-
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur optischen Vermessung von Gliedmaßen, insbesondere des menschlichen Fußes.
-
Die Bestimmung biometrischer Eigenschaften des menschlichen Fußes bildet die Voraussetzung dafür, geeignete Schuhe, die in Länge, Breite und Passform dem Fuß entsprechen und eine gesunde Entwicklung und Erhaltung der Füße, insbesondere auch bei Kinder, ermöglichen, zu fertigen oder aus einem Sortiment auszuwählen.
-
Die Bestimmung von Passform und Schuhgröße stellt damit eine wichtige Aufgabe dar, die mit technischen Hilfsmitteln zu lösen ist. In immer größerem Umfang werden heute Schuhe über den Online-Versandhandel bezogen. Daher werden Verfahren benötigt, die zu Hause angewendet werden können und so einfach anzuwenden sind, daß mit ihrer Hilfe zuverlässig exakte Messergebnisse erzielt werden können.
-
Daher sind Messverfahren erforderlich, die ohne größeren apparativen Aufwand zu Hause oder an jedem beliebigen Ort eingesetzt werden können. Diese sollten sowohl die Selbstvermessung von Füßen, als auch die Vermessung durch eine zweite Person, etwa bei Kinder, erlauben.
-
Eine Vielzahl der heute bekannten Verfahren zur Vermessung von Gliedmaßen setzt das Vorhandensein einer mehr oder weniger aufwändigen Apparatur voraus. Dazu gehören Verfahren, bei denen der auf einer Grundplatte stehende Fuß durch manuelles oder elektronisches Heranführen von Schiebern von vorn und von seitlich an die Fußgrenzen vermessen werden kann. Bekannt sind auch Verfahren, bei denen der Fuß auf eine mit Drucksensoren ausgerüstete Druckplatte aufgesetzt wird (
EP 2 241 209 A1 ). Auch Verfahren mit Verwendung digitaler Kameras, wobei entweder mehrere stationäre Kameras eingesetzt werden oder eine einzelne Kamera, die sich unter Verwendung mechanischer Komponenten, beispielsweise eines Drehtellers, relativ zum Messobjekt bewegt, sind bekannt. Des Weiteren ist aus
DE 20 2006 014 657 U1 ein Messsystem bekannt, das mit einer fest installierten Kamera, einer transparenten Aufnahmeplatte, einer Beleuchtungseinheit und einem Spiegelsystem ein Abbild der Fußsohle sowie seitlicher Projektionen des Fußes aufnimmt und an einen Computer überträgt, der Aufgaben der Auswertung, Steuerung und Bedienung übernimmt. Zum Stand der Technik gehören auch Verfahren, bei denen der Fuß von oberhalb oder schräg oberhalb mit ein oder mehreren Kameras aufgenommen wird. Das Problem der perspektivischen Verzerrung wird dabei dadurch gelöst, daß die Kamera in Bezug zum Untersuchungsraum fixiert wird, beispielsweise durch ein kioskartiges Gehäusesystem, an dem die Kamera fest angebracht ist. Die intrisischen und extrinsischen Kameraparameter, die für die Rückprojektion von Bildpunkten in den Untersuchungsraum benötigt werden, werden dabei durch eine Kalibriermessung bestimmt. Bei einem weiteren Verfahren wird eine hinterleuchtete Messplatte verwendet, auf die der Fuß aufgestellt wird und die mit einem regelmäßigen, kontrastreichen geometrischen Muster bedruckt ist. Aus ein oder mehreren Aufnahmen von oben oder schräg oben werden mithilfe des Musters absolute Distanzmaße für Fußlänge und -breite ermittelt.
-
Für den Einsatz im Versandhandel sind die o. g. Verfahren und Meßsysteme wenig geeignet, da sie das Vorhandensein einer kostspieligen Apparatur voraussetzen. Zu den für diesen Anwendungszweck geeigneten, zum Stand der Technik gehörenden Verfahren gehören Verfahren, die mit einfachen Messschablonen arbeiten. Dabei wird der zu vermessende Fuß in definierter Weise auf ein mit dem Schablonenmuster bedrucktes Papier oder Karton aufgesetzt. Aufgrund der Lage von Extrempunkten der Fußkontur, etwa der Fußspitze, bezüglich des Schablonenmusters können Distanzmaße wie z. B. die Fußlänge aus der aufgedruckten Skala abgelesen werden. Alternativ wird auf der Skala unmittelbar die Schuhgröße abgelesen. Die erforderliche Schablone kann über Versandkataloge verteilt werden oder als ausdruckbare Datei über das Internet oder einen anderen elektronischen Kommunikationsweg. Nachteilig ist die meist recht aufwändige Ausrichtung des Fußes sowie die Gefahr von Fehlern bei der Ablesung der Messdaten.
-
Aus
DE 10157778 A1 ist ein Verfahren zum Messen von individuellen Fußformen bekannt, bei dem mittels eines Stiftes die Fußaussenkontur auf Papier übertragen wird. Danach wird das Papier gescannt und ein digitales Bild erzeugt, das an ein Computersystem übertragen und dort analysiert wird. Der primäre Nachteil des Verfahrens besteht darin, daß das Zeichnen der Fußaußenkontur aufwändig und fehlerträchtig ist. Wird der Zeichenstift nicht genau senkrecht gehalten, so ergibt sich eine fehlerhafte Konturlinie, die zu fehlerhaften Messergebnissen führt.
-
Zum Stand der Technik gehören auch optische Verfahren, bei denen mit einer Kamera, etwa einer Smartphone- oder Handy-Kamera, Aufnahmen des Fußes von oben gemacht und ausgewertet werden. Bei einem dieser Verfahren wird eine Schablone verwendet, die der Anwender mittels einer Schere aus einem Blatt Papier einer Standard-Größe herstellt. Auf die Schablone wird der Fuß in definierter Weise aufgestellt und von oben fotografiert. Das Digitalfoto wird über ein Computernetzwerk an einen Serverrechner übertragen und dort analysiert. Die Form der Schablone wird als geometrische Referenz dazu benutzt, absolute Distanzmaße im Pixelbild zu bestimmen. Nachteilig an diesem Verfahren ist der hohe Aufwand für die Herstellung der Schablone und die Tatsache, daß dabei Fehler auftreten können, die die Exaktheit der Vermessung unmittelbar beeinflussen. Zudem ist die Anbindung an ein Computernetzwerk und die Übertragung der vergleichsweise großen Bilddateien erforderlich.
-
In einem weiteren Verfahren wird ein weißes Papierblatt einer Standardgröße verwendet. Der Fuß wird auf das Blatt aufgestellt und per Smartphone-Kamera ein Bild von oben aufgenommen, so daß die Papierkanten sowie Fersenpunkt, Fußspitze und weitere Meßpunkte der Fußkontur sichtbar sind. Die Auswertung erfolgt manuell durch den Benutzer im Rahmen eines dialog-orientierten Computerprogramms, das auf dem Smartphone ausgeführt wird. Dabei verschiebt der Benutzer interaktiv Grenzlinien solange, bis diese mit Kanten des Papierblatts übereinstimmen bzw. Extrempunkte der Fußaussenkontur berühren. Nachteilig ist die Fehleranfälligkeit der Interaktion, weil es in vielen Fällen nicht möglich ist, die Grenzlinien in dem aufgenommenen Projektionsbild eindeutig und richtig zu paltzieren. Ausserdem gestaltet sich die Bildaufnahme schwierig, da auf dem Bild alle 4 Kanten des Papierblatts und die zu bestimmenden Extrempunkte der Fußaussenkontur zu sehen sein müssen.
-
Aus der Patentanmeldung AKZ 10 2011 121 086.9 ist ein Meßsystem und ein Verfahren bekannt, bei dem der Fuß auf einem Papier einer Standardgröße auf dem Boden platziert wird, mittels einer Smartphonekamera von oben oder schräg oben aufgenommen wird und die bekannten Abmaße des Papiers dazu benutzt werden, in Pixeln gemessene Meßstrecken im Bild in metrische Maße umzurechnen. Dabei ergibt sich das Problem, daß die eindeutige Rückprojektion von Meßstrecken im Bild in den Meßraum nicht immer möglich ist, insbesondere, wenn die Kamera schräg zum Boden ausgerichtet wird. Beispielsweise lassen sich bei einer Aufnahme des Fuße und des Blattes schräg von vom die Blattlängskanten im Bild finden und bei Kenntnis der wahren metrischen Breite des Blattes in Pixeln gemessene Streckenmasse von Strecken, die senkrecht zu den Blattlängskanten verlaufen, in metrische Maße umrechnen. Aufgrund der vorliegenden perspektivischen Projektion lassen sich damit aber Strecken parallel zu den Blattkanten nicht exakt aus den Pixelkoordinaten in metrische Koordinaten umrechnen. In der Konsequenz entstehen Meßfehler. Behelfen kann man sich, indem man die Kamera bzw. das Smartphone parallel zur Ebene des Bodens bzw. des Blattes ausrichtet. Dies erschwert aber die Handhabung des Meßsystems durch den Anwender erheblich, so daß die allgemeine Anwendbarkeit insbesondere für Benutzer, die weniger versiert mit Endgeräten umgehen können, nicht mehr gegeben ist.
-
Angesichts dieses Standes der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren für die Vermessung von Gliedmaßen mit Smartphones, Tablet-PCs oder ähnlich aufgebauten Endgeräten bereitzustellen, das eine exakte Vermessung von Messstrecken in aufgenommenen Projektionsbildern ermöglicht und den Anwender bei der Ausrichtung des Endgeräts möglichst wenig einschränkt.
-
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Vermessungsverfahren zur Vermessung von Gliedmaßen, insbesondere zur Bestimmung biometrischer Daten des menschlichen Fußes, insbesondere zur Ausführung in einem Vermessungssystem, das ein Referenzobjekt mit bekannten Abmaßen und eine frei oder nahezu frei bewegliche bauliche Einheit bestehend aus einer optischen Aufnahmevorrichtung, aus einer Bedienvorrichtung, aus einer Auswertevorrichtung, die ausgebildet ist, aus Aufnahmen der Aufnahmevorrichtung Vermessungsdaten oder biometrische Daten wenigstens eines zu vermessenden Körpers zu bestimmen, aus einem Orientierungssensor zur Bestimmung der räumlichen Orientierung der Aufnahmevorrichtung und aus einer Ausgabevorrichtung zur Ausgabe von Messergebnissen der Vermessung, besteht, das die Schritte Positionierung und Ausrichtung wenigstens eines Messobjekts, Aufnahme wenigstens eines zweidimensionalen Projektionsbildes mittels einer optischen Aufnahmevorrichtung von oben oder schräg oben, mit der Bildaufnahme zeitgleiche oder annähernd zeitgleiche Erfassung der vom Orientierungssensor erzeugten Daten, Ermittlung der Vermessungsdaten in dem wenigstens einen aufgenommenen Bild mittels Bildanalyseverfahren in einer Auswertevorrichtung, Ausgabe der räumlichen Vermessungsdaten oder von von diesen abgeleiteten Meßdaten auf einer Ausgabevorrichtung beinhaltet, dadurch gekennzeichnet, daß die zeitgleich oder nahezu zeitgleich mit der Bildaufnahme vom Orientierungssensor erzeugten Daten zusammen mit den durch das Bildanalyseverfahren gewonnenen Daten zum Zwecke der Bestimmung der Vermessungsdaten oder der biometrischen Daten in der Auswertevorrichtung verwendet werden, gelöst.
-
Der Grundgedanke der Erfindung besteht dabei in der Verwendung von Orientierungsdaten aus Sensoren, die in die bauliche Einheit des Meßsystems integriert sind, zum Zwecke der Ermittlung von Messwerten des zu vermessenden Messobjekts. Derartige Sensoren sind heute häufig in Endgeräten wie Smartphones oder Tablet-PCs integriert und liefern Signale, mit deren Hilfe jederzeit die räumliche Orientierung des Endgeräts bestimmt werden kann. Beispiele für derartige Sensoren sind magnetische oder gyroskopische Sensoren. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Kippwinkel bestimmen, die die Längsachse bzw. die Querachse des Endgeräts mit der Horizontalebene und damit im allgemeinen mit der Ebene des Bodens bilden. Diese Winkel geben somit Aufschluß über die Orientierung der Kamera-Bildebene bzgl. der Ebene des Bodens bzw. eines als Referenz benutzten Blattes mit bekannten Abmaßen. Da die Sensoren ihre Daten mit einer hohen zeitlichen Auflösung zur Verfügung stellen, kann zeitgleich oder annähernd zeitgleich mit der Bildaufnahme die räumliche Orientierung der Kamera-Bildebene erfasst und für die Berechnung der Messdaten verwendet werden. Die gemessenen Kippwinkel können als Teil der extrinsischen Kameraparameter betrachtet werden, wie sie für die Rückprojektion von Messpunkten oder Messstrecken aus der Kamerabildebene in den dreidimensionalen Messraum benötigt werden. Da bei Einsatz eines mobilen Endgeräts für die Messaufgabe nicht alle extrinsischen Kameraparameter bekannt sind bzw. bestimmt werden können, was insbesondere die Position der Kamera im Messraum betrifft, wird ein Rechenalgorithmus vorgeschlagen, der die Orientierungsdaten mit weiteren, insbesondere durch automatisierte Bildanalyse gewonnenen Daten verknüpft, um bestimmte Maße des Messobjekts zu bestimmen. Die Bildanalyse wird ebenso wie der Rechenalgorithmus auf der Auswerteeinheit des Endgeräts ausgeführt und stellt dem Rechenalgorithmus Daten wie etwa die in Pixeln gemessene Breite der Kante des als Referenz benutzten Blattes zur Verfügung.
-
Die Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens anhand von Ausführungsbeispielen, aus denen sich weitere Merkmale, zweckmäßige Ausgestaltungen und Vorteile der Erfindung ergeben, unter Bezugnahme auf die Abbildungen beschrieben, wobei bezüglich aller im Text nicht näher erläuterten erfindungsgemäßen Einzelheiten ausdrücklich auf die Abbildungen verwiesen wird. Es zeigt:
-
1 eine schematische Darstellung des Projektionsraums mit den Koordinatensystemen der Bildebene und des Projektionsraums und der für den Vermessungsalgorithmus bedeutsamen Punkte, Strecken und Geraden und
-
2 eine schematisierte Darstellung eines aufgenommenen Projektionsbilds
-
1 zeigt eine schematische Darstellung des Projektionsraums, betrachtet von seitlich, bei geneigter Ausrichtung der Kamera mit dem Kippwinkel φ zwischen Kamerabildebene und Ebene des Bodens (1). Dabei steht der Fuß (8) auf einem Papierblatt (10) einer Standardgröße, etwa DIN-A4, so daß die Ferse eine senkrechte Wand (7), an die das Blatt mit einer kurzen Kante bündig herangeschoben wird, gerade berührt. Bei bekannter Länge des Blattes ist für die Bestimmung der Fußlänge die Strecke l zwischen Fußspitze (3) und vorderer Blattkante (4) zu vermessen.
-
Das für Projektionsrechnungen häufig verwendete Modell der Lochkamera wird der Optik der Kameras, wie sie in Smartphones od. Tablet-PCs zum Einsatz kommen nicht gerecht und wird daher in das Modell der gaußschen Optik mit dicker Linse dadurch überführt, daß anstatt der fokalen Länge f der Kameraoptik die prinzipale Länge c verwendet wird1
- 1
- C. Steger, M. Ulrich, C. Wiedemann, Machine Vision Algorithms and Applications, pp 18–24, Wiley, Weinheim, 2008.
. Diese ist abhängig von der Entfernung s des Objekts zur Kamera und kann beispielsweise durch Kalibriermessungen für einen bestimmten Entfernungsbereich, wie er für die hier beschriebene Vermessungsaufgabe definiert werden kann, für jedes Kameraobjektiv bestimmt werden. Alternativ kann die prinzipale Länge auch aus den Parametern Entfernung Kamera zu Meßobjekt, räumliche Bildauflösung und Brennweite des Objektivs auf analytischem Wege annähernd bestimmt werden.
-
Der Fokuspunkt der Kamera wird mit F bezeichnet. In ihm schneiden sich alle Projektionsstrahlen der perspektivischen Projektion. Es wird ein kartesisches Raumkoordinatensystem so aufgespannt, daß F sein Ursprung ist, die x-Achse parallel zur Projektionsbildebene bzw. Kamera-Bildebene verläuft und die y-Achse senkrecht auf der Kamera-Bildebene steht und somit mit der optischen Mittelachse zusammenfällt. Die Kamera-Bildebene hat einen Abstand zum Fokuspunkt F, der der prinzipalen Länge c (
6) der Kameraoptik entspricht. Die u-Achse der Kamera-Bildebene ist in
1 als Pfeil dargestellt. Bei der Projektion wird die Fußspitze (
3) in den Punkt A mit den Koordinaten (x
1, c) der Kamera-Bildebene und ein Punkt der vorderen Blattkante (
4) in den Punkt B mit den Koordinaten (x
2, c) der Bildebene abgebildet. Im Projektionsbild kann die Distanz zwischen den Punkte A und B in Pixeln gemessen werden. Benötigt für die Berechnung der Strecke l wird die Distanz l' zwischen den Punkten B und D. Der Punkt D ergibt sich durch Schneiden der durch B verlaufenden, zur Ebene des Bodens parallelen Geraden mit der Projektionsgeraden durch F und A. Dieser kann wie folgt berechnet werden:
Zunächst wird die Gerade FA durch die Punkte F und A bestimmt. Diese verläuft durch den Ursprung und hat damit als y-Achsen Abschnitt den Wert 0. Ihre Steigung ist
-
Damit ergibt sich die Geradenformel:
-
Für die Gerade AB durch die Punkte A und B gilt: y = c (2)
-
Die Gerade BD durch die Punkte B und D ergibts sich aus der Geraden AB durch Drehung um den Winkel φ im Uhrzeigersinn im Drehpunkt B: m = tanφ y = –tanφ·x + c + tanφ·x2 (3)
-
D wird durch Schneiden der geraden BD mit der Geraden FA berechnet. Hierzu werden (1) und (3) gleichgesetzt und nach x aufgelöst:
-
Durch Einsetzen von x in Gleichung 1 kann y am Punkt D berechnet werden. Die Länge l' der Strecke BD ergibt sich wie folgt:
-
Nun kann 1 berechnet werden: l = a·l' / a' (6)
-
Dabei ist a die bekannte Länge der vorderen Blattkante (Beispiel DIN-A4: 210 mm) und a' die Länge der vorderen Blattkante im Projektionsbild bzw. auf dem Bildsensor der Kamera. Gleichung (6) ergibt sich aus den Abbildungseigenschaften der Zentralprojektion bei waagrechter Ausrichtung der Kamera bzgl. ihrer kürzeren Achse. Wenn a' die Länge der Strecke a auf dem Sensorchip ist und z die Entfernung der Strecke a vom Fokuspunkt, dann gilt: a' / a = c / z ⇒ z = c·a / a' (7)
-
Ebenso gilt: l' / l = c / z ⇒ l = l'·z / c (8)
-
Durch Einsetzen von (7) in (8) erhält man: l = l'·c·a / c·a' = a·l' / a'
-
2 zeigt ein schematisiertes Projektionsbild, wie es in dem hier beschriebenen Ausführungsbeispiel durch die Kamera des Meßsystems aufgenommen worden sein könnte.
-
Dabei bezeichnen die eingezeichneten Strecken Distanzmaße in Pixeln, die dem Bild durch Bildanalyse entnommen werden können bzw. bekannt sind:
h halbe Bildhöhe in Pixeln
i Anzahl Pixel bis zur Fußspitze
j Anzahl Pixel bis zur vorderen Blattkante
k Breite der vorderen Blattkante in Pixeln
-
Aus den im Projektionsbild durch Bildanalyse ermittelten Pixeldistanzen i, j und dem Parameter h können die Pixeldistanzen der Fußspitze und der vorderen Blattkante zur Bildmitte bestimmt werden und durch Multiplikation der jeweiligen Pixelanzahl mit der bekannten Länge eines Pixels auf dem Sensorchip der Kamera die Längen bzw. Koordinaten x1 und x2 berechnet werden. Ebenso kann aus k durch Multiplikation mit der Pixellänge auf dem Sensorchip die Länge a' berechnet werden. Der Abstand z zwischen Fokuspunkt und vorderer Blattkante kann in ausreichend genauer Näherung abgeschätzt werden und entspricht der Höhe der Kamera über dem Boden bei der Bildaufnahme. Der Kippwinkel φ wird aus den vom Orientierungssensor oder den Orientierungssensoren bei der Bildaufnahme bereitgestellten Daten berechnet.
-
Das in diesem Ausführungsbeispiel dargestellte Berechnungsverfahren geht davon aus, daß die mit u bezeichnete Längsachse der Kamera-Bildebene schräg zur Ebene des Bodens verlaufen kann, während die Mittelachse, die parallel zur kürzeren Seite des Projektionsbildes verläuft, senkrecht zur u-Achse steht und mit v bezeichnet wird, parallel oder annähernd parallel zur Ebene des Bodens verläuft. Alternativ dazu kann das Smartphone oder der Tablet-PC durch den Anwender auch im Querformat, das üblicherweise als Landscape-Format bezeichnet wird, gehalten werden. Dabei kann die kürzere v-Achse mit der Ebene des Bodens einen von Null verschiedenen Winkel φ bilden, während die u-Achse parallel oder annähernd parallel zu Ebene des Bodens verläuft. Die Parameter des oben beschriebenen Rechenverfahrens sind dann entsprechend anzupassen.
-
Eine vorteilhafte Erweiterung besteht darin, daß die von dem oder den Orientierungssensoren bereitgestellten Daten laufend ausgewertet werden und während des Vorgangs der Bildaufnahme akustische oder optische Signale erzeugt werden, die den Anwender bei der Ausrichtung des Endgeräts unterstützen. So kann beispielsweise auf der Ausgabeeinheit ein Symbol ähnlich einer Wasserwaage dargestellt werden, bei dem sich eine Kugel, die eine Luftblase symbolisiert, in einem Rechteck, das einen Glaszylinder symbolisiert, sich entsprechend der Neigung des Endgeräts bewegt, so daß der Anwender die Ausrichtung des Endgeräts in Bezug auf den Winkel zwischen Längsachse des Rechtecks und Ebene des Bodens besser einschätzen kann.
-
Kennzeichnend für die Erfindung ist, daß das Problem der Unbestimmtheit der extrinsischen und intrinsischen Kameraparameter, wie sie für die Rückprojektion von Messpunkten oder Messstrecken aus dem Projektionsbild in den dreidimensionalen Messraum benötigt werden, dadurch gelöst wird, daß die räumliche Ausrichtung der Kamera-Bildebene aus Daten von dem oder den Orientierungssensoren des Endgeräts, die zeitgleich oder annähernd zeitgleich mit der Bildaufnahme erfasst werden, bestimmt wird und zusammen mit weiteren Daten, die durch die Analyse des aufgenommenen Bildes gewonnen werden, über einen auf der Auswerteeinheit ausgeführten Rechenalgorithmus verknüpft werden, so daß sich bestimmte Längenmaße des Messobjekts exakt berechnen lassen. Zu den weiteren Daten, die durch die in der Auswerteeinheit ausgeführten Analyse des aufgenommenen Bildes gewonnen werden, gehört die in Pixeln gemessene Breite der vorderen Blattkante des verwendeten Blattes.
-
Die Erfindung ist nicht auf die zuvor geschilderten Ausführungsbeispiele beschränkt. Alle genannten Merkmale, auch die den Zeichnungen allein zu entnehmenden sowie auch einzelne Merkmale, die in Kombination mit anderen Merkmalen offenbart sind, werden allein und in Kombination als erfindungswesentlich angesehen. Erfindungsgemäße Ausführungsformen können durch einzelne Merkmale oder eine Kombination mehrerer Merkmale erfüllt sein.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- Boden
- 2
- Punkt des Bodens, der in Bildmitte projiziert wird
- 3
- Fußspitze
- 4
- Blattkante
- 5
- Meßstrecke l (zwischen Blattkante und Fußspitze)
- 6
- prinzipale Distanz
- 7
- Wand
- 8
- Fuß
- 9
- Projektionsbild
- 10
- Blatt
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- EP 2241209 A1 [0005]
- DE 202006014657 U1 [0005]
- DE 10157778 A1 [0007]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- C. Steger, M. Ulrich, C. Wiedemann, Machine Vision Algorithms and Applications, pp 18–24, Wiley, Weinheim, 2008 [0018]