DE102016216329A1

DE102016216329A1 - Sitzanlage für einen Kraftwagen

Info

Publication number: DE102016216329A1
Application number: DE102016216329.9A
Authority: DE
Inventors: Matthias Franz; Harald Lathwesen
Original assignee: Bayerische Motoren Werke AG
Current assignee: Bayerische Motoren Werke AG
Priority date: 2016-08-30
Filing date: 2016-08-30
Publication date: 2018-03-01

Abstract

Die Erfindung betrifft eine Sitzanlage (1) für einen Kraftwagen, welche entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung (V) des Kraftwagens positioniert ist und ein zugeordnetes Rückenlehnenteil (8) aufweist. Um eine Sitzanlage (1) zu schaffen, welche hinsichtlich der Komplexität, des Gewichts und der Herstellungskosten optimiert ist, weist die Sitzanlage (1) eine Stützeinrichtung (11) auf, mittels welcher das Rückenlehnenteil (8) bei einer unfallbedingten Kraftbeaufschlagung entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung (V) abstützbar ist.

Description

Die Erfindung betrifft eine Sitzanlage für einen Kraftwagen gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Generell sind aus dem Kraftwagenbau bereits eine Vielzahl von Sitzanlagen entweder in Form von einzelnen Fahrzeugsitzen oder aber durchgehenden Sitzbänken mit zugehörigen Rückenlehnenteilen bekannt, welche entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung des Kraftwagens zum Einsatz kommen. Waren derartige Sitzanlagen bislang zumeist aus Omnibussen, Transportern oder Vans bekannt, eröffnet das zunehmende autonome Fahren von Kraftwagen gerade auch bei anderen Fahrzeugbauweisen die Möglichkeit, derartige Sitzanlagen einzusetzen. Hierbei kommen insbesondere vordere Fahrzeugsitze von Personenkraftwagen in Betracht, welche bei autonomer Fahrt aus einer Stellung in Vorwärtsfahrtrichtung in eine Stellung entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung des Kraftwagens verlagerbar, insbesondere um eine Hochachse drehbar, sind.
Bei der Stellung entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung des Kraftwagens entstehen allerdings bei einer unfallbedingten Kraftbeaufschlagung, insbesondere infolge einer Frontalkollision des Fahrzeugs, weitaus höhere Kraftimpulse, welche insbesondere auf das jeweilige Rückenlehnenteil der Sitzanlage beziehungsweise des Fahrzeugsitzes wirken. Aus diesem Grund müssen derartige Sitzanlagen, welche entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung des Kraftwagens eingesetzt werden können, einen erheblich verstärkten Aufbau aufweisen. Dies hat natürlich hinsichtlich der Komplexität, des Gewichts und der Herstellungskosten der Sitzanlage erhebliche Nachteile.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Sitzanlage zu schaffen, welche hinsichtlich der Komplexität, des Gewichts und der Herstellungskosten optimiert ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Sitzanlage mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Patentansprüche und der Beschreibung.
Die erfindungsgemäße Sitzanlage ist entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung des Kraftwagens positioniert beziehungsweise positionierbar. Dies bedeutet, dass die Sitzanlange insbesondere in schneller Weise aus einer Stellung, in welcher der Sitzinsasse bei Vorwärtsfahrtrichtung nach vorne blickt, in eine Stellung bringbar ist, in welcher er entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung, also nach hinten blickt. Dies kann insbesondere durch einen Fahrzeugsitz als Sitzanlage geschehen, der im Bereich des Sitzuntergestells um dessen Hochachse um beispielsweise etwa 180° drehbar ist. Gleichwohl kann die erfindungsgemäße Stützeinrichtung theoretisch bei allen Sitzanlagen eingesetzt werden, welche permanent oder temporär entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung ausgerichtet zum Einsatz sind.
Das der Sitzanlage, insbesondere dem Fahrzeugsitz, zugeordnete Rückenlehnenteil ist bei einer unfallbedingten Kraftbeaufschlagung mittels einer Stützeinrichtung entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung abstützbar. Dies bedeutet, dass mittels der Stützeinrichtung das Rückenlehnenteil der Sitzanlage zumindest dann abgestützt wird, wenn infolge einer Frontalkollision oder dergleichen die Sitzanlage beziehungsweise das Rückenlehnenteil mit einer unfallbedingten Kraft beziehungsweise einem entsprechenden Kraftimpuls beaufschlagt wird. Hierbei ist die Stützeinrichtung insbesondere rückseitig des Rückenlehnenteils, bei der Stellung entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung also – bezogen auf diese – vor dem Rückenlehnenteil angeordnet. Durch diese Abstützung wird erreicht, dass beispielsweise ansonsten hoch belastete Lager- und Strukturteile der Sitzanlage, insbesondere des Rückenlehnenteils, weitaus geringeren Belastungen ausgesetzt sind, so dass diese weniger komplex, gewichtsgünstiger und somit auch kostengünstiger gestaltet werden können.
In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist die Sitzanlage als zwischen der Stellung entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung und einer Stellung in Vorwärtsfahrtrichtung verlagerbarer Fahrzeugsitz ausgebildet. Hierdurch kann der Fahrzeugsitz beispielsweise beim autonomen Fahren in optimaler Weise genutzt werden und weist durch die erfindungsgemäß eingesetzte Stützeinrichtung eine optimale Sicherheitsausstattung auch bei entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung orientierter Sitzanlage auf.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist die Stützeinrichtung bei einer unfallbedingten Kraftbeaufschlagung zwischen einer Verstaustellung und einer Stützstellung verlagerbar. Hierdurch kann der Bauraum, in welchen hinein die Stützeinrichtung bei einer unfallbedingten Kraftbeaufschlagung verlagert wird, im normalen Betrieb des Fahrzeugs optimal genutzt werden. Theoretisch wäre jedoch auch eine Stützeinrichtung, beispielsweise bei einer dauerhaft entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung orientierten Sitzanlage einer hinteren Fahrzeugsitzreihe, denkbar, die fest installiert ist.
In diesem Zusammenhang hat es sich als weiter vorteilhaft gezeigt, wenn die Stützeinrichtung als Airbag ausgebildet ist. Eine derartige Stützeinrichtung kann besonders schnell und wirksam aus der Verstaustellung in die Stützstellung verlagert werden.
Dabei hat es sich weiterhin als besonders vorteilhaft gezeigt, wenn als Airbag zur Abstützung des Rückenlehnenteils bei entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung angeordneter Sitzanlage ein ohnehin vorhandener Airbag zur Rückhaltung eines Sitzinsassen bei in Vorwärtsfahrtrichtung angeordneter Sitzanlage vorgesehen ist. Somit ist eine Doppelnutzung des ohnehin vorhandenen Airbags möglich.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist die Sitzanlage für eine vordere Fahrzeugsitzreihe vorgesehen und die Stützeinrichtung als Teil einer Instrumententafel ausgebildet. Durch die Integration der Stützeinrichtung, beispielsweise des Airbags, in die Instrumententafel wird somit eine Bauraum sparende und praktikable Unterbringung der Stützeinrichtung in deren Verstaustellung erreicht.
Um eine besonders wirksame Abstützung des Rückenlehnenteils zu erreichen, ist dieses in weiterer Ausgestaltung der Erfindung in einem oberen Bereich durch die Stützeinrichtung abgestützt.
Weitere Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen, den Figuren und der Figurenbeschreibung. Die vorstehend in der Beschreibung genannten Merkmale und Merkmalskombinationen sowie die nachfolgend in der Figurenbeschreibung genannten und/oder in den Figuren alleine gezeigten Merkmale und Merkmalskombinationen sind nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar.
Die Erfindung wird nun anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels sowie unter Bezugnahme auf die Zeichnung näher erläutert. Die einzige Fig. zeigt dabei eine schematische Seitenansicht auf eine Sitzanlage für einen Kraftwagen in Form eines entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung des Kraftwagens positionierten Fahrzeugsitzes mit einem Rückenlehnenteil, welches bei einer unfallbedingten Kraftbeaufschlagung mittels einer Stützeinrichtung in Form eines Airbags entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung abstützbar ist.
Von einer Sitzanlage eines Personenkraftwagens ist in der einzigen Fig. ein einzelner, mit einem Sitzinsassen belegter Fahrzeugsitz 1 einer vorderen Sitzreihe in einer schematischen Seitenansicht dargestellt. Mit einem Pfeil V ist eine Vorwärtsfahrtrichtung des Kraftwagens angezeigt, von welchem neben der Sitzanlage lediglich ein Fahrzeugdach 2 mit einer Windschutzscheibe 3, eine Fronthaube 4, ein Fahrzeugboden 5 und eine Instrumententafel 6 angedeutet sind.
Der Fahrzeugsitz 1 ist vorliegend aus einer Stellung in Vorwärtsfahrtrichtung V in eine hier gezeigte Stellung entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung V um zumindest im Wesentlichen 180° um eine in Fahrzeughochrichtung verlaufende Hochachse des Fahrzeugsitzes 1 gedreht worden. Hierzu ist beispielsweise eine entsprechende Einrichtung am Fahrzeugsitz vorgesehen, mittels welcher dieser schnell und beispielsweise während des Fahrbetriebs zwischen den beiden Stellungen gedreht werden kann. Eine derartige Position des Fahrzeugsitzes 1 könnte im Fahrbetrieb des Kraftwagens beispielsweise bei einer autonomen beziehungsweise automatisierten Fahrt des Fahrzeuges eingenommen werden.
Von dem Fahrzeugsitz 1 sind im Wesentlichen ein auf einem nicht dargestellten Sitzuntergestell angeordnetes Sitzkissenteil 7 und ein an diesem gelagertes Rückenlehnenteil 8 angedeutet, welches oberseitig eine über Führungsstangen 9 verschiebbar geführte Kopfstütze 10 trägt. Anstelle der hier gezeigten Ausführungsform wäre die Erfindung auch bei einem Fahrzeugsitz 1 mit integrierter Kopfstütze 10 denkbar. Ebenso wäre die Erfindung auch bei einer Sitzbank mit zugehörigem Rückenlehnenteil prinzipiell denkbar.
Bei der gezeigten Stellung des Fahrzeugsitzes 1 entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung des Kraftwagens entstehen allerdings bei einer unfallbedingten Kraftbeaufschlagung, insbesondere infolge einer Frontalkollision des Fahrzeugs, weitaus höhere Kraftimpulse als bei der Stellung in Vorwärtsfahrtrichtung, welche insbesondere auf das jeweilige Rückenlehnenteil 8 der Sitzanlage beziehungsweise des Fahrzeugsitzes 1 wirken. Um nun zu vermeiden, dass beispielsweise entsprechende Lagerteile des Rückenlehnenteils 8 am Sitzkissenteil 7 oder aber Rahmen- und Strukturteile des Rückenlehnenteils 8 übermäßig stark belastet werden und demzufolge aufwändig und schwer gestaltet werden müssen, ist eine zur Sitzanlage gehörende Stützeinrichtung 11 vorgesehen, welche im vorliegenden Fall in die Instrumententafel 6 oder ein sonstiges Teil des Interieurs des Kraftwageninnenraums integriert ist.
Diese Stützeinrichtung 11 ist vorliegend als ohnehin vorhandener Airbag 12 ausgebildet, welcher bei der üblichen Stellung des Fahrzeugsitzes in Vorwärtsfahrtrichtung in an sich üblicher Weise als Rückhalteelement des Sitzinsassen bei einer Kollision des Kraftwagens dient, und welcher in der hier gezeigten Stellung der Sitzanlage entgegen der Fahrtrichtung ebenfalls aus einer Verstaustellung innerhalb der Instrumententafel in eine hier gestrichelt angedeutete Stützstellung verlagerbar ist, wenn eine unfallbedingte Kraftbeaufschlagung des Kraftwagens infolge einer Kollision bevorsteht oder bereits eingetreten ist. In diesem Fall wird der Airbag 12 in die Stützstellung verlagert, in welcher dieser das Rückenlehnenteil 8 und vorliegend auch die Kopfstütze 10 entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung abstützt und vor einer übermäßigen Bewegung in Fahrzeuglängsrichtung nach vorne bewahrt beziehungsweise einen entsprechenden Kraftimpuls in diese Richtung aufnimmt. Die Abstützung erfolgt dabei vorliegend in einem oberen Bereich und vorderseitig des Rückenlehnenteils 8 sowie in einem unteren Bereich vorderseitig der Kopfstütze 10.
Die Stützstellung des Airbags 12 zur Abstützung des Rückenlehnenteils 8 kann dabei dessen Rückhaltestellung entsprechen, in welche dieser verlagert wird, wenn sich der Fahrzeugsitz 1 in der üblichen Stellung in Vorwärtsfahrtrichtung befindet. Es können jedoch auch unterschiedliche Stellungen des Airbags 12 vorgesehen sein.
Im Ergebnis ist somit eine Sitzanlage geschaffen, bei der mittels der Stützeinrichtung 11 die insbesondere bei einer Frontalkollision des Fahrzeugs entstehenden Kräfte aufgenommen und somit die Sitzstruktur entlastet werden kann. Die vorliegende Erfindung ist insbesondere bei Fahrzeugsitzen 1 der vorderen Sitzreihe einsetzbar, wobei zugehörige Airbags 12 in der Instrumententafel 6, im Lenkrad oder an sonstiger Stelle als Stützeinrichtung 11 dienen können. Gleichfalls kann die vorliegende Stützeinrichtung 11 jedoch theoretisch auch bei Sitzanlagen – Einzelsitzen oder Sitzbänken – einer hinteren Sitzreihe zum Einsatz kommen. Ebenso wären theoretisch auch Stützeinrichtungen denkbar, welche zumindest teilweise fest angeordnet sind und nicht zwischen einer Verstaustellung und einer Rückhaltestellung verlagert werden müssen. Mit anderen Worten könnte die Abstützung auch permanent erfolgen und nicht erst bei einer bevorstehenden oder eingetretenen Kollision des Kraftwagens.
Die Stützeinrichtung 11 ist insbesondere bei autonom fahrbaren Fahrzeugen vorgesehen, wobei diese auch bei allen anderen Fahrzeugen zum Einsatz kommen kann.
Bezugszeichenliste

1: Fahrzeugsitz
2: Fahrzeugdach
3: Windschutzscheibe
4: Fronthaube
5: Fahrzeugboden
6: Instrumententafel
7: Sitzkissenteil
8: Rückenlehnenteil
9: Führungsstangen
10: Kopfstütze
11: Stützeinrichtung
12: Airbag
V: Vorwärtsfahrtrichtung

Claims

Sitzanlage (1) für einen Kraftwagen, welche entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung (V) des Kraftwagens positioniert ist und ein zugeordnetes Rückenlehnenteil (8) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzanlage (1) eine Stützeinrichtung (11) umfasst, mittels welcher das Rückenlehnenteil (8) bei einer unfallbedingten Kraftbeaufschlagung entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung (V) abstützbar ist.
Sitzanlage (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzanlage (1) als zwischen der Stellung entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung (V) und einer Stellung in Vorwärtsfahrtrichtung (V) verlagerbarer Fahrzeugsitz ausgebildet ist.
Sitzanlage (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützeinrichtung (11) bei einer unfallbedingten Kraftbeaufschlagung zwischen einer Verstaustellung und einer Stützstellung verlagerbar ist.
Sitzanlage (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützeinrichtung (11) als Airbag (12) ausgebildet ist.
Sitzanlage (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Airbag (12) zur Abstützung des Rückenlehnenteils (8) bei entgegen der Vorwärtsfahrtrichtung (V) angeordneter Sitzanlage (1) ein ohnehin vorhandener Airbag (12) zur Rückhaltung eines Sitzinsassen bei in Vorwärtsfahrtrichtung angeordneter Sitzanlage (1) vorgesehen ist.
Sitzanlage (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzanlage (1) für eine vordere Fahrzeugsitzreihe vorgesehen und die Stützeinrichtung (11) als Teil einer Instrumententafel (6) ausgebildet ist.
Sitzanlage (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Rückenlehnenteil (8) in einem oberen Bereich durch die Stützeinrichtung (11) abgestützt ist.
Sitzanlage (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kopfstütze (10) durch das Rückenlehnenteil (8) getragen ist, welche bei einer unfallbedingten Kraftbeaufschlagung ebenfalls abstützbar ist.