-
Technisches Gebiet
-
Die Erfindung betrifft Kraftfahrzeuge, und insbesondere Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, die in einer Segelbetriebsart betrieben werden können.
-
Technischer Hintergrund
-
Kraftfahrzeuge weisen häufig einen Antriebsmotor in Form eines Verbrennungsmotors auf, der über eine Kupplung mit den angetriebenen Rädern koppelbar ist. Ein solcher Aufbau ermöglicht es, die Verzögerung des Kraftfahrzeugs dadurch zu variieren, dass der Antriebsstrang geöffnet oder geschlossen ist. Bei geschlossenem Antriebsstrang ist der Antriebsmotor mit den angetriebenen Rädern gekoppelt und ein Schleppmoment des Antriebsmotors wirkt über die angetriebenen Räder zum Verzögern des Kraftfahrzeugs. Bei einer Segelbetriebsart rollt das Fahrzeug bei geöffneter Kupplung, so dass dieses nicht durch ein Schleppmoment des Antriebsmotors verzögert wird. Bei heutigen Kraftfahrzeugen kann das Einnehmen der Segelbetriebsart bereits dann vorgesehen werden, wenn der Fahrer des Kraftfahrzeugs die Betätigung eines Fahrpedals zurücknimmt oder aktiv einen Freilauf durch eine Gangwahl auswählt.
-
Aus der Druckschrift
DE 10 2013 207 129 A1 ist ein Verfahren zum Aktivieren oder Deaktivieren eines Segelmodus in einem Kraftfahrzeug bekannt. Dabei wird bei Vorliegen vorgegebener Aktivierungsbedingungen der Antriebsmotor in den Segelmodus geschaltet und bei Vorliegen derartiger Aktivierungsbedingungen der Segelmodus verlassen. Mittels einer Objektdetektionsvorrichtung sind vorausfahrende Objekte detektierbar, wobei in Abhängigkeit von ermittelten Messwerten der Objektdetektionsvorrichtung die Aktivierung oder Deaktivierung des Segelmodus beeinflusst wird. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass der Segelmodus verlassen wird, wenn innerhalb eines vorgegebenen Detektionsbereichs des Kraftfahrzeugs ein vorausfahrendes Objekt detektiert wird.
-
Aus der Druckschrift
DE 10 2012 220 768 A1 ist ein Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs offenbart, das in einem Segelmodus betrieben werden kann. Es kann vorgesehen sein, dass bei aktivem Segelmodus der Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug überwacht wird und dass der Segelmodus durch Ankoppeln des Verbrennungsmotors beendet wird, wenn der Abstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug zu gering wird.
-
Grundsätzlich ist eine Abstandsschwelle für den Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug frei applizierbar. Die Abstandsschwelle gibt einen Abstand an, ab dem die Segelbetriebsart verlassen wird und in den Schleppbetrieb gewechselt wird. Die Abstandsschwelle ist allgemein als ein ausreichender Sicherheitsabstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug gewählt, wobei die Abstandsschwelle gemäß einer Abstandsschwellenfunktion bestimmt wird, die den Abstand zu dem vorausfahrenden Kraftfahrzeug, die Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs und die Differenzgeschwindigkeit zwischen dem vorausfahrenden Fahrzeug und dem Kraftfahrzeug berücksichtigt.
-
Es wurde jedoch festgestellt, dass die Fahrer je nach Fahrsituation das Deaktivieren der Segelbetriebsart und das Einsetzen des Schleppbetriebs bei Erreichen der durch die Abstandsschwellenfunktion definierten Abstandsschwelle intuitiv als zu früh oder zu spät empfinden.
-
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein verbessertes Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs mit einer Segelbetriebsart zur Verfügung zu stellen, wobei beim Annähern an ein vorausfahrendes Fahrzeug dem Sicherheitsbedürfnis des Fahrers in verbesserter Weise Rechnung getragen wird und gleichzeitig gewährleistet wird, dass das Energieeinsparpotential durch die Segelbetriebsart möglichst ausgeschöpft wird.
-
Offenbarung der Erfindung
-
Diese Aufgabe wird durch das Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs mit einer Segelbetriebsart nach Anspruch 1 sowie durch die Vorrichtung und das Kraftfahrzeug gemäß den nebengeordneten Ansprüchen gelöst.
-
Weitere Ausgestaltungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
-
Gemäß einem ersten Aspekt ist ein Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs mit einer Segelbetriebsart vorgesehen, mit folgenden Schritten:
- – Detektieren eines Abstands von einem vorausfahrenden Fahrzeug;
- – Einnehmen der Segelbetriebsart;
- – Deaktivieren der Segelbetriebsart, wenn der detektierte Abstand eine vorgegebene Abstandsschwelle unterschreitet;
- – Bestimmen der Abstandsschwelle abhängig von einer Fahrsituation, die beim Einnehmen der Segelbetriebsart vorliegt, und/oder abhängig von einem Fahrverhalten eines Fahrers.
-
Sofern es die Verkehrssituation erlaubt, d. h. der Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug ausreichend hoch ist, kann beim Betreiben eines Kraftfahrzeugs vorgesehen werden, dass beim Lösen bzw. Wegnahme der Betätigung des Fahrpedals eine Segelbetriebsart eingenommen wird. Bei der Segelbetriebsart ist der Antriebsstrang geöffnet, so dass die angetriebenen Räder nicht länger mit dem Antriebsmotor gekoppelt sind und das Kraftfahrzeug lediglich aufgrund seiner kinetischen Energie rollt, ohne dass das Schleppmoment des Antriebsmotors es bremst.
-
Dazu ist eine Möglichkeit vorgesehen, eine Kopplung im Antriebsstrang automatisch zu öffnen, um die Segelbetriebsart zu realisieren, und zum Verlassen der Segelbetriebsart zu schließen, so dass das Schleppmoment des Antriebsmotors wieder über den Antriebsstrang auf die angetriebenen Räder wirkt. Üblicherweise wird die Segelbetriebsart eingenommen, wenn ein Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug ausreichend hoch ist, und wieder verlassen, wenn eine durch eine festgelegte Abstandsschwellenfunktion vorgegebene Abstandsschwelle unterschritten wird.
-
In Testreihen wurde jedoch festgestellt, dass durch Festlegen einer Abstandsschwelle gemäß der festgelegten Abstandsschwellenfunktion, die lediglich von der Fahrzeuggeschwindigkeit und ggfs. einer Differenzgeschwindigkeit zwischen dem vorausfahrenden Fahrzeug und dem Kraftfahrzeug abhängt, nicht ausreicht, um das Beenden der Segelbetriebsart jederzeit zu einem Zeitpunkt stattfinden zu lassen, der für den Fahrer des Kraftfahrzeugs komfortabel ist. Vielmehr empfindet der Fahrer des Kraftfahrzeugs den Zeitpunkt des Deaktivierens der Segelbetriebsart als zu früh oder zu spät, was insbesondere von der Fahrsituation abhängt. Daher sieht das obige Verfahren vor, eine Abstandsschwelle zum Verlassen einer Segelbetriebsart gemäß einer Abstandsschwellenfunktion festzulegen, die entsprechend einer Fahrsituation gewählt ist. Als Fahrsituation eignet sich die bei Einnehmen der Segelbetriebsart festgestellte Fahrsituation.
-
Wenn sich bisher ein Kraftfahrzeug einem vorausfahrenden Fahrzeug im Segelbetrieb annähert, wird bei Unterschreiten einer Abstandsschwelle die Segelbetriebsart verlassen. Die Abstandsschwelle ist bisher lediglich abhängig von der Fahrzeuggeschwindigkeit und der Differenzgeschwindigkeit zum vorausfahrenden Fahrzeug festgelegt. Wird dagegen die Fahrsituation berücksichtigt, können mehrere Abstandsschwellenfunktionen vorgesehen werden, die abhängig von der Fahrzeuggeschwindigkeit und der Differenzgeschwindigkeit unterschiedliche Verläufe aufweisen. Dadurch ist es möglich, für das Deaktivieren der Segelbetriebsart die Fahrsituation zu berücksichtigen, in der sich das Fahrzeug bei Einnehmen der Segelbetriebsart befunden hat, und so dem Sicherheitsbedürfnis des Fahrers besser Rechnung tragen zu können.
-
Weiterhin kann vorgesehen sein, dass die Segelbetriebsart bei Wegnahme einer Betätigung eines Fahrpedals, d. h. einem Freigeben des Fahrpedals, oder bei Beenden eines Zugbetriebs eines Antriebsmotors des Kraftfahrzeugs eingenommen wird. Diese stellen gängige Varianten dar, das Einnehmen der Segelbetriebsart auszulösen.
-
Gemäß einer Ausführungsform kann die Fahrsituation abhängig von dem detektierten Abstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug bei Einnehmen der Segelbetriebsart bestimmt werden. Das Kriterium des Abstands zu dem vorausfahrenden Fahrzeug stellt eine besonders vorteilhafte Möglichkeit dar, Fahrsituationen des Kraftfahrzeugs unterscheiden zu können.
-
Insbesondere kann eine erste Fahrsituation bestimmt werden, wenn der detektierte Abstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug größer ist als ein vorgegebener Fahrsituationsschwellenwert, wobei eine zweite Fahrsituation bestimmt wird, wenn der detektierte Abstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug kleiner ist als der vorgegebene Fahrsituationsschwellenwert.
-
Weiterhin kann die Abstandsschwelle abhängig von der Fahrsituation mithilfe einer ersten Abstandsschwellenfunktion oder einer zweiten Abstandsschwellenfunktion bestimmt werden.
-
Der Fahrsituationsschwellenwert kann größer sein als die bei der aktuellen Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs mithilfe der ersten Abstandsschwellenfunktion und der zweiten Abstandsschwellenfunktion vorgegebenen Abstandsschwellen.
-
Gemäß einer Ausführungsform kann die erste und zweite Abstandsschwellenfunktion die Abstandsschwelle abhängig von einer Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs und insbesondere abhängig von einer Differenzgeschwindigkeit zwischen der Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs und des Kraftfahrzeugs angeben.
-
Weiterhin können die durch die erste Abstandsschwellenfunktion für alle Geschwindigkeiten des Kraftfahrzeugs angegebenen Abstandsschwellen größer sein als die durch die zweite Abstandsschwellenfunktion angegebenen Abstandsschwellen.
-
Die Segelbetriebsart kann verlassen werden, wenn ein Fahrpedal betätigt wird oder eine Bremsanforderung vorliegt. Dies stellen Abbruchbedingungen für die Segelbetriebsart dar.
-
Es kann vorgesehen sein, dass das Fahrverhalten des Fahrers durch einen durchschnittlichen Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen bei früheren Folgefahrten bestimmt wird. Auf diese Weise kann das Sicherheitsbedürfnis des Fahrers bewertet werden und festgestellt werden, welchen Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug der Fahrer als komfortabel empfindet.
-
Weiterhin kann die Abstandsschwelle erhöht werden, wenn ein aktivierter Segelbetrieb durch eine Fahrerinteraktion, insbesondere durch eine Bremsbetätigung, abgebrochen wird. Dies stellt eine weitere Möglichkeit dar, die Abstandsschwelle abhängig von dem Fahrverhalten des Fahrers anzupassen. Entsprechend kann die Abstandsschwelle verringert werden, wenn ein aktivierter Segelbetrieb durch Unterschreiten der Abstandsschwelle abgebrochen wird, insbesondere nachdem ein aktivierter Segelbetrieb für eine vorgegebene Anzahl von Malen durch Unterschreiten der Abstandsschwelle abgebrochen wird.
-
Gemäß einem weiteren Aspekt ist eine Vorrichtung, insbesondere ein Fahrerassistenzsystem, zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs mit einer Segelbetriebsart vorgesehen, wobei die Vorrichtung ausgebildet ist, um:
- – Einen Abstand von einem vorausfahrenden Fahrzeug zu detektieren;
- – die Segelbetriebsart einzunehmen;
- – die Segelbetriebsart zu deaktivieren, wenn der detektierte Abstand eine vorgegebene Abstandsschwelle unterschreitet; und
- – die Abstandsschwelle abhängig von einer Fahrsituation zu bestimmen, die beim Einnehmen der Segelbetriebsart vorliegt.
-
Gemäß einem weiteren Aspekt ist ein Kraftfahrzeug mit einem Antriebsmotor und der obigen Vorrichtung vorgesehen.
-
Kurzbeschreibung der Zeichnungen
-
Ausführungsformen werden nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
-
1 eine schematische Darstellung eines Kraftfahrzeugs mit einem Fahrerassistenzsystem zur Durchführung einer Segelbetriebsart;
-
2 ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung eines Verfahrens zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs in einer Segelbetriebsart;
-
3 ein Diagramm zur Veranschaulichung der Verläufe der Abstandsschwellenfunktionen für verschiedene Fahrsituationen; und
-
4 ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung eines weiteren Verfahrens zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs in einer Segelbetriebsart.
-
Beschreibung von Ausführungsformen
-
1 zeigt eine schematische Darstellung eines Kraftfahrzeugs 1. Das Kraftfahrzeug 1 weist einen Antriebsmotor 2 auf, der über einen Antriebsstrang 3 mit angetriebenen Rädern 4 koppelbar ist. Der Antriebsmotor 2 kann beispielsweise als Verbrennungsmotor ausgebildet sein.
-
Der Antriebsstrang 3 umfasst ein Schaltgetriebe 6, um eine von mehreren Fahrstufen auswählen zu können. Der Antriebsstrang 3 umfasst weiterhin eine Kupplung 5. Die Kupplung 5 kann über ein (nicht gezeigten) Kupplungspedal im Falle eines manuellen Schaltgetriebes 6 oder automatisch durch ein (nicht gezeigtes) Getriebesteuergerät zum Öffnen oder Schließen des Antriebsstrangs 3 angesteuert werden.
-
Der Antriebsmotor 2 wird über ein Motorsteuergerät 7 angesteuert, der als Vorgabe eine Fahrpedalstellung eines Fahrpedals 8 erhält. Die Fahrpedalstellung gibt ein Fahrerwunschmoment an, durch das eine von dem Antriebsmotor 2 bereitzustellende Leistung vorgegeben wird.
-
Es ist ein Fahrerassistenzsystem 10 vorgesehen, das als separates Steuergerät oder auch integriert in dem Motorsteuergerät 7 implementiert sein kann. Das Fahrerassistenzsystem 10 dient u. a. zum Durchführen einer Segelstrategie und legt fest, wenn eine Segelbetriebsart eingenommen werden soll und beendet werden soll. Das Fahrerassistenzsystem 10 ist dazu mit einer Objektdetektionseinrichtung 11 gekoppelt, die im Wesentlichen mit Hilfe einer Kamera oder geeigneten Mitteln ein vorausfahrendes Fahrzeug erkennen kann und dessen Geschwindigkeit und Abstand detektieren kann. Die Funktionsweise einer solchen Objektdetektionseinrichtung 11 ist aus dem Stand der Technik bekannt.
-
Das Fahrerassistenzsystem 10 kann ausgebildet sein, ein Verfahren zum Einnehmen oder Verlassen einer Segelbetriebsart durchzuführen, wie es in Verbindung mit dem Flussdiagramm der 2 näher erläutert wird.
-
In Schritt S1 wird zunächst überprüft, ob eine Bedingung zum Einnehmen einer Segelbetriebsart vorliegt. Das Einnehmen der Segelbetriebsart kann unterbunden werden, wenn ein zuvor ermittelter Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug geringer ist als ein vorgegebener Freigabeschwellenwert. Bedingungen zum Einnehmen einer Segelbetriebsart liegen vor, wenn bei einem fahrenden Kraftfahrzeug eine Betätigung des Fahrpedals 8 gelöst wird, d. h. der Fahrer seinen Fuß vollständig vom Fahrpedal 8 nimmt. Dies bedeutet eine Beendigung des Zugbetriebs. Liegt eine Bedingung zum Einnehmen der Segelbetriebsart vor (Alternative: Ja), d. h. wird beispielsweise die Betätigung des Fahrpedals 8 gelöst bzw. aufgehoben, wird somit das Verfahren in Schritt S2 fortgesetzt, anderenfalls (Alternative: Nein) wird zu Schritt S1 zurückgesprungen.
-
In Schritt S2 wird eine Segelbetriebsart eingenommen, indem die Kupplung 5 bzw. der Antriebsstrang 5 geöffnet wird.
-
In Schritt S3 wird nun mithilfe der Objektdetektionseinrichtung 11 der Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug bestimmt, sofern eines vorhanden ist.
-
In einem nachfolgenden Schritt S4 wird nun eine Fahrsituation abhängig von dem Abstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug zum Zeitpunkt der Wegnahme der Betätigung des Fahrpedals anhand eines vorgegebenen Fahrsituationsschwellenwerts ermittelt. Der Fahrsituationsschwellenwert gibt einen Abstand von dem vorausfahrenden Fahrzeug an, mit dem verschiedene Fahrsituationen unterschieden werden können. Hat das Kraftfahrzeug 1 zum Zeitpunkt der Wegnahme der Betätigung des Fahrpedals 8 einen größeren Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug als durch den Fahrsituationsschwellenwert angegeben, so wird auf eine erste Fahrsituation (Fall: FS1) erkannt, die auf einem Erstkontakt mit dem vorausfahrenden Fahrzeug hinweist. Das heißt, das Kraftfahrzeug 1 hat sich dem vorausfahrenden Fahrzeug angenähert und soll nun die Geschwindigkeit verringern und sich gleichzeitig langsam an das vorausfahrende Fahrzeug annähern. Wird festgestellt, dass bei der Wegnahme der Betätigung des Fahrpedals der Abstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug geringer ist als durch den Fahrsituationsschwellenwert angegeben (Fall: FS2), so wird auf eine zweite Fahrsituation erkannt, die auf eine Fahrt in einer Fahrzeugkolonne (Kolonnenfahrt) hinweist. Mit anderen Worten wird in diesem Fall angenommen, dass das Kraftfahrzeug bereits längere Zeit dem vorausfahrenden Fahrzeug folgt.
-
Wird in Schritt S4 die erste Fahrsituation festgestellt, so wird basierend auf einer vorgegebenen ersten Abstandsschwellenfunktion eine erste Abstandsschwelle im Schritt S5 festgelegt. Nun wird in Schritt S6 der tatsächliche Abstand des Kraftfahrzeugs 1 zum vorausfahrenden Fahrzeug dahingehend überprüft, ob die erste Abstandsschwelle unterschritten wird. Sobald die erste Abstandsschwelle unterschritten wird (Alternativ: Ja), wird das Verfahren mit Schritt S7 fortgesetzt, anderenfalls wird zu Schritt S5 zurückgesprungen.
-
In Schritt S7 wird die Segelbetriebsart beendet und das Verfahren beginnend mit Schritt S1 wiederholt.
-
Wird in Schritt S4 festgestellt, dass die zweite Fahrsituation vorliegt, so wird in Schritt S8 eine zweite Abstandsschwelle basierend auf einer zweiten Abstandsschwellenfunktion ermittelt. In Schritt S8 wird nun der Abstand des Kraftfahrzeugs 1 von dem vorausfahrenden Fahrzeug dahingehend überprüft, ob dieser die zweite Abstandsschwelle unterschreitet. Ist dies der Fall (Alternative: Ja), so wird das Verfahren mit Schritt S7 fortgesetzt und die Segelbetriebsart deaktiviert, andernfalls (Alternative: Nein) wird zu Schritt S8 zurückgesprungen.
-
Die Segelbetriebsart wird unabhängig von dem oben beschriebenen Verfahren jederzeit beendet, wenn das Fahrpedal betätigt wird, wonach in den Zugbetrieb übergegangen wird oder das Bremspedal betätigt wird, was zur Folge hat, dass der Antriebsstrang 3 eingekoppelt d. h. geschlossen wird und die Betriebsbremse entsprechend der Betätigung des Bremspedals aktiviert wird.
-
In 3 sind die erste und zweite Abstandsschwellenfunktion schematisch dargestellt. Die Abstandsschwellenfunktionen sind als Abstandsschwelle über die Fahrzeuggeschwindigkeit aufgetragen. Die in 3 gezeigten Abstandsschwellenfunktionen geben eine Abstandsschwelle abhängig von der Fahrzeuggeschwindigkeit an. Zusätzlich kann vorgesehen sein, die Abstandsschwelle abhängig von einer Differenzgeschwindigkeit zwischen der Fahrzeuggeschwindigkeit und der Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs vorzugeben.
-
Man erkennt, dass im Fall des Vorliegens einer ersten Fahrsituation die erste Abstandsschwellenfunktion K1 über alle Fahrzeuggeschwindigkeiten eine höhere Abstandsschwelle ergibt als eine zweite Abstandsschwellenfunktion K2, die bei Vorliegen der zweiten Fahrsituation verwendet wird. Damit wird bei einem erstmaligen Annähern eines Kraftfahrzeugs 1 an ein vorausfahrendes Fahrzeug die Segelbetriebsart bei einem größeren Abstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug beendet, als dies bei einer Kolonnenfahrt entsprechend der zweiten Abstandsschwellenfunktion K2 der Fall ist.
-
Damit wird gewährleistet, dass bei freiem Segelbetrieb mit anschließendem Aufrollen auf ein vorausfahrendes Fahrzeug die Segelbetriebsart bereit frühzeitig abgebrochen wird, da sich der Fahrer wahrscheinlich auf einen Brems- oder Überholvorgang vorbereitet. Wird hingegen während einer Kolonnenfahrt (zweite Fahrsituation) gesegelt, sind deutlich geringere Abstände zum vorausfahrenden Fahrzeug zuzulassen. Das obige Verfahren sieht dazu vor, die Unterscheidung, ob ein Aufrollen auf ein vorausfahrendes Fahrzeug oder eine Kolonnenfahrt vorliegt, anhand des Abstands zum vorausfahrenden Fahrzeug vorgenommen wird.
-
Das Fahrerassistenzsystem 10 kann alternativ oder zusätzlich zu der von der Fahrsituation abhängigen Festlegung der Abstandsschwelle ausgebildet sein, um das Verfahren zum Einnehmen oder Verlassen einer Segelbetriebsart abhängig von einem Fahrverhalten des Fahrers durchzuführen, wie es in Verbindung mit dem Flussdiagramm der 4 näher erläutert wird.
-
In Schritt S11 wird wie in Schritt S1 zunächst überprüft, ob eine Bedingung zum Einnehmen einer Segelbetriebsart vorliegt. Liegt eine Bedingung zum Einnehmen der Segelbetriebsart vor, d. h. wird beispielsweise die Betätigung des Fahrpedals 8 gelöst bzw. aufgehoben (Alternative: Ja), wird somit das Verfahren in Schritt S12 fortgesetzt, anderenfalls (Alternative: Nein) wird zu Schritt S11 zurückgesprungen.
-
In Schritt S12 wird eine Segelbetriebsart eingenommen, indem die Kupplung 5 bzw. der Antriebsstrang 5 geöffnet wird.
-
In Schritt S13 wird nun mithilfe der Objektdetektionseinrichtung 11 der Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug bestimmt, sofern eines vorhanden ist.
-
In einem nachfolgenden Schritt S14 wird nun eine Abstandsschwelle aus einem Abstandsschwellenspeicher im Fahrerassistenzsystem 10 ausgelesen.
-
In Schritt S15 wird überprüft ob eine Fahrerinteraktion vorliegt durch die die Segelbetriebsart beendet werden muss. Eine Fahrerinteraktion kann eine Betätigung des Fahrpedals oder Bremspedals umfassen. D. h. die Segelbetriebsart wird jederzeit beendet, wenn das Fahrpedal betätigt wird, wonach in den Zugbetrieb übergegangen wird oder das Bremspedal betätigt wird, was zur Folge hat, dass der Antriebsstrang 3 eingekoppelt d. h. geschlossen wird und die Betriebsbremse entsprechend der Betätigung des Bremspedals aktiviert wird.
-
Wird in Schritt S15 eine Fahrerinteraktion zu Beendigung des Segelbetriebs festgestellt (Alternative: Ja), so wird das Verfahren mit Schritt S16 fortgesetzt andernfalls (Alternative: Nein), wird das Verfahren mit Schritt S17 fortgesetzt.
-
In Schritt S16 kann die Abstandsschwelle um einen vorgegebenen Wert erhöht werden und in den Abstandsschwellenspeicher gespeichert werden. Alternativ kann ein Zähler vorgesehen sein, der erst bei einem einer vorgegebenen Anzahl von Aufrufen des Schritts S16 eine entsprechende Erhöhung der gespeicherten Abstandsschwelle vornimmt. Der vorgegebene Wert kann weiterhin abhängig von dem Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug bei Abbruch des Segelbetriebs festgelegt sein und insbesondere umso höher sein je geringer der Abstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug bei Abbruch des Segelbetriebs war.
-
In einem nachfolgenden Schritt S18 wird der Segelbetriebsart beendet und zu Schritt S11 zurückgesprungen
-
In Schritt S17 wird überprüft ob der Abstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug die Abstandsschwelle erreicht hat. Ist dies der Fall (Alternative: Ja), so wird das Verfahren mit Schritt S19 fortgesetzt, andernfalls (Alternative: Nein) wird zu Schritt S13 zurückgesprungen.
-
In Schritt S19 kann abhängig von einer bestimmten Bedingung die Abstandsschwelle verringert werden. Die bestimmte Bedingung kann beispielsweise umfassen, dass bei Erreichen des Schritt S19 ein Zähler erhöht wird und bei Erreichen eines vorgegebenen Zählerwerts die Abstandsschwelle um einen vorbestimmten Wert verringert wird. Anschließend wird das Verfahren mit Schritt S18 fortgesetzt.
-
Die Anpassung der Abstandsschwelle kann auch unabhängig von dem in 4 beispielhaft dargestellten Verfahren durch das auf Fahrverhalten des Fahrers bei einer Folgefahrt (Kolonnenfahrt) ohne Segelbetriebsart vorgenommen werden. Insbesondere kann bei einer längeren Fahrt hinter einem vorausfahrenden Fahrzeug der durchschnittliche Abstand zu dem vorausfahrenden Fahrzeug ausgewertet werden. Die Abstandsschwelle kann dann in Richtung des zu vorbestimmten durchschnittlichen Abstands zu dem vorausfahrenden Fahrzeug inkrementell angepasst werden.
-
Das Verfahren der von dem Fahrverhalten des Fahrers abhängigen Anpassung der Abstandsschwelle kann auch in Kombination mit dem Verfahren der von der Fahrsituation abhängigen Anpassung der Abstandsschwelle kombiniert werden. Dabei können insbesondere die unterschiedlichen Abstandsschwellen, die entsprechend der Fahrsituation ausgewählt werden, in der in Verbindung mit dem Verfahren der 4 beschriebenen Vorgehensweise erhöht bzw. erniedrigt werden.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- Kraftfahrzeug
- 2
- Antriebsmotor
- 3
- Antriebsstrang
- 4
- angetriebene Räder
- 5
- Kupplung
- 6
- Schaltgetriebe
- 7
- Motorsteuergerät
- 8
- Fahrpedal
- 10
- Fahrerassistenzsystem
- 11
- Objektdetektionseinrichtung
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- DE 102013207129 A1 [0003]
- DE 102012220768 A1 [0004]