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Die Erfindung betrifft eine Steuerung für eine Wechselrichterschaltung. Außerdem betrifft die Erfindung einen Wechselrichter mit einer Wechselrichterschaltung. Darüberhinaus betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Betreiben eines Wechselrichters.
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Malinowski, M.: Sensorless Control Strategies for Three-Phase PWM Rectifiers, Warsaw University of Technology, Warsaw 2001, S. 52 i.V.m. S. 29, 30, beschreibt eine spannungsbezogene Regelung (voltage-oriented control) für einen Wechselrichter ohne Spannungssensoren auf der Wechselspannungsseite des Wechselrichters. Hierbei erfolgt die Stromregelung mittels fiktiver Gleichstromgrößen in einem kartesischen d-q-Koordinatensystem des Läufers eines fiktiven Wechselstrommotors, der in dem Regelungsschema eine wechselstromseitige Beschaltung des Wechselrichters repräsentiert. Der Verzicht auf Spannungssensoren auf der Wechselspannungsseite hat zwar Kostenvorteile, aber den Nachteil, dass beim Anlauf eines Wechselrichters mit kleinen Induktivitäten zu hohe Ströme (Überströme) auftreten, die Belastungsgrenzen von Bauteilen überschreiten können. Denn beim Anlauf mit kleinen Induktivitäten können die Anlaufströme so schnell ansteigen, dass sie nicht richtig oder nicht genau genug gemessen werden.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine Steuerung für eine Wechselrichterschaltung bereitzustellen und einen Wechselrichter bereitzustellen, mit der bzw. mit dem ein Entstehen eines zu hohen Stroms bei einem Anlauf der Wechselrichterschaltung auch dann vermieden werden kann, wenn auf der Wechselspannungsseite des Wechselrichters nur kleine Induktivitäten verwendet werden. Darüberhinaus ist es eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Betreiben eines Wechselrichters bereitzustellen, das diesen Vorteil aufweist.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass die Steuerung für einen Wechselrichter eine Startfunktion für eine Inbetriebnahme der Wechselrichterschaltung aufweist, die dazu vorbereitet ist, in einer Startphase der Wechselrichterschaltung ein Steuersignal zu einem Steuereingang der Wechselrichterschaltung zu senden, mit dem erste Halbleiterschalter vorübergehend auf Durchlass geschaltet werden, die mit einem ersten Gleichspannungspol eines Gleichspannungsanschlusses der Wechselrichterschaltung verbunden sind. Für den Wechselrichter wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass der Wechselrichter eine erfindungsgemäße Steuerung umfasst.
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Entsprechend umfasst ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Betreiben eines Wechselrichters folgende Schritte:
- – Auf-Nichtdurchlass-Schalten von zweiten Halbleiterschaltern, die mit einem zweiten Gleichspannungspol des Wechselrichters verbunden sind;
- – Anlegen einer mindestens dreiphasigen Wechselspannung an einen mindestens dreiphasigen Wechselspannungsanschluss des Wechselrichters;
- – Auf-Durchlass-Schalten von ersten Halbleiterschaltern, die mit einem ersten Gleichspannungspol des Wechselrichters verbunden sind;
- – Erfassen einer Stärke eines Stroms des mindestens dreiphasigen Wechselstromanschlusses während einer vorbestimmten Zeitspanne;
- – Auf-Nichtdurchlass-Schalten der ersten Halbleiterschalter nach der vorbestimmten Zeitspanne;
- – Berechnen eines Korrekturfaktors aus einer Stärke eines direkt vor oder direkt nach der vorbestimmten Zeitspanne erfassten Stroms und der während der vorbestimmten Zeitspanne erfassten Stärke des Stroms;
- – Ermitteln einer Phasenlage der anzulegenden Wechselspannung unter Berücksichtigung der direkt vor oder direkt nach der vorbestimmten Zeitspanne erfassten Stromstärke und des Korrekturfaktors; und
- – Nutzung der ermittelten Phasenlage als Startwert für eine Berechnung von Pulsweitenmodulationssignalen des Wechselrichters.
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Das kurzzeitige Durchschalten der Halbleiterschalter für eine kurze Zeitspanne während eines Anlaufs des Wechselrichters ermöglicht es, eine Stärke von Strömen zu messen, deren Verhältnis ein Maß für einen tatsächlichen netzseitigen Phasenwinkel ist. Durch dieses Maß kann ein Phasenwinkel einer Raumzeigermodulation des Wechselrichters frühzeitig an den tatsächlichen netzseitigen Phasewinkel angepasst werden und das Auftreten eines zu hohen Anlaufstroms vermieden werden. Die ist insbesondere bei der Verwendung von spannungssensorlosen Raumzeigerregelungen nützlich, mit denen vorteilhafterweise Spannungssensoren eingespart werden können.
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Um einen gleichspannungsseitigen Kurzschluss zu vermeiden, werden üblicherweise beide Halbleiterschalter (also der erste und der zweite Halbleiterschalter) eines Wechselrichterzweigs zunächst auf Nichtdurchlass geschaltet (also gesperrt), bevor einer der beiden Halbleiterschalter des Wechselrichterzweigs auf Durchlass geschaltet wird, wobei der andere der beiden Halbleiterschalter des Wechselrichterzweigs solange auf Nichtdurchlass gehalten wird, wie der eine der beiden Halbleiterschalter auf Durchlass geschaltet ist. Dies ist allerdings dann nicht zwingend erforderlich, wenn auf der Spannungsseite noch keine Spannung anliegt oder wenn ein gleichspannungsseitiger Kurzschluss aus einem anderen Grund vorübergehend in Kauf genommen werden kann. Im Regelfall ist es jedoch erforderlich, dass die Steuerung dazu vorbereitet ist, während des Auf-Durchlass-Schaltens der ersten Halbleiterschalter zweite Halbleiterschalter auf Nichtdurchlass geschaltet zu halten, die mit einem zweiten Gleichspannungspol des Gleichspannungsanschlusses der Wechselrichterschaltung verbunden sind. Hierdurch wird erreicht, dass ein gleichspannungsseitiger Kurzschluss vermieden wird, wenn die Phasenleitungen auf der Wechselspannungsseite kurzgeschlossen werden. So ist auch ein Anlauf des Wechselrichters möglich, wenn sich auf der Gleichspannungsseite des Wechselrichters ein geladener und somit spannungsführender Energiespeicher (typischerweise eine geladene Kapazität und/oder eine geladene Batterie) befindet.
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Besonders bevorzugt ist, wenn der Korrekturfaktor zweidimensional ist. Wenn der Korrekturfaktor nicht nur über Phasenlage der Netzspannung Auskunft gibt, also nicht nur eindimensional sondern zweidimensional ist, ist außer der Anpassung der Raumzeigermodulation an eine Phasenlage einer Netzspannung auch eine Anpassung der Raumzeigermodulation an eine netzseitige Spannungsamplitude möglich.
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Eine Weiterbildung des Verfahrens sieht vor, dass im Schritt des Erfassens der Stromstärken an mindestens zwei Phasen des Wechselrichters je eine Stromstärke erfasst wird. Aus den Iststromstärken von mindestens zwei Phasen können mittels des eingangs beschriebenen Verfahrens die übrigen Größen ermittelt werden, die für eine Raumzeigersteuerung des Wechselrichters benötigt werden.
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Es ist von Vorteil, wenn im Schritt des Berechnens der Pulsweitenmodulationssignale ein Raumzeiger für den Stator eines an der Wechselspannungsseite angeschlossenen virtuellen Motors berechnet wird. Hierdurch kann das erfindungsgemäße Verfahren in Verbindung mit der bewährten Raumzeigermodulation angewendet werden.
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Es ist zweckmäßig, wenn das Verfahren einen Schritt umfasst, in welchem zur Berechnung der Pulsweitenmodulationssignale ein Raumzeiger für den Läufer eines an der Wechselspannungsseite angeschlossenen virtuellen Motors berechnet wird. Hierdurch kann das erfindungsgemäße Verfahren in Verbindung mit der bewährten Raumzeigermodulation angewendet werden. Hierdurch kann die Regelung des Inverters über läuferbezogene Größen erfolgen, die im Verhältnis zu entsprechenden statorbezogenen Größen niederfrequent sind und deren Verarbeitung somit deutlich weniger aufwändig und fehleranfällig ist, als die entsprechenden statorbezogenen Größen.
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Außerdem kann es von Vorteil sein, wenn das Verfahren einen Schritt umfasst, in welchem unter Berücksichtigung der nach der vorbestimmten Zeitspanne erfassten Stromstärke und des Korrekturfaktors eine Amplitude der angelegten Wechselspannung berechnet wird. Hierdurch ist eine Anpassung des Anlaufverhaltens des Wechselrichters an unterschiedliche Netzspannungen, an unterschiedliches Lastverhalten und/oder an Schwankungen der Induktivitätswerte möglich.
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Eine ebenfalls mögliche Weiterbildung sieht vor, dass das Verfahren einen Schritt umfasst, in welchem unter Berücksichtigung der nach der vorbestimmten Zeitspanne erfassten Stromstärke und des Korrekturfaktors eine Frequenz der angelegten Wechselspannung berechnet wird. Hierdurch ist eine Nachführung des Wechselrichters an eine Netzfrequenz möglich.
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Die Erfindung ist anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert, in denen zeigen:
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1 ein schematisches Blockschaltbild einer bekannten Wechselrichterschaltung mit einer daran angeschlossenen Batterie und Anschlussinduktivitäten,
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2 ein schematisches Blockschaltbild eines spannungssensorlosen Regelungsschemas für einen Wechselrichter,
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3 ein schematisches Ablaufdiagramm für ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Betreiben eines Wechselrichters,
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4 ein schematisches Ersatzschaltbild während eines Schritts des erfindungsgemäßen Verfahrens,
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5 zeitliche Verläufe von einer Steuerspannung und von Strömen durch Phasenleitungen auf der Wechselspannungsseite des erfindungsgemäßen Wechselrichters,
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6 zeitliche Verläufe von Wechselspannung, Phase und Wechselströmen auf der Wechselspannungsseite eines Wechselrichters mit der erfindungsgemäßen Soft-Start-Funktion und
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7 zeitliche Verläufe von Wechselspannung, Phase und Wechselströmen auf der Wechselspannungsseite eines bekannten Wechselrichters ohne Soft-Start-Funktion.
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Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung dar.
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Die in 1 gezeigte Wechselrichterschaltung 10 umfasst eine Gleichspannungsseite 20 mit einem ersten 21 und einem zweiten 22 Gleichspannungsanschluss. Außerdem ist zwischen den Gleichspannungsanschlüssen 21, 22 typischerweise eine Kapazität C angeschlossen, um Gleichspannungsschwankungen zu verringern, die durch Schaltvorgänge verursacht werden.
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Je Phase a, b, c ist eine Serienschaltung von einem ersten Halbleiterschalter T1, T3, T5 und einem zweiten Halbleiterschalter T2, T4, T6 vorgesehen. Die Halbleiterschalter T1, T2, T3, T4, T5, T6 sind Leistungstransistoren (beispielsweise N-MOSFET oder IGBT) mit parallelgeschalteten Freilaufdioden. Zwischen den beiden Halbleiterschaltern einer jeden Phase a, b, c befindet sich je ein Abgriff 24a, 24b, 24c. Die Abgriffe 24a, 24b, 24c sind jeweils an einer Phasenleitung 26a, 26b, 26c über je eine Induktivität La, Lb, Lc mit einer Spannungsquelle verbunden, die Phasenspannungen Ua, Ub, Uc bereitstellt. Die Induktivität La, Lb, Lc kann eine parasitäre Induktivität der jeweiligen Phasenleitung 26a, 26b, 26c sein. Im Folgenden wird unterstellt, dass der Induktivitätswert L der Induktivitäten La, Lb, Lc gleich ist. Der Wechselrichter 10 umfasst eine Steuerung 30 (siehe 2), die dazu vorbereitet ist, die Halbleiterschalter T1, T2, T3, T4, T5, T6 über ihre Gate-Anschlüsse G1, G2, G3, G4, G5, G6 mit Pulsweitenmodulationssignalen Sa, Sb, Sc anzusteuern.
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Im Normalbetrieb sind die Phasenleitungen 26a, 26b, 26c über deren Induktivitäten La, Lb, Lc mit einer Drehstrom-Spannungsquelle verbunden, die mehrere Phasenleitungen 28a, 28b, 28c aufweist. Außerdem ist im Normalbetrieb zwischen den Gleichspannungsanschlüssen 21, 22 und parallel zu der Kapazität C ein elektrischer Verbraucher 40 (beispielsweise eine Batterie) angeschlossen. Der Wechselrichter 11, beispielsweise PFC-Wechselrichter (PFC = power factor correction), wird beispielsweise dazu benutzt, eine Hochspannungsbatterie (800 V) aufzuladen. Wechselrichter 11, wie sie 1 und 2 zeigen, können typischerweise auch in Energierückgewinnungsrichtung betrieben werden, wobei die Vorrichtung 40 dann zumindest vorübergehend die Rolle einer Energiequelle ausübt.
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Das in 2 gezeigte Blockschaltbild für ein spannungssensorloses, spannungsbezogenes Regelungsschema ist in der eingangs erwähnten Druckschrift von Malinowski ausführlich beschrieben und dem Fachmann bekannt, so dass zwecks Einführung von Bezugszeichen im Folgenden nur einige Punkte herausgegriffen werden. Die Druckschrift von Malinowski (insbesondere auch verwendete Bezeichnungen von elektrischen Größen) gehören also insoweit zum Offenbarungsgehalt der vorliegenden Erfindung, wie sie für den Fachmann zum Verständnis der 2 erforderlich ist.
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Ein erster Wertetransformationsblock 31 ist zur Ermittlung von kartesischen Stromwerten iLα, iLβ und von Spannungswerten uLα, uLβ an den Induktivitäten La, Lb, Lc vorbereitet, welche als Ständerwicklungen eines virtuellen (d.h. gedachten) Motors interpretiert werden können.
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Ein zweiter Wertetransformationsblock 32 ist zur Ermittlung von kartesischen Stromwerten iLd, iLq des Läufers des virtuellen Motors vorbereitet.
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Ein dritter Werttransformationsblock 33 ist zur Ermittlung von Sinus und Cosinus der geschätzten Phase γUL der Phasenspannungen UL vorbereitet. Der erste Proportional-Integral-Regler 51 erzeugt als Stellgröße einen Referenzstromwert id_ref. Der zweite Proportional-Integral-Regler 52 erzeugt als Stellgröße eine erste Komponente uSd eines läuferbezogenen Spannungszeigers uSd, uSq. Der dritte Proportional-Integral-Regler 53 erzeugt als Stellgröße eine zweite Komponente uSq des läuferbezogenen Spannungszeigers uSd, uSq.
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Der vierte Wertetransformationsblock 34 erzeugt aus dem läuferbezogenen Spannungszeiger uSd, uSq unter Berücksichtigung von Sinus und Cosinus der geschätzten Phase γUL der Phasenspannungen UL einen statorbezogenen Spannungszeiger uSα, uSβ (Raumzeiger).
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Die Steuerung 30 (welche einen fünften Wertetransformationsblock bildet) erzeugt aus dem statorbezogenen Spannungszeiger uSα, uSβ Pulsweitenmodulationssignale Sa, Sb, Sc zur Ansteuerung der Halbleiterschalter T1, T2, T3, T4, T5, T6.
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Um Spannungssensoren einzusparen, werden die zur Steuerung benötigten Wechselspannungswerte uLα, uLβ im Wertetransformationsblock 31 mittels Rückrechnung aus folgenden Größen ermittelt: Stromstärken ia, ib, ic der Ströme (die auf den Phasenleitungen 26a, 26b, 26c gemessen werden), bekannte Induktivitätswerte L der Anschlussinduktivitäten.
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Wenn der Induktivitätswert L der Anschlussinduktivitäten La, Lb, Lc klein ist, ist die Schätzung der Wechselspannungswerte uLα, uLβ während des Anlaufs des Wechselrichters 11 noch sehr ungenau. Deshalb lässt die bekannte Regelung beim Anlauf des Wechselrichters 11 Ströme Ia, Ib, Ic zu, die die Wechselrichterschaltung 10 beschädigen können.
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Wenn beispielsweise Folgendes gilt:
Ua ist die Spannung auf der Leitung a,
ûa ist die geschätzte Spannung auf der Leitung a,
ia ist die Stärke des Phasenstroms auf der Leitung a,
va, vb, vc sind die an die Wechselrichterschaltung 10 angelegten Spannungen (Wechselrichterspannungen).
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Bei t0 können die Anfangsbedingungen wie folgt sein:
Ua(t0) = 325 V,
ia(t0) = 0 A,
ûa(t0) = 0 V.
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Um auf einen Anfangsstrom von 0 A zu kommen, müssen die Leitungsspannungen Ua, Ub, Uc mit den Wechselrichterspannungen va, vb, vc übereinstimmen: va(t0) = ûa(t0) = 0 V.
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Weil die Schätzung ûa, ûb, ûc der Leitungsspannung Ua, Ub, Uc fehlerhaft ist, wird unterstellt, dass die Spannung UL = Ua – va = 325 V beträgt. Für weitere Parameter werden folgende Werte unterstellt: Induktivitätswert: L = 200 µH, Regelungsperiode: Ts = 128 µs. Aus Δi = (Ua – va)·Ts/L folgt für die im Beispiel gegebenen Werte, dass der Strom bis zum Ende einer einzigen Regelungsperiode auf 208 A ansteigt. Mit der üblichen Raumzeigermodulation ist es also nicht ohne Weiteres möglich, das System ohne einen hohen Anfangsstrom anzufahren. Im Stand der Technik werden größere Induktivitäten verwendet, die einen zu hohen Anlaufsstrom vermeiden.
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Das Verfahren 100 zum Starten eines Wechselrichters 11 kann in folgenden Schritten durchgeführt werden (siehe 3):
In einem ersten Schritt 110 werden zweite Halbleiterschalter T2, T4, T6, die mit dem zweiten Gleichspannungspol 22 des Wechselrichters 11 verbunden sind, auf Nichtdurchlass geschaltet.
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In einem zweiten Schritt 120 wird eine mindestens dreiphasige Wechselspannung Ua, Ub, Uc an einen mindestens dreiphasigen Wechselspannungsanschluss 28a, 28b, 28c des Wechselrichters 11 angelegt.
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In einem dritten Schritt 130 werden Halbleiterschalter einer Seite der Wechselrichterschaltung 10 während einer kurzen Zeitspanne Tp kurzgeschlossen. Die 4 zeigt ein Ersatzschaltbild der Wechselrichterschaltung 10 für die kurze Zeitspanne Tp. Die Halbleiterschalter, die während der kurzen Zeitspanne kurzgeschlossen werden, können beispielsweise alle Halbleiterschalter T1, T3, T5 sein, die mit der positiven Anschlussleitung 21 verbunden sind oder alle Halbleiterschalter T2, T4, T6, die mit der negativen Anschlussleitung 22 verbunden sind. Ein kleiner Puls 61 reicht aus, um ausreichend genaue Strommesswerte ia, ib für eine Rückrechnung der Amplitude |Û| und vor allem Phase θ der Leitungsspannungen Ua, Ub, Uc zu erhalten.
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Der obere Teil der 5 zeigt den zeitlichen Verlauf einer Steuerspannung zur Ansteuerung der Gates G1, G3, G5 der Transistoren T1, T3, T5 (alternativ können auf die gleiche Weise auch nur die Gates G2, G4, G6 der Transistoren T2, T4, T6 angesteuert werden). In dem Beispiel wird ein Puls von 12 µs an die Gates G1, G3, G5 (bzw. G2, G4, G6) der Halbleiterschalter T1, T3, T5 (bzw. T2, T4, T6) angelegt.
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In einem vierten Schritt 140 wird innerhalb der vorbestimmten Zeitspanne Tp eine Stärke ia, ib, ic und eine Phasenlage θ eines Stroms Ia, Ib, Ic des mindestens dreiphasigen Wechselstromanschlusses 28a, 28b, 28c erfasst. Der untere Teil der 5 zeigt dazu den zeitlichen Verlauf der Stromstärken ia, ib, ic auf den drei Phasenleitungen 26a, 26b, 26c. Die Stromstärken ia, ib, ic steigen bis auf 12 A an und liegen damit noch im zulässigen Bereich. Für die Zeit Tp des Pulses 61 wird ein mittlerer Strom ermittelt.
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Nach Durchführung einer Clark-Transformation ergeben sich daraus folgende kartesische Vektorkomponenten für die Spannung: uα = L·diα/dt und uβ = L·diβ/dt. uα und uβ (bzw. iα und iβ) sind die Stärken von Leitungsspannungen (bzw. Stärken von Leitungsströmen) im kartesischen Koordinatensystem (Clarke-Darstellung). Der lineare Mittelwert des Stroms während eines Pulses beträgt: iαmittel = uα/L·Tp/2 und iβmittel = uβ/L·Tp/2, wobei Tp die Dauer des Pulses ist.
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In einem fünften Schritt 150 werden die ersten Halbleiterschalter T1, T3, T5 nach der vorbestimmten Zeitspanne Tp auf Nichtdurchlass geschaltet.
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Nun können die Leitungsspannungen Ua, Ub, Uc für die Periode Ts wie folgt geschätzt werden.
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In einem sechsten Schritt 160 wird ein Korrekturfaktor zα, zβ aus der Stärke ia, ib, ic des nach der vorbestimmten Zeitspanne Tp erfassten Stroms Ia, Ib, Ic und des innerhalb der vorbestimmten Zeitspanne Tp erfassten Stärke ia, ib, ic des Stroms Ia, Ib, Ic berechnet.
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Dazu werden zunächst für die vorbestimmte Zeitspanne Tp (d.h. für die Durchlasszeitspanne) mittlere Stromwerte berechnet: Îα (n + 1) = Ûα/L·Tp/2; Îβ (n + 1) = Ûβ/L·Tp/2.
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Für den Stromfehler werden folgende Korrekturfaktoren berechnet: zα (n + 1) = Iα (n + 1) – Îα (n + 1); zβ (n + 1) = Iβ (n + 1) – Îβ (n + 1).
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In einem siebten Schritt 170 wird eine Phasenlage θ der angelegten Wechselspannung U (unter Berücksichtigung der nach der vorbestimmten Zeitspanne Tp erfassten Stromstärke ia, ib, ic und des Korrekturfaktors zα, zβ) ermittelt. Zur Korrektur wird die geschätzte Leitungsspannung Ûα(n) unter Berücksichtigung eines Verstärkungsfaktors K gedreht: Ûα(n + 1) = Ûα(n)·cos(ω·Ts) – Ûβ(n)·sin(ω·Ts) – K·zα; Ûβ(n + 1) = Ûβ(n)·cos(ω·Ts) + Ûα(n)·sin(ω·Ts) – K·zβ.
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Mittels Transformation in Polarkoordinaten, werden die Amplitude Û und die Phase θ der geschätzten Wechselspannung berechnet. Optional kann die Frequenz ω mittels Ableitung der Phase θ und einem Tiefpassfilter berechnet werden.
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In einem achten Schritt 180 wird die ermittelte Phasenlage θ als Startwert für eine Berechnung von Pulsweitenmodulationssignalen Sa, Sb, Sc des Wechselrichters 11 genutzt. Nachdem die Amplitude |Û| und vor allem Phase θ der Spannung Û ermittelt wurde, kann die spannungssensorlose Raumzeigerregelung 12 mit gültigen Startvektoren (Frequenz ω, Phase θ und Amplituden |Ûa|, |Ûb|, |Ûc| der Leitungsspannungen Ua, Ub, Uc) anlaufen. Die 6 und die 7 zeigen einen Vergleich mit und ohne Softstart. Infolge des Sanftanlaufs sind die für die Leitungen 26a, 26b, 26c ermittelten Wechselspannungen Ua, Ub, Uc genau genug, um Stromspitzen 62 (siehe 7) während des Anlaufs des Wechselrichters 11 zu vermeiden.
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Der obere Teil der 6 zeigt für das Soft-Startverfahren die zeitlichen Verläufe der geschätzten und der tatsächlichen der Amplitude der Wechselspannung auf der Phasenleitung 26a. Der mittlere Teil der 6 zeigt die entsprechenden zeitlichen Verläufe der geschätzten und der tatsächlichen Phase der Wechselspannung auf der Phasenleitung 26a. Der untere Teil der 6 zeigt die entsprechenden zeitlichen Verläufe der Ströme auf den Phasenleitungen 26a, 26b, 26c.
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Der obere Teil der 7 zeigt für den Anlauf eines Wechselrichters 11 ohne Soft-Startverfahren die zeitlichen Verläufe der geschätzten und der tatsächlichen der Amplitude der Wechselspannung Ua auf der Phasenleitung 28a. Der mittlere Teil der 7 zeigt die entsprechenden zeitlichen Verläufe der geschätzten und der tatsächlichen Phase der Wechselspannung auf der Phasenleitung 26a. Der untere Teil der 7 zeigt die entsprechenden zeitlichen Verläufe der Ströme auf den Phasenleitungen 26a, 26b, 26c.
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Die vorgeschlagene Erfindung ermöglicht eine Verwendung von bekannten spannungssensorlosen Raumzeigerregelungen 12, mit denen vorteilhafterweise Spannungssensoren eingespart werden können.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Malinowski, M.: Sensorless Control Strategies for Three-Phase PWM Rectifiers, Warsaw University of Technology, Warsaw 2001, S. 52 i.V.m. S. 29, 30 [0002]