DE102013002564A1 - Dekorative Schichtstoffplatten mit lederartiger oder lederähnlicher Oberfläche und Verfahren zu deren Herstellung - Google Patents

Abstract

Schichtstoffkörper mit lederähnlicher Oberfläche bestehend mindestens aus – einer aus mindestens einem, mit einem Formaldehyd-Kondensat getränkten Papier aufgebauten Trägerschicht P, – bedarfsweise einer Kleberschicht K, – einer vorzugsweise einlagigen harzgebundenen, als Dekor dienenden Schicht L aus papierähnlich verarbeiteten Lederfasern, – bedarfsweise mindestens einer Lage einer zellulosehaltigen harzgebundenen und nach dem Verarbeiten durchsichtigen Deckschicht (Overlay) O.

Description

• Schichtstoffplatten, d. h. kunstharzgebundene plattenförmige Werkstoffe sind seit langem bekannt. Sie finden einerseits als technische Werkstoffe, z. B. in der Elektroindustrie als Isolierstoffe und Träger für elektrische Bauteile, in der Gegenwart vor allem als Träger für gedruckte Schaltungen ausgedehnte Verwendung.
• Andererseits werden Schichtstoffplatten mit dekorativ gestalteter Oberfläche als sog. Kunststoffoberflächen z. B. in der Möbelindustrie, d. h. im Haushaltsbereich, an öffentlichen Orten, z. B. zur Gestaltung von Wandflächen in Eisenbahn- und Straßenbahnfahrzeugen, als Tischoberflächen in Kantinen, für Fußböden und bei vielen sonstigen Gelegenheiten umfangreich verwendet. Es gibt praktisch kaum einen Bereich des täglichen Lebens, an dem man ihnen nicht begegnet.
• Zur Herstellung dekorativer Schichtstoffplatten findet ein Schichtaufbau statt: Zunächst werden einige Lagen mit Kunstharz getränkter Träger aus zellulosehaltigem oder anderem Material (z. B. Gewebe oder ein anderes verfilztes oder gewebtes Zellulosematerial, in der Regel jedoch Papier) auf eine stabile Platte gelegt, die später in eine Plattenpresse gebracht werden kann. Auch anorganische Träger wie zu Bahnen verarbeitete Glas- oder Mineralfasern oder synthetische Fasermaterialien können verwendet werden.
• Als Kunstharz für den sog. Grundkörper wird aus wirtschaftlichen Gründen gewöhnlich ein duroplastisch härtbares Harz, z. B. ein Phenol-Formaldehyd-(Vor)kondensat (”Phenolharz”) eingesetzt, jedoch sind rein technisch auch andere duroplastisch aushärtbare Vorkondensate wie Melamin- oder Harnstoffharze sowie Harze auf der Grundlage von Naturstoffen, wie z. B. Furanharze geeignet.
• Über diesem Grundkörper können eine oder bevorzugt mehrere Lagen von Papier aufgelegt werden, die mit einem transparenten Harz getränkt sind, z. B. einem Melaminharz. Diese i. d. R. hellfarbigen Oberflächenbildner, insbesondere deren oberste Schicht werden bzw. wird als Dekorschicht bezeichnet. Es sind auch Dekore bekannt, zu deren Herstellung andere Materialien verwendet worden sind, z. B. Metallfolien, Gewebe und andere strukturgebende Folienbahnen.
• Der Träger für die Dekorschicht besteht i. d. R. aus einem reinen Zellulosepapier, das entweder durch die Pigmentierung allein wirkt oder zusätzlich bedruckt ist und mit dem harzgetränkten Grundkörper in einem Zug in einer beheizbaren Presse, d. h. unter Druck- und Wärmeeinwirkung durch gemeinsames Aushärten verbunden wird. Als Bindemittel für die Dekorschicht wählt man wie gesagt, nicht das gewöhnlich rotbraun gefärbte Phenolharz, sondern ein helles, nach Möglichkeit farbloses Kunstharz. Außer den gelegentlich verwendeten thermoplastisch härt- bzw. vernetzbaren Acrylharzen werden für die Dekorschicht wegen der angestrebten Haltbarkeit vor allem duroplastisch härtbare, d. h. vernetzende Melamin-Formaldehyd-Kondensate (”Melaminharze”) oder doch unter Mitverwendung von Melamin hergestellte Kondensate verwendet. Z. B. können Harnstoffharze bzw. Melamin-Harnstoff-Mischharze verwendet werden. Die Beständigkeit gegen äußere Einflüsse – z. B. Wasser – hängt u. a. vom Melaminanteil ab. Über der Dekorschicht können weitere Schichten angeordnet werden, zur Verbesserung der Verschleißfestigkeit der Oberflächen beispielsweise Deckschichten aus transluzentem Material, sog. Overlays. Hierfür werden in der Regel Papiere auf der Grundlage von α-Zellulose verwendet. Wegen der Vielfalt der verwendeten Oberflächenbildner ist über die geeigneten Bindemittel keine allgemeine Aussage möglich; außer technischen spielen vor allem wirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle.
• Es besteht ganz allgemein Bedarf für dekorative Schichtstoffplatten mit einem neuen und originellen Aussehen.
• Die Erfindung stellt dekorative Schichtstoffplatten mit einer neuen Oberfläche zur Verfügung, die dem Aussehen von natürlichem Leder nahekommt und gegebenenfalls sogar dessen typischen Geruch besitzt.
• Hierzu muss vorausgeschickt werden, dass Bahnen von Naturleder in den Abmessungen, die sich für die Verwendung auf den üblichen Plattenpressen eignen, nicht verfügbar sind. Übliche Plattenpressen weisen in der Regel Formate auf, die für das Verarbeiten von Naturleder nicht verwendet werden können.
• Nachdem inzwischen Werkstoffe auf der Grundlage von feinteiligem Naturleder verfügbar sind, die in theoretisch beliebigem Format hergestellt werden können, kann man versuchen, solche Werkstoffe zur Herstellung von dekorativen Schichtstoffplatten mit lederähnlicher Oberfläche einzusetzen.
• Erfindungsgegenstand ist ein dekorativer plattenförmiger Verbundwerkstoff mit Lederanmutung, dessen Oberfläche durch Verpressen einer Bahn aus kleinteiligem Leder mit einem Grundkörper aus einem duroplastisch härtbaren Harz, insbesondere einem Phenol-, Harnstoff- oder Melamin-Formaldehyd-(Vor)kondensat unter Druck und Wärme erhalten worden ist.
• Erfindungsgegenstand ist insbesondere ein Schichtstoffkörper mit lederähnlicher Oberfläche bestehend mindestens aus
• – einer aus mindestens einem, mit einem Formaldehyd-Kondensat getränkten Papier aufgebauten Trägerschicht P,
• – gegebenenfalls einer Kleberschicht K,
• – einer vorzugsweise einlagigen harzgebundenen, als Dekor dienenden Schicht L aus papierähnlich verarbeiteten Lederfasern,
• – bedarfsweise mindestens einer Lage einer zellulosehaltigen harzgebundenen Deckschicht (Overlay) O.
• Erfindungsgegenstand ist weiterhin ein Verfahren zur Herstellung eines plattenförmigen Verbundwerkstoffs durch Verpressen einer Bahn aus kleinteiligem Leder mit einem Grundkörper aus einem duroplastisch härtbaren Harz, insbesondere einem Phenol-, Harnstoff- oder Melamin-Formaldehyd-(Vor)kondensat unter Druck und Wärme.
• Bahnen aus kleinteiligem Leder werden gegenwärtig als Lederersatz verwendet.
• Da es nicht sicher ist, ob Bahnen aus kleinteiligem Leder und deren Herstellung hinreichend bekannt sind, wird nachstehend ein solches Herstellungsverfahren beschrieben.
• Bahnen aus kleinteiligem Leder erhält man im Prinzip ähnlich wie bei den bekannten Verfahren zur Herstellung von Papier. Dies kann auf einer evt. in geeigneter Weise modifizierten Papiermaschine geschehen. Dazu wird eine Suspension, ein zuvor durch Vermahlen von zerkleinerten Lederabfällen und Aufschwemmen in Wasser erhaltener Brei aus Lederfasern in üblicher Weise über einen Stoffauflauf auf ein bewegtes Sieb gegeben und die erhaltene feuchte Bahn in üblicher Weise entwässert und zu einer Folienbahn konfektioniert. Die erhaltene Bahn kann über Kalender und Trockenwalzen zu einer lagerfähigen Ware verarbeitet werden. Für die Zweck der vorliegenden Beschreibung wird die Bahn nachstehend als Lederbahn bezeichnet.
• Die erfindungsgemäß geeignete Bahn wird zur Herstellung eines dekorativen plattenförmigen Verbundwerkstoffs mit einem i. d. R. mehrschichtigen Trägerpaket aus Papier oder einem papierähnlichen Material verpresst, das als Bindemittel mit einer ausreichenden Menge eines duroplastisch härtbaren phenoplastischen oder aminoplastischen Präpolymerisats (Vorpolymerisats) getränkt oder beschichtet worden ist. Alternativ kann als Bindemittel auch ein härtbares (vernetzbares) Acryl- oder Vinylpolymerisat verwendet werden. Für die Verbindung zwischen der Lederbahn eignen sich alle Bindemittel, die zum Verkleben von Grundmaterialien für die Herstellung dekorativer Platen üblicherweise verwendet werden. Dies sind vor allem die vorgenannten Bindemittel, die zwischen der Trägerschicht und der Lederbahn aufgebracht werden können, sei es durch Aufstreichen oder in Form von vorkonfektionierten Klebstoffbahnen. Voraussetzung ist lediglich, dass durch die Einwirkung von Druck und Wärme eine Bindung zwischen dem Träger und der Lederbahn heergestellt wird.
• Als Ergebnis dieser Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ergibt sich eine dekorative Schichtstoffplatte, deren Oberfläche eine zusammenhängende Fläche bildet, die durch das Auflegen einer wiederverwendbaren Strukturfolie aus Metall oder einem Hartwerkstoff weiter geformt und eine Struktur, etwa eine Narbung erhalten kann, wie sie von Lederwerkstoffen bekannt ist.
• Natürlich kann die erfindungsgemäße Struktur nicht nur auf einer reinen Schichtstoffplatte erzeugt werden, sondern auch auf einer Platte, wie man sie erhält, wenn man in an sich bekannter Weise zusammen mit den Papierlagen eine vorgeformte Platte aus einem Holzwerkstoff, z. B. eine Span- oder Tischlerplatte in die Presse einlegt und verpresst. Solche Werkstoffe werden allgemein als Verbundwerkstoffe bezeichnet. Wie allgemein bekannt, muß in diesem Falle auf der Rückseite der Holzwerkstoffplatte ein entsprechender Schichtaufbau stattfinden, als sog. Gegenzug, um ein späteres Verziehen der Platte zu verhindern. Im Handel werden Spanplatten, die mit einem Schichtstoffaufbau versehen sind, oft als ”vergütete Spanplatten” bezeichnet. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass dieser Begriff hier insofern irreführend ist, als man unter vergüteten Spanplatten streng genommen nur Spanplatten mit einer einfachen, d. h. einlagigen Kunststoffschicht versehene Platten versteht, bei denen die Kunststoffoberfläche z. B. als Grundierung für das spätere Lackieren dient, oder für einfache Bedürfnisse, wie z. B. bei der Herstellung von Platten, aus denen Fachböden für Schränke hergestellt werden sollen.
• Erfindungsgemäße Platten können demnach auch erhalten werden, indem man einen bereits durch einen Pressvorgang erhaltenen Grundwerkstoff, d. h. einen Tragekörper aus einem Holzwerkstoff oder Holzfaserwerkstoff anstelle des Beklebens mit einem vorgefertigten Schichtstoff mit der erfindungsgemäßen Schichtenfolge belegt und das Ganze nochmals in eine beheizbare Plattenpresse bringt und in einem Arbeitsgang verbindet.
• Es gibt unterschiedliche Konstruktionen solcher Plattenpressen, wie z. B. Ein- und Mehretagenpressen, jedoch werden aus verschiedenen Gründen praktisch nur mehr Einetagenpressen gebaut. In der Regel werden sie mit Dampf geeigneten Drucks bzw. geeigneter Temperatur oder elektrisch beheizt und weisen eine beträchtliche Wärmekapazität auf, was das Pressen zu einer energetisch und technisch aufwendigen Angelegenheit macht.
• Die Oberflächen erfindungsgemäß beschichteter Holzwerkstoffe, insbesondere vergüteter Spanplatten haben somit im Prinzip den gleichen Aufbau wie die erfindungsgemäße Schichtstoffplatte, sind aber unmittelbar auf der Holzwerkstoff-Oberfläche hergestellt. Sie bestehen aus einem Grundkörper aus einer oder mehreren Lagen des mit Kunstharz getränkten Trägers und einer darüberliegenden Dekorschicht, im erfindungsgemäßen Fall einer Schicht, die der Oberfläche die Anmutung von Leder verleiht. Grundkörper und Dekorschicht sind durch das gemeinsame Aushärten unter Druck- und Wärmeeinwirkung miteinander verbunden. Reine Schichtstoffplatten und plattenförmige Verbundwerkstoffe können sich im Schichtaufbau durch die Anzahl der Papierlagen unterscheiden, die für den Aufbau des Trägers verwendet werden. Während die Schichtstoffplatte aus Stabilitätsgründen eine Mehrzahl von Papierlagen aufweisen wird, können Verbundwerkstoffe, deren Stabilität wesentlich von dem vorhandenen Holzkern bestimmt wird, unter Verwendung von wenigen Decklagen und Mitverwendung einer Lage aus dem beschriebenen Werkstoff auf der Grundlage von Lederfasern hergestellt werden.

Claims (3)

1. Verfahren zur Herstellung dekorativer Schichtstoffkörper mit lederähnlicher Oberflächenstruktur auf der Grundlage von miteinander unter Druck und Wärme verpressten harzgetränkten Papieren, wobei die oberste Schicht eine Dekorschicht bildet, dadurch gekennzeichnet, dass als Dekorschicht ein durch Verarbeiten von feinteiligem Leder zu einer papierähnlichen Folienbahn erhältlicher Werkstoff verwendet wird.
2. Schichtstoffkörper mit lederähnlicher Oberfläche bestehend mindestens aus – einer aus mindestens einem, mit einem Formaldehyd-Kondensat getränkten Papier aufgebauten Trägerschicht P, – gegebenenfalls einer Kleberschicht K, – einer vorzugsweise einlagigen harzgebundenen, als Dekor dienenden Schicht L aus papierähnlich verarbeiteten Lederfasern, – bedarfsweise mindestens einer Lage einer zellulosehaltigen harzgebundenen Deckschicht (Overlay) O.
3. Schichtstoffkörper oder Verbundwerkstoff mit einem Tragekörper aus einem Holzwerkstoff mit einer Oberflächenstruktur nach Anspruch 2, wobei ein bereits durch einen Pressvorgang erhaltener Grundwerkstoff, wie eine Spanplatte, Tischlerplatte oder Faserplatte mit einem Schichtaufbau nach Anspruch 2 sowie vorzugsweise einer rückwärtigen Gegenzugschicht versehen ist.