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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Überwachung und/oder Steuerung des Arbeitsablaufs eines Abwassersystems und ein System zur Ausführung des Verfahrens.
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Eine Abwasserreinigungsanlage dient der Reinigung von Abwasser, das von der Kanalisation mit Abwasserleitungen gesammelt und zu ihr transportiert wurde.
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In Europa und Nord-Amerika leitet man momentan, ausgehend von einer guten Infrastruktur, Maßnahmen zu Anlagenoptimierung und -instandhaltung sowie zur Verbesserung der Wassergüte ein. Darüber hinaus werden härtere Gesetze zum Umweltschutz entwickelt. Aktuelle Beispiele hierfür sind die europäische Diskussion um Hormon- und Pestizidentfernung in Kläranlagen. Das heißt, auf globaler Ebene werden die Anforderungen an sauberes Wasser immer größer.
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Auf lokaler Ebene müssen diese Anforderungen dann umgesetzt werden. Die Abwasserreinigungsanlage ist in der Regel der größte Stromverbraucher einer Kommune. Rund 40% bis 60% des kommunalen Stromverbrauchs gehen zu Lasten der Abwasserreinigung. Der höchste Stromverbrauch mit einem Anteil von ca. 70% entfällt dabei auf die Belebung. Untersuchungen in Deutschland haben gezeigt, dass durch strukturiertes Vorgehen Einsparungen von bis zu 40% möglich sind.
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Gebläse und Belüfter für die Belebung bieten dabei besonders großes Energieeinsparpotential. Jedwede Maßnahmen dürfen jedoch in keinem Fall dazu führen, dass sich die Ablaufqualität der Abwasserreinigungsanlage verschlechtert. Es zeigt sich außerdem, dass durch bewussten und durchdachten Anlagenbetrieb zur Energieminimierung sich auch gleichzeitig die Ablaufwerte und damit die Wasserqualität verbessern.
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Vereinzelt wird der Einlauf einer Abwasserreinigungsanlage durch entsprechende Sensoren überprüft. Abwasserrelevante Parameter sind hierbei beispielsweise der pH-, Sauerstoff-, Nitrat-, Nitrit-, Ammonium-, Chlor-, Kalium-, Phosphat-, SAK-Gehalt, der Gehalt gewisser Summenparameter, insbesondere der chemische und/oder biochemischer Sauerstoffbedarfs, der Gehalt (gelöster) organischer Inhaltsstoffe, insbesondere des gesamten (gelösten) Kohlenstoffs, die Temperatur, die Leitfähigkeit, das Redoxpotential oder die Trübung. Es ist denkbar, dass neben Sensoren in Sondenform auch Sensoren im/als Nass-Analysator eingesetzt werden.
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So werden Frachtspitzen unmittelbar vor der Abwasserreinigungsanlage erkannt und die Abwasserreinigungsanlage auf die Fracht vorbereitet. Eine zweite Messung im Ablauf kontrolliert das geklärte Wasser. Dieser gleichmäßige, stabile Betrieb der Anlage trägt zur Energieoptimierung bei.
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Der zeitliche Vorlauf zwischen Erkennen von Frachtspitze und Ankommen der Fracht in der Belebung beträgt dabei etwa eine Stunde. Oft reicht diese Zeit nicht aus um die Belebung auf die Fracht entsprechend vorzubereiten. Um den sicheren Ablauf der Abwasserreinigungsanlage, insbesondere die Belebung, zu gewährleisten, ist ein größtmögliches Zeitfenster zwischen Erkennen der Frachtspitze und Ankommen der Fracht von Vorteil.
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Dies ist besonders wichtig bei systemrelevanten Ereignissen, bei denen die Fracht nicht in die Natur gelangen darf. Denkbar hier sind Unfälle im Verkehr, der Industrie oder Privathaushalten mit Öl, pharmazeutischen, biologischen oder chemischen Giftstoffen oder sonstigen schädlichen Substanzen. Als systemrelevantes Ereignis wird dann bevorzugt ein Ereignis definiert, bei dem zumindest ein gemessener abwasserrelevanter Parameter unter- oder oberhalb eines Schwellwertes liegt, beispielsweise wenn der pH-Wert zu hoch ist.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und ein System bereitzustellen, die einen sicheren und energiesparsamen Ablauf in einer Abwasserreinigungsanlage gewährleisten.
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Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren, umfassend die Schritte
- – Messen des Volumenstroms des Abwassers an einem von einer Abwasserreinigungsanlage entfernten Ort,
- – Messen zumindest eines weiteren abwasserrelevanten Parameters am von der Abwasserreinigungsanlage entfernten Ort,
- – Bewerten der Messdaten und Erkennen von systemrelevanten Ereignissen, und
- – Ergreifen von Maßnahmen in der Abwasserreinigungsanlage und/oder am von der Abwasserreinigungsanlage entfernten Ort in Abhängigkeit von dem systemrelevanten Ereignis.
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Dies ist als vorteilhaft anzusehen, da durch das Messen von abwasserrelevanten Parametern an einem von der Abwasserreinigungsanlage entfernten Ort Zeit gewonnen werden kann, bis das Abwasser an der Abwasserreinigungsanlage ankommt. So können rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um die Abwasserreinigungsanlage so energiesparsam wie möglich zu betreiben. Der entfernte Ort ist üblicherweise einige Kilometer von der Abwasserreinigungsanlage entfernt; es ist jedoch auch denkbar, dass der Ort direkt vor der Abwasserreinigungsanlage liegt.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung erfolgt das Messen des Volumenstroms und des zumindest einen weiteren abwasserrelevanten Parameters zu einem ersten Zeitpunkt, und das Ergreifen der Maßnahmen in der Abwasserreinigungsanlage ist bis zu einem zweiten Zeitpunkt, spätestens bis zum Eintreffen des systemrelevanten Ereignisses in der Abwasserreinigungsanlage, abgeschlossen, zumindest aber vorbereitet.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform werden die Maßnahmen am von der Abwasserreinigungsanlage entfernten Ort insbesondere als
- – ganz oder teilweise Schließen und Umleiten des Abwassers in ein Kanalbauwerk in Abhängigkeit unter Berücksichtigung von dessen Füllstand,
- – ganz oder teilweise Öffnen der Abwasserleitungen, und/oder
- – Zufügen von, für das systemrelevante Ereignis passende, chemischen und/oder biologischen Mitteln, insbesondere zur Neutralisation des systemrelevanten Ereignisses ausgeführt.
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Der Vorteil zeigt sich darin, dass systemrelevante Ereignisse, wie sie im einleitenden Teil beschrieben wurden, in ein Kanalbauwerk geleitet und so separat entsorgt werden können. Auch ist denkbar, dass Mittel zur Neutralisation des systemrelevanten Ereignisses eingesetzt werden. Insbesondere bei industriellen Abwasserreinigungsanlagen kann dies zum Einsatz kommen.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung werden die Maßnahmen in der Abwasserreinigungsanlage insbesondere als
- – Regelung der Belüftung,
- – Regelung der Rückführschlammpumpen,
- – Regelung der Rezirkulationspumpen, und/oder
- – Zufügen von, für das systemrelevante Ereignis passende, chemischen und/oder biologischen Mitteln ausgeführt werden, insbesondere zur Neutralisation des systemrelevanten Ereignisses ausgeführt.
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Durch das Ausführen der genannten Maßnahmen kann eine maximale Energieeffizienz angestrebt werden.
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Bevorzugt erfolgt das Messen des zumindest einen weiteren abwasserrelevanten Parameters durch einen pH-, Redoxpotential-, Sauerstoff-, Nitrat-, Nitrit-, Ammonium-, Chlor-, Kalium-, Phosphat-, SAK-, oder Temperatursensor oder durch einen Sensor zur Messung zumindest eines Summenparameters, insbesondere des chemischen und/oder biochemischen Sauerstoffbedarfs, der Leitfähigkeit, der Trübung oder von (gelösten) organischen Inhaltsstoffen, insbesondere des gesamten (gelösten) Kohlenstoffs.
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Damit für spätere Analysen im Labor oder für rechtliche Zwecke Proben vorhanden sind, werden vorzugsweise Proben von Abwasser bei Auftreten von systemrelevanten Ereignissen in entsprechenden Speicherbehältnissen aufbewahrt.
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Vorteilhafterweise werden für die Kommunikation, insbesondere für das Versenden der Messdaten und/oder Störmeldungen drahtgebundene Lösungen wie Profibus, Ethernet, Modbus, HART, DSL, ISDN oder analoge Telefonnetze, oder drahtlose Lösungen wie WirelessHART, Bluetooth, WiMAX oder Mobilfunktechnologien, insbesondere über GSM, dabei insbesondere HSCSD, GPRS und EDGE, UMTS, dabei insbesondere HSPA oder HSPA+, oder LTE sowie LTE-Advanced verwendet.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung werden die Messdaten eines Regensensors und/oder eines internetbasierten Wetterdienstes für das Bewerten der Messdaten einbezogen und beim Erkennen von systemrelevanten Ereignissen berücksichtigt.
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Dies ist vorteilhaft: werden diese nicht berücksichtig, kann es geschehen, dass ein systemrelevantes Ereignis an der Abwasserreinigungsanlage vorbei direkt in die Umwelt transportiert wird.
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Die Aufgabe wird weiterhin gelöst durch ein System zur Ausführung des Verfahrens, umfassend
- – eine Abwasserreinigungsanlage an einem ersten Ort,
- – zumindest ein erstes Feldgerät zur Messung des Volumenstroms des Abwassers an einem zweiten, von der Abwasserreinigungsanlage entfernten, Ort,
- – zumindest ein zweites Feldgerät zur Messung zumindest eines weiteren abwasserrelevanten Parameters am zweiten Ort,
- – zumindest eine übergeordnete Einheit zur Bewertung der Messdaten des ersten Feldgeräts und/oder des zweiten Feldgeräts und Erkennen von systemrelevanten Ereignissen, und
- – zumindest ein drittes Feldgerät zum ganz oder teilweise Schließen und Umleiten des Abwassers in ein Kanalbauwerk unter Berücksichtigung von dessen Füllstand, oder ganz oder teilweise Öffnen der Abwasserleitungen.
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Dies ist als vorteilhaft anzusehen, da durch das Messen von abwasserrelevanten Parametern an einem zweiten, von der Abwasserreinigungsanlage entfernten Ort Zeit gewonnen werden kann bis das Abwasser an der Abwasserreinigungsanlage ankommt. So können rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um die Abwasserreinigungsanlage so energiesparsam wie möglich zu betreiben. Der zweite Ort ist üblicherweise einige Kilometer von der Abwasserreinigungsanlage entfernt, es ist jedoch auch denkbar, dass der Ort direkt vor der Abwasserreinigungsanlage liegt.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung wird die Steuerung und/oder Regelung des ersten Feldgeräts, des zweiten Feldgeräts und/oder des dritten Feldgeräts durch die übergeordnete Einheit realisiert.
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Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Figuren näherer erläutert. Es zeigen
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1 ein schematisches Diagramm des erfindungsgemäßen Systems, und
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2 ein Ablaufplan des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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1 zeigt das erfindungsgemäße System, das in seiner Gesamtheit mit dem Bezugszeichen 1 gekennzeichnet ist. Das System 1 besteht zum einen aus einer Abwasserreinigungsanlage 2, die über Abwasserleitungen 3 mit Abwasser gespeist wird.
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Zum anderen besteht das System 2 aus verschieden Messzonen 10, 11, 12. Eine Messzone kann dabei beispielsweise als Stadtviertel, Industrie- oder Gewerbegebiet gesehen werden. In 1 dargestellt sind eine erste Messzone 10, eine zweite Messzone 11 und eine dritte Messzone 12, wobei die zweite Messzone 11 und die dritte Messzone 12 mit der ersten Messzone 10 abwassertechnisch identisch sind. Aus Übersichtlichkeitsgründen sind Einzelheiten der zweiten Messzone 11 und der dritten Messzone 12 nicht weiter dargestellt. Es ist denkbar, dass weitere Messzonen an die Abwasserreinigungsanlage 2 angeschlossen werden. Auch können mehrere Messzonen hintereinander geschaltet sein. Des Weiteren ist eine Hauptmesszone mit ein oder mehreren Nebenmesszonen denkbar Eine Messzone 10, 11, 12 beinhaltet verschiedene Verbraucher 9, wie etwa Haushalte, Gewerbe, Industrie etc.
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Das Abwasser der Verbraucher 9 wird in Abwasserleitungen 3 geleitet und an eine Messstelle 13 transportiert. Die Messstelle 13 befindet sich im Verlauf des Abwassers vor der Abwasserreinigungsanlage 2 an einem von der Abwasserreinigungsanlage 2 entfernten Ort. Dies kann direkt vor der Abwasserreinigungsanlage 2 sein, üblicherweise ist dies aber in einem Stadtviertel, Gewerbegebiet etc. von der Abwasserreinigungsanlage 2 entfernt.
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Die Messstelle 13 beinhaltet zumindest ein erstes Feldgerät 4 und ein zweites Feldgerät 5. Das erste Feldgerät 4 ist als Durchflusssensor ausgestaltet zur Messung des Volumendurchflusses des Abwassers. Das zweite Feldgerät 5 ist als Sensor zu Messung zumindest eines weiteren abwasserrelevanten Parameters ausgestaltet. Denkbar ist hier ein pH-, Redoxpotential-, Sauerstoff-, Nitrat-, Nitrit-, Ammonium-, Chlor-, Kalium-, Phosphat-, SAK-, oder Temperatursensor oder ein Sensor zur Messung zumindest eines Summenparameters, insbesondere des chemischen und/oder biochemischen Sauerstoffbedarfs, der Leitfähigkeit, der Trübung oder von (gelösten) organischen Inhaltsstoffen, insbesondere des gesamten (gelösten) Kohlenstoffs. Auch kann ein so genannter Multisensor verwendet werden. Ein Multisensor ist ein einzelner Sensor, der in der Lage ist mehrere Parameter (gleichzeitig) zu messen.
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Zwischen erstem Feldgerät 4 und zweitem Feldgerät 5 ist ein drittes Feldgerät 6 geschaltet. Das dritte Feldgerät 6 ist ein Aktor zur Steuerung des Abwasserflusses. Das dritte Feldgerät 6 ist somit als Schließanlage, Absenkschieber, Regelschieber, Schleuse oder sonstige Vorrichtung um den Fluss des Abwassers zu verändern ausgestaltet.
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Dem Hauptfluss des Abwassers nebengeschaltet befindet sich ein Kanalbauwerk 8. Das Kanalbauwerk 8 kann Regenentlastung ausgestaltet sein, etwa als Regenüberlaufbecken, Stauraumkanäle oder Speicherbecken. Auch kann das Kanalbauwerk 8 als Pumpwerk ausgestaltet sein. Insbesondere wenn der Verbraucher 9 tiefer liegt als die Abwasserreinigungsanlage 2 liegt, sind Pumpwerke notwendig.
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In 1 befindet sich das Kanalbauwerk 8 im Nebenschluss, für das dritte Feldgerät 6 sind hinsichtlich des Kanalbauwerks 8 folgende Zustände möglich:
- – Abwasser fließt am Kanalbauwerk 8 vorbei („Schieber offen”),
- – Abwasser wird komplett in Kanalbauwerk 8 umgeleitet („Schieber zu”),
- – Abwasser fließt teilweise am Kanalbauwerk 8 vorbei und wird teilweise umgeleitet.
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Wird durch das zweite Feldgerät 5 ein systemrelevantes Ereignis detektiert, d. h. befindet sich zumindest ein gemessener Parameter außerhalb eines zugelassenen Messbereichs (beispiele sind etwa ein Ölunfall, Chemieunfall, etc.; im Allgemeinen: umweltschädliches Material wird detektiert) so kann das dritte Feldgerät 6 den Schieber schließen und das Abwasser wird komplett in das Kanalbauwerk 8 umgeleitet. So kann das systemrelevante Ereignis im Kanalbauwerk 8 gespeichert werden. Eventuell werden auch Proben für spätere Analysezwecke oder aus rechtlichen Gründen genommen. Auch kann das systemrelevante Ereignis vom Kanalbauwerk 8 durch externe Mittel, etwa ein Tanklastwagen abgepumpt und gesondert entsorgt werden.
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Es ist darüber hinaus denkbar, dass sich das Kanalbauwerk 8 im Hauptschluss befindet, d. h. das Kanalbauwerk 8 ist als Rückstaukanal o. ä. ausgestaltet.
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Die Messung des zumindest einen weiteren abwasserrelevanten Parameter durch das zweite Feldgerät 5 geschieht rechzeitig vor der Abwasserreinigungsanlage 2. Das heißt, es ist möglich in der Abwasserreinigungsanlage 2 mit geeigneten Maßnahmen wie
- – Regelung der Belüftung,
- – Regelung der Rückführschlammpumpen, und/oder
- – Regelung der Rezirkulationspumpen
zu beginnen. Es wird eine möglichst hohe Vorlaufzeit angestrebt, so dass die Abwasserreinigungsanlage 2 so energieeffizient wie möglich betrieben werden kann.
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Dem zweiten Feldgerät 5 zugeordnet ist ein Regensensor 14 zur Detektion von Regen. Des Weiteren ist dem Kanalbauwerk 8 ein Füllstandssensor 15 zur Detektion des Füllstands des Kanalbauwerks 8 zugeordnet.
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Befindet sich im Kanalbauwerk 8 umweltschädliches Material und es regnet, so muss gewährleistet werden, dass das umweltschädliche Material nicht an der Abwasserreinigungsanlage 2 vorbei in die Natur geleitet wird. Mit Hilfe des Füllstandsensors 15 kann gewährleistet werden, dass das Kanalbauwerk 8 nicht überläuft und sich evtl. im Kanalbauwerk 8 befindendes umweltschädliches Material direkt in die Umwelt geleitet wird. Es ist notwendig den aktuellen Füllstand und die Wetterprognose zu kennen um im Notfall das umweltschädliche Material rechtzeitig in die Abwasserreinigungsanlage 2 zu befördern.
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Neben der Detektion von Regen direkt über den Regensensor 14 ist denkbar, dass Wetterprognosen über einen internetbasierten Wetterdienst verwendet werden um Vorhersagen über das Wetter zu bekommen. Anhand der Prognose können die Feldgeräte 4, 5, 6 entsprechend gesteuert/geregelt werden. Im Zweifelsfalle hat die Volumenstromregelung Vorrang.
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Die Steuerung und Regelung des ersten Feldgeräts 4, des zweiten Feldgeräts 5 und des dritten Feldgeräts 6 wird durch eine übergeordnete Einheit 7 übernommen. Meist gibt es eine übergeordnete Einheit 7 für alle Feldgeräte 4, 5, 6. Die übergeordnete Einheit 7 befindet sich räumlich üblicherweise bei der Abwasserreinigungsanlage 2 und kann Teil der Steuerung der Anlage, d. h. des Kanalbewirtschaftungssystems sein. Die Verbindung von übergeordneter Einheit 7 zu Feldgerät 4, 5, 6 erfolgt dabei drahtgebunden über eine Feldbustechnologie wie Profibus, Modbus oder HART, Ethernet, DSL, ISDN oder über analoge Telefonnetze, oder drahtlos über WirelessHART, Bluetooth, WiMAX oder Mobilfunktechnologien wie GSM oder UMTS.
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Die übergeordnete Einheit 7 sammelt auch die Informationen der anderen Sensoren, insbesondere von dem Regensensor 14 und von dem Füllstandssensor 15. Die Messdaten dieser Sensoren 14, 15 werden in die Steuerung/Regelung der Feldgeräte 4, 5, 6 miteinbezogen. Üblicherweise kommunizieren die Sensoren 14, 15 über die gleichen Technologien wie die Feldgeräte 4, 5, 6 mit der übergeordneten Einheit 7.
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Mit Hilfe der Messdaten der Sensoren 14, 15 und Feldgeräte 4, 5, 6 kann die übergeordnete Einheit 7 entscheiden ob ein systemrelevantes Ereignis vorliegt und entsprechende Maßnahmen einleiten.
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Auch kann die übergeordnete Einheit 7 berücksichtigen, dass bei längerer Trockenheit und folgenden Ablagerungen im Kanal, diese Ablagerungen bei Regen als so genannter Spülstoß in die Abwasserreinigungsanlage 2 gelangen und entsprechende Maßnahmen, insbesondere in der Belebung, eingeleitet werden müssen.
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Sind mehrere Messzonen 10, 11, 12 an die Abwasserreinigungsanlage 2 angeschlossen, koordiniert die übergeordnete Einheit 7 deren Messdaten und steuert/regelt die entsprechenden Feldgeräte.
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Grundsätzlich ist möglich, dass die Messstelle 13 der jeweiligen Messzone autark agiert. Das heißt, die Messstelle 13 funktioniert unabhängig von der übergeordnete Einheit 7. Im Bedarfsfalle greift die übergeordnete Einheit 7 ein und kann die Steuerung übernehmen oder beeinflussen.
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2 schildert den Ablauf eines systemrelevanten Ereignisses, wie es im allgemeinen Teil beschrieben wurde.
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Wie bereits erwähnt wird kontinuierlich (oder in gewissen Intervallen) das Abwasser der Verbraucher 9 hinsichtlich Durchfluss und zumindest eines weiteren abwasserrelevanten Parameters gemessen. Liegt zumindest ein Parameter unter- oder oberhalb eines Schwellwertes, so bewertet die übergeordnete Einheit 7 ob ein systemrelevantes Ereignis vorliegt und der reibungslose Ablauf der Abwasserreinigungsanlage 2 gefährdet ist. Wird dies als negativ bewertet wird weiter (kontinuierlich) gemessen.
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Wird dies als positiv gewertet entscheidet die übergeordnete Einheit 7 ob Maßnahmen ergriffen werden müssen. Es ist auch denkbar, dass diese Entscheidung nicht automatisch, sondern von Fachpersonal der Abwasserreinigungsanlage getroffen wird. So kann die übergeordnete Einheit 7 eine entsprechende Meldung, beispielsweise mit dem gemessene Wert, Uhrzeit und Ort, dem Fachpersonal zur Verfügung stellen. Sollte kein Fachpersonal vor Ort sein, ist aus heutiger Sicht ist eine drahtlose Übertragung der Information mit einer Mobilfunktechnologie am praktikabelsten, aber drahtgebundene Lösungen mit analoger/digitaler Telefonverbindung oder DSL sind auch denkbar.
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Es ist zu jeder Zeit denkbar, dass die übergeordnete Einheit 7 und/oder die Messstelle 13 eine Meldung/ein Alarm an das Fachpersonal ausgibt.
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Ist die Entscheidung über das Ergreifen von Maßnahmen negativ wird weiter (kontinuierlich) gemessen.
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Ist die Entscheidung über das Ergreifen von Maßnahmen positiv wird entschieden wo und was gemacht werden muss.
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Wie bereits erwähnt, ist auch denkbar, dass übergeordnete Einheit 7 nur im Bedarfsfall eingreift und die Messstelle 13 ansonsten autark arbeitet.
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In 2 ist als erster Ort die Abwasserreinigungsanlage 2 definiert, als zweiter Ort das Kanalbauwerk 8. Üblicherweise befindet sich das Kanalbauwerk 8 an einem Ort, der mehrere Kilometer von der Abwasserreinigungsanlage 2 entfernt ist, aber ein Kanalbauwerk 8 direkt vor der Abwasserreinigungsanlage 2 ist auch möglich.
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Maßnahmen, die am zweiten Ort ausgeführt werden können, sind beispielsweise das ganz oder teilweise Schließen und Umleiten des Abwassers in ein Kanalbauwerk in Abhängigkeit unter Berücksichtigung von dessen Füllstand, das ganz oder teilweise Öffnen der Abwasserleitungen, und/oder das Zufügen von, für das systemrelevante Ereignis passende, chemischen und/oder biologischen Mitteln ausgeführt werden, insbesondere zur Neutralisation des systemrelevanten Ereignisses.
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Als Maßnahme, die am ersten Ort, d. h. an der Abwasserreinigungsanlage 2 ausgeführt wird, ist beispielsweise zu nennen: Regelung der Belüftung, Regelung der Rückführschlammpumpen, Regelung der Rezirkulationspumpen, und/oder Zufügen von, für das systemrelevante Ereignis passende, chemischen und/oder biologischen Mitteln ausgeführt werden, insbesondere zur Neutralisation des systemrelevanten Ereignisses.
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Selbstredend darf dadurch der reibungslose Ablauf der Abwasserreinigungsanlage 2 nicht gefährdet werden.
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Tritt ein systemrelevantes Ereignis, beispielsweise ein Ölunfall, auf, so wird dieses anhand der gemessenen Parameter als systemrelevant eingestuft. Das Abwasser mit dem Öl kann nun an einem von Abwasserreinigungsanlage 2 entfernten Ort detektiert werden. Wobei „entfernter Ort” sowohl räumlich als auch zeitlich zu verstehen ist. Wird festgestellt, dass eine Neutralisation nicht möglich ist und der reibungslose Ablauf der Abwasserreinigungsanlage 2 gefährdet ist, so kann das Abwasser mit dem Öl in das Kanalbauwerk 8 geleitet werden. Dort kann es anschließend abgepumpt werden und fachgerecht entsorgt werden.
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Wird festgestellt, dass die Abwasserreinigungsanlage 2 mit dem Ereignis umgehen kann, nur nicht in der vorhandenen Dosis, so kann das Ereignis in dem Kanalbauwerk 8 zwischengespeichert werden und in kleineren Dosen, vermischt mit „normalem” Abwasser, an die Abwasserreinigungsanlage 2 transportiert werden. Dadurch ist keine zusätzliche Energie in der Abwasserreinigungsanlage 2 nötig um die Belastungsspitze zu verarbeiten.
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Wie bereits erwähnt werden in die Verarbeitung des systemrelevanten Ereignisses die Messergebnisse des Regensensors 14 und des Füllstandsensors 15 einbezogen.
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Generell wird angestrebt die Vorwarnzeit zwischen Detektion des systemrelevanten Ereignisses und Eintreffen des Ereignisses an der Abwasserreinigungsanlage so lange wie möglich zu gestalteten.
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Durch dieses vorausschauende Wissen kann die Abwasserreinigungsanlage auf ein Ereignis optimal vorbereitet werden und somit energieeffizienter betrieben werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- System
- 2
- Abwasserreinigungsanläge
- 3
- Abwasserleitung
- 4
- Erstes Feldgerät
- 5
- Zweites Feldgerät
- 6
- Drittes Feldgerät
- 7
- Übergeordnete Einheit
- 8
- Kanalbauwerk
- 9
- Verbraucher
- 10
- Erste Messzone
- 11
- Zweite Messzone
- 12
- Dritte Messzone
- 13
- Messstelle
- 14
- Regensensor
- 15
- Füllstandssensor