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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verhindern des
Abhebens der Hinterräder
des mit einem ABS-System ausgerüsteten
Fahrzeuges beim Bremsen gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruches 1.
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Moderne
Sattelzugmaschinen weisen zunehmend leistungsstärkere und schwere Motoren auf.
Ferner ist ein Trend zu höheren,
komfortableren und schwereren Fahrerkabinen erkennbar. Die Hinterachsen
hingegen werden durch den Einsatz von Leichtbaumethoden zunehmend
leichter. Dies führt
dazu, daß der
Schwerpunkt relativ nahe an der Vorderachse liegt. Wenn derartige
Fahrzeuge auf griffiger Fahrbahn mit starker Verzögerung abgebremst
werden, kann es dazu kommen, daß die
Hinterräder
von der Fahrbahn abheben oder daß sich das Fahrzeug im Extremfall
nach vorne überschlägt.
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Es
sind verschiedene Verfahren bekannt, mit denen ein Abheben der Hinterräder verhindert
werden soll. Bei diesen Verfahren wird die Gefahr des Abhebens der
Hinterräder
durch Auswertung eines "Hinterachslastsignals" überwacht. Ein derartiges "Hinterachslastsignal" ist jedoch nicht
bei allen Fahrzeugtypen standardmäßig verfügbar. Ein auf einem Hinterachslastsignal
basierendes Überwachungsverfahren
benötigt
entsprechende Lastsensoren, was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist
(vgl.
DE 198 42 315
A1 ).
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Die
als nächstkommender
Stand der Technik angesehene
DE 197 13 920 A1 beschreibt ein Verfahren zur
Abbremsung eines Fahrzeuges, bei dem ein vom ABS-System eingesteuerter
Hinterachsbremsdruck überwacht
wird und ein Vorderachsbremsdruck in Abhängigkeit des vom ABS-System
eingesteuerten Hinterachsbremsdrucks auf einen aktuell zulässigen Maximalbremsdruck
begrenzt wird. In einer speziellen Weiterbildung wird dort vorgeschlagen,
den entsprechenden Grenzwert für
den Vorderradbremsdruck entsprechend einem Fahrzeugverzögerungs-Sollwert
zu modifizieren, und zwar sowohl nach oben als auch nach unten,
so daß sich der
Fahrzeugverzögerungs-Istwert
einem Sollwert angleicht. Dies wiederum setzt voraus, daß die Fahrzeugverzögerung ermittelt
wird, was wiederum aufwendig ist.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, ein Bremsdruckregelverfahren zum Verhindern
des Abhebens der Hinterräder
eines Fahrzeuges anzugeben, das kostengünstig bei einer Vielzahl verschiedener
Fahrzeugtypen anwendbar ist.
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Diese
Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen zu
entnehmen.
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Das
Grundprinzip der Erfindung besteht darin, bei einem mit einem ABS-System
ausgerüsteten
Fahrzeug die Gefahr des Abhebens der Hinterräder ausschließlich anhand
ohnehin vorhandener "ABS-Signale" abzuschätzen. Im
Unterschied zu bekannten verfahren wird also keine zusätzliche "Hardware" benötigt, d.h. keine
speziellen Lastsensoren o.ä.
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Ähnlich wie
bei bekannten Verfahren wird von der Erkenntnis ausgegangen, daß eine Gefahr
des Abhebens der Hinterräder
insbesondere dann besteht, wenn die Hinterachslast gering oder annähernd Null
ist und gleichzeitig die Vorderachse stark belastet ist. Eine derartige "asymmetrische" dynamische Achslastverteilung
stellt sich bei starken Bremsungen auf griffiger Fahrbahn ein. Die
Hinterachslast wird aber nicht gemessen, sondern "indirekt" berücksichtigt.
Bei starken Bremsungen neigen die Hinterräder zum Blockieren. Um ein Blockieren
zu verhindern, greift das ABS-System ein und verringert den Bremsdruck
entsprechend.
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Gemäß der Erfindung
wird nun bei einem ABS-Eingriff der vom ABS-System aktuell ausgegebene "Soll-Hinterachsbremsdruck", d.h. der für die Hinterachsbremsen
vom ABS-System "angeforderte Bremsdruck" zur Ermittlung eines
aktuell zulässigen
Maximalbremsdrucks für
die Vorderräder
verwendet. Der aktuell zulässige
Maximalbremsdruck für
die Vorderräder
ist somit eine "Funktion" des aktuellen Soll-Hinterachsbremsdrucks.
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Durch
eine derartige Bremsdruckbegrenzung an der Vorderachse kann das
Abheben der Hinterräder zuverlässig verhindert
werden. Man kommt dabei allein mit den vom ABS-System ohnehin zur
Verfügung
gestellten Signalen aus. Zusätzliche
Sensoren o.ä.
sind also nicht erforderlich.
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Es
kann vorgesehen sein, daß der
aktuell zulässige
Maximalbremsdruck der Vorderräder
entsprechend einer "Rampenfunktion" aus dem aktuellen
Soll-Hinterachsbremsdruck
ermittelt wird. Diese Rampenfunktion kann eine aus zwei "Ästen" zusammengesetzte lineare Rampenfunktion
sein.
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Der
Vorderachsbremsdruck wird vorzugsweise nur dann auf einen aktuell
zulässigen
Maximalbremsdruck begrenzt, wenn der Hinterachsbremsdruck kleiner
als ein vorgegebener Bremsdruckwert ist. Eine Bremsdruckbegrenzung
an der Vorderachse erfolgt also nur dann, wenn die Hinterräder zum
Abheben neigen, d.h. wenn sie aufgrund der beim Bremsen auftretenden
dynamischen Achslastverteilung nur gering belastet sind und das
ABS-System den Soll-Hinterachsbremsdruck entsprechend begrenzt.
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Wenn
hingegen der aktuell vorhandene Soll-Hinterachsbremsdruck größer als
der o.g. vorgegebene Bremsdruckwert ist, dann wird der Vorderachsbremsdruck
durch das erfindungsgemäße Bremsdruckregelverfahren
nicht begrenzt. Das heißt,
wenn der vom ABS-System vorgegebene Soll-Hinterachsbremsdruck den o.g. vorgegebenen
Bremsdruckwert überschreitet,
wird angenommen, daß keine
Gefahr besteht, daß die
Hinterräder
abheben.
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Das
heißt
aber nicht, daß in
solchen Fahrsituationen der vom Fahrer angeforderte Vorderachsbremsdruck
immer unbegrenzt zu den Vorderachsbremsen durchgesteuert wird. Der
Bremsdruck an den Vorderrädern
bzw. an einem der Vorderräder
kann nämlich
durch ein dem erfindungsgemäßen Regelverfahren "übergeordnetes Regelsystem", insbesondere durch
das ABS-System begrenzt werden, beispielsweise wenn an einem der
Vorderräder
oder an beiden Vorderrädern
eine Blockierneigung auftritt.
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Nach
einer Weiterbildung der Erfindung ist zusätzlich ein übergeordnetes "Verzögerungsregelsystem" vorgesehen, das überwacht,
ob bei Bremsungen, bei denen zum Verhindern des Abhebens der Hinterräder der
Vorderachsbremsdruck begrenzt wird, das Fahzeug eine vorgegebene
Mindestverzögerung
erreicht.
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Das
oben beschriebene Regelverfahren zum Verhindern des Abhebens der
Hinterräder
basiert auf einer regelungstechnischen "Kopplung" zweier Bremskreise, die im "Normalbetriebsfall" unabhängig voneinander
arbeiten, nämlich
des Vorderachsbremskreises und des Hinterachsbremskreises. Aufgrund
von Unsicherheiten bzw. Störungen
in den ABS-Signalen besteht nun die Gefahr, daß im Rahmen der "Abhebeüberwachung
an den Hinterrädern" die Gesamtbremskraft
des Fahrzeugs unerwünscht
stark begrenzt wird. Dies kann zu einer unerwünscht geringen Fahrzeugverzögerung führen. Zur
Sicherstellung einer vorgegebenen Mindestfahrzeugverzögerung sind
daher zusätzliche
Regelschritte erforderlich.
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Wenn
die Hinterräder
zum Abheben neigen, wird grundsätzlich
nach dem oben erläuterten
Verfahren der Vorderachsbremsdruck auf einen aktuell zulässigen Maximalbremsdruck
begrenzt. Sobald eine derartige Bremsdruckbegrenzung an der Vorderachse
erfolgt, wird die Fahrzeugverzögerung überwacht,
z.B. durch Auswertung der von den Raddrehzahlsensoren des ABS-Systems gelieferten
Raddrehzahlsignale. Die aktuell ermittelte Fahrzeugverzögerung wird
dann nach einer vorgegebenen kurzen Zeitspanne mit einer vorgegebenen
minimalen Referenzverzögerung
verglichen. Diese vorgegebene minimale Referenzverzögerung ist
eine "mindestens
zu erreichende Verzögerung", die beispielsweise
für einen
bestimmten "Fahrzustand" bzw. eine bestimmte "Fahrsituation" gesetzlich vorgeschrieben
ist.
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Das "Vergleichsergebnis" der aktuell vorhandenen
Fahrzeugverzögerung
mit der minimalen Referenzverzögerung
wird aber nur dann weiter berücksichtigt,
wenn die "zu geringe" Fahrzeugverzögerung durch
den oben beschriebenen erfindungsgemäßen Regeleingriff bedingt ist,
nicht aber in Fällen,
in denen die "zu
geringe" Fahrzeugverzögerung auf
den Eingriff übergeordneter
Systeme, wie z.B. des ABS-Systems infolge von Fahrbahnglätte, zurückzuführen ist.
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Wenn
die Hinterräder
zum Abheben neigen und die Fahrzeugverzögerung aufgrund der vorgenommenen
Bremsdruckbegrenzung an der Vorderachse die vorgegebene minimale
Referenzverzögerung
nicht erreicht, dann wird ein neuer, höherer zulässiger Maximalbremsdruck für die Vorderachse
ermittelt, der so hoch ist, daß die
minimale Referenzverzögerung
erreicht wird. Wenn anschließend
die Bremsdruckbegrenzung an der Vorderachse wieder deaktiviert wird,
wird der zulässige Maximalbremsdruck
an der Vorderachse langsam wieder heruntergesetzt. Dies kann auch
durch andere Einflüsse
bedingt sein, beispielsweise durch einen ABS-Eingriff an der Vorderachse
oder wenn der Fahrer seine über
das Bremspedal vorgegebene Bremsanfordung zurücknimmt.
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Im
folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels im Zusammenhang
mit der Zeichnung näher
erläutert.
Es zeigen:
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1 den
funktionalen Zusammenhang zwischen dem aktuellen Soll-Hinterachsbremsdruck
und dem aktuell zulässigen
Maximalbremsdruck an der Vorderachse;
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2 einen
möglichen
zeitlichen Verlauf des vom ABS-System ausgegebenen Soll-Hinterachsbremsdrucks;
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3 zeitliche
Verläufe
des Vorderachsbremsdrucks sowie eines ersten und eines zweiten Maximalbremsdrucks
für die
Vorderräder;
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4 einen
zeitlichen Verlauf der Fahrzeugverzögerung; und
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5 ein
Flußdiagramm
der einzelnen durchlaufenden Verfahrensschritte.
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1 zeigt
den funktionalen Zusammenhang zwischen dem vom ABS-System bei einer
Bremsung mit ABS-Eingriff aktuell ausgegebenen Soll-Hinterachsbremsdruck
pABS_demand_hinten und dem aktuell zulässigen Maximalbremsdruck
an der Vorderachse plimit_vorne. Die beiden
Drücke
pABS_demand_hinten und plimit_vorne sind
durch eine lineare Rampenfunktion miteinander verknüpft, die
durch drei Druckwerte p1, p2,
p3 charakterisiert ist.
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Die
Rampenfunktion besteht aus den beiden Geradenstücken:
und
plimit_vorne = p3.
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Der
Druckparameter p3 ist ein maximaler Steuerdruck.
Das heißt,
wenn pABS_demand_hinten größer ist
als p1, dann wird der vom Fahrer über das
Bremspedal angeforderte Bremsdurck für die Vorderachse unbegrenzt den
Vorderachsbremsen eingesteuert, es erfolgt dann also keine Druckbegrenzung.
Anders ausgedrückt,
der Vorderachsbremsdruck wird nur dann auf einen aktuell zulässigen Maximalbremsdruck
begrenzt, wenn der vom ABS-System ausgegebene Hinterachsbremsdruck
pABS_demand_hinten kleiner als der vorgegebene
Druck p1 ist.
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2 zeigt
einen möglichen
zeitlichen Verlauf des bei einem ABS-Eingriff den Hinterachsbremsen vom
ABS-System eingesteuerten Soll-Hinterachsbremsdrucks pABS_demand_hinten.
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3 zeigt
insgesamt drei verschiedene Druck-Zeitverläufe, nämlich
- – den vom
ABS-System für
die Vorderachse errechneten bzw. ausgesteuerten Soll-Vorderachsbremsdruck pBrems_demand_vorn (dicke gestrichelte Linie)
- – einen
ersten zulässigen
Maximalbremsdruck plimit 1 (dünnere gestrichelte
Linie) und
- – einen
zweiten zulässigen
Maximalbremsdruck plimit 2 (durchgezogene
Linie).
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Im
Zeitpunkt t0 fällt der Soll-Hinterachsbremsdruck pABS_demand_hinten relativ steil ab (2).
Die Hinterräder
neigen also zum Blockieren, was als Indiz dafür angesehen wird, daß die Hinterachsbelastung
gering ist und die Gefahr besteht, daß die Hinterräder von
der Fahrbahn abheben.
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Aus 1 ist
ersichtlich, daß bei
einem Absinken des p1 der Soll-Hinterachsbremsdruck pABS_demand_hinten unter zulässige Maximalbremsdruck
an der Vorderachse plimit_vorne abgesenkt
wird. Dies spiegelt sich auch in 3 wieder,
nämlich
in dem im Zeitintervall [t0, t1]
absinkenden zulässigen
Maximalbremsdruck für
die Vorderachse plimit 1. Aufgrund der im
Zeitintervall [t0, t1]
herrschenden Gefahr, daß die
Hinterräder
abheben, wird der zulässige
Maximalbremsdruck an der Vorderachse plimit 1 abgesenkt.
Bei Bremsbeginn baut sich der Vorderachsbremsdruck pBrems_demand_vorn zunächst ungehindert
auf, bis er im Zeitpunkt t1 den aktuellen
Wert von plimit 1 erreicht. Von da an wird
der Vorderachsbremsdruck pBrems_demand_vorn zunächst auf
plimit 1 begrenzt.
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Anschließend steigt
der Soll-Hinterachsbremsdruck pABS_demand_hinten wieder
leicht an. Dies kann durch die vorgenommene Begrenzung des Vorderachsbremsdrucks
pBrems_demand_vorn auf plimit
1 und/oder dadurch bedingt sein, daß die Fahrbahn wieder etwas
griffiger geworden ist. Der leichte Anstieg des Soll-Hinterachsbremsdrucks
pABS_demand_hinten (2) spiegelt
sich in einem entsprechenden leichten Anstieg des zulässigen Maximalbremsdrucks
plimit 1 für die Vorderräder wieder
(3).
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Zusätzlich wird
bei einem Regeleingriff, d.h. bei einer Bremsdruckbegrenzung an
der Vorderachse die in 4 dargestellte Fahrzeugverzögerung z überwacht.
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Nach
Verstreichen einer vorgegebenen Zeitspanne T ab dem Beginn der Begrenzung
des Vorderachsbremsdrucks pBrems_demand_vorn auf
plimit 1 im Zeitpunkt t1 wird
im Zeitpunkt t2 die aktuelle Fahrzeugverzögerung z mit
einer vorgegebenen minimalen Referenzverzögerung z0 verglichen.
Es ist ersichtlich (4), daß die tatsächliche Fahrzeugverzögerung z
im Zeitpunkt t2 kleiner als die vorgegebene
minimale Referenzverzögerung z0 ist. Dies wird als nicht akzeptabel angesehen.
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Ab
dem Zeitpunkt t2 wird daher der zulässige Maximalbremsdruck
an der Vorderachse erhöht.
Dementsprechend sind von nun an zwei separate Druckverläufe für den zulässigen maximal
im Vorderachsbremsdruck dargestellt, nämlich plimit
1 und plimit 2
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Die
Druckkurve plimit 1 basiert allein auf dem
Druckverlauf des in 2 dargestellten Soll-Hinterachsbremsdruck
pABS_demand_hinten und berücksichtigt
somit allein die momentane Gefahr des Abhebens der Hinterräder.
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Demgegenüber ist
in der Druckkurve plimit 2 zusätzlich die
erreichte Fahrzeugverzögerung
berücksichtigt.
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Bis
zum Zeitpunkt t2 verläuft die Druckkurve plimit 1 deckungsgleich mit der Druckkurve
plimit 2. Ab dem Zeitpunkt t2 jedoch
wird zusätzlich
die Fahrzeugverzögerung
in die Regelung mit einbezogen, d.h. es wird berücksichtigt, daß aufgrund
des Regeleingriffs, der das Abheben der Hinterräder verhindern soll, eine vorgegebene
minimale Referenzverzögerung
z0 nicht erreicht wird.
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Demzufolge
wird eine "neue,
angepaßte
Druckkurve" für den maximal
zulässigen
Vorderachsbremsdruck plimit 2 ermittelt.
Der zulässige
maximale Vorderachsbremsdruck plimit 2 wird
vom Zeitpunkt t2 an solange erhöht, bis
im Zeitpunkt t3 das Fahrzeug die vorgegebene
minimale Referenzverzögerung
z0 erreicht, was als akzeptabel angesehen
wird. Der zulässige
maximale Vorderachsbremsdruck plimit 2 wird
daher im anschließenden
Zeitintervall [t3, t4]
nicht weiter erhöht,
sondern konstant gehalten.
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Im
Zeitpunkt t4 fällt der Soll-Vorderachsbremsdruck
pBrems_demand_vorn relativ stark ab. Dies
kann beispielsweise mit Fahrbahnglätte an den Vorderrädern und
einem dadurch bedingten ABS-Eingriff an der Vorderachse zusammenhängen, oder
damit, daß der
Fahrer das über
das Bremspedal vorgegebene Bremsanforderungssignal zurücknimmt.
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Folglich
greift die Regelung, die ein Abheben der Hinterräder verhindern soll, ab dem
Zeitpunkt t4 nicht mehr aktiv ein. Der maximal
zulässige
Vorderachsbremsdruck plimit 2 wird dabei
im Zeitintervall [t4, t5]
allmählich wieder
verringert.
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Nachdem
im Zeitintervall [t4, t5]
die Bremsanforderung für
die Vorderräder
kurzzeitig zurückgenommen wurde,
z.B. aufgrund eines ABS-Eingriffs an der Vorderachse, steigt der
Vorderachsbremsdruck pBrems_demand_vorn anschließend wieder
relativ stark an und erreicht im Zeitpunkt t5 das "Druckbegrenzungsniveau" plimit
2. Der Vorderachsbremsdruck pBrems_demand_vorn wird
also ab dem Zeitpunkt t5 wieder begrenzt.
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5 zeigt
ein Flußdiagramm
der einzelnen durchlaufenden Verfahrensschritte.
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Nach
einem Initialisierungsschritt 1 wird in Schritt 2 in
Abhängigkeit
des vom Fahrer über
das Bremspedal vorgegebenen Bremsanforderungssignals je ein Bremsdruck
pFahrer_demand_vorne/hinten für die Vorderachse und
die Hinterachse ermittelt. Der Beladungszustand des Fahrzeugs, insbesondere
die Achslastverteilung kann dabei berücksichtigt werden.
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In
Schritt 3 werden daraus vom ABS-System in Abhängigkeit
der über
Raddrehzahlsensoren ermittelten Drehzahlverhalten der einzelnen
Räder des
Fahrzeugs für
die Vorderachsbremsen und die Hinterachsbremsen Soll-Bremsdrücke pFahrer_demand_vorne/hinten ermittelt.
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Aufgrund
der sich beim Bremsen ändernden
dynamischen Achslastverteilung kann nämlich insbesondere an der Hinterachse
Blockiergefahr auftreten. Dies wird als Indiz dafür angesehen,
daß die
Hinterräder zum
Abheben von der Fahrbahn neigen. Dementsprechend begrenzt das ABS-System
den Hinterachsbremsdruck auf einen bestimmten aktuellen Hinterachsbremsdruck
pABS_demand_hinten, um ein Blockieren der
Hinterräder zu
vermeiden.
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Die
nachfolgenden Schritte 4–11 beschreiben die
einzelnen Verfahrensschritte zum Verhindern des Abhebens der Hinterräder.
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In
Schritt 4 wird aus dem vom ABS vorgegebenen Soll-Hinterachsbremsdruck
pABS_demand_hinten ein aktuell zulässiger Maximalbremsdruck
plimit 1 für die Vorderachsbremsen berechnet,
z.B. entsprechend einer vorgegebenen Rampenfunktion, wie sie in 1 dargestellt
ist. Je nach Höhe
des aktuell vorhandenen Soll-Hinterachsbremsdrucks pABS_demand_hinten kann
dies zu einer tatsächlichen
Begrenzung des Vorderachsbremsdrucks auf den in Schritt 4 errechneten
zulässigen
Maximalbremsdruck plimit 1 führen. Mit
dem zulässigen
Maximalbremsdruck plimit 1 wird dabei zunächst lediglich
die aktuelle Gefahr des Abhebens der Hinterräder berücksichtigt.
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In
den nachfolgenden Schritten wird nun überprüft, ob ein derartiger Regeleingriff,
d.h. eine Vorderachsbremsdruckbegrenzung auf plimit
1 unter dem Gesichtspunkt der Fahrzeugverzögerung akzeptabel ist.
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In
Schritt 5 wird entschieden, ob die "Regelschleife TIP" (TIP = "tilt prevention") geschlossen ist. Die Regelschleife
kann als geschlossen angesehen werden, wenn folgende Bedingungen
erfüllt
sind:
- a) der in Schritt 4 errechnete
zulässige
Maximalbremsdruck plimit 1 wird zu den Vorderachsbremsen
durchgesteuert und nicht durch "übergeordnete
Steuersignale",
z.B. bei einem ABS-Eingriff
an der Vorderachse, "überschrieben" und
- b) dieser Zustand ist für
eine vorgegebene Zeitdauer ab dem Beginn der Bremsdruckbegrenzung
an der Vorderachse erfüllt.
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Wenn
die "TIP-Regelschleife" geschlossen ist,
wird in Schritt 6 die aktuelle Fahrzeugverzögerung zaktuell mit einer vorgegebenen minimalen
Referenzverzögerung
z0 verglichen. Wenn die aktuelle Fahrzeugverzögerung zaktuell kleiner als die vorgegebene minimale
Referenzverzögerung
z0 ist, dann wird der Regeleingriff zur Verhinderung
des Abhebens der Hinterräder,
d.h. die vorgenommene Begrenzung des Vorderachsbremsdrucks auf plimit 1 als nicht akzeptabel angesehen. Der "zulässige" Vorderachsbremsdruck
muß also
erhöht
werden. Dabei wird bewußt
in Kauf genommen, daß sich
dadurch auch die Gefahr des Abhebens der Hinterräder wieder erhöht. Dies
wird aber toleriert, da der Fahrzeugverzögerung eine höhere Priorität beigemessen
wird. Dementsprechend wird in Schritt 7 ein neuer, höherer aktuell
zulässiger
Vorderachsbremsdruck plimit 2 errechnet.
Wie bereits erläutert,
spiegelt sich dies in 3 im Zeitintervall [t2, t3] wieder.
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In
dem "neuen" zulässigen Maximalbremsdruck
plimit 2 ist also zusätzlich das Verzögerungsverhalten des
Fahrzeugs berücksichtigt.
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Wenn
in Schritt 5 festgestellt wird, daß die TIP-Regelschleife nicht
geschlossen wird, wird in Schritt 8 überprüft, ob plimit
2 größer als
plimit 1 ist. Wenn plimit
2 nicht größer als
plimit 1 ist, wird in Schritt 9 plimit 2 auf den Wert von plimit
1 gesetzt. Andernfalls wird in Schritt 10 plimit 2 allmählich verringert.
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Anschließend wird
in Schritt 11 eine "Maximalauswahl" getroffen aus dem
Maximaldruck plimit 1 und dem Maximaldruck
plimit 2. Der höhere der beiden Drücke wird
als pTIP-Druck zwischengespeichert.
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Schließlich wird
in Schritt 12 der Bremsdruck für die Vorderachse ermittelt.
Hierbei wird eine "Minimalauswahl" getroffen aus dem
vom Fahrer vorgegebenen Bremsanforderungssignal für die Vorderachse pFahrer_demand_vorne, dem vom ABS-System für die Vorderachse
vorgegebenen Bremsdruck pABS_demand_vorn und
dem in Schritt 11 ermittelten Druck pTIP_demand.
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Anschließend werden
die Schritte beginnend mit Schritt 2 erneut durchlaufen.