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Die Erfindung betrifft latentreaktive Klebeprodukte, enthaltend zumindest eine Schicht eines latentreaktiven Klebefilms, der eine thermoplastische Komponente, die funktionelle Gruppen enthält, die mit Isocyanat reagieren können, und eine Isocyanat-haltige Komponente, die partikulär in die thermoplastische Komponente eindispergiert vorliegt und blockiert, mikroverkapselt oder im Bereich der Partikeloberfläche im Wesentlichen desaktiviert ist, und zumindest einen temporären Träger (Liner) zur Herstellung von Stanzlingen. Die Erfindung betrifft zudem aus diesen latentreaktiven Klebeprodukten hergestellte latentreaktive Klebfolienstanzlinge.
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In modernen Geräten der Consumer-Elektronik müssen oftmals verschiedene Bauteile zum Teil mit nur sehr geringen Stegbreiten miteinander verklebt werden. Die Verklebungsstärken von Haftklebebändern reichen dabei oft nicht aus, so dass in diesen Fällen häufig auf reaktive Flüssigkleber zurückgegriffen wird. Die Verwendung von Flüssigklebern ist jedoch mit einigen Nachteilen verbunden, da sie mit erheblichen Geruchsbelastungen verknüpft ist. Außerdem sind Flüssigkleber schwer zu handhaben. Daher werden Klebesysteme gesucht, die einen geringen Dampfdruck aufweisen und für eine sauberere Verarbeitung in flächiger Form zur Verfügung stehen. Dazu bieten sich hitzeaktivierbare Folien an. Da auch thermosensitive Substrate miteinander verklebt werden sollen, besteht der Bedarf, hitzeaktivierbare Folien anzubieten, die schon bei sehr geringen Temperaturen (T < 120 °C oder sogar < 100 °C) verarbeitet werden können. Beispiele für besonders thermosensitive Substrate, die Verarbeitungstemperaturen unterhalb 100 °C erfordern, sind anodisiertes (eloxiertes) Aluminium, verschiedene Kunststoffe und einige oberflächenmodifizierte Bauteile.
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Sehr gut geeignet hierfür sind Klebeprodukte mit mindestens einer Schicht eines latentreaktiven Klebefilms, der eine thermoplastische Komponente, die funktionelle Gruppen enthält, die mit Isocyanat reagieren können, und eine Isocyanat-haltige Komponente, die partikulär in die thermoplastische Komponente eindispergiert vorliegt und blockiert (siehe z. B.
B. Müller, W. Rath, Formulierung von Kleb- und Dichtstoffen, 2. Aufl., 2009, Vinzentz Network, Hannover, S. 141–144 als technologisches Anschauungsmaterial), mikroverkapselt (siehe z. B.
US 4,483,744 und
J. -M. Pernot, B. Pouyet, H. Brun, S. Briancon in Microspheres, Microcapsules & Liposomes, Vol. 1, R. Arshady (Hrsg.), Citus Books, London, S. 441–456 als technologisches Anschauungsmaterial) oder im Bereich der Partikeloberfläche im Wesentlichen desaktiviert (siehe z. B.
WO 99/29755 als technologisches Anschauungsmaterial) ist, enthält und aus wässriger Dispersion erzeugt wird.
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Bei Anwendungen in der Elektronikindustrie kommen hauptsächlich Klebefolien in gestanzter Form zum Einsatz. Die Klebefolien oder -bänder müssen daher in Form von Stanzlingen bereitgestellt werden können. Es besteht daher die Aufgabe, nicht nur ein Klebemittel zur Verfügung zu stellen, dass durch eine der jeweiligen Anwendung entsprechenden Klebeleistung charakterisiert ist, sondern die sich auch zu Stanzlingen verarbeiten lassen. Es zeigt sich, dass die Stanzbarkeit latentreaktiver Klebeprodukte, die aus wässriger Dispersion erzeugt werden, enthaltend zumindest eine Schicht eines latentreaktiven Klebefilms, der eine thermoplastische Komponente, die funktionelle Gruppen enthält, die mit Isocyanat reagieren können, und eine Isocyanat-haltige Komponente, die partikulär in die thermoplastische Komponente eindispergiert vorliegt und blockiert, mikroverkapselt oder im Bereich der Partikeloberfläche im Wesentlichen desaktiviert ist, enthält, nicht trivial ist. So gelingt ein Kiss-Cut-Stanzverfahren (siehe z. B.
US 4,405,401 für die Beschreibung eines beispielhaften Kiss-Cut-Stanzverfahrens) für latentreaktive Klebeprodukte, enthaltend zumindest eine Schicht eines latentreaktiven Klebefilms, der eine thermoplastische Komponente, die funktionelle Gruppen enthält, die mit Isocyanat reagieren können, und eine Isocyanat-haltige Komponente, die partikulär in die thermoplastische Komponente eindispergiert vorliegt und blockiert, mikroverkapselt oder im Bereich der Partikeloberfläche im Wesentlichen desaktiviert ist, enthält, im Rotationsverfahren mit gängigen Trennpapieren höchstens in ungenügendem Maße. Erschwerend kommt hinzu, dass Stanzlinge mit aufgrund immer kleiner werdender Bauteildimensionen sehr geringen Stegbreiten benötigt werden. Es kann sich dabei um Stanzlinge mit einer Stegbreite in zumindest einem Abschnitt des Stanzlings von höchstens 2 mm, höchstens 1 mm, höchstens 0,8 mm oder sogar um etwa 0,5 mm handeln.
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Die Heißverpressung von hitzeaktivierbaren Folienstanzlingen ist inzwischen etablierte Praxis und z. B. aus der Verklebung von Chipmodulen in Chipkarten bekannt. Die Heißverklebung von Handygehäusen aus Polycarbonat mit einem Aluminium-Dekorstück ist in
DE 10 2005 035 905 A1 der Anmelderin beschrieben. Hier kommen Verpresstemperaturen von 180 °C zum Einsatz. Als temporäre Träger werden Folien und mit einer Trennschicht versehene Folien und Trennpapiere mit Silikontrennlack oder Fluorierung genannt, ohne genauer die Eigenschaften der temporären Träger zu quantifizieren oder eine Korrelation mit der Stanzbarkeit zu machen.
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DE 10 2009 006 935 A1 der Anmelderin beschreibt hitzeaktivierbare Folien enthaltend einen Vliesträger zur Verklebung von Metallen und Kunststoffen. Es werden thermoplastische Polyurethane genannt, nicht jedoch explizit solche, die aus wässriger Dispersion erhalten werden. Als temporäre Träger werden silikonisierte Trennpapiere genannt, ohne genauer die Eigenschaften der temporären Träger zu quantifizieren oder eine Korrelation mit der Stanzbarkeit zu machen.
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WO 93/25599 A1 (Thomas Abend) offenbart Formulierungen für latentreaktive Polyurethan-Systeme, die desaktivierte Polyisocyanate, die bei Temperaturen oberhalb 55 °C Reaktivität aufweisen, und Polymere enthalten, die bei Temperaturen oberhalb 40 °C schmelzbar sind und mit Isocyanat reagieren können. Diese Formulierungen können auf Substrate beschichtet werden, die dann verklebt werden können. Als temporäre Träger sind Materialien mit nichthaftender oder adhäsiver Oberfläche genannt und Materialien, deren Oberfläche mit einem Trennmittel versehen ist, ohne genauer die Eigenschaften der temporären Träger zu quantifizieren oder eine Korrelation mit der Stanzbarkeit zu machen.
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DE 10 2010 013 145 A1 (Lohmann) beschreibt Klebemassen, die hitzeaktivierbar und latentreaktiv sind. Bei Raumtemperatur weisen sie leichte Haftklebrigkeit auf und nach einer ersten Erwärmung und Abkühlung noch für eine gewisse Zeit Klebrigkeit. Bevorzugt basieren diese Klebemassen auf Polyurethanen. Als temporäre Träger werden Papier und Folie genannt, ohne genauer die Eigenschaften der temporären Träger zu quantifizieren oder eine Korrelation mit der Stanzbarkeit zu machen.
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Die
WO 99/29755 (Thomas Abend) beschreibt reaktive Polyurethan-Klebesysteme auf Basis wässriger Polyurethan-Dispersionen. In die Matrix eines thermoplastischen Polyurethans, das noch funktionelle Gruppen für eine Reaktion mit Isocyanaten trägt, sind Polyisocyanat-Partikel, die an ihrer Oberfläche desaktiviert sind, eindispergiert. Bei einer ersten Temperatur schmilzt das thermoplastische Polyurethan. Bei einer Temperatur darüber löst sich die desaktivierte Partikeloberfläche auf und die Isocyanatgruppen können mit den funktionellen Gruppen des thermoplastischen Polyurethans reagieren. Als mögliche temporäre Träger werden nichthaftende Träger und Trennpapiere genannt, ohne genauer die Eigenschaften der temporären Träger zu quantifizieren oder eine Korrelation mit der Stanzbarkeit zu machen.
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US 4,405,401 (Ted Stahl) beschreibt Etiketten bestehend aus einem Etikettenmaterial auf einem Träger, der eine trennend wirkende Oberfläche enthält. Als Klebeschicht kommt ein thermoplastischer Film zum Einsatz. Die Etiketten werden aus dem Vormaterial durch ein Kiss-Cut-Stanzverfahren hergestellt, bei dem das Klebeprodukt gestanzt wird, der Träger hingegen intakt bleibt. Der temporäre Träger kann ein Papierträger sein. Die Art der trennend wirkenden Oberfläche wird nicht spezifiziert. Übliche Papierliner tragen jedoch Silikonschichten. Das Etikettenvormaterial wird erzeugt durch Hotmeltbeschichtung des thermoplastischen Klebefilms auf den temporären Träger. Temporäre Träger mit speziellen Eigenschaften und insbesondere Folienliner mit speziellen Eigenschaften werden nicht genannt. Hotmeltauftrag auf den temporären Liner erscheint für thermoplastische (nicht reaktive) Adhäsive realisierbar, jedoch schwierig für thermisch reaktive Klebesysteme, insbesondere wenn die Aktivierungstemperatur (d. h. die Temperatur, bei der die Reaktion einsetzt) niedrig ist.
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Gesucht sind daher latentreaktive Klebfolienstanzlinge, die auch geringe Stegbreiten aufweisen können und die zumindest eine Schicht eines latentreaktiven Klebefilms, der eine thermoplastische Komponente, die funktionelle Gruppen enthält, die mit Isocyanat reagieren können, und eine Isocyanat-haltige Komponente, die partikulär in die thermoplastische Komponente eindispergiert vorliegt und die blockiert, mikroverkapselt oder im Bereich der Partikeloberfläche im Wesentlichen desaktiviert ist, enthält und aus wässriger Dispersion beschichtbar ist und latentreaktive Klebeprodukte, die auf Grund ihrer verbesserten Stanzbarkeit die Herstellung solcher Stanzlinge erlauben.
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Erfindungsgemäß wurde erkannt, dass die Wahl eines geeigneten temporären Trägers für das Stanzverhalten latentreaktiver Klebefilme von zentraler Bedeutung ist. Überraschenderweise wurde gefunden, dass latentreaktive Klebeprodukte mit
- (a) mindestens einer Schicht eines latentreaktiven Klebefilms A, der eine thermoplastische Komponente, die eine Schmelztemperatur (als getrockneter Film) T(Schmelz) mit 35°C ≤ T(Schmelz) ≤ 90°C aufweist und funktionelle Gruppen enthält, die mit Isocyanat reagieren können, und eine Isocyanat-haltige Komponente, die partikulär, insbesondere feinteilig partikulär, in die thermoplastische Komponente eindispergiert vorliegt und blockiert, mikroverkapselt oder im Bereich der Partikeloberfläche im Wesentlichen desaktiviert ist, wobei die Partikel eine Anspringtemperatur T(Anspring) von 40°C ≤ T(Anspring) ≤ 120°C aufweisen, enthält, die aus wässriger Dispersion beschichtet ist und die bei Raumtemperatur nicht haftklebrig ist, mit einer Oberfläche a und
- (b) mindestens einem temporären Träger B mit
I) einer Oberfläche b, die einer Oberfläche a des Klebefilms A zugewandt ist, mit einer Abzugskraft zwischen der Oberfläche a des Klebefilms A und der Oberfläche b des temporären Trägers B von mindestens 1,5 cN/cm und
II) einer maximalen Dehnung von mindestens 50 % und/oder einer Reißfestigkeit von mindestens 75 MPa
eine verbesserte Stanzbarkeit aufweisen. Die erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebeprodukte eignen sich u. a. zur Herstellung latentreaktiver Klebfolienstanzlinge mit einer Stegbreite in zumindest einem Abschnitt des Stanzlings von höchstens 2 mm, höchstens 1 mm, höchstens 0,8 mm oder sogar um etwa 0,5 mm.
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Im Sinne dieser Beschreibung ist T(Schmelz) die Schmelztemperatur der thermoplastischen Komponente und T(Anspring) die Temperatur, bei der die Isocyanat-Gruppen der in die thermoplastische Komponente eindispergierten Partikel in die Lage versetzt werden, mit den funktionellen Gruppen des thermoplastischen Polyurethans zu reagieren (z. B. weil sie sich in der Matrix mit dem thermoplastischen Polyurethan verteilen). Im Falle blockierter Isocyanatgruppen ist unter T(Anspring) die Deblockierungstemperatur zu verstehen, im Falle einer Mikroverkapselung der Release von Isocyanat aus den Mikrokapseln (z. B. durch Schmelzen der Mikrokapselhülle) und im Falle der im Bereich der Oberfläche der Isocyanatpartikel desaktivierter Isocyanate ein Aufschmelzen der Isocyanatpartikel. Im Sinne dieser Erfindung sind alle nach dem Stand der Technik bekannten blockierten, mikroverkapselten bzw. im Bereich der Partikeloberfläche desaktivierten Isocyanat-haltigen Systeme denkbar, die die Angaben zu T(Anspring) erfüllen und in Wasser dispergierbar sind.
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Die Bestimmung von Schmelztemperaturen erfolgt mittels differentieller Scanning Kalorimetrie (DDK, DSC) nach DIN 53765-B-10 (1994). Die Bestimmung von T(Anspring) erfolgt ebenfalls mittels differentieller Scanning Kalorimetrie (DDK, DSC). Dabei wird das exotherme Signal im Thermogramm der ersten Aufheizkurve bei einer Heizrate von 10 K/min ausgewertet, das der Reaktion der Isocyanatgruppen entspricht, ausgewertet. Als T(Anspring) wird die Onset-Temperatur dieses Signals verwendet.
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Die Abzugskraft ist ein Maß für die Stärke der Verbindung zwischen zwei Schichten (hier der Oberfläche der latentreaktiven Klebeschicht und der Oberfläche des temporären Trägers). Die Bestimmung der Abzugskraft erfolgt nach dem unten angegebenen Test A.
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Bei zu geringen Abzugskräften besteht die Gefahr, dass der Stanzling im Kiss-Cut-Stanzverfahren nicht ausreichend auf dem temporären Träger verankert ist und bei Kontakt mit dem Stanzwerkzeug in diesem verbleibt oder beim Abzug des Gitternetzes gemeinsam mit diesem ausgedeckt wird. Aus Haftklebeprodukten einschlägig bekannte Trennliner mit einer Silikontrennschicht sind für vorliegende latentreaktive Schichten ungeeignet, da ihre Abzugskräfte für erfindungsgemäße latentreaktive Klebefilme zu gering sind. Bei zu hohen Abzugskräften besteht die Gefahr, dass sich das Gitternetz nach dem Stanzprozess nicht einwandfrei aus- bzw. entgittern und vor allem nicht einwandfrei ablösen lässt. Das Stanzergebnis ist in beiden Fällen ungenügend und es werden keine latentreaktiven Klebfolienstanzlinge von weiterverarbeitbarer Qualität erhalten. Die Einstellung der Abzugskraft ist für das vorliegende latentreaktive Klebesystem besonders schwierig, da das Klebesystem nicht haftklebrig ist. Liegt die Abzugskraft aber im erfindungsgemäßen Bereich, so können latentreaktive Klebfolienstanzlinge in weiterverarbeitbarer Qualität erhalten werden.
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Es hat sich gezeigt, dass die Abzugskraft (nach Test A) mindestens 1,5 cN/cm betragen muss. Vorzugsweise beträgt die Abzugskraft mindestens 2 cN/cm. Auch nach oben sind Grenzen gesetzt. So ist es vorzuziehen, dass die Abzugskraft höchstens 25 cN/cm beträgt, wobei 20 cN/cm besonders bevorzugt sind.
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Je nach Auslegung des Stanzwerkzeugs wählt man innerhalb des erfindungsgemäßen Abzugskraftbereichs einen besonders geeigneten Wertebereich aus. Ein spezifisches Beispiel für eine vorteilhafte Abzugskraft bei Auswahl eines Stanzwerkzeugs, das mit Moosgummi belegt ist, liegt um 3 cN/cm oder höher, jedenfalls bei mindestens 1,5 cN/cm aber bevorzugt bei höchstens 25 cN/cm. Kommt ein Stanzwerkzeug zum Einsatz, das nicht mit Moosgummi belegt ist, dann wählt man eher höhere Abzugskräfte. Ein spezifisches Beispiel hierfür sind etwa 6 cN/cm oder höher, jedenfalls mindestens 1,5 cN/cm und bevorzugt höchstens 25 cN/cm.
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Allein die Erfüllung der spezifischen Anforderungen an die Abzugskraft ist jedoch nicht ausreichend, Klebfolienstanzlinge in der gewünschten Qualität herzustellen. Vielmehr hat sich gezeigt, dass auch die mechanischen Eigenschaften des temporären Trägers nicht frei wählbar sind, wenn ein zufriedenstellendes Stanzergebnis erreicht werden soll und latentreaktive Klebfolienstanzlinge insbesondere mit einer Stegbreite in zumindest einem Abschnitt des Stanzlings von höchstens 2 mm, höchstens 1 mm, höchstens 0,8 mm oder sogar um etwa 0,5 mm hergestellt werden sollen. Überraschend hat sich hier gezeigt, dass im Hinblick auf die mechanischen Eigenschaften des temporären Trägers auch für die maximale Dehnung und/oder die Reißfestigkeit bestimmte Anforderungen erfüllt sein müssen. Besonders bevorzugt sind solche temporären Träger, bei denen sowohl die maximale Dehnung wie auch die Reißfestigkeit die geforderten Bedingungen erfüllen. Die Bestimmung der maximalen Dehnung sowie der Reißfestigkeit erfolgt nach dem unten angegebenen Test B.
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Erfindungsgemäß beträgt die maximale Dehnung (nach Test B) mindestens 50 %, bevorzugt mindestens 75 % und vorzugsweise höchstens 200 %, sehr bevorzugt höchstens 150 %. Die Reißfestigkeit (nach Test B) liegt bei mindestens 75 MPa und bevorzugt bei mindestens 150 MPa. Liegen die maximale Dehnung und die Reißfestigkeit zu gering, bleibt die latentreaktive Klebeschicht intakt, der temporäre Träger wird im Bereich der Stanzmesser geschädigt oder sogar durchtrennt – ein bemerkenswertes aber unerwünschtes Ergebnis. Liegen die maximale Dehnung und die Reißfestigkeit jedoch im erfindungsgemäßen Bereich, wird die latentreaktive Klebeschicht gestanzt und der temporäre Träger bleibt im Wesentlichen unbeschädigt. Es wird so das gewünschte Resultat eines Kiss-Cut-Stanzverfahrens erhalten und es sind latentreaktive Klebfolienstanzlinge, insbesondere auch solche mit zumindest einem Abschnitt des Stanzlings von höchstens 2 mm, höchstens 1 mm, höchstens 0,8 mm oder sogar um etwa 0,5 mm, zugänglich.
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Die maximale Dehnung sollte aber nicht zu hoch liegen, damit die Handhabbarkeit und Prozessgängigkeit gewährleistet ist. Sie sollte daher höchstens 200 % betragen, bevorzugt höchstens 150 %.
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Latentreaktive Klebefilme A basieren vorzugsweise auf sogenannten 1K latentreaktivem Polyurethan, erhalten aus wässriger Polyurethan-Dispersion, bevorzugt Dispercoll U® der Fa. Bayer AG. Die latentreaktiven Klebefilme enthalten eine thermoplastische Komponente, die eine Schmelztemperatur, T(Schmelz), aufweist und funktionelle Gruppen enthält, die mit Isocyanat reagieren können, sowie eine Isocyanat-haltige Komponente, die partikulär, insbesondere feinteilig partikulär, in die thermoplastische Komponente eindispergiert vorliegt und im Bereich der Partikeloberfläche im Wesentlichen desaktiviert ist. Feinteilig partikulär bedeutet dabei mit einer Partikelgrößenverteilung mit d50 < 50 µm, wobei die Partikelgrößenverteilung vorzugsweise < 15 µm ist.
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Die Partikel weisen eine Anspringtemperatur, T(Anspring), auf, für die gilt T(Schmelz) ≤ T(Anspring). T(Schmelz) liegt zwischen 35 °C und 90 °C, bevorzugt zwischen 40 °C und 60 °C. T(Anspring) liegt zwischen 40 °C und 120 °C, bevorzugt unterhalb von 100 °C, ganz besonders bevorzugt unterhalb von 90 °C. Als Untergrenze ist 50 °C bevorzugt und 60 °C besonders bevorzugt. Die latentreaktiven Klebefilme sind bei Raumtemperatur nicht haftklebrig, so dass eine gute (Re-)Positionierbarkeit gewährleistet wird, bevor thermisch initiiert und der Aufbau der Klebfestigkeit der Verklebung gestartet wird.
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Besonders bevorzugt ist T(Schmelz) < T(Anspring), da so ein ungewolltes Auslösen der Vernetzungsreaktion bei der Herstellung des bahnförmigen Klebeprodukts sicher vermieden werden kann.
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Als thermoplastische Komponente kommen vorzugsweise solche Verbindungen zum Einsatz, die mit OH- und/oder NH2-Gruppen funktionalisiert sind. Sehr bevorzugt handelt es sich bei der thermoplastischen Komponente um zumindest ein semikristallines Polyesterpolyurethan.
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Der latentreaktive Klebefilm enthält dabei bevorzugt eine anionische, hochmolekulare Polyurethan-Dispersion als thermoplastische Komponente, die eine Schmelztemperatur (in getrockneter Form) T(Schmelz) mit 35°C ≤ T(Schmelz) ≤ 90°C, insbesondere 40°C ≤ T(Schmelz) ≤ 60°C, aufweist und funktionelle Gruppen enthält, die mit Isocyanat reagieren können, beispielweise in Form kommerziell erhältlicher Produkte aus der oben erwähnten Dispercoll U-Familie; wie Dispercoll U53, Dispercoll U54, Dispercoll U56, Dispercoll U 8755, Dispercoll U XP 2815, Dispercoll VP KA 8758, Dispercoll U XP 2682, Dispercoll U 2824 XP, Dispercoll U XP 2701, Dispercoll U XP 2702, Dispercoll U XP 2710 und/oder Dispercoll BL XP 2578 (Dispercoll ist eine eingetragene Marke der Bayer AG).
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Der latentreaktive Klebefilm enthält dabei zudem bevorzugt Toluylen-diisocyanat-Verbindungen (TDI-Verbindungen), wie Dispercoll BL XP 2514 (TDI-Dimer) und/oder Aqualink U (Dispersion von blockiertem TDI-Dimer) und/oder Isophoron-Diisocyanate (IPDI), wie Aqualink D (Dispersion von blockiertem IPDI-Trimer) als Isocyanat-haltige Komponente, die partikulär, insbesondere feinteilig partikulär, in die thermoplastische Komponente eindispergiert vorliegt und blockiert, mikroverkapselt oder im Bereich der Partikeloberfläche im Wesentlichen desaktiviert ist. Eingesetzt werden die Diisocyanate beispielsweise in Form der wässrigen Suspensionen des jeweiligen latent-reaktiven Feststoff-Isocyanats. Aqualink wird von der Fa. Aquaspersions angeboten. Insbesondere in Kombination mit anionischen, hochmolekularen Polyurethan-Dispersionen als thermoplastischer Komponente (wie die genannten Dispercoll U-Produkte) können die vorgenannten Diisocyanat-Produkte als Vernetzer-Komponente verwendet werden. Andere Isocyanate, auch monomere und oligomere Verbindungen sowie Polyisocyanate, sind einsetzbar.
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Der latentreaktive Klebefilm kann darüber hinaus weitere Formulierungsbestandteile enthalten. Dazu zählen Verdicker, Netzmittel, Entschäumer, Füllstoffe (z. B. thermisch leitende), Pigmente, Katalysatoren, Alterungsschutzmittel, Lichtschutzmittel und weitere Polymere zur Einstellung spezieller Klebeeigenschaften. Spezielle Klebeeigenschaften lassen sich beispielsweise durch Zumischen wässriger Dispersionen amorpher Polymere (z. B. Polyetherurethane oder Polyacrylate) und/oder durch Zumischen wässriger Harzdispersionen (insbesondere basierend auf Kolophoniumestern) oder flüssiger Harze einstellen.
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Bei den erfindungsgemäßen nicht haftklebrigen latentreaktiven Klebeprodukten handelt es sich um doppelseitig klebende Produkte, bei denen eine Oberfläche mit einem temporären Träger abgedeckt ist. Es können auch beide Oberflächen mit einem temporären Träger abgedeckt sein; überwiegend ist jedoch nur eine Seite mit einem temporären Träger abgedeckt. Solche Produkte enthaltend zumindest einen latentreaktiven Klebefilm A kommen im einfachsten Fall in einschichtiger Form zum Einsatz, aufgebracht auf ein wieder ablösbares „temporäres“ Trägermaterial B (Liner). Der latentreaktive Klebefilm A wird bevorzugt auf Oberfläche b des temporären Trägers B beschichtet, so dass Oberfläche a des latentreaktiven Klebefilms mit Oberfläche b des temporären Trägers in Kontakt kommt. Der Trocknungsprozess der wässrigen Dispersion führt zu einer Benetzung des latenteaktiven Klebefilms auf der Oberfläche b des temporären Trägers. Als temporäres Trägermaterial bieten sich alle Schichtkörper an, die insbesondere bahnförmig und in Ballen- oder Rollenform zur Verfügung stehen und die eine Abzugskraft (nach Test A) zwischen (getrocknetem) Klebefilm A und temporärem Träger B von mindestens 1,5 cN/cm, bevorzugt von mindestens 2,0 cN/cm und bevorzugt von höchstens 25 cN/cm, sehr bevorzugt von höchstens 20 cN/cm und eine maximale Dehnung (nach Test B) zwischen mindestens 50 % und bevorzugt höchstens 200 %, bevorzugt zwischen mindestens 75 % und sehr bevorzugt höchstens 150 % und/oder eine Reißfestigkeit (nach Test B) von mindestens 75 MPa und bevorzugt von mindestens 150 MPa aufweisen.
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Der temporäre Träger kann einschichtig ausgebildet sein. In diesem Fall muss die eine Schicht alle Voraussetzungen des temporären Trägers erfüllen, d.h. ihre dem Klebefilm A zugewandte Oberfläche b muss zum einen eine Abzugskraft zwischen Oberfläche a des Klebefilms A und Oberfläche b des temporären Trägers B von mindestens 1,5 cN/cm und zum anderen muss die Schicht eine maximale Dehnung von mindestens 50 % und/oder eine Reißfestigkeit von mindestens 75 MPa aufweisen.
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Ebenso kann der temporäre Träger mehrschichtig aufgebaut sein. In diesem Fall können die erfindungsgemäß erforderlichen Voraussetzungen auch durch mehrere Schichten verwirklicht werden. Die erforderliche Abzugskraft ist immer durch diejenige Schicht zu gewährleisten, deren Oberfläche b der Oberfläche a des Klebefilms A zugewandt ist. Maximale Dehnung und/oder Reißfestigkeit hingegen können dem temporären Träger auch durch eine weitere Schicht verliehen werden.
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Vorzugsweise enthält der temporäre Träger B zumindest eine Lage einer kunststoffbasierten Folie.
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Als Folienmaterial für die zumindest eine Lage einer Folie kommen Kunststofffolien zum Einsatz, die eine maximale Dehnung (nach Test B) zwischen mindestens 50 % und bevorzugt höchstens 200 %, bevorzugt zwischen mindestens 75 % und sehr bevorzugt höchstens 150 % und eine Reißfestigkeit (nach Test B) von mindestens 75 MPa und bevorzugt von mindestens 150 MPa aufweisen. Als Folienmaterialien bieten sich insbesondere Polyesterfolien und hier besonders bevorzugt Folien auf Basis von Polyethylenterephthalat (PET) an. Polyesterfolien sind bevorzugt biaxial verstreckt. Weiterhin sind Folien aus Polyolefinen, insbesondere aus Polybuten, Cyclo-Olefin-Copolymer, Polymethylpenten, Polypropylen oder Polyethylen, zum Beispiel aus monoaxial verstrecktem Polypropylen, biaxial verstrecktem Polypropylen oder biaxial verstrecktem Polyethylen denkbar. Diese Aufzählung soll Beispiele aufzeigen, dem Fachmann sind weitere Systeme bekannt, die dem Gedanken der vorliegenden Erfindung entsprechen.
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Besonders geeignet als Schicht, deren Oberfläche b der Oberfläche a des Klebefilms A zugewandt ist, sind eine Polyolefinschicht, hier insbesondere eine Polyethylenschicht, oder eine Polyesterschicht, hier insbesondere eine PET-Schicht. Im Falle einer Polyesterschicht ist es möglich, den temporären Träger einschichtig auszubilden (vgl. 1), da die Polyesterschicht sämtliche erfindungsgemäßen Anforderungen an den temporären Träger erfüllt. Kommt eine Polyolefinschicht als Schicht mit Oberfläche b zum Einsatz, ist mindestens eine weitere Schicht im temporären Träger erforderlich, sofern die Polyolefinschicht nicht die Anforderungen an maximale Dehnung und/oder Reißfestigkeit erfüllt. Eine Polyolefinschicht als Schicht mit Oberfläche b kann trotzdem insofern bevorzugt sein, weil sich über eine Polyolefinschicht die Trenneigenschaften besser steuern lassen als im Falle einer Polyesterschicht. Eine Polyolefinschicht bietet ein größeres Spektrum an Vorbehandlungsmöglichkeiten.
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Folien sind bevorzugt frei von partikulären Antiblockmitteln, vor allem im Bereich der Oberfläche b.
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Bevorzugt weist der temporäre Träger nur diese zumindest eine Folienlage auf (siehe für ein Beispiel 1). Der zumindest einen Folienlage im temporären Träger B können aber mehrere weitere Lagen verschiedener Folien und/oder Papiere zugeordnet sein, insbesondere eine weitere Lage einer Folie oder eines Papiers und/oder eine Beschichtung. Das Papier oder die zweite Folienlage kann mittels eines Kaschierklebers mit der ersten Folienlage verbunden sein (siehe für ein Beispiel 2). Hier sind sämtliche Kaschierkleber des Stands der Technik denkbar, etwa Heiß- oder Kaltsiegelkleber, Haftkleber oder Flüssigkleber.
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Eine Papierlage oder eine zweite Folienlage kann auch nur auf die zumindest eine Lage einer Folie aufgelegt sein, sie ist dann nicht stoffschlüssig mit ihr verbunden (siehe für ein Beispiel 3).
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Der temporäre Träger B weist eine Oberfläche b auf, mit der eine Oberfläche a der Schicht des latentreaktiven Klebefilms A in Kontakt kommt. Diese Oberfläche b kann physikalisch und/oder chemisch behandelt sein, so dass die Abzugskraft im gewünschten Bereich liegt.
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So kann die Oberfläche b einer chemischen Vorbehandlung durch Beschichtung, Bedruckung, Bedampfung oder Besprühung unterzogen sein und zwar voll- oder teilflächig. Dabei kann es sich um Polyolefin basierende Oberflächen handeln (siehe für ein Beispiel 2). Polyolefin basierende Oberflächen können sowohl aus thermoplastischen, nicht elastischen als auch aus elastischen Materialien bestehen. Zum Beispiel können derartige Oberflächen auf Polyethylen basieren. Dafür sind Polyethylene im gesamten realisierbaren Dichtebereich von circa 0,86 g/cm3 bis 1 g/cm3 nutzbar. Bevorzugt werden Polyethylene höherer Dichte. 4 zeigt einen ein Beispiel für einen erfindungsgemäßen Aufbau einer solchen Variante eines temporären Trägers mit einer Kunststofffolie und einer auf Polyolefin basierenden Beschichtung.
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Chemische Vorbehandlungsschichten mit elastischen Eigenschaften können gleichfalls aus olefinhaltigen Elastomeren bestehen. Beispiele umfassen sowohl statistische Copolymere als auch Blockcopolymere. Von den Blockcopolymeren seien beispielhaft, Ethylen-Blockcopolymere, Styrol-Isobutylen-Blockcopolymere sowie teilweise und vollständig hydrierte Styrol-Dien-Blockcopolymere wie zum Beispiel Styrol-Ethylen/Butylen- und Styrol-Ethylen/Propylen-Blockcopolymere genannt. Von den statistischen Copolymeren sein beispielhaft Ethylen-Propylen-Kautschuke, Butylkautschuk und Polyisobutylen genannt.
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Es sind auch Carbamat-Lacke als chemische Vorbehandlung für die Oberfläche b denkbar. Siehe zu Carbamat-Lacken z. B. D. J. Kinning, J. Adhesion, 1997, 60, 249–274.
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Die Beschichtung für die chemische Vorbehandlung kann direkt mittels eines Streichbalkens aus Lösung, Emulsion oder Dispersion aufgebracht werden. Das verwendete Löse-, Emulsions- beziehungsweise Dispergiermittel kann in diesem Fall anschließend in einem handelsüblichen Trockner verdampft werden. Ebenso ist eine lösungsmittelfreie Beschichtung mittels einer Düsen- oder Walzenbeschichtungsanlage geeignet.
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Als Druckverfahren eignen sich nach dem Stand der Technik Hoch-, Tief- und Siebdruckverfahren. Bevorzugt werden hier rotative Druckverfahren angewendet. Ferner können Beschichtungen auch durch Aufsprühen aufgebracht werden. Dies kann im rotativen Sprühverfahren geschehen, gegebenenfalls auch elektrostatisch.
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Silkonhaltige Trennlacke wie sie von Trennlinern von Haftklebebändern bekannt sind, sind im Sinne der vorliegenden Erfindung nicht geeignet, da die Abzugskräfte für erfindungsgemäße aus wässriger Dispersion erzeugte latentreaktive Klebeschichten zu niedrig liegen, selbst wenn mit hohen Anteilen an Controlled Release Agent (CRA) gearbeitet wird.
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Geeignet sind jedoch temporäre Träger, deren Oberfläche b vollflächig oder teilflächig eine haftklebrige Schicht aufweist (5). Haftklebeschichten, insbesondere solche, die reversibel eingestellt sind, und bevorzugt hochvernetzte, nach dem Stand der Technik können ausgewählt werden. Die Haftklebemasse weist eine Klebkraft auf Stahl (nach Test D) von höchstens 0,6 N/cm, bevorzugt von höchstens 0,4 N/cm, sehr bevorzugt von höchstens 0,25 N/cm auf. Besonders geeignete Haftklebesysteme sind Silikon-basierend, Polyolefin-basierend (insbesondere Polybutylen oder Polyisobutylen), Styrol-Blockcopolymer-basierend (insbesondere SEBS- oder SEPS-basierend), Poly(meth)acrylat-basierend, Acrylat-Blockcopolymer-basierend, Ethylen-Vinylacetat-basierend oder Polyurethan-basierend.
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Die Oberfläche b kann physikalisch vorbehandelt sein und zwar in Kombination mit einer chemischen Vorbehandlung oder auch ohne chemische Vorbehandlung. Hier sind Corona-, Flammen und Plasmavorbehandlung als Verfahren zu nennen. Eine Aktivierung der Oberfläche b führt üblicherweise zu einer Erhöhung der Abzugskraft. Um ein gewünschtes Ergebnis der Abzugskraft zu erreichen, kann dem physikalischen Prozess ein Prozessgas zugeführt werden (z. B. Stickstoff oder Edelgas). Polyolefine lassen sich beispielsweise vorzüglich mittels Corona vorbehandeln. Im Sinne dieser Erfindung wird, sofern es zum Einsatz kommt, Polyethylen oder Polypropylen so vorbehandelt, dass eine Oberflächenenergie zwischen 35 mJ/m2 und 45 mJ/m2, bevorzugt um 40 mJ/m2 vorliegt. Bei Polyethylen wählt man zu diesem Zweck vorteilhaft eine Corona von nicht mehr als 5 W min / m2. Bei Polypropylen wählt man zu diesem Zweck vorzugsweise eine Corona von nicht mehr als 10 W min / m2.
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Der temporäre Träger B weist vorteilhaft eine Dicke von 20 µm bis 500 µm, bevorzugt zwischen 30 µm und 200 µm auf. Spezifische Beispieldicken sind etwa 50 µm, etwa 75 µm, etwa 100 µm, etwa 125 µm.
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Latentreaktive Klebeprodukte enthaltend zumindest einen latentreaktiven Klebefilm können zudem ein weiteres Trägermaterial enthalten, das auch nach Verklebung im Produkt verbleibt (Permanentträger). Hierzu bieten sich ebenfalls Folien und Papiere aber auch Gelege, Gewebe und Gewirke an. Die Oberflächen dieser Trägermaterialien können jeweils unabhängig voneinander chemisch (Primer, Plasma) und/oder physikalisch (Corona, Flamme, Plasma) so vorbehandelt sein, dass eine besonders gute Verankerung des latentreaktiven Klebefilms auf dem Trägermaterial erreicht werden kann. Vliese werden bevorzugt. Eine Lage eines Permanentträgers reduziert eine etwaige Neigung des Klebefilms, im geschmolzenen Zustand unter Verpressbedingungen seitlich aus der Verklebungsfuge ausgequetscht zu werden (siehe hierzu
DE 10 2009 006 935 A1 ).
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Als Trägervlies werden in diesem bevorzugten Fall Flächengebilde aus einzelnen Fasern eingesetzt. Dabei können alle nach der Norm DIN EN 29092 definierten Vliese eingesetzt werden. Das Vlies besteht aus lose zusammengelegten Fasern, welche noch nicht miteinander verbunden sind. Die Festigkeit resultiert aus der Faser-eigenen Haftung. Man differenziert auch zwischen verfestigten und nicht-verfestigten Vliesen. Die Fasern sind statistisch verteilt. Die Vliese lassen sich nach den Fasermaterialien differenzieren. Als Fasermaterialien können mineralische Fasern, wie z.B. Glas, Mineralwolle oder Basalt, tierische Fasern, wie z.B. Seide oder Wolle, pflanzliche Fasern, wie z.B. Baumwolle, Zellulose, chemische Fasern, wie z.B. Polyamid, Polypropylen, Polyphenylensulfid, Polyacrylnitril, Polyimid, Polytetrafluorethylen, Aramid oder Polyester, oder Mischungen aus den vorgenannten Substanzen eingesetzt werden. Die Fasern können mechanisch durch Vernadelung oder Wasserstrahlen verfestigt werden, chemisch durch Zugabe von Bindemitteln oder thermisch durch das Erweichen in einem geeigneten Gasstrom, zwischen beheizten Walzen oder auch in einem Dampfstrom.
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In einer sehr bevorzugten Auslegung der Erfindung werden Vliese auf Cellulosebasis eingesetzt. Das Flächengewicht der Vliese beträgt bevorzugt zwischen 4 und 100 g/m2, besonders bevorzugt zwischen 10 und 70 g/m2. Solche Vliese sind z.B. kommerziell von der Firma Glatfelter erhältlich. Die Dicke dieser Vliese beträgt bevorzugt zwischen 20 und 100 µm, äußerst bevorzugt zwischen 30 und 60 µm.
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Klebeprodukte mit Permanentträger können auf der Ober- und Unterseite verschieden dicke latentreaktive Klebefilmschichten und/oder latentreaktive Klebefilmschichten unterschiedlicher Art tragen. Kommen verschiedene latentreaktive Klebefilmschichten zum Einsatz dann erfüllen beide die Anforderungen an die latentreaktiven Klebefilme, wie sie oben ausgeführt sind. Auch besteht die Möglichkeit, dass bei solchen Systemen eine der Klebeschichten nicht latentreaktiv ist, sondern z.B. thermoplastisch (d. h. nicht chemisch reaktiv) und/oder hitzeaktivierbar (d. h. bei Temperaturen oberhalb 120 °C aktivierbar).
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Produkte enthaltend zumindest einen latentreaktiven Klebefilm können auch in zwei- oder mehrschichtiger und permanentträgerfreier Form zum Einsatz kommen. Die Klebeschicht, die mit Oberfläche b in Kontakt ist, und bevorzugt auch die zweite äußere Klebeschicht sind eine Schicht aus latentreaktivem Klebefilm, wobei diese verschieden im Hinblick auf Dicke und/oder Art sein können. Kommen verschiedene latentreaktive Klebefilmschichten zum Einsatz dann erfüllen beide die Anforderungen an die reaktivlatenten Klebefilme, wie sie oben ausgeführt sind. Auch besteht die Möglichkeit, dass bei solchen Systemen eine der z. B. äußeren Klebeschichten nicht latentreaktiv ist, sondern z. B. thermoplastisch (d. h. nicht chemisch reaktiv) und/oder hitzeaktivierbar (d. h. bei Temperaturen oberhalb 120 °C aktivierbar).
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Bei dem erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebeprodukt mit verbesserter Stanzbarkeit kommt zumindest eine Schicht eines latentreaktiven Klebefilms zum Einsatz mit einer Schichtdicke zwischen zumindest 10 µm und höchstens 500 µm, bevorzugt zwischen zumindest 20 µm und höchstens 250 µm. Spezifische Beispiele sind etwa 25 µm, etwa 50 µm, etwa 75 µm, etwa 100 µm, etwa 125 µm, etwa 150 µm, etwa 175 µm, etwa 200 µm, etwa 225 µm und etwa 250 µm.
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Mehrschichtige und permanentträgerhaltige latentreaktive Klebeprodukte können Dicken von 50 µm bis 1000 µm, bevorzugt von 75 µm bis 300 µm aufweisen.
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Verfahren zur Herstellung latentreaktiver Klebeprodukte mit verbesserter Stanzbarkeit beeinhalten die Beschichtung latentreaktiver Klebefilme aus wässriger Dispersion, wie es z. B. in der
WO 99/29755 A1 oder der
EP 1 172 390 A1 beschrieben ist. Es besteht die Schwierigkeit, dass die Trocknungsbedingungen für die wässrige Dispersion so gewählt werden müssen, dass das latentreaktive Klebesystem unter diesen Voraussetzungen noch nicht anspringt. Siehe zu weiteren
Details und einem Lösungsvorschlag Adhäsion, 2007, 51(6), 16–21. Eine Möglichkeit zur Herstellung der latentreaktiven Klebefilme ist der in der
WO 99/29755 A1 beschriebene Auftrag der wässrigen Dispersion auf einen temporären oder Permanentträger. Der Auftrag erfolgt dabei in der herkömmlichen Weise mittels Rakel oder Düsen. Im Anschluss wird getrocknet. Dies kann in einem Umlaufsystem oder im Trockenkanal erfolgen. Besonders vorteilhaft ist das sogenannte Hängetrocknen, bei dem die Bahn mit Stäben unterlegt wird und zwischen zwei Stäben durchhängende Bahnschlaufen gebildet werden, die durch einen Trockenraum gefahren werden, so dass eine effektive Raumnutzung bei der Trocknung bei gleichzeitig hoher Verweilzeit im Trockner und trotzdem hoher Beschichtungsgeschwindigkeit erreicht wird.
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Eine nähere Beschreibung der Hängetrocknung ist der
EP 2151484 A1 zu entnehmen. Die Beschichtungstemperatur liegt günstigerweise bei Raumtemperatur. Die Trocknungstemperatur übersteigt günstigerweise T(Schmelz) nicht. 45 °C oder sogar darunter reichen bereits für eine ausreichende Trocknung einer wässrigen Dispersion aus, sofern ausreichender Luftwechsel im Trocknungsprozess und ausreichende Verweilzeit im Trocknungsaggregat gewährleistet ist.
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Als weitere vorteilhafte Vorgehensweise wird ein bereits getrockneter latentreaktiver Klebefilm von einem ersten temporären Träger, der nicht erfindungsgemäß zu sein braucht und z. B. ein (Trenn)papier oder eine silikonisierte Folie sein kann, befreit und mit einem zweiten temporären Träger, der die erfindungsgemäßen Vorgaben an Abzugskraft und mechanische Eigenschaften erfüllt und während des Stanzprozesses im Produkt verbleibt, durch Kaschieren neu eingedeckt. Die Kaschierung, das sog. Umlinern, kann bei Raumtemperatur erfolgen, wenn es sich bei dem neu eingeführten temporären Träger um einen haftklebrigen temporären Träger handelt (5), oder bei leicht erhöhter Temperatur. Die Kaschiertemperatur sollte jedoch 75 °C nicht übersteigen, bevorzugt 70 °C nicht übersteigen, zumindest geringer als T(Anspring) sein, bevorzugt mindestens 5 K, sehr bevorzugt mindestens 10 K unterhalb T(Anspring) liegen.
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Erfindungsgemäße latentreaktive Klebeprodukte liegen bevorzugt zu einem Zeitpunkt vor dem Stanzprozess bahnförmig und als Ballenware vor. Ballen können zu schmaleren Rollen geschnitten werden. Die Bahnbreite der Ballen kann bei mehr als 30 cm, bei mehr als 60 cm, bei mehr als 100 cm oder sogar bei mehr als 140 cm liegen. Bahnbreiten von Rollen liegen eher darunter, so z. B. zwischen etwa 5 cm und etwa 60 cm oder zwischen etwa 10 cm und etwa 40 cm. Es kann Ballenware oder Rollenware dem Stanzprozess zugeführt werden.
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Umlinern kann an Ballen- oder Rollenware durchgeführt werden.
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Die erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebeprodukte mit verbesserter Stanzbarkeit sind im einfachsten Fall aus einer Klebeschicht A mit einem erfindungsgemäßen temporären Träger B aufgebaut. Kommt ein Permanentträger zum Einsatz, sind mindestens zwei Klebeschichten erforderlich. Zusätzlich zu diesem einfachsten Aufbau sind beliebige andere Kombinationen mit zusätzlichen Klebe- und/oder Trägerschichten denkbar.
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Aus den erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebeprodukten lassen sich – insbesondere durch ein Kiss-Cut-Stanzverfahren – latentreaktive Klebfolienstanzlinge herstellen. Die erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebfolienstanzlinge eignen sich hervorragend zur Verklebung von Metallbauteilen, Kunststoffen, Textilien, Gläsern, Keramiken, vor allem von solchen, die temperaturempfindlich sind und/oder besonders gut von solchen, die Bereiche von Verklebungsflächen geringer Ausdehnung aufweisen.
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Zu verklebende Metallbauteile können generell aus allen geläufigen Metallen und Metalllegierungen gefertigt werden. Bevorzugt kommen Metalle, wie zum Beispiel Aluminium, Edelstahl, Stahl, Magnesium, Zink, Nickel, Messing, Kupfer, Titan, eisenhaltige Metalle und austenitische Legierungen zum Einsatz. Additivierungen und Legierungen jeglicher Art sind ebenfalls gängig. Zudem können die Bauteile mehrlagig aus unterschiedlichen Metallen aufgebaut sein.
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Aus optischen Gründen und zur Verbesserung der Oberflächeneigenschaften und -qualität werden an den Metallbauteilen häufig Oberflächenmodifizierungen vorgenommen. So kommen beispielsweise häufig gebürstete Aluminium- und Edelstahlbauteile zum Einsatz. Für Aluminium und Magnesium sind Anodisierungen (Eloxierung) gängig, die häufig mit farbgebenden Prozessen kombiniert werden.
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Als Metallisierungen kommen neben Chromatierungen auch Beschichtungen mit zum Beispiel Gold oder Silber zur Passivierung zum Einsatz.
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Weiterhin üblich sind jegliche Art von Beschichtungen mit Schutz- und/oder Farblacken, sowie Oberflächenbeschichtungen, die mittels Physikalischer Gasphasenabscheidung (PVD) oder Chemischer Gasphasenabscheidung (CVD) aufgebracht werden.
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Die Metallteile können die unterschiedlichsten Formen und Grössen einnehmen und flach oder dreidimensional geformt sein. Weiterhin können auch die Funktionen sehr unterschiedlich sein und reichen von Dekorationselementen zu Versteifungsträgern, Rahmenbauteilen, Abdeckungen, etc.
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Die erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebfolienstanzlinge eignen sich hervorragend für die Verklebung wie vorstehend beschriebener Metallteile.
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Zu verklebende Kunststoffteile für Konsumgüterelektronikbauteile basieren vielfach auf im Spritzguss verarbeitbaren Kunststoffen. So umfasst diese Gruppe zum Beispiel Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymere (ABS), Polycarbonate (PC), ABS/PC-Blends, PMMA, Polyamide, glasfaserverstärkte Polyamide, Polyvinylchlorid, Polyvinylidenfluorid, Cellulose Acetat, Cycloolefin Copolymere, Flüssigkristallpolymere (LCP), Polylactid, Polyetherketone, Polyetherimid, Polyethersulfon, Polymethacrylmethylimid, Polymethylpenten, Polyphenylether, Polyphenylensulfid, Polyphthalamid, Polyurethane, Polyvinylacetat, Styrol Acrylnitril Copolymere, Polyacrylate bzw. Polymethacrylate, Polyoxymethylen, Acrylester Styrol-Acrylnitril Copolymere, Polyethylen, Polystyrol, Polypropylen oder Polyester [zum Beispiel Polybutylenterephthalate (PBT), Polyethylenterephthalat (PET)]. Die Bauteile können jede beliebige Form annehmen, die für die Herstellung eines Bauteils oder Gehäuses für Konsumgüterelektronikartikel erforderlich ist. In der einfachsten Form sind sie planar. Weiterhin sind aber auch 3-dimensionale Bauteile durchaus üblich. Die Bauteile können auch die verschiedensten Funktionen einnehmen, wie zum Beispiel Gehäuse oder Sichtfenster oder Versteifungselemente, etc.
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Die erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebfolienstanzlinge eignen sich ebenfalls hervorragend für die Verklebung wie vorstehend beschriebener Kunststoffteile.
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Für Fenster- und Displayanwendungen kommen verstärkt Gläser zum Einsatz. Diese können beispielsweise aus Mineralglas, Quarzglas oder Saphirglas gefertigt werden. Durch diverse Modifikationen können die optischen, sowie physikalischen Eigenschaften der Gläser gezielt beeinflusst werden. Aus dekorativen Gründen werden beispielsweise Rauchgläser oder eingefärbte Gläser eingesetzt.
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Mit Oberflächenbeschichtungen oder Lackierungen, die beispielsweise mittels Sprühauftrag oder über einen Gasphasenabscheidungsprozess aufgebracht werden können, kann man ebenfalls das optische Erscheinungsbild gezielt beeinflussen. Zudem sind Anti-Reflex-Schichten, kratzresistente Beschichtungen und andere funktionelle Oberflächenbeschichtungen gängig.
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Die Gläser liegen in ihrer einfachsten Form planar als Flachglas vor, können aber auch zu dreidimensionalen Fenstern oder Bauteilen gegossen werden.
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Die erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebfolienstanzlinge eignen sich weiterhin hervorragend für die Verklebung wie vorstehend beschriebener Gläser.
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Darüber hinaus können zu verklebende Bauteile auch aus flexiblem Material bestehen oder auf der Oberfläche im zu verklebenden Bereich ein an sich flexibles Material tragen. Textilien, Gummimaterialien, Leder und Kunstleder sind hier als Beispiele zu nennen. Die erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebfolienstanzlinge eignen sich hervorragend für die Verklebung wie vorstehend beschriebener flexibler Materialien.
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Die Bauteile, insbesondere Kunststoffteile können lackiert oder anderweitig beschichtet sein. Lacke, die zur Oberflächenfunktionalisierung /-modifizierung von u. a. Kunststoffen eingesetzt werden, sind z. B. Antireflex-Beschichtungen, Anti-Fingerprint-Beschichtungen, Antikratz-Beschichtungen oder dekorative Bedruckungen (sog. Backprints). Ferner können die Bauteile, insbesondere die Kunststoffbauteile auch mit (anorganischen) Schichten ausgestattet sein wie z. B. leitfähigen Schichten. Hier sei insbesondere Indium-Zinn-Oxid als leitfähige Schicht genannt. Diese Lacke und Schichten weisen zum Teil Thermosensibilität auf und machen daher selbst bereits die Verwendung von bei niedriger Temperatur verarbeitbaren Klebeprodukten erforderlich.
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Die erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebfolienstanzlinge eignen sich hervorragend für die Verklebung unterschiedlicher Materialkombinationen, zum Beispiel ausgewählt aus obigen Beispielaufzählungen.
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Die latentreaktiven Klebfolienstanzlinge enthalten zumindest einen latentreaktiven Klebefilm, der eine thermoplastische Komponente, die eine Schmelztemperatur, T(Schmelz), aufweist und funktionelle Gruppen enthält, die mit Isocyanat reagieren können, sowie eine Isocyanat-haltige Komponente, die partikulär, insbesondere feinteilig partikulär, in die thermoplastische Komponente eindispergiert vorliegt und blockiert, mikroverkapselt oder im Bereich der Partikeloberfläche im Wesentlichen desaktiviert ist, enthält und der aus wässriger Dispersion hergestellt ist und die Partikel eine Anspringtemperatur, T(Anspring), aufweisen, wobei T(Schmelz) zwischen 35 °C und 90 °C, bevorzugt zwischen 40 °C und 60 °C, liegt. T(Anspring) liegt zwischen 40 °C und 120 °C, bevorzugt unterhalb von 100 °C, besonders bevorzugt unterhalb von 90 °C. Als Untergrenze sind 50 °C, insbesondere 60 °C bevorzugt.
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Die latentreaktiven Klebfolienstanzlinge werden insbesondere durch ein Rotationsstanzverfahren oder durch ein Flachbettstanzverfahren hergestellt. Der latentreaktive Klebfolienstanzling hat üblicherweise die Dimension eines der zu verklebenden Substrate, kann aber auch etwas kleiner sein, um leichte Ausquetschprozesse während des Verklebungsprozesses zu erlauben. Durch die Wahl der erfindungsgemäßen temporären Träger in den latentreaktiven Klebeprodukten ist es möglich, im Kiss-Cut-Stanzverfahren latentreaktive Klebfolienstanzlinge herzustellen mit einer Stegbreite in zumindest einem Abschnitt des Stanzlings von höchstens 2 mm, höchstens 1 mm, höchstens 0,8 mm oder sogar um etwa 0,5 mm.
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Teil der Erfindung sind latentreaktive Klebfolienstanzlinge mit einer Stegbreite in zumindest einem Abschnitt des Stanzlings von höchstens 2 mm, höchstens 1 mm, höchstens 0,8 mm oder sogar um etwa 0,5 mm.
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Zu den angegebenen Prüfmethoden:
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Test A – Abzugskraft:
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Die Abzugskraft wurde wie folgt bestimmt: Es wurde in Anlehnung an FINAT FTM 3 vorgegangen. Zur Bestimmung der Abzugskraft wird ein Muster eines latentreaktiven Klebeprodukts enthaltend eine Schicht eines latentreaktiven Klebefilms und einen temporären Träger auf etwa 20 cm Länge und 20 mm Breite zurechtgeschnitten. Der offenen Seite des Klebefilms wurde ein doppelseitiges Selbstkebeband (tesa 4965) mittels seiner ersten Haftklebeschicht zukaschiert Mit der zweiten Haftklebeschicht des doppelseitigen Selbstklebebands wurde der Verbund auf eine Stahlplatte aufgeklebt. Im Anfangsbereich des Musterstreifens wird ein kleiner Bereich des Klebefilms vom temporären Träger händisch abgelöst. Das freie Streifenende des temporären Trägers wird in die obere Klemmbacke einer Zugprüfmaschine eingespannt. Zum Einsatz kam eine Zugprüfmaschine der Fa. Zwick (Modell Z010) mit einem 50 N Messkopf. Die Stahlplatte wird mit einem unbeklebten Bereich in die untere Klemmbacke der Zugprüfmaschine eingespannt. Bei einer Geschwindigkeit von 0,3 mm/min und einem Abzugswinkel von 180° wird die Kraft gemessen, die zum Trennen des Verbunds erforderlich ist. Die Präparation und Durchführung der Messung erfolgt bei 23 °C und bei 50 % rel. Feuchtigkeit. Die Ergebnisse werden in Einheiten cN/cm angegeben und sind der Mittelwert aus drei Einzelmessungen.
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Test B – maximale Dehnung, Reißfestigkeit:
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Zur Bestimmung der Reißfestigkeit und der maximalen Dehnung wurde ein Zugtest an Mustern eines latentreaktiven Klebefilms und an Mustern temporärer Träger durchgeführt. Die Prüfmuster waren als Prüflinge vom Typ 5 nach DIN EN ISO 527-3 konzipiert. Der Test wurde mit einer Prüfgeschwindigkeit von 300 mm/min, einer Einspannlänge von 100 mm und einer Vorkraft von 0,3 N/cm durchgeführt. Zum Einsatz kam eine Zugprüfmaschine der Fa. Zwick (Modell Z010). Das Zugdehnungsverhalten wurde in Maschinenrichtung (MD) gemessen. Zum Einsatz kam eine 1000 N Kraftmessdose. Die Reißfestigkeit ist die Spannung bei Reißen des Musters und wird in MPa als Mittelwert aus drei Einzelmessungen angegeben. Die maximale Dehnung ist die Dehnung, bei der das Muster reißt, und wird in % als Mittelwert aus drei Einzelmessungen angegeben.
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Test C – Stanzversuch:
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Zur Überprüfung der Stanzbarkeit der erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebeprodukte wurde das bahnförmige Material, enthaltend latentreaktiven Klebefilm und temporären Träger, zu Rollen mit einer Breite von 50 mm vorkonfektioniert, dem sogenannten Stanzvormaterial.
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Das Rollenmaterial/Stanzvormaterial wurde nachfolgend an einer Laborstanzmaschine des Typs S-Con 200 der Firma Spilker im Rotationsstanzverfahren mit einem Vollzylinderstanzzeug verarbeitet. Die Stanzgeometrie entsprach der in 6 wiedergegebenen Skizze. Dieser Stanzling besitzt eine anspruchsvolle Geometrie mit flachen sowie spitzen Winkeln und einer Öffnung, die das Entgittern des beim Anstanzen anfallenden Abfallmaterials erschwert. Er weist Bereiche mit einer Stegbreite von 0,6 mm auf.
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Eine Bahn des Mustermaterials wurde in die Stanzmaschine eingezogen. Das Stanzwerkzeug kam in Kontakt mit der offenen Seite des latentreaktiven Klebeprodukts. Während des Stanzversuchs wurde der Druck auf das Stanzwerkzeug bis zu einem Maximum von 2000 psi sukzessive erhöht, bis entweder eine vollständige Stanzkontur erhalten oder der temporäre Träger durchstanzt wurde. In den Fällen, in denen ein Anstanzen (der sogenannte Kiss-Cut) erfolgreich verlief, wurde nachfolgend versucht das Abfallmaterial (Gitternetz) zu entgittern, so dass lediglich der Stanzling auf dem temporären Liner verbleibt. Es wurde mit einer Geschwindigkeit von 5 m/min gefahren.
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Test D – Klebkraft eines haftklebrigen temporären Trägers:
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Zur Bestimmung der Klebkraft (Schälfestigkeit) auf Stahl wird in Anlehnung an PSTC-1 wie folgt vorgegangen: Ein 2 cm breiter und 15 cm langer Streifen des haftklebrigen temporären Trägers wird auf eine geschliffene Stahlplatte durch fünfmaliges doppeltes Überrollen mittels einer 5 kg Rolle verklebt. Die Platte wird eingespannt und der Selbstklebestreifen über sein freies Ende an einer Zugprüfmaschine (ausgerüstet mit einem 50 N Messkopf) unter einem Schälwinkel von 180° mit einer Geschwindigkeit von 300 mm/min abgezogen. Die Ergebnisse werden in N/cm als Mittelwert aus drei Einzelwerten angegeben.
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Beispiele:
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Herstellung eines latentreaktiven Klebefilms:
Ein latentreaktiver Klebefilm wurde hergestellt aus 100 Teilen Dispercoll U53 (Firma Bayer AG), 10 Teilen Dispercoll BL XP 2514 (Firma Bayer AG) und 1,5 Teilen Borchigel 0625 (Firma OMG Borchers). Die Formulierungsbestandteile wurden als wässrige Dispersion in einem Fass mit einem Ankerrührer bei 60 1/min über einen Zeitraum von 15 min bei Raumtemperatur vermischt. Der Feststoffgehalt wurde durch Zugabe von demineralisiertem Wasser auf 46 Gew.-% eingestellt.
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Mittels einer Bahnbeschichtungsanlage wurde mittels eines Rakels eine Beschichtung auf verschiedenen temporären Trägern hergestellt. Es wurde anschließend in einem Trockenkanal bei 40 °C für 15 min vom Wasser befreit. Resultierende Ballen wurden zu Rollen mit 50 mm Breite und 100 m Lauflange geschnitten. Die Muster wiesen eine Schichtdicke des latentreaktiven Klebefilms von 100 µm auf. Die max. Dehnung des freien Films (d. h. ohne temporären Träger) betrug 1134 % und die Reißfestigkeit 34 MPa.
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Beispiel 1:
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Als temporärer Träger wurde eine einseitig vorbehandelte Polyesterfolie (PET in 50 µm Dicke vom Typ Hostaphan GN4600A der Firma Mitsubishi) eingesetzt. Es wurde die unvorbehandelte Seite der Folie als Oberfläche b verwendet und mit der wässrigen Dispersion der latentreaktiven Klebeformulierung beschichtet.
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Beispiel 2:
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Als temporärer Träger wurde ein Verbund bestehend aus einer einseitig vorbehandelten Polyesterfolie (PET in 50 µm Dicke vom Typ Hostaphan GN4600A der Firma Mitsubishi), einem Synthesekautschuk basierendem Kaschierkleber (Flächengewicht 15 g/m2), einem beschichteten Kraft-Papier (125 µm, beidseitig mit Polyethylenschichten versehen) eingesetzt. Eine der Polyethylenschichten stellte die Oberfläche b dar. Sie war coroniert (Dosis 4 W min / m2) und wurde mit der wässrigen Dispersion der latentreaktiven Klebeformulierung beschichtet.
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Beispiel 3:
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Als temporärer Träger wurde ein Konstrukt bestehend aus einem beschichteten Kraft-Papier (125 µm, beidseitig mit Polyethylenschichten versehen) eingesetzt, unter das eine Bahn einer Polyesterfolie (PET in 50 µm Dicke vom Typ Hostaphan GN4600A der Firma Mitsubishi) untergelegt war, ohne stoffschlüssig verbunden zu sein. Die Polyethylenschicht stellte die Oberfläche b dar. Sie war coroniert (Dosis 4 W min / m2) und wurde mit der wässrigen Dispersion der latentreaktiven Klebeformulierung beschichtet. Die Polyesterfolie wurde erst nach der Beschichtung und vor dem Stanzprozess zugeführt.
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Beispiel 4:
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Ein silikonisiertes Trennpapier wurde mit der wässrigen Dispersion der latentreaktiven Klebeformulierung beschichtet und getrocknet. Der freien Oberfläche des latentreaktiven Klebefilms wurde ein temporärer Träger bestehend aus einer Polyesterfolie (PET in 50 µm Dicke vom Typ Hostaphan GN4600A der Firma Mitsubishi 50 µm) und einer Polyacrylathaftklebemasse (12 g/m2, Klebkraft nach Test D = 0,18 N/cm) zukaschiert. Die Polyacrylathaftklebemasseschicht bildete die Oberfläche b. Das silikonisierte Trennpapier wurde vor dem Stanzprozess ausgedeckt.
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Beispiel 5:
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Als temporärer Träger wurde eine biaxial verstreckte Polypropylenfolie (BOPP in 50 µm Dicke vom Typ GND 50 der Firma Treophan) eingesetzt. Es wurde eine der beiden unvorbehandelten Seiten der Folie als Oberfläche b verwendet, vor der Beschichtung coroniert (8 W min / m2) und mit der wässrigen Dispersion der latentreaktiven Klebeformulierung beschichtet.
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Beispiel 6 (Vergleich):
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Als temporärer Träger wurde eine einseitig silikonisierte Polyesterfolie (PET in 50 µm Dicke) eingesetzt. Die Silikonschicht enthielt 0 % eines Controlled Release Agents (CRA). Es wurde die silikonisierte Seite der Folie als Oberfläche b verwendet und mit der wässrigen Dispersion der latentreaktiven Klebeformulierung beschichtet.
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Beispiel 7 (Vergleich):
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Als temporärer Träger wurde eine einseitig silikonisierte Polyesterfolie (PET in 50 µm Dicke) eingesetzt. Die Silikonschicht enthielt 80 % eines Controlled Release Agents (CRA). Es wurde die silikonisierte Seite der Folie als Oberfläche b verwendet und mit der wässrigen Dispersion der latentreaktiven Klebeformulierung beschichtet.
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Beispiel 8 (Vergleich):
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Als temporärer Träger wurde ein beidseitig mit Polyethylen beschichtetes, einseitig silikonisiertes Trennpapier (125 µm Dicke) eingesetzt. Die Silikonschicht enthielt 0 % eines Controlled Release Agents (CRA). Es wurde die silikonisierte Seite der Folie als Oberfläche b verwendet und mit der wässrigen Dispersion der latentreaktiven Klebeformulierung beschichtet.
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Beispiel 9 (Vergleich):
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Als temporärer Träger wurde ein beidseitig mit Polyethylen beschichtetes, einseitig silikonisiertes Trennpapier (125 µm Dicke) eingesetzt. Es wurde die nicht silikonisierte Seite der Folie als Oberfläche b verwendet, coroniert (4 W min / m2) und danach mit der wässrigen Dispersion der latentreaktiven Klebeformulierung beschichtet.
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Beispiel 10:
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Als erster Liner wurde ein beidseitig mit Polyethylen beschichtetes, einseitig silikonisiertes Trennpapier (125 µm Dicke) für die Beschichtung eingesetzt. Die Silikonschicht enthielt 0 % eines Controlled Release Agents (CRA). Es wurde die silikonisierte Seite der Folie mit der wässrigen Dispersion der latentreaktiven Klebeformulierung beschichtet. Das Trennpapier wurde ausgedeckt und es wurde eine einseitig vorbehandelte Polyesterfolie (PET in 50 µm Dicke vom Typ Hostaphan GN4600A der Firma Mitsubishi) als temporärer Träger warm zukaschiert, so dass die unvorbehandelte Seite der Polyesterfolie die Oberfläche b bildete. Die Kaschiertemperatur in der Kaschierstation betrug 65 °C.
Beispiel | Abzugskraft | Max. Dehnung | Reißfestigkeit | Stanzverhalten |
1 | 2,4 cN/cm | 90 % | 173 MPa | i. O. |
2 | 1,9 cN/cm | 92 % | 165 MPa | i. O. |
3 | 2,0 cN/cm | 89 % | 178 MPa | i. O. |
4 | 4,0 cN/cm | 85 % | 172 MPa | i. O. |
5 | 20 cN/cm | 138 % | 85 MPa | i. O., Ausgittern erschwert durch teilweisen Einriss des Gitternetzes. |
6 (Vgl.) | 0,9 cN/cm | 90 % | 173 MPa | Kiss-cut i. O., Stanzling verbleibt nicht auf temporärem Träger |
7 (Vgl.) | 1,0 cN/cm | 92 % | 219 MPa | Kiss-cut i. O., Stanzling verbleibt nicht auf temporärem Träger |
8 (Vgl.) | 1,0 cN/cm | 12 % | 48 MPa | Temporärer Träger geschädigt, Klebefilm unzureichend gestanzt |
9 (Vgl.) | 1,8 cN/cm | 12 % | 48 MPa | Temporärer Träger geschädigt, Klebefilm unzureichend gestanzt |
10 | 12 cN/cm | 90 % | 173 MPa | i. O. |
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Bei den erfindungsgemäßen latentreaktiven Klebeprodukten ist sowohl das Anstanzen eines Stanzlings als auch das Entgittern des Gitternetzes möglich. Ein entgitterter Stanzling aus Beispiel 1 ist in 7 gezeigt.
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Die und 9 zeigen Vergleichsbeispiele, bei denen ein Stanzen nicht erfolgreich war. In einem Referenzbeispiel (Beispiel 9, 8) wurde ein Papierträger mit zu geringer maximaler Dehnung und zu geringer Reißfestigkeit verwendet. Hier bleibt der latentreaktive Klebefilm intakt, der Träger wird jedoch durchstanzt.
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In einem weiteren Referenzbeispiel (Beispiel 6, 9) wurde ein silikonisierter PET-Träger mit zu geringen Abzugskräften des latentreaktiven Klebefilms verwendet. Hier ist ein Anstanzen möglich, doch der Stanzling hebt sich von der Trägerfolie ab und verbleibt im Stanzwerkzeug.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 4483744 [0003]
- WO 99/29755 [0003, 0009]
- US 4405401 [0004, 0010]
- DE 102005035905 A1 [0005]
- DE 102009006935 A1 [0006, 0048]
- WO 93/25599 A1 [0007]
- DE 102010013145 A1 [0008]
- WO 99/29755 A1 [0055, 0055]
- EP 1172390 A1 [0055]
- EP 2151484 A1 [0056]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- B. Müller, W. Rath, Formulierung von Kleb- und Dichtstoffen, 2. Aufl., 2009, Vinzentz Network, Hannover, S. 141–144 [0003]
- J. -M. Pernot, B. Pouyet, H. Brun, S. Briancon in Microspheres, Microcapsules & Liposomes, Vol. 1, R. Arshady (Hrsg.), Citus Books, London, S. 441–456 [0003]
- DIN 53765-B-10 (1994) [0014]
- D. J. Kinning, J. Adhesion, 1997, 60, 249–274 [0041]
- Norm DIN EN 29092 [0049]
- Details und einem Lösungsvorschlag Adhäsion, 2007, 51(6), 16–21 [0055]
- DIN EN ISO 527-3 [0082]