegt. Mithin ist der Ablauf des Zählers Z der Zeitpunkt ZP, an dem die Sicherheitsfunktion ausgelöst und nach wenigen Zyklen auch der sichere Zustand SZ des Getriebes 1 eingeleitet wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- stufenlose Getriebe
- 2
- Hydrostat
- 3
- Positionsregelventil
- 4
- Antriebswelle
- 5
- Abtriebswelle
- A, B
- Wert
- I
- elektrische Stromstärke
- F
- Fahrpedalstellung
- Ü
- Aktivität der Anfahrüberwachung
- K
- Vorhandensein eines Kraftschlusses
- X
- Abszisse
- Y
- Ordninate
- Z
- Zähler
- BF
- parametrierbare Bewertungsfunktion
- MG
- maximaler Grenzwert für eine Bestromung des Positionsregelventils
- DS
- maximaler Differenzstromwert für eine Bestromung des Positionsregelventils
- DE
- Drehzahl zur Erkennung einer Bewegung an der Abtriebswelle
- GD
- Grenzwert zur Erkennung einer Bewegung an der Abtriebswelle
- GS
- Grenzwert zur Erkennung einer Bewegung an der Abtriebswelle
- GW
- Grenzwert für die Bestromung des Positionsregelventils
- GF
- Grenzwert für eine Fahrpedalstellung
- SE
- Spannung zur Erkennung einer Bewegung an der Abtriebswelle
- SZ
- Einleiten eines sicheren Zustandes
- ZP
- Zeitpunkt zum Auslösen der Sicherheitsfunktion