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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Prüfung eines Fahrwerkes eines Fahrzeuges, bei welchem fahrzeugspezifische Fahrwerks-Sollwerte mit aktuellen Fahrwerks-Istwerten verglichen werden, sowie ein System zur Durchführung des Verfahrens.
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Es ist bekannt, Fahrwerks-Solldaten, wie beispielsweise die relevanten Radwinkel, Spur oder Sturz, Nachlauf der Fahrzeugräder in einer Datenbank für die einzelnen Fahrzeugtypen zusammenzufassen. Es sind auch Datenträger bekannt, auf denen solche Informationen abgespeichert sind. Diese Informationen müssen bei der Prüfung eines Fahrwerkes eines Fahrzeuges auf ein fahrzeugexternes Prüfgerät übertragen werden, wobei für ein vorgegebenes Fahrwerk eines bestimmten Fahrzeuges auf Grund der Variantenvielfalt eine Auswahl aus einer Mehrzahl von 300 Datensätzen getroffen werden muss, was nur manuell ausgeführt werden kann und sehr zeitaufwändig und mit Fehlerrisiko verbunden ist.
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Aus der
DE 10 2008 021 512 A1 ist ein Einstellverfahren für ein Fahrzeugfahrwerk bekannt, bei welchem ein Lenkwinkel lenkbarer Fahrzeugräder mittels einer Lenk-Sensorik erfasst wird. Ein Lenkradwinkel eines Lenkhandrades wird mittels eines Lenkradwinkelsensors erfasst. Der Lenkwinkelsensor ist bereits im Fahrzeug vorhanden. Diese Istwerte werden an ein externes Prüfgerät übertragen, welches die erfassten Istwerte miteinander abgleicht.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Prüfung eines Fahrwerkes eines Fahrzeuges anzugeben, welches automatisiert und kostengünstig ausführbar ist.
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Die Erfindung ergibt sich aus den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche. Vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche. Weitere Merkmale, Anwendungsmöglichkeiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung, sowie der Erläuterung von Ausführungsbeispielen der Erfindung, die in den Figuren dargestellt sind.
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Die Aufgabe ist mit einem Verfahren dadurch gelöst, dass die fahrzeugspezifischen Fahrwerks-Sollwerte in einem fahrzeuginternen Speicher abgelegt werden und in einem fahrzeugexternen Prüfgerät mit den aktuellen Fahrwerks-Istwerten verglichen werden, wobei die fahrzeugspezifischen Fahrwerks-Sollwerte von dem fahrzeugexternen Prüfgerät aus dem fahrzeuginternen Speicher abgerufen werden. Dies hat den Vorteil, dass eine zeitaufwändige Suche nach den richtigen Fahrwerks-Sollwerten für das gegebene Fahrzeug in einer Datenbank oder auf einem Datenträger entfällt. Somit sind automatisierte Prüfabläufe möglich, da die fahrzeugspezifischen Fahrwerks-Sollwerte fest dem Fahrzeug zugeordnet sind. Eine Verwechselungsgefahr und Fehlerrisiko sind somit ausgeschlossen. Bei einer Reparaturannahme ist ein zeitnahes Lokalisieren von Fahrwerksbeanstandungen möglich, da auf dem Prüfgerät beispielsweise bei der Annahme des Fahrzeuges eine Schnellvermessung mit Bewertung durchgeführt werden kann. Dadurch ist ein frühzeitiges Erkennen von Verschleiß, Kundenbeanstandungen sowie Beschädigung am Fahrwerk durch nicht sachgemäße Nutzung möglich. Bei einer Anwendung des ausgewählten Prüfverfahrens ist darauf zu achten, dass eine Kommunikation mit dem Fahrzeug nur mit fahrzeugexternen Prüfgeräten erfolgt, die die Anforderungen hinsichtlich Messgenauigkeit und geforderter Qualität erfüllen.
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Vorteilhafterweise wird das fahrzeugexterne Prüfgerät über eine Diagnoseschnittstelle mit dem fahrzeuginternen Speicher verbunden. Somit kann das Prüfgerät einfach an das Fahrzeug angeschlossen werden und mit dem elektronischen System des Fahrzeuges kommunizieren.
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In einer Ausgestaltung werden die aktuellen Fahrwerks-Istdaten, insbesondere ein Sturz oder eine Spur der Fahrzeugräder, am Fahrwerk gemessen und zum Vergleich an das fahrzeugexterne Prüfgerät übermittelt.
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In einer Ausführungsform werden die aus dem Vergleich ermittelten und neu eingestellten Fahrwerks-Istwerte in dem fahrzeuginternen Speicher abgelegt und nachhaltig dokumentierbar. Damit sind alle Werte jederzeit reproduzierbar und die Arbeiten in einer Werkstatt können auch später noch nachverfolgt werden.
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Eine Weiterbildung der Erfindung betrifft ein System zur Prüfung eines Fahrwerkes eines Fahrzeuges, umfassend ein fahrzeugexternes Prüfgerät zum Vergleich von mindestens einem Fahrwerks-Sollwert mit einem Fahrwerks-Istwert und jeweils einen, einem Fahrzeugrad gegenüberliegenden Messwertaufnehmer zur Detektion des aktuellen Fahrwerks-Istwerts. Bei einem System, bei welchem automatisierte Abläufe zwischen dem Prüfgerät und dem Fahrzeug realisiert werden können, ist der fahrzeugspezifische Fahrwerks-Sollwert in einem fahrzeuginternen Speicher abgelegt.
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Vorteilhafterweise ist der fahrzeuginterne Speicher Bestandteil eines Steuergerätes des Fahrzeuges. Dadurch kann auf zusätzliche elektrische Bauteile verzichtet werden, was das Prüfverfahren kostengünstiger gestaltet.
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In einer Variante sind die Messwertaufnehmer als berührungslos arbeitende Sensoren ausgebildet, welche direkt zur Übermittlung der aktuellen Fahrwerks-Istwerte mit dem fahrzeugexternen Prüfgerät verbunden sind. Solche berührungslos arbeitenden Sensoren lassen sich einfach gegenüber den Fahrzeugrädern während des Prüfverfahrens anordnen, wobei auf zusätzliches hardwaremäßiges Equipment verzichtet werden kann.
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In einer Ausführungsform ist das fahrzeugexterne Prüfgerät über eine Diagnoseschnittstelle mit der Speichereinheit am Fahrzeug verbunden. Da eine solche Diagnoseschnittstelle als solche im Fahrzeug vorhanden ist, kann diese gleichzeitig auch genutzt werden, um eine Kommunikation zwischen dem Prüfgerät und der Speichereinheit aufzubauen.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung, in der – gegebenenfalls unter Bezug auf die Zeichnung – zumindest ein Ausführungsbeispiel im Einzelnen beschrieben ist. Beschriebene und/oder bildlich dargestellte Merkmale können für sich oder in beliebiger, sinnvoller Kombination den Gegenstand der Erfindung bilden, gegebenenfalls auch unabhängig von den Ansprüchen, und können insbesondere zusätzlich auch Gegenstand einer oder mehrerer separater Anmeldung/en sein. Gleiche, ähnliche und/oder funktionsgleiche Teile sind mit gleichen Bezugszeichen versehen.
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Es zeigen:
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1 ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Systems.
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In 1 ist ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Systems 1 dargestellt, wobei das System 1 aus einem fahrzeugexternen Prüfgerät 3 und einem Fahrzeug 5 besteht, von welchem der Einfachheit halber in der 1 nur das Fahrwerk dargestellt ist.
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Das fahrzeugexterne Prüfgerät 3 umfasst eine Recheneinheit 7, welche mit einer Bildschirmanzeige 9 verbunden ist.
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Das Fahrzeug 5 weist vier Fahrzeugräder 11, 13, 15, 17 auf, denen gegenüberliegend jeweils ein beührungsloser Messwertaufnehmer 19, 21, 23, 25 angeordnet ist. Diese Messwertaufnehmer 19, 21, 23, 25 sind direkt mit der Recheneinheit 7 des fahrzeugexternen Prüfgerätes 3 verbunden. Darüber hinaus ist in dem Fahrzeug 5 eine Diagnoseschnittstelle 27 angeordnet, die mit einem Steuergerät 29 verbunden ist, das wiederum einen Speicher 31 aufweist.
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Wird das Fahrzeug 5 in eine Werkstatt verbracht, wo die Fahrwerks-Parameter des Fahrzeuges geprüft werden sollen, wird die Recheneinheit 7 des fahrzeugexternen Prüfgerätes 3 mit der Diagnoseschnittstelle 27 des Fahrzeuges 5 verbunden. Dabei liest die Recheneinheit 7 über die Diagnoseschnittstelle 27 aus dem Speicher 31 des Steuergerätes 29 die fahrzeugspezifischen Fahrwerks-Sollwerte ab, die in diesem abgespeichert sind. Die Recheneinheit 7 vergleicht dann diese fahrzeugspezifischen Fahrwerks-Sollwerte mit denen von den Messwertaufnehmern 15, 17, 19, 21 gelieferten aktuellen Fahrwerks-Istwerten. Bei diesen Fahrwerks-Istwerten kann es sich beispielsweise um den Sturz jedes Fahrzeugrades bzw. die Spur jedes Fahrzeugrades handeln. Aufgrund eines Vergleichs der aktuellen Fahrwerks-Istwerte mit den fahrzeugspezifischen Fahrwerks-Sollwerten werden durch die Recheneinheit 7 die Fahrwerks-Daten der einzelnen Fahrzeugräder abgeglichen und die eingestellten Radwinkel als neue Istwerte in der fahrzeuginternen Speichereinheit 31 abgespeichert.
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Auf Grund der Kommunikation des fahrzeugexternen Prüfgerätes 3 mit dem Fahrzeug 5 können Messwerte jederzeit in dem Speicher 31 dokumentiert werden und sind immer abrufbar. Die im Speicher 31 abgelegten Fahrwerks-Daten können über GPS abgerufen werden, wodurch der Produktbeobachtungspflicht Rechnung getragen wird.
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Eine solche Fahrwerksdiagnose ist nicht auf Fahrzeugräder beschränkt, sondern ist erweiterbar für Prüfwerte für Kugelgelenke, dem Reibwert der Lenkgeometrie oder das Setzverhalten von Lagern der Radführung.
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Das beschriebene Verfahren ist jederzeit auch für VANs erweiterbar, wo aufgrund verschiedener Aufbauten im Fahrzeug spezifische Fahrwerks-Daten notwendig sind. Dies kann beispielsweise für Fahrzeuge für Feuerwehr, Rettungswagen und Personenbeförderung notwendig sein. Es ist auch auf die unterschiedlichen Anwendungen beim Lkw (Anzahl der Achsen, unterschiedliche Achslasten und Achsvarianten oder zwei gelenkte Vorderachsen oder gelenkte Nachlaufachse und ggf. Einzelradaufhängung) erweiterbar.
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Fahrzeuge neuer Baureihen verfügen über eine elektrische Lenkung. Zukünftig können durch technische Weiterentwicklungen, Informationen analog der Winkelerfassung erfasst und mit den Istwerten abgeglichen werden.
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Obwohl die Erfindung im Detail durch bevorzugte Ausführungsbeispiele näher illustriert und erläutert wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen. Es ist daher klar, dass eine Vielzahl von Variationsmöglichkeiten existiert. Es ist ebenfalls klar, dass beispielhaft genannte Ausführungsformen wirklich nur Beispiele darstellen, die nicht in irgendeiner Weise als Begrenzung etwa des Schutzbereichs, der Anwendungsmöglichkeiten oder der Konfiguration der Erfindung aufzufassen sind. Vielmehr versetzen die vorhergehende Beschreibung und die Figurenbeschreibung den Fachmann in die Lage, die beispielhaften Ausführungsformen konkret umzusetzen, wobei der Fachmann in Kenntnis des offenbarten Erfindungsgedankens vielfältige Änderungen beispielsweise hinsichtlich der Funktion oder der Anordnung einzelner, in einer beispielhaften Ausführungsform genannter Elemente vornehmen kann, ohne den Schutzbereich zu verlassen, der durch die Ansprüche und deren rechtliche Entsprechungen, wie etwa weitergehenden Erläuterungen in der Beschreibung, definiert wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- System
- 3
- Prüfgerät
- 5
- Fahrzeug
- 7
- Recheneinheit
- 9
- Bildschirmanzeige
- 11
- Fahrzeugrad
- 13
- Fahrzeugrad
- 15
- Fahrzeugrad
- 17
- Fahrzeugrad
- 19
- Messwertaufnehmer
- 21
- Messwertaufnehmer
- 23
- Messwertaufnehmer
- 25
- Messwertaufnehmer
- 27
- Diagnoseschnittstelle
- 29
- Steuergerät
- 31
- Speicher
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102008021512 A1 [0003]