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Die Erfindung betrifft Assistenzsysteme für Fahrer von Fahrzeugen. Insbesondere betrifft die Erfindung ein Fahrerassistenzsystem, das eingerichtet ist, die Qualität von Umfeldinformationen bei der Bereitstellung einer Assistenzfunktion zu berücksichtigen.
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Fahrerassistenzsysteme verwenden typischerweise Umfeldsensoren, wie z. B. Kamera, Radar, und/oder Ultraschall, die eingerichtet sind, das direkte Umfeld eines Fahrzeugs zu erfassen. Beispielsweise können Kameras im Frontbereich des Fahrzeugs dazu verwendet werden, Fahrspuren einer Fahrbahn zu erfassen, auf der das Fahrzeug fährt. Die erfassten Fahrspurinformationen können dann z. B. dazu verwendet werden, den Fahrer dabei zu unterstützen, dass Fahrzeug innerhalb der aktuellen Fahrspur zu halten.
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Die Zuverlässigkeit bzw. die Performance des Fahrerassistenzsystems (z. B. die Zuverlässigkeit mit der das Fahrzeug in einer vorgegebenen Spur gehalten werden kann) hängt dabei typischerweise von der Güte bzw. der Qualität der erfassten Umfeldinformationen (z. B. von der Güte der Spurmarkierungen, der Spurbreite, der Kurvenradien, etwaiger Fahrbahn-Randbebauungen, etc.) ab. Die Güte der erfassten Umfeldinformationen (auch Umfelddaten genannt) kann jedoch erst bei Betrieb des Fahrerassistenzsystems, und meist erst nach Durchführung einer Fahrerassistenzfunktion, bestimmt werden. Daher kann momentan nicht vorhergesagt werden, ob und unter welchen Umfeldbedingungen ein Fahrerassistenzsystem ausreichend gut funktioniert. Insbesondere kann der Fahrer des Fahrzeugs nicht frühzeitig darüber informiert werden, dass ein bestimmtes Fahrzeugassistenzsystem (z. B. der Spurassistent) aufgrund der schlechten Güte von erfassten Umfeldinformationen nicht mit ausreichender Zuverlässigkeit funktionieren wird.
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Die vorliegende Erfindung adressiert die oben angesprochenen technischen Probleme. Insbesondere beschreibt die vorliegende Erfindung ein Fahrerassistenzsystem, welches eingerichtet ist, bereits im Vorfeld, die zu erwartende Güte von erfassten Umfeldinformationen zu bestimmen. Diese zu erwartende Güte kann dann bei der Steuerung des Fahrerassistenzsystems berücksichtigt werden.
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Gemäß einem Aspekt wird ein Fahrerassistenzsystem für ein Fahrzeug (z. B. ein Kraftfahrzeug oder Automobil) beschrieben. Das Fahrerassistenzsystem ist eingerichtet, eine Assistenzfunktion für einen Fahrer des Fahrzeugs bereitzustellen. Beispiele für Assistenzfunktionen sind z. B. ein Spurwechselassistent, eine Abstandsregelung, eine Einparkhilfe, Verkehrszeichenerkennung, etc.
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Das Fahrerassistenzsystem kann eine Positionierungseinheit umfassen, die eingerichtet ist, ein erstes Objekt aus einer Menge von Geodaten zu bestimmen, wobei das erste Objekt mit einer ersten Position des Fahrzeugs assoziiert ist. Die Geodaten können z. B. eine digitale Karte umfassen, welche zur Fahrzeugnavigation verwendet werden kann. Das erste Objekt kann z. B. einen Streckenabschnitt umfassen, der eine Straße beschreibt, auf dem das Fahrzeug fahrt. Beispielsweise kann das erste Objekt einen Streckenabschnitt an der ersten Position einer Straße beschreiben. Die erste Position kann z. B. durch GPS Koordinaten identifiziert werden. Zur Ermittlung der Position des Fahrzeugs (z. B. zur Ermittlung der ersten Position), kann die Positionierungseinheit einen GPS Empfänger, einen Beschleunigungssensor, einen Drehratensensor, einen Sensor zur Messung einer Raddrehzahl des Fahrzeugs, und/oder einen Sensor zur Messung eines Lenkereinschlags umfassen.
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Das Fahrerassistenzsystem kann weiter einen Umfeldsensor umfassen, der eingerichtet ist, erste Umfelddaten in Bezug auf ein Umfeld des Fahrzeugs an der ersten Position zu erfassen. Beispiele für den Umfeldsensor sind eine Kamera, die eingerichtet ist, bildliche Informationen des Umfelds des Fahrzeugs zu erfassen, ein Ultraschallsensor und/oder einen Radarsensor. Die ersten Umfelddaten können von dem Fahrzeugassistenzsystem zur Bereitstellung der Assistenzfunktion verwendet werden. Beispielsweise kann es sich bei den Umfelddaten um Kamerabilder des Umfelds des Fahrzeugs handeln, die u. a. zur Bereitstellung einer Spurwechselfunktion oder einer Verkehrszeichenerkennung verwendet werden können.
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Das Fahrerassistenzsystem kann weiter eine Steuereinheit umfassen, die eingerichtet ist, aus den ersten Umfelddaten ein für die Assistenzfunktion relevantes erstes Attribut zu ermitteln. Das erste Attribut kann z. B. einen Qualitätsindex bzgl. der Qualität der Assistenzfunktion bei Verwendung der ersten Umfelddaten umfassen. Mit anderen Worten kann das erste Attribut anzeigen, mit welcher Qualität oder mit welcher Zuverlässigkeit die Assistenzfunktion an der ersten Position des Fahrzeugs bereitgestellt werden kann. Dieser Qualitätsindex kann bei wiederholtem Befahren der ersten Position verwendet werden, um in vorausschauender Weise die Assistenzfunktion zu steuern.
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Alternativ oder ergänzend kann das erste Attribut eine auf Basis der ersten Umfelddaten ermittelte Eigenschaft des ersten Objektes beschreiben. Beispiele für eine Eigenschaft des Objektes sind ein Krümmungsradius, eine Querneigung, eine Spurbreite, eine Linienqualität, und/oder ein Grad der Unebenheit bzw. Rauigkeit der Fahrbahnoberfläche. Alternativ oder ergänzend kann das erste Attribut einen Indikator für eine anhand der ersten Umfelddaten ermittelte Verkehrseinrichtung umfassen. Beispiele für Verkehrseinrichtungen sind Straßenschilder oder Randbebauungen. Das erste Attribut kann einen Indikator umfassen, der angibt welche Verkehrseinrichtungen an der ersten Position vorhanden sind.
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Das Fahrerassistenzsystem kann außerdem eine Speichereinheit umfassen, die eingerichtet ist, das erste Attribut in Assoziation mit dem ersten Objekt zu speichern. Insbesondere kann das erste Attribut derart abgespeichert werden, dass es zu einem späteren Zeitpunkt wieder in Zusammenhang mit dem ersten Objekt abgerufen werden kann und so für eine vorausschauende Steuerung der Assistenzfunktion verwendet werden kann.
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Die Steuereinheit kann auch eingerichtet sein, das erste Attribut an eine externe Datenbasis zu senden, so dass das erste Attribut einem anderen externen Fahrerassistenzsystem zu Verfügung gestellt werden kann. Dadurch ist sichergestellt, dass auch andere Fahrzeuge die ermittelten Attribute verwenden können. Insbesondere kann es dadurch ermöglicht werden, dass bereits beim erstmaligen Anfahren einer Position, ein Attribut, das von einem anderen Fahrzeug ermittelt wurde, zur vorausschauenden Steuerung der Assistenzfunktion verwendet werden kann.
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Somit ist das Fahrerassistenzsystem eingerichtet, Geodaten mit, für die Assistenzfunktion relevanten, Attributen anzureichern. Diese Attribute können in positionsabhängiger Weise (d. h. mit Bezug auf Objekte der Geodaten) gespeichert werden. Dadurch kann erreicht werden, dass, wenn eine Position, für die ein Attribut vorliegt, durch das gleiche Fahrzeug oder ggf. durch ein anderes Fahrzeug angefahren wird, das Attribut zur vorausschauenden Steuerung der Assistenzfunktion verwendet werden kann.
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Im Folgenden wird angenommen, dass die Speichereinheit des Fahrerassistenzsystems ein zweites für die Assistenzfunktion relevantes Attribut in Assoziation mit einem zweiten Objekt gespeichert hat, wobei das zweite Objekt mit einer zweiten Position des Fahrzeugs assoziiert ist. Das zweite Attribut kann von der Steuereinheit des Fahrerassistenzsystems aus zweiten Umfelddaten ermittelt worden sein, die von dem Umfeldsensor in Bezug auf das Umfeld des Fahrzeugs an der zweiten Position erfasst wurden. Die zweiten Umfelddaten können (wie auch die ersten Umfelddaten) zur Bereitstellung der Assistenzfunktion verwendet worden sein. Alternativ oder ergänzend kann das zweite Attribut von der externen Datenbasis an die Speichereinheit gesendet worden sein. Insbesondere kann das zweite Attribut von einem anderen Fahrerassistenzsystem eines anderen Fahrzeugs aus zweiten Umfelddaten ermittelt worden sein, die von einem Umfeldsensor des anderen Fahrerassistenzsystems in Bezug auf das Umfeld des anderen Fahrzeugs an der zweiten Position erfasst wurden.
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Die Steuereinheit kann eingerichtet sein, die Assistenzfunktion an der zweiten Position des Fahrzeugs unter Berücksichtigung des zweiten Attributs zu steuern. Mit anderen Worten, wenn die Steuereinheit erkennt, dass das Fahrzeug die zweite Position anfährt, kann die Steuereinheit auf das gespeicherte zweite Attribut zurückgreifen und dieses bei der Steuerung der Assistenzfunktion berücksichtigen. Beispielsweise kann das Fahrerassistenzsystem eine Ausgabeeinheit umfassen, die eingerichtet ist, eine optische und/oder akustische Ausgabe für einen Fahrer des Fahrzeugs zu erzeugen. Die Steuereinheit kann eingerichtet sein, in Abhängigkeit von dem zweiten Attribut, über die Ausgabeeinheit Hinweise in Bezug auf die Assistenzfunktion an den Fahrer auszugeben.
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Beispielsweise kann die Steuereinheit eingerichtet sein, anhand des zweiten Attributs zu ermitteln, dass die Assistenzfunktion an der zweiten Position mit einer Qualität bereitgestellt werden kann, die unterhalb eines Qualitätsschwellwerts liegt. Diese kann bereits ermittelt werden, bevor das Fahrzeug die zweite Position erreicht. Insbesondere kann die Steuereinheit eingerichtet sein, eine Route des Fahrzeugs zu ermitteln (z. B. anhand eines Navigationssystems) und zu ermitteln, dass die zweite Position auf der Route des Fahrzeugs liegt. So kann frühzeitig ermittelt werden, dass das Fahrzeug die zweite Position anfährt. Die Steuereinheit kann dann eingerichtet sein, eine oder mehrere der folgenden Maßnahmen einzuleiten: Ausgabe eines Warnhinweises an den Fahrer des Fahrzeugs bzgl. der Qualität der Assistenzfunktion, Deaktivierung der Assistenzfunktion, und/oder Sperrung der Assistenzfunktion.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Verfahren zur Steuerung einer Fahrerassistenzfunktion beschrieben. Das Verfahren umfasst das Bestimmen eines ersten Objekts aus einer Menge von Geodaten, wobei das erste Objekt mit einer ersten Position eines Fahrzeugs assoziiert ist. Desweiteren werden erste Umfelddaten in Bezug auf ein Umfeld des Fahrzeugs an der ersten Position ermittelt, wobei die ersten Umfelddaten zur Bereitstellung der Fahrerassistenzfunktion verwendet werden. Das Verfahren umfasst weiter das Ermitteln eines für die Fahrerassistenzfunktion relevanten ersten Attributs auf Basis der ersten Umfelddaten. Das erste Attribut kann in Assoziation mit dem ersten Objekt gespeichert werden und steht so für wiederholte Ausführung der Fahrerassistenzfunktion an der ersten Position zu Verfügung. Insbesondere kann die Fahrerassistenzfunktion bei einem erneuten Anfahren der ersten Position durch das Fahrzeug unter Berücksichtigung des gespeicherten ersten Attributs gesteuert werden.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Software (SW) Programm beschrieben. Das SW Programm kann eingerichtet werden, um auf einem Prozessor ausgeführt zu werden, und um dadurch das in diesem Dokument beschriebene Verfahren auszuführen.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Speichermedium beschrieben. Das Speichermedium kann ein SW Programm umfassen, welches eingerichtet ist, um auf einem Prozessor ausgeführt zu werden, und um dadurch das in diesem Dokument beschriebene Verfahren auszuführen.
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Es ist zu beachten, dass die in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systeme sowohl alleine, als auch in Kombination mit anderen in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systemen verwendet werden können. Desweiteren können jegliche Aspekte der in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtung und Systemen in vielfältiger Weise miteinander kombiniert werden. Insbesondere können die Merkmale der Ansprüche in vielfältiger Weise miteinander kombiniert werden.
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Im Weiteren wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben. Dabei zeigt
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1 ein Blockdiagram eines beispielhaften Fahrerassistenzsystems;
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2 eine beispielhafte Datenstruktur zur Speicherung von Umfeldinformationen; und
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3 ein Flussdiagram eines beispielhaften Verfahrens zur Bereitstellung und Verwendung von historischen Umfeldinformationen.
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1 zeigt ein Blockdiagram eines beispielhaften Fahrerassistenzsystems (FAS) 100. Das FAS 100 umfasst eine Steuereinheit 102, die eingerichtet ist, auf Basis von Umfeldinformationen (oder Umfelddaten) und/oder auf Basis von Positionsinformationen den Fahrer des Fahrzeugs zu unterstützen und eine Assistenzfunktion bereitzustellen. Beispiele für Assistenzfunktionen sind die Unterstützung des Fahrer beim Fahren innerhalb einer vorgegebenen Fahrspur, die Unterstützung des Fahrer bei Stop/Go Fahrten in einem Stau, das Halten eines Sicherheitsabstands zu einem vorfahrenden anderen Fahrzeug, die Unterstützung zur Vermeidung von Auffahrunfällen, etc. Die Steuereinheit 102 kann eingerichtet sein, Steuersignale für verschiedene Komponenten des Fahrzeugs (z. B. Bremsen, Beschleunigung, etc.) zu erzeugen, um die jeweilige Fahrerassistenzfunktion bereitzustellen. Alternativ oder ergänzend kann die Steuereinheit 102 eingerichtet sein, Hinweise (z. B. Warnhinweise) für den Fahrer zu erzeugen. Diese Hinweise können über eine Ausgabeeinheit 105 (z. B. einen Bildschirm und/oder einen Lautsprecher) an den Fahrer ausgegeben werden.
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Das FAS 100 umfasst weiter ein oder mehrere Umfeldsensoren 101. Bei den Umfeldsensoren 101 kann es sich z. B. um Kameras handeln, die eingerichtet sind bildliche Informationen der Umgebung des Fahrzeugs zu erfassen. Beispielsweise kann das FAS 100 Frontalkameras 101 umfassen, die eingerichtet sind, den rechten und linken vorderen Bereich des Fahrzeugs zu erfassen, um so Umfelddaten wie z. B. Fahrspuren zu erfassen. Alternativ oder ergänzend kann es sich bei den Umfeldsensoren 101 um Ultraschallsensoren und/oder um Radarsensoren handeln.
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Das FAS 100 umfasst weiter eine Positionierungseinheit 103, die eingerichtet ist, die Position des Fahrzeugs zu erfassen. Dazu kann die Positionierungseinheit 103 z. B. Satellitengestützte Positionsverfahren (z. B. GPS) verwenden. Insbesondere kann die Positionierungseinheit 103 einen GPS Empfänger umfassen. Alternativ oder ergänzend kann die Positionierungseinheit 103 inertiale Navigationsverfahren verwenden, um die Position des Fahrzeugs zu bestimmen. Dazu kann die Positionierungseinheit 103 ein oder mehrere Beschleunigungssensoren und Drehratensensoren umfassen. Alternativ oder ergänzend kann die Positionierungseinheit 103 odometrische Verfahren verwenden, um die Position des Fahrzeugs zu bestimmen. Dazu kann die Positionierungseinheit 103 auf Daten aus dem Fahrwerk des Fahrzeugs (z. B. Raddrehung), auf Daten des Gierratensensors und/oder der Lenkung des Fahrzeugs zurückgreifen. Unter Verwendung ein oder mehrere der o. g. Positionierungsverfahren kann die absolute Position des Fahrzeugs mit einer hohen Genauigkeit (z. B. im Bereich von einigen Zentimetern) bestimmt werden.
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Desweiteren umfasst das FAS 100 eine Speichereinheit 104, die eingerichtet ist, Geodaten zu speichern. Die Geodaten können z. B. als Objekte gespeichert werden. Beispielhafte Objekte sind 1D (ein dimensionale) Objekte, die z. B. dazu verwendet werden können, einen Streckenabschnitt einer Straße darzustellen. Die gespeicherten Geodaten können zur Navigation des Fahrzeugs verwendet werden.
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Insbesondere können die Geodaten digitale Karten umfassen, die für Navigationszwecke verwendet werden können. Außerdem können die Geodaten zusätzliche, von dem FAS 100 ermittelte, Geodaten umfassen. Bei den vom FAS 100 ermittelten Geodaten kann es sich z. B. um Daten handeln, die aus den von den Umfeldsensoren 101 ermittelten Umfeldinformationen abgeleitet wurden. Beispielsweise könnte ein Gütewert in Bezug auf die Qualität der Fahrbahnspur ermittelt werden. Dieser Gütewert könnte als Attribut in Zusammenhang mit einem Objekt als Geodaten gespeichert werden. Folglich kann das FAS 100 eingerichtet sein, auf Basis der von den Umfeldsensoren 101 ermittelten Umfeldinformationen, die in der Speichereinheit 104 gespeicherten Geodaten mit FAS-relevanten Daten anzureichern.
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Desweiteren kann das FAS 100 eingerichtet sein, auf eine zentrale Datenbank 110 (auf einem zentralen Server) zuzugreifen. Die zentrale Datenbank 110 kann eingerichtet sein, die von einem FAS 100 ermittelten Geodaten zu speichern. Dadurch können die ermittelten Geodaten von einer Vielzahl von FAS 100 einer Vielzahl von Fahrzeugen zentral gesammelt und der Vielzahl von FAS 100 zu Verfügung gestellt werden. Ein FAS 100 kann eingerichtet sein, auf die zentrale Datenbank 110 zuzugreifen, und die in der Datenbank 110 gesammelten Geodaten für die Bereitstellung einer Fahrerassistenzfunktion zu verwenden.
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Beispielsweise kann das FAS 100 eingerichtet sein, beim erstmaligen Befahren eines Straßensegments (z. B. eines in den Geodaten gespeicherten Objekts), durch Bewertung der von den Umfeldsensoren 101 ermittelten Umfeldbedingungen (z. B. Güte von Markierungen, Spurbreite, vorhandene Randbebauung, etc.), einen Qualitätsindex zu berechnen. Für jedes FAS 100 eines Fahrzeugs bzw. für jede Assistenzfunktion kann ein separater Qualitätsindex ermittelt werden. Mit anderen Worten, der ermittelte Qualitätsindex kann von der vom FAS 100 bereitgestellten Assistenzfunktion abhängen. Der oder die berechneten Qualitätsindizes können mit dem in den Geodaten gespeicherten Objekt (z. B. mit den aktuellen GPS-Koordinaten) verknüpft werden und in der Speichereinheit 103 (welche sich z. B. in einem Steuergerät befindet) abgelegt werden. Insbesondere kann ein berechneter Qualitätsindex als Attribut mit einem Objekt der Geodaten assoziiert werden, um sicherzustellen, dass auf das Attribut durch Bezug auf das Objekt (z. B. durch Bezug auf einen bestimmten Streckenabschnitt) zugegriffen werden kann.
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Beim nächsten Befahren desselben Streckenabschnitts ist dadurch vorab bekannt, mit welcher Qualität das Fahrerassistenzsystem 100 funktionieren wird. D. h. das FAS 100 kann eingerichtet sein, auf die in der Speichereinheit 104 gespeicherten Geodaten zuzugreifen, und einen bereits zuvor ermittelten Qualitätsindex bei der Bereitstellung einer Assistenzfunktion zu berücksichtigen. Dadurch kann die Zuverlässigkeit mit der die Assistenzfunktion bereitstellt werden kann erhöht werden. Insbesondere kann das FAS 100 bereits im Vorfeld ermitteln, ob eine bestimmte Assistenzfunktion mit ausreichender Zuverlässigkeit bereitgestellt werden kann. Der Fahrer kann dadurch bereits in Vorfeld auf mögliche Einschränkungen bei der Assistenzfunktion hingewiesen werden.
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Um möglichst schnell flächendeckende FAS-relevante Attribute (z. B. Qualitätsindizes) ermitteln und bereitstellen zu können (z. B. für die gesamte Fahrzeugflotte eines Automobilherstellers), können die von den Fahrzeugassistenzsystemen verschiedener Fahrzeuge ermittelten Attribute (z. B. Qualitätsindizes) an einen Backend-Server übertragen und auf der zentralen Datenbank 110 gespeichert werden. Die gesammelten Informationen können dann z. B. online allen Fahrzeugen mit den relevanten Fahrerassistenzsystemen 100 zu Verfügung gestellt werden. Alternativ oder ergänzend können im Rahmen von Wartungs-/Serviceleistungen die gesammelten Informationen (z. B. Attribute) von der Datenbank 110 auf die Speichereinheit 104 des FAS 100 eines Fahrzeugs überspielt werden.
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Durch das Erfassen und das Speichern von Attributen (wie z. B. Qualitätsindizes in Bezug auf Assistenzfunktionen) kann ein Fahrer bereits frühzeitig über zu erwartende Beeinträchtigungen einer Assistenzfunktion informiert werden. Die Assistenzfunktion kann auch vollkommen deaktiviert werden, wenn die zu erwartende Performance der Assistenzfunktion unterhalb eines Performance-Schwellwerts liegt. Alternativ oder ergänzend kann auch die Aktivierbarkeit einer Fahrerassistenzfunktion durch den Kunden nur bei einer zu erwartenden Performance angeboten werden, die über einem Performance-Schwellwert liegt. Durch diese Maßnahmen kann die Zufriedenheit eines Fahrers in Bezug auf eine Assistenzfunktion erhöht werden, da eine schlechte Funktionsperformance vorausschauend verhindert werden kann. Außerdem können dadurch ggf. auch Unfallrisiken reduziert werden, da ein Fahrer frühzeitig auf eine zu erwartende reduzierte Zuverlässigkeit einer Assistenzfunktion hingewiesen werden kann.
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2 zeigt eine beispielhafte Datenstruktur zur Speicherung von Geodaten 200. Einem Objekt 201 der Geodaten 200 (z. B. einem Streckenabschnitt) können ein oder mehrere Attribute 202 zugewiesen werden. Das Objekt 201 kann u. a. durch GPS-Koordinaten beschrieben werden. Bei einem Attribut 202 kann es sich um ein Attribut handeln, dass von dem FAS 100 auf Basis der von einem Umfeldsensor 101 ermittelten Umfelddaten, bestimmt wird. Beispielsweise kann es sich bei dem Attribut 202 um einen Qualitätsindex handeln, der angibt, mit welcher Güte eine bestimmte Assistenzfunktion aufgrund der vorliegenden Umfelddaten bereitgestellt werden kann. Weitere Beispiele für Attribute 202, die von dem FAS 100 ermittelt und gespeichert werden können sind
- • der Krümmungsradius eines Streckenabschnitts (d. h. eines Objektes 201);
- • die Querneigung eines Streckenabschnitts;
- • die Steigung eines Streckenabschnitts;
- • die Spurbreite eines Streckenabschnitts;
- • die Linienqualität von Seitenstreifen eines Streckenabschnitts;
- • Verkehrseinrichtungen, wie z. B. Straßenschilder auf einem Streckenabschnitt;
- • ein Indikator bzgl. der Unebenheit oder Rauigkeit der Fahrbahnoberfläche auf einem Streckenabschnitt.
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Einige oder alle dieser Attribute 202 können in Zusammenhang mit einem Objekt 201 (z. B. einem Streckenabschnitt und/oder GPS-Koordinaten) in der Speichereinheit 104 gespeichert werden. Dadurch entstehen angereicherte Geodaten, die über die zentrale Datenbank 110 auch anderen Fahrzeugen zu Verfügung gestellt werden können.
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Die angereicherten Geodaten können von dem FAS 100 verwendet werden, um eine Assistenzfunktion beim Befahren des Streckenabschnitts, für den angereicherte Geodaten zu Verfügung stehen, bereitzustellen. Neben der frühzeitigen Information des Fahrers bzgl. der Zuverlässigkeit der Assistenzfunktion, können die gespeicherten Attribute 202 auch dazu verwendet werden, die Qualität der Assistenzfunktion zu verbessern. Beispielsweise können Attribute 202, aus denen Informationen über den Streckenverlauf hervorgehen (z. B. der Krümmungsradius), dazu verwendet werden, eine Assistenzfunktion bereitzustellen, auch wenn zu einem aktuellen Zeitpunkt (z. B. bei schlechter bildlicher Erfassung aufgrund von Schneefall oder Stau) keine verlässlichen Umfeldinformationen anhand der Umfeldsensoren 101 ermittelt werden können. Die gespeicherten Attribute 202 können dann anstelle oder in Ergänzung zu den aktuell ermittelten Umfelddaten verwendet werden. Die gespeicherten Attribute 202 ermöglichen somit auch eine verbesserte Bereitstellung von Fahrerassistenzfunktionen.
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3 zeigt ein beispielhaftes Verfahren 300 zur Ermittlung und Bereitstellung von historischen Umfeldinformationen. Das Verfahren 300 umfasst das Ermitteln 301 einer Position eines Fahrzeugs und das Erfassen 302 von Umfelddaten an der Position des Fahrzeugs anhand eines Umfeldsensors 101. Desweiteren umfasst das Verfahren 300 das Ermitteln 303 von mindestens einem Fahrerassistenzsystem-relevanten Attribut 202 anhand der erfassten Umfelddaten. Das ermittelte Fahrerassistenzsystem-relevante Attribut 202 wird dann im Zusammenhang mit der ermittelten Position des Fahrzeugs gespeichert (Schritt 304), so dass das Attribut 202 durch Verweis auf die ermittelte Position des Fahrzeugs wieder bereitgestellt werden kann. Das Verfahren 300 kann weiter umfassen, das Bereitstellen 305 einer Fahrerassistenzfunktion unter Berücksichtigung des gespeicherten Attributs 202, wenn das Fahrzeug die mit dem gespeicherten Attribut 202 im Zusammenhang stehende Position anfahrt.
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Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die gezeigten Ausführungsbeispiele beschränkt. Insbesondere ist zu beachten, dass die Beschreibung und die Figuren nur das Prinzip der vorgeschlagenen Verfahren, Vorrichtungen und Systeme veranschaulichen sollen.