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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bereitstellen von Medieninhalten mittels eines Unterhaltungselektroniksystems eines Kraftwagens nach dem Oberbegriff von Patentanspruch 1.
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Neben klassischer Radioübertragung, bei welcher ein Benutzer aktiv auswählt, welchen Radiosender er empfangen möchte, sind Unterhaltungselektroniksysteme in Kraftwagen heutzutage in der Lage, Mediendatenströme von einer Vielzahl von Quellen zu beziehen. Solche Quellen können kraftwagenintern sein, wie beispielsweise am Unterhaltungselektroniksystem angeschlossene USB-Speichergeräte, oder mittels drahtloser Datenübertragung mit dem System verbunden werden.
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Die schiere Datenmenge, die einem Benutzer so zur Verfügung gestellt werden kann, macht es notwendig, verbesserte Such- und Auswahlverfahren bereitzustellen, so dass der Benutzer die gewünschten Medieninhalte auch finden kann. Ein gängiges Verfahren beruht dabei auf festen Abspiellisten, in welcher der Benutzer Wunschinhalte aufnimmt, so dass diese immer für den späteren Abruf zur Verfügung stehen. Dies bedingt jedoch einen beträchtlichen Organisationsaufwand für den Benutzer.
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Eine deutlich bessere Anpassung von automatisch bereitgestellten Medieninhalten an den Geschmack des Benutzers kann erzielt werden, wenn die Medieninhalte vom Benutzer bewertet werden. Übliche Systeme erlauben es beispielsweise, jeden in einer Abspielliste enthaltenen Titel zu bewerten. Anhand der so eingegebenen Benutzerpräferenzen kann später eine verbesserte automatische Auswahl getroffen werden. Auch dies ist jedoch mit einem hohen Bearbeitungsaufwand für den Benutzer verbunden.
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Die
EP 1 548 741 A1 beschreibt ein Verfahren zum Bereitstellen von Musikstücken, die aufgrund von Benutzerpräferenzen ausgewählt werden. Die Benutzerpräferenzen umfassen kurzzeitige und langzeitige Präferenzen des Benutzers.
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Ein weiteres Problem ergibt sich bei der Bereitstellung von Inhalten, die für den jeweiligen Benutzer neu sind. Gerade beim Bezug von Medieninhalten über drahtlose Netzwerke ist dies oft der Fall. Solche Inhalte können zwar anhand von Ähnlichkeitsmaßen zu bekannten Inhalten bewertet und ausgewählt werden, dies setzt jedoch voraus, dass die bekannten Inhalte auch zuverlässig mit Präferenzbewertungen versehen sind, was angesichts der aufwändigen Eingabe solche Präferenzen selten der Fall ist.
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In allen Fällen wird die automatische Bereitstellung von Medieninhalten zudem dadurch beeinträchtigt, dass eine einfache Präferenzbewertung einzelner Inhalte nicht hinreichend ist, um den Geschmack eines Benutzers vollständig abzubilden. Eine solche Bewertung kann immer nur einen Durchschnitt angeben und berücksichtigt nicht, dass sich die vom Benutzer gewünschten Medieninhalte in Abhängigkeit von der Situation ändern können.
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Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren nach dem Oberbegriff von Patentanspruch 1 bereitzustellen, welches eine detailliertere und einfachere Erfassung der Medienpräferenzen eines Benutzers und eine daran angepasste automatische Auswahl von Medieninhalten ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
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Bei einem solchen Verfahren zum Bereitstellen von Medieninhalten mittels eines Unterhaltungselektroniksystems eines Kraftwagens, wird anhand zumindest eines vorgegebenen Auswahlkriteriums ein Mediendatenstrom aus einer Mehrzahl von Mediendatenströmen ausgewählt und abgespielt, wobei das zumindest eine vorgegebene Auswahlkriterium zumindest eine Benutzerpräferenz umfasst, welche anhand von Präferenzeingaben des Benutzers modifizierbar ist.
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Erfindungsgemäß ist dabei vorgesehen, dass die zumindest eine Benutzerpräferenz eine erste Benutzerpräferenz, die anhand von Präferenzeingaben in einem Zeitfenster, welches sich vom Zeitpunkt des Auswählens eine vorgegebene Länge in die Vergangenheit erstreckt, ermittelt wird, sowie eine zweite Benutzerpräferenz, die anhand aller Präferenzeingaben ermittelt wird, umfasst.
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Auf diese Weise wird sichergestellt, dass das Unterhaltungselektroniksystem auf wechselnde Ansprüche des Benutzers reagieren kann. Während die zweite Benutzerpräferenz ein generelles Abbild von Geschmack des Benutzers bezüglich abzuspielender Medieninhalte gibt, kann die erste Benutzerpräferenz genutzt werden, um kurzfristige Schwankungen der Vorlieben des Benutzers zu erfassen und die Auswahl der Mediendatenströme daran anzupassen.
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Den Präferenzeingaben wird zumindest ein Fahrtzustand des Kraftwagens und/oder eine Umgebung des Kraftwagens charakterisierender Parameter zugeordnet. Neben den kurz- und langfristigen Präferenzen des Benutzers können so Vorlieben erkannt werden, die situations-, orts- oder zeitspezifisch sind.
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Eine besonders einfache Erfassung der Benutzerpräferenz ist dabei möglich, wenn ein vorzeitiges Abbrechen des Abspielens eines Medieninhaltes durch den Benutzer als negative Präferenzeingabe gewertet wird. Im Gegensatz zum aus dem Stand der Technik allgemein bekannten Systemen, bei denen ein Benutzer explizite Bewertungen abgibt, kann hier allein aufgrund des Auswahlverhaltens des Benutzers ohne die Notwendigkeit separater Bewertungen ein Bild der Benutzerpräferenzen gewonnen werden. Für den Benutzer fällt kein zusätzlicher Verwaltungsaufwand für seine Medienbibliothek oder Abspiellistenauswahl an.
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Eine weitere Reduktion des Verwaltungsaufwandes für den Benutzer kann erreicht werden, wenn bei einer erstmaligen Durchführung des Verfahrens durch einen Benutzer die Benutzerpräferenz anhand einer Zusammenstellung einer vom Benutzer vorgegebenen Medienbibliothek bestimmt wird. Hierdurch können bestehende Informationen über die Benutzerpräferenzen übernommen werden, ohne dass Arbeit für den Benutzer anfällt. Dies ist insbesondere vorteilhaft, da Medienbibliotheken zunehmend geräteunabhängig im Netzwerk gespeichert werden.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird eine Präferenzeingabe einem Mediendatenstrom und/oder einem individuellen Medieninhalt des Mediendatenstroms und/oder einer dem Mediendatenstrom und/oder dem individuellen Inhalt zugeordneten Metadateninformation zugeordnet. Die Präferenzen des Benutzers können so auf unterschiedlichen Ebenen erfasst werden, so dass beispielsweise Vorlieben für individuelle Medieninhalte, bestimmte Nachrichtensender, bestimmte Mediengenres oder dergleichen nebeneinander erfasst werden können.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird die Auswahl anhand einer Übereinstimmung zwischen den Präferenzeingaben zugeordneten Parametern und den im Moment der Auswahl vorliegenden Parametern gewichtet. Dies erlaubt eine Anpassung der Medienwiedergabe an die so erfassten situations-, orts- oder zeitspezifischen Vorlieben, ohne dass der Benutzer hierfür selbst aktiv werden muss.
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Es ist ferner zweckmäßig, wenn eine Präferenzeingabe des Benutzers eine Zustimmung oder Ablehnung bzgl. eines gegenwärtig abgespielten Mediendatenstroms oder dem Mediendatenstrom zugeordneten Medieninhalts umfasst. Der Benutzer kann so, ohne dass er explizit eine mehrstufige Bewertung eines Medieninhaltes oder -datenstroms durchführen muss, durch eine einfache Bedienungshandlung die Bewertung des Medieninhaltes oder Mediendatenstroms verbessern oder verschlechtern.
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Vorteilhafterweise umfasst eine Präferenzeingabe des Benutzers ein vorgegebenes Verhältnis zwischen Medieninhalten, welche bereits zumindest einmal abgespielt wurden, und neuen Medieninhalten. Der Benutzer kann somit selbst angeben, in welchem Maß ihm neue Inhalte, die mit seinem Präferenzprofil übereinstimmen, angeboten werden.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung werden die Mediendatenströme und/oder die Benutzerpräferenzen zumindest teilweise auf einer kraftwagenexternen, mittels eines drahtlosen Netzwerks mit dem Kraftwagen kommunizierenden Speichereinrichtung gespeichert oder mit einem transportablen, mit dem Unterhaltungselektroniksystem temporär koppelbaren Speichermedium, wie z. B. einer SD-Karte, einem USB-Stick oder einem Smartphone, ausgelesen und darin gespeichert. Dies ermöglicht es, Medieninhalte in Abhängigkeit von den Präferenzen des Benutzers auch unabhängig von einem kraftwagengebundenen Unterhaltungselektroniksystem zu nutzen.
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Die Erfindung betrifft ferner ein Unterhaltungselektroniksystem, welches zur Durchführung eines Verfahrens der beschriebenen Art ausgelegt ist. Die oben angeführten Vorteile kommen auch bei diesem Aspekt der Erfindung zu Tragen.
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Im Folgenden werden die Erfindung und ihre Ausführungsformen anhand der Zeichnung näher erläutert. Die einzige Figur zeigt dabei eine schematische Darstellung eines Unterhaltungselektroniksystems zur Durchführung eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Ein Kraftwagen 10 umfasst ein Unterhaltungselektroniksystem 12, mittels welchem den Kraftwageninsassen Medieninhalte wie Musik, Videos, Nachrichten, Verkehrsinformationen und dergleichen bereitgestellt werden können. Die Medieninhalte können dabei von fahrzeuginternen Speichermedien 14, wie beispielsweise Festplatten, USB-Speichergeräte, DVDs oder dergleichen bereitgestellt werden, oder von fahrzeugexternen Quellen wie analogen oder digitalen Rundfunkstationen 16 oder über ein drahtloses Netzwerk ansprechbaren Servern 18 bezogen werden.
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Aufgrund der Vielfalt der heutzutage zur Verfügung stehenden Medieninhalte ist es gerade im Kraftwagen von Bedeutung, den Benutzer bei der Auswahl zu unterstützen, so dass seine Aufmerksamkeit vom Unterhaltungselektroniksystem 12 so wenig wie möglich beansprucht wird. Hierzu ist es zweckmäßig, die Vorlieben des Benutzers für bestimmte Inhalte zu kennen und ihm anhand dieser Vorlieben gewichtete Medieninhalte zu präsentieren.
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Die Präferenzen des Benutzer können dabei zunächst anhand bestehender Medienbibliotheken des Benutzers erfasst werden. Verbindet der Benutzer eine neue Medienbibliothek mit dem Unterhaltungselektroniksystem 12 – sei es in Form eines Speichermediums 14 oder über einen Server 18 – so kann das Unterhaltungselektroniksystem 12 die Zusammenstellung der Medienbibliothek analysieren und auf dieser Grundlage Präferenzen des Benutzers für bestimmte Genres, Künstler oder Mediendatenströme bestimmen. Gegebenenfalls kann eine solche Medienbibliothek bereits Metadaten wie Benutzerbewertungen umfassen, die dies unterstützen. Auf Grundlage der so ermittelten Präferenzen kann eine Auswahl wiederzugebender Mediendaten durch das Unterhaltungselektroniksystem bestimmt und gewichtet werden.
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Die Präferenzen des Benutzers können zudem im laufenden Betrieb des Unterhaltungselektroniksystems 12 aktualisiert und erweitert werden, so dass die Mediensammlung des Benutzers und die damit assoziierten Präferenzen mit dem Gebrauch des Unterhaltungselektroniksystems 12 wachsen.
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Dies kann zum einen anhand aktiver Präferenzeingaben des Benutzers – also beispielsweise von Bewertungen gerade abgespielter Medieninhalte – erfolgen, andererseits aber auch ohne die Notwendigkeit aktiver Eingaben durch Beobachtung und Protokollierung des Auswahlverhaltens des Benutzers im Hintergrund geschehen.
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Es ist dabei besonders nützlich, zwischen grundlegenden und temporären Präferenzen des Benutzers zu unterscheiden. Grundlegende Präferenzen werden über den gesamten Benutzungszeitraum ermittelt und bleiben über die gesamte Benutzungsdauer erhalten. Sie spiegeln den grundlegenden Mediengeschmack des Benutzers wieder.
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Neben solchen grundlegenden Vorlieben zeigen Benutzer jedoch auch temporäre Präferenzen, die sich abhängig von einer Situation oder auch nur aus einer Laune des Benutzers heraus ergeben. Solche temporäre Präferenzen können durch die Beobachtung der Benutzereingaben innerhalb eines kurzen gleitenden Zeitfensters ermittelt werden und mit entsprechender Gewichtung in die Auswahl von Medien durch das Unterhaltungselektroniksystem einfließen.
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Gleichzeitig können auch situationsabhängige Informationen mit den gespeicherten Präferenzen assoziiert werden. In vielen Fällen ändern sich die Präferenzen des Benutzers orts- oder zeitabhängig. Beispielsweise kann das Unterhaltungselektroniksystem 12 so feststellen, dass ein bestimmter Benutzer auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit Nachrichtensendungen, auf dem Heimweg jedoch Musik bevorzugt, und die Auswahl entsprechend anpassen.
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Für Benutzereingaben steht eine Eingabevorrichtung 20 des Unterhaltungselektroniksystems zur Verfügung. Dabei kann es sich um ein Multifunktionsdisplay in der Mittelkonsole, am Lenkrad angebrachte Bedienelemente, eine Sprach- oder Gestenerkennung oder dgl. handeln.
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Die Eingabevorrichtung unterstützt dabei folgende Funktionen:
- – Standard-Bedienelemente wie „Start”, „Stop”, „Vor”, „Zurück” und dgl. dienen zum einen der Ablaufsteuerung einer Abspielliste, können aber auch zur Bestimmung von Präferenzen herangezogen werden. So kann beispielsweise das Überspringen eines Titels mit „Vor” als negative Präferenz für diesen Titel gewertet werden.
- – Eine „Kategoriensprung”-funktion beendet die Wiedergabe von Titeln der gegenwärtigen Kategorie bzw. des gegenwärtigen Genres und wechselt zu einer anderen Kategorie mit hoher Präferenz. Das Verlassen einer Kategorie kann auch hier als negative Präferenz gewertet werden. Die Funktion ermöglicht zudem eine Schnellwahl zwischen Kategorien wie „Musik”, „Sport”, „Nachrichten” oder dgl.
- – Eine „Mehr”-Funktion weist das Unterhaltungselektroniksystem 12 an, weitere Titel aus der gegenwärtigen Kategorie oder dem gegenwärtigen Genre wiederzugeben. Dies kann als positive Präferenzeingabe des Benutzers bzgl. dieser Kategorie resp. dieses Genres gewertet werden.
- – Eine „Löschen”-Funktion löscht den gegenwärtig wiedergegebenen Titel aus der Medienbibliothek und reduziert die Präferenzwertung für dessen Genre.
- – Eine „Gefällt mir”- oder „Gefällt mir nicht”-Funktion erhöht bzw. senkt die Präferenz für den gegenwärtigen Titel.
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Neben diesen die unmittelbare Medienwiedergabe beeinflussenden Funktionen können auch noch Konfigurationsfunktionen vorhanden sein:
- – Eine „broadcasting level”-Funktion ermöglicht es, ein Verhältnis zwischen bekannten bzw. bereits bewerteten und neuen bzw. noch unbewerteten Medieninhalten festzulegen.
- – Eine „Inhalte”-Funktion ermöglicht die direkte Auswahl von Kategorien bzw. Genres, die gegenwärtig wiedergegeben werden sollen.
- – Eine „Quellen”-Funktion ermöglicht die Auswahl von Medienquellen bzw. Mediendatenströmen, von denen gegenwärtig Inhalte bezogen werden sollen. Hier kann auch eine Vernetzung mit anderen Benutzern einbezogen werden, so dass der Benutzer beispielsweise bevorzugt Vorschläge erhält, die von seinen Freunden positiv bewertet wurden, oder die gerade im lokalen Umfeld bevorzugt abgespielt werden.
- – Eine „Share”-Funktion ermöglicht es, einzelne Medieninhalte, Bewertungen oder auch ganze Mediensammlungen mit anderen Benutzern auszutauschen.
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Gerade um solche vernetzte Benutzungsarten zu erlauben, ist es dabei zweckmäßig, wenn Medieninhalte und zugeordnete Metadaten auf vernetzten Servern 18 abgelegt werden. Die Informationen sind dann für den Benutzer geräte- und ortsunabhängig verfügbar und können beispielsweise auch von anderen Abspielgeräten aus genutzt werden.
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Insgesamt wird so ein personalisiertes Medienprogramm für den Benutzer bereitgestellt, welches mit Benutzung angepasst an die Vorlieben des Benutzers wächst, ohne dass für diesen ein hoher Verwaltungsaufwand entsteht.