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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine neuartige Vorrichtung zum Stoppen von Tieren, insbesondere aber nicht ausschließlich betrifft die vorliegende Erfindung eine Vorrichtung zum sicheren und zuverlässigen Stoppen von ausreißenden Hunden, welche im Bedarfsfall ferngesteuert werden kann.
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Stand der Technik
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Aus dem Stand der Technik sind Einrichtungen dieser Art bspw. in Form von Elektroschock-Geräten bekannt. Diese werden von Hunden gewöhnlich am Halsband (sog. Stromhalsbänder) getragen und arbeiten ferngesteuert. Betätigt der Hundehalter den Sender, so wird dem Hund ein Stromschlag verabreicht. Dies soll den Hund im günstigsten Fall stoppen oder anderes Fehlverhalten nachhaltig korrigieren. Darüber hinaus sind aus dem Stand der Technik Gasdruckgeräte bekannt, welche ein für das Tier unangenehm riechendes Gas versprühen. In
DE 10 2006 010 838 A1 wird weiterhin ein sich über eine Fernbedienung verengbares Halsband vorgeschlagen, welches die Bewegungsfreiheit des Tieres vorübergehend einschränken soll.
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Der Einsatz derartiger Einrichtungen, die erhebliche Leiden oder Schmerzen bei Tieren verursachen können, ist allerdings – insbesondere für Zwecke der Hundeausbildung – gemäß § 3 Nr. 11 TierSchG ausdrücklich verboten. Dabei kommt es nach Auffassung des Bundesverwaltungsgerichts nicht einmal auf die konkrete Verwendung der Einrichtungen im Einzelfall an, sondern darauf, ob sie von ihrer Bauart und Funktionsweise her geeignet sind, dem Tier nicht unerhebliche Schmerzen zuzufügen.
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Überdies können mit Reizstrom, einem unangenehm riechenden Gas oder sich verengenden Halsbändern Tiere nicht wirksam zum Stehen gebracht werden, da diese durch den Stromschlag, den schnellen Gasaustritt sowie die plötzlich auftretende Luftnot erschrecken und sogar die Gefahr besteht, dass diese in Panik ausbrechen und davonlaufen.
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Des Weiteren sind aus dem Stand der Technik auch mechanisch wirkende Einrichtungen bekannt, welche auf unterschiedliche Weise das Tier mittels einem im Bereich der Vorder- und/oder Hinterläufe befindlichen Hindernis zu stoppen versuchen.
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In
DE 299 21 428 U1 und
DE 20 2004 019 331 U1 sind Vorrichtungen zum Hindern eines Hundes am Jagen beschrieben, die einen Pendelkörper aufweisen, der von seiner Länge so ausgebildet ist, dass er (in
DE 20 2004 019 331 U1 beim Nichttragen des Pendelkörpers in der Schnauze des Hundes und in
DE 299 21 428 U1 durch Auslösen eines fernsteuerbaren Mechanismus) herunterfällt und die Vorderläufe des Hundes blockiert, so dass das Tier permanent in seiner Hetze nach Wild gestört wird. Dies könnte jedoch – vergleichbar mit einem heftigen Ziehen der Vorderradbremse eines Fahrrades – dazu führen, dass der Hund aus schnellem Lauf heraus zum Sturz gebracht wird, was zum Teil mit erheblichen Verletzungen des Tieres verbunden sein kann.
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FR 2 327 726 A1 beschreibt ein Hundegeschirr, bei dem die Vorderläufe des Hundes mit dem Halsband in einer in seiner Länge verstellbaren Verbindung stehen, und das die Bewegungsfreiheit des Tieres einschränkt. In
US 3,994,264 A ist ein derartiges Hundegeschirr mit den Hinterläufen eines Hundes verbunden. Der Nachteil dieser Hundegeschirre besteht darin, dass diese die Bewegungsfreiheit des Tieres permanent beeinträchtigen und somit eine für das Tier notwendigen Auslauf eben gänzlich unterbinden.
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Des Weiteren ist in
DE 102 01 039 A1 eine Vorrichtung zum Stopen von Tieren beschrieben, welche im geschlossenen Zustand an einem Geschirr zwischen den Vorder- und Hinterläufen befestigt ist. Durch Betätigung einer Fernbedienung fällt ein Vorhang zu Boden, welcher an einem Ende weiterhin am Geschirr befestigt bleibt. Der Vorhang soll sich so ausbreiten, dass der Hund gezwungen wird, mit den Hinterläufen auf diesen zu treten und somit die Hinterläufe blockiert werden. Dabei muss aber der Vorhang derart groß dimensioniert werden, dass dieser nur schwer am Hund angebracht werden kann. Ist er zu klein dimensioniert, wird der Hund durch eine kurze Abweichung seines Geradeauslaufes den Vorhang dazu bringen, dass er sich seitlich der Hinterläufe befindet. Bei einem erneuten Geradeauslauf ist die Sicherheit, dass er sich wieder richtig orientiert, nicht gegeben.
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Darstellung der Erfindung
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine Vorrichtung zu schaffen, die es Tieren, insbesondere Hunden, ermöglicht, sich im nicht ausgelösten Zustand der Vorrichtung frei und uneingeschränkt bewegen zu können und welche es dem Tierhalter im ausgelösten Zustand ermöglicht, das Tier sicher, schmerzfrei und gefahrlos zum Stehen zu bringen oder ihm nur eine äußerst langsame Fortbewegung zu erlauben.
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Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in Unteransprüchen angegeben. Danach ist eine Vorrichtung der eingangs genannten Art dadurch gekennzeichnet, dass sie aus mindestens einem an einer im Bereich der Vorder- oder Hinterläufe befindlichen Halterung, an einem Geschirr oder an einem Gurt angeordneten und aufblasbaren Luftkissen besteht, welches die Fortbewegung des Tieres einschränkt oder gänzlich verhindert.
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In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist die erfindungsgemäße Vorrichtung an den Vorderläufen des Hundes angeordnet. Je nach vorheriger Anbindung des Luftkissens an den Gurt oder das Geschirr drückt dieses die Vorderläufe in den Grätschstand, drückt die Vorderläufe zusammen oder drückt sich unter dem Rumpf des Tieres zu Boden, so dass Vorder- und/oder Hinterläufe angehoben werden und so keinen Bodenkontakt mehr haben. Ein Weiterlaufen des Tieres wird in allen Fällen verhindert oder zumindest stark eingeschränkt.
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Kurzbeschreibung der Zeichnungen
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Weitere Ziele, Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der erfindungsgemäßen Vorrichtung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnungen. Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der Erfindung, unabhängig von der Zusammenfassung in einzelnen Ansprüchen oder deren Rückbeziehung.
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In den Zeichnungen zeigen
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1 die Vorrichtung im geschlossenen Zustand;
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2 die Vorrichtung im geöffneten Zustand, wobei das Luftkissen die Vorderläufe in den Grätschstand drückt;
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3 die Vorrichtung im geöffneten Zustand in einer weiteren Ausführungsform, wobei die Vorderläufe zusammengedrückt werden;
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4 die Vorrichtung in einer weiteren Ausführungsform mit einem zusätzlichen Lappen;
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5 die Vorrichtung in einer weiteren Ausführungsform.
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Ausführung der Erfindung
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1 zeigt die Vorrichtung im geschlossenen Zustand in einer bevorzugten Ausführungsform. In der in 2 dargestellten Ausführung der Vorrichtung im geöffneten Zustand ist das Luftkissen 2 im Bereich der Vorderläufe 5 des Tieres 4 derart angebracht, dass die Vorderläufe 5 beim Auslösen des Luftkissens 2 – bspw. mittels einer Fernbedienung – so langsam in den Grätschstand gedrückt werden, dass das Tier 4 genügend Zeit hat, seine Laufgeschwindigkeit selbstständig bis zum Stillstand zu verlangsamen, ohne dabei ins Stolpern zu geraten.
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In der in 3 dargestellten Ausführung der Vorrichtung im geöffneten Zustand ist das Luftkissen 2 im Bereich der Vorderläufe des Tieres derart angebracht, dass die Vorderläufe 5 beim Auslösen des Luftkissens 2 so langsam zusammengezogen oder -gedrückt werden, dass das Tier 4 genügend Zeit hat, seine Laufgeschwindigkeit selbstständig bis zum Stillstand zu verlangsamen, ohne dabei ins Stolpern zu geraten.
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Da sich das Tier 4 nun nahezu oder vollständig im Stillstand befindet, kann sich zumindest ein in 4 dargestellter optional angeordneter, zunächst hochgeraffter Lappen 3 nach unten entfalten, wobei ein Ende des Lappens 3 weiterhin am Gurt 1 oder Geschirr befestigt bleibt. Würde das Tier nun versuchen, sich langsam nach vorne zu bewegen, würde das zu einem Einsinken der Vorderläufe 5 führen.
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Wie aus 5 ersichtlich, ist es des Weiteren möglich, das Luftkissen 2 so an dem Gurt 1 oder dem Geschirr anzubringen, dass es im ausgelösten Zustand des Luftkissen 2 die Vorder- und/oder Hinterläufe des Tieres 4 leicht anhebt und diese so keinen Bodenkontakt mehr haben.
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Um kein Verletzungsrisiko durch Überdehnung einzugehen, ist das Luftkissen 2 in seiner Längen- und/oder Breitenausdehnung vorteilhafterweise begrenz- und/oder erweiterbar ausgestaltet.
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Das mindestens eine Luftkissen 2 kann vorzugsweise mittels einem unter Druck stehenden Gas, vorzugsweise Druckluft, beaufschlagt werden. Als besonders vorteilhaft erweist es sich, wenn sich das Luftkissen 2 – vorzugsweise fernbedienbar – aufblähen und auch wieder entleeren lassen kann und beim Entleeren in seine ursprüngliche – der Bewegungsfreiheit des Tieres 4 nicht entgegenstehende – Ausgangsform zurückkehrt.
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In oder an dem Luftkissen 2 ist hierzu vorzugsweise ein Druckluftregelgerät (nicht dargestellt) zum Regeln der Zufuhr und Abfuhr von Druckluft vorgesehen. Weiterhin kann zur Minimierung des Verletzungsrisikos der Druck im Luftkissen 2 einstellbar – bspw. begrenzbar – ausgestaltet sein. Vorteilhafterweise ist es vorgesehen, dass hierbei CO2-Kartuschen (bekannt von Sahnesrührern) zum Einsatz kommen. Einmal ausgelöst entleert sich die Kartusche/Kapsel durch ein Ventil völlig in das Luftkissen. Am Luftkissen ist ferner ein Überdruckventil angeordnet, welches abbläst, wenn der gewünschte Druck erreicht ist.
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In einer weiteren Ausführungsform kann ferner eine Aufblassteuerung (bspw. als Bestandteil des Druckluftregelgeräts) vorgesehen sein, welche vorzugsweise mit einem Zustandssensor innerhalb des Luftkissens kommuniziert und in diesem Ausführungsbeispiel die Druckluftzufuhr und damit die Geschwindigkeit regelt, in der sich das Luftkissen 2 aufbläst. So kann es auch vorteilhaft sein, eine an die jeweilige Gefahrensituation angepasste Druckluftbefüllung des Luftkissens vorzunehmen, welche bspw. über eine Fernbedienung individuell einstellbar ist.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform ist das Luftkissen 2 als mechanischer Zylinder (elektrisch oder pneumatisch) ausgebildet.
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An der Vorrichtung ist ein Empfänger vorgesehen, mittels dem Signale von einem beliebigen Sender zum automatischen Regeln der Zufuhr oder Abfuhr des Luftkissens 2 an dieses bzw. das Druckluftsteuergerät weitergeleitet werden. Der Sender ist – wie bereits beschrieben – vorzugsweise eine Fernbedienung. Als Sender können aber auch weitere Einrichtungen in Betracht kommen, z. B. ein (ortsgebundener, bspw. im Garten befindlicher) (Bewegungs-)Sensor, welcher ausgelöst wird, sobald das Tier einen bestimmten Bereich auf einem Gelände verlässt oder es diesen betritt.
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Mit der vorliegenden Erfindung wird erreicht, dass sich das Tier im normalen, also geschlossenen Zustand der Vorrichtung frei bewegen kann, ohne dass seine Bewegungsfreiheit in irgendeiner Form auch nur leicht beeinträchtigt ist.
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Wird das Luftkissen 2 per Fernbedienung aufgeblasen, wird das Tier ohne Schmerzeinwirkung und ohne Gefahr des Stürzens zum Stehen bleiben gezwungen und kann so aufgehalten werden, wenn es bspw. eine befahrene Straße überqueren will, Jogger, Radfahrer oder andere Tiere hetzt oder angreifen will.
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Mit der Erfindung wird im Allgemeinen erreicht, dass das Tier jederzeit und in allen Gefahrensituationen (sowohl für Mensch als auch für Tier) zum Stehen bleiben veranlasst werden kann, ohne dem Tier Schmerzen zuzufügen.
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Die Erfindung eignet sich auch im Rahmen der Ausbildung von Hunden, um diesen zuverlässig das Kommando „Stopp”, „Halt” etc. beizubringen, wozu es unabdingbar ist, den Hund auch gegen seinen Willen zum Stoppen zwingen zu können.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung beschränkt sich in seiner Ausführung nicht auf die vorstehend angegebenen bevorzugten Ausführungsformen. Vielmehr sind eine Vielzahl von Ausgestaltungsvariationen denkbar, welche von der dargestellten Lösung auch bei grundsätzlich anders gearteter Ausführung Gebrauch machen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Gurt/Geschirr/Halterung
- 2
- Luftkissen
- 3
- Lappen
- 4
- Tier
- 5
- Vorderläufe
- 6
- Hinterläufe