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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur automatischen Steuerung der Bremsanlage eines Anhängefahrzeuges mittels einer elektronischen Steuerungseinrichtung gemäß dem Anspruch 1. Die Erfindung betrifft außerdem eine elektronische Steuerungseinrichtung zur Steuerung der Bremsanlage eines Anhängefahrzeuges gemäß dem Anspruch 10 sowie ein Anhängefahrzeug mit einer elektronischen Steuerungseinrichtung und einer durch die elektronische Steuerungseinrichtung gesteuerten Bremsanlage gemäß Anspruch 11.
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Allgemein betrifft die Erfindung das Gebiet von Anhängefahrzeugen, wobei das Anhängefahrzeug einem Zugfahrzeug zugeordnet ist, mit diesem aber zumindest zeitweise nicht oder zumindest nicht starr gekoppelt ist. Als ein Beispiel für einen solchen Typ von Anhängefahrzeug sei ein Langholznachläufer genannt. Ein solches Anhängefahrzeug wird im unbeladenen Zustand auf einer Ladefläche des Zugfahrzeugs zu einem Ort transportiert, an dem eine Ladung, in diesem Fall das Holz, aufgenommen werden soll. Am Ort der Beladung wird das Anhängefahrzeug z. B. mit einem Kran vom Zugfahrzeug auf die Fahrbahn gesetzt. Das Anhängefahrzeug wird dann mit dem Kran verschoben oder rollt, wenn die Fahrbahn ein Gefälle aufweist, selbständig die Fahrbahn hinunter und entfern sich dabei etwas von dem Zugfahrzeug. Dieser Verschiebe- oder Rollvorgang wird durchgeführt, um das Anhängefahrzeug in einem geeigneten Abstand vom Zugfahrzeug zu platzieren, damit das Holz in voller Länge auf den Ladeflächen des Zugfahrzeugs und des Anhängefahrzeugs aufgenommen werden kann. Aus Sicherheitsgründen soll hierbei die Parkbremse sowohl im Zugfahrzeug als auch im Anhängefahrzeug eingelegt sein. Damit das Anhängefahrzeug wie erläutert bewegt werden kann, ist es erforderlich, dass die Parkbremse gelöst wird. Wenn dies manuell erfolgt, geht ein solches Wegrollen des Anhängefahrzeuges aber mit Sicherheitsrisiken einher und erfordert einen erheblichen Bedienaufwand, insbesondere derart, dass mehrere Personen für die Überwachung des Rollvorgangs und manuelle Bedienung der Parkbremse des Anhängefahrzeugs erforderlich sind.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Positionierung eines solchen Anhängefahrzeugs einfacher und sicherer zu gestalten.
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Diese Aufgabe wird gemäß Anspruch 1 gelöst durch ein Verfahren zur automatischen Steuerung der Bremsanlage eines Anhängefahrzeuges, das von einem dem Anhängefahrzeug zugeordneten Zugfahrzeug auf einer Fahrbahn fortrollbar ist, mittels einer elektronischen Steuerungseinrichtung, wobei wenigstens eine der folgenden Eingangsgrößen
- a) Rollgeschwindigkeit des Anhängefahrzeuges,
- b) die ab einem Startzeitpunkt zurückgelegte Wegstrecke des Anhängefahrzeuges und/oder
- c) der Abstand des Anhängefahrzeuges von dem dem Anhängefahrzeug zugeordneten Zugfahrzeug
in der elektronischen Steuerungseinrichtung empfangen und ausgewertet wird, und wobei durch die elektronische Steuerungseinrichtung gesteuert die Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeuges automatisch erhöht wird, wenn durch die elektronische Steuerungseinrichtung festgestellt wird, dass wenigstens eine der Eingangsgrößen einen vorbestimmten Grenzwert erreicht oder überschreitet.
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Die Erfindung hat den Vorteil, dass die Steuerung der Bremsen des Anhängefahrzeuges automatisch durch die elektronische Steuerungseinrichtung durchgeführt werden kann, was zu einer erhöhten Sicherheit und zu einer schnelleren Beladungsbereitschaft des Fahrzeugzuges führt. Hierdurch ergibt sich eine Zeitersparnis für den Anwender. Eventuelle Bedienfehler durch Bedienpersonen können weitgehend vermieden werden.
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Die Erfindung eignet sich für alle Arten von Anhängefahrzeugen, die einem Zugfahrzeug zugeordnet sind und zumindest zeitweise nicht derart starr mit dem Zugfahrzeug gekoppelt sind, dass der Abstand zwischen Zugfahrzeug und Anhängefahrzeug unveränderlich ist, sondern der Abstand veränderlich ist, indem das Anhängefahrzeug auf einer Fahrbahn vom Zugfahrzeug fortrollbar ist. Hierbei kann das Anhängefahrzeug während der Fortrollphase völlig abgekoppelt von dem Zugfahrzeug sein. In diesem Fall ist das Anhängefahrzeug mit der elektronischen Steuerungseinrichtung und einer eigenen Stromversorgung für die elektronische Steuerungseinrichtung ausgerüstet. Je nach Art der verwendeten Bremse des Anhängefahrzeugs, die für die automatische Erhöhung der Bremskraft angesteuert wird, kann es sinnvoll sein, an dem Anhängefahrzeug auch eine autarke Druckluftspeicherungseinheit vorzusehen. In diesem Fall kann die Bremskraft durch Betätigen der Betriebsbremsteile der Bremszylinder erhöht werden. Andernfalls können auch die Parkbremsteile der Bremszylinder betätigt werden, indem diese entlüftet werden. Hierdurch werden die Federspeicher aktiviert, was ebenfalls zu einer Erhöhung der Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeugs führt. In diesem Fall ist eine Druckluftspeicherungseinheit an dem Anhängefahrzeug nicht unbedingt erforderlich.
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Die Erfindung eignet sich auch für Anhängefahrzeuge, die während der Fortrollphase über elektrische und/oder pneumatische Leitungen und gegebenenfalls ein Tragseil zum Tragen dieser Leitungen mit dem Zugfahrzeug gekoppelt sind. In diesem Fall kann die elektronische Steuerungseinrichtung auch in dem Zugfahrzeug angeordnet sein und von dort aus die Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeugs automatisch steuern.
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In allen Ausführungsformen kann die elektronische Steuerungseinrichtung auch Teil des Anhängefahrzeugs sein und dort unmittelbar die Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeuges automatisch steuern. Die elektronische Steuerungseinrichtung kann insbesondere Teil einer elektrisch gesteuerten Bremsanlage des Anhängefahrzeuges sein.
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Als Fahrbahn kommen alle Arten von Fahrbahnen in Betracht, sowohl befestigte als auch unbefestigte Fahrbahnen, wie z. B. Wald- und Feldwege, Wiesen oder Äcker.
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Gemäß der Erfindung wird wenigstens eine der zuvor bereits genannten Eingangsgrößen in der elektronischen Steuerungseinrichtung empfangen und ausgewertet. Eine mögliche Eingangsgröße ist die Rollgeschwindigkeit des Anhängefahrzeuges, die z. B. über einen Geschwindigkeitssensor des Anhängefahrzeuges ermittelt werden kann. Eine andere mögliche Eingangsgröße ist die ab einem Startzeitpunkt zurückgelegte Wegstrecke des Anhängefahrzeuges, z. B. die nach dem Absetzen des Anhängefahrzeuges auf der Fahrbahn zurückgelegte Wegstrecke. Der Startzeitpunkt kann dann z. B. durch das Absetzen des Anhängefahrzeuges auf der Fahrbahn, das Einschalten der Stromversorgung der elektronischen Steuerungseinrichtung oder das Lösen der Bremsen des Anhängefahrzeuges sein, z. B. der Zeitpunkt, wenn die elektronische Steuerungseinrichtung ein Bremslöse-Anforderungssignal empfängt. Der Startzeitpunkt kann auch durch manuelle Betätigung eines Signalgebers, z. B. eines Tasters, durch den der elektronischen Steuerungseinrichtung ein Startsignal zur Ausführung des Verfahrens gegeben wird, festgelegt sein. Eine andere mögliche Eingangsgröße ist der Abstand des Anhängefahrzeuges von dem dem Anhängefahrzeug zugeordneten Zugfahrzeug. Die genannten Eingangsgrößen können auch in Kombination miteinander in der elektronischen Steuerungseinrichtung empfangen und ausgewertet werden, was die Sicherheit der Auswertung und Überwachung verbessert und insbesondere die Auswahlwahrscheinlichkeit der automatischen Steuerung der Bremsanlage minimiert, weil dann redundante Eingangsgrößen zur Verfügung stehen.
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Während des Verfahrens nach Anspruch 1 kann das Zugfahrzeug z. B. durch Betätigung der Parkbremse des Zugfahrzeugs eingebremst sein und sich im Stillstand befinden. Das Verfahren eignet sich aber auch für Fälle, in denen das Zugfahrzeug sich leicht bewegt.
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Die durch die elektronische Steuerungseinrichtung gesteuerte automatische Erhöhung der Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeuges kann in unterschiedlicher Art erfolgen, z. B. derart, dass das Anhängefahrzeug vollständig zum Stillstand gebracht wird, oder nur die Geschwindigkeit des Anhängefahrzeuges verringert wird oder z. B. auf eine vorbestimmte Rollgeschwindigkeit geregelt wird. Es kann auch mehrfach ein ganz oder teilweises Lösen von Bremsen des Anhängefahrzeuges mit einem anschließenden Wiedererhöhen der Bremskraft durch die elektronische Steuerungseinrichtung durchgeführt werden, z. B. bis die zurückgelegte Wegstrecke des Anhängefahrzeuges oder der Abstand des Anhängefahrzeuges von dem Zugfahrzeug einen vorbestimmten gewünschten Wert erreicht.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist das Anhängefahrzeug zunächst gebremst, und auf ein Bremslöse-Anforderungssignal hin werden betätigte Bremsen des Anhängefahrzeuges ganz oder teilweise gelöst, wobei das Bremslöse-Anforderungssignal in der elektronischen Steuerungseinrichtung als weitere Eingangsgröße empfangen und ausgewertet wird, und wobei die durch die elektronische Steuerungseinrichtung gesteuerte automatische Erhöhung der Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeuges nur erfolgt, wenn das Bremslöse-Anforderungssignal empfangen wurde. Dies hat den Vorteil, dass das Bremslöse-Anforderungssignal zugleich das Startsignal für die die elektronische Steuerungseinrichtung zur Ausführung des Verfahrens darstellt. Somit muss von einer Bedienperson nicht zusätzlich zum Bremslöse-Anforderungssignal noch ein zweites Signal, das Startsignal, erzeugt werden. Dies vereinfacht die Bedienung und Anwendung des Verfahrens weiter.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung werden durch die elektronische Steuerungseinrichtung gesteuert bereits betätigte Bremsen des Anhängefahrzeuges ganz oder teilweise gelöst, wenn die elektronische Steuerungseinrichtung das Bremslöse-Anforderungssignal empfängt. Die Erfindung hat den Vorteil, dass die Steuerung der Bremsen des Anhängefahrzeuges vollständig automatisch durch die elektronische Steuerungseinrichtung durchgeführt werden kann, und zwar sowohl zum ganz oder teilweisen Lösen der Bremsen des Anhängefahrzeuges als auch zum erneuten Betätigen von Bremsen des Anhängefahrzeuges, indem durch die elektronische Steuerungseinrichtung gesteuert die Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeuges automatisch erhöht wird, wenn durch die elektronische Steuerungseinrichtung festgestellt wird, dass wenigstens eine der genannten Eingangsgrößen einen vorbestimmten Grenzwert erreicht oder überschreitet.
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Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass die bereits betätigten Bremsen des Anhängefahrzeuges, die auf das Bremslöse-Anforderungssignal hin ganz oder teilweise gelöst werden, die gleichen Bremsen sein können wie diejenigen Bremsen, mittels der die elektronische Steuerungseinrichtung die Bremskraft automatisch erhöht. Es kann sich aber auch um unterschiedliche Bremsen handeln. So kann es sich im einen Fall um Bremsen der Vorderachse und im anderen Fall um Bremsen der Hinterachse handeln. Es ist auch möglich, dass auf das Bremslöse-Anforderungssignal hin betätigte Parkbremsen ganz oder teilweise gelöst werden, und zur automatischen Erhöhung der Bremskraft durch die elektronische Steuerungseinrichtung die Betriebsbremsen betätigt werden.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird als Eingangsgröße die Rollgeschwindigkeit des Anhängefahrzeuges in der elektronischen Steuerungseinrichtung empfangen und ausgewertet. Ferner ist vorgesehen, dass die elektronische Steuerungseinrichtung durch Steuerung der Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeuges die Rollgeschwindigkeit des Fahrzeuges auf einen vorbestimmten Sollwert regelt. Dies hat den Vorteil, dass das Anhängefahrzeug beim Rollvorgang nicht unerwünscht schnell werden kann, so dass gefährliche Situationen vermieden werden können. Die Rollgeschwindigkeit kann auf einen vorbestimmten, relativ kleinen Wert begrenzt werden, der so gewählt ist, dass keine Personen oder Gegenstände gefährdet werden.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung bringt die elektronische Steuerungseinrichtung nach einer vorgegebenen Zeit nach Empfang eines Startsignals das Anhängefahrzeug durch Erhöhung der Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeuges zum Stillstand. Hierdurch kann auch die Rollbewegung des Anhängefahrzeuges definiert beendet werden. Das Startsignal kann z. B. das Bremslöse-Anforderungssignal oder das Signal eines manuell zu betätigenden Signalgebers sein, z. B. eines Start-Tasters.
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Das Bremslöse-Anforderungssignal kann z. B. von einem manuell betätigbaren Parkbremssignalgeber, einer anderen elektronischen Steuerungseinrichtung oder einem sonstigen manuellen Bedienelement erzeugt werden.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird das Bremslöse-Anforderungssignal durch manuelle Betätigung eines Tasters erzeugt. Dies hat den Vorteil, dass durch eine Bedienperson definiert die durch die elektronische Steuerungseinrichtung auszuführende Funktion gestartet werden kann. Hierfür muss die Bedienperson nur einmal den Taster betätigen, alles Weitere kann automatisch durch die elektronische Steuerungseinrichtung durchgeführt werden. Dies erlaubt eine besonders ergonomische Benutzung des erfindungsgemäßen Verfahrens und führt zu einer deutlichen Entlastung der Bedienperson. Ein weiterer Vorteil ist, dass das gesamte Verfahren durch eine einzige Person durchgeführt werden kann. Der genannte Taster kann z. B. am Zugfahrzeug oder am Anhängefahrzeug angeordnet sein. Sofern es sich um einen am Anhängefahrzeug angeordneten Taster handelt, kann dieser z. B. Teil einer Bedieneinheit des Anhängefahrzeuges sein, die z. B. weitere Schalter oder Tasten und/oder Anzeigemittel aufweist.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung bringt die elektronische Steuerungseinrichtung das Anhängefahrzeug durch Erhöhung der Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeuges zum Stillstand, sobald der Taster nicht betätigt ist. Dies hat den Vorteil, dass die Betriebssicherheit weiter erhöht werden kann, da die Bedienperson den Taster fortwährend betätigen muss, um die gewünschte Rollstrecke des Anhängefahrzeuges zu erreichen. Hierdurch befindet sich die Bedienperson immer an einer definierten Stelle, nämlich im Bereich des Tasters, und kann nicht versehentlich z. B. in Kontakt mit den Rädern des Anhängefahrzeuges kommen, während diese rollen.
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Die Erhöhung der Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeuges kann durch die elektronische Steuerungseinrichtung entweder schlagartig mit maximalem Bremsdruckgradienten oder mit einem vorgegebenen, geringeren Bremsdruckgradienten durchgeführt werden. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass die elektronische Steuerungseinrichtung die Bremskraft von Bremsen des Anhängefahrzeuges auf einen Wert erhöht, der auch am Zugfahrzeug eingestellt ist. So kann z. B. am Anhängefahrzeug ebenfalls der Bremsdruck des Zugfahrzeuges eingestellt werden.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung erfasst die elektronische Steuerungseinrichtung die zurückgelegte Wegstrecke des Anhängefahrzeuges bzw. den Abstand des Anhängefahrzeuges von dem Zugfahrzeug auf eine oder mehrere der folgenden Weisen:
- i) Integration eines Rollgeschwindigkeitssignals des Anhängefahrzeuges. Hierzu kann z. B. ein Geschwindigkeitssensor des Anhängefahrzeuges verwendet werden, dessen Geschwindigkeitssignal über die Zeit aufintegriert wird. Der Geschwindigkeitssensor kann z. B. ein Raddrehgeschwindigkeitsensor eines Antiblockiersystems des Anhängefahrzeuges sein.
- ii) Erfassung durch am Zugfahrzeug oder am Anhängefahrzeug angeordnete Abstandserfassungssensoren. Die Abstandserfassungssensoren können z. B. als Ultraschallsensoren ausgebildet sein. Sofern das Zugfahrzeug bereits über rückseitig angeordnete Abstandserfassungssensoren verfügt, z. B. für ein Rückraumüberwachungssystem oder als Einparkhilfe, können die von diesen Abstanderfassungssensoren erfassten Abstandsdaten vom Zugfahrzeug z. B. über eine Schnittstelle zu der elektronischen Steuerungseinrichtung des Anhängefahrzeuges übermittelt werden und dort weiter verwendet werden.
- iii) Erfassung durch die Abrollstrecke eines von einer Seilrolle des Zugfahrzeuges abgerollten, mit dem Anhängefahrzeug verbundenen Seils. Dies ist insbesondere in Fällen vorteilhaft, in denen das Anhängefahrzeug während des Rollvorgangs über elektrische und/oder pneumatische Leitungen mit dem Zugfahrzeug gekoppelt ist und diese Leitungen über ein Tragseil getragen werden. Dieses Tragseil ist dann von dem Zugfahrzeug bzw. einer Seilrolle des Zugfahrzeuges zu dem Anhängefahrzeug gespannt. In diesem Fall kann die Abrollstrecke des von der Seilrolle abgerollten Tragseils z. B. anhand eines an der Seilrolle angeordneten Drehwinkelsensors bestimmt werden, der den Drehwinkel der Seilrolle erfasst.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung betätigt die elektronische Steuerungseinrichtung zur Steuerung von Bremskräften von Bremsen des Anhängefahrzeuges die Parkbremse bzw. die Parkbremsen des Anhängefahrzeuges in Zuspann- oder Löserichtung. Dies hat den Vorteil, dass die Parkbremsteile (Federspeicherteile) von Bremszylindern des Anhängefahrzeuges genutzt werden, so dass auch in dem Fall, dass keine pneumatische Verbindung von dem Anhängefahrzeug zum Zugfahrzeug besteht, durch Entlüftung der Federspeicherteile die Parkbremse jederzeit betätigt werden kann und das Anhängefahrzeug sicher zum Stillstand gebracht werden kann.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist bei einer Erhöhung der Bremskräfte von Bremsen des Anhängefahrzeuges vorgesehen, dass die elektronische Steuerungseinrichtung diese Bremskräfte mit einem vorgegebenen zeitlichen Gradienten erhöht, der geringer ist als der aufgrund der Bremsanlage maximal mögliche Gradient. Dies hat den Vorteil, dass die Einbremsvorgänge, die die elektronische Steuerungseinrichtung steuert, sanft durchgeführt werden können und damit kein ruckartiges Festbremsen des Anhängefahrzeuges erfolgt.
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Die eingangs genannte Aufgabe wird ferner gemäß Anspruch 10 gelöst durch eine elektronische Steuerungseinrichtung zur Steuerung der Bremsanlage eines Anhängefahrzeuges, die eingerichtet ist zur Ausführung eines Verfahrens der zuvor beschriebenen Art. Die elektronische Steuerungseinrichtung kann an dem Zugfahrzeug über dem Anhängefahrzeug vorgesehen sein. Ist die elektronische Steuerungseinrichtung an dem Zugfahrzeug vorgesehen, so ist während des Rollvorgangs des Anhängefahrzeuges eine elektrische und/oder pneumatische Verbindung mit dem Anhängefahrzeug erforderlich, um die Bremsanlage des Anhängefahrzeuges zu steuern. Ist die elektronische Steuerungseinrichtung an dem Anhängefahrzeug vorgesehen, so kann das erfindungsgemäße Verfahren auch mit einem Anhängefahrzeug durchgeführt werden, dass diese Verbindungen zum Zugfahrzeug während des Rollvorganges nicht aufweist. Auch in diesen Fällen kann die elektronische Steuerungseinrichtung des Anhängefahrzeuges dazu eingerichtet sein, erfasste Eingangsgrößen von einer elektronischen Steuerungseinrichtung des Zugfahrzeuges zu empfangen, z. B. über eine drahtlose Schnittstelle. So kann z. B. vom Zugfahrzeug das Signal von am Zugfahrzeug angeordneten Abstandserfassungssensoren über die genannte drahtlose Schnittstelle zum Anhängefahrzeug übertragen werden.
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Die genannte Aufgabe wird gemäß Anspruch 11 ferner gelöst durch ein Anhängefahrzeug mit einer elektronischen Steuerungseinrichtung der zuvor erläuterten Art und einer durch die elektronische Steuerungseinrichtung gesteuerten Bremsanlage.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen unter Verwendung von Zeichnungen näher erläutert.
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Es zeigen:
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1 – ein Anhängefahrzeug mit einem zugeordneten Zugfahrzeug in Seitenansicht und
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2 – das Zugfahrzeug und das Anhängefahrzeug gemäß 1 mit den für die Beschreibung der Erfindung erforderlichen Komponenten in einer schematischen Darstellung.
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In den Figuren werden gleiche Bezugszeichen für einander entsprechende Elemente verwendet.
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Die 1 zeigt ein Zugfahrzeug 1 sowie ein Anhängefahrzeug 2. Das Anhängefahrzeug 2 kann z. B. zuvor auf einer Ladefläche 10 des Zugfahrzeugs 1 transportiert worden sein und dann über einen Kran abgeladen und auf einer gemeinsamen Fahrbahn 3 abgesetzt worden sein. Das Anhängefahrzeug 2 weist eine Ladefläche 20 auf. Das Zugfahrzeug 1 sowie das Anhängefahrzeug 2 können z. B. zum Transport von Langholz (Baumstämmen) dienen. Hierbei werden die Baumstämme auf den Ladeflächen 10, 20 des Zugfahrzeugs 1 und des Anhängefahrzeugs 2 abgeladen und überbrücken dabei den Abstand zwischen dem Zugfahrzeug 1 und dem Anhängefahrzeug 2.
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Die 1 zeigt das Anhängefahrzeug 2 mit einem Abstand d von der Rückseite des Zugfahrzeuges 1. Ferner wird durch einen Pfeil rechts vom Anhängefahrzeug 2 eine Rollbewegung des Anhängefahrzeuges 2 mit einer Geschwindigkeit v angedeutet. Es sei ferner angenommen, dass das Anhängefahrzeug 2 nach dem Abladen von der Ladefläche 10 des Zugfahrzeuges 1 zunächst an einer Stelle 4 auf die Fahrbahn 3 abgesetzt wurde und seitdem eine Rollstrecke s zurückgelegt hat.
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Die 1 zeigt das Anhängefahrzeug 2 in einem Zustand, in dem es über elektrische und pneumatische Leitungen 14, 15 mit dem Zugfahrzeug 1 verbunden ist. Die Leitungen 14, 15 sind an einem vom Zugfahrzeug 1 zum Anhängefahrzeug 2 gespannten Tragseil 13 aufgehängt, damit sie während des Rollens des Anhängefahrzeuges 2 nicht über die Fahrbahn 3 schleifen. Das Tragseil 13 wird von einer Seilrolle 11 des Zugfahrzeuges 1 abgerollt. Hierbei rollt das Anhängefahrzeug 2 infolge der Hangabtriebskraft der geneigten Fahrbahn 3 vom Zugfahrzeug 1 fort.
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Die in 1 dargestellte Verbindung des Anhängefahrzeuges 2 mit dem Zugfahrzeug 1 über die Leitungen 14, 15 und das Tragseil 13 ist eine von verschiedenen Realisierungsmöglichkeiten der Erfindung. Die Erfindung eignet sich auch für Anhängefahrzeuge 2, die keine solche Verbindung zum Zugfahrzeug 1 während des Rollvorgangs haben. Insbesondere kann das Anhängefahrzeug 2 auch völlig frei von dem Zugfahrzeug 1 von diesem fortrollen.
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Das Anhängefahrzeug 2 weist, z. B. seitlich am Rahmen des Anhängefahrzeuges, eine Bedieneinheit 21 auf, die verschiedene Bedienelemente 22 aufweist, z. B. Taster oder Schalter. Ferner ist schematisch ein Abstandserfassungssensor 12 dargestellt, der hier als Teil des Zugfahrzeuges 1 wiedergegeben ist. Der Abstandserfassungssensor 12 kann z. B. ein Ultraschallsensor sein, der den Abstand d zwischen dem Zugfahrzeug 1 und dem Anhängefahrzeug 2 ermittelt. Der Abstandserfassungssensor 12 kann auch an dem Anhängefahrzeug 2 vorgesehen sein, wobei der Abstandserfassungssensor 12 dann an der Frontseite des Anhängefahrzeuges 2 angeordnet ist, mit einer Ausrichtung auf das Zugfahrzeug 1.
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Die 2 zeigt die zuvor anhand der 1 erläuterten Elemente sowie weitere Elemente in einer schematischen Darstellung nach Art eines Blockschaltbilds. Erkennbar ist, dass das Zugfahrzeug 1 eine Bremsanlage 16 aufweist, die z. B. vom elektronisch gesteuerten Typ ist. Die Bremsanlage 16 weist in diesem Falle eine eigene elektronische Steuerungseinrichtung 7 des Zugfahrzeuges 1 auf. Die elektronische Steuerungseinrichtung 7 des Zugfahrzeuges 1 kann z. B. mit Sensoren 18 des Zugfahrzeuges verbunden sein, z. B. zur Ermittlung der Geschwindigkeit des Zugfahrzeuges 1. Die Bremsanlage 16 des Zugfahrzeuges 1 ist mit einem Parkbremssignalgeber 17 verbunden. Über den Parkbremssignalgeber 17 kann eine Bedienperson die Parkbremse des Zugfahrzeuges 1 betätigen. Ist das Anhängefahrzeug 2 über die elektrischen und/oder pneumatischen Leitungen 14, 15 mit dem Zugfahrzeug 1 verbunden, wird durch die Betätigung des Parkbremssignalgebers 17 auch das Anhängefahrzeug 2 eingebremst.
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Die 2 zeigt beispielhaft zwei am Heck des Zugfahrzeuges 1 angeordnete Abstandserfassungssensoren 12, die aus Symmetriegründen beidseitig vorgesehen sind. Die Abstandserfassungssensoren 12 sind über elektrische Leitungen mit der elektronischen Steuerungseinrichtung 7 des Zugfahrzeuges 1 verbunden. Ferner ist in der 2 dargestellt, dass die Seilrolle 11 über eine elektrische Leitung 19 mit der Bremsanlage 16 verbunden ist, insbesondere mit der elektronischen Steuerungseinrichtung 7 der Bremsanlage 16. Hierüber wird der elektronischen Steuerungseinrichtung 7 ein Signal über die Abrollstrecke des Tragseils 13 übermittelt. Aus der Abrollstrecke kann sowohl der Abstand d zwischen dem Anhängefahrzeug 2 und dem Zugfahrzeug 1 als auch die vom Anhängefahrzeug 2 zurückgelegte Rollstrecke s ermittelt werden.
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Das Anhängefahrzeug 2 ist über pneumatische Leitungen 14 und über elektrische Leitungen 15 mit dem Zugfahrzeug 1 verbunden. Über die elektrischen Leitungen 15, die neben Stromversorgungsleitungen z. B. einen Datenbus aufweisen können, kann eine elektronische Steuerungseinrichtung 27 einer Bremssteuerungseinrichtung 25 des Anhängefahrzeuges 2 Daten mit der elektronischen Steuerungseinrichtung 7 und der Bremsanlage 16 des Zugfahrzeuges 1 austauschen. So kann z. B. eine Information über die Abrollstrecke des Tragseils 13 über die elektrischen Leitungen 15 an die elektronische Steuerungseinrichtung 27 übermittelt werden.
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Die Bremssteuerungseinrichtung 25 des Anhängefahrzeuges 2 ist über pneumatische Leitungen 24 mit Bremszylindern 23 verbunden, die z. B. als Kombibremszylinder ausgebildet sein können. Kombibremszylinder weisen einen Betriebsbremsteil sowie einen Federspeicherbremsteil auf. Mit dem Federspeicherbremsteil wird eine Parkbremse realisiert. Die Bremssteuerungseinrichtung 25 ist ferner mit beispielhaft dargestellten Sensoren 26 verbunden, z. B. mit Drehgeschwindigkeitssensoren zur Erfassung von Raddrehgeschwindigkeiten eines Antiblockiersystems.
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Es sei angenommen, dass die elektronische Steuerungseinrichtung 27 ein erfindungsgemäßes Verfahren zur automatischen Steuerung der Bremsanlage des Anhängefahrzeuges 2 ausführt. Die Ausführung des Verfahrens wird durch Betätigung eines Tasters 22 an der Bedieneinheit 21 gestartet. Sobald die elektronische Steuerungseinrichtung 27 eine Betätigung eines Tasters 22 als Startsignal erkennt, betrachtet sie das Startsignal zugleich als Bremslöse-Anforderungssignal und löst daraufhin bereits betätigte Bremsen 28 des Anhängefahrzeuges 2, in dem z. B. die Federspeicherbremsteile belüftet werden. Sodann überwacht die elektronische Steuerungseinrichtung 27 die Rollgeschwindigkeit v des Anhängefahrzeuges 2. Überschreitet die Rollgeschwindigkeit v des Anhängefahrzeuges 2 einen vorbestimmten Grenzwert, z. B. 3 km/h, erhöht die elektronische Steuerungseinrichtung 27 die Bremskraft der Bremsen 28, z. B. durch Entlüftung der Federspeicherteile der Bremszylinder 23. Hierbei kann entweder das Anhängefahrzeug 2 zum Stillstand gebracht werden oder auf eine Rollgeschwindigkeit geregelt werden, z. B. derart, dass der vorbestimmte Grenzwert der Rollgeschwindigkeit nicht überschritten wird. Sobald der Taster 22 nicht mehr betätigt ist, erhöht die elektronische Steuerungseinrichtung 27 die Bremskraft der Bremsen 28 soweit, dass das Anhängefahrzeug 2 zum Stillstand gebracht wird.