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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Kantenbearbeiten eines Werkstücks, insbesondere zum Kantenbearbeiten einer Werkstückoberfläche und besonders bevorzugt einer mit einem Kantenband versehenden Werkstückschmalseite eines Werkstücks, wobei das Werkstück bevorzugt zumindest abschnittsweise aus Holz, Holzwerkstoffen, Kunststoff oder dergleichen besteht.
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Stand der Technik
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Der Anmelderin ist eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Kantenbearbeiten einer Werkstückschmalseite bekannt, bei dem die Längskanten durchgehend mit einem Fräsaggregat und die Ecken mit einem CNC-gesteuerten Formfräsaggregat, welches vier, zwei oder ein Werkzeug aufweist, bearbeitet werden.
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Ferner ist der Anmelderin eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Kantenbearbeiten einer Werkstückschmalseite bekannt, bei dem die Längskanten- und Eckbearbeitungen mit einem CNC-gesteuerten Formfräsaggregat ausgeführt wird, wobei das Formfräsaggregat vier oder zwei Werkzeuge aufweist.
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Allen Vorrichtungen und Verfahren aus dem Stand der Technik ist gemeinsam, dass die Kantenbearbeitungen mit Hilfe von Tastrollen durchgeführt werden, wobei jedes Aggregat bzw. jedes Werkzeug eine Tastrolle aufweist, welche das/die Fräswerkzeug(e) entlang der Werkstückkontur so führt, dass ein konstanter Überstand der Kante zur anliegenden Werkstückoberfläche erzielt wird.
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Diese aus dem Stand der Technik bekannten Vorrichtungen und Verfahren besitzen den Nachteil, dass sie für die Fertigung von zwei Werkstückkanten an der jeweiligen Werkstückschmalfläche mit verschiedenen Kantenüberständen zur jeweils anliegenden Werkstückoberfläche einen großen Platzbedarf erfordern und eine erhöhte Störanfälligkeit sowie hohe Systemkosten aufweisen.
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Darstellung der Erfindung
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine Vorrichtung sowie ein Verfahren zum Bearbeiten von mindestens zwei Werkstückkanten, die verschiedene Kantenüberstände zur jeweils anliegenden Werkstückoberfläche aufweisen, bereitzustellen, mit der/dem der Maschinenbauraum, die Störanfälligkeit und die Systemkosten reduziert werden können.
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Die Lösung der Aufgabe erfolgt durch die Vorrichtung des Patenanspruchs 1 sowie das Verfahren des Patenanspruchs 9. Bevorzugte Ausgestaltungen ergeben sich aus den jeweiligen Unteransprüchen.
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Der Erfindung liegt der Gedanke zu Grunde, dass der Maschinenbauraum, die Störanfälligkeit und die Systemkosten der Vorrichtungen und Verfahren der eingangs genannten Art vor allem durch die Anzahl von Systembaugruppen bzw. Bauteilen und insbesondere durch die Anzahl von Bearbeitungswerkzeugen bestimmt werden. So weisen die bekannten Vorrichtungen und Verfahren einen großen Maschinenbauraum und eine hohe Systemkomplexität mit einer entsprechend erhöhten Störanfälligkeit und hohen Systemkosten vor allem deswegen auf, da sie mindestens zwei Bearbeitungsaggregate mit jeweils mindestens einem Werkzeug oder ein CNC-gesteuertes Bearbeitungsaggregat mit mindestens einem Werkzeug umfassen. Dass im Stand der Technik für die Kantenbearbeitung eines Werkstücks mit unterschiedlichen Kantenüberständen zur jeweils anliegenden Werkstückoberfläche mindestens zwei Bearbeitungswerkzeuge erforderlich sind, liegt vor allem darin begründet, dass im Stand der Technik für die Fertigung einer Werkstückkante mit einem kantenspezifischen Kantenüberstand zur anliegenden Werkstückoberfläche ein Werkzeug/Aggregat mit einer kantenspezifisch ausgestalteten Tastrolle erforderlich ist. Da für die Kantenrundumbearbeitung einer mit einem Kantenband versehenden Werkstückschmalfläche im Allgemeinen mindestens zwei unterschiedliche Kantenüberstände erforderlich sind, weisen die Vorrichtungen und Verfahren im Stand der Technik mindestens zwei Werkzeuge mit den entsprechend ausgestalteten Tastrollen auf.
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Aus diesem Grund wurde im Rahmen der Erfindung nach einer Möglichkeit gesucht, mit nur einem Nachbearbeitungsaggregat, welches ein Bearbeitungswerkzeug aufweist, mindestens zwei Werkstückkanten, die unterschiedliche Kantenüberstände zur jeweils anliegenden Werkstückoberfläche aufweisen, bearbeiten zu können.
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Neben dem Nachbearbeitungsaggregat mit einem Bearbeitungswerkzeug bedarf es dafür erfindungsgemäß eine Referenzeinrichtung zum Festlegen einer Referenzposition für die Zustellpositionierung des Bearbeitungswerkzeugs des Nachbearbeitungsaggregats zu einem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückstückabschnitt. Ferner müssen das Nachbearbeitungsaggregat und die Referenzeinrichtung so ausgestaltet sein, dass mit ihnen zwei Werkstückkanten mit einem unterschiedlichen Kantenüberstand zu der jeweils anliegenden Werkstückoberfläche bearbeitet werden können. Selbstverständlich ist die vorliegende Erfindung dabei auch geeignet, Kanten mit gleichem Kantenüberstand bearbeiten zu können, wobei unter den Begriff Kantenüberstand im Rahmen dieser Erfindung auch bündige Kanten fallen. Solch eine erfindungsgemäße Vorrichtung führt zu einem kleineren Maschinenbauraum und einer geringeren Maschinenkomplexität mit einer entsprechend geringeren Störanfälligkeit sowie geringeren Systemkosten und geringeren Energiekosten.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform umfasst die Referenzeinrichtung dabei ein Tastmittel, wobei dieses in der vorliegenden Erfindung insbesondere eine Tastrolle ist. Dabei ist mit der Tastrolle eine vorbestimmte Zustellpositionierung des ersten Bearbeitungswerkzeugs zu dem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt erzielbar. Gegenüber anderen Referenzmitteln bietet das Tastmittel dabei den Vorteil, dass es eine verhältnismäßig kostengünstige, jedoch genaue, Bearbeitungswerkzeugzustellung zu dem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt ermöglicht.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist das Tastmittel dabei so verstellbar, dass die Zustellposition des Bearbeitungswerkzeugs des Nachbearbeitungsaggregats zu dem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt verstellbar ist. Diese Ausgestaltung ermöglicht es, dass über die Verstellbarkeit des Tastmittels die Zustellpositionierung des Bearbeitungswerkzeugs zu dem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt von einer Kante zur nächsten Kante verändert werden kann. Auf diese Weise lassen sich somit Kanten mit einem unterschiedlichen Kantenüberstand zur jeweils anliegenden Werkstückoberfläche fertigen. Dabei erfolgt die Tastmittelverstellung bevorzugt über eine Spindelverstellung und/oder eine C-Achs-Verstellung und/oder eine Exzenter- Verstellung und/oder Tastmitteldurchmesser-Verstellung und/oder einer pneumatische Zylinderverstellung und/oder eine elektrische Linearaktuatorverstellung. Solch eine bevorzugte Ausgestaltung führt dabei zu dem Vorteil, dass sich mit nur einem Referenzmittel zwei Kanten mit einem unterschiedlichen Kantenüberstand zu der jeweils anliegenden Werkstückoberfläche bearbeiten lassen. Diese Ausgestaltung führt damit zu einer besonders geringen Maschinenkomplexität und ist somit besonders kostengünstig und wartungsarm.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfasst die Referenzeinrichtung eine Messeinrichtung zum Messen einer Werkstückabmessung und eine Steuereinrichtung zum Steuern einer Zustellung des ersten Bearbeitungswerkzeugs zu einem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt unter Berücksichtigung der Messung der Messeinrichtung. Solch eine Ausgestaltung bietet den Vorteil, dass eine Änderung der Werkzeugzustellung, z. B. von einer Kante zur nächsten, zu dem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt schnell und dynamisch erfolgen kann, was zu geringen Fertigungszeiten und damit geringeren Stückkosten führt.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist die Vorrichtung ferner ein weiteres Bearbeitungsaggregat mit einem zweiten Bearbeitungswerkzeug zur Bearbeitung einer Werkstückkante des Werkstücks auf. Dabei umfasst diese Ausführungsform eine Andruckeinrichtung zum Andrücken des Werkstücks an ein Referenzmittel. Durch das Andrücken des Werkstücks an das Referenzmittel ist eine Bearbeitung der Kante, welche an dem Referenzmittel anliegt, mit einer konstanten vertikalen Werkzeugposition möglich. Dies liegt darin begründet, dass das Andrücken in gewissem Maß Unebenheiten an der dem Referenzmittel anliegenden Werkstückkante beseitigt und somit zu einer Werkstückkante führt, die entlang des Referenzmittels einen konstanten Normalabstand zum Referenzmittel aufweist. Ferner ist durch das weitere Bearbeitungsaggregat, welches auch ohne Tastmittel ausgestaltet sein kann, eine schnellere Kantenrundumbearbeitung der Werkstückoberfläche möglich, da mit dem weiteren Bearbeitungsaggregat parallel zum Nachbearbeitungsaggregat eine weitere Werkstückkante bearbeitet werden kann. Im Falle einer Durchlaufbearbeitung kann durch diese bevorzugte Ausgestaltung auch der Verfahrbereich des Nachbearbeitungsaggregats verkleinert werden, was zu einem kleineren und kostengünstigeren Maschinenaufbau führt. Zusätzlich wird die Taktleistung der Maschine erhöht, da der Vorschub erhöht und die Werkstücklücke verkleinert wird.
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Für die in den Verfahrensansprüchen aufgezeigten bevorzugten Ausführungsformen des Verfahrens gelten die gleichen Vorteile, wie für die jeweiligen bevorzugten Ausführungsformen der Vorrichtungen, auf die sie sich beziehen.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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1 zeigt eine Seitenansicht einer Vorrichtung einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung.
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2 zeigt eine Vorderansicht einer Vorrichtung einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung.
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3 zeigt eine Seitensicht auf eine zu bearbeitende, mit einem Kantenband beschichtete, Schmalfläche eines Werkstücks und schematisch den Bearbeitungsablauf.
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4a zeigt das Nachbearbeitungsaggregat einer bevorzugten Ausführungsform in einer ersten Tastmittelkantenbearbeitungsstellung und 4b zeigt das Nachbearbeitungsaggregat einer bevorzugten Ausführungsform in einer Messeinrichtungskantenbearbeitungsstellung.
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Detaillierte Beschreibung der bevorzugten Ausführungsformen
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Bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung werden nachfolgend unter Bezugnahme auf die begleitenden Zeichnungen beschrieben. Weitere Varianten und Modifikationen können jeweils miteinander kombiniert werden, um weitere Ausführungsformen auszubilden.
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Die Bearbeitungsvorrichtungen der bevorzugten Ausführungsformen dienen dem Bearbeiten von Kanten einer mit einem Kantenband vorsehenden Schmalseite eines plattenförmigen Werkstücks, wobei das Kantenband an die Schmalfläche mit einem Überstand angeleimt oder auf sonstige Weise vorgesehen ist. In den vorliegenden Ausführungsformen weist das Kantenband dabei eine Haftmittel- oder Funktionsschicht auf, die durch Energieeintrag (beispielsweise Erwärmung oder Laserstrahlung) haftende Eigenschaften entfaltet, und über welche das Kantenband an die Werkstückschmalseite des Werkstücks gefügt wird. Die verwendeten Werkstücke bestehen zumindest abschnittsweise aus Holz, Holzwerkstoffen, Kunststoff oder dergleichen, wie sie beispielsweise im Bereich der Möbel- und Bauelementindustrie zum Einsatz kommen, Dabei kann es sich um unterschiedlichste Materialien, wie beispielsweise Massivholz- oder Spanplatten, Leichtbauplatten, Sandwichplatten, oder dergleichen handeln. Die vorliegende Erfindung ist jedoch nicht auf derartige Werkstücke, Beschichtungsarten und Bearbeitungsvorrichtungen beschränkt.
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Im Folgenden werden drei bevorzugte Ausführungsformen einer Kantenbearbeitungsvorrichtung beschrieben.
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Ausführungsform 1
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1 zeigt eine Seitenansicht einer Ausführungsform einer Kantenbearbeitungsvorrichtung 1 gemäß der vorliegenden Erfindung. Die Kantenbearbeitungsvorrichtung 1 umfasst eine Fördereinrichtung 3, ein Nachbearbeitungsaggregat 4, eine Referenzeinrichtung 5 und eine Andrückeinrichtung 6.
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Das Nachbearbeitungsaggregat 4 umfasst ein Fräswerkzeug 7, welches durch einen nicht im Detail gezeigten Antrieb angetrieben wird. Das Fräswerkzeug 7 ist dabei über einen Werkzeugschlitten 6 in eine Richtung FV, d. h. senkrecht zu einer Werkstückvorschubrichtung VR, verschiebbar an einer Trageinrichtung 8 gelagert. Die Trageinrichtung 8 ist fest auf einem Axialschlitten 9 montiert, der über eine Führungseinrichtung in Vorschubrichtung VR relativ zur Fördereinrichtung 3 verfahrbar ist.
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Das Nachbearbeitungsaggregat 4 ist in dieser bevorzugten Ausführungsform als Formfräsaggregat mit einer Tastrolle 10 ausgebildet. Die Tastrolle 10 ist an dem Schlitten 6 so vorgesehen, dass diese beim Überfahren einer Werkstückoberfläche eine Zustellposition des Fräswerkzeugs 7 zu dem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt festlegt. In dieser ersten Ausführungsform ist die Tastrolle 10 des Nachbearbeitungsaggregat 4 dabei so ausgestaltet, dass bei deren Einsatz das Fräswerkzeug 7 die sich in Bearbeitung befindende Werkstückkante bündig mit der Werkstückoberfläche fräst, wie es in 4a gezeigt ist.
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Die Referenzeinrichtung weist eine Messeinrichtung 5 zum Messen der Werkstückdicke eines Werkstücks 2 auf, die dem Nachbearbeitungsaggregat 4 in Vorschubrichtung VR vorgelagert angeordnet ist. Hier sind jegliche Messverfahren und Systeme denkbar, wie zum Beispiel eine optische, taktile, kapazitive oder sonstige Dickenmessung. Das vorliegende Sensortastmesssystem umfasst eine Tastrolle 11, die so ausgestaltet ist, dass sie der Oberflächenkontur des Werkstücks 2 folgt, wenn dieses in Vorschubrichtung VR relativ zur Tastrolle bewegt wird. Bei einer Oberflächenkonturänderung bewegt sich die Tastrolle 11 entsprechend vertikal in die Richtung FV. Da das Werkstück 2 mit der Andrückeinrichtung 6 an die Fördereinrichtung 3 angedrückt wird, entspricht die vertikale Bewegung der Tastrolle 11 der Werkstückdickenänderung.
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Die Bearbeitungsvorrichtung 1 weist ferner eine nicht gezeigte Steuereinrichtung auf, an welche die Messdaten der Messeinrichtung 5 übermittelt werden. Die Steuereinrichtung ist dabei so eingerichtet, dass sie anhand der Messdaten die Position des Fräswerkzeug 7 des Nachbearbeitungsaggregats 4 während der Kantenbearbeitung in der vertikalen Richtung FV so steuern kann, dass eine gewünschte Fräswerkzeugzustellung zu dem zu bearbeitenden Werkstückabschnitt erzielbar ist.
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Die Fördereinrichtung 3 ist in der vorliegenden Ausführungsform als eine Förderkette ausgestaltet, obgleich auch vielfältige andere Ausgestaltungen möglich sind. Die Andrückeinrichtung weist beispielsweise Riemen und/oder Rollen auf.
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Im Folgenden wird der Bearbeitungsablauf der Kanten einer Schmalseite eines Werkstücks 2 für die erste Ausführungsform der vorliegenden Erfindung beschrieben.
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Das Werkstück 2 wird über die Förderkette 3 in eine Förderrichtung VR bewegt und während des gesamten Bearbeitungsprozesses über die Andrückeinrichtung 6 an die Förderkette 3 angedrückt. Dabei passiert das Werkstück in einem ersten Schritt die Tastrolle 11 der Messeinrichtung 5. Über die Messeinrichtung 5 wird wie zuvor beschrieben die Werkstückdicke des Werkstücks 2 abschnittsweise oder entlang der gesamten Werkstückkante gemessen und die Messdaten werden an die nicht gezeigte Steuereinrichtung übermittelt.
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In einem anschließenden ersten Kantenbearbeitungsschritt fährt der Axialschlitten 9 samt Trageinrichtung 8 und Werkzeugschlitten 6 so mit dem Werkstück 2 mit, dass keine Relativbewegung in Vorschubrichtung VR zwischen Werkstück 2 und Axialschlitten 9 entsteht. Nun wird eine erste Werkstückkante K1, siehe 3, unter Einsatz der Tastrolle 10 bündig mit dem Werkstück 2 gefräst, indem das Fräswerkzeug 7 in vertikaler Richtung FV über den Werkzeugschlitten 6 relativ zur Trageinrichtung 8 und dem Werkstück 2 verfahren wird. Anschließend wird der Axialschlitten 9 gegen die Vorschubrichtung des Werkstücks VR verfahren und bearbeitet eine zweite Werkstückkante K2, siehe 3, in so einer Form, dass ein Überstand d, siehe 4b, hier beispielsweise 0,1 mm, zwischen der Kantenoberkante zur anliegenden Werkstückoberfläche entlang der gesamten Werkstücklängskante K2 entsteht, wie es in 4b schematisch gezeigt ist. In dieser ersten bevorzugten Ausführungsform wird die Bearbeitung der Kante K2 mit konstantem Kantenüberstand d dabei so aufgeführt, dass die vertikale Zustellposition des Fräswerkzeugs 7 zu der Werkstückoberfläche des Werkstücks 2 mit der Steuereinrichtung unter Berücksichtigung der Werkstückdickenmessung der Messeinrichtung 5 erfolgt. In einem dritten Schritt fährt das Nachbearbeitungsaggregat 4 erneut in die Vorschubrichtung VR des Werkstückes 2 mit, sodass in diese Richtung keine Relativbewegung zwischen dem Axialschlitten 9 und dem Werkstück 2 entsteht. Nun wird eine dritte Werkstückkante K3, siehe 3, unter Einsatz der Tastrolle 10 bündig mit der Oberfläche des Werkstücks 2 gefräst, indem das Fräswerkzeug 7 in vertikaler Richtung FV relativ zur Trageinrichtung 8 und zum Werkstück 2 verfahren wird. In einem vierten Schritt wird das Nachbearbeitungsaggregat 4 in Vorschubrichtung VR schneller als das Werkstück 2 verfahren, sodass eine Relativbewegung zwischen dem Axialschlitten 9 und dem Werkstück 2 entsteht. Dabei wird eine vierte Kante K4, siehe 3, des Werkstücks 2 mit dem Fräswerkzeug 7 bearbeitet. Analog zur Kante K2 des Werkstücks 2 wird diese vierte Kante K4 ebenfalls mit einem konstanten Überstand d, hier 0,1 mm, der Kantenoberkante zur Werkstückoberfläche bearbeitet. Da das Werkstück 2 über die Andrückeinrichtung 6 auf der Förderkette 3 fixiert und an diese angedrückt wird, ist auf dieser Unterseite des Werkstücks 2 eine Kantenbearbeitung mit konstanter vertikaler Position des Nachbearbeitungsaggregats 4 entlang der gesamten Längskante möglich, sodass die Werkstückdicke nur bei der Bearbeitung der Kante K2 berücksichtigt werden muss. Wie den zuvor beschriebenen Ausführungen zu entnehmen ist, ist in der ersten bevorzugten Ausführungsform eine Rundumbearbeitung des Werkstücks gegen den Uhrzeiger bevorzugt. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass hier auch eine Rundumbearbeitung des Werkstücks 2 im Uhrzeigersinn denkbar ist.
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Ausführungsform 2
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In einer zweiten bevorzugten Ausführungsform weist die Kantenbearbeitungsvorrichtung 1 keine Messeinrichtung 5 auf. Stattdessen ist die Tastrolle 10 ausgestaltet, dass sie so verstellbar ist, dass die Zustellposition des Fräswerkzeugs 7 des Nachbearbeitungsaggregats 4 zu dem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt 2 veränderbar ist. Die Tastrollenverstellung kann dabei z. B. über eine Spindelverstellung und/oder eine C-Achs-Verstellung und/oder einer Exzenter-Verstellung und/oder einer Tastmitteldurchmesser-Versteilung und/oder eine pneumatische Zylinder-Verstellung und/oder eine elektrische Linearaktuator-Verstellung etc. erfolgen.
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Die Bearbeitung der Werkstückkanten des Werkstücks 2 erfolgt dabei analog zu jener, die in der Ausführungsform 1 beschrieben wurde, mit dem Unterschied, dass die Kantenbearbeitung aller vier Werkstückkanten unter Einsatz der Tastrolle 10 des Nachbearbeitungsaggregat erfolgt. Dabei wird die Tastrolle zwischen den Bearbeitungen der Kanten K1 bzw. K3 und K2 bzw. K4 so verstellt, dass die Kanten K1 und K3 bündig mit der jeweiligen Werkstückoberfläche gefräst werden und die Kanten K2 und K4 mit einem Überstand d, hier 0,1 mm, zu der jeweiligen Werkstückoberfläche gefräst werden.
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Ausführungsform 3
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Die dritte bevorzugte Ausführungsform basiert entweder auf der ersten oder der zweiten bevorzugten Ausführungsform. Im Unterschied dazu, weist sie ein weiteres Bearbeitungsaggregat 15 mit einem zweiten Fräswerkzeug 16 auf.
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Im Unterschied zu den ersten beiden Ausführungsformen wird in dieser dritten bevorzugten Ausführungsform die vierte Werkstückkante K4 mit dem weiteren Bearbeitungsaggregat 15 und nicht mit dem Nachbearbeitungsaggregat 4 bearbeitet. Das weitere Bearbeitungsaggregat 15 ist dabei über eine weitere Trageinrichtung 17 fest mit der Führungseinrichtung verbunden, sodass diese in Vorschubrichtung VR nicht bewegbar ist. Wie bereits zuvor beschrieben, ist die Bearbeitung der vierten Werkstückkante K4 mit einer konstanten vertikalen Position des Fräswerkzeugs möglich und so wird das Fräswerkzeug 16 des weiteren Bearbeitungsaggregats 15 während der Kantenbearbeitung in die Vertikalrichtung FV nicht verstellt. Stattdessen erfolgt die Bearbeitung der Kante K4, indem das Werkstück 2 über die Förderkette 3 relativ zum Fräswerkzeug 16 des weiteren Bearbeitungsaggregats 15 bewegt wird. Da in dieser Ausführungsform der Axialschlitten 9 mit Nachbearbeitungsaggregat 4 während der Bearbeitung der Kante K4 nicht mit dem Werkstück 2 mitfahren muss und damit der Verfahrbereich des Axialschlittens 9 kleiner ausgestaltbar ist, weist diese dritte Ausführungsform einen geringeren Maschinenbauraum und mehr Leistung als die erste und zweite Ausführungsform auf.
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In einer alternativen Variante dieser dritten Ausführungsform weist das weitere Bearbeitungsaggregat 15 ein Tastmittel, insbesondere Tastrolle, auf, das eine vorbestimmte Zustellpositionierung des zweiten Fräswerkszeugs 16 zu dem sich in Bearbeitung befindenden Werkstückabschnitt ermöglicht.
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In dieser Variante erfolgt die Werkstückkantenbearbeitung im Uhrzeigersinn. Dabei wird mit dem Nachbearbeitungsaggregat 4 zuerst die Kante K1, anschließend die Kante K4 und danach die Kante K3 bearbeitet. Die Kante K2 wird in einem darauf folgenden Bearbeitungsschritt mit dem zweiten Bearbeitungswerkzeug 16 des weiteren Bearbeitungsaggregat 15 unter Zuhilfenahme des Tastmittels des weiteren Bearbeitungsaggregats bearbeitet.