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Die Erfindung betrifft ein Säherz nach Anspruch 1, eine Einzelkornsämaschine nach Anspruch 8 und ein Verfahren nach Anspruch 9.
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Bekannte Säherzen für pneumatische Einzelkornsämaschinen bestehen in der Regel aus zwei Hälften, nämlich einem hinteren Teil, in welchem die Lagerung der Säscheibe und der Unterdruckbereich untergebracht sind und einem vorderen Teil, in welchem sich die Saatgutkammer für zu vereinzelndes Saatgut befindet.
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In an die Größe des Saatgutes angepassten Sälöchern der Säscheibe, die in bestimmten Abständen auf einem Kreisring als Sälochreihe angeordnet sind, werden einzelne Saatkörner aus der Saatgutkammer aufgenommen und in einem Abgabebereich durch Unterbrechung des Unterdrucks abgeworfen.
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Innerhalb eines Säherzens gibt es insbesondere im vorderen Teil des Säherzens konstruktiv verschiedene Berührungspunkte zwischen der Säscheibe und dem Säherzgehäuse. An diesen Stellen ist zwangsläufig eine Spaltbildung zwischen Säscheibe und Säherzgehäuse vorzufinden. Nach Möglichkeit ist der Spalt äußerst gering zu tolerieren, damit kein Saatgut aus der Saatgutkammer des Säherzens durch die Rotationsbewegung der Säscheibe durch eben diesen Spalt mitgeführt wird. Andererseits darf dieser Spalt nicht zu gering toleriert werden, damit die Säscheibe nicht am vorderen Säherzgehäuse schleift. Es liegt daher ein Dilemma vor.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, das Säherz in der Weise zu gestalten, dass möglichst kein Saatgut durch die Rotationsbewegung der Säscheibe aus der Saatgutkammer herausgeführt werden kann.
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Diese Aufgabe wird mit einem Säherz mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie einer Einzelkornsämaschine mit den Merkmalen des Anspruchs 8 und einem Verfahren nach Anspruch 9 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben. In den Rahmen der Erfindung fallen sämtliche Kombinationen aus zumindest zwei in der Beschreibung, den Ansprüchen und/oder den Figuren offenbarten Merkmalen.
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Grundidee der vorliegenden Erfindung ist es, durch Vorsehen einer zusätzlichen Materialschicht in den Spaltbereichen beziehungsweise an zu der Säscheibe weisenden Stirnflächen, insbesondere in den Spaltbereichen des vorderen Säherzens, vorzugsweise ausschließlich dort, ein Einklemmen oder Entweichen von Saatgut an der Gleitfläche zwischen der (rotierenden) Säscheibe und den Gehäuseteilen beziehungsweise einer Druckkammer und/oder einer Saatgutkammer des Säherzes zu vermeiden.
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Durch die erfindungsgemäße Maßnahme ist es möglich, die Säscheibe ohne vorheriges Einschleifen der Hälften des Säherzes einzubauen/auszuwechseln. Auch wird die Lebensdauer der Säscheibe und des Säherzes vergrößert. Darüber hinaus können durch das erfindungsgemäße Beschichtungsverfahren bestehende Säherzen nachträglich mit den erfindungsgemäßen Merkmalen ausgestattet werden. Durch die erfindungsgemäße Ausgestaltung ergibt sich außerdem der Vorteil, dass das Saatgut nicht zwischen Trennwand und Säscheibe gezogen wird und die Rotation der Säscheibe behindert.
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Eine durch die Trennwand gebildete Trennwandebene ist parallel zu einer durch die Säscheibe gebildeten Säscheibenebene, wobei die Säscheibenebene durch die Stelleinrichtung gegenüber der Trennwandebene parallelverschieblich ausgebildet ist.
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Unter dem Begriff Saatgut im Rahmen der vorliegenden Offenbarung sind beispielsweise Dünger, Samenkörner, ob pilliert oder nackt, subsumierbar.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist es vorgesehen, dass die Materialschicht eine Reibfläche der Druckkammer und/oder der Saatgutkammer zur Säscheibe bildet. Somit ist die Materialschicht ohne zusätzliche Ausformungen am Gehäuse funktional eingebunden, so dass auf zusätzliche Bauteile zur Führung der Säscheibe oder zur Stützung der Säscheibe verzichtet werden kann.
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Indem der Bevorratungsabschnitt durch eine Trennwand zumindest teilweise gegenüber dem Transport- und Abgabeabschnitt getrennt ist und die Stirnfläche an der Trennwand vorgesehen ist, erstreckt sich die Materialschicht aufgrund des Verlaufs der Trennwand im Wesentlichen, vorzugsweise vollständig, über den gesamten Radius der Säscheibe, so dass die Säscheibe bei einer vollständigen Rotation vollflächig mit der Materialschicht in Berührung kommt. Auf diese Weise wird die Säscheibe ideal von der Materialschicht gleitend geführt.
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Dabei ist es erfindungsgemäß von Vorteil, wenn die Stirnfläche zumindest überwiegend, insbesondere vollständig, parallel zu der Säscheibe angeordnet ist.
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Erfindungsgemäß ist es denkbar, weitere Stirnflächen mit einer Materialschicht zu versehen, insbesondere an einer zur Trennwand gegenüberliegenden Wandung innerhalb der Druckkammer. Insbesondere ist es denkbar, statt eines bisher üblichen Dichtgummis der Druckkammer eine erfindungsgemäße Materialschicht zu verwenden.
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In Weiterbildung der vorliegenden Erfindung ist es vorgesehen, dass die Materialschicht als, insbesondere aus einer Vielzahl von Flockfasern und einer die Flockfasern fixierenden Klebstoffschicht gebildeten, Flockschicht ausgebildet ist.
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Als besonders wirkungsvoll hat sich gemäß einer Ausführungsform der Erfindung herausgestellt, wenn Teilbereiche des vorderen beziehungsweise im Unterdruckbereich angeordneten Säherzens oder die Saatgutkammer mit einer Flockschicht versehen werden, nämlich in Stirnbereichen des vorderen Säherzens, die über die Materialschicht zumindest teilweise im unmittelbaren Kontakt zur Säscheibe stehen. Dadurch kann die Spaltbildung zwischen Gehäuseabschnitten der vorgenannten Bereiche des Säherzens und der Säscheibe auf ein Minimum toleriert werden. Eine Flockschicht besteht dabei aus einer Vielzahl an Flockfasern, die nebeneinander aufgerichtet in einer Klebstoffschicht verankert sind.
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Als Flockfasern werden vorzugsweise Polyamidfasern eingesetzt, da sich ihre Werkstoffeigenschaften besonders für einen auf Säherzen bezogenen Flockprozess eignen. Alternativ können auch Polyester-, Viskose- oder Baumwollflockfasern eingesetzt werden. Die Flockfasern können gemäß ihrem Einsatzspektrum abhängig von dem auszubringenden Saatgut in ihrer Feinheit beziehunsgweise Dicke (gemessen in der Einheit dtext) und ihrer Länge angepasst werden. Üblicherweise werden Flockfasern in einer Feinheit von 0,9 bis 2,2 dtex und einer Länge von 0,3 bis 2,0 mm eingesetzt.
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Erfindungsgemäß weisen die Flockfasern eine geringere Härte als das Material der Säscheibe (vorzugsweise Stahl oder Aluminium) auf. Hierdurch ist, insbesondere in den vorgenannten Spaltbereichen beziehungsweise an den zur Säscheibe weisenden Stirnflächen ein höherer Verschleißschutz in Bezug auf die Säscheibe bei etwaigem Kontakt mit dem Säherz gegeben. Zudem werden die Gleiteigenschaften im Spaltbereich erheblich verbessert, so dass der Energieverbrauch sinkt.
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Ein Flockauftrag kann dabei ohne vorherige konstruktive Änderungen des Säherzes oder der Säscheibe erfolgen, also auch nachträglich bei gebrauchten oder bereits hergestellten Säherzen. Säscheiben müssen demnach nicht in ihrer Stärke angepasst werden oder Teile des vorderen Säherzes müssen nicht an neue konstruktive Gegebenheiten angepasst werden. Falls technisch sinnvoll und/oder erforderlich kann die zu beschichtende Fläche jedoch auch geringfügig tiefer gesetzt werden.
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Ein Flockauftrag kann erfindungsgemäß insbesondere in der Weise erfolgen, dass zunächst ein Kleber (Klebstoffschicht) auf die Stellen des vorderen Säherzes aufgebracht wird, an denen die Materialschicht (hier: Flockschicht), insbesondere die einzelnen Flockfasern, anhaften können.
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Eine Maskierung (also Bedeckung der nicht zu beschichtenden Bereiche) des vorderen Säherzes führt somit erfindungsgemäß dazu, den Kleber nur an den Stellen aufzutragen, an denen er benötigt wird. Das Auftragen des Klebers erfolgt insbesondere materialschonend und verbraucharm durch einen Sprühauftrag. Es ist alternativ denkbar, den Kleber manuell mit einem Pinsel aufzubringen, insbesondere wenn die Aufbringung nachträglich erfolgt.
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Der Flockauftrag an sich beziehungsweise der Auftrag der einzelnen Flockfasern erfolgt vorzugsweise elektrostatisch. Dazu wird ein elektrisches Feld zwischen dem metallischen Säherzgehäuse und der Flockvorrichtung aufgebaut.
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Für den Beflockungsvorgang wird vorzugsweise dieselbe Maskierung wie für den Kleberauftrag verwendet, damit eine Kontamination von Flockfasern an den übrigen Stellen des Säherzgehäuses vermieden wird.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie an Hand der Zeichnungen. Diese zeigen in:
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1a und 1b: perspektivische Ansichten eines Einzelkornsäaggregats einer erfindungsgemäßen Einzelkornsämaschine von schräg hinten (1a) und von schräg vorne (1g) und
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2: eine Aufsicht auf eine Hälfte eines erfindungsgemäßen Säherzes und
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3: eine perspektivische, aufgeklappte Ansicht des erfindungsgemäßen Säherzes, teilweise aufgeschnitten.
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In den Figuren sind gleiche Bauteile und Bauteile mit der gleichen Funktion mit den gleichen Bezugszeichen gekennzeichnet.
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In 1a und 1b ist ein Säaggregat 1 einer erfindungsgemäßen Einzelkornsämaschine dargestellt, das über einen Arm 2 am Rahmen der Einzelkornsämaschine befestigt ist. Dementsprechend ist die Fahrtrichtung beim Betrieb der Einzelkornsämaschine in der durch Pfeil F angegebenen Richtung.
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An dem Arm 2, der eine Schwenkbewegung, vorzugsweise als Vertikalbewegung durch Ausbildung des Arms 2 als Parallelogrammarm, zulässt, sind ein Säherz 3, ein oberhalb des Säherzes 3 angeordneter Tank 4, ein unterhalb des Säherzes 3 angeordnetes Säschar 5 sowie zwei in Fahrtrichtung F vor und hinter dem Säherzen 3 angeordnete, gegenüber dem Säherz 3 schwenkbare Laufräder 6 angebracht.
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Der Tank 4 ist über einen Deckel 4d verschließbar und mit Saatgut 16 befüllbar, das wiederum über einen Kanal 4k seitlich in das Säherz 3 geführt wird.
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Das Saatgut 16 wird im Säherz 3 vereinzelt und über das Säschar 5 in eine durch eine Scharspitze 7 des Säschars 5 geöffnete Furche im Ackerboden abgelegt.
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In 3 ist das Säherz 3 mit seinen beiden Hälften 3.1 und 3.2 dargestellt, wobei der durch die beiden Hälften 3.1 und 3.2 umschlossene Arbeitsraum durch eine Säscheibe 9 in eine Druckkammer 10 und eine Saatgutkammer 11 unterteilt wird.
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Die Druckkammer 10 ist durch einen, vorzugsweise herkömmlichen, Dichtring 12 in einen Unterdruckbereich 13 und einen Normaldruckbereich 14 aufgeteilt. Wesentlich ist dabei, dass im Unterdruckbereich 13 an zur Aufnahme und Abgabe von Saatgut dienenden Sälöchern 15 der Säscheibe 9 eine Druckdifferenz anliegt, die im Normaldruckbereich 14 aufgelöst wird, wodurch beim Übergang der Sälöcher 15 vom Unterdruckbereich 13 in den Normaldruckbereich 14 das Saatgut 16 durch Rotationsbewegung der Säscheibe 9 in einer Laufrichtung R der Säscheibe 9 abgeworfen wird.
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Die Saatgutkammer 11 ist gemäß 3 in einen Bevorratungsabschnitt 17 und einen Transport- und Abgabeabschnitt 18 unterteilt, wobei die Unterteilung durch eine Trennwand 19 erfolgt.
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Der Unterdruckbereich 13 wird von einer nicht dargestellten Pumpe oder einem Unterdruckgebläse über den Anschluss 13a mit Unterdruck beaufschlagt.
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Im Bevorratungsabschnitt 17 wird das Saatgut 16 aus dem Kanal 4k gespeichert und konstant nachgefüllt, während über die sich drehende Säscheibe 9 konstant einzelne Körner des Saatguts 16 aufgenommen und aus dem Bevorratungsabschnitt 17 über den Transport- und Abgabeabschnitt 18 in durch die Abstände zwischen den Sälöchern 15 vorgegebenen Intervallen an das Säschar 5 (siehe 1a, 1b) abgegeben werden.
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Sollten an einem Säloch 15 mehrere Körner des Saatguts 16 anhaften, ist ein, insbesondere einstellbarer, Abstreifer 20 zum Abstreifen überschüssiger Körner vorgesehen, so dass jeweils nur ein Korn pro Säloch 15 anliegt.
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Die Sälöcher 15 sind auf einer Kreisbahn der Säscheibe 9 in definierten Abständen angeordnet, wobei auch mehrere Kreisbahnen mit Sälöchern 15 vorgesehen sein können.
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In 2 ist eine Stirnfläche 21 auf die Trennwand 19 durch Beflocken aufgebrachte Materialschicht 22 gezeigt. Die Stirnfläche 21 der Stirnseite der Trennwand 19 ist zu der Säscheibe 9 hin gerichtet. Die Stirnfläche 21 verläuft zumindest in den mit der Materialschicht 22 versehenen Bereich parallel zu der Säscheibe 9, so dass diese während der Rotation der Säscheibe 9 auf der Materialschicht 22 entlang gleitet.
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Die Materialschicht 22 besteht aus einer Flockfasern 23 aufweisenden Flockschicht und einer die Flockfasern auf der Stirnfläche fixierenden Klebstoffschicht.
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Zunächst wird auf die aus Aluminium bestehende Stirnfläche 21 die Klebstoffschicht durch Besprühung aufgetragen, nachdem der zu beschichtende Bereich maskiert worden ist. Die Maske bedeckt die übrigen Bestandteile der Hälfte 3.2 und lässt ausschließlich die Stirnseite 21 frei.
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Mit derselben Maske werden die Flockfasern 23 in die Klebstoffschicht beflockt, nachdem zwischen der Flockvorrichtung und der Hälfte 3.2 ein elektrostatisches Feld aufgebaut worden ist.
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Anschließend wird die Klebstoffschicht ausgehärtet.
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Bezugszeichenliste
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- F
- Fahrtrichtung
- R
- Laufrichtung Säscheibe
- 1
- Säaggregat
- 2
- Arm
- 3
- Säherz
- 3.1
- Hälfte
- 3.2
- Hälfte
- 4
- Tank
- 4d
- Deckel
- 4k
- Kanal
- 5
- Säschar
- 6
- Laufräder
- 7
- Scharspitze
- 9
- Säscheibe
- 10
- Druckkammer
- 11
- Saatgutkammer
- 12
- Dichtring
- 13
- Unterdruckbereich
- 13a
- Anschluss
- 14
- Normaldruckbereich
- 15
- Sälöcher
- 16
- Saatgut
- 17
- Bevorratungsabschnitt
- 18
- Transport- und Abgabeabschnitt
- 19
- Trennwand
- 20
- Abstreifer
- 21
- Stirnfläche
- 22
- Materialschicht
- 23
- Flockfasern