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Die Erfindung betrifft ein System, d. h. eine Kombination von aus dem Stand der Technik bekannter Geräte, zur Unterstützung eines Helfers, insbesondere eines Laienhelfers, bei der Durchführung von Ersthilfsmaßnahmen zur Reanimation einer Person beziehungsweise eines Patienten mit Kreislaufstillstand.
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Der plötzliche Herztod ist eine der häufigsten Todesursachen. Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Dekaden sowie der Etablierung internationaler Leitlinien für die Behandlung des Herzkreislaufstillstands ist die Überlebensrate unter 10%. Die meisten der 75.000 Menschen, die jährlich in Deutschland einen Kreislaufstillstand erleiden, sterben oder überleben mit bleibenden neurologischen Schäden und sind dauerhaft pflegebedürftig. Die wesentlichen Probleme beim Kampf gegen den plötzlichen Herztod sind die folgenden:
Überleben nach plötzlichem Herztod ist nur möglich, wenn innerhalb der ersten Minuten und noch vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes mit der Herzdruckmassage begonnen wird und diese mit ausreichender Qualität erfolgt. Dabei ist das Ziel der Massage, dass diese entsprechend der jeweils aktuellen Empfehlungen der Leitlinien erfolgt. Momentan empfehlen diese eine Eindrucktiefe von 5–6 cm und eine Frequenz von beispielsweise 100/min sowie eine komplette Entlastung nach jeder Thorakompression. Die Unterbrechungen der Herzdruckmassage – um beispielsweise zu beatmen oder einen Defibrillationsschock auszulösen – sollen so kurz wie möglich sein, damit das Gehirn möglichst ununterbrochen durchblutet wird und keine irreversiblen Schäden auftreten.
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In Deutschland leiten nur in etwa 20% der Fälle Laienhelfer die wichtigen Maßnahmen der Wiederbelebung (vor allem Herzdruckmassage) ein, in anderen europäischen Ländern liegt diese Rate bei bis zu 70%. Die Qualität der Herzdruckmassage nach Schulungsmaßnahmen zu den Grundlagen ist gut, nimmt aber bereits nach sechs Monaten wieder erheblich ab. Während der Wiederbelebung sinkt zudem die Qualität der Herzdruckmassage bereits nach zwei Minuten erheblich ab.
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Die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Patienten mit Kreislaufstillstand hängt wesentlich von den Maßnahmen des Laienhelfers ab. Dieser ist jedoch mit der Situation häufig überfordert und nicht ausreichend trainiert.
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Nach dem internen Stand der Technik ist ein Verfahren zur Defibrillation während der Durchführung einer Thoraxkompression durch einen Helfer sowie ein dazu eingesetzter Defibrillator bekannt, wobei die Anzahl der durchgeführten Thoraxkompressionen ermittelt und jeweils nach einer definierten Anzahl von Kompressionen nach Beginn der Durchführung beziehungsweise nach dem zuletzt erfolgten Defibrillatorschock, ein weiterer Defibrillatorschock abgegeben wird, wobei die Thoraxkompressionen während der Abgabe der Defibrillatorschocks weitergeführt werden können.
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Weiterhin ist aus dem internen Stand der Technik ein Defibrillatorsystem mit einer Kontrolleinheit bekannt, über die der Defibrillator gesteuert werden kann und mit der für die Reanimation relevante Daten angezeigt werden können. Als Kontrolleinheit ist eine bidirektionale Brille eingesetzt, die eine Steuerung der Kontrolleinheit durch Bewegung der Augen (Eye-Tracking) ermöglicht.
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Außerdem ist ein Ultraschallsystem und ein Verfahren zur Kommunikation zwischen einem Ultraschallgerät und einer bidirektionalen Datenbrille bekannt, wobei die Datenbrille ein Ultraschallbild auf einem transparenten Display wiedergibt, während die Datenbrille dem Anwender die gleichzeitige Betrachtung die Stelle des Eingriffs am Patienten ermöglicht. Das Display beinhaltet zusätzlich eine Einrichtung zu einer Verfolgung der Augenbewegung (Eye-Tracking), wodurch die Datenbrille als Steuereinheit für das Ultraschallgerät ausgebildet ist. Durch die Verbindung der Datenbrille mit einem Überwachungsmonitor werden die als Vitalparameter bezeichneten wichtigen Werte über den Zustand des Patienten in die Datenbrille übertragen.
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Aus
EP 1 128 795 B1 ist ein System zum Messen und Veranlassen von Brustkompressionen, bekannt. Es umfasst einen mobilen CPR-Kompressionsmonitor (CPR – Cardiopulmonale Reanimation, Herz-Lungen-Wiederbelebung) zur Überwachung der Thoraxkompressionen zur Reanimation einer von einem Kreislaufstillstand betroffenen Person. Das Gerät wird auf der Hand des Helfers oder auf dem Patienten abgelegt und umfasst Beschleunigungssensoren sowie eine Schnittstelle zur Datenübertragung. An diese Schnittstelle wird über ein Kabel eine Auswerteeinheit mit Bildschirm angeschlossen. Diese Auswerteeinheit mit Bildschirm kann im CPR-Kompressionsmonitor integriert oder ein eigenständiges Gerät sein. Dieses System ist für geschultes und erfahrenes medizinisches Personal konzipiert.
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In
WO 2011/156374 A3 ist ein drahtloses Ultraschall-Gesundheitszustands-Überwachungssystem offenbart. Das System, umfassend eine Sensoreinheit mit Konverterlogik und Schalltransmitter, zeichnet physiologische Signale auf und überträgt diese mittels Schall/Ultraschall zu einem Empfangsgerät (Smartphone oder Computer). Die Sensoreinheit, aufweisend mehrere Elektroden, ist an einer Schutzhülle für ein Smartphone angeordnet. Mithilfe der die Haut des Patienten kontaktierenden Elektroden wird ein EKG (EKG – ElektroKardioGramm, Aufzeichnung des Herzrhythmus) aufgezeichnet und mittels Schall an einen Empfänger, z. B. ein in die Schutzhülle gestecktes Smartphone, übermittelt.
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US 8,509,882 B2 beschreibt eine Software-Applikation (App) für ein Smartphone, die per Schall übermittelte EKG-Signale darstellen und auswerten kann. Zusätzlich können Sprache, GPS-Daten oder Bewegungen des Smartphones aufgezeichnet werden. Die gesammelten Daten können auf einen Webserver übertragen werden.
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WO 2006/104977 A2 ,
US 2006/0270952 A1 ,
EP 2 255 845 A1 und
DE 60 2004 002 147 T2 offenbaren ein professionelles medizinisches System zur Unterstützung eines Ersthelfers, wobei dieser in der Reanimation geschult sein muss. Das System umfasst unter anderem einen Defibrillator und ein mobiles Anzeige- und Steuergerät.
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Desgleichen beschreibt
EP 1 858 472 B1 ein zwar mobiles, doch komplexes medizinisches System zur Unterstützung eines Helfers bei der Reanimation, das auch einen Defibrillator umfasst. Es ist vorgesehen, das Gerät an wenigen zentralen Orten mit hohem Menschenaufkommen zu stationieren, damit Ersthelfer einen schnellen Zugriff darauf erhalten. Allerdings ist auch dieses Gerät nur von geschulten Helfern einigermaßen sinnvoll einsetzbar.
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Ein Sensor in Form einer Chipkarte, der zur Erfassung von Eindrucktiefe und/oder Frequenz von Thoraxkompressionen und einer Rückmeldung dieser Daten über eine Schnittstelle konzipiert ist, wird in
US 2008/0312565 A1 gezeigt.
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US 2008/0171311 offenbart einen Handschuh, welcher elektronische Komponenten, insbesondere Sensoren, zur Überwachung einer Herzdruckmassage aufweist, und eine mit diesem in Kommunikationsverbindung stehende Basiseinheit.
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Verfahren und Vorrichtungen zur exakten Bestimmung der Eindrucktiefe bei Brustkorbkompressionen sind in
WO 2004/037 154 A2 und
DE 11 2010 000 978 T5 gezeigt.
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Wesentliche Nachteile bei den aus dem Stand der Technik bekannten Lösungen bestehen darin, dass es sich um speziell entwickelte medizinische Geräte handelt, die geschultes Personal für ihren Einsatz erfordern. Eine Anwendung entsprechender Hilfsmaßnahmen ist zudem meist zeitaufwendig und der jeweilige (Erst-)Helfer ist, wenn nicht ausreichend trainiert, häufig überfordert. Ferner fehlt einem Laienhelfer ein hohes Maß an Kenntnissen, um mit derartigen Geräten eine erfolgreiche Notbehandlung des jeweiligen Patienten durchführen zu können
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Speziell bei Systemen mit automatischem Defibrillator hat sich zudem gezeigt, dass bis zum Beginn der ersten Herzdruckmassage eine vergleichsweise lange Zeitspanne – im Mittel knapp zwei Minuten – aufgrund vorbereitender Maßnahmen verloren geht (siehe z. B.: M. P. Müller et al, „An AED Is Not An AED", präsentiert auf der American Heart Assoc. ReSS 2014, 7.–10. Nov. 2014, Chicago, USA). Insbesondere zu Beginn der Notfallbehandlung müssen erst Elektroden fixiert, der automatische Defibrillator gestartet und (automatisierte) Messungen und Analysen durchgeführt werden, wobei während dieser Zeit keine lebensrettende Herzdruckmassage erfolgt. Dies steht jedoch im krassen Widerspruch zu den Empfehlungen für wiederbelebende Maßnahmen, wonach schnellstmöglich, d. h. nach weniger als 30 Sekunden, eine Herzdruckmassage durchzuführen ist.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine unverzüglich einsetzbare und einfach, d. h. ohne medizinische Fachkenntnisse, zu bedienende Gerätekonfiguration zu schaffen, die es ermöglicht, einen ungeschulten Laienhelfer zu sofortigen ersten lebensrettenden Maßnahmen an einer von einem Kreislaufstillstand betroffenen Person, nachfolgend Patient genannt, anzuleiten und durch wesentliche Informationen über Art der durchzuführenden und Erfolg der durchgeführten Maßnahmen zur Reanimation fachgerecht zu unterstützen mit dem Ziel, irreversible Schädigungen des Patienten durch Herzstillstand bis zum Eintreffen medizinisch geschulter Helfer zu vermeiden, wobei die Gerätekonfiguration unter Verzicht auf spezielle medizinische Geräte aufgebaut sein soll.
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Die Aufgabe wird gemäß der Erfindung mit den Merkmalen nach dem Patentanspruch 1 gelöst; zweckmäßige Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen 2 bis 9 beschrieben; eine vorteilhafte Verwendung ergibt sich aus Anspruch 10.
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Gemäß der Erfindung wird eine Gerätekonfiguration zur Unterstützung bei einer Herz-Lungen-Wiederbelebung (im Folgenden als „Unterstützungssystem“ bezeichnet) für eine Reanimation eines Patienten mit einem Kreislaufstillstand bereitgestellt, die insbesondere von einem in der Reanimation unausgebildeten Laienhelfer verwendbar ist und auf eine äußerst präzise Messung einer Eindrucktiefe des Brustkorbes während der Herzdruckmassage verzichtet. Das Unterstützungssystem umfasst ein mobiles Endgerät, eine Software-Applikation (d. h. ein computerausführbares Programm) für dieses Endgerät und einen Lagesensor mit einem Trägermittel.
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Gemäß der Erfindung ist der mit einem Trägermittel verbundene Lagesensor in Form eines vorzugsweise an der Hand, dem Handgelenk oder dem Unterarm des Ersthelfers tragbaren oder befestigbaren elektronischen Kleinstgeräts (im allgemeinen Sprachgebrauch auch als „Wearable“ bezeichnet), das über Sensoren, insbesondere Lage- und/oder Bewegungssensoren, sowie zusätzliche Computerfunktionalität und konnektivität verfügt, ausgebildet, wobei dieses elektronische Kleinstgerät insbesondere ein von Passanten bei der täglichen Routine oder bei Freizeitaktivitäten mitgeführtes elektronisches Gerät, ein elektronische Komponenten beinhaltendes Accessoire oder in ein „intelligentes“ Kleidungsstück integriert ist.
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Ein derartiges Kleinstgerät mit Lagesensor, d. h. Wearable, welches vornehmlich am Handgelenk oder dem Unterarm getragen wird, ist z. B. eine im allgemeinen Sprachgebrauch als „Smartwatch“ bezeichnete Armbanduhr oder ein Aktivitätstracker, beispielsweise in Form eines sog. Fitnessbandes. Das Kleinstgerät kann aber auch, beispielsweise als Teil einer sog. funktionellen Bekleidung, in ein Kleidungsstück integriert sein, z. B. in dessen Ärmel.
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Das mobile Endgerät ist derart ausgestaltet, dass auf dem Endgerät eigenständige, fremdprogrammierte (d. h. nicht von dem Hersteller des Endgerätes entwickelte) Software-Applikationen ausführbar sind. Vorzugsweise ist dieses mobile Endgerät ein typischerweise von Passanten bei der täglichen Routine mitgeführtes, elektronisches Gerät mit Computerfunktionalität und -konnektivität. Das mobile Endgerät ist herstellerunabhängig und kann jede Art von tragbarem Klein- oder Kleinstcomputer, zum Beispiel ein Smartphone, ein Phablet, ein Tablet, ein Netbook oder ggf. auch eine Smartwatch mit erweiterter Computerfunktionalität, sein.
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Das mobile Endgerät ist mittels einer auf dem Gerät ausführbaren Software-Applikation, zum Beispiel in Form einer sogenannten App, derart ausgebildet, dass es den Helfer bei den zur Reanimation nötigen Maßnahmen – insbesondere dem Erkennen des Kreislaufzustandes des Patienten, Absetzen eines Notrufs und Durchführen physischer Hilfsmaßnahmen – unterstützt, sodass es insbesondere zur Unterstützung von unerfahrenen Laienhelfern, die sich das erste Mal mit einer solchen Situation konfrontiert sehen, geeignet ist.
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Das mobile Endgerät ist vorzugsweise ein Smartphone, d. h. ein Kleinstcomputer mit Telefoniefunktion, entsprechend ist die Software-Applikation eine Smartphone-App, die insbesondere geräteunabhängig ausgebildet sein kann.
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Das mobile Endgerät kann mittels der Software-Applikation derart ausgebildet sein, dass in einem ersten Schritt eine Abfrage von Symptomen (des zu behandelnden Patienten) durchgeführt wird, wobei von dem Endgerät anhand der Ergebnisse der Abfrage ermittelt wird, ob bei dem Patienten tatsächlich ein Kreislaufstillstand vorliegt oder nicht. So können in diesem ersten Schritt z. B. in der Software-Applikation sehr einfache, d. h. auch für Laien verständliche, Abfragen nach den Symptomen erfolgen, um festzustellen, ob ein Kreislaufstillstand vorliegt.
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Des Weiteren können das mobile Endgerät und die Software-Applikation derart ausgebildet sein, dass automatisiert ein Notruf abgesetzt wird, z. B. an die zuständige Rettungsleitstelle. Der Notruf kann z. B. in Form einer Audio-Nachricht oder einer Text-Nachricht abgesetzt werden. Das mobile Endgerät und die Software-Applikation können derart ausgebildet sein, dass das Absetzen des Notrufs in Abhängigkeit von dem Ergebnis der Symptom-Abfrage erfolgt (wobei ein Notruf lediglich dann abgesetzt wird, wenn die Symptom-Abfrage ergeben hat, dass tatsächlich ein Kreislaufstillstand vorliegt). Es kann jedoch auch vorgesehen sein, dass das Absetzen des Notrufs unabhängig von dem Ergebnis der Symptom-Abfrage erfolgt, sodass das Absetzen des Notrufs nicht durch das Durchlaufen der Symptom-Abfrage zeitlich verzögert wird. Im letzteren Fall kann z. B. vorgesehen sein, den Notruf durch die Aktivierung der Symptom-Abfrage, d. h. zeitgleich mit derselben, automatisiert abzusetzen.
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In vorteilhafter Weise kann die Software-Applikation über eine Schnittstelle im Betriebssystem des mobilen Endgeräts auf Positionierungsdaten bzw. Ortskoordinaten zugreifen. Das mobile Endgerät kann beispielsweise einen Empfänger (z. B. GPS-Empfänger) für ein (z. B. satellitengestütztes) Navigations- bzw. Positionsbestimmungssystem (z. B. das Global Positioning System GPS) aufweisen und derart ausgebildet sein, dass von ihm mittels des Empfängers die aktuelle Position des Endgeräts ermittelt wird. Das mobile Endgerät kann auch derart ausgebildet sein, dass über eine Triangulation von mit dem mobilen Endgerät in Verbindung stehenden Funkmasten (z. B. Mobilfunk-Antennen) eine Ortsbestimmung möglich ist. Es kann vorgesehen sein, dass diese Positionskoordinaten weitergeleitet werden, z. B. als Bestandteil des Notrufs. Somit kann die Position des Helfers mittels des Notrufs ohne zusätzlichen Aufwand bzw. Eingreifens seitens des Helfers an die zuständige Rettungsleitstelle übermittelt werden.
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Das Endgerät kann zudem derart ausgebildet bzw. programmiert sein, dass von ihm z. B. visuell über eine optische Anzeige des Endgerätes und/oder akustisch über eine Lautsprechereinrichtung des Endgerätes eine Anleitung des Helfers zur Reanimation des Patienten erfolgt. Das Endgerät ist bevorzugt derart ausgebildet, dass eine solche Anleitung erfolgt, falls die Symptom-Abfrage ergeben hat, dass tatsächlich ein Kreislaufstillstand vorliegt.
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Das Endgerät kann insbesondere derart ausgebildet sein, dass von ihm eine visuelle und/oder akustische Anleitung zur Thoraxkompression, Beatmung und ggf. Defibrillation erfolgt, wobei für eine Defibrillation ein eigenständiger Defibrillator beizubringen ist, der nicht Bestandteil dieser Erfindung ist.
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Das elektronische Kleinstgerät, das an der Hand, dem Handgelenk oder dem Unterarm befestigt ist, z. B. eine Smartwatch, wird entsprechend der Hand- bzw. Armbewegungen des Ersthelfers mitbewegt, wobei der in dem Kleinstgerät integrierte Lage- bzw. Bewegungssensor diese Bewegungen registriert.
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Das elektronische Kleinstgerät kann z. B. mittels seiner Computerkonnektivität mit einem eigenständigen Endgerät in Kommunikationsverbindung gebracht bzw. verbunden werden. Das elektronische Kleinstgerät kann auch mittels erweiterter Computerfunktionalität derart ausgebildet sein, dass eigenständige, fremdprogrammierte (d. h. nicht von dem Hersteller des Endgerätes entwickelte) Software-Applikationen ausführbar sind.
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Bei der Durchführung von Thoraxkompressionen können somit mittels des Sensors die Kompressionsbewegungen erfasst und an die auf dem mobilen Endgerät ausgeführte Software-Applikation übermittelt werden. Das Endgerät kann mittels der Software-Applikation insbesondere derart ausgebildet sein, dass von ihm mittels des Sensors – im Rahmen dessen Messgenauigkeit – die Eindrucktiefe (um die das Brustbein bei der Thoraxkompression eingedrückt wird) und/oder die Frequenz der Thoraxkompressionen erfasst werden und basierend auf diesen erfassten Werten die Anleitung des Helfers erfolgt.
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Der Sensor kann z. B. ein Beschleunigungssensor sein, wobei aus den von dem Sensor erfassten Beschleunigungswerten sowohl die Eindrucktiefe wie auch die Kompressionsfrequenz errechnet werden können.
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Die Software-Applikation kann für die unter mobilen Endgeräten am weitesten verbreiteten Betriebssysteme (iOS, Android, Windows) zur Verfügung gestellt werden.
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Die Erfindung ist anwendbar bei einem durch einen Kreislaufstillstand betroffenen Patienten, wobei der Ersthelfer, der insbesondere ein unerfahrener Laienhelfer sein kann, bei der Reanimation des Patienten und der Durchführung erforderlicher Maßnahmen, beispielsweise der Durchführung einer Herzdruckmassage, zeitnah unterstützt und fachgerecht angeleitet wird.
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Indem die erfindungsgemäße Gerätekonfiguration handelsübliche Hardware, d. h. Geräte, umfasst, die Passanten bei ihrer täglichen Routine zumeist mit sich führen (d. h. die im Alltag quasi omnipräsent und ohne Vorkenntnisse einsetzbar sind), kann unter Verzicht auf teure und/oder spezielle medizinische Geräte eine Herz-Lungen-Wiederbelebung auch von einem unausgebildeten Laienhelfer sofort und unverzüglich durchgeführt werden, wodurch gesteigerte Erfolgsquoten bei derartigen Reanimationen ermöglicht sind.
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Das Unterstützungssystem kann helfen, insbesondere bei Laienhelfern, die ihre wenigen Kenntnisse einem viele Jahre zurückliegenden Erste-Hilfe-Kurs verdanken, Ängste abzubauen und diesen wertvolle Hilfestellung bzw. Anleitung zur Wiederbelebung zu geben. Diese Maßnahmen können den Anteil und die Qualität der Laienreanimation erhöhen. Dies wiederum wird auch den Anteil derjenigen Patienten erhöhen, die ohne Behinderung überleben.
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Gemäß einer Ausführungsform ist das Unterstützungssystem derart ausgebildet, dass von ihm die Anleitung des Helfers basierend auf den mittels des Lagesensors des elektronischen Kleinstgerätes erfassten Messwerten durchgeführt wird. Dazu weist das mobile Endgerät eine (z. B. drahtlose) Schnittstelle zum Übertragen der Messwerte des Lagesensors an das Endgerät auf.
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Es kann vorgesehen sein, dass das den Lagesensor beinhaltende elektronische Kleinstgerät gleichzeitig als mobiles Endgerät verwendet wird, d. h. das Unterstützungssystem umfasst an Hardware nur dieses eine Gerät.
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Das Unterstützungssystem ist weiterhin bevorzugt derart ausgebildet, dass es dem Helfer ständig und in Echtzeit Rückmeldungen über die Qualität der Herzdruckmassage gibt und zu qualitativ hochwertiger Herzdruckmassage anleitet. Dazu kann das Endgerät z. B. derart ausgebildet sein, dass von ihm die mittels des Lagesensors erfassten Ist-Werte der Eindrucktiefe und/oder der Kompressionsfrequenz mit vorgegebenen Soll-Werten verglichen werden und bei Abweichung der Ist-Werte von den Soll-Werten eine entsprechende Korrekturanweisung ausgegeben wird.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Beispiels und einer Zeichnung näher erläutert.
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Der Laienhelfer 8 (nur der Arm und die Hand sind dargestellt) drückt mit seiner Hand 3 auf das Brustbein 2 des von einem Kreislaufstillstand betroffenen, liegenden Patienten 1. Am Handgelenk 5 trägt der Laienhelfer 8 die Smartwatch 4, die einen Lagesensor aufweist.
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Die Smartwatch 4 steht gemäß der Ausführung mit einem als Smartphone ausgebildeten mobilen Endgerät 6 über die Bluetooth-Schnittstelle 6.1 (nicht näher dargestellt) drahtlos in Verbindung.
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Das Smartphone 6 ist mit der App 7 (nicht näher dargestellt) als Anwendungsprogramm programmiert, das die von der Smartwatch 4 erfassten Bewegungsdaten empfängt, aufbereitet und entsprechende Informationen dem Laienhelfer 8 zur Anleitung notwendiger Maßnahmen an dem Patienten 1 akustisch und optisch in Textform sowie als animiertes Piktogramm zur Verfügung stellt.
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Somit erhält der Helfer 8 bei allen nötigen Maßnahmen, wie Erkennen des Kreislaufstillstandes, Absetzen des Notrufs, Durchführen erster Hilfsmaßnahmen, Unterstützung durch die auf dem Smartphone 6 installierte App 7. In der App 7 erfolgen zuerst für Laien verständliche Abfragen nach den Symptomen des zu behandelnden Patienten 1, um festzustellen, ob ein Kreislaufstillstand vorliegt. Aus der App 7 wird automatisiert ein Notruf bei der zuständigen Rettungsleitstelle abgesetzt; ferner wird über die in das Smartphone 6 integrierte Ortsbestimmung die Position desselben ermittelt und weitergeleitet.
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Nun erfolgt die Anleitung des Laienhelfers 8 zur Durchführung der Thoraxkompressionen. Hierfür werden mittels der Smartwatch 4 die einzelnen Thoraxkompressionen gemessen. Das Feedbacksystem der App 7 gibt dem Helfer 8 ständig und in Echtzeit Rückmeldung über die Qualität der Herzdruckmassage und leitet somit zu qualitativ hochwertiger Herzdruckmassage an. Die Bedienergonomie der App 7 ist unkompliziert, wobei das Feedback derart gestaltet ist, dass es für den Laienhelfer 8, der sich in einer extrem stressigen Situation wiederfindet, leicht verständlich ist und die Anweisungen zur Verbesserung der Qualität leicht umsetzbar sind.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Patient
- 2
- Brustbein
- 3
- Hand
- 4
- elektronisches Kleinstgerät/Smartwatch
- 5
- Handgelenk
- 6
- mobiles Endgerät/Smartphone
- 6.1
- Schnittstelle
- 7
- Anwendungsprogramm/Applikation (App)
- 8
- Helfer, Laienhelfer
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 1128795 B1 [0008]
- WO 2011/156374 A3 [0009]
- US 8509882 B2 [0010]
- WO 2006/104977 A2 [0011]
- US 2006/0270952 A1 [0011]
- EP 2255845 A1 [0011]
- DE 602004002147 T2 [0011]
- EP 1858472 B1 [0012]
- US 2008/0312565 A1 [0013]
- US 2008/0171311 [0014]
- WO 2004/037154 A2 [0015]
- DE 112010000978 T5 [0015]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- M. P. Müller et al, „An AED Is Not An AED“, präsentiert auf der American Heart Assoc. ReSS 2014, 7.–10. Nov. 2014, Chicago, USA [0017]