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Technisches Gebiet
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Die Erfindung betrifft allgemein Bedienkonzepte für Fahrereingaben in Kraftfahrzeugen und insbesondere Bedieneinrichtungen für die Auswahl von Fahrzeugfunktionen.
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Stand der Technik
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Zur Aktivierung bzw. Deaktivierung von Fahrzeugfunktionen stehen einem Fahrer in einem Kraftfahrzeug zahlreiche, für eine manuelle Bedienung ausgelegte Bedieneinrichtungen zur Verfügung. Zudem werden in Kraftfahrzeugen aufgrund ihrer Übersichtlichkeit, Variabilität, Skalierbarkeit und Erweiterbarkeit mit neuen Funktionen zusehends häufiger berührungsempfindliche Anzeigevorrichtungen (Touchscreens) verwendet. Auf diesen Anzeigevorrichtungen wird die zu aktivierende Funktion in Form eines angezeigten Bedienobjekts zur Auswahl (durch Antippen) durch den Fahrer bereitgestellt. Das Berühren der berührungsempfindlichen Anzeigevorrichtung im Bereich des Bedienobjekts führt dann zur Aktivierung/Deaktivierung der entsprechenden Fahrzeugfunktion.
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Aufgrund der fehlenden haptischen Rückkopplung bei Betätigen des Bedienobjekts blickt der Fahrer in der Regel bis zur Bestätigung des Aufrufens der Fahrzeugfunktion auf die berührungsempfindliche Anzeigevorrichtung. Dadurch kann dieser während einer Fahrt erheblich vom Verkehrsgeschehen abgelenkt werden, was zu einer Gefährdung führen kann. Zudem ist es z. B. bei unebener Fahrstrecke für den Fahrer häufig schwierig, das angezeigte Bedienobjekt mit der Fingerspitze genau zu treffen, so dass unter Umständen Fehleingaben auftreten können, deren Korrektur den Fahrer vom Verkehrsgeschehen ablenkt.
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Aus der Druckschrift
DE 10 2012 206 661 A1 ist ein Bedienelement für ein Kraftfahrzeug bekannt. Das Bedienelement umfasst ein Flächenelement, das zumindest partiell berührungssensitiv ausgebildet ist, so dass über eine Berührung mit der Hand eine vorgesehene Funktion aufgerufen werden kann. Dem Flächenelement ist eine Einrichtung zur Erzeugung eines wahrnehmbaren Reizes zugeordnet, anhand dessen die Bedienperson einen erfolgreichen Funktionsaufruf feststellen kann. Ein Nachteil dieses Bedienelements besteht darin, dass dem mindestens einen Flächenelement eine Funktion fest zugeordnet werden muss, die dem Benutzer bekannt ist. Eine variable Belegung der Flächenelemente mit verschiedenen Funktionen je nach Bedienungskontext ist mit dem dort beschriebenen Bedienelement nicht möglich.
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Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Bedieneinrichtung zur Verfügung zu stellen, die während der Fahrt auch blind von einem Fahrer bedienbar ist und eine hohe Variabilität der auszulösenden Fahrzeugfunktionen bietet. Zudem soll die Bedieneinrichtung die Ablenkung des Fahrers durch das Bedienen eines Bedienelementes möglichst minimieren.
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Offenbarung der Erfindung
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Diese Aufgabe wird durch das Verfahren zum Betreiben einer Bedieneinrichtung gemäß Anspruch 1 sowie durch die Bedieneinrichtung zum Auswählen von Fahrzeugfunktionen in einem Kraftfahrzeug und das Bediensystem gemäß den nebengeordneten Ansprüchen gelöst.
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Weitere Ausgestaltungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben. Gemäß einem ersten Aspekt ist ein Verfahren zum Betreiben einer Bedieneinrichtung vorgesehen, das die folgenden Schritte umfasst:
- – Bestimmen von Aufliegepositionen von einem oder mehreren Teilen, insbesondere Fingern, einer Hand eines Benutzers auf einer berührungsempfindliche Bedienfläche;
- – Zuordnen einer jeweiligen Fahrzeugfunktion zu der einen oder den mehreren Aufliegepositionen; und
- – Aufrufen der Fahrzeugfunktion, die derjenigen Aufliegeposition zugeordnet ist, an der eine Betätigung, insbesondere durch einen der Teile der Hand des Benutzers, festgestellt wird.
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Gemäß einem weiteren Aspekt ist eine Bedieneinrichtung zum Aufrufen einer Fahrzeugfunktion in einem Kraftfahrzeug vorgesehen, umfassend:
- – eine Bedieneinheit mit einer berührungsempfindlichen Bedienfläche; und
- – eine Steuereinheit, die ausgebildet ist, um
– Aufliegepositionen von einem oder mehreren Teilen (Fingern) einer Hand eines Benutzers auf einer berührungsempfindlichen Bedienfläche zu bestimmen;
– den Aufliegepositionen eine jeweilige Fahrzeugfunktion zuzuordnen; und
– die Fahrzeugfunktion aufzurufen, die derjenigen Aufliegeposition zugeordnet ist, an der eine Betätigung, insbesondere durch einen der Teile der Hand des Benutzers, festgestellt wird.
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Gemäß einem weiteren Aspekt ist ein Bediensystem vorgesehen, umfassend:
- – die obige Bedieneinrichtung; und
- – mindestens eine Anzeigevorrichtung mit einer jeweiligen Anzeigefläche, wobei die Steuereinheit ausgebildet ist, um auf der Anzeigefläche die Zuordnungsinformation durch eine Anzeige von den Fahrzeugfunktionen zugeordneten Bedienobjekten auszugeben, wobei die Bedienobjekte zugeordnet zu den Aufliegepositionen dargestellt werden.
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Im Kern umfasst die obige Bedieneinrichtung eine berührungsempfindliche Bedienfläche, wobei erst nach dem beliebigen Auflegen eines oder mehrerer Teile (Finger) einer bedienenden Hand den aufliegenden Handteilen und deren Aufliegepositionen auf der Bedienfläche automatisch Fahrzeugfunktionen zur Auswahl zugeordnet werden. Dies ermöglicht es, dass nach dem Auflegen der Hand bzw. des einen oder der mehreren Handteile auf die Bedienfläche keine Blickkontrolle durch den Fahrer mehr vorgenommen werden muss, ob ein gewünschtes Bedienobjekt z.B. von dem entsprechenden Finger getroffen worden ist. Es reicht aus, wenn der Fahrer die den Fingern nach dem Auflegen zugeordnete Fahrzeugfunktion kennt oder davon erfährt, um dann durch eine geeignete Interaktion, wie z.B. eine definierte vorgegebene Bewegung mit entsprechenden Handteil, die gewünschte Fahrzeugfunktion aufzurufen.
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Bei dem obigen Bediensystem ist vorgesehen, neben der Bedieneinrichtung mindestens eine Anzeigevorrichtung vorzusehen. Auf einer Anzeigevorrichtung ist vorgesehen, eine Information darüber bereitzustellen, welche zur Auswahl stehenden Fahrzeugfunktionen welchen auf die Bedieneinrichtung aufgelegten Handteilen zugeordnet sind.
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Die Anzeigevorrichtung kann eine Anzeigefläche aufweisen, die der Bedienfläche entsprechen und/oder separat davon, z. B. als OSD-Anzeige (OSD: On-Screen-Display) angeordnet sein kann. Die Information über die Handteil(Finger)-Fahrzeugfunktion-Zuordnung kann textuell, grafisch und/oder animiert dargestellt werden. Beispielsweise können auf einer von dem Bedienobjekt separaten Anzeigefläche in geeigneter Weise die Aufsetzpositionen der einzelnen Finger bzw. der Fingerspitzen gemeinsam mit einem Bedienobjekt dargestellt werden, dem eine Funktion zugeordnet ist, die durch eine Aktion mit dem Finger aktiviert bzw. deaktiviert werden kann.
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Mithilfe einer Anzeigevorrichtung kann auf dessen Anzeigefläche die auswählbaren Funktionen in Form von symbolisch dargestellten Bedienobjekten angezeigt werden. Nach Aufsetzen eines oder mehrerer der Finger können sich die Bedienobjekte in Richtung der auf der Anzeigevorrichtung dargestellten Finger, z. B. in animierter Weise, bewegen. Dadurch erkennt der Fahrer, welche der zur Auswahl stehenden Funktionen welchem der aufgelegten Finger zugeordnet worden sind, und kann diese ohne weiteres Hinschauen durch eine entsprechende Aktion mit dem Finger aufrufen.
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Auf diese Weise können eine Bedieneinrichtung und ein Bediensystem zur Verfügung gestellt werden, die in einfacher Weise und ohne dass der Fahrer auf die Bedienfläche blicken muss bedienbar sind. Weiterhin weist die obige Bedieneinrichtung eine hohe Variabilität bezüglich der bedienbaren Funktionen auf. So hängen die den Bedienobjekten zugeordneten Fahrzeugfunktionen lediglich von einer programmierbaren Zuordnung ab, die an die jeweilige Fahrzeugsituation und den Bedienkontext angepasst werden kann.
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Weiterhin kann vorgesehen sein, dass eine Zuordnungsinformation an den Benutzer ausgegeben wird, die dem Benutzer die Zuordnung der Aufliegepositionen zu den entsprechenden Fahrzeugfunktionen angibt.
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Es kann vorgesehen sein, dass die Zuordnungsinformation durch eine Anzeige von den Fahrzeugfunktionen zugeordneten Bedienobjekten ausgegeben wird, wobei die Bedienobjekte zugeordnet zu den Aufliegepositionen dargestellt werden.
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Insbesondere kann eine erste Anzeigefläche die Bedienfläche umfassen, wobei die Bedienobjekte auf der ersten Anzeigefläche unter den den Aufsetzpositionen zugeordneten Handteilen, insbesondere den Fingern bzw. Fingerspitzen der bedienenden Hand, angezeigt werden.
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Weiterhin kann eine zweite Anzeigefläche separat von der Bedienfläche vorgesehen sein, wobei die Bedienobjekte auf der zweiten Anzeigefläche gemeinsam mit visuellen Symbolen dargestellt werden, die den Aufsetzpositionen der Teile der bedienenden Hand auf der Bedienfläche entsprechen.
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Gemäß einer Ausführungsform können vor dem Bestimmen der Aufliegepositionen den Fahrzeugfunktionen zugeordnete Bedienobjekte in Ausgangspositionen auf der ersten bzw. der zweiten Anzeigefläche dargestellt werden, wobei das Ausgeben der Zuordnungsinformation ein animiertes Bewegen der Bedienobjekte von ihren Ausgangspositionen in Richtung der den betreffenden Fahrzeugfunktionen zugeordneten Aufliegepositionen umfasst.
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Insbesondere kann die Betätigung eine der folgenden Interaktionen umfassen:
- – ein Abheben und Wiederaufsetzen des der Aufliegeposition zugeordneten Teils der Hand, insbesondere des Fingers;
- – ein Bewegen eines der Finger der bedienenden Hand in Längsrichtung des Fingers; und
- – ein Bewegen eines der Finger der bedienenden Hand in eine Richtung quer zur Längsrichtung des Fingers.
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Gemäß einer Ausführungsform kann das Aufrufen der Fahrzeugfunktion ein Aktivieren oder Deaktivieren eines Funktionsablaufs oder ein Vornehmen einer Einstellung für einen Funktionsablauf umfassen.
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Bei der obigen Bedieneinrichtung kann vorgesehen sein, dass die Bedienfläche eine Kontur oder Strukturierung, insbesondere eine mittige Vertiefung oder Erhebung, aufweist. Dadurch kann ein Benutzer bzw. ein Fahrer ohne weiteres die Bedienfläche ertasten bzw. feststellen, wenn seine bedienende Hand auf der Bedienfläche der Bedieneinrichtung aufliegt oder diese erreicht hat. Die Kontur oder Strukturierung ermöglicht es also, eine Fahrzeugfunktion vollständig ohne Hinsehen durch eine manuelle Bedienung in komfortabler Weise aufzurufen.
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Weiterhin kann bei dem obigen Bediensystem eine erste Anzeigevorrichtung mit einer ersten Anzeigefläche vorgesehen sein, die der Bedienfläche ganz oder teilweise entspricht. Dies kann z.B. einem so genannten Touchscreen entsprechen.
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Alternativ oder zusätzlich kann bei dem obigen Bediensystem eine zweite Anzeigevorrichtung mit einer zweiten Anzeigefläche vorgesehen sein, die separat von der Bedienfläche ausgebildet ist, wobei die Bedienobjekte gemeinsam mit visuellen Symbolen dargestellt werden, die den Aufsetzpositionen der Finger auf der Bedienfläche entsprechen.
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Kurzbeschreibung der Zeichnungen
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Ausführungsformen werden nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine schematische Darstellung eines Bediensystems zur Auswahl von Fahrzeugfunktionen in einem Kraftfahrzeug;
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2 ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung eines Verfahrens zum Betreiben eines Bediensystems zum Auswählen von Fahrzeugfunktionen durch einen Benutzer;
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3a–3c eine Veranschaulichung einer Änderung der Anzeige auf einer ersten Anzeigevorrichtung bei Auflegen von Fingern einer Hand auf die berührungsempfindliche Bedienfläche;
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4a–4c eine Veranschaulichung einer Änderung der Anzeige auf einer zweiten Anzeigevorrichtung bei Auflegen von Fingern einer Hand auf die berührungsempfindliche Bedienfläche; und
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5 eine Darstellung eines Drop-Down-Menüs zur Zuordnung von Fahrzeugfunktionen zu 5 nebeneinander angeordneten Aufliegepositionen.
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Beschreibung von Ausführungsformen
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1 zeigt eine schematische Darstellung eines Bediensystems 1 mit einer Bedieneinrichtung 2. Die Bedieneinrichtung 2 weist eine Steuereinheit 3 und eine damit verbundene Bedieneinheit 4 auf. Die Bedieneinheit 4 umfasst eine Bedienfläche 5, die im Wesentlichen als eine berührungsempfindliche Fläche ausgebildet ist. Die Bedieneinheit 4 ist so ausgebildet, dass eine Position eines auf die Bedienfläche 5 aufgelegten Teils einer bedienenden Hand bzw. Positionen mehrerer auf die Bedienfläche 5 aufgelegter Handteile detektierbar und unterscheidbar sind. Als Teile der bedienenden Hand bzw. als Handteile können die Finger, insbesondere die Fingerspitzen, der Handballen, der Handrücken und/oder die Daumenbasis angesehen werden.
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Die Steuereinheit 3 führt ein Verfahren zum Betreiben der Bedieneinheit 4 aus und ist ausgebildet, um zu erkennen, ob durch eine Benutzerinteraktion eine Auswahl einer Fahrzeugfunktion getroffen worden ist. Ist eine Auswahl getroffen worden, so wird diese an eine Systemkomponente 6 mitgeteilt, um eine Durchführung der entsprechenden Fahrzeugfunktion auszulösen, d. h. zu aktivieren, zu deaktivieren oder auf sonstige Weise in eine Fahrzeugfunktion einzugreifen.
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Die Bedienfläche 5 der Bedieneinheit 4 ist vorzugsweise an einer Position im Fahrgastraum angeordnet, die von dem Fahrer und gegebenenfalls von einem sonstigen Fahrzeuginsassen bequem und in einfacher Weise mit der Hand zu erreichen ist. Die Bedienfläche 5 kann in einem Bereich an oder auf einer Mittelkonsole eines Kraftfahrzeugs zwischen den Vordersitzen angeordnet sein, so dass die Bedienfläche 5 von einer Hand H des Fahrers und gegebenenfalls eines sonstigen Fahrzeuginsassen erreichbar ist. Insbesondere kann die Bedienfläche 5 an einer Position vorgesehen sein, die durch die Verlängerung einer Armlehne in Richtung der Fahrzeugfront definiert ist.
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Die auszuwählenden Fahrzeugfunktionen können Funktionen des Fahrerassistenzsystems, des Entertainmentsystems, des Navigationssystems oder sonstige Funktionen im Kraftfahrzeug umfassen. Im Falle eines Navigationssystems kann die auszuwählende Fahrzeugfunktion zum Beispiel die Auswahl eines von mehreren Routenvorschlägen betreffen. Im Falle einer Auswahl im Entertainmentsystem kann die Auswahl z. B. eine Senderauswahl aus mehreren vorgeschlagenen Radiosendern umfassen. Bei Steuerung des Fahrerassistenzsystems kann die Auswahl beispielsweise das Fahrverhalten des Fahrzeugs, wie beispielsweise eine Auswahl über ein sportliches, gemäßigtes oder komfortables Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs, betreffen.
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Die Steuereinheit 3 betreibt die Bedieneinheit 4 so, dass nach Auflegen eines oder mehrerer Finger oder eines sonstigen Handteils, wie z. B. des Handballens, den aufliegenden Fingern bzw. dem sonstigen Handteil und/oder deren Aufliegepositionen A (dem Aufliegebereich) auf der Bedienfläche 5 Fahrzeugfunktionen zugeordnet werden, die jeweils durch eine Interaktion mit dem betreffenden Finger bzw. dem sonstigen Handteil aufgerufen werden können.
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Das Bediensystem 1 kann weiterhin mit einer ersten Anzeigevorrichtung 7 versehen sein. Die erste Anzeigevorrichtung 7 kann in der Bedieneinheit 4 integriert sein und eine erste Anzeigefläche 8 aufweisen, die der Bedienfläche 5 im Wesentlichen entspricht. In diesem Fall kann die Bedieneinheit 4 als berührungsempfindliche Anzeigefläche 8, z. B. in Form eines Touchscreens, ausgebildet sein.
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Gemäß einer Ausführungsform kann die Bedienfläche 5 der Bedieneinheit 4 mit einer Kontur oder einer Strukturierung versehen sein. Die Kontur oder Strukturierung sollte sich von der direkten Umgebung der Bedienfläche 5 unterscheiden, so dass ein Benutzer bzw. ein Fahrer ohne weiteres die Bedienfläche 5 ertasten kann bzw. feststellen, wenn seine bedienende Hand auf der Bedienfläche der Bedieneinrichtung aufliegt oder diese erreicht hat.
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Die Strukturierung kann mit einer Noppenanordnung mit hervorstehenden Noppen oder einer Gitteranordnung aus hervorstehenden Stegen sein, die durch eine Hand bzw. durch die Fingerspitzen ertastbar sind, so dass der Benutzer oder Fahrer bei aufliegender Hand auch ohne Hinsehen erkennt, dass die Hand auf der Bedienfläche 5 aufliegt. Als Kontur kann eine z.B. einzelne Vertiefung auf der Bedienfläche, insbesondere mittig, vorgesehen sein, in die die Hand oder ein Handteil bei einer Bedienung hineinragt. Alternativ kann eine z.B. einzelne Erhebung auf der Bedienfläche 5, insbesondere mittig, vorgesehen sein, in die die Hand oder ein Handteil bei einer Bedienung hineinragt. Das Ertasten der Vertiefung oder Erhebung ermöglicht einem Benutzer, die Fahrzeugfunktionen ohne Hinsehen durch eine manuelle Bedienung in komfortabler Weise aufzurufen.
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Das Bediensystem 1 kann alternativ oder zusätzlich zur ersten Anzeigevorrichtung 7 eine zweite Anzeigevorrichtung 10 aufweisen, die separat von der Bedieneinrichtung 2 ausgebildet ist und eine zweite Anzeigefläche 11 aufweist. Beispielsweise kann die zweite Anzeigevorrichtung 10 als Anzeigebildschirm im Bereich der Fahrzeugarmaturen, z. B. als Anzeige, die sich direkter im Blickfeld des Fahrers zur Fahrbahn befindet als die Bedienfläche 5, oder als OSD-Anzeigevorrichtung (OSD: On-Screen-Display) zur Projektion eines Anzeigebilds auf eine Windschutzscheibe ausgebildet sein.
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Die Anzeigevorrichtungen 7, 10 dienen grundsätzlich dazu, dem Fahrer eine Information über eine Fahrzeugfunktion darzustellen, die durch eine Interaktion mit einem bestimmten der aufgelegten Finger bzw. einem sonstigen Handteils bzw. durch eine Interaktion an einer bestimmten Aufliegeposition A aufgerufen werden kann. Die Information über die Finger-Fahrzeugfunktion-Zuordnung kann visuell, d. h. textuell, grafisch und/oder animiert, und/oder akustisch, z. B. als Sprachausgabe der zur Auswahl stehenden Fahrzeugfunktionen und der Interaktion des betreffenden Fingers, mit dem diese aufgerufen werden kann, dargestellt werden.
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In 2 ist ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung des Verfahrens zum Betreiben des Bediensystems 1 der 1 dargestellt. Das Verfahren wird in der Steuereinheit 3 ausgeführt und kann dort in Form von Software oder Hardware implementiert sein. Das nachfolgende Verfahren wird für ein Bediensystem 1 beschrieben, das sowohl eine erste Anzeigevorrichtung 7 als auch eine zweite Anzeigevorrichtung 10 umfasst. Die sich aus dem nachfolgend beschriebenen Verfahren ergebenden Funktionen der Anzeigevorrichtungen 7, 10 können jedoch auch separat realisiert sein.
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In Schritt S1 können auf der ersten und/oder der zweiten Anzeigevorrichtung 7, 10 erste bzw. zweite Bedienobjekte 9, 12 graphisch dargestellt werden, die Fahrzeugfunktionen angeben und betätigbar sind, um die entsprechende Fahrzeugfunktion auszuwählen. Die Bedienobjekte 9, 12 sind in beliebiger Weise auf der Anzeige angeordnet und weisen Ausgangspositionen auf, die eine Übersicht über die zur Verfügung stehenden Funktionen ermöglichen. Dies ist beispielhaft in 4a dargestellt.
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In Schritt S2 wird anhand einer Abfrage der Bedienfläche 5 der Bedieneinheit 4 überprüft, ob eines der ersten Bedienobjekte 9 auf der ersten Anzeigefläche 8 durch einfaches Antippen, z. B. mit einer Fingerkuppe einer Fingers, ausgewählt worden ist. Ist ein erstes Bedienobjekt 9 auf eine solche Weise ausgewählt worden (Alternative: Ja), so wird die ausgewählte, dem Bedienobjekt 9 zugeordnete Fahrzeugfunktion entsprechend aktiviert. Anderenfalls (Alternative: Nein) wird das Verfahren mit Schritt S3 fortgesetzt.
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In Schritt S3 wird die Bedieneinheit 4 von der Steuereinheit 3 abgefragt, ob eine oder mehrere Finger bzw. Fingerkuppen (und/oder sonstige Handteile) auf die Bedienfläche 5 aufgelegt und dort für eine vorbestimmte Zeitdauer, z.B. 0,2–1 Sekunde, belassen worden sind. Wird festgestellt, dass ein oder mehrere Finger bzw. Fingerkuppen auf der Bedienfläche 5 aufliegen (Alternative: Ja), so wird das Verfahren mit Schritt S4 fortgesetzt. Anderenfalls (Alternative: Nein) wird zu Schritt S1 zurückgesprungen.
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Wurde in Schritt S3 festgestellt, dass der eine oder die mehreren aufgesetzten Finger für die vorbestimmte Zeitdauer auf der Bedienfläche 5 aufliegen, so werden in Schritt S4 die eine oder die mehreren Aufliegepositionen A (d.h. Positionen der Aufliegebereiche) der Fingerkuppen in an sich bekannter Weise bestimmt.
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In einem nachfolgenden Schritt S5 werden den ermittelten, den aufliegenden Fingern zugeordneten Aufliegepositionen A jeweilige Fahrzeugfunktionen zugeordnet. Die Fahrzeugfunktionen entsprechen vorzugsweise den durch die Bedienobjekte 9, 12 in Schritt S1 angezeigten, auswählbaren Fahrzeugfunktionen.
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Nun erfolgt in einem Schritt S6 die Ausgabe einer Information darüber, welche Fahrzeugfunktionen jeweils den entsprechenden Aufliegepositionen A (Fingern) zugeordnet sind. Dies kann auf unterschiedliche Weise erfolgen.
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An der ersten Anzeigefläche 8 der ersten Anzeigevorrichtung 7 können nun die ersten Bedienobjekte 9 an den entsprechenden Aufliegepositionen A angezeigt werden. Dabei wird für jede Aufliegeposition A dasjenige Bedienobjekt 9 angezeigt, das die der Aufliegeposition A zugeordnete Fahrzeugfunktion angibt. Um dem Benutzer die Zuordnung der zuvor durch Blick auf die gemäß Schritt S1 dargestellten Bedienobjekte 9 zu den nun verschobenen Bedienobjekten 9 zu erleichtern, kann eine Bewegung der gemäß Schritt S1 dargestellten Bedienobjekte 9 zu den zugeordneten Aufliegepositionen A animiert dargestellt werden. Dies ist anhand einer Abfolge einer Draufsicht auf die mit der ersten Anzeigefläche 8 versehene Bedienfläche 5 der 3a–3c erkennbar. Eine aufliegende Hand H des Benutzers ist dabei transparent dargestellt. Man erkennt die Aufliegepositionen A, zu denen die Bedienobjekte 9 in animierter Weise von ihren Ausgangspositionen bewegt werden. Dadurch kann ein Benutzer durch Betrachten der ersten Anzeigefläche 8 unmittelbar nach Auflegen eines oder mehrerer seiner Finger bzw. sonstiger Handteile erfassen, welchem Finger bzw. sonstigem Handteil (d. h. welcher Aufliegeposition A) die gewünschte Fahrzeugfunktion zugeordnet wurde.
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An der zweiten Anzeigefläche 11 der zweiten Anzeigevorrichtung 10 können nun die zweiten Bedienobjekte 12 an Anzeigepositionen angezeigt werden, die den entsprechenden Aufliegepositionen A der Fingerkuppen des Benutzers entsprechen. Da durch Betrachten der zweiten Anzeigefläche 11 jedoch von dem Benutzer kein Bezug zu den Aufliegepositionen A der Finger auf der Bedienfläche 5 erkannt werden kann, können die aufliegenden Finger bzw. die Aufliegepositionen A auf der Bedienfläche 5 auf der zweiten Anzeigefläche 11 angezeigt werden.
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Die Aufliegepositionen A werden visuell so dargestellt, dass eine Zuordnung zu den auf die Bedienfläche 5 aufgelegten Fingern durch den Benutzer in einfacher Weise erfasst werden kann. Beispielsweise können die Aufliegepositionen A als halbtransparente oder konturiert dargestellte Symbole, wie z. B. Kreise, Ovale und dergleichen, in Form einer halbtransparent oder konturiert dargestellten Hand H, deren Fingerspitzen die Aufliegepositionen A markieren oder in anderer vom Benutzer interpretierbarer Weise dargestellt werden. 4b zeigt als Beispiel durch Kreise auf der zweiten Anzeigefläche 11 dargestellte halbtransparente Aufliegepositionen A, zu denen die Bedienobjekte 12 in zuvor beschriebener Weise verschoben werden (durch Pfeile angegeben).
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Auch können die Aufliegepositionen A durch Bezugszeichen gekennzeichnet werden, wie z. B. mit einem „D“ für den Daumen, einem „Z“ für den Zeigefinger, einem „M“ für den Mittelfinger, einem „R“ für den Ringfinger und einem „K“ für den kleinen Finger, insbesondere wenn durch das Muster der Aufliegepositionen A durch die Steuereinheit 3 eine entsprechende Zuordnung vorgenommen werden kann.
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Sobald die Bedienobjekte 12 an die Aufsetzpositionen A verschoben bzw. bewegt worden sind, wie in 4c dargestellt, kann in Schritt S7 die Auswahl der Fahrzeugfunktion durch den Benutzer anhand einer Bewegung des Fingers an der Aufliegeposition A erfolgen. Dies kann allgemein durch eine Detektion einer Änderung des Aufliegemusters des einen oder der mehreren Finger auf dem Bedienobjekt 9, 12 erfolgen. Somit kann der Benutzer in Schritt S7 durch Bewegen desjenigen Fingers bzw. derjenigen Fingerkuppe an einer Aufliegeposition A, die einer gewünschten Fahrzeugfunktion zugeordnet ist, die entsprechende Fahrzeugfunktion auswählen. Dies kann beispielsweise durch kurzes Abheben und Wiederaufsetzen der Fingerkuppe des betreffenden Fingers an der Aufliegeposition A auf die Bedienfläche 5 erreicht werden. Alternativ kann die entsprechende Fingerkuppe an der Aufliegeposition A auch durch eine vertikale (in Richtung der Fingerlänge) oder seitliche (quer zur Fingerlänge) Streichbewegung entlang der Bedienfläche 5 signalisieren, dass die dem betreffenden Finger (bzw. der betreffenden Aufliegeposition A) zugeordnete Fahrzeugfunktion ausgewählt wird. Anstelle der Finger können obige Bewegungen auch mit den sonstigen o.a. Handteilen zur Aktivierung der entsprechend zugeordneten Fahrzeugfunktion durchgeführt werden.
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Nach dem so erfolgten Auswählen der Fahrzeugfunktion kann die Fahrzeugfunktion in Schritt S8 durch eine entsprechende Signalisierung an die Systemkomponente 6 ausgeführt werden.
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Es kann vorgesehen sein, dass nach Abheben der Hand H bzw. des einen oder der mehreren Finger von der Bedienfläche 5 die zuvor zu den Aufliegepositionen A verschobenen bzw. bewegten Bedienobjekte 9, 12 wieder an ihre Ausgangspositionen zurückbewegt oder dorthin versetzt werden.
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Es kann darüber hinaus vorgesehen sein, dass nach Schritt S7 erneut zu Schritt S5 zurückgesprungen werden kann, wenn die in Schritt S7 getroffene Auswahl eine weitere Funktionsauswahl nachgeordneter Funktionen erfordert. So können entsprechend neue Auswahlpunkt-Bedienobjekte, die den nachgeordneten Funktionen zugeordnet sind und diese in geeigneter Weise darstellen, den bereits vorhandenen Aufliegepositionen A zugeordnet werden und die Schritte S6 und S7 erneut bezüglich der nachgeordneten Funktionen durchgeführt werden. Dies kann auch mehrfach entsprechend der Anzahl von Ebenen der Auswahlhierarchie durchgeführt werden.
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Insbesondere bei Vorhandensein der zweiten Anzeigevorrichtung 10 ist es durch das obige Bediensystem 1 möglich, dass ein Benutzer, ohne auf die Bedienfläche 5, auf die die bedienende Hand aufgelegt wird, zu blicken, eine Eingabe/Auswahl vornehmen kann, die unabhängig von der Position ist, an der die Fingerkuppen seiner Finger bzw. der sonstigen Handteile aufgesetzt werden. Da die Zuordnung der auswählbaren Fahrzeugfunktionen automatisch erfolgt, ist eine nachträgliche Verschiebung der aufgelegten Finger, um entsprechende Bedienobjekte 9, 12 zu treffen, nicht notwendig. Beispielsweise können bei Auflegen aller fünf Finger einer Hand H auf die Bedienfläche 5 auszuwählende Fahrzeugfunktionen in einer dem Benutzer vorab bekannten Reihenfolge Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger und kleinem Finger zugeordnet werden. Eine gesonderte Anzeige mithilfe von Bedienobjekten 9, 12 wäre dann nicht notwendig. Der Benutzer kann dann ohne Blickkontakt mit der Bedienfläche 5 die Hand H auflegen und eine Bedienung mit dem entsprechenden Finger, dessen zugeordnete Fahrzeugfunktion er aufrufen will, ausführen. Dazu ist es möglich, gänzlich auf die erste und zweite Anzeigevorrichtung 7, 10 zu verzichten, wenn der Benutzer weiß, welche der auszuwählenden Fahrzeugfunktionen welchen der aufgelegten Finger zugeordnet sind.
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Weiterhin ist es möglich, in einem gesonderten Einstellungsmenü, das von der Steuereinheit 3 zur Verfügung gestellt wird und auf der ersten und/oder der zweiten Anzeigevorrichtung 7, 10 dargestellt wird, den Benutzer die Fahrzeugfunktionen zu den Fingern einer Hand H individuell zuordnen zu lassen, zum Beispiel mithilfe eines Drop-Down-Menüs. In 5 ist ein Beispiel für ein solches Drop-Down-Menü dargestellt, wobei der Benutzer mithilfe jeder der fünf Spalten, die jedem Finger der bedienenden Hand H des Benutzers eine entsprechende Funktion Fa bis Fy zuordnet.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Bediensystem
- 2
- Bedieneinrichtung
- 3
- Steuereinheit
- 4
- Bedieneinheit
- 5
- Bedienfläche
- 6
- Systemkomponente
- 7
- erste Anzeigevorrichtung
- 8
- erste Anzeigefläche
- 9
- erste Bedienobjekte
- 10
- zweite Anzeigevorrichtung
- 11
- zweite Anzeigefläche
- 12
- zweite Bedienobjekte
- A
- Aufliegeposition
- H
- Hand
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102012206661 A1 [0004]