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Die Erfindung betrifft ein Verfahren sowie ein Fahrerassistenzsystem zur Beurteilung und/oder Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit eines Fahrzeugführers, in Relation zu einem erforderlichen Anforderungsgrades.
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In modernen Fahrzeugen werden vermehrt sogenannte Fahrerassistenzsystemen eingesetzt, insbesondere zur automatischen Umsetzung verschiedener Fahraufgaben, bis hin zur automatisierten Längs- und Querregelung des Fahrzeugs. Bekannte Fahrerassistenzsysteme sind beispielsweise Geschwindigkeits- und Abstandsregelungssystem (ACC) sowie Spurhalteassistenzsysteme.
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Ein Fahrerassistenzsystem mit Querführungsunterstützung ist beispielsweise aus der
DE 10 2011 076 418 bekannt, wobei eine vor dem Fahrzeug liegende Fahrspur erfasst und hieraus eine Zieltrajektorie ermittelt wird, entlang derer das Fahrzeug zumindest annähernd kontinuierlich durch vom Spurhalteassistenzsystem vorgegebene Lenkeingriffe in das Fahrzeuglenksystem geführt wird.
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Derartige Fahrerassistenzsysteme, die nicht nur passive Warnfunktionen, wie Kollisions- oder Spurverlassungswarnungen realisieren, sondern auch aktive Eingriffe in die Fahrdynamik vornehmen, d. h. in die Beschleunigung und Lenkung des Fahrzeugs eingreifen, bieten dem Fahrzeugführer zunehmend automatisierte Unterstützung bei seiner Fahraufgabe.
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Dieser hohe Automatisierungsgrad ist einerseits wünschenswert, da er zu erhöhtem Fahrkomfort führt. Andererseits entsteht damit die Notwendigkeit, insbesondere im Falle von Verkehrssituationen, die über den Anwendungsbereich des Systems hinausgehen und daher nicht automatisiert behandelt werden können, die Fahraufgabe jederzeit und möglichst schnell wieder an den Fahrzeugführer übergeben zu können. Daher müssen hochautomatisierte Fahrerassistenzsysteme auch technische Lösungen vorsehen, um die Aufmerksamkeit des Fahrzeugführers und dessen Übernahmebereitschaft jederzeit beurteilen und gewährleisten zu können.
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Zur Beurteilung der Fahrzeugführeraufmerksamkeit während der Fahrt wurden bereits verschiedene Ansätze entwickelt, mit unterschiedlichen Kriterien zur Aufmerksamkeitsbeurteilung, die wiederum jeweils unterschiedliche technische Anforderungen hinsichtlich des sensorischen Aufwandes sowie der Invasivität gegenüber dem Fahrzeugführer stellen.
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Aus der Schrift
DE 10 2013 210 682 A1 ist ein gattungsbildendes Verfahren und Fahrerassistenzsystem zur Beurteilung und/oder Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit eines Fahrzeugführers bekannt, welche zur Verbesserung gegenüber zum Stand der Technik vorschlägt, dass
- a) eine Aufforderung zur Durchführung einer Bedienaktion an den Fahrzeugführer erfolgt,
- b) eine Reaktionszeit bis zur Durchführung der Bedienaktion ermittelt wird und
- c) in Abhängigkeit der ermittelten Reaktionszeit die Beurteilung der Aufmerksamkeit des Fahrzeugführers erfolgt.
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Als Nachteil von dieser Lösung kann betrachtet werden, dass der Leser/Fachmann im Dunkeln bleibt, wie dadurch eine Erhöhung der Verkehrssicherheit erzielt wird, da
- a) zwar ein Verfahren zur Ermittlung und/oder Bewertung der Aufmerksamkeit eines Fahrzeugführers vorgeschlagen wird, aber
- b) keine Lösung angeboten wird, wie die Verkehrssicherheit erhalten bleiben soll, wenn der Fahrzeugführer nicht im erforderlichem Masse eine entsprechend erforderliche Aufmerksamkeit hat/vorweist (diese nicht aufrechterhalten kann).
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es nun, ein weiter verbessertes Verfahren für ein Fahrerassistenzsystem, sowie ein Fahrerassistenzsystem zur Beurteilung und/oder Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit eines Fahrzeugführers, sowie ein mit diesem Verfahren ausgestattetes Fahrzeug vorzuschlagen.
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Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des unabhängigen Anspruches 1 gelöst. Weitere Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
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Unter dem Begriff „Aufrechterhaltung” sind im Lichte der Erfindung, sowohl direkt wirkende Maßnahmen bzw. Belastungsfaktoren (insbesondere Maßnahmen/Faktoren, welche einen Einfluss auf den Aufmerksamkeitsgrad haben), wie auch indirekt wirkende Maßnahmen bzw. Belastungsfaktoren zu verstehen, wobei unter indirekt wirkende Maßnahmen/Faktoren insbesondere diejenigen Maßnahmen/Faktoren zu verstehen sind, welche einen Einfluss auf den Anforderungsgrad haben.
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Mit anderen Worten:
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Wenn der erforderliche Aufmerksamkeitsgrad gegenüber dem erforderlichem Anforderungsgrad nicht ausreichend ist, so kann dies dadurch gelöst werden, indem
- a) für eine Erhöhung des Aufmerksamkeitsgrades gesorgt wird, oder
- b) dafür gesorgt wird, dass der Anforderungsgrad abgesenkt wird, bzw. dafür gesorgt wird, dass der aktuelle Anforderungsgrad durch sporadisch auftretende vermeidbare Belastungsfaktoren nicht noch zusätzlich erhöht wird.
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Unter sporadisch auftretende vermeidbare Belastungsfaktoren sind im Lichte der Erfindung Ereignisse zu verstehen, wie beispielsweise
- a) eingehende bzw. ankommende Telefonate/Telefongespräche,
- b) blickrichtungsabhängige Anzeigesysteme,
- c) sprachbasierte Mailausgabe (vorlesen von ankommenden Mails).
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Die Lösung der Erfindung ist weniger bzw. nicht auf eine Erhöhung des Aufmerksamkeitsgrades gerichtet, sondern vielmehr darauf gerichtet, dass mittels geeigneten Mitteln bzw. Maßnahmen dafür gesorgt wird, dass der aktuelle Anforderungsgrad abgesenkt wird (insbesondere, wenn der aktuelle Anforderungsgrad den Aufmerksamkeitsgrad bereits überschritten hat), bzw. dafür gesorgt wird, dass der aktuelle Anforderungsgrad durch sporadisch auftretende vermeidbare Belastungsfaktoren nicht noch zusätzlich erhöht wird.
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Dies kann im einfachstem Fall dadurch erzielt werden, dass als Sofortmaßnahme,
- a) eingehende bzw. ankommende Telefonate/Telefongespräche, unterdrückt, oder zeitlich ausgesetzt werden, oder
- b) blickrichtungsabhängige Anzeigesysteme vorrübergehend deaktiviert, bzw. vorrübergehend außer Funktion gesetzt werden, oder
- c) sprachausgebende Infotainment-Applikation wie beispielsweise eine sprachbasierte Mailausgabe (vorlesen von ankommenden Mails) vorrübergehend außer Funktion gesetzt wird, oder zeitlich ausgesetzt werden.
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Die Erfindung knüpft an die Schrift
DE 10 2013 210 682 A1 an, indem erfindungsgemäß eine „fahrzeugseitige Reaktion” vorgeschlagen wird, welche als Funktion der ermittelten Aufmerksamkeit eines Fahrzeugführers ausgebildet ist.
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Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit wird erfindungsgemäß ein Verfahren vorgeschlagen, bei diesem anhand der vorliegenden Verkehrsdaten ein Anforderungsgrad abgeleitet/gebildet wird, sowie ein Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers gebildet wird, um diese beiden Ergebnisse miteinander zu vergleichen, um ergebnisabhängig eine „fahrzeugseitige Reaktion” auszuführen, mit der Zielvorgabe, dass der Anforderungsgrad unterhalb des Aufmerksamkeitsgrades bleibt, bzw. dass der Anforderungsgrad den aktuellen Aufmerksamkeitsgrad nicht überschreitet.
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Nachfolgend ein paar Praxisbeispiele zur Erläuterung:
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Bei komplizierten Verkehrssituationen (z. B. mehrspuriger Großstadtverkehr) ist hierzu mehr fahrerisches Können (ein höherer Anforderungsgrad, welcher einen höheren Aufmerksamkeitsgrad bewirkt) erforderlich, als auf einer wenig befahrenen Landstraße.
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Neben der Verkehrssituation ist auch die Fahrzeuggeschwindigkeit ein zu berücksichtigender Faktor, da eine höhere Fahrzeuggeschwindigkeit mehr fahrerisches Können (Anforderungsgrad/eine schnellere Reaktionszeit und daraus resultierend einen höheren Aufmerksamkeitsgrad) erfordert, als bei einer niedrigeren Fahrzeuggeschwindigkeit.
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Weitere Beispiele bei diesen (vorrübergehend) ein hoher Anforderungsgrad (und daraus resultierend ein höherer Aufmerksamkeitsgrad) erforderlich ist, ist das
- a) Einfahren/Auffahren auf eine Autobahn (der Wechsel vom Beschleunigungsstreifen auf die Fahrbahn), oder
- b) Abfahren/Ausfahren von der Autobahn (der Wechsel von der Fahrbahn auf den Verzögerungsstreifen), da hierbei die Geschwindigkeit entsprechend stark reduziert werden muss, da im Bereich der Abfahrt meist eine starke Kurve folgt, oder
- c) Linksabbiegen an einer Kreuzung im Großstadtverkehr, oder
- d) Befahren von Baustellenbereichen, da hier die Spurführung meist eingeengt ist, sowie mit unvorteilhaften Kurven versehen ist.
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Diese zuvor genannten Beispiele, welche eine kurzfristige Erhöhung des Anforderungsgrades bewirken und einhergehend einen Mindestwert des erforderlichen Aufmerksamkeitsgrades erzwingen/erforderlich machen, können in einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung zu dem Ergebnis des ermittelten erforderlichen Anforderungsgrades (gemäß 1) und daraus resultierenden erforderlichen Aufmerksamkeitsgrades,
- a) hinzuaddiert (überlagert) und/oder
- b) multipliziert (gewichtet),
werden, um einen situationsabhängigen erforderlichen Anforderungsgrad, bzw. daraus resultierenden Aufmerksamkeitsgrad (Gesamt-Aufmerksamkeitsgrad) zu erlangen.
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Das bedeutet:
Wenn bei oben genannten Fahrsituationen ein hoher Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers erforderlich ist, so sollte der Fahrzeugführer durch weitere Faktoren nicht abgelenkt werden.
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Als weitere „störende” (ablenkende) Faktoren sind beispielsweise
- a) ein Telefonanruf, der entgegengenommen wird, sowie das anschließende Telefonat, oder
- b) die Bedienung eines Infotainment-Systems, oder
- c) die Bedienung eines Navigation-Systems oder Infotainment-Systems, wie insbesondere eine sprachbasierte Email-Ausgabe (vorlesen von eingehenden Emails)
zu nennen (nachfolgend auch allgemein Infotainment-Applikationen genannt).
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Insbesondere, bzw. als weiteres Beispiel sind hierbei auch die „Verfahren zum blickrichtungsabhängigen Betreiben eines Anzeigesystems und Anzeigesystem sowie dessen Verwendung” zu nennen, wie dieses z. B. in der Audi-Schrift
DE 10 2013 009 568 B3 offenbart ist.
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Erfindungsgemäß wird deshalb vorgeschlagen, dass in Abhängigkeit der Verkehrssituation (dem Schwierigkeitsgrad der Verkehrssituation)
- a) z. B. 10 entspricht: Stadtverkehr mit hohem Verkehrsaufkommen
- b) z. B. 1 entspricht: Landstraße mit geringem Verkehrsaufkommen
und der Fahrzeuggeschwindigkeit, sowie weiteren Belastungsfaktoren ein Anforderungsgrad (Gesamt-Anforderungsgrad) bestimmt wird.
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Die Bestimmung des Anforderungsgrades (Gesamt-Anforderungsgrad) kann beispielsweise anhand eines dreidimensionalen Kennlinienfeldes erfolgen, wie dies rudimentär in 1 gezeigt ist, wobei (nicht näher gezeigt) zusätzliche Werte korrigierend hinzuaddiert (überlagert) und/oder multipliziert (gewichtet) werden können.
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Ferner wird durch das Fahrerassistenzsystem ein Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers ermittelt, wie dieser aktuell vorliegt. Zur Ermittlung des aktuellen Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers können aus dem Stand der Technik bekannte Verfahren verwendet werden (sind aus dem Stand der Technik bekannt), weshalb hierzu nicht näher eingegangen wird.
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Der gesamte Inhalt der gattungsbildenden Schrift
DE 10 2013 210 682 A1 , gilt vollumfänglich als Bestandteil der vorliegenden Patentanmeldung.
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Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit wird anhand des der aktuellen Verkehrssituation entsprechenden ermittelten Anforderungsgrades entschieden, ob eine Einschränkung/Aussetzung/Begrenzung bei den Infotainment-Applikationen initiiert wird.
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Mit anderen Worten:
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Immer wenn die Verkehrssituation einen (sehr) hohen Anforderungsgrad vom Fahrzeugführer fordert (welche den Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers überschreiten), werden eine oder mehrere Infotainment-Applikationen vorrübergehend deaktiviert.
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Eine (vorrübergehende) Deaktivierung kann hierbei in der Art erfolgen, dass
- a) ankommende Telefongespräche verzögert durchgestellt/signalisiert werden (z. B. erst dann der „Klingelton” ertönt, wenn der Fahrzeugführer den Kreuzungsbereich verlassen hat, oder sich nicht mehr auf einem Beschleunigungsstreifen oder Verzögerungsstreifen einer Autobahn befindet), oder
- b) ein blickrichtungsabhängiges Anzeigesystem (z. B. gemäß der Schrift DE 10 2013 009 568 B3 ) vorrübergehend außer Funktion gesetzt wird (der Fahrer nur noch ein Display ohne Anzeige/Funktion sieht), sodass ein längerer „Blickkontakt” keine Wirkung hätte und somit vom Fahrzeugführer nicht unnötig lange fortgesetzt werden würde (siehe hierzu die 3).
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In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung (optional), wird neben dem aktuell erforderlichen Anforderungsgrad zusätzlich der momentane Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers ergänzend berücksichtigt, indem dieser einen Einfluss auf den Grad/Anzahl der zugelassenen bzw. deaktivierten Infotainment-Applikationen hat (siehe 3).
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Mit anderen Worten:
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Stellt das Assistenzsystem fest, dass der Fahrzeugführer aktuell einen hohen Aufmerksamkeitsgrad aufweist, so kann der „Einsatzpunkt” gemäß 3 nach links verschoben werden, sodass letztendlich die Deaktivierung von Infotainment-Applikationen erst bei einem höheren Anforderungsgrad „beginnt”.
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Beschreibung des erfindungsgemäßen Verfahrens:
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Das Verfahren zur Beurteilung und/oder Aufrechterhaltung eines erforderlichen Aufmerksamkeitsgrades eines Fahrzeugführers,
in Relation zu einem erforderlichen Anforderungsgrades aufgrund der unvermeidbaren Belastungsfaktoren, insbesondere geschuldet durch die aktuelle Verkehrssituation, wie auch der vermeidbaren Belastungsfaktoren, insbesondere geschuldet durch Infotainment-Applikationen, umfasst mindestens die folgenden Schritte:
- a) Ermittlung des erforderlichen aktuellen Anforderungsgrades,
- b) Ermittlung des aktuellen Aufmerksamkeitsgrades des Fahrzeugführers,
- c) Auswertung durch Abgleich oder Vergleich des erforderlichen aktuellen Anforderungsgrades, mit dem aktuellen Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers,
- d) wobei durch Aussetzung und/oder Begrenzung von einem oder mehreren vermeidbaren Belastungsfaktoren, nach Möglichkeit immer dann dafür gesorgt wird, dass der aktuelle Anforderungsgrad unterhalb des aktuellen Aufmerksamkeitsgrades gehalten wird.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform zeichnet sich das Verfahren dadurch aus, dass der erforderliche aktuelle Anforderungsgrad durch Kombination eines oder mehrerer unvermeidbaren Belastungsfaktoren, und eines oder mehrerer vermeidbaren Belastungsfaktoren, gebildet wird.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform zeichnet sich das Verfahren dadurch aus, dass einer oder mehrere der Belastungsfaktoren mit einer Gewichtung berücksichtigt werden.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform zeichnet sich das Verfahren dadurch aus, dass der erforderliche aktuelle Anforderungsgrad, mittels eines mehrdimensionalen Kennlinienfeldes ermittelt wird.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform zeichnet sich das Verfahren dadurch aus, dass das mehrdimensionalen Kennlinienfeld in Form einer Tabelle, welche den einen oder mehreren Gewichtungsfaktoren bereits enthält, bereitgestellt wird.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform zeichnet sich das Verfahren dadurch aus, dass der aktuelle Anforderungsgrad in der Art kleiner gleich dem aktuellen Aufmerksamkeitsgrad gehalten wird, indem eingehende Telefonanrufe oder ankommende Telefongespräche verzögert durchgestellt/signalisiert werden.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform zeichnet sich das Verfahren dadurch aus, dass der aktuelle Anforderungsgrad in der Art kleiner gleich dem aktuellen Aufmerksamkeitsgrad gehalten wird, indem ein blickrichtungsabhängiges Anzeigesystem vorrübergehend außer Funktion gesetzt wird.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform zeichnet sich das Verfahren dadurch aus, dass der aktuelle Anforderungsgrad in der Art kleiner gleich dem aktuellen Aufmerksamkeitsgrad gehalten wird, indem eine sprachausgebende Infotainment-Applikation vorrübergehend außer Funktion gesetzt wird, oder zeitlich ausgesetzt wird.
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Ferner umfasst die Erfindung ein Fahrerassistenzsystem zur Beurteilung und/oder Aufrechterhaltung eines erforderlichen Aufmerksamkeitsgrades eines Fahrzeugführers, aufweisend ein Verfahren nach einem oder mehreren die vorangehenden Verfahren.
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Ferner umfasst die Erfindung ein Kraftfahrzeug, aufweisend ein derartiges Fahrerassistenzsystem.
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Vorteil/e gegenüber Stand der Technik:
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Erlangung eines verbesserten Verfahrens für ein Fahrerassistenzsystem, sowie ein verbessertes Fahrerassistenzsystem zur Beurteilung und/oder Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit eines Fahrzeugführers, bzw. Aufrechterhaltung einer sicheren Fahrzeugführung, bei dieser der Fahrzeugführer in seinem Können bzw. seiner aktuellen Aufmerksamkeit, nicht durch einen zu hohen Anforderungsgrad überfordert wird.
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Weitere Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung in Verbindung mit dem/den in der/den Zeichnung(en) dargestellten Ausführungsbeispiel(en).
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Die Zeichnung(en) zeigt/zeigen:
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1 zeigt eine Prinzip-Darstellung, eines dreidimensionalen Kennlinienfeldes, zur Ermittlung des aktuellen Anforderungsgrades.
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2 zeigt eine Prinzip-Darstellung, welche zeigt, wie der geforderte Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers vom Anforderungsgrad abhängig ist.
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3 zeigt eine Prinzip-Darstellung, aus dieser ersichtlich ist, wie die Anzahl an zulässigen Infotainment-Applikationen vom Anforderungsgrad abhängig ist.
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1 zeigt eine Prinzip-Darstellung, aus dieser anhand eines dreidimensionalen Kennlinienfeldes ersichtlich ist, wie der Anforderungsgrad anhand der Parameter „Verkehrssituation” und „Fahrzeuggeschwindigkeit” gebildet wird. Wie aus der 1 hierzu ersichtlich ist, ist auf der x-Achse (von links nach rechts verlaufend) die Verkehrssituation mit einer Einteilung von 0 bis 10 zu sehen, wobei der Wert 0 bzw. 1 für „sehr einfach” (geringer Schwierigkeitsgrad) und der Wert 10 für „sehr anspruchsvoll” (hoher Schwierigkeitsgrad – beispielsweise im Stadtverkehr mit einer hohen Verkehrsdichte) steht. Auf der y-Achse (von vorne nach hinten verlaufend) ist die Fahrzeuggeschwindigkeit in Kilometer pro Stunde zu sehen. Auf der z-Achse (von unten nach oben verlaufend) ist der daraus resultierende Anforderungsgrad ersichtlich, wobei der resultierende Anforderungsgrad beispielsweise aus einer hinterlegten mehrdimensionalen Tabelle zu entnehmen ist, indem jedem x-y-Wertepaar ein y-Wert (Anforderungsgrad) zugeordnet ist.
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Dieser derart ermittelte Anforderungsgrad bzw. geforderte Aufmerksamkeitsgrad wird in einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung durch sporadisch auftretende zusätzliche Belastungsfaktoren zusätzlich beeinflusst (nicht dargestellt), sodass dem Anforderungsgrad korrigierend (nicht dargestellt) ein Wert
- a) hinzuaddiert (überlagert) und/oder
- b) multipliziert (gewichtet),
wird, um einen situationsabhängigen erforderlichen Anforderungsgrad, bzw. einen daraus resultierende Aufmerksamkeitsgrad (Gesamt-Aufmerksamkeitsgrad) zu erlangen.
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Bei einer sehr einfachen Ausführungsform der Erfindung, wird der ermittelte Anforderungsgrad bzw. geforderte Aufmerksamkeitsgrad durch sporadisch auftretende zusätzliche Belastungsfaktoren hingegen unbeeinflusst beibehalten, bzw. nicht zusätzlich beeinflusst (nicht dargestellt), indem dem Anforderungsgrad korrigierend (nicht dargestellt),
- a) als Wert der Wert 0 hinzuaddiert (überlagert) und/oder
- b) als Faktor mit dem Wert 1 multipliziert (gewichtet),
wird, bzw. diese zusätzlichen Belastungsfaktoren einfach nicht weiter berücksichtigt/nicht weiter miteinbezogen werden.
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Die 2 zeigt eine Prinzip-Darstellung, welche zeigt, wie der geforderte Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers vom Anforderungsgrad abhängig ist. Wie Eingangs bereits erörtert, kann jeder Verkehrssituation ein Schwierigkeitsgrad zugeordnet werden, welcher sich als Funktion der Fahrzeugeigengeschwindigkeit ändert und sich daraus ein Anforderungsgrad bestimmen lässt. Unter Anforderungsgrad ist das Fahrkönnen/Fahrniveau eines Fahrzeugführers zu verstehen, welches ein Fahrzeugführer aufbringen muss, um ein Fahrzeug der Situation entsprechen (noch) sicher führen kann.
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Das Fahrkönnen/Fahrniveau eines Fahrzeugführers ist in der Regel von Fahrzeugführer zu Fahrzeugführer unterschiedlich und hängt sehr stark vom momentanen Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers ab, sodass der Begriff Aufmerksamkeitsgrad im Lichte der Erfindung als Synonym für das Fahrkönnen/Fahrniveau eines Fahrzeugführers steht, bzw. gebraucht wird.
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Wie aus der 2 weiter ersichtlich ist, ist auf der x-Achse (von links nach rechts verlaufend) der Anforderungsgrad mit einer Einteilung von 0 bis 10 zu sehen, wobei der Wert 0 bzw. 1 für „sehr einfach” bzw. „einfach” (geringer Anforderungsgrad) und der Wert 10 für „sehr anspruchsvoll” bzw. „hoch” (hoher Anforderungsgrad – beispielsweise im Stadtverkehr mit einer hohen Verkehrsdichte) steht. Auf der y-Achse (von unten nach oben verlaufend) ist der daraus resultierende erforderliche Aufmerksamkeitsgrad zu sehen, welchen der Fahrzeugführer mindestens aufweisen muss, um ein Fahrzeug der Situation entsprechen sicher führen zu können.
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Wie aus der 2 hierzu weiter ersichtlich ist, ist eine sichere Fahrzeugführung durch den Fahrzeugführer immer dann gegeben, wenn der aktuelle Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers sich oberhalb der Funktionskennlinie befindet, wohingegen eine unsichere Fahrzeugführung durch den Fahrzeugführer immer dann gegeben, wenn der aktuelle Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers sich unterhalb der Funktionskennlinie befindet.
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Der Einfachheit wegen, wurde eine identische Skalierung in der Darstellung der 2 gewählt, wobei diese nicht bindend ist.
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Infolge der identische Skalierung beschreibt die Funktionskennlinie im einfachstem Falle eine Gerade, bzw. einen linearen Zusammenhang/Abhängigkeit, mit dem Faktor 1, wobei auch nichtlineare Abhängigkeiten (Funktionskennlinien) ebenso möglich sind, wie diese beispielhaft mit der gestrichelten Funktionskennlinie dargestellt ist.
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3 zeigt eine Prinzip-Darstellung, aus dieser ersichtlich ist, wie die Anzahl an zulässigen Infotainment-Applikationen vom Anforderungsgrad abhängig ist. Insbesondere zeigt die 3 als Beispiel eine Infotainment-Applikation eines blickrichtungsabhängigen Anzeigesystems, welches stellvertretend für weitere Infotainment-Applikationen steht.
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Wie aus der 3 ersichtlich ist, ist auf der x-Achse (von links nach rechts verlaufend) der Anforderungsgrad mit einer Einteilung von 0 bis 10 zu sehen, wobei der Wert 0 bzw. 1 für „sehr einfach” bzw. „einfach” (geringer Anforderungsgrad) und der Wert 10 für „sehr anspruchsvoll” bzw. „hoch” (hoher Anforderungsgrad – beispielsweise im Stadtverkehr mit einer hohen Verkehrsdichte) steht. Auf der y-Achse (von unten nach oben verlaufend) ist die daraus resultierende Anzahl an zulässigen Infotainment-Applikationen zu sehen.
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Wie aus der 3 weiter ersichtlich ist, sinkt die Anzahl an zulässigen Infotainment-Applikationen mit der Zunahme des Anforderungsgrades, sodass sich dadurch eine umgekehrte proportional verlaufende Funktionskennlinie ergibt. Neben den gezeigten linearen Verlauf, kann die Funktionskennlinie auch eine nichtlineare Abhängigkeit aufweisen, wie diese beispielhaft mit den beiden gestrichelten Funktionskennlinien dargestellt ist.
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Mittels dieser umgekehrten Abhängigkeit (invers verlaufenden Funktionskennlinie) wird dem Umstand Rechnung getragen, dass mit zunehmenden Anforderungsgrad aufgrund der Verkehrssituation, der Fahrzeugführer für eine sichere Fahrzeugführung seine Aufmerksamkeit entsprechend mehr auf den Straßenverkehr zu richten hat, und somit durch vermeidbare Belastungsfaktoren nicht mehr so stark abgelenkt werden sollte. Letzteres wird im einfachstem Falle dadurch erreicht, dass mit steigendem Anforderungsgrad, die Anzahl an zulässigen Infotainment-Applikationen, welche zusätzliche Belastungsfaktoren entsprechend begrenzt oder ausgesetzt (gesperrt) werden.
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In einer einfachen Ausführungsform der Erfindung ist die Funktionskennlinie fest vorgegeben, bzw. weist eine feste Abhängigkeit vom aktuellen Anforderungsgrad auf, bei dieser der Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers keinen Einfluss hat.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist die Funktionskennlinie eine Variabilität auf, bzw. weist eine variable Abhängigkeit auf, indem neben dem aktuellen Anforderungsgrad zusätzlich auch der aktuelle Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers einen Einfluss hat.
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Mit anderen Worten:
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In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung, wird neben dem aktuell erforderlichen Anforderungsgrad zusätzlich der momentane Aufmerksamkeitsgrad des Fahrzeugführers ergänzend berücksichtigt, indem dieser einen Einfluss auf den Grad/Anzahl der zugelassenen bzw. deaktivierten Infotainment-Applikationen hat (siehe 3).
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Stellt das Assistenzsystem fest, dass der Fahrzeugführer aktuell einen hohen Aufmerksamkeitsgrad aufweist, so kann der „Einsatzpunkt” gemäß 3 nach links, bzw. die Funktionskennlinie gedanklich nach rechts verschoben werden, sodass letztendlich die Deaktivierung von Infotainment-Applikationen erst bei einem höheren Anforderungsgrad „beginnt”.
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Die 3 zeigt, dass bei einem hohen Anforderungsgrad das blickrichtungsabhängige Anzeigesystems vorrübergehend außer Funktion gesetzt wird (der Fahrer nur noch ein Display ohne Anzeige/Funktion sieht). Mit dieser Maßnahme kann sichergestellt werden, dass bei anspruchsvollen Fahraufgaben der Fahrzeugführer nicht unnötig lange mit „Blickkontakten” auf eine Infotainment-Applikation abgelenkt wird/wäre.
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Die Aussetzung und/oder Begrenzung von einer oder mehreren Infotainment-Applikation, welche immer dann (auch) zeitlich begrenzt stattfinden kann, insbesondere immer dann, wenn kurzfristig der Anforderungsgrad aufgrund der aktuellen Verkehrssituation etwas ansteigt/angestiegen ist, bzw. höher als der zurückliegende Durchschnittswert des aktuellen Fahrgeschehens liegt, trägt zur Lösung in der Art bei, dass der ohnehin schon höher liegende Anforderungsgrad nicht noch zusätzlich durch vermeidbare Belastungsfaktoren weiter ansteigt, bzw. die Grenze des aktuelle Aufmerksamkeitsgrades des Fahrzeugführers nicht übersteigt, bzw. der Anforderungsgrad nach Möglichkeit unter der Grenze des aktuelle Aufmerksamkeitsgrades des Fahrzeugführers gehalten werden kann.
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Ergänzend sei angemerkt, dass dieses Verfahren auch generell zur Anwendung kommen kann, indem die Anzahl an zulässigen Infotainment-Applikationen immer dann begrenzt/limitiert, bzw. ausgesetzt/deaktiviert wird, wenn durch das Fahrerassistenzsystem festgestellt wird, dass der erforderliche Anforderungsgrad dem aktuelle Aufmerksamkeitsgrades des Fahrzeugführers übersteigt, bzw. diesem bereits sehr nahekommt. Als Ziel sollte immer eingehalten werden, dass der erforderliche Anforderungsgrad dem aktuelle Aufmerksamkeitsgrades des Fahrzeugführers nicht übersteigt, sodass der Fahrzeugführer sein Fahrzeug sicher führen kann, und nicht aufgrund von vielen Anforderungen/Belastungsfaktoren überlastet ist.
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Abschließend sei angemerkt, dass absolute Werte (soweit angegeben) nur beispielhaft angegeben sind, und sind nicht als die Erfindung einschränkend zu verstehen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102011076418 [0003]
- DE 102013210682 A1 [0007, 0016, 0028]
- DE 102013009568 B3 [0024, 0031]