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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Kardangelenk zum Verbinden von drehmomentübertragenden Wellen, insbesondere für Lenksäulen von Kraftfahrzeugen, nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine damit ausgestattete Lenksäule nach dem Oberbegriff des Anspruchs 5.
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Lenksäulen in Kraftfahrzeugen übertragen in an sich bekannter Weise den Lenkwinkel und das Lenkmoment von einem Lenkrad zu einem Lenkgetriebe, zum Beispiel einem Zahnstangenlenkgetriebe. Heute üblicherweise eingesetzte Lenksäulen weisen im Übertragungsweg liegende Gelenkverbindungen auf, insbesondere kardanische Gelenke bzw. Kreuzgelenke, um zum Beispiel auch abgeknickte Verläufe der Lenksäulenverbindung zu ermöglichen. Auf diese Weise lassen sich kürzere und damit unter Unfallgesichtspunkten günstigere und besser zu platzierende Lenksäulenabschnitte ebenso wie eine Anpassung an die Raumgegebenheiten erreichen. Hierbei ist die Lenkübersetzung der Lenksäule im Allgemeinen jedoch eine periodische Funktion des Lenkradwinkels, was zu einer von der Lenksäule ungleichförmig übertragenen Drehbewegung führt, die mittels einer Übertragungsfunktion beschrieben werden kann.
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Es ist bekannt, die Lenkübersetzung entweder für eine schnelle oder eine langsame Übersetzung in der Lenkmittelstellung auszulegen oder die Lenkübersetzung derart zu wählen, dass die Gesamtungleichförmigkeit der Lenksäule minimiert wird. Derartige und weitere Erfordernisse sind beispielsweise in der Lenkspezifikation SDS-SO-0075 beschrieben.
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Durch die
DE 100 12 222 A1 ist ein Kraftfahrzeug mit einer Lenkung bekannt geworden, das eine Lenksäulenverbindung aufweist, in der eine kardanische Gelenkverbindung liegt, welche die Lenkbewegung mit wechselndem Übersetzungsverhältnis ungleichförmig überträgt. Die Lenksäulenverbindung treibt abgangsseitig ein Ritzel eines Zahnstangenlenkgetriebes an, wobei den wechselnden Übersetzungsverhältnissen der Gelenkverbindung ein gegenläufiges, wechselndes Übersetzungsverhältnis zwischen dem Ritzel und der Zahnstange des Zahnstangenlenkgetriebes überlagert wird.
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In kleinen Personenkraftwagen kann eine schnellere Übersetzung in der Lenkmittelstellung das Lenkgefühl insbesondere für die Geradeausfahrt verbessern helfen. Eine langsamere Lenkübersetzung kann jedoch beispielsweise beim Ziehen von Anhängern, insbesondere zum Beispiel bei kleinen Lastkraftwagen, das Lenkverhalten des Fahrzeugs verbessern.
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Bei den derzeit bekannten Lenksäulen, die herkömmliche Kardangelenke in ihrem Übertragungsweg aufweisen, sind der Anpassung des Übersetzungsverhältnisses jedoch bestimmte Grenzen gesetzt, da die Übertragungsfunktion solcher Lenksäulen aufgrund der verwendeten Kardangelenke bekanntermaßen eine Periode von 180° aufweist. Aus Komfortgründen ist die Ungleichförmigkeit der Lenksäulendrehbewegung stets unterhalb eines bestimmten Niveaus zu halten, um keine unerwünschten, spürbaren Drehmomentschwankungen beispielsweise beim Parken des Fahrzeugs zu erhalten. In manchen Fällen kann eine Anpassung der Ungleichförmigkeit des Übersetzungsverhältnisses herkömmlicher Lenksäulen auch zu einem hohen Lenkdrehmoment im Bereich des jeweiligen Lenkanschlags führen, was ebenfalls nicht erwünscht ist.
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Vor diesem Hintergrund hat sich die vorliegende Erfindung die Aufgabe gestellt, ein Kardangelenk zum Verbinden von drehmomentübertragenden Wellen, insbesondere für Lenksäulen von Kraftfahrzeugen, bereitzustellen, das den Gestaltungsspielraum zur Auslegung der Drehbewegungsübertragung dieser Wellen, insbesondere einer Lenksäule, gegenüber dem Stand der Technik wesentlich erweitert, sowie eine mit einem solchen Kardangelenk ausgebildete Lenksäule.
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Diese Aufgaben werden durch ein Kardangelenk mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie durch eine Lenksäule mit den Merkmalen des Anspruchs 5 gelöst. Weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.
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Es ist darauf hinzuweisen, dass die in der nachfolgenden Beschreibung einzeln aufgeführten Merkmale in beliebiger, technisch sinnvoller Weise miteinander kombiniert werden können und weitere Ausgestaltungen der Erfindung aufzeigen. Die Beschreibung charakterisiert und spezifiziert die Erfindung insbesondere im Zusammenhang mit den Figuren zusätzlich.
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Erfindungsgemäß umfasst ein Kardangelenk zum Verbinden von drehmomentübertragenden Wellen, insbesondere für Lenksäulen von Kraftfahrzeugen, zwei Gelenkgabeln, die mit je einer der Wellen, die jeweils eine Wellenlängsachse definieren, verbindbar sind und jeweils ein Paar Lagermittel aufweisen, das jeweils eine Gelenkachse definiert. Ferner umfasst das Kardangelenk ein zwischen den Gelenkgabeln angeordnetes Gelenkteil, das zwei Paar Komplementärlagermittel aufweist, wobei die beiden Gelenkgabeln unter paarweisem Zusammenwirken der Lagermittel und der Komplementärlagermittel über das Gelenkteil miteinander gekoppelt sind. Bei dem erfindungsgemäßen Kardangelenk schließt wenigstens eine Gelenkachse mit der entsprechenden Wellenlängsachse einen spitzen oder stumpfen Winkel ein, wobei der spitze Winkel oder der stumpfe Winkel zwischen der Gelenkachse und der entsprechenden Wellenlängsachse betragsmäßig jeweils weniger als etwa 10° von einem rechten Winkel (etwa 90°) abweicht. Als spitzer Winkel ist ein Winkel zu verstehen, der kleiner als 90° ist, wohingegen als stumpfer Winkel ein Winkel zu verstehen ist, der größer als 90° ist. Somit bildet die wenigstens eine Gelenkachse des erfindungsgemäßen Kardangelenks jedenfalls keinen rechten Winkel (90°) mit der entsprechenden Wellenlängsachse. Die entsprechende Wellenlängsachse ist jene Längsachse der Welle, die mit der die Gelenkachse definierenden Gelenkgabel verbindbar ist. Auf diese Weise wird ein Kardangelenk erhalten, welches eine Übertragungsfunktion mit einer Periode von 360° aufweist, wie nachstehend noch ausführlicher dargelegt werden wird, wodurch sich für das erfindungsgemäße Kardangelenk völlig neue Auslegungsmöglichkeiten ergeben, ohne dass sich der von dem erfindungsgemäßen Kardangelenk beanspruchte Bauraum im Vergleich zu einem herkömmlichen Kardangelenk vergrößert.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung definiert jedes Paar der Komplementärlagermittel eine Lagerachse, die sich in einem rechten Winkel, also etwa 90°, kreuzen. Eine alternative Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass jedes Paar der Komplementärlagermittel eine Lagerachse definiert, die sich in einem spitzen oder stumpfen Winkel kreuzen.
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Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass jedes der Komplementärlagermittel einen Lagerbolzen und jedes der Lagermittel eine jeweils einen der Lagerbolzen aufnehmende Lageröffnung umfasst.
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Eine erfindungsgemäße Lenksäule für ein Kraftfahrzeug umfasst wenigstens zwei drehmomentübertragende Wellen, die über ein Kardangelenk miteinander verbindbar sind, wobei das Kardangelenk nach einer der vorbeschriebenen Ausgestaltungen ausgebildet ist.
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Weitere vorteilhafte Einzelheiten und Wirkungen der Erfindung sind im Folgenden anhand eines in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine perspektivische Seitenansicht eines Abschnitts einer Lenksäule nach dem Stand der Technik,
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2 eine perspektivische Seitenansicht eines auseinandergebauten Kardangelenks nach dem Stand der Technik,
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3 eine Seitenansicht und eine geometrische Ansicht des in 2 dargestellten Kardangelenks nach dem Stand der Technik in einem zusammengebauten Zustand,
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4 eine Seitenansicht und eine geometrische Ansicht eines erfindungsgemäßen Kardangelenks,
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5 ein erstes Diagramm zur Veranschaulichung der Wirkungsweise einer mit einem erfindungsgemäßen Kardangelenk ausgestatteten Lenksäule und
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6 ein zweites Diagramm zur Veranschaulichung der Wirkungsweise einer mit einem erfindungsgemäßen Kardangelenk ausgestatteten Lenksäule.
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In den unterschiedlichen Figuren sind gleiche Teile stets mit denselben Bezugszeichen versehen, so dass diese in der Regel auch nur einmal beschrieben werden.
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In 1 ist eine perspektivische Seitenansicht eines Abschnitts einer Lenksäule 1 nach dem Stand der Technik dargestellt. Der gezeigte Lenksäulenabschnitt umfasst eine drehmomentübertragende Welle 2, deren axiale Enden mit jeweils einem herkömmlichen Kardangelenk 3 und 4 nach dem Stand der Technik verbunden sind. Der in 1 dargestellte Lenksäulenabschnitt dient in an sich bekannter Weise dazu, die über ein in der 1 nicht dargestelltes Lenkrad getätigten Lenkbewegungen an ein ebenfalls nicht dargestelltes Lenkgetriebe, beispielsweise ein Zahnstangenlenkgetriebe, zu übertragen. Hierzu sind das Lenkrad zum Beispiel über eine weitere, in 1 nicht dargestellte Welle mit der Gelenkgabel 5 des in 1 dargestellten oberen Kardangelenks 3 verbunden und die Eingangsseite des Lenkgetriebes mit der Gelenkgabel 5 des in 1 dargestellten unteren Kardangelenks 4 verbunden. Die Abgangsseite des Lenkgetriebes ist in an sich bekannter Weise zum Beispiel über ein Lenkgestänge mit den schwenkbaren Rädern eines Fahrzeugs verbunden, so dass die von einem Fahrer des Fahrzeugs getätigten Lenkeingaben von dem Lenkrad über die Lenksäule und das Lenkgetriebe an die Räder übertragen werden. Die Lenksäule 1 kann je nach Erfordernis einen oder auch mehrere der in 1 gezeigten Lenksäulenabschnitte umfassen.
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Die Kardangelenke 3 und 4 ermöglichen einen abgeknickten Verlauf der Lenksäulenverbindung, wodurch sich zum Beispiel kürzere und damit unter Unfallgesichtspunkten günstigere und besser zu platzierende Lenksäulenabschnitte sowie eine bessere Anpassung an die Raumgegebenheiten erreichen lassen. Die Übertragungsfunktion der Drehbewegung eines Kardangelenks, das zwei Wellen miteinander verbindet, ist jedoch stark von dem Beugungswinkel des Kardangelenks abhängig. Allgemein nimmt die Ungleichförmigkeit der Übertragung der Drehbewegung durch das Kardangelenk von der einen auf die andere Welle mit größerem Beugungswinkel zu.
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Wie 1 weiter zu entnehmen ist, weisen die Kardangelenke 3 und 4 jeweils zwei Gelenkgabeln 5 und 6 auf. Jede der in 1 dargestellten Gelenkgabeln 5, 6 weist ein Paar Lagermittel 7 in Form von Lageröffnungen auf, wobei jedes Paar der Lagermittel 7 bzw. Lageröffnungen eine Gelenkachse 8 bzw. 9 definiert, wie deutlich in 2 zu erkennen ist, in der beispielhaft das Kardangelenk 3 in einer auseinandergebauten, perspektivischen Seitenansicht dargestellt ist. Wie 2 ebenfalls zu entnehmen ist, definiert die Welle 2 eine Wellenlängsachse 10 und eine mit der Gelenkgabel 5 in 2 verbundene Welle 11 definiert eine entsprechende Wellenlängsachse 12.
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Ferner ist bei dem in 2 dargestellten, auseinandergebauten Zustand des Kardangelenks 3 ein zwischen den Gelenkgabeln 5 und 6 angeordnetes Gelenkteil 13 zu erkennen, das wiederum zwei Paar Komplementärlagermittel 14 in Form von Lagerbolzen aufweist. In zusammengebautem Zustand des Kardengelenks 3 wirken die Lagermittel 7 bzw. die Lageröffnungen 7 der Gelenkgabeln 5 und 6 paarweise mit den Komplementärlagermitteln 14 bzw. Lagerbolzen 14 zusammen, so dass die Gelenkgabeln 5 und 6 über das Gelenkteil 13 miteinander gekoppelt sind. Wie 2 weiter zu entnehmen ist, bilden die Gelenkachsen 8 und 9 bei dem Kardangelenk 3 nach dem Stand der Technik jeweils einen rechten Winkel mit den entsprechenden Wellenlängsachsen 12 bzw. 10. Außerdem schneiden sich die Gelenkachsen 8 und 9 sowie die Wellenlängsachsen 10 und 12 in zusammengebautem Zustand des Kardangelenks 3 alle in einem Punkt.
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Jedes Paar Komplementärlagermittel bzw. Lagerbolzen 14 definiert eine in 2 nicht näher dargestellte Lagerachse. Die Lagerachsen entsprechen den jeweiligen Längsachsen der Lagerbolzen 14.
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In 3 ist eine Seitenansicht (obere Darstellung) und eine geometrische Ansicht (untere Darstellung) des in 2 gezeigten Kardangelenks 3 in einem zusammengebauten Zustand dargestellt. Wie zu erkennen ist, fallen die durch die Lagerbolzen 14 definierten Lagerachsen des Gelenkteils 13 im zusammengebauten Zustand des Kardangelenks 3 mit den durch die Gelenkgabeln 5 und 6 definierten Gelenkachsen 8 und 9 zusammen. Außerdem kreuzen sich bei dem Kardangelenk 3 nach dem Stand der Technik, wie bereits in 2 deutlich zu erkennen ist, die Lagerachsen des Gelenkteils 13 in einem rechten Winkel, also etwa 90°. Ebenfalls kreuzen sich damit auch die Gelenkachsen 8 und 9 des in 3 dargestellten Kardangelenks 3 nach dem Stand der Technik in einem rechten Winkel. Ferner bilden, wie bereits erwähnt, auch die Wellenlängsachsen 10 und 12 bei dem Kardangelenk 3 einen rechten Winkel mit den entsprechenden Gelenkachsen 9 bzw. 8.
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Eine konstante Drehgeschwindigkeit, die beispielsweise an der Welle 11 anliegt, wird mit dem Kardangelenk 3 abhängig von dem Beugungswinkel, den die Wellenlängsachsen 12 und 10 miteinander einschließen, ungleichförmig an die Welle 2 übertragen. Die Übertragungsfunktion der Drehgeschwindigkeit ist eine nichtlineare Funktion, die im Wesentlichen von dem Drehwinkel der Welle 11 und dem Beugungswinkel zwischen den Wellen 11 und 2 abhängt. Die Übertragungsfunktion weist bei dem in den 2 und 3 dargestellten Kardangelenk 3 nach dem Stand der Technik eine Periode von 180° des Drehwinkels auf. Dies bedeutet, dass die Eigenschaften der Übertragungsfunktion nach einer halben Drehung der Welle 11 (180°) wieder genau dieselben sind und sich jeweils nach 180° Drehung erneut wiederholen.
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Da, wie in 1 dargestellt ist, eine Lenksäule im Allgemeinen zwei oder mehr Kardangelenke und damit mehrere drehmomentübertragende Wellen aufweist, kann die Winkelorientierung der einzelnen Lenksäulenabschnitte dazu benutzt werden, die Gesamtübertragungsfunktion der Lenksäule zu beeinflussen. Zum Beispiel kann es ein Ziel sein, die Ungleichförmigkeit der Gesamtübertragungsfunktion der Lenksäule zu minimieren oder die Lenkung mit einer schnellen oder langsamen Übersetzung in einer Lenkmittelstellung, das heißt bei Geradeausfahrt des Fahrzeugs, auszulegen. Jedoch sind derartigen Anpassungen aufgrund der bei Kardangelenken nach dem Stand der Technik vorhandenen Periode der Übertragungsfunktion von 180° Grenzen gesetzt.
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4 stellt eine Seitenansicht (obere Darstellung) und eine geometrische Ansicht (untere Darstellung) eines erfindungsgemäßen Kardangelenks 15 dar. Das Kardangelenk 15 unterscheidet sich von dem in 3 dargestellten Kardangelenk 3 im Wesentlichen durch eine andersartige Gelenkgabel 16. Die Gelenkgabel 16 weist ähnlich der Gelenkgabel 5 des Kardengelenks 3 ein Paar in 4 nicht zu erkennende Lagermittel in Form von Lageröffnungen auf, das jedoch eine gegenüber der Gelenkachse 8 des Kardengelenks 5 in der Zeichenebene um den Winkel ψ geneigte Gelenkachse 17 definiert. Die Gelenkachse 9 ist bei dem in 4 gezeigten Ausführungsbeispiel des Kardangelenks 15 hingegen gegenüber dem in 3 dargestellten Kardangelenk 3 unverändert. Ebenso bilden auch die zwei Paar Komplementärlagermittel 14 in Form von Lagerbolzen das in 2 gezeigte Gelenkteil 13, über das die Gelenkgabeln 16 und 6 miteinander gelenkig koppelbar sind.
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Durch die Neigung der Gelenkachse 17 schließt die Gelenkachse 17 des erfindungsgemäßen Kardangelenks 15 einen spitzen Winkel α bzw. einen stumpfen Winkel β (je nach Betrachtungsweise) mit der Wellenlängsachse 12 ein.
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Ferner weist die Übertragungsfunktion des erfindungsgemäßen Kardangelenks 15 infolge der Neigung der Gelenkachse 17 um den Winkel ψ gegenüber der Gelenkachse 8 des aus dem Stand der Technik bekannten Kardangelenks 3 eine Periode von 360° auf, die der Periode des herkömmlichen Kardangelenks von 180° überlagert ist. Das heißt, die Eigenschaften der Übertragungsfunktion des erfindungsgemäßen Kardangelenks 15 wiederholen sich erst nach einer vollständigen Drehung um 360°.
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In der unteren Darstellung der 4 steht die Strecke M-C senkrecht auf der durch A, M und B aufgespannten Ebene, die nachstehend auch als Ebene A-M-B bezeichnet wird. B´ liegt in der Ebene A-M-B. Die Strecke M-C steht daher senkrecht auf der Strecke M-B sowie senkrecht auf der Strecke M-B´. Der Punkt B´ wird durch Drehung des Punkts B um die Strecke M-C um den Winkel ψ erhalten. Bei der vorstehenden Beschreibung liegt die Ebene A-M-B in der Zeichenebene der 4. Die Strecke M-B gibt die Richtung der Gelenkachse 8 des in 3 dargestellten herkömmlichen Kardangelenks 3 an, wohingegen die Strecke M-B´ die Richtung der Gelenkachse 17 des in 4 dargestellten erfindungsgemäßen Kardangelenks 15 angibt.
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5 stellt ein erstes Diagramm zur Veranschaulichung der Wirkungsweise einer mit wenigstens einem erfindungsgemäßen Kardangelenk ausgestatteten Lenksäule dar. Auf der Abszisse ist der Drehwinkel von –360° bis 360° aufgetragen. Auf der Ordinate ist das Gesamtlenkübersetzungsverhältnis der Lenksäule aufgetragen. Das in 5 dargestellte Diagramm zeigt in einem ersten Graphen 18 eine Auslegung der Lenksäule mit einer schnellen Lenkübersetzung in Geradeausstellung bzw. Mittelstellung (etwa 0°) der Lenksäule. Eine mögliche zweite Auslegung dieser Lenksäule mit einer 360°-Ungleichförmigkeit der Übertragungsfunktion des Lenkübersetzungsverhältnisses stellt ein zweiter Graph 19 dar. Wie in 5 zu erkennen ist, ist die schnelle Lenkübersetzung des Graphen 19 verglichen mit dem Graphen 18 in einem wesentlich weiteren Drehwinkelbereich um die Geradeausstellung 0° erreichbar. Ferner ist beim Graphen 19 ebenfalls die Drehmomentschwankung verglichen mit dem Graphen 18 über den gesamten Drehwinkelbereich verringert und die Auslegung nach dem Graphen 19 ist weniger empfindlich gegenüber Asymmetrien (Verschiebung des Graphen 19 parallel zur Abszisse). Andererseits könnte bei einer Auslegung der Lenksäule gemäß dem Graphen 19 auch eine größere Ungleichförmigkeit der Gesamtübertragungsfunktion zugelassen werden, um so eine noch schnellere Übersetzung in Geradeausstellung erzielen zu können.
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Auch lässt sich mit dem erfindungsgemäßen Kardangelenk genau der umgekehrte Fall einer langsamen Lenkübersetzung in Geradeausstellung der Lenksäule erzielen, wie er beispielsweise vorteilhaft bei kleinen Lastkraftwagen zur Verbesserung des Lenkverhaltens beim Ziehen von Anhängern zur Anwendung kommen kann.
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Insgesamt lassen sich die Auslegungsmöglichkeiten einer Lenksäule durch den Einsatz der erfindungsgemäßen Kardangelenke infolge der durch diese eingeführten 360°-Ungleichförmigkeit der Übertragungsfunktion der Lenkbewegung wesentlich erhöhen.
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In einigen Anwendungsfällen, beispielsweise bei Sportwagen, ist eine schnelle Lenkübersetzung abweichend von einer Geradeausstellung einer Lenksäule zum Beispiel für eine bessere Manövrierfähigkeit erwünscht, während gleichzeitig das Lenkübersetzungsverhältnis in Geradeausstellung innerhalb eines vorgegebenen Zielbereichs liegen soll. 6 stellt ein solches Szenario dar, in dem ein zweites Diagramm zur Veranschaulichung der Wirkungsweise einer mit wenigstens einem erfindungsgemäßen Kardangelenk 15 ausgestatteten Lenksäule veranschaulicht ist. Der in 6 dargestellte Graph 20 stellt das Gesamtübersetzungsverhältnis (Ordinate) einer Lenksäule über den an der Abszisse aufgetragenen Drehwinkel ohne Verwendung eines erfindungsgemäßen Kardangelenks dar, wohingegen der Graph 21 das Gesamtübersetzungsverhältnis der Lenksäule bei Verwendung wenigstens eines erfindungsgemäßen Kardangelenks in der Lenksäulenverbindung darstellt. Wie deutlich zu erkennen ist, stellt der Graph 21 eine Auslegung der Lenksäule mit einem „nichtnervösen“ Lenkübersetzungsverhältnis (langsame Lenkübersetzung) in einem Geradeausstellungsbereich 22 dar, wobei eine schnelle Manövrierfähigkeit (schnelle Lenkübersetzung) des Fahrzeugs in einem Manövrierbereich 23 gegeben ist. In einem Lenkanschlagsbereich 24 steigt das Lenkübersetzungsverhältnis wieder an, weshalb in diesem Bereich die Anforderung an eine Lenkmomentunterstützung vorteilhaft verringert werden kann.
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In allen hierin beschriebenen Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Kardangelenks weicht der spitze bzw. stumpfe Winkel α bzw. β betragsmäßig höchstens um 10° von einem rechten Winkel ab, wobei eine beispielhafte Lenksäule wenigstens ein oberes und ein unteres erfindungsgemäßes Kardangelenk (ähnlich wie in 1 dargestellt) aufweist.
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In noch weiteren Anwendungsfällen, in denen der Schwerpunkt der Lenksäule außerhalb der Rotationsachse der Lenksäule liegt, kann eine unerwünschte Drehmomentschwankung mit einer Periode von 360° gemessen werden. Durch das erfindungsgemäße Kardangelenk, das ebenfalls eine Periode von 360° aufweist, kann eine solche unerwünschte Ungleichförmigkeit einer Lenksäule mit Hilfe des erfindungsgemäßen Kardangelenks sogar kompensiert werden.
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Das vorstehend beschriebene, erfindungsgemäße Kardangelenk ist nicht auf die hierin offenbarte Ausführungsform beschränkt, sondern umfasst auch gleich wirkende weitere Ausführungsformen. Insbesondere ist die hierin gezeigte erfindungsgemäße Neigung der Gelenkachse der einen (ersten) Gelenkgabel auch bei der anderen (zweiten) Gelenkgabel möglich. Selbst eine Neigung der Lagerachsen des Gelenkteils gegenüber der hierin beschriebenen rechtwinkligen Orientierung der Lagerachsen des Gelenkteils ist denkbar.
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In bevorzugter Ausführung wird das erfindungsgemäße Kardangelenk zur Verbindung drehmomentübertragender Wellen, insbesondere für Lenksäulen von Kraftfahrzeugen, verwendet.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Lenksäule
- 2
- Welle
- 3
- Kardangelenk
- 4
- Kardangelenk
- 5
- Gelenkgabel
- 6
- Gelenkgabel
- 7
- Lagermittel, Lageröffnung
- 8
- Gelenkachse
- 9
- Gelenkachse
- 10
- Wellenlängsachse
- 11
- Welle
- 12
- Wellenlängsachse
- 13
- Gelenkteil
- 14
- Komplementärlagermittel, Lagerbolzen
- 15
- Kardangelenk
- 16
- Gelenkgabel
- 17
- Gelenkachse
- 18
- Erster Graph
- 19
- Zweiter Graph
- 20
- Erster Graph
- 21
- Zweiter Graph
- 22
- Geradeausstellungsbereich
- 23
- Manövrierbereich
- 24
- Lenkanschlagsbereich
- α
- Spitzer Winkel
- β
- Stumpfer Winkel
- ψ
- Neigungswinkel
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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