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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Artikulator zur Bestimmung der Okklusion von in Ober- und Unterkiefer angeordnetem Zahnersatz, umfassend einen als Ständer ausgebildeten Rahmen mit einem Rahmenoberteil und einem Rahmenunterteil, die über ein Verbindungsmittel beabstandet miteinander verbunden sind, und der Rahmen zur Aufnahme mindestens eines Adapters zur Montage von Ober- und Unterkiefermodellen ausgebildet ist.
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Artikulatoren, wie sie beispielsweise aus der
EP 0 590 208 A2 bekannt sind, sind Geräte, die zur Diagnostik, Therapieevaluation und zum Anfertigen von Zahnersatz oder Schienen verwendet werden. In einem Artikulator werden die Modelle eines Oberkiefers und eines Unterkiefers befestigt und miteinander in Beziehung gebracht. Dies geschieht entsprechend der sog. Registration, die üblicherweise von einem Zahnarzt vorgenommen wird. Die Registration erfolgt dabei entweder nur als Bissnahme auf einer Registrierschablone, nämlich einer Wachsplatte oder mittels eines Gesichtsbogens, mit dem die schädelbezügliche Lage des Oberkiefers zur Ohrachse und zur Schädelbasis bestimmt wird.
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Diese Artikulatoren stellen die kieferbezogene Relation zwischen einem Unterkiefermodell zu einem Oberkiefermodell bzw. zusätzlich die schädelbezogene Lage des Oberkiefermodells dar. Sie berücksichtigen ausschließlich die sog. Okklusion, also die Kau- und Schließfunktion der Zähne.
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Bei einem herkömmlichen Artikulator wird die sog. Ohrachse stets horizontal, d. h. parallel zur Arbeitsplatte dargestellt. Dies geschieht auch dann, wenn der Patient eine schräge Kopfhaltung hat und seine Ohrachse somit schräg im Raum steht. Das Unterkiefermodell wird im herkömmlichen Artikulator entsprechend der Bissnahme unter das Oberkiefermodell montiert. Dazu ist es aus der
US 2010/0216 091 A1 bekannt, das Oberkiefer- und das Unterkiefermodell mittels am Rahmen angeordneten Kugelgelenken einzustellen. Es gibt Hinweise darauf, dass die oben beschriebene anatomisch-kaufunktionelle Darstellung im Artikulator Fehlfunktionen und unrichtig konzipierten Zahnersatz bewirken können, die wiederum zu Haltungsschäden und zu Schmerzen anderer Art führen können.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Artikulator zu schaffen, mit der die oben genannten Nachteile überwunden werden können.
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Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst, insbesondere dadurch, dass die das Oberkiefermodell entsprechend seiner anatomischen in-vivo Position im Schädel mittels eines am Rahmenoberteil angeordneten ersten Kugelgelenks einstellbar ist, und die in-vivo Position des Unterkiefermodells über ein am Rahmenoberteil angeordnetes zweites Kugelgelenk unabhängig von der Raumlage des Oberkiefermodell einstellbar ist.
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Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, dass die Kiefergelenkpfannenachse des Oberkiefermodells als ein Gleitlager ausgebildet ist, das über ein Verbindungsmittel mit einem dritten Kugelgelenk verbunden ist, über die die in-vivo Lage im dreidimensionalem Raum für das Oberkiefermodell entsprechend einstellbar ist, sowie, dass die Kiefergelenksköpfchenachse des Unterkiefermodells in der als Gleitlager ausgebildeten Kiefergelenkpfannenachse achsparallel gelagert und drehbar angeordnet ist und entsprechend ihrer in-vivo Lage im dreidimensionalen Raum mit dem Unterkiefermodell verbunden ist.
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Durch diese Maßnahmen wird eine Veränderung der Höhe, d.h. der Zahnlänge der Oberkieferzähne ausgeglichen und nicht berücksichtigte Haltungs- und Orientierungssystem, die durch eine nachteilige Veränderung der Körperhaltung eines Patienten für die der Zahnersatz angefertigt worden ist, ausgeglichen und die oben genannten Nachteile überwunden werden können.
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Eine weitere erfindungsgemäße Ausgestaltung sieht vor, das Unterkiefermodell von einem als Halterung ausgebildeten Kieferkörperbogen, mit individuell einstellbarer Bogenform umschlossen zu halten, wobei der Kieferkörperbogen wiederum mit mindestens einer Kieferstange über ein Scharniergelenk zum Einstellen des Kieferwinkels, mit der Kiefergelenksköpfchenachse und entsprechend ihrer in-vivo Lage im dreidimensionalen Raum mit dem Unterkiefermodell verbunden ist.
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Ferner ist es vorteilhaft, wenn das Rahmenoberteil und das Rahmenunterteil mit einem hierzu vertikal angeordneten Verbindungsmittel parallel zueinander beabstandet angeordnet sind, wobei das Oberkiefermodel und das Unterkiefermodell in dem hierdurch geschaffenen Freiraum am Rahmenoberteil des Artikulators über das erste Kugelgelenk und das zweite Kugelgelenk eingehängt werden können und im Bezug zur in-vivo Lage des Oberkiefer- und Unterkiefermodells im dreidimensionalem Raum unabhängig voneinander einstellbar sind.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, dass das Oberkiefermodell mit seiner Oberseite mit einem ersten Adapter verbindbar ist, wobei der erste Adapter parallel zur in-vivo Lage des Oberkiefermodells im dreidimensionalen Raum mit der Kiefergelenkpfannenachse über das wiederum mit seiner Oberfläche mit einem, raumhorizontalen zweiten Adapter verbunden ist, der wiederum mit dem ersten Kugelgelenk verbindbar ist.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind bei einem Artikulator die Kugelgelenke als hängende Verbindungen am Rahmenoberteil zur Aufnahme des Ober- und Unterkiefermodells ausgebildet, wobei die Kiefergelenkpfannenachse als gestreckter Hohlkörper ausgebildet ist, in dem die als Stange ausgebildete Kiefergelenksköpfchenachse achsparallel einschiebbar ist, wobei der gestreckte Hohlkörper der Kiefergelenkpfannenachse eine längliche Oberflächenöffnung aufweist, durch die die Kiefergelenksköpfchenachse über ein Verbindungsmittel mit dem zweiten Kugelgelenkt verbunden ist.
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Ferner ist es vorteilhaft, wenn das Oberkiefermodell und die Kiefergelenkpfannenachse mittels eines Markerkreuzes verbunden sind. Das Markerkreuz ist über eine Schiene mit den Zähnen des Oberkiefermodells verbunden und bezüglich der drei Raumrichtungen einartikulierbar ist.
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Eine weitere vorteilhafte Ausführung sieht vor, das Markerkreuz nach der Raumhorizontalen und der Bewegungsrichtung auszurichten und die Position der Zähne im Oberkiefermodell zu erfassen und über das erste und ein drittes Kugelgelenk im Artikulator darzustellen. Das erste, zweite und dritte Kugelgelenk ist mit einer Skalierung versehen, mit der die Abweichung des Oberkiefer- und Unterkiefermodells von der Raumhorizontalen dargestellt werden können.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Die einzige Figur zeigt einen den Längsschnitt durch einen erfindungsgemäßen Artikulator.
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Der in der Figur dargestellte erfindungsgemäße sog. Raumebenenartikulator 10 besteht im Wesentlichen aus einem Rahmen 11, mit einem Rahmenoberteil 12, und einem Rahmenunterteil 13, die beide über ein Verbindungsmittel 14 miteinander verbunden sind. Das Verbindungsmittel 14 verbindet das Rahmenoberteil 12 und das Rahmenunterteil 13 derart, dass diese flächenparallel beabstandet zueinander angeordnet ausgebildet sind.
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Durch den hierdurch geschaffenen freien Raum 15 ist es möglich, ein Oberkiefermodell 16 und Unterkiefermodell 17 zwischen dem Rahmenoberteil 12 und dem Rahmenunterteil 13 freihängend anzuordnen. Hierzu ist es vorgesehen, dass das Oberkiefermodell 16 mit dem an seiner Oberseite befestigten Adapterteil des Adapters 19 mit dem Gegenstück des Adapters 19 verbunden ist, so dass es zur Bearbeitung separat herausgenommen werden kann.
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Das oberkieferferne Adaptergegenstück 19 trägt die schädelbezogene Positionierung, nämlich die Verbindung zur Kieferpfannenachse. Diese Einheit aus Oberkiefermodell und Pfannenachse kann von einem zweiten Adapter 20 abgelöst und separat herausgenommen werden. Im dreidimensionalen Raum kann so eine individuelle Positionierung berücksichtig werden.
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Der Adapter 19 wiederum ist mit seiner Oberfläche mit dem zweiten Adapter 20 wirkverbunden. Der zweite Adapter 20 ist über Verbindungsmittel 21a und 21b mit einem ersten Kugelgelenk 21 und mit der Unterseite 16 des Rahmenoberteils 12 in allen drei Raumrichtungen gelenkig verbunden.
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Die in-vivo- Lage des Oberkiefermodells 16 zur mit Kugelgelenk 21 dargestellt. Die Adapterhälfte 20a des zweiten Adapters 20 wird durch eine Aufhängung im Raum ausgerichtet. Um diese zu erfassen, ist ein Markerkreuz 22 vorgesehen, das mittels einer Schiene 22a mit der oberen Zahnreihe eines Patienten verbunden wird und nach der Raumhorizontalen und der Bewegungsrichtung hin ausgerichtet werden kann.
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Die mögliche Seiten - und Rotationsabweichung der Querachse des Oberkiefermodells 16 von der Raumhorizontalen kann an einer dem Kugelgelenk 21 zugeordnete Skalierung in zwei Ebenen (beispielsweise eingeteilt in Grad oder Gon) abgelesen werden.
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Der Unterseite 16 des Rahmenoberteils 12 ist ein zweites Kugelgelenk 24 zugeordnet. Das zweite Kugelgelenk 24 ist ebenfalls über ein Verbindungsmittel 24a mit der Unterseite 16 verbunden. Um die Lage des Unterkiefermodells 17 zum Oberkiefermodell 16 darzustellen, ist das Unterkiefermodell 17 mit einem weitern Verbindungsmittel 24b versehen. Das Verbindungsmittel 24b ist dabei fest mit einer als Steckrohr ausgebildeten Kiefergelenkköpfchenachse 26 verbunden.
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Die Kiefergelenksköpfchenachse 26 ist das anatomische Pendant zu dem am Unterkiefer befindlichen Gelenkpartner des Kiefergelenks. Das Kiefergelenkköpfchen steht mit der im Schädel befindlichen Kieferpfanne in Wirkverbindung.
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Die Kiefergelenkköpfchenachse 26 liegt dabei mehr oder weniger waagerecht im Raum und ist in einem individuellen Winkel mit dem Verbindungsmittel 24b verbunden. Die Kiefergelenksköpfchenachse 26 sitzt am freien Ende 27 eines als Kieferstange 28 ausgebildeten Verbindungsmittels.
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An dem Ende der Kiefernraststange 28 ist ein Kugelscharniergelenk 29 angeordnet, welches die Kiefernraststange 28 mit einem als Kieferkörperbogen 30 ausgebildeten Verbindungsmittel verbindet und das Unterkiefermodell 17 transversal umschließt. An dem Kieferkörperbogen 30 ist eine Öse 31 vorgesehen, die die anatomische Mitte des Kieferkörperbogens 30 markiert.
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Dem Adapter 19 ist ein Verbindungsmittel 32 zugeordnet, das mit einem dritten Kugelgelenk 33 verbunden ist. Das Kugelgelenk 33 dient zum Einstellen des Oberkiefers bzw. des Oberkiefermodells 16 zur gemessenen, individuellen Ohrachse eines Patienten. Die gemessene Ohrachse wird durch die Kieferpfanne bzw. Kiefergelenkpfannenachse 34 dargestellt. Die Kiefergelenkpfannenachse 34 ist wiederum mit dem dritten Kugelgelenk 33 wirkverbunden.
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Die Kiefergelenkpfannenachse 34 kann als ein rinnenförmiges Rohr ausgebildet sein, in das die beiden Seiten der Kiefergelenksköpfchenachse 26 eingeschoben werden können. Das Rohr der Kiefergelenkpfannenachse 34 weist drei Öffnungen (nicht dargestellt) für Verbindungsmittel auf, durch die ein mit dem zweiten Kugelgelenk 24 und der Kiefergelenksköpfchenachse 26 mit der Kiefernraststange 28 verbunden ist.
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Die Situation im Kiefergelenk ist je nach Lageabweichung des inneren Kieferköpfchenrohrkomplexes zur Kiefernpfannenrinne diagnostisch ablesbar.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Raumebenenartikulator
- 11
- Rahmen
- 12
- Rahmenoberteil
- 13
- Rahmenunterteil
- 14
- Verbindungsmittel
- 15
- Freiraum
- 16
- Oberkiefermodell
- 17
- Unterkiefermodell
- 18
- Oberseite Oberkiefermodell
- 19
- erster oberkieferbezogener Adapter
- 19a
- Adapteroberfläche
- 20
- zweiter Adapter
- 21
- Kugelgelenk
- 21a, 21b
- Verbindungsmittel
- 22
- Markerkreuz
- 22a
- Markerkreuzschiene
- 23
- Skalierung
- 24
- zweites Kugelgelenk
- 24a, 24b
- Verbindungsmittel
- 25
- Okklusionsebene
- 26
- Kiefergelenkköpfchenachse
- 27
- freies Ende/bilaterale Gelenkssituation
- 28
- Kiefernraststange
- 29
- Scharniergelenk/Gelenkkugel
- 30
- Kieferkörperbogen
- 31
- Öse
- 32
- Verbindungsmittel
- 33
- drittes Kugelgelenk
- 34
- Kiefergelenkpfannenachse