DE102014202178A1

DE102014202178A1 - Verfahren zum Betätigen einer automatischen Feststellbremse

Info

Publication number: DE102014202178A1
Application number: DE102014202178.2A
Authority: DE
Inventors: Helmut Wolff; Simon Hauber
Original assignee: Robert Bosch GmbH
Current assignee: Robert Bosch GmbH
Priority date: 2014-02-06
Filing date: 2014-02-06
Publication date: 2015-08-06
Also published as: US9434361B2; CN104828056A; US20150217737A1; CN104828056B

Abstract

Ein Verfahren zum Betätigen einer Feststellbremse mit einer Bremsvorrichtung (1), die ein Bremssattelgehäuse (2) mit einem Innenraum (23) zur Aufnahme eines Fluids, einen Bremskolben (3), eine Spindel (4) und eine Spindelmutter (5) aufweist, weist den folgenden Schritt auf: Ermitteln eines hydraulischen ersten Fahrervordrucks im Innenraum (23) bei einem mechanischen Zuspannvorgang der Feststellbremse. Die Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Lösen einer Bremsvorrichtung für eine automatische Feststellbremse und eine entsprechende Vorrichtung bzw. ein Steuergerät bereitzustellen, durch die die Feststellbremse sicher und komponentenschonend gelöst werden kann. Hierzu weist das Verfahren die weiteren folgenden Schritte auf: Vergleichen des ersten Fahrervordrucks mit einem vorbestimmten Druckschwellwert mittels einer Steuervorrichtung; und Aufbauen eines hydraulischen Unterstützungsdrucks im Innenraum (23) zur Entlastung der Spindel (4), sofern der erste Fahrervordruck oberhalb des Druckschwellwerts liegt.

Description

Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Betätigen einer automatischen Feststellbremse sowie auf eine entsprechende automatische Feststellbremse und ein Steuergerät.
Aus DE 10 2004 046 871 A1 ist ein Verfahren zum Lösen einer Feststellbremse bekannt, bei dem grundsätzlich im ersten Schritt ein Hydraulikfluid in den Hydraulikraum zugeführt wird. Im Anschluss wird der Elektromotor derart bestromt, dass er versucht, die Spindelmutter der Bremsvorrichtung von der Bremsscheibe wegzubewegen. Da jedoch über ein Federelement und einen entsprechenden Hilfskolben eine hohe Federkraft auf die Spindel wirkt, gelingt es dem Elektromotor zunächst nicht, die Spindel zu bewegen. Erst wenn der Druck im Hydraulikraum größer ist als die über den Hilfskolben wirkende Federkraft des Federelements, wird die Spindel entlastet und beginnt sich zu drehen. Um zu verhindern, dass sich die Spindel verklemmt, ist eine Kugel am Kopf der Spindel vorgesehen, um die Reibung möglichst gering zu halten. Ferner kann zur Verhinderung eines Verklemmens der Spindel auch ein Anschlag vorgesehen sein, der ein erstes und ein zweites Element aufweist, wobei das erste Element am Kopf der Spindel angeordnet ist und das zweite Element an einem Gehäuseteil der Feststellbremse angeordnet ist. Derartige konstruktive Maßnahmen zur Verhinderung des Verklemmens der Spindel sind jedoch aufwendig sowie fehleranfällig.
Aus DE 10 2011 004 763 A1 ist ferner ein Lösevorgang für eine Feststellbremse beschrieben, bei dem zunächst die elektrischen Bremsmotoren der beiden elektromechanischen Bremsvorrichtungen, die gemeinsam die Feststellbremse bilden und die jeweils an einem Rad einer gemeinsamen Achse verbaut sind, in der Löseeinrichtung angesteuert werden, sodass der Druck der Bremskolben auf die Bremsscheibe reduziert wird, und die Klemmkraft abgebaut wird. Sobald während des Lösens ein Fehler erkannt wird, werden beide elektrische Bremsmotoren der Feststellbremse abgeschaltet. Nach dem Abschalten der elektrischen Bremsmotoren wird dann über die hydraulische Fahrzeugbremse selbsttätig ein maximaler Bremsdruck aufgebaut, der über die gleichen Bremskolben, die auch von den elektrischen Bremsmotoren beaufschlagt werden, auf die Bremsscheiben wirkt. Damit soll eine ausreichende Klemmkraft zum sicheren Festsetzen des Fahrzeugs sichergestellt werden. Im Anschluss erfolgt eine Rekalibrierung.
Ferner sind automatische Feststellbremssysteme bzw. automatische „Motor on Caliper“-Parkbremssysteme bekannt, die mit elektronischen Stabilitätsprogramm(ESP)-Systemen kombiniert sind. Diese Systeme weisen zumindest einen elektromechanischen Steller an der Hinterradbremse auf, wobei sich im Kolben der Betriebsbremse eine Spindel befindet, die über eine Motor-Getriebeeinheit angetrieben wird. Durch die Rotation der Spindel wird eine im Bremskolben geführte Spindelmutter verschoben, wodurch auch der Bremskolben verschoben wird. Die Klemmkraft an der Hinterachse kann somit entweder mechanisch, hydraulisch oder kombiniert aufgebracht werden. Bei den auf dem Markt befindlichen Systemen kommt zum Antreiben des elektromechanischen Stellers üblicherweise ein permanent erregter Gleichstrom-Motor zum Einsatz.
Bei einer Drucküberlagerung durch das Betätigen der Betriebsbremse durch den Fahrer beim Betätigen der Feststellbremse kann es jedoch vorkommen, dass die im Bremskolben vorgesehene Spindel, insbesondere dann, wenn der hydraulische Druck des Fahrers bei angezogener Feststellbremse wieder reduziert wird, beim folgenden Lösen ohne hydraulischen Vordruck über die Spindelmutter hohen Längskräften ausgesetzt ist, die dazu führen, dass sich die Spindel 400, wie in 1 übertrieben dargestellt, elastisch durchbiegt, da die Spindel der Federkraft F des Bremssattels entgegenwirkt (siehe Pfeil in 1: F_caliper = c_Caliper·s_Piston, wobei c_Caliper die Federkonstante des Bremssattels und s_Piston der zurückgelegte Weg des Bremskolbens ist). Eine derart durchgebogene Spindel kann zur Folge haben, dass die Reibkräfte zwischen dem Gewindegang der Spindel sowie der Spindelmutter beim Öffnen bzw. Lösen der automatischen Feststellbremse zunehmen (Hemmung), wodurch ein Öffnen der automatischen Parkbremse ohne einen entsprechenden Fahrervordruck eventuell nicht gewährleistet werden kann.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zum Lösen einer Bremsvorrichtung für eine automatische Feststellbremse und eine entsprechende Vorrichtung bzw. ein Steuergerät bereitzustellen, durch die die Feststellbremse sicher und komponentenschonend gelöst werden kann. Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprüche der vorliegenden Erfindung gelöst. Weiterbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
Das Verfahren zum Betätigen einer Feststellbremse mit einer Bremsvorrichtung, die ein Bremssattelgehäuse mit einem Innenraum zur Aufnahme eines Fluids, einen Bremskolben, eine Spindel und eine Spindelmutter umfasst, weist vorteilhafterweise die folgenden Schritte auf: Ermitteln eines hydraulischen ersten Fahrervordrucks im Innenraum bei einem mechanischen Zuspannvorgang der Feststellbremse; Vergleichen des ersten Fahrervordrucks mit einem vorbestimmten Druckschwellwert (Grenzwert – Kraft/Fläche) mittels einer Steuervorrichtung; und Aufbauen eines hydraulischen Unterstützungsdrucks im Innenraum (beim Lösen der Feststellbremse) zur Entlastung der Spindel, sofern der erste Fahrervordruck oberhalb des Druckschwellwerts liegt. Gemäß der vorliegenden Erfindung wird also, sofern beim Betätigen der Feststellbremse durch den Fahrer über die Betriebsbremse ein bestimmter hydraulischer Vordruck aufgebracht wurde, der Lösevorgang der Feststellbremse hydraulisch, z.B. über ein ESP-Hydroaggregat, unterstützt. Auf diese Weise wird das mechanische Teilsystem, das aus der Spindel und der Spindelmutter besteht, entlastet, da der Bremskolben hydraulisch wieder in Richtung Bremsscheibe verschoben wird. Einer elastischen Verformung bzw. einem Durchbiegen der Spindel kann auf diese Weise beim Lösevorgang der Feststellbremse entgegengewirkt werden. Sofern der Fahrervordruck unterhalb des Druckschwellwerts liegt, ist keine solche Unterstützung notwendig, was insbesondere bzgl. der Hydraulikvorrichtung (ESP-Hydroaggregat) komponentenschonend ist.
Vorteilhafterweise weist das Verfahren den folgenden weiteren Schritt auf: Ermitteln eines hydraulischen zweiten Fahrervordrucks im Innenraum zu Beginn eines Lösevorgangs der Feststellbremse, wobei der hydraulische Unterstützungsdruck im Innenraum (23) zur Entlastung der Spindel (4) nur aufgebaut wird, sofern die Differenz zwischen dem ersten Fahrervordruck und dem zweiten Fahrervordruck größer ist als der Druckschwellwert. Hierdurch wird erreicht, dass beispielsweise dann, wenn ein sehr hoher erster Fahrervordruck vorhanden war und der zweite Fahrervordruck oberhalb des Druckschwellwerts liegt, trotzdem eine hydraulische Druckunterstützung erfolgt, wenn die Differenz zwischen dem ersten Fahrervordruck und dem zweiten Fahrervordruck größer ist als der Druckschwellwert, um so eine Entlastung der Spindel zu bewirken.
Vorteilhafterweise erfolgt der hydraulische Unterstützungsdruck im Innenraum beim Lösen adaptiv abhängig von der ermittelten Differenz zwischen dem ersten Fahrervordruck und dem zweiten Fahrervordruck. Auf diese Weise kann die Spindel optimal entlastet werden, indem z.B. der hydraulische Unterstützungsdruck exakt der Differenz zwischen dem ersten und dem zweiten Fahrervordruck entspricht.
Vorteilhafterweise erfolgt der hydraulische Unterstützungsdruck im Innenraum beim Lösen adaptiv abhängig von der Differenz zwischen der ermittelten Differenz zwischen dem ersten Fahrervordruck und dem zweiten Fahrervordruck, und dem Druckschwellwert.
Vorteilhafterweise wird die hydraulische Druckunterstützung im Innenraum für den folgenden Lösevorgang freigegeben, sofern der erste Fahrervordruck über dem Druckschwellwert liegt. Auf diese Weise wird ein zweistufiges System implementiert, wodurch eine hydraulische Druckunterstützung nur bei Bedarf erfolgt.
Vorteilhafterweise wird der erste Fahrervordruck bei dem mechanischen Zuspannvorgang der Feststellbremse gemessen und mittels einer Speichervorrichtung gespeichert, wodurch eine entsprechende Datenverarbeitung erst möglich wird.
Vorteilhafterweise wird der vorbestimmte Druckschwellwert aus charakteristischen Größen, wie dem Bremskolbendurchmesser, der Steifigkeit des Bremssattelgehäuses und der Spindel der Feststellbremse sowie einem Sicherheitsaufschlag berechnet, wodurch ein störungsfreier Betrieb des Bremssystems ermöglicht wird.
Vorteilhafterweise werden der erste Fahrervordruck und der zweite Fahrervordruck analog durch mindestens einen Drucksensor ermittelt. Durch die Verwendung des selben Messverfahrens bzw. des selben Drucksensors, sind die gemessenen Werte entsprechend belastbar.
Zur Ausführung des Verfahrens ist eine geeignete Steuer- bzw. Regelvorrichtung bzw. eine entsprechende Bremsvorrichtung vorgesehen.
Weitere Merkmale und Zweckmäßigkeiten der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der beigefügten Figuren. Von den Figuren zeigt:
1 eine schematische Darstellung einer herkömmlichen Bremsvorrichtung mit durchgebogener Spindel;
2 eine schematische Darstellung der Bremsvorrichtung gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung; und
3 einen Funktionsablauf des Verfahrens gemäß der Ausführungsform der Erfindung.
Im Folgenden wird mit Bezug auf 2 eine erste Ausführungsform der vorliegenden Erfindung beschrieben. Eine Bremsvorrichtung 1 für eine automatische (automatisierte) Feststellbremse (Parkbremse) umfasst ein Bremssattelgehäuse 2 bzw. einen Bremssattel, einen Bremskolben 3, eine Spindel 4, insbesondere eine Gewindespindel sowie eine Spindelmutter 5. Die Feststellbremse weist ferner noch eine Motor-Getriebe-Einheit (MGU) 100, sowie bremskolbenseitig zumindest einen Bremsbelag 6 sowie eine Bremsscheibe 7 auf.
Das Bremssattelgehäuse 2 umfasst ein erstes Ende 21 mit einer ersten Öffnung 21a zur Aufnahme des Bremskolbens 3, ein zweites Ende 22, das in Richtung der Motor-Getriebe-Einheit 100 zeigt, und einen Innenraum 23 zur Aufnahme eines Fluids bzw. einer Bremsflüssigkeit. Im Bremssattelgehäuse 2 ist ferner eine Hydraulikleitung 24 zum Zuführen oder zum Abführen der Bremsflüssigkeit in den/aus dem Innenraum 21 vorgesehen.
Der Bremskolben 3 ist im Wesentlichen zylinderförmig ausgebildet und weist ein in Richtung des zweiten Endes 22 zeigendes Sackloch auf, in dem die Spindel 4 sowie die darauf vorgesehene Spindelmutter 5 vorgesehen sind. Die Bremsvorrichtung 1 ist dabei derart ausgebildet, dass der Bremskolben 3 entweder hydraulisch in Richtung der Bremsscheibe 7 bewegt wird, oder dieser Vorgang über die Spindel 4 bzw. die Spindelmutter 5 mechanisch durchgeführt wird oder eine Kombination vorliegt.
Im Betrieb wird die Bremsvorrichtung 1 für die Feststellbremse gemäß der Erfindung wie folgt betrieben. Fahrzeuge, insbesondere Kraftfahrzeuge, die mit ESP ausgerüstet sind, bieten die Möglichkeit, radindividuell den Bremsdruck modulieren zu können. Die vorliegende Bremsvorrichtung 1 bzw. die Feststellbremse ist mit mindestens einem Drucksensor (nicht gezeigt) ausgerüstet, so dass bei Betätigung der Feststellbremse ein eventuell vorliegender Fahrervordruck, also der durch den Fahrer über die Betriebsbremse (nicht gezeigt) des Fahrzeugs aufgebrachte Vordruck, messbar ist. In der Zuspannphase der automatischen Feststellbremse kann der Fahrervordruck somit ermittelt und mittels einer geeigneten Speichervorrichtung (nicht gezeigt) gespeichert werden. Sobald durch eine geeignete Steuereinrichtung (nicht gezeigt) erkannt wird, dass der Fahrervordruck über einem zuvor festgelegten Druckschwellwert liegt, kann bei einem späteren Lösevorgang der automatischen Feststellbremse präventiv eine hydraulische Unterstützung erfolgen, um die Spindel 4 mechanisch zu entlasten. Die hydraulische Unterstützung kann über eine entsprechende Hydraulikeinheit (ESP-Hydroaggregat) erfolgen.
Der Funktionsablauf des Betriebs der Feststellbremse lässt sich in die folgenden Schritte unterteilen:

• Zunächst wird in der Zuspannphase, d.h. bei der Betätigung der Feststellbremse ein erster Fahrervordruck im Innenraum 23 des Bremssattelgehäuses 2 gemessen (S1), der über die Betriebsbremse bzw. über die Hydraulikleitung 24 aufgebracht wird.
• Es wird bzw. wurde ein Druckschwellwert definiert (S2), der derart gewählt ist, dass bei dessen Überschreitung zumindest die Gefahr besteht, dass sich die Spindel 4 beim Lösen aufgrund einer übermäßigen elastischen Verformung (Durchbiegung) verklemmt oder zumindest durch die aufgrund der Durchbiegung der Spindel 5 auftretenden erhöhten Reibkräfte insbesondere bzgl. der Gewindeverbindung zwischen der Spindel 4 und der Spindelmutter 5 eine gewisse Selbsthemmung des Systems auftritt, was im schlimmsten Fall zu einer nicht lösbaren Feststellbremse bzw. zu einer Beschädigung von Komponenten führt. Der Druckschwellwert ist abhängig von der Charakteristik der beteiligten mechanischen Komponenten. Darunter fallen beispielsweise Parameter wie der Bremskolbendurchmesser, die Steifigkeit des Bremssattels bzw. der Spindel 4, des Bremskolbens 3, etc., die von der jeweiligen Geometrie sowie vom verwendeten Material abhängig ist sowie die Beschaffenheit der Gewindeverbindung zwischen der Spindel 4 und der Spindelmutter 5. Ferner kann ein Sicherheitsaufschlag einbezogen werden.
• Durch eine geeignete Steuereinheit wird ermittelt, ob der erste gemessene Fahrervordruck über dem definierten Druckschwellwert liegt (S3). Falls der erste Fahrervordruck über dem definierten Druckschwellwert liegt, wird eine hydraulische Druckunterstützung für den folgenden Lösevorgang freigegeben. D.h. eine Druckunterstützung beim folgenden Lösevorgang ist möglich, jedoch nicht zwingend erforderlich. Falls der erste Fahrervordruck unter dem definierten Druckschwellwert liegt, wird die Feststellbremse ohne hydraulische Unterstützung geöffnet (S5), da davon auszugehen ist, dass die auftretenden Längskräfte, die auf die Spindel 4 wirken, gering sind und daher die Funktion bzw. den Lösevorgang der Feststellbremse nicht nachteilig beeinflussen.
• Der erste Fahrervordruck wird durch die Speichervorrichtung gespeichert (S4).
• Zu Beginn des Lösevorgangs wird ein zweiter Fahrervordruck gemessen, um über die Steuereinheit zu prüfen, ob eine (unter Umständen freigegebene) hydraulische Unterstützung erforderlich ist oder nicht, und mit welchem Druck diese zu erfolgen hat. Relevant ist hierbei die Differenz zwischen dem beim Zuspannen der Feststellbremse gemessenen ersten Fahrervordruck und dem zu Beginn des Lösevorgangs erneut gemessenen zweiten Fahrervordruck, soweit der zweite Fahrervordruck zu Beginn des Lösevorgangs geringer ist als der erste Fahrervordruck beim Schließen der Feststellbremse. Sofern diese Differenz zu Beginn des Lösevorgangs der automatischen Feststellbremse unterhalb des Druckschwellwerts liegt bzw. der Fahrervordruck zu Beginn des Lösevorgangs höher ist als beim Schließen der Feststellbremse, der Differenzwert also sozusagen negativ ist, wird die Feststellbremse ohne hydraulische Unterstützung geöffnet (S5). Sofern die Differenz zu Beginn des Lösevorgangs der automatischen Feststellbremse oberhalb des Druckschwellwerts liegt, erfolgt eine hydraulische Unterstützung über eine entsprechende Rückförderpumpe (nicht gezeigt) der Hydraulikeinheit (nicht gezeigt), um die Spindel 4 mechanisch zu entlasten.
• Die hydraulische Unterstützung beim Lösen lässt sich dabei vorzugsweise adaptiv, insbesondere abhängig von der ermittelten Differenz zwischen den beiden gemessenen Fahrervordrücken, einstellen. Es kann beispielsweise eine hydraulische Druckunterstützung in Höhe der ermittelten Druckdifferenz erfolgen. Der hydraulische Unterstützungsdruck im Innenraum beim Lösen kann jedoch auch adaptiv abhängig von der Differenz zwischen der ermittelten Differenz zwischen dem ersten Fahrervordruck und dem zweiten Fahrervordruck, und dem Druckschwellwert erfolgen. Durch den Sicherheitsaufschlag wird gewährleistet, dass die Höhe des Unterstützungsdrucks nicht lediglich derart gewählt wird, dass letztlich ein Druckunterschied in der Höhe des Druckschwellwerts bestehen bleibt, sondern ein kleinerer Druckunterschied gegeben ist. Hierdurch wird ein Verklemmen der Spindel 4 sicher verhindert.

In dem Extremfall, dass ein sehr hoher erster Fahrervordruck beim Betätigen der Feststellbremse aufgebracht wurde, wobei der zweite Fahrervordruck vor dem Lösevorgang der Feststellbremse dann auf Null reduziert wurde, der Innenraum 23 des Bremssattelgehäuses 2 also im Wesentlichen drucklos ist, wirken über den Bremskolben 3 und die Spindelmutter 5 große Längskräfte (in 1 durch den Pfeil von rechts nach links angedeutet) auf die Spindel 4, wodurch diese, wie in 1 gezeigt elastisch verformt wird.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird bei Bedarf im Innenraum 23 über die Hydraulikleitung 24 bzw. das ESP-Hydroaggregat ein hydraulischer Unterstützungsdruck aufgebaut, der den Bremskolben 3 in Richtung der Bremsscheibe 7 drückt und so die Spindelmutter 5 bzw. die Spindel 4 entlastet. Die so erzeugten hydraulischen Kräfte (in 2 durch die drei Pfeile von links nach rechts angedeutet) wirken den oben genannten Längskräfte entgegen oder heben diese auf. Die Feststellbremse kann so mit einer minimierten elastischen Verformung der Spindel 5 gelöst werden.
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur

DE 102004046871 A1 [0002]
DE 102011004763 A1 [0003]

Claims

Verfahren zum Betätigen einer Feststellbremse mit einer Bremsvorrichtung (1), die ein Bremssattelgehäuse (2) mit einem Innenraum (23) zur Aufnahme eines Fluids, einen Bremskolben (3), eine Spindel (4) und eine Spindelmutter (5) aufweist, wobei das Verfahren die folgenden Schritte aufweist: Ermitteln eines hydraulischen ersten Fahrervordrucks im Innenraum (23) bei einem mechanischen Zuspannvorgang der Feststellbremse; Vergleichen des ersten Fahrervordrucks mit einem ersten vorbestimmten Druckschwellwert mittels einer Steuervorrichtung; Aufbauen eines hydraulischen Unterstützungsdrucks im Innenraum (23) zur Entlastung der Spindel (4), sofern der erste Fahrervordruck oberhalb des ersten Druckschwellwerts liegt.
Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren den folgenden weiteren Schritt aufweist: Ermitteln eines hydraulischen zweiten Fahrervordrucks im Innenraum (23) zu Beginn eines Lösevorgangs der Feststellbremse, wobei der hydraulische Unterstützungsdruck im Innenraum (23) zur Entlastung der Spindel (4) nur aufgebaut wird, sofern die Differenz zwischen dem ersten Fahrervordruck und dem zweiten Fahrervordruck größer ist als ein zweiter Druckschwellwert.
Verfahren gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Druckschwellwert dem ersten Druckschwellwert entspricht oder zumindest im Wesentlichen entspricht.
Verfahren gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der hydraulische Unterstützungsdruck im Innenraum (23) beim Lösen adaptiv abhängig von der ermittelten Differenz zwischen dem ersten Fahrervordruck und dem zweiten Fahrervordruck erfolgt.
Verfahren gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der hydraulische Unterstützungsdruck im Innenraum (23) beim Lösen adaptiv abhängig von der Differenz zwischen der ermittelten Differenz zwischen dem ersten Fahrervordruck und dem zweiten Fahrervordruck, und dem zweiten Druckschwellwert erfolgt.
Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die hydraulische Druckunterstützung im Innenraum (23) für den folgenden Lösevorgang freigegeben wird, sofern der erste Fahrervordruck über dem ersten Druckschwellwert liegt.
Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Fahrervordruck bei dem mechanischen Zuspannvorgang der Feststellbremse gemessen und mittels einer Speichervorrichtung gespeichert wird.
Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der vorbestimmte Druckschwellwert aus charakteristischen Größen, wie dem Durchmesser des Bremskolbens (3), der Steifigkeit des Bremssattelgehäuses (2) und der Spindel (4) der Feststellbremse sowie einem Sicherheitsaufschlag berechnet wird.
Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Fahrervordruck und der zweite Fahrervordruck analog durch mindestens einen Drucksensor ermittelt werden.
Bremsvorrichtung (1) für eine automatische Feststellbremse, die aufweist: ein Bremssattelgehäuse (2) mit einem Innenraum (23) zur Aufnahme eines Fluids; einen Bremskolben (3), der in dem Bremssattelgehäuse (2) entlang einer Achse axial verschiebbar angeordnet ist; eine Spindel (4), die in dem Bremskolben (3) aufgenommen ist; und eine Spindelmutter (5), die in dem Bremskolben (3) aufgenommen ist und derart mit der Spindel (4) zusammenwirkt, dass sich die Spindelmutter (5) durch Drehen der Spindel (4) axial entlang der Achse verschiebt, wobei die Spindelmutter (5) mit dem Bremskolben (3) in Kontakt bringbar ist, wodurch der Bremskolben (3) entlang der Achse axial verschiebbar ist, um mit einer Bremsscheibe (7) zusammenzuwirken, wobei die Bremsvorrichtung durch ein Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche betrieben ist.
Steuergerät zur Durchführung des Verfahrens gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9.