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Die vorliegende Erfindung liegt auf dem Gebiet der Videotelefonie und betrifft ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Beurteilung der Qualität des Videostromes bei der Übertragung von Videotelefonie, insbesondere bei über Internet-Protokoll (IP) basierten Kommunikationsnetzen.
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IP-basierte Kommunikationsnetze, insbesondere das allgegenwärtige Internet, werden zur Übermittlung von Daten für eine Vielzahl verschiedener Dienste und Applikationen eingesetzt. Zu diesen Diensten gehören inzwischen auch verschiedene als ”Videotelefonie über IP”, bzw. auf Englisch ”Video Telephony over IP” (VToIP) bezeichnete Videotelefoniedienste. Einen wichtigen Teil der technischen Basis dieser Dienste bilden die bei ITU-T standardisierten bzw. genormten Protokolle H.320, H.323, H.245, H.255.0 und T.120. Diese Protokolle sind sogenannte Schirmnormen, welche noch andere Protokolle zu einzelnen Aspekten beinhalten. Das wichtigste standardisierte Protokoll für den Betrieb im Internet ist das Protokoll H.323, das die Zusammenarbeit für Videotelefonie-Endgeräte, die über ein LAN/WAN verbunden sind, definiert. Weitere Normen, insbesondere H.225 und H.245 sind darin zur Verwendung im Rahmen von H.323 vorgesehen. Für die Videocodierung im Rahmen der Videotelefonie sind die weiteren Normen H.261, H.263 oder H.264 vorgesehen. Speziell bei dem von der Norm H.263 adressierten Videostreaming können dazu auch Lösungen gemäß deren Fortentwicklungen bzw. Normvarianten H.263+ und H.263++ zum Einsatz kommen. Die durch diese verschiedenen Normen festgelegten Codierungen bzw. Codectypen können dabei in Bezug auf verschiedene Bildformate zur Anwendung kommen. Bekannte Bildformate sind insbesondere das ”Common Intermediate Format” (CIF), das ”Quarter CIF”-Format (QCIF), das ”Quarter Video Graphics Array”-Format (QVGA), und das ”Quarter-QVGA”-Format (QQVGA).
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Im Zusammenhang mit heutigen digitalen Netzen, insbesondere IP-basierten Netzen, die nicht von Hause aus eine bestimmte konstante Übertragungsqualität garantieren bzw. liefern, spielt der Begriff der ”Dienstqualität” bzw. ”Quality of Service (QoS)” eine sehr wichtige Rolle. Man findet den Begriff u. a. in der Definition von Next Generation Networks gemäß dem Standard ITU-T Y.2001. Daher ist es bei vielen von einer bestimmten Mindestqualität abhängigen Anwendungen bzw. Diensten in der Regel erforderlich oder zumindest zweckmäßig, die QoS fortlaufend und am besten automatisch zu messen. Der VToIP-Dienst gehört zu den sogenannten zeittreuen Diensten, bei denen es auf eine gesicherte Übertragung in Echtzeit ankommt, da sonst die vom Empfänger wahrgenommenen Bildqualität leidet und sich auch Asynchronitäten zu der typischerweise zeitgleich als Teil des VToIP-Dienstes stattfindenden parallelen Audioübertragung ergeben können. Aus diesem Grund ist eine ständige Kontrolle der Quality of Service (QoS) im Netz wünschenswert.
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Zu diesem Zweck sind spezialisierte Messsysteme und -methoden notwendig. Im Bereich der Videokommunikation (einschließlich der Videotelefonie) stehen jedoch bislang kaum standardisierte QoS-Messmethoden zur Verfügung. Hier können zur Zeit nur zwei Standards benannt werden, ITU-T Rec. J.247 und ITU-T G.1070, die diesem Zweck dienen können. Eine zunächst nicht-standardisierte, aber inzwischen auch in der Norm bzw. ITU-T-Empfehlung J.247 abgebildete Messmethode bei Videodiensten stellt der PEVQ(Perceptual Evaluation of Video Quality)-Algorithmus dar. Diese Messmethode gehört zu den signalbasierten QoS-Messtechniken und ist eine von den objektivsten Methoden bei der Qualitätsbestimmung für Videoströme. Ein Messsystem zur Beurteilung der Qualität eines Videostroms unter Nutzung von PEVQ bei VToIP ist in Uhl Tadeus, Hoppe Christian, ”Neues Messsystem zur Beurteilung der Qualität des Videostroms beim Dienst Video Telephony in IP-Umgebung”, ECEASST, Proc. WowKiVS, Vol. 37, 2011 beschrieben. Allerdings ist der PEVQ-Algorithmus sehr komplex und erfordert einen sehr hohen Rechenaufwand, wodurch er bei den in videotelephoniefähigen Geräten typischerweise zur Verfügung stehenden limitierten Rechenleistungen sehr zeitaufwendig werden kann. Auch das in der Norm G.1070 beschriebene parametrisierte Model zur QoS-Messung ist recht komplex, nur auf einige wenige, gängige Videocodecs beschränkt und wird regelmäßig noch nicht den bzgl. VToIP gewünschten Geschwindigkeitsanforderungen gerecht. Bei dem PEVQ-Algorithmus können insbesondere QoS-Werteentsprechend der in der Norm ITU-T P.800 definierten ”Mean Opinion Score” (MOS)-Skala liefern, die eine Einteilung der QoS-Werte von ”1” = ”schlecht” bis zu ”5” = ”exzellent” definiert.
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Die Druckschrift YAMAGISHI, K., HAYASHI, T.: ”Parametric Packet-Layer Model for Monitoring Video Quality of IPTV Services,” IEEE International Conference an Communications, Beijing, 2008, pp. 110–114 offenbart ein parametrisiertes paketschichtbezogenes Modell zur Überwachung der Videoqualität von IPTV Diensten, welches insbesondere im Rahmen einer Netzwerküberwachung zur Bewertung mehrerer verschiedener Videoparameter, welche die Qualität von IPTV-Diensten beeinflussen können, herangezogen werden kann.
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Die Norm ITU-T G.1070 2012-07-00; Opinion model for video-telephony applications; ITU Internationale Fernmeldeunion, ITU International Telecommunication Union, offenbart ein Bewertungsmodell für Videotelefonie-Anwendungen und insbesondere einen Algorithmus zur Schätzung der Qualität von Videotelefoniediensten im Rahmen der Planung und Auslegung von Netzwerkdiensten.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Lösung zur verbesserten Bestimmung der QoS bei Videoströmen für bekannte Videocodecs, insbesondere solchen zum Einsatz bei VToIP, bereitzustellen.
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Eine Lösung dieser Aufgabe wird gemäß der Lehre der unabhängigen Ansprüche erreicht durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 zur Schätzung der Dienstqualität, eine zur Ausführung des Verfahrens eingerichtete Vorrichtung gemäß Anspruch 10, sowie ein Computerprogrammprodukt gemäß Anspruch 13 zur Ausführung des Verfahrens.
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Verschiedene Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Ein erster Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Schätzung der Dienstqualität QoS, eines über eine Übertragungsstrecke mittels paketbasierter Signale an eine erste Empfangsvorrichtung übertragenen codierten Videostroms mittels einer Schätzvorrichtung. Der Videostrom kann insbesondere ein VToIP-Videostrom sein. Das Verfahren weist einen Schätzschritt und einen Ausgabeschritt auf. In dem Schätzschritt wird ein Schätzwert VS für die Dienstqualität QoS des übertragenen Videostroms bestimmt. Der Schätzwert VS kann dabei bevorzugt einen QoS-Wert entsprechend der MOS-Skala darstellen. In dem Ausgabeschritt wird der bestimmte Schätzwert VS an eine Ausgabevorrichtung oder an einen nachfolgenden Verfahrensschritt bereitgestellt.
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In dem Schätzschritt wird der Schätzwert VS gemäß dem folgenden oder einem mathematisch dazu äquivalenten Zusammenhang bestimmt: VS = P·e a·PL / BS + Q·e b·PL / BS
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Dabei stellt der Parameter PL mit 0 ≤ PL ≤ 1 einen Wert für einen ersten QoS-Einbußefaktor dar, der eine gemessene Rate der bei der Übertragung verloren gegegangen Pakete angibt. Der weitere Parameter BS stellt einen Wert für einen zweiten QoS-Einbußefaktor dar, der eine Burstgröße in Form einer gemessenen mittleren Anzahl von unmittelbar aufeinanderfolgenden, aber bei der Übertragung verlorengegangenen Pakete angibt. Die weiteren Parameter P, Q, a und b sind jeweils durch ein Polynom P(BR) = pn·BRn + pn-1·BRn-1 + ... + p1·BR + p0, Q(BR) = qn·BRn + qn-1·BRn-1 + ... + q1·BR + q0 a(BR) = an·BRn + an-1·BRn-1 + ... + a1·BR + a0, bzw. b(BR) = bn·BRn + bn-1·BRn-1 + ... + b1·BR + b0 festgelegt. Dabei stellt der Parameter BR einen Wert für einen dritten QoS-Einbußefaktor dar, der eine für die Übertragung gemessene Übertragungsrate angibt. Jeder der Koeffizienten (pr, qr, ar, br, mit r = 0, ..., n) der Polynome P(BR), Q(BR), a(BR) bzw. b(BR) liegt jeweils in einem Intervall [x·(1 – m%), x·(1 + m%)], um den in der nachfolgenden Tabelle zu der bei der Übertragung angewandten Codierung angegebenen Wert x für den jeweiligen Koeffizienten liegt. Dabei gilt m = 5 oder m = 3 oder m = 1. Diese Codierung bestimmt dabei den für die Codierung des Videostroms angewandten Codectyp sowie das dabei verwendete Bildformat. Beispielsweise heißt dies für die Codierung ”H.263/CIF”, dass der Koeffizient p2 für den Fall m = 1 mit dem aus der nachfolgenden Tabelle dazu entnommenen Wert x = 3,54·10–8 einen Wert aus dem folgenden Intervall annimmt:
[3,54·10–8·(1 – 1%), 3,54·10–8·(1 + 1%)] = [3,54·10–8·0,99; 3,5410–8·1,01] = [3,50·10–8; 3,58·10–8];
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In tabellarischer Form zusammengefasst lauten die Koeffizienten der Polynome P(BR), Q(BR), a(BR) bzw. b(BR) für die nachfolgend genannten Codierungen und Bildformate wie folgt:
| Codierung, bei Bildrate = 25 Bilder/s |
x
zum Koeffizienten | H.263
CIF | H.263
QCIF | H.263+
QVGA | H.263+
QQVGA |
p4 | 0 | –1,02·10–12 | 0 | 0 |
p3 | 0 | 4,39·10–9 | 0 | 2,43·10–9 |
p2 | 3,54·10–8 | –6,77·10–6 | 5,43·10–8 | –5,78·10–6 |
p1 | –3,45·10–4 | 4,20·10–3 | –4,20·10–4 | 4,01·10–3 |
p0 | 2,39 | 1,43 | 2,40 | 1,40 |
q4 | –7,02·10–15 | 3,51·10–13 | –3,01·10–14 | 0 |
q3 | 1,36·10–10 | –1,46·10–9 | 3,91·10–10 | 5,98·10–10 |
q2 | –9,66·10–7 | 1,98·10–6 | –1,87·10–6 | –1,92·10–6 |
q1 | 3,02·10–3 | –5,06·10–4 | 4,04·10–3 | 2,20·10–3 |
q0 | –0,51 | 0,27 | –0,43 | –0,15 |
a4 | 0 | 1,78·10–14 | 0 | 0 |
a3 | 0 | –7,83·10–11 | –2,00·10–13 | 0 |
a2 | –7,00·10–10 | 1,36·10–7 | 1,00·10–9 | 2,00·10–8 |
a1 | 8,00·10–6 | –1,09·10–4 | 3,00·10–6 | -4,00·10–5 |
a0 | –2,39·10–2 | 7,72·10–3 | –2,05·10–2 | 7,00·10–4 |
b4 | 0 | 3,31·10–12 | –5,27·10–14 | 0 |
b3 | 3,68·10–11 | –1,32·10–8 | 6,37·10–10 | 2,74·10–9 |
b2 | –5,23·10–7 | 1,69·10–5 | –2,69·10–6 | –8,01·10–6 |
b1 | 1,94·10–3 | –6,29·10–3 | 4,48·10–3 | 7,38·10–3 |
b0 | 2,80 | –2,01 | –3,12 | –2,99 |
x | H.264
CIF | H.264
QCIF | H.264
QVGA | H.264
QQVGA |
p4 | 9,46·10–13 | 0 | 0 | 0 |
p3 | –1,29·10–09 | –3,59·10–08 | 2,00·10–10 | –7,08·10–08 |
p2 | 1,12·10–06 | 1,49·10–05 | 4,67·10–07 | 3,19·10–05 |
p1 | 0,00 | –4,18·10–03 | –1,28·10–03 | –6,80·10–03 |
p0 | 2,38 | 2,36 | 2,37 | 2,39 |
q4 | 0 | 1,69·10–09 | 0 | 0 |
q3 | 3,14·10–09 | –4,16·10–07 | 7,49·10–09 | 4,47·10–07 |
q2 | –9,40·10–06 | –7,65·10–05 | –1,60·10–05 | –2,49·10–04 |
q1 | 9,62·10–03 | 3,40·10–02 | 1,24·10–02 | 4,88·10–02 |
q0 | –9,53·10–02 | –6,23·10–02 | –9,73·10–02 | –0,10 |
a4 | 0 | 0 | 0 | 0 |
a3 | –1,92·10–11 | 8,98·10–10 | –4,90·10–12 | 2,62·10–09 |
a2 | 6,40·10–09 | –3,66·10–07 | –1,15·10–08 | –1,06·10–06 |
a1 | 2,20·10–05 | 9,84·10–05 | 2,98·10–05 | 1,80·10–04 |
a0 | –2,30·10–02 | –2,30·10–02 | –2,33·10–02 | –2,39·10–02 |
b4 | 1,70·10–11 | 0 | 0 | 0 |
b3 | –3,28·10–08 | 0 | –1,92·10–08 | 0 |
b2 | 1,97·10–05 | 4,90·10–07 | 1,71·10–05 | –3,72·10–05 |
b1 | –2,03·10–03 | 5,43·10–03 | –1,69·10–03 | 1,41·10–02 |
b0 | –1,84 | –1,93 | –1,77 | –2,09 |
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Unter einer ”Übertragungsstrecke” im Sinne der Erfindung ist eine nachrichtentechnische Verbindung zur Übermittlung von Informationen, insbesondere Daten, zu verstehen. Insbesondere kann eine Übertragungsstrecke mittels elektrischer Signale, optischer Signale oder drahtlos über Funksignale realisiert sein, wobei die zu übertragenden Informationen den Signalen aufgeprägt sind (Signalmodulation).
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Unter einer ”Ausgabevorrichtung” im Sinne der Erfindung ist eine Vorrichtung zur Darstellung einer Information mittels eines für einen Benutzer wahrnehmbaren Signals zu verstehen. Das Signal kann dabei insbesondere ein optisches, ein akustisches oder ein optisches Signal oder eine Kombination daraus sein. Insbesondere sind Anzeigevorrichtungen, wie etwa Bildschirme, oder akustische Signalgeber, wie etwa Lautsprecher, Ausgabevorrichtungen im Sinne der Erfindung.
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So kann die Dienstqualität QoS auf einfache Weise aus einem schnell zu berechnenden parametrisierten Modell geringer Komplexität auf Basis von nur wenigen messbaren Qualitätseinbußefaktoren bestimmt und die genannte Aufgabe gelöst werden. Insbesondere ist das Verfahren auch dann anwendbar, bevorzugt sogar unter Echtzeitanforderungen, wenn nur eine relativ geringe Rechenleistung für die Bestimmung des VS-Wertes zur Verfügung steht, bei der herkömmliche QoS-Schätzverfahren, wie etwa der PEVQ-Algorithmus, nur mit starker zeitlicher Verzögerung Ergebnisse liefern könnten.
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Nachfolgend werden bevorzugte Ausführungsformen des Verfahrens und deren Weiterbildungen beschrieben, die jeweils, soweit dies nicht ausdrücklich ausgeschlossen wird, beliebig miteinander sowie mit den im Weiteren beschriebenen anderen Aspekten der Erfindung kombiniert werden können.
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Gemäß einer ersten bevorzugten Ausführungsform weist das Verfahren die folgenden weiteren, dem Schätzschritt vorgelagerten Schritte auf: Bestimmen der Werte für die Qualitätseinbußefaktoren PL, BS und BR mittels Messung des bei der Übertragung durch die erste Empfangsvorrichtung empfangenen Video-stroms und Bereitstellung dieser Werte an den Schätzschritt zur Bestimmung des Schätzwerts VS. Die Messung beruht dabei bevorzugt auf der Auswertung von in den empfangenen Paketen des übertragenen Videostroms enthaltenen Metainformationen, insbesondere aus Headern der Pakete. Die Pakete des Videostroms können dabei bevorzugt mittels des bekannten standardisierten Transportprotokolls ”Real Time Protocol” (RTP), insbesondere auch mittels dessen Variante ”Native RTP” übertragen worden sein, wobei diese Protokolle in den Headern der Pakete derartige Metainformationen vorsehen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform hierzu werden die an der ersten Empfangsvorrichtung empfangenen Pakete des codierten Videostroms in einem Jitterbuffer mit einer vorbestimmten Jitterbuffer-Größe zwischengepuffert. Der Wert für den Parameter PL wird als Verhältnis der Anzahl der verlorenen Pakete zur Gesamtzahl aller im selben Empfangszeitraum übertragenen Pakete des Videostroms berechnet. Dabei weist die Bestimmung der Anzahl der Paketverluste einen oder mehrere der folgenden Teilschritte auf: Bei einem ersten Teilschritt werden Zwischenankunftszeiten aus in den einzelnen empfangenen Paketen enthaltenen Zeitstempelinformationen ermittelt, jeweils die ermittelten Zwischenankunftszeiten mit der Jitterbuffer-Größe verglichen, und, falls eine Zwischenankunftszeit größer ist als die Jitterbuffer-Größe, das zugehörige Paket verworfen und als verlorenes Paket erfasst. Bei einem zweiten Teilschritt wird die Reihenfolge der empfangenen Pakete aus den darin enthaltenen Paketnummern abgelesen und, soweit sich dabei eine erkannte Abweichung in der Reihenfolge der empfangenen Pakete nicht durch Umordnung der Pakete im Jitterbuffer ausgleichen lässt, werden die betroffenen Pakete verworfen und als verlorene Pakete erfasst. Bei einem dritten Teilschritt wird aus den Paketnummern der erfassten Pakete erkannt, welche Pakete des Videostroms bei seiner Übertragung nicht an der ersten Empfangsvorrichtung empfangen wurden, und diese Pakete werden als verlorene Pakete erfasst. Bevorzugt werden zur Bestimmung der Anzahl der Paketverluste alle diese Teilschritte durchgeführt, wobei die zeitliche Reihenfolge der Teilschritte beliebig gewählt sein kann und auch eine parallele Ausführung der Teilschritte denkbar ist. Auf die genannte Weise lässt sich der Parameter PL einfach und schnell aus in den Paketen enthaltenen Informationen bestimmen.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform dazu weist die Bestimmung des Werts für den Parameter BS die folgenden Teilschritte auf: Sortieren der an der ersten Empfangsvorrichtung empfangenen und nicht als verlorene Pakete gewerteten Pakete des Videostroms anhand ihrer Paketnummerierung; Identifizieren der in der sortierten Paketreihenfolge fehlenden Abschnitte aus einer oder mehreren unmittelbar aufeinander folgenden fehlenden Paketnummern, und Bestimmung der jeweiligen Anzahl dieser fehlenden Pakete als Burstlänge des jeweiligen Abschnitts; und Mitteln der Burstlänge zur Berechnung des Parameters BS. Auf die genannte Weise lässt sich auch der Parameter BS einfach und schnell aus in den Paketen enthaltenen Informationen bestimmen.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform dazu wird der Parameter BR, der die Übertragungsrate angibt, unmittelbar aus den in den Paketen enthaltenen Informationen entnommen oder direkt als Bitrate des an der ersten Empfangsvorrichtung empfangenen Videostroms gemessen. Ebenso können bevorzugt die Informationen zur Festlegung der Codierung (insbesondere Codectyp und Bildformat) aus den Informationen in den Paketen, insbesondere aus deren Headern, entnommen werden.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden die Werte für wenigstens eine Untermenge der Parameter Q, P, a und b für eine bestimmte Codierung auf Basis des zuvor bestimmten Wertes für die QoS-Einbußefaktoren BR einer vorausgehend in einem Speicher abgelegten Datenstruktur, insbesondere einer Tabellenstruktur, entnommen, in der für die Codierung vorausberechnete Werte für diese Parameter in Abhängigkeit von BR abgelegt sind. Auf diese Weise lässt sich die Geschwindigkeit für die Bestimmung von VS weiter erhöhen und die an der Schätzvorrichtung vorzusehende erforderliche minimale Rechenleistung reduzieren, da die Berechnungen der in der Datenstruktur abgelegten Werte von VS und deren Abhängigkeit von den Qualitätseinbußefaktoren PL, BS und BR schon im Voraus erfolgen können.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist das Verfahren als weiteren Schritt ein Übermitteln des empfangenen Videostroms, dessen Dienstqualität mittels der Schätzvorrichtung bestimmt wird, und/oder des im Schätzschritt bestimmten Schätzwertes VS über eine zweite Übertragungsstrecke an eine zweite Empfangsvorrichtung auf.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform dazu weist das Verfahren als noch weiteren Schritt ein Erkennen und zumindest teilweises Korrigieren von in dem empfangenen Videostrom enthaltenen Übertragungsfehlern vor dessen Übermittlung über die zweite Übertragungsstrecke an die zweite Empfangsvorrichtung auf. So kann vorteilhaft mittels der ersten Empfangsvorrichtung die an der nachfolgenden zweiten Empfangsvorrichtung auftretende Dienstqualität QoS für den Videostrom erhöht werden.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform dazu kann die zweite Empfangsvorrichtung insbesondere eine von dem Sender des Videostroms und der ersten Empfangsvorrichtung unterschiedliche dritte Einheit sein. Das Verfahren ist dann besonders geeignet, als Überwachungsverfahren zur zwischengeschalteten Überwachung der Übermittlung des Videostroms vom Sender zu der zweiten Empfangsvorrichtung angewandt zu werden, also etwa innerhalb eines Übertragungsnetzes.
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Gemäß einer bevorzugten alternativen oder zusätzlichen Ausführungsform dazu stellt der Sender des zuvor an der ersten Empfangsvorrichtung empfangenen Videostroms die zweite Empfangsvorrichtung dar. Mittels der ersten Empfangsvorrichtung kann somit an den Sender eine Rückmeldung zur an der ersten Empfangsvorrichtung bestimmten Dienstqualität QoS gegeben werden. Diese kann vorteilhaft genutzt werden, um am Verhalten des Senders Maßnahmen vorzunehmen, um die Dienstqualität zu erhöhen. Solche Maßnahmen können insbesondere einen Wechsel der Codierung oder eine Anpassung von Sendeparametern, wie etwa der Sendeleistung oder der Bitrate, betreffen.
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Gemäß einer dazu passenden bevorzugten Variante wird geprüft, ob der bestimmte Schätzwert VS innerhalb eines vordefinierten Akzeptanzbereichs für die Dienstqualität liegt. Wenn dies nicht der Fall ist, wird an den als zweite Empfangsvorrichtung bestimmten Sender des empfangenen Videostroms ein Warnsignal oder ein Anforderungssignal zur Anforderung eines Wechsels der bei der Codierung des Videostroms anzuwendenden Codierung oder einer Anpassung von Sendeparametern übermittelt. Auf diese Weise wird eine dynamische Regelung der Dienstqualität ermöglicht.
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Ein zweiter Aspekt der Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Schätzung der Dienstqualität QoS, eines über eine Übertragungsstrecke mittels paketbasierter Signale an einen Empfänger übertragenen codierten Videostroms, insbesondere eines VToIP-Videostroms. Die Vorrichtung ist eingerichtet, das Verfahren gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung, insbesondere gemäß einer oder mehrerer seiner vorausgehend beschriebenen Ausführungsformen, auszuführen, um einen Schätzwert VS für die Dienstqualität zu bestimmen und bereitzustellen.
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Dementsprechend gelten die oben zum erfindungsgemäßen Verfahren gemachten Ausführungen auch entsprechend für die Vorrichtung gemäß dem zweiten Aspekt der Erfindung.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist die Vorrichtung des Weiteren eingerichtet, selbst einen zweiten Videostrom zu codieren und über eine Übertragungsstrecke an einen Empfänger zu übermitteln. Sie ist des Weiteren eingerichtet, von dem Empfänger des zweiten Videostroms ein Signal zur Anforderung eines Codierungswechsels und/oder einen Schätzwert VS für die Dienstqualität des zweiten Videostroms zu empfangen, und anstelle der bislang zur Codierung des an den Empfänger übermittelten zweiten Videostroms verwendeten Codierung eine alternative Codierung zu verwenden, falls ein Signal zur Anforderung eines Codierungswechsels empfangen wurde oder falls eine Prüfung des empfangenen Schätzwerts VS ergibt, dass dieser nicht innerhalb eines vordefinierten Akzeptanzbereichs für die Dienstqualität liegt. Die Vorrichtung ist somit insbesondere geeignet, auch als Sender für einen codierten Videostrom betrieben zu werden und im Wechselspiel mit einer (ersten) Empfangsvorrichtung, wie schon vorausgehend im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren beschrieben, eine dynamische Anpassung der Übertragung zum Zwecke der Optimierung der Dienstqualität zu unterstützen.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist die Vorrichtung als Videotelefonievorrichtung ausgebildet.
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Ein vierter Aspekt der Erfindung betrifft schließlich ein Computerprogramm. Es weist Anweisungen auf, die bei ihrer Ausführung auf wenigstens einem Prozessor einer Schätzvorrichtung zur Schätzung der Dienstqualität, QoS, eines über eine Übertragungsstrecke mittels paketbasierter Signale an einen Empfänger übertragenen codierten Videostroms diese veranlassen, das Verfahren gemäß dem ersten Aspekt, insbesondere einer seiner oben beschriebenen Ausführungsformen, auszuführen.
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Das Computerprogramm kann insbesondere in Form eines Datenträgers vorliegen, auf dem ein oder mehrere Programme zur Ausführung des Verfahrens gespeichert sind. Bevorzugt ist dies ein Datenträger, wie etwa eine CD, eine DVD oder ein Flashspeichermodul. Dies kann insbesondere vorteilhaft sein, wenn das Computerprogramm als solches gehandelt oder durch den Benutzer einer erfindungsgemäßen Vorrichtung selbst zu Programmierung dessen verwendet werden soll. Alternativ oder zusätzlich kann das Computerprogramm auch als eine Datei auf einer Datenverarbeitungseinheit, insbesondere auf einem Server vorliegen, und über eine Datenverbindung in die erfindungsgemäße Vorrichtung ladbar sein (z. B. per Download über das Internet oder eine dedizierte Datenverbindung).
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Weitere Vorteile, Merkmale und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden detaillierten Beschreibung im Zusammenhang mit den Figuren.
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Dabei zeigt
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1 schematisch ein Blockdiagramm zur Illustration einer bevorzugten Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Schätzung der Dienstqualität, QoS, eines codierten Videostroms;
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2 ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung eines ersten Verfahrensabschnitts eines Verfahrens gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung, wobei der Verfahrensabschnitt A insbesondere zur Bestimmung von jitterbedingten Paketverlusten dient;
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3 ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung eines zweiten Verfahrensabschnitts B desselben Verfahrens, wobei der Verfahrensabschnitt B insbesondere zur Bestimmung von Gesamt-Paketverlusten und einer mittleren Burstgröße dient;
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4 ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung eines dritten Verfahrensabschnitts C desselben Verfahrens, wobei der Verfahrensabschnitt C insbesondere zur Berechnung des QoS-Wertes VS und zu dessen Ausgabe dient;
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5 beispielhaft mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens bestimmte QoS-Werte VS als Funktion des Qualitätseinbußefaktors PL für die Burstgröße BS = 1 im Vergleich mit korrespondierenden mittels des PEVQ-Algorithmus gewonnenen QoS-Werten; und
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6 beispielhaft mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens bestimmte QoS-Werte VS als Funktion des Qualitätseinbußefaktors PL für die Burstgröße BS = 2, ebenfalls im Vergleich mit korrespondierenden mittels des PEVQ-Algorithmus gewonnenen QoS-Werten.
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Zunächst wird auf 1 Bezug genommen. Die dort in Form eines Blockdiagramms gezeigte Empfangsvorrichtung 1 gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist als Videotelefoniegerät ausgebildet und dementsprechend eingerichtet, einen in einer kompatiblen Codierung CD codierten und mittels des RTP-Protokolls verpackten und von einer Sendeseite über eine Übertragungsstrecke, insbesondere über das Internet, übertragenen VToIP-Videostrom V zu empfangen. Die Empfangsvorrichtung 1 weist als hintereinander geschaltete Funktionsblöcke einen Empfangsblock 2, einen Auswerteblock 3, einen Bewertungsblock 4 und einen Ausgabeblock 5 auf.
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Der Empfangsblock 2 enthält einen Jitterbuffer 2a und einen damit in Verbindung stehenden Jitterbuffer-Verwaltungsblock 2b. Der Jitterbuffer 2a weist einen Datenspeicher begrenzter Größe auf und ist dazu ausgelegt, eine begrenzte Anzahl von empfangenen VToIP-Paketen im Sinne einer Pufferung, insbesondere gemäß dem FIFO-Prinzip (”First-in-first-out”-Prinzip), vor deren Weiterverarbeitung zwischenzuspeichern. Der Jitterbuffer-Verwaltungsblock 2b ist eingerichtet, aus den Headern der empfangenen Pakete deren jeweilige Paketnummer auszulesen, sowie eine Vorauswertung des codierten Videostroms V vorzunehmen. Bei der Vorauswertung wird insbesondere einen Wert PL1 bestimmt, der eine erste Paketverlustrate auf Basis von zwar empfangenen, aber aufgrund von Unregelmäßigkeiten bezüglich ihres Empfangszeitpunkts oder ihrer Empfangsreihenfolge als verlorene Pakete zu wertenden Pakete angibt. Darüber hinaus ist der Jitterbuffer-Verwaltungsblock 2b eingerichtet, aus dem empfangenen Videostrom V einen zumindest teilweise korrigierten korrespondierenden Videostrom V' zu generieren, bei dem in der empfangenen Paketreihenfolge aufgetretene Paketverschiebungsfehler, soweit im Rahmen der begrenzten Größe des Jitterbuffes 2a möglich, korrigiert sind. Die Funktion des Empfangsblocks 2, und insbesondere seines Jitterbuffer-Verwaltungsblocks 2b, wird nachfolgend unter Bezugnahme auf 2 im Detail erläutert.
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Der Auswerteblock 3 ist eingerichtet, von dem Empfangsblock 2 den korrigierten Videostrom V' zu empfangen und daraus anhand der bereits im Empfangsblock 2 ermittelten Paketnummern der empfangenen Pakete in dem Videostrom V'- und somit auch in V-fehlende Paketnummern zu erkennen. Die zugehörigen nicht empfangenen Pakete werden dabei als verlorene Pakete erfasst sowie eine dazu korrespondierende zweite Verlustrate PL2 zu bestimmt. Darüber hinaus ist der Auswerteblock 3 eingerichtet, den Wert PL1 von dem Empfangsblock 2 zu empfangen und aus den Werten für PL1 und PL2 eine Gesamtpaketverlustrate PL zu bestimmen. Zudem ist der Auswerteblock 3 eingerichtet, einen Wert für einen Qualitätseinbußen-Parameter BS zu bestimmen, der der mittleren Anzahl fehlender Paketnummern in den im Videostrom V' fehlenden Paketnummernabschnitten entspricht. Die Funktion des Auswerteblocks 3 wird nachfolgend unter Bezugnahme auf 3 im Detail erläutert.
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Der Bewertungsblock 4 ist eingerichtet, den Videostrom V' sowie die bereits bestimmten Qualitätseinbußen-Parameter PL und BS von dem Auswerteblock 3 zu empfangen. Er weist einen Extraktionsblock 4a auf, der dazu dient, aus dem Videostrom V' dessen Übertragungsrate BR und dessen Codierung CD zu entnehmen. Des Weiteren weist er einen Berechnungsblock 4b auf, der auch eine Speichereinheit zum Speichern einer Koeffiziententabelle, gleich oder ähnlich der vorausgehend bereits dargestellten Koeffiziententabelle, aufweist. Der Berechnungsblock 4b ist eingerichtet, mittels der von dem Extraktionsblock gelieferten und als Index für die Tabelle dienenden Informationen für die Codierung CD und die Übertragungsrate PR aus der Tabelle zugeordnete Polynomkoeffizienten qr, pr, ar, br für damit festgelegte Polynome Q(BR), P(BR), a(BR) und b(BR) in der Variable BR zu entnehmen. Des Weiteren ist der Berechnungsblock 4b eingerichtet, aus den Werten für PL, BS, BR für die genannten Polynome den QoS-Wert VS zu berechnen und diesen, optional zusätzlich zum Videostrom V', über den Ausgabeblock 5 auszugeben. Die Funktion des Bewertungsblocks 4 wird nachfolgend unter Bezugnahme auf 3 im Detail erläutert.
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Der Ausgabeblock 5 kann insbesondere in Form einer Ausgabeeinheit, etwa eines Bildschirms, vorliegen, auf der der bestimmte Qos-Wert VS und/oder der Videostrom V' für einen Benutzer der Empfangsvorrichtung, etwa für einen Videotelefonieteilnehmer, ausgegeben werden kann. Zusätzlich oder alternativ dazu kann der Ausgabeblock auch eingerichtet sein, den Wert VS und/oder den Videostrom V' an eine zweite Empfangsvorrichtung 6 auszugeben, d. h. zu übertragen. Die zweite Empfangseinheit 6 kann insbesondere ein weiteres Videotelefoniegerät oder aber eine andere Netzkomponente eines Netzes zur Übertragung von Videoströmen, insbesondere VToIP-Videoströmen, sein. Dabei ist insbesondere auch die Konstellation möglich, dass die zweite Empfangsvorrichtung 6 selbst der Sender des Videostroms V ist, so dass es sich dann um eine Rückübermittlung des davon abgeleiteten Videostroms V', bzw. des dazu bestimmten QoS-Wertes VS, handelt. Diese Option ist in 1 mithilfe eines gestrichelten Pfeils dargestellt. Die erste Empfangsvorrichtung kann optional auch eingerichtet sein, anstelle des Videostroms V' einen demgegenüber noch weiter fehlerkorrigierten Videostrom V'' an die zweite Empfangsvorrichtung 6 zu übertragen (vgl. 4).
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Die 2 bis 4 zeigen drei aufeinanderfolgende Verfahrensabschnitte A, B und C eines Verfahrens gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung.
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2 stellt dabei ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung des ersten Verfahrensabschnitts A dar, der insbesondere durch den Empfangsblock 2 einer Empfangsvorrichtung aus 1 ausgeführt werden kann. Daher soll im Weiteren davon ausgegangen werden, dass das Verfahren mithilfe der in 1 beschriebenen ersten Empfangsvorrichtung 1 ausgeführt wird.
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Im ersten Verfahrensabschnitt A wird zunächst in einem Schritt A1 ein neues VToIP-Paket aus dem Videostrom V empfangen, welcher insbesondere unter Verwendung des RTP-Transportprotokolls oder des verwandten ”Native RTP”-Transportprotokolls verpackt sein kann und mit einer Codierung CD (vgl. Tabelle oben) codiert ist. In einem weiteren Schritt A2 wird das empfangene Paket im Jitterbuffer 2a zwischengepuffert. Der Jitterbuffer 2a verfügt dabei über eine begrenzte Puffergröße, die insbesondere einer festen Anzahl von speicherbaren Paketen und somit, bei einer konstanten Übertragungsrate BR, einem vorbestimmten durchlaufenden Zeitabschnitt T des Videostroms V entspricht. In einem weiteren Schritt A3, der bevorzugt erfolgt, während das Paket gerade im Jitterbuffer 2a zwischengespeichert ist, wird aus dessen Headerdaten seine Paketnummer i entnommen, sowie seine Zwischenankunftszeit Zi bestimmt. Die Zwischenankunftszeit Zi ist dabei durch die Zeitspanne gegeben, die zwischen dem Empfang des Paketes i und des unmittelbar zuvor empfangenen Paketes vergangen ist. Idealerweise sollte die Zwischenankunftszeit bei konstanter Taktung der Übertragung paketunabhängig konstant und gleich der beim Senden dem Videostrom aufgeprägten Zeitspanne zwischen zwei aufeinanderfolgenden Paketen sein. In der Realität kann die physikalische Übertragungsstrecke jedoch Schwankungen in der Laufzeit der Pakete bei deren Übertragung bewirken, die üblicherweise als ”Jitter” bezeichnet werden.
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In einem weiteren Schritt A4 wird die zuvor bestimmte Zwischenankunftszeit Zi des Pakets i mit der mittels des Zeitabschnitts TP ausgedrückten Größe des Jitterbuffers 2a verglichen. Ergibt sich dabei, dass der Wert für die Zwischenankunftszeit Zi größer ist als der Wert für den Zeitabschnitt TP (A4 – ”nein”), dann wird davon ausgegangen, dass das Paket i aufgrund der zu großen Laufzeitschwankung nicht mehr korrekt in den Videostrom V eingegliedert werden kann. Somit wird das Paket i als ”verlorenes Paket” erfasst und ein entsprechender, eingangs mit dem Wert ”0” initialisierter Zähler PL1, inkrementiert. Andernfalls (A4 – ”ja”) wird in einem weiteren Schritt A5 anhand der Paketnummer i sowie der Paketnummern wenigstens eines der unmittelbar vorausgehend empfangenen Pakete geprüft, ob das Paket i an der richtigen Stelle im Videostrom V steht, d. h. unverschoben ist. Ist dies der Fall (A5 – ”ja”), so wird das Paket i im Schritt A8 als ”gültig” erfasst. Andernfalls (A5 – ”nein”) wird in einem dem Schritt A5 nachfolgenden Schritt A6 geprüft, ob die Verschiebung im Rahmen der endlichen Größe des Jitterbuffers 2a behebbar ist. Falls dies wiederum der Fall ist (A6 – ”ja”), wird in einem weiteren Schritt A7 die Verschiebung durch entsprechende Umordnung der Pakete im Jitterbuffer 2a behoben und das Paket i im Schritt A8 als ”gültig” erfasst. Andernfalls (A6 – ”nein”) wird das Paket i als verloren erfasst und der Zähler PL1 entsprechend inkrementiert.
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Im nachfolgenden Schritt A10 wird, falls weitere Pakete zu erfassen sind (A10 – „ja”), zum Empfang eines weiteren Pakets i + 1 des Videostroms V zum Schritt A1 zurückverzweigt. Andernfalls (A10 – „nein”) wird zum Verfahrensabschnitt B übergegangen. Der Fall (A10 – „nein”) beim Schritt A10 kann dabei gemäß bevorzugter Varianten so definiert sein, dass er eintritt, wenn das Ende des empfangenen Videostroms erreicht ist, oder wenn seit dem Beginn des Verfahrensabschnitts A oder des letzten Eintritts dieses Falles eine vorbestimmte Zeitperiode vergangen oder eine bestimmte Anzahl von Paketen empfangen wurde. Auch andere Auslösekriterien sind hier denkbar. Anstelle der hier beschriebenen paketweisen Durchführung des Verfahrensabschnitts A ist auch eine Blockweise Durchführung möglich, bei der ein aus mehreren Paketen bestehender Datenblock, etwa ein Übertragungsrahmen aus mehreren Paketen, auf einmal in entsprechender Weise abgehandelt wird.
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3 stellt ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung des zweiten Verfahrensabschnitts B dar, der insbesondere durch den Auswerteblock 3 einer Empfangsvorrichtung gemäß 1 ausgeführt werden kann. Zunächst werden in einem Schritt B1 die in dem empfangenen Videostrom V gänzlich fehlenden Paketnummern j ermittelt und die entsprechenden Pakete als verlorene Pakete erfasst sowie mittels eines weiteren Zählers PL2 gezählt. Sodann wird in einem weiteren Schritt B2 durch Summierung der Werte von PL1 und PL2 die Gesamt-Paketverlustrate PL bestimmt. In einem weiteren Schritt B3 werden die als ”gültig” erfassten empfangenen Pakete anhand ihrer Paketnummern sortiert, sodass in einem nachfolgenden Schritt B4 in der sortierten Paketreihenfolge fehlende Abschnitte aus einer oder mehreren aufeinanderfolgenden fehlenden Paketnummern identifiziert werden können und dafür jeweils die Anzahl f der fehlenden Paketnummern für jeden dieser fehlenden Abschnitte bestimmt werden kann. Schließlich kann in einem weiteren Schritt B5 durch Mittelung aller dieser Abschnittswerte für f ein Wert f für die mittlere Burstgröße BS bestimmt werden. Sodann geht das Verfahren in den Verfahrensabschnitt C über.
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4 stellt ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung des dritten Verfahrensabschnitts C dar, der insbesondere durch den Berwertungsblock 4 unter weiterer Nutzung des Ausgabeblocks 5 einer Empfangsvorrichtung gemäß 1 ausgeführt werden kann. Zunächst werden in einem Schritt C1 aus dem empfangenen Videostrom V bzw. V', insbesondere aus dessen Metadaten, dessen Codierung CD und dessen Übertragungsrate (Bitrate) BR ausgelesen. Die Codierung CD gibt dabei insbesondere den bei der Codierung des Videostroms V verwendeten Codectyp und das verwendete Bildformat an. In der nachfolgenden Erläuterung des Verfahrens wird beispielhaft und allein zum Zwecke der Illustration und ohne Beabsichtigung einer Beschränkung darauf, von einer Codierung CD mittels eines Codecs des Typs H.323, einer Bildrate von 25 Bildern pro Sekunde und dem bekannten QVGA-Format ausgegangen.
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Im Schritt C2 werden unter Heranziehung der im Schritt C1 bestimmten Bitrate BR und der Kodierung CD als Indizes bzw. Auswahlschlüssel aus der vorausgehend gezeigten Tabelle die Koeffizienten für die Polynome P, Q, A und B entnommen und die Werte der entsprechenden Polynome darauf beruhend berechnet. Der im vorliegenden Beispiel relevante Teil der Tabelle ist hier nochmals wiedergegeben.
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zum Koeffizienten | H.263+
QVGA |
p4 | 0 |
p3 | 0 |
p2 | 5,43·10–8 |
p1 | –4,20·10–4 |
p0 | 2,40 |
q4 | –3,01·10–14 |
q3 | 3,91·10–10 |
q2 | –1,87·10–6 |
q1 | 4,04·10–3 |
q0 | –0,43 |
a4 | 0 |
a3 | –2,00·10–13 |
a2 | 1,00·10–9 |
a1 | 3,00·10–6 |
a0 | –2,05·10–2 |
b4 | –5,27·10–14 |
b3 | 6,37·10–10 |
b2 | –2,69·10–6 |
b1 | 4,48·10–3 |
b0 | –3,12 |
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Somit ergeben sich die Polynome: P = 5,43·10–8·BR2 – 4,20·10–4·BR + 2,40 Q = –3,01·10–14·BR4 + 3,91·10–10·BR3 – 1,87·10–6·BR2 + 4,04·10–3·BR – 0,43 a = –2,00·10–13·BR3 + 1,00·10–9·BR2 + 3,00·10–6·BR – 2,05·10–2 b = –5,27·10–14·BR4 + 6,37·10–10·BR3 – 2,69·10–6·BR2 + 4,48·10–3·BR – 3,12
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Zu Beginn des nachfolgenden Schritts C3 sind somit alle Eingangsgrößen bzw. Parameter zur Bestimmung des QoS-Wertes VS gemäß dem folgenden mathematischen Zusammenhang: VS = P·e a·PL / BS + Q·e b·PL / BS bekannt, so dass der QoS-Wert VS daraus berechnet werden kann.
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Optional kann ein weiterer Schritt C4 vorgesehen sein, bei dem, abhängig von einer verfügbaren Kanalkodierung, eine weitere Fehlerkorrektur auf den Videostrom V' angewendet wird und ein entsprechend korrigierter Videostrom V'' aus dem empfangenen Videostrom V erzeugt wird. In einem weiteren Schritt C5 können sodann mithilfe des Ausgabeblocks 5 der bestimmte Qos-Wert VS und/oder die Videoströme V' bzw. V'' an eine Ausgabevorrichtung, wie etwa einen Bildschirm, oder aber, wie in 1 auch dargestellt, an eine zweite Empfangsvorrichtung 6 ausgegeben werden.
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Optional kann zudem in einem weiteren Schritt C6 eine Prüfung dahingehend erfolgen, ob der zuvor bestimmte Wert VS innerhalb eines vorbestimmten Akzeptanzbereichs liegt, der insbesondere in Form eines Mindestschwellwerts gemäß der MOS-Skala definiert sein kann. Ist dies der Fall (C6 – ”ja”), so wird an der Ausgabevorrichtung ein Warnsignal und/oder ein Anforderungssignal für einen Codierungswechsel ausgegeben. Letzteres ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn die Ausgabe an eine als Sender des Videostroms V auftretende zweite Empfangsvorrichtung 6 erfolgt, sodass dieser sein Sendeverhalten auf der Grundlage der von der ersten Empfangsvorrichtung erhaltenen Informationen (VS bzw. V' oder V'') anpassen kann. Der Verfahrensabschnitt C endet sodann, wodurch entweder das Verfahren insgesamt beendet wird, oder aber ein neuer Durchlauf, wiederbeginnend mit dem Verfahrensabschnitt A, ausgelöst wird.
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Die 5 und 6 zeigen schließlich beispielhaft mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens bestimmte QoS-Werte VS als Funktion des Qualitätseinbußefaktors PL für die Burstgröße BS = 1 (5) bzw. BS = 2 (6) im Vergleich mit korrespondierenden mittels des PEVQ-Algorithmus gewonnenen QoS-Werten, jeweils auf der von ”1” bis ”5” reichenden MOS-Skala. Dabei wurden die QoS-Werte jeweils mit einer Codierung vom Codectyp H.263 für das CIF-Format und bei einer Codierungsrate BR = 1702 kbit/s bestimmt. Die sich ergebenden Kurvenverläufe stimmen in sehr guter Näherung überein, sodass das erfindungsgemäße parametrisierte Modell eine ähnliche Leistungsfähigkeit bei der Bestimmung eines verlässlichen QoS-Wertes erreicht, wie das wesentlich komplexere und aufwendiger durchzuführende aus dem Stand der Technik bekannte PEVQ-Verfahren.
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Während vorausgehend wenigstens eine beispielhafte Ausführungsform beschrieben wurde, ist zu bemerken, dass eine große Anzahl von Variationen dazu existiert. Es ist dabei auch zu beachten, dass die beschriebenen beispielhaften Ausführungsformen nur nichtlimitierende Beispiele darstellen, und es nicht beabsichtigt ist, dadurch den Umfang, die Anwendbarkeit oder die Konfiguration der hier beschriebenen Vorrichtungen und Verfahren zu beschränken. Vielmehr wird die vorausgehende Beschreibung dem Fachmann eine Anleitung zu Implementierung mindestens einer beispielhaften Ausführungsform liefern, wobei sich versteht, dass verschiedene Änderungen in der Funktionsweise und der Anordnung der in einer beispielhaften Ausführungsform beschriebenen Elemente vorgenommen werden können, ohne dass dabei von dem in den angehängten Ansprüchen jeweils festgelegten Gegenstand sowie seinen rechtlichen Äquivalenten abgewichen wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- (erste) Empfangsvorrichtung
- 2
- Empfangsblock
- 2a
- Jitterbuffer
- 2b
- Jitterbuffer-Verwaltungsblock
- 3
- Auswerteblock
- 4
- Bewertungsblock
- 4a
- Extraktionsblock
- 4b
- Berechnungsblock
- 5
- Ausgabeblock
- 6
- zweite Empfangsvorrichtung
- BR
- Übertragungsrate/Wert für einen dritten QoS-Einbußefaktor
- BS
- Qulitätseinbußen-Parameter/Wert für einen zweiten QoS-Einbußefaktor
- CD
- Codierung
- PL
- Gesamtverlustrate/Wert für einen ersten QoS-Einbußefaktor
- PL1
- erste Paketverlustrate
- PL2
- zweite Paketverlustrate
- V
- Videostrom
- V'
- jitterkorrigierter Videostrom
- V''
- weiter fehlerkorrigierter Videostrom
- VS
- Wert für die Dienstqualität QoS
- Q, P, a, b
- Parameter
- qr, pr, ar, br,
- Polynomkoffezienten?
- i
- Paketnummer
- Zi
- Zwischenankunftszeit
- TP
- Jitterbuffergröße
- f
- Anzahl fehlender Pakete pro Abschnitt