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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ermitteln eines Gefahrenpotentials in einem Fahrzeug sowie eine Sicht- und Bedienvorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
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Um die Sicherheit und den Komfort in einem Fahrzeug bzw. beim Bedienen des Fahrzeugs zu erhöhen, werden bei modernen Fahrzeugen zur Unterstützung des Fahrers in bestimmten Fahrsituationen Fahrerassistenzsysteme vorgesehen. Fahrerassistenzsysteme greifen teilautonom oder autonom in einen Antrieb bzw. eine Steuerung oder Signalisierungseinrichtung des Fahrzeugs ein oder warnen durch geeignete Mensch-Maschine-Schnittstellen den Fahrer kurz vor oder während kritischer Situationen. Dazu werden Parameter mittels unterschiedlicher Sensoren bzw. Sensorensysteme von einer Rechen- und Speichereinheit des Fahrzeugs ausgewertet. Ein wesentlicher Parameter zur Steigerung der Fahr- bzw. Verkehrssicherheit ist dabei die Aufmerksamkeit des Fahrers selbst.
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Aus der Druckschrift
DE 10 2011 083 833 A1 ist ein Fahrzeug mit einer Vorrichtung zur Beeinflussung der Aufmerksamkeit des Fahrers bekannt, wobei das Fahrzeug über eine Anzeigeeinheit zur Anzeige von Informationsinhalten verfügt sowie über eine der Anzeigeeinheit zugeordnete zentrale Bedieneinheit und über Mittel zur Erfassung einer Gefahr im Straßenverkehr. Sofern das Fahrzeug eine Gefahr erfasst, warnt es den Fahrer. Dabei wird zu einem Blickzeitpunkt eine Blickwahrscheinlichkeit des Fahrers in Richtung einer Anzeigeeinheit ermittelt, wobei die Recheneinheit zur Ermittlung der Blickwahrscheinlichkeit die Interaktion des Fahrers mit dem Fahrzeug berücksichtigt und die Ausgabe der Warnung abhängig von der ermittelten Blickwahrscheinlichkeit erfolgt.
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Aus einer weiteren Druckschrift
DE 101 03 922 A1 ist eine Art Datenbrille bekannt, bei der Warnungen in ein Blickfeld eines Fahrers eingeblendet werden, sobald eine Auswertevorrichtung Signale unterschiedlicher Sensoren verarbeitet hat, und eine Gefahr für den Fahrer daraus abgeleitet hat. Zusätzlich kann auf die Gefahr akustisch hingewiesen werden. Dabei erfolgt die Identifikation eines Gefahrenpotentials unabhängig von der Aufmerksamkeit des Fahrers.
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Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Ermitteln eines Gefahrenpotentials in einem Fahrzeug bzw. eine Sicht- und Bedienvorrichtung zur Durchführung eines solchen Verfahrens vorzusehen, bei dem eine zuverlässige und zeitnahe Aussage hinsichtlich vorherbestimmter Gefahrenkriterien getroffen werden kann und damit die Fahrsicherheit und der Fahrkomfort erhöht wird.
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Diese Aufgabe wird mittels eines Verfahrens zum Ermitteln eines Gefahrenpotentials in einem Fahrzeug gelöst, umfassend die Schritte:
- – Erfassen und Bereitstellen von Kamera-Daten mittels einer am Kopf eines Fahrers getragenen Kamera, die einem Blickfeld des Fahrers entsprechen,
- – Erfassen und Bereitstellen von Umfeld-Daten eines Umfelds des Fahrzeugs mittels zumindest eines Umfeldsensors des Fahrzeugs,
wobei eine Rechen- und Speichereinheit in Abhängigkeit von den bereitgestellten Kamera-Daten und Umfeld-Daten überprüft, ob ein vorherbestimmtes Gefahrenkriterium erfüllt ist.
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Anhand der bereitgestellten Kamera-Daten und Umfeld-Daten ist es möglich, bei kritischen Situationen abzuschätzen, inwieweit der Fahrer ein Gefahrenpotential erkannt hat oder erkennen konnte, und gegebenenfalls den Fahrer zu warnen oder beim Fahrzeug automatisch ein Fahrmanöver oder Notbremsmanöver einzuleiten. Mit Hilfe der am Kopf des Fahrers getragenen Kamera kann festgestellt werden, wohin der Fahrer augenblicklich hinschaut bzw. was er betrachtet, wobei mit Hilfe der Umfeld-Daten einer Umgebung des Fahrzeugs eine Verkehrslage im Umkreis des Fahrzeugs erfasst wird. In anderen Worten soll, wenn eine Gefahrenquelle identifiziert ist, ermittelt werden, ob der Fahrer diese sehen kann oder evtl. gerade wo anders hinschaut oder anderweitig abgelenkt ist.
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Durch einen Vergleich von Schwellenwerten mit Kamera- und oder Umfeld-Daten kann geprüft werden, ob das Gefahrenkriterium erfüllt ist oder nicht.
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Eine differenzierte Ermittlung des Gefahrenpotentials ergibt sich aus einem Zusammenspiel unterschiedlicher Gefahrenkriterien und der zugehörigen Schwellwerte.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird zur Ermittlung des Gefahrenpotentials geprüft, ob ein vorherbestimmtes bildbezogenes Gefahrenkriterium erfüllt ist, wenn eine Abweichung der erfassten Kamera-Daten von vorherbestimmten Referenz-Daten des Blickfelds des Fahrers, die dem Blickfeld des Fahrers bei einer vorherbestimmten Fahrsituation entsprechen, einen vorherbestimmten Schwellenwert übersteigt. Anhand eines Vergleichs der erfassten Kamera-Daten mit vorherbestimmten Referenz-Daten des Blickfelds des Fahrers, beispielsweise eines Bildes der A-Säule mit dazugehörigem Außenspiegel oder dem Betrachten einer Fahrspur durch eine Windschutzscheibe des Fahrzeugs aus der Perspektive eines im Fahrzeug sitzenden Fahrers, kann auf eine Blickrichtung des Fahrers geschlossen werden. Anhand eines Schwellenwerts – beispielsweise einer Verweildauer des Blickes – wird dabei überprüft, ob der Fahrer vom Fahrgeschehen oder den vorliegenden Verkehrsverhältnissen abgelenkt sein könnte. D. h., dass mit der Kamera die Blickrichtung ermittelt wird, indem versucht wird in den Kamera-Daten, die Bilddaten entsprechen z. B. durch eine Bildverarbeitung eindeutige Merkmale aus einem Fahrzeugcockpit des Fahrzeugs wieder zu finden. Dies sind z. B. Außenspiegel links/rechts, A-Säule links/rechts, Lenkrad, Mittelkonsole und dies evtl. noch mit einem Tracking stützt.
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Ferner wird bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung zur Ermittlung des Gefahrenpotentials geprüft, ob ein vorherbestimmtes umfeldbezogenes Gefahrenkriterium erfüllt ist, wenn eine mittels der Umfeld-Daten ermittelte Entfernung des Fahrzeugs von einem Objekt im Umfeld des Fahrzeugs kleiner als ein vorherbestimmten Schwellenwert ist. In den Schwellenwert fließen auch Umfeld-Daten wie beispielsweise Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung des Fahrzeugs sowie Lichtverhältnisse, Fahrbahnverhältnissen usw. ein. Dabei werden die Umfeld-Daten ausgewertet und potentielle Kollisionsobjekte in einem prädizierten Fahrschlauch des Fahrzeuges ermittelt. Das Gefahrenpotential hierbei ermittelt sich u. a. aus der Position, einem Geschwindigkeits- und/oder Beschleunigungsvektor des Objekts relativ zum Fahrzeug und kann in z. B. in einer berechneten Time-To-Collision wiedergegeben werden.
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Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird zur Ermittlung des Gefahrenpotentials geprüft, ob ein vorherbestimmtes beschleunigungsbezogenes Gefahrenkriterium erfüllt ist, wenn eine Abweichung von erfassten Inertial-Daten einer Bewegung des Kopfes des Fahrers einen vorherbestimmten Schwellenwert übersteigt. Beispielsweise würde die Überprüfung des Schwellenwerts einer Bewegungshäufigkeit des Kopfes auf eine starke Ablenkung des Fahrers im Fahrzeug hinweisen, die z. B. durch heftige Kopfbewegungen aufgrund aggressiver Insekten oder loser Gegenstände im Fahrzeuginnenraum bedingt sein könnten.
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Gemäß einer zweckmäßigen Ausführungsform der Erfindung wird zum Ermitteln eines Gefahrenpotentials in einem Fahrzeug geprüft, ob ein vorherbestimmtes schallbezogenes Gefahrenkriterium erfüllt ist, wenn eine Abweichung von erfassten Schall-Daten der Stimme des Fahrers einen vorherbestimmten Schwellenwert übersteigt. In einem solchen Fall kann der Schwellenwert einer Wortfrequenz des Fahrers oder der Lautstärke der Stimme des Fahrers darstellen. Daraus kann beispielsweise auf ein Disput im Fahrzeug geschlossen werden oder auf die Verwendung einer Kommunikations- oder Multimediaanlage des Fahrzeugs.
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Besonders vorteilhaft ist es, wenn der Schwellenwert eine Zeitdauer und/oder eine Lautstärke und/oder eine Bewegungshäufigkeit umfasst. Je mehr Schwellenwerte ausgewertet werden, desto genauer kann das Gefahrenpotential ermittelt werden.
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Sofern ein Gefahrenkriterium erfüllt wird, wird gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung in einem weiteren Schritt ein Steuerungssignal zum automatischen Steuern des Fahrzeugs und/oder zum Ausgeben eines Warnhinweises an den Fahrer generiert und bereitgestellt Besonders zweckdienlich ist es, wenn das bereitgestellte Steuerungssignal zum automatischen Steuern des Fahrzeugs an eine Steuerungseinheit des Fahrzeugs überfragen wird. Dies ist besonders dann angebracht, wenn der Fahrer aufgrund seiner Unachtsamkeit in das Fahrgeschehen nicht mehr selbst eingreifen kann und von der Steuerungseinheit des Fahrzeugs selbst beispielsweise eine Notbremsung oder ein Ausweichmanöver eingeleitet wird. Alternativ oder zusätzlich kann der Fahrer bei erfülltem Gefahrenkriterium durch das Steuersignal auf ein Gefahrenpotential aufmerksam gemacht werden.
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Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft eine Sicht- und Bedienvorrichtung für ein Fahrzeug zum Ermitteln eines Gefahrenpotentials mit:
- – einer in der Art einer Sehhilfe von einem Fahrer am Kopf tragbar ausgestalteten Einrichtung, die mit einer Steuerungseinheit des Fahrzeugs koppelbar ist, wobei die Einrichtung eine Kamera zum Erfassen von Kamera-Daten eines Blickfeldes zumindest eines Auges des Fahrers aufweist;
- – einer Rechen- und Speichereinheit zum Verarbeiten und Bereitstellen der erfassten Kamera-Daten sowie Umfeld-Daten des Fahrzeugs und/oder weiterer Daten, wobei die Rechen- und Speichereinheit eingerichtet ist, durch das Verarbeiten ein Überschreiten eines vorherbestimmten Schwellenwertes eines vorbestimmten Gefahrenkriteriums zu überprüfen, und
- – einer Kommunikationseinheit, die dazu eingerichtet ist, Daten der Kamera und/oder Rechen- und Speichereinheit an eine Steuerungseinheit zu übermitteln und/oder Umfeld-Daten der mit der Steuerungseinheit koppelbaren Umfeldsensoren des Fahrzeugs an die Rechen- und Speichereinheit zu übertragen.
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Bevorzugt weist die Vorrichtung zum Austausch von Daten eine bidirektionale Kommunikationseinheit auf, die dazu eingerichtet ist, Daten des Inertialsensors und/oder der Kamera und/oder Recheneinheit mit einer Steuerungseinheit des Fahrzeugs auszutauschen. Die Kommunikationseinrichtung erlaubt eine Platz sparende und unabhängige Anordnung der Steuerungseinheit in dem Fahrzeug sowie eine gegenseitige Nutzung zweckdienlicher Daten seitens der Vorrichtung bzw. der Steuerungseinheit des Fahrzeugs. Dabei kann die Kommunikation drahtlos und/oder drahtgebunden erfolgen. Die Umfeldsensoren umfassen bevorzugt Lidar-, Radar-, GPS-, Kamera- und/oder Schall-Sensoren, die zur absoluten oder relativen Positionsbestimmung des Fahrzeugs dienen, in Bezug auf Objekte die ein Gefahrenpotential bergen können.
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Die bezüglich des Verfahrens beschriebenen Vorteile gelten gleichermaßen für die damit betriebene Vorrichtung. Darüber hinaus ermöglicht die am Kopf des Fahrers tragbar ausgestaltete Einrichtung mittels von der Kamera erfassten Kamera-Daten eine Richtung des Blickfelds des Fahrers zu ermitteln und/oder mittels einer in der Recheneinheit durchgeführten Mustererkennung, Bildobjekte zu erkennen.
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Um Daten von Beschleunigungen und/oder von Drehraten des Kopfes des Fahrers zu erfassen, weist die Sicht- und Bedienvorrichtung zumindest einen Inertialsensor auf. Anhand der Beschleunigungen kann eine Intensität/Heftigkeit der Bewegung und anhand der Drehraten eine Blickrichtung des Kopfes des Fahrers erfasst werden. Des Weiteren kann mittels des Inertialsensors ein Tracking der Kopfbewegung unterstützt werden.
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Um im Falle einer drohenden Gefahr den Fahrer vor einem Unfall zu bewahren, ist die Rechen- und Speichereinheit ausgebildet, einen Warnhinweis an den Fahrer auszugeben und/oder automatisch einen Steuerungseingriff beim Fahrzeug vorzunehmen. Dabei können Steuerungseingriffe Fahrmanöver umfassen, die ein autonomes Fahren des Fahrzeugs darstellen.
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Besonders zweckmäßig ist es, wenn eine Ausgabeeinrichtung zur Ausgabe der Daten eine Anzeige und/oder einen Lautsprecher umfasst. Auf diese Art und Weise kann ein Fahrer entweder visuell, auditiv oder audiovisuell auf eine Gefahr aufmerksam gemacht werden. Sofern von der Rechen- und Speichereinheit festgestellt wird, dass der Fahrer eine bereitgestellte und ausgegebene Warnung visuell nicht wahrnehmen kann, ist es von großem Vorteil, diese über einen Lautsprecher auszugeben. Im umgekehrten Fall, wenn der Fahrer aufgrund einer erhöhten Lautstärke innerhalb oder im Umfeld des Fahrzeugs ausgesetzt ist, kann eine Warnung über die Anzeige statt über den Lautsprecher erfolgen.
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Ein weiterer Vorteil ist es, wenn die Anzeige im Blickfeld des Auges des Benutzers angeordnet ist. Dieses ist beispielsweise im Falle eines NTED (Near-the-Eye-Display) der Fall. Bei einer NTED lässt sich eine Warnung ins Blickfeld des Fahrers projizieren, wobei die Aufmerksamkeit des Fahrers dadurch sofort geweckt werden kann.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist das Sicht- und Bediensystem an einen Schallwandler oder ein Mikrophon gekoppelt, wobei dadurch die Stimme des Fahrers mit einer unverfälschten Lautstärke erfasst werden kann. Dieser Umstand erleichtert es der Rechen- und Speichereinheit beim Verarbeiten erfasster Daten leichter und zuverlässiger ein Überschreiten eines vorherbestimmten Schwellenwertes einer Lautstärke oder einer vorbestimmten Wortfrequenz des Fahrers zu überprüfen.
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Je nach Ausführungsform kann die Rechen- und Speichereinheit entweder in der Einrichtung mit der Kamera zum Erfassen von Kamera-Daten zusammen angeordnet sein oder in der Steuerungseinheit des Fahrzeugs angeordnet werden. Im ersten Fall kann durch Integration der Rechen- und Speichereinheit in der Einrichtung eine kompakte Bauweise der Sicht- und Bedienvorrichtung ermöglicht werden. Im zweiten Fall kann beim Anordnen der Rechen- und Speichereinheit in der Steuerungseinheit des Fahrzeugs eine gemeinsame Rechen- und Speichereinheit der Steuerungseinheit des Fahrzeugs genutzt werden.
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Um das Fahrgeschehen im Umfeld des Fahrzeugs zu erfassen, weist die Sicht- und Bedienvorrichtung gemäß einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung zumindest einen Umfeldsensor des Fahrzeugs zum Erfassen und Bereitstellen der Umfeld-Daten eines Fahrzeugumfelds auf, der mit der Rechen- und Speichereinheit koppelbar ist.
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Im Folgenden werden die Erfindung und beispielhafte Ausführungsformen anhand einer Zeichnung näher erläutert.
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Dabei veranschaulicht die einzige Figur anhand einer skizzenhaften Darstellung eine mittels eines erfindungsgemäßen Verfahrens betriebene Vorrichtung zum Ermitteln eines Gefahrenpotentials gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung.
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In der Figur wird eine Fahrsituation dargestellt, bei der ein Fahrer 1 mit seinem Fahrzeug 2 auf einer kurvenreichen Straße entlang fährt. Dabei betrachtet der Fahrer 1 die ihn umgebende Landschaft und vernachlässigt dabei einen ungewollten Spurwechsel seines Fahrzeugs 2 auf die Gegenfahrbahn, auf der sich seinem Fahrzeug 2 ein Lastkraftwagen 3 in einer Kurve nähert. Aufgrund seiner Unachtsamkeit ist dem Fahrer 1 auch nicht bewusst, dass er in der Fahrbahnkurve von der Fahrbahn abkommt und in die Leitplanke 13 zu fahren droht.
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Vorteilhafterweise trägt der Fahrer 1 eine Sicht- und Bedienvorrichtung, die in der Art einer Sehhilfe am Kopf tragbar ausgestalteten Einrichtung 4 ausgebildet ist – beispielsweise einer Datenbrille, und mit einer Steuerungseinheit 5 des Fahrzeugs 2 koppelbar ist. In der Figur ist die Einrichtung 4 der Sicht- und Bedienvorrichtung durch einen Brillenbügel symbolisiert. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Kopplung der Einrichtung 4 mit der Steuerungseinheit 5 des Fahrzeugs 2 drahtlos. Bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Kopplung drahtgebunden – nicht dargestellt. Die Einrichtung 4 verfügt über eine Kamera 6 die eingerichtet ist, Kamera-Daten eines Blickfeldes zumindest eines Auges des Fahrers 1 zu erfassen. Zweckmäßigerweise erfasst die als Datenbrille ausgebildete Einrichtung 4 dieselben Bildeindrücke wie der Fahrer 1 selbst.
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Eine Rechen- und Speichereinheit 7 ist zum Verarbeiten der erfassten Kamera-Daten in der Steuerungseinheit 5 des Fahrzeugs 2 untergebracht. Anhand der erfassten Kamera-Daten kann die Rechen- und Speichereinheit 7 feststellen, in welche Richtung der Fahrer 1 augenblicklich blickt. Dabei werden die erfassten Kamera-Daten mit vorherbestimmten Referenz-Daten des Blickfelds des Fahrers 1, die dem Blickfeld des Fahrers 1 bei einer vorherbestimmten Fahrsituation entsprechen, verglichen und eine eventuelle Abweichung davon festgestellt. Vorherbestimmte Fahrsituationen sind demnach eine Geradeausfahrt, wobei Referenzdaten des Blickfelds des Fahrers 1 einem Lenkrad bzw. einem Rahmen der Windschutzscheibe entsprechen oder die Bilddaten, die eine A-Säule zusammen mit einem Außenspiegel symbolisieren, im Fall, dass der Fahrer 1 nach einem Blinkvorgang in den Außenspiegel sieht und dergleichen. Sofern eine Abweichung von den Referenz-Daten des Blickfelds des Fahrer 1 vorliegt, prüft die Rechen- und Speichereinheit 7, ob ein vorherbestimmter Schwellenwert – beispielsweise die Dauer des Blickes bei einer Abweichung der erfassten Kamera-Daten, einen vorherbestimmten Schwellenwert übersteigt.
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Der Schwellenwert der Umfeld-Daten ist gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform von weiteren Parametern wie beispielsweise Geschwindigkeit, Beschleunigung, Lichtverhältnissen, Fahrbahnverhältnissen usw. abhängig. Demnach würde bei einer glatten Fahrbahn und bei Dämmerlicht der Schwellenwert herabgesetzt, sodass dadurch ein Gefahrenpotential in unterschiedlichen Abstufungen zuordenbar ist. In Abhängigkeit des ermittelten Gefahrenpotentials wird der Fahrer 1 des Fahrzeugs 2 mittels einer Ausgabeeinrichtung 11 über einen Warnhinweis auf die Gefahr hingewiesen und/oder ein automatischer Steuerungseingriff beim Fahrzeug 2 vorgenommen, wenn eine Reaktion des Fahrers 1 auf die Gefahr aufgrund eines hohen Gefahrenpotentials aussichtslos erscheint.
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Beim Ermitteln des Gefahrenpotentials fließen des Weiteren Umfeld-Daten eines Umfelds des Fahrzeugs 1 ein, die mittels zumindest eines Umweltsensors 9, 10 des Fahrzeugs 1 erfasst und zur weiteren Verarbeitung bereitgestellt werden. Solche Umweltsensoren können Abstandssensoren sein, wie beispielsweise Lidar, Radar, Schallsensoren oder weitere Kameras 10, die eine relative Entfernung zu benachbarten Objekten im Umfeld des Fahrzeugs 2 erfassen können sowie Navigationssysteme, die eine absolute Position des Fahrzeugs auf einer Straße bzw. Fahrroute ermitteln können. Darüber hinaus kann das Fahrzeug 2 gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung über Sensoren verfügen, die einen Fahrspurwechsel identifizieren können. Wird demnach von der Rechen- und Speichereinheit 7 eine Abweichung von zulässigen Entfernungen, beispielsweise bei einer bestimmten Fahrgeschwindigkeit – festgestellt, wobei ein vorherbestimmter Entfernungs-Schwellenwert unterschritten wird, wird dieser Umstand bei der Ermittlung des Gefahrenpotentials von der Rechen- und Speichereinheit 7 berücksichtigt.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung weist die Sicht- und Bedienvorrichtung zumindest einen Inertialsensor – nicht gezeigt – auf, der ausgebildet ist, Daten von Beschleunigungen und/oder von Drehraten des Kopfes des Fahrers 1 zu erfassen. Anhand des Inertialsensors kann nicht nur auf eine Kopfstellung geschlossen werden, sondern im Falle von häufigen Bewegungen des Kopfes auch auf eine Unachtsamkeit des Fahrers 1. Dabei wird beispielsweise in dem Fall, dass in dem Fahrzeuginnenraum Insekten oder lose Gegenstände den Fahrer 1 ablenken, ein vorherbestimmtes Beschleunigungsgefahrenkriterium überprüft, wobei eine Abweichung von erfassten Inertialdaten einer Bewegung des Kopfes des Fahrers mit einem vorherbestimmten Schwellenwert verglichen werden.
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Bei einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung umfasst die Ausgabeeinrichtung 11 zur Ausgabe der Daten bzw. des Warnhinweises an den Fahrer 1 eine Anzeige und/oder einen Lautsprecher. Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn die Anzeige im Blickfeld des Fahrers angeordnet ist, wie dieses bei einem NTED einer Datenbrille der Fall ist – nicht gezeigt. Weitere Ausführungsformen sehen als Anzeige ein Warnblinklicht oder ein HUD vor. Für den Fall, dass die Rechen- und Speichereinheit 7 feststellt, dass der Fahrer 1 die Anzeige nicht lesen kann, ist es besonders vorteilhaft, wenn die Ausgabeeinrichtung 11 einen Lautsprecher umfasst, über den ein Warnhinweis an den Fahrer 1 ausgegeben werden kann.
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Bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die in Form einer Datenbrille ausgestaltete Einrichtung 4 der Sicht- und Bedienvorrichtung, zusätzlich an einen Schallwandler bzw. ein Mikrofon gekoppelt – nicht gezeigt. Über den Schallwandler kann von der Rechen- und Speichereinheit 7 ein vorherbestimmtes schallbezogenes Gefahrenkriterium überprüft werden, wobei festgestellt wird, ob eine Abweichung von erfassten Schall-Daten der Stimme des Fahrers 1 einen vorherbestimmten Schwellenwert übersteigt. Ein diesbezüglicher Schwellenwert kann beispielsweise die Lautstärke der Stimme des Fahrers 1 sein oder die Häufigkeit seiner Worte. Daraus kann die Rechen- und Speichereinheit 7 ermitteln, ob der Fahrer 1 eventuell in ein „emotionales” ablenkendes Gespräch verwickelt ist oder möglicherweise eine Multimedianlage im Fahrzeug 2 zu laut eingestellt ist, was wiederum die Aufmerksamkeit des Fahrers 1 einschränkt.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann die Rechen-und Speichereinheit 7 in der Einrichtung 4 der Sicht und Bedienvorrichtung angeordnet sein. Dies erlaubt eine kompakte Bauform. Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist die die Rechen- und Speichereinheit 7 in der Steuerungseinheit 5 des Fahrzeugs 2 integriert. Dabei kann eine gemeinsame Rechen- und Speichereinheit der Steuerungseinheit des Fahrzeugs von der Einrichtung 4 genutzt werden kann.
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Somit wird mittels der erfindungsgemäßen Sicht- und Bedienvorrichtung ein Gefahrenpotential in einem Fahrzeug 2 ermittelt, wobei Kameradaten mittels einer am Kopf des Fahrers 1 getragenen Kamera 10 und zugleich Umfeld-Daten des Umfelds des Fahrzeugs 2 bei der Bestimmung eines Gefahrenpotentials für einen Fahrer 1 im Fahrzeug 2 berücksichtigt werden. Dadurch kann die Sicherheit im Verkehr erhöht werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102011083833 A1 [0003]
- DE 10103922 A1 [0004]