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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Ohrstück für ein Hörinstrument, das in einen Gehörgang einführbar ist und mit einem Schallschlauch bzw. einem Hörer verbindbar ist, sowie ein Hörinstrument mit Ohrstück.
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Hörinstrumente können als Hörgeräte ausgeführt sein. Ein Hörgerät dient der Versorgung einer hörgeschädigten Person mit akustischen Umgebungssignalen, die zur Kompensation bzw. Therapie der jeweiligen Hörschädigung verarbeitet und verstärkt sind. Es besteht prinzipiell aus einem oder mehreren Eingangswandlern, aus einer Signalverarbeitungseinrichtung, einer Verstärkungseinrichtung und aus einem Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z. B. eine Induktionsspule. Der Ausgangssignalerzeuger ist in der Regel als elektroakustischer Wandler, z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer, realisiert. Er wird auch als Hörer oder Receiver bezeichnet. Der Ausgangssignalerzeuger erzeugt Ausgangssignale, die zum Gehör des Patienten geleitet werden und beim Patienten eine Hörwahrnehmung erzeugen sollen. Der Verstärker ist in der Regel in die Signalverarbeitungseinrichtung integriert. Die Stromversorgung des Hörgeräts erfolgt durch eine ins Hörgerätegehäuse integrierte Batterie. Die wesentlichen Komponenten eines Hörgeräts sind in der Regel auf einer gedruckten Leiterplatine als Schaltungsträger angeordnet bzw. damit verbunden.
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Außer als Hörgerät, welches der Kompensation eines geschwächten Hörvermögens, üblicherweise als Schwerhörigkeit bezeichnet, dient, können Hörinstrumente auch als sogenannte Tinnitus-Masker ausgeführt sein. Tinnitus-Masker werden zur Therapie von Tinnitus-Patienten verwendet. Sie erzeugen von der jeweiligen Hörbeeinträchtigung und je nach Wirkprinzip auch von Umgebungsgeräuschen abhängige akustische Ausgangssignale, die zur Verringerung der Wahrnehmung störender Tinnitus- oder sonstiger Ohrgeräusche beitragen können. Im Folgenden sollen unter den Begriffe Hörinstrument und Hörgerät auch Tinnitus-Masker und sonstige derartige Geräte verstanden werden.
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Hörgeräte sind in verschiedenen grundlegenden Gehäusekonfigurationen bekannt. Bei IdO-Hörgeräten (In-dem-Ohr, In-the-Ear) wird ein Gehäuse, das sämtliche funktionalen Komponenten einschließlich Mikrofon und Receiver enthält, größtenteils im Gehörgang getragen. CiC-Hörgeräte (Completely-in-Canal) sind den IdO-Hörgeräten ähnlich, werden jedoch vollständig im Gehörgang getragen. Bei HdO-Hörgeräten (Hinter-dem-Ohr, Behind-the-Ear) wird ein Gehäuse mit Komponenten wie Batterie und Signalverarbeitungseinrichtung hinter dem Ohr getragen und ein flexibler Schallschlauch, auch als Tube bezeichnet, leitet die akustischen Ausgangssignale eines Receivers vom Gehäuse zum Gehörgang. RiC-BtE-Hörgeräte (Receiver-in-Canal Behind-the-Ear) gleichen den HdO-Hörgeräten, jedoch wird der Receiver im Gehörgang getragen und statt eines Schallschlauchs leitet ein flexibler Hörerschlauch elektrische Signale anstelle akustischer Signale zum Receiver, welcher vorne am Hörerschlauch angebracht ist.
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Insbesondere HdO-Hörgeräte und RiC-BtE-Hörgeräte besitzen ein Ohrstück, das im Falle eines HdO-Hörgerätes am Ende des Schallschlauchs und im Falle eines RiC-BtE-Hörgerätes zwischen dem Ende eines Hörerschlauchs und dem Receiver angeordnet ist und in den Gehörgang eingeführt wird. Eine Ausführungsform dieses Ohrstücks, das im Englischen „Dome” genannt wird, hat die Aufgabe, den Schallschlauch, bzw. den Hörerschlauch mit Hörer möglichst mittig im Gehörgang zu positionieren. Eine mittige Anordnung bietet akustische Vorteile und verhindert am besten, dass der Schallschlauch oder der Hörerschlauch mit Hörer die extrem druckempfindliche Gehörgangwand berührt. Man unterscheidet grob zwischen geschlossenen Ohrstücken und offenen Ohrstücken, wobei sich „offen” und „geschlossen” im Wesentlichen auf die Schalldurchlässigkeit bezieht, die ihrerseits von Materialeigenschaften und von der mechanischen Dichtwirkung des Ohrstücks abhängt. Eine effektive akustische Dichtwirkung ist notwendig, um unerwünschte akustische Rückkopplungseffekte, die insbesondere bei Anwendungen mit hoher Signalverstärkung auftreten können, zu vermeiden. Die Dichtwirkung kann durch eine Differenzbildung aus der Messung des Schalldruckpegels im abgedichteten Innenraum, d. h. zwischen Ohrstück und Trommelfell, und der Messung des Schalldruckpegels vor dem Ohrstück, bestimmt werden. Die Dichtwirkung, die in Dezibel, dB, ausgedrückt als Dämpfungsmaß bezeichnet wird, muss umso größer sein je größer die geforderte Signalverstärkung ist. Eine konkrete Angabe der Dichtwirkung ist also von der spezifischen Anwendung abhängig. Offene Ohrstücke, die im Wesentlichen den Schallschlauch oder den Hörerschlauch mit Hörer im Gehörgang zentriert halten sollen, sind im Allgemeinen bezüglich des Tragekomforts unkritisch, da sie nur einen geringen Druck auf die Gehörgangwände ausüben. Geschlossene Ohrstücke sind üblicherweise weniger gut verträglich, da das Ohrstück wegen einer guten Dichtwirkung über den gesamten Umfang des Gehörgangquerschnittes anliegen soll und somit mehr Druck auf die Gehörgangwand ausübt. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass der Querschnitt eines Gehörgangs im Allgemeinen oval ist, während man das Ohrstück mit rundem, d. h. richtungsunabhängigen Querschnitt ausführt, um dem Anwender eine einfache Handhabung beim Einführen des Ohrstücks zu ermöglichen. Die unterschiedliche Form muss vom Ohrstück ausgeglichen werden, so dass ein nicht unerheblicher Druck auf die Gehörgangwand ausgeübt wird, die insbesondere, wenn das Ohrstück im knochigen Teil des Gehörgangs platziert wird, den Tragekomfort stark beeinträchtigt und bis zu einem nicht tolerierbaren Schmerz führen kann.
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Zur Lösung des Problems werden üblicherweise Ohrstücke verwendet, die ausgehend von einer einteiligen, kuppelartigen Form, radiale Einschnitte oder Schlitze aufweisen, so dass die Steifigkeit des Ohrstücks insgesamt und somit der Druck auf die Gehörgangwand reduziert wird. Das Ohrstück kann seine Form besser an die Form des Gehörgangs anpassen. Als Konsequenz ist diese Art von Ohrstück aber akustisch weniger dicht, da die Einschnitte akustische Leckstellen darstellen.
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Die
US 3,935,401 zeigt ein Ohrstück mit radial nach außen laufenden Lamellen, die sich mit radial nach außen laufenden Schlitzen abwechseln und mittig ein schallleitendes Röhrchen aufweist.
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In der
US 2009/0321176 A1 wird ein verformbares Ohrstück beschrieben, das Knickkanten aufweist, an denen das Ohrstück reversibel zusammenpressbar ist.
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Die
US 2010/0166241 A1 zeigt ein Ohrstück mit variablen Öffnungen, das an einen Schallschlauch oder Hörerschlauch angeschlossen werden kann.
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In der
EP 1 594 340 A1 schließlich wird ein flexibles Ohrstück beschrieben, das eine Grundplatte und mindestens eine Seitenwand aufweist, die sich der Größe der Gehörwandöffnung anpasst.
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Aufgabe der Erfindung ist ein Ohrstück anzugeben, das einerseits durch geringe Druckausübung auf die Gehörgangwände angenehm zu tragen ist und andererseits durch eine akustische Dichtwirkung insbesondere eine akustische Rückkopplung verhindert.
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Die Erfindung löst diese Aufgabe mit einem Ohrstück mit Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche.
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Ein Grundgedanke der Erfindung ist ein Ohrstück für ein Hörinstrument, das in einen Gehörgang einführbar ist und mit einem Schallschlauch oder einem Hörer verbindbar ist. Das Ohrstück umfasst ein erstes und ein zweites Teilohrstück, wobei das erste und das zweite Teilohrstück jeweils wenigstens eine elastisch verformbare, kronblattförmige Seitenwand und jeweils wenigstens einen offenen Bereich umfassen. Die Teilohrstücke sind miteinander verbindbar. Im verbundenen Zustand und insbesondere im im Gehörgang eingeführten Zustand überlappen sich die kronblattförmigen Seitenwände des ersten Teilohrstücks und die kronblattförmigen Seitenwände des zweiten Teilohrstücks aneinander anliegend. Im verbundenen Zustand bilden die kronblattförmigen Seitenwände der Teilohrstücke eine kuppelartige Form und im verbundenen Zustand und im im Gehörgang eingeführten Zustand schmiegen sich zumindest Teilbereiche der Seitenwände der Teilohrstücke entlang des gesamten Umfangs an die Wandung des Gehörgangs.
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Vorangehend und nachfolgend soll unter kronblattförmig eine Form verstanden werden, die der Form eines Kronblattes ähnelt. Ein Kronblatt ist typischerweise flächig ausgebildet. Die Gesamtheit der Kronblätter wird als Krone bezeichnet und beschreibt eine kelchartige Form, wobei die einen Enden der Kronblätter zu einem gemeinsamen, zentralen Punkt hin ausgerichtet sind.
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Als kuppelartige Form wird eine doppelt gekrümmte Schale mit kreisförmigen Querschnitt und einem Scheitelpunkt, als Kuppelspitze bezeichnet, verstanden.
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Das erfindungsgemäße Ohrstück setzt sich somit aus zwei Teilohrstücken zusammen, die miteinander verbunden werden können. Die zweiteilige Form bietet den Vorteil, dass bei Bedarf ein Teilohrstück ausgetauscht werden kann, um beispielsweise die Größe anzupassen oder ein defektes Teilohrstück auszuwechseln. Ein Teilohrstück ist ähnlich der vorbekannten Ohrstücke aufgebaut, das heißt, es umfasst mindestens ein, vorzugsweise mehrere kronblattförmige Seitenwände, und ebenso viele offene Bereiche. Unter einem offenen Bereich wird ein Bereich verstanden, dessen Umfang nicht vollständig umrandet ist, wie es beispielsweise bei einem Loch der Fall wäre. Dadurch lassen sich die kronblattförmigen Seitenwände mit relativ wenig Kraftaufwand biegen. Günstigerweise sind die kronblattförmigen Seitenwände eines Teilohrstücks schon im nicht verbundenen Zustand derart geformt, dass sie eine kuppelartige Form aufweisen. Damit bedarf es wenig Kraft, dass im verbundenen Zustand alle kronblattförmigen Seitenwände der Teilohrstücke eine kuppelartige Form bilden. Wesentlich für die Erfindung ist, dass im verbundenen Zustand die kronblattförmigen Seitenwände des ersten Teilohrstücks die offenen Bereiche des zweiten Teilohrstücks überdecken und die kronblattförmigen Seitenwände des zweiten Teilohrstücks die offenen Bereiche des ersten Teilohrstücks überdecken. Weiterhin ist die Breite der kronblattförmigen Seitenwände so gewählt, dass sich die kronblattförmigen Seitenwände überlappen. Wenn das Ohrstück im Gehörgang eingeführt ist, liegen die kronblattförmigen Seitenwände im Bereich der Überlappung aneinander an, so dass sich insgesamt eine im Wesentlichen unterbrechungsfreie, kuppelartige Fläche ausbildet. Durch die elastisch verformbaren Seitenwände und die Wahl eines etwas größeren Kuppelradius, als der Radius des Gehörgangs, schmiegen sich zumindest Teilbereiche des Ohrstücks, z. B. die von der Kuppelspitze aus gesehen hintere Hälfte des Ohrstücks, wenn es im Gehörgang eingeführt ist, entlang des gesamten Umfangs an die Wandung des Gehörgangs. Dies ist Voraussetzung für eine gute akustische Dichtwirkung des Ohrstücks. Ein guter Tragekomfort wird vorzugsweise dadurch erreicht, dass die Breite der Öffnungen zwischen den kronblattförmigen Seitenwänden mindestens so groß gewählt wird, dass im im Gehörgang eingeführten Zustand die kronblattförmigen Seitenwände eines Teilohrstücks nicht zusammenstoßen. Günstigerweise werden die Breiten der kronblattförmigen Seitenwände und der Öffnungen ungefähr gleich gewählt, so dass beim Einführen in den Gehörgang und damit einhergehend, einer Verkleinerung des Umfangs, sich die kronblattförmigen Seitenwände zwar überlappen, im Wesentlichen aber nur jeweils ein einzelner Teilbereich eines Teilohrstücks an der Gehörgangwand anliegt und auf diese Druck ausübt.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung umfasst das erste Teilohrstück ein Ansatzrohrstück, dessen eines Ende an der Innenseite des im verbundenen Zustand kuppelförmigen Teilohrstücks im Bereich der Kuppelspitze angeordnet ist und sich wenigstens im Wesentlichen in Richtung der Symmetrieachse des kuppelförmigen Teilohrstücks erstreckt. Das zweite Teilohrstück weist im Bereich der Kuppelspitze eine Öffnung auf und im verbundenen Zustand bildet sich ein unterbrechungsfreier Hohlraum vom Innenraum des Ansatzrohrstücks bis in den Bereich der Kuppelspitzen der Teilohrstücke aus.
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Um das Ohrstück mit einem Schallschlauch oder einem Hörer verbinden zu können ist es zweckmäßig das erste Teilohrstück mit einem Ansatzrohrstück zu versehen, das zentral, also im Bereich der Symmetrieachse an der Innenseite angeordnet ist und sich von der Kuppelspitze weg in Richtung der Symmetrieachse erstreckt. Wird das Ohrstück mit einem Schallschlauch verwendet, hängen Durchmesser und Länge des Ansatzrohrstückes im Wesentlichen von Eigenschaften des Schallschlauchs ab. So muss gewährleistet sein, dass der Schallschlauch fest mit dem Ansatzrohrstück verbunden ist und auch bei seitlicher Krafteinwirkung nicht die Hörgangwand berührt. Das zweite Teilohrstück weist, wie auch das erste Teilohrstück, eine Öffnung im Bereich der Kuppelspitze auf. Wird das zweite Teilohrstück auf der Seite, die dem Ansatzrohrstück abgewandt ist, mit dem ersten Teilohrstück verbunden, bildet sich ein unterbrechungsfreier Hohlraum von der Spitze des Ansatzrohrstücks, über das Ansatzrohrstück und die Öffnung im ersten Teilohrstück bis zur Öffnung des zweiten Teilohrstücks. Dieser Hohlraum ist gleichsam eine Verlängerung des Schallschlauchs und leitet das akustische Signal, das in den Schallschlauch eingeleitet wird, in den abgedichteten Gehörgangsinnenraum, das heißt in den Raum zwischen Ohrstück und Trommelfell. In einer anderen Anordnung der beiden Teilohrstücke ist das zweite Teilohrstück so angeordnet, dass die Öffnung des zweiten Teilohrstücks das Ansatzrohrstück des ersten Teilohrstücks ähnlich eines Rings umschließt. In diesem Fall trägt das zweite Teilohrstück nicht zur Weiterleitung des akustischen Signals bei.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung weisen die Seitenwände der Teilohrstücke im Wesentlichen die Form eines symmetrischen Trapezes auf. Das Trapez weist im Wesentlichen die Form einer Teiloberfläche einer Kuppel auf und die kürzere Seite der parallelen Seiten ist an der Kuppelspitze des jeweiligen Teilohrstücks angeordnet.
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Ein Trapez heißt symmetrisch, wenn die zwei Innenwinkel an einer der parallelen Seiten des Trapezes gleich sind. Die Form, die einem Trapez ähnelt, ergibt sich beispielsweise durch radiale Einschnitte in ein kuppelartiges Ohrstück. Sie ist für die kronblattförmigen Seitenwände besonders geeignet, da eine kurze Seite, die im Bereich der Kuppelspitze liegt, eine leichte Verformbarkeit begünstigt, und eine breite Seite, die der Kuppelspitze abgewandt ist, eine große, an der Wandung des Gehörgangs anschmiegbare Fläche ermöglicht. Vorzugsweise sind die trapez- und kronblattförmigen Seitenwände nach Art einer Teilkuppel doppelt gekrümmt, so dass der prinzipielle runde Querschnitt des Gehörgangs nachgebildet wird und ein einfaches Einführen in den Gehörgang ermöglicht wird.
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Vorzugsweise sind das erste und das zweite Teilohrstück des Ohrstücks lösbar miteinander verbindbar.
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Eine nicht lösbare Verbindung der beiden Teilohrstücke, z. B. durch eine Klebeverbindung, ist produktionstechnisch einfach realisierbar. Eine lösbare Verbindung der beiden Teilohrstücke, z. B. durch eine Steckverbindung, bietet dagegen den Vorteil, dass die einzelnen Teilohrstücke beliebig durch andere Teilohrstücke, die gegebenenfalls andere Eigenschaften, z. B. bezüglich der Größe, der Form oder des Materials aufweisen austauschbar sind. Dies ist besonders günstig im Fall einer Reparatur oder der Anpassung an individuelle Gegebenheiten bei einem Hörgeräteträger.
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Weiter können das erste und das zweite Teilohrstück des Ohrstückes unterschiedliche Materialien umfassen.
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Das für die Teilohrstücke verwendete Material hat großen Einfluss auf den Tragekomfort und die Dichtwirkung des Ohrstücks. Ein relativ festes oder steifes Material wird im Allgemeinen einen größeren Druck auf die Gehörgangwand ausüben als ein weicheres Material. Gleichzeitig wird es aber der Form eines Gehörgangs mit ovalem Querschnitt besser folgen können. Durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien ist es einfacher einen Kompromiss zwischen einerseits einem guten Tragekomfort und andererseits einer guten Dichtwirkung des Ohrstücks zu finden. So könnte beispielsweise das erste Teilohrstück, das auch mit einem Ansatzrohrstück verbunden ist, aus einem festeren Material bestehen als das zweite Teilohrstück, das sich über eine größere Fläche als das erste Teilohrstück an die Wandung des Gehörgangs anschmiegt. Gunstigerweise werden die Teilohrstücke in einem Spritzgussverfahren hergestellt, das eine wirtschaftliche Produktion bei hoher Genauigkeit ermöglicht.
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Vorzugsweise weisen das erste Teilohrstück und das zweite Teilohrstück im Bereich der Verbindungsstelle der beiden Teilohrstücke Mittel zur Verhinderung einer gegenseitigen Verdrehung, insbesondere Verzahnungen auf.
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Wie bereits beschrieben ist es wesentlich für die Erfindung, dass im verbundenen Zustand die kronblattförmigen Seitenwände des einen Teilohrstücks die offenen Bereiche des anderen Teilohrstücks überdecken. Es ist naheliegend, dass dies sowohl nach der Herstellung sichergestellt sein muss als auch dass bei der Verwendung des Ohrstücks eine Verdrehung der beiden Teilohrstücke vermieden werden muss. Möglich ist zum Beispiel im Falle einer unlösbaren Verbindung der beiden Teilohrstücke, die Teilohrstücke miteinander zu verkleben. Eine andere Möglichkeit, eine gegenseitige Verdrehung der beiden Teilohrstücke zu verhindern ist, die beiden Teilohrstücke mit einer Verzahnungsstruktur, worunter eine zackenförmige, formschlüssige Verbindung verstanden wird, zu versehen.
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Weiter ist es günstig, wenn der äußere Umfang des Ansatzrohrstücks in Richtung Kuppelspitze zunimmt und insbesondere im Bereich der Kuppelspitze kleiner als der maximale Umfang ist. Um einen guten Halt des aufgesteckten Schallschlauchs zu ermöglichen ist eine konische Außenform des Ansatzrohrstücks mit einem kleinen Umfang am Beginn des Ansatzrohrstücks und einem größeren Umfang Richtung Ende des Ansatzrohrstücks, d. h. Richtung Kuppelspitze, vorteilhaft. Weiter kann der Halt des Schallschlauchs durch eine Verjüngung der äußeren Form des Ansatzrohrstücks im Bereich der Kuppelspitze verbessert werden, da sich der elastische Schallschlauch im Bereich der Verjüngung zusammenzieht und umschließt.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung weist jeweils ein Teilohrstück vier kronblattförmige Seitenwände auf. Legt man einen Durchmesser des Gehörgangs von etwa 5 mm bis 8 mm zugrunde und üblicherweise verwendete gummi- oder silikonartige Materialien, so bieten Teilohrstücke mit jeweils vier kronblattförmigen Seitenwänden und ebenso vielen Öffnungen gute Eigenschaften bezüglich Tragekomfort und Dichtwirkung.
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In einer anderen vorteilhaften Ausgestaltung weist das Ansatzrohrstück an dem der Kuppelspitze abgewandten Ende ein Mittel zur Aufnahme eines Hörers auf.
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Wie eingangs beschrieben sind neben den sogenannten Hinter-dem-Ohr Hörgeräten, bei denen die akustischen Signale durch einen Schallschlauch zum Ohrstück geleitet werden, sogenannte Receiver-in-Canal Behind-the-Ear (RiC-BtE-Hörgeräte) verfügbar, bei denen der Receiver im Gehörgang getragen und statt des Schallschlauchs ein flexibler Hörerschlauch elektrische Signale zum Receiver leitet. Im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Ohrstück umfasst das Ohrstück ein Mittel zur Aufnahme des Receivers. Dieses Mittel kann eine Halterung darstellen, die den Receiver mechanisch am Ansatzrohrstück fixiert und eine akustische Verbindung zwischen Receiver und dem ersten Teilohrstück herstellt.
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Ein weiterer Grundgedanke der Erfindung ist ein Hinter-dem-Ohr-Hörinstrument, das ein Hörgerätegehäuse, eine Batterie, mindestens ein Mikrofon, eine Signalverarbeitungseinheit, einen Hörer, einen Schallschlauch und ein zuvor beschriebenes, erfindungsgemäßes Ohrstück umfasst.
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Ein weiterer Grundgedanke der Erfindung ist ein Receiver-in-Canal-Behind-the-Ear-Hörinstrument, das ein Hörgerätegehäuse, eine Batterie, mindestens ein Mikrofon, eine Signalverarbeitungseinheit, einen Hörer, einen Hörerschlauch und ein zuvor beschriebenes Ohrstück, das ein Ansatzrohrstück mit einem Mittel zur Aufnahme eines Hörers aufweist, umfasst.
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Weitere Eigenschaften und Vorteile der Erfindung gehen aus der nachfolgenden Beschreibung hervor, in der der Stand der Technik und Ausführungsbeispiele der Erfindung im Einzelnen anhand der beigefügten Zeichnungen erläutert werden. Es zeigen:
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1 den prinzipiellen Aufbau eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts;
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2 eine schematische Darstellung der Einsatzweise eines Ohrstückes;
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3 ein Ohrstück nach dem Stand der Technik;
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4 ein erstes Ausführungsbeispiel der Erfindung;
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5 ein zweites Ausführungsbeispiel der Erfindung für die Verwendung mit einem Receiver-in-Canal-Behind-the-Ear-Hörinstrument;
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6 das erste Ausführungsbeispiel mit verbundenen Teilohrstücken;
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7 das erste Ausführungsbeispiel mit verbundenen Teilohrstücken in einer zweiten Perspektive.
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1 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Hörinstruments 10 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts. In ein Hörgerätegehäuse 11 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere Mikrofone 12 zur Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit 13, die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 11 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale und verstärkt sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 13 wird an einen Lautsprecher bzw. Hörer 14 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall wird über einen Schallschlauch 6, der mit einem in der Figur nicht dargestellten Ohrstück im Gehörgang fixiert ist, zum Trommelfell des Geräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des Hörgeräts und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 13 erfolgt durch eine ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 11 integrierte Batterie 15.
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In 2 ist schematisch die Einsatzweise eines Ohrstücks 1 dargestellt. Ein Hinter-dem-Ohr-Hörgerät, das von der Ohrmuschel 7 verdeckt wird, ist mittels des Schallschlauchs 6 mit dem Ohrstück 1 verbunden. Das Ohrstück 1 umfasst flexible Ohrstückseitenwände 2, die das Ohrstück 1 im äußeren Gehörgang 8 fixieren.
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3 zeigt ein Ohrstück 1 nach dem Stand der Technik. Aus einer kuppel- oder glockenartigen Grundform des Ohrstücks sind radiale Ausschnitte oder Schlitze 3 entnommen, so dass die verbleibenden flexiblen Flügel, Lamellen oder Seitenwände 2 sich beim Einführen in den Gehörgang besser an die Wandung des Gehörgangs anschmiegen können. Im Vergleich zu einem Ohrstück, das die kuppelförmige Grundform aufweist, bietet dieses Ohrstück 1 einen besseren Tragekomfort. Der Druck auf die sehr druckempfindliche Gehörgangwand wird reduziert, da sich die Seitenwände bei einer Verformung auch in Richtung der Ausschnitte biegen können. Das Ohrstück 1 kann seine Form besser an die Form des Gehörgangs anpassen. Nachteilig bei dieser Art von Ohrstück ist, dass es akustisch weniger dicht ist, da die Schlitze 3 akustische Leckstellen darstellen. Weiter ist in 3 ein Ansatzrohrstück 5 mit einem Hohlraum 4 zu sehen, das in Verbindung mit einem Schallschlauch 6 den Schall eines nicht dargestellten Hörers durch das Ohrstück 1 in den Gehörgang des Hörgeräteträgers leitet.
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In 4 ist ein erstes Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt. Ein erstes Teilohrstück 21 ist mit einem zweiten Teilohrstück 31 zu einem Ohrstück 20 verbindbar. Das erste Teilohrstück 21 umfasst vier flexible, kronblattförmige Seitenwände 22, zwischen denen sich vier offene Bereiche 23 befinden. Die Seitenwände 22 bilden zusammen mit den offenen Bereichen 23 die Oberfläche einer Kuppel oder eines Kelches nach. Die Form jeder Seitenwand 22 ist einem symmetrischen Trapez angenähert, wobei die kürzere Seite der parallelen Seiten im Bereich der Spitze 27 der nachgebildeten Kuppel zusammen laufen. Weiter umfasst das erste Teilohrstück 21 ein Ansatzrohrstück 25. Ein Ende des Ansatzrohrstücks 25 ist an der Innenseite des kuppelförmigen Teilohrstücks 21 im Bereich der Kuppelspitze 27 angeordnet und erstreckt sich in Richtung der Symmetrieachse 30 des kuppelförmigen Teilohrstücks. Der äußere Umfang des Ansatzrohrstücks 25 nimmt in Richtung der Kuppelspitze 27 zu und wird im Bereich der Kuppelspitze 27 wieder kleiner. Diese konische Außenform bietet einen guten Halt für einen nicht eingezeichneten, auf das Ansatzrohrstück 25 aufgesteckten Schallschlauch. Das zweite Teilohrstück 31 umfasst ebenfalls vier flexible, kronblattförmige Seitenwände 32, zwischen denen sich vier offene Bereiche 33 befinden. Die Seitenwände 32 bilden zusammen mit den offenen Bereichen 33 die Oberfläche einer Kuppel nach. Die Form jeder Seitenwand 32 ist einem symmetrischen Trapez angenähert, wobei die kürzere Seite der parallelen Seiten im Bereich der Spitze der nachgebildeten Kuppel zusammen laufen. Im Bereich der Kuppelspitze weist das zweite Teilohrstück 31 eine Öffnung 37 auf. Die beiden Teilohrstücke 21 und 31 können miteinander verbunden werden, indem das Teilohrstück 31 entlang der Symmetrieachse 30 mit dem Teilohrstück 21 zusammengeführt wird. Als Mittel zur Verhinderung einer gegenseitigen Verdrehung der beiden Teilohrstücke weisen die Teilohrstücke 21 und 31 eine Zahnstruktur 26 und 36 auf, die in gegenseitigen Eingriff bringbar sind. Am Teilohrstück 31 sind deutlich vier Zähne erkennbar, die beim Zusammenstecken mit dem Teilohrstück 21 in entsprechende Aussparungen greifen. Die ebenfalls zwischen den Zähnen von Teilohrstück 31 erkennbaren Aussparungen greifen wiederum in entsprechende Zähne in Teilohrstück 21 ein, so dass sich ähnlich einer Nut-Fuge-Struktur eine formschlüssige Verbindung ergibt, die einem gegenseitigen Verdrehen der beiden Teilohrstücke entgegenwirkt. Die Verzahnung kann so ausgelegt sein, dass nach dem Zusammenstecken der beiden Teilohrstücke eine stabile, aber dennoch lösbare Verbindung entsteht. Weiter ist die Verzahnung dergestalt, dass nach dem Verbinden die vier Seitenwände 32 des zweiten Teilohrstücks 31 die offenen Bereiche 23 des ersten Teilohrstücks 21 und die vier Seitenwände 22 des ersten Teilohrstücks 21 die offenen Bereiche 33 des zweiten Teilohrstücks 31 überdecken. Dabei überlappen sich die Seitenwände 22 und 32. Im verbundenen Zustand bildet sich ein unterbrechungsfreier Hohlraum vom Innenraum 24 des Ansatzrohrstücks 25 des ersten Teilohrstücks 21 bis in den Bereich der Kuppelspitze des zweiten Teilohrstücks 31 aus. Akustische Signale, die mittels des nicht eingezeichneten, mit dem Ansatzrohrstück 25 verbundenen Schallschlauchs in das Ansatzrohrstück 25 eingespeist werden, können durch diesen Hohlraum in den Gehörgang geleitet werden.
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5 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung mit zwei Teilohrstücken 21' und 31', die verbunden ein Ohrstück 20' bilden. Im Gegensatz zu dem Ohrstück aus 4, das vorteilhafterweise mit einem Schallschlauch verwendet wird, ist das Ohrstück 20' für ein Receiver-in-Canal Behind-the-Ear Hörgerät (RiC-BtE-Hörgerät) ausgelegt. Dazu umfasst das Ohrstück 20' eine schematisch dargestellte Vorrichtung 29' zur Aufnahme eines Receivers 39', der mittels eines elektrischen Kabels 28', das auch Hörerschlauch genannt wird, elektrische Signale empfängt. Die Vorrichtung 29' hat dabei die Aufgabe, den Receiver 39' mechanisch zu fixieren und eine akustische Verbindung zwischen dem Ansatzrohrstück 25' und dem Receiver 39' herzustellen.
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In 6 ist ein Hörstück 40 dargestellt, das dem ersten Ausführungsbeispiel aus 4 entspricht, wobei ein erstes Teilohrstück 41 mit einem zweiten Teilohrstück 51 zu dem Hörstück 40 verbunden ist. Gut erkennbar sind die vier flexiblen, kronblattförmigen Seitenwände 42 des ersten Teilohrstücks 41, mit den dazwischen liegenden vier offenen Bereichen 43. Das zweite Teilohrstück 51 besitzt ebenfalls vier flexible, kronblattförmige Seitenwände 52, zwischen denen sich vier offene Bereiche 53 befinden. Ein durchgängiger Hohlraum 44 erstreckt sich von der Kuppelspitze des zweiten Teilohrstücks 51 durch das erste Teilohrstück 41. Die kronblattförmigen Seitenwände 42 des ersten Teilohrstücks 41 überlappen mit den kronblattförmigen Seitenwänden 52 des zweiten Teilohrstücks 51, wodurch eine effektive Dichtwirkung erzielt wird. Zur Verbesserung des Tragekomforts sind die Seitenwände möglichst klein und auch die Überlappungen der Seitenwände im nicht im Gehörgang eingeführten Zustand, wie er in 6 dargstellt ist, sind klein. Dadurch können sich die Seitenwände beim Einführen des Ohrstücks 40 in den Gehörgang durch Verbiegen leicht der Form der Wandung des Gehörgangs anpassen.
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7 zeigt schließlich das Ohrstück 40 aus 6, bestehend aus dem ersten Teilohrstück 41 und dem zweiten Teilohrstück 51 aus einer anderen Perspektive. In diesem Ausführungsbeispiel und in dieser Darstellung ist erkennbar, dass die Seitenwände 42 und 52 im nicht in den Gehörgang eingeführten Zustand nicht aneinander anliegen. Erst beim Einführen in den Gehörgang, wenn die Seitenwände 52 des zweiten Teilohrstücks 51 durch den kleineren Querschnitt des Gehörgangs in Richtung der Symmetrieachse 50 hin verbogen werden, liegen die Seitenwände an den Überlappungsstellen aneinander an. Diese Ausführungsform hat den Vorteil, dass die Seitenwände leicht in die Öffnungen 43 und 53 gebogen werden können, da zunächst keine Reibung zwischen den Seitenwänden überwunden werden muss. Weiter zeigt 6 das mit dem ersten Teilohrstück 41 verbundenen Ansatzrohrstück 45, das den Hohlraum 44 verlängert und der Verbindung mit einem nicht dargestellten Schallschlauch dient. Zur Verhinderung einer gegenseitigen Verdrehung der beiden Teilohrstücke 41 und 51 weisen die Teilohrstücke 41 und 51 eine Verzahnungen auf. Eine zahnähnliche Ausbuchtung 47 des ersten Teilohrstücks 41 greift dabei in eine Einbuchtung 57 des zweiten Teilohrstücks 51 und eine zahnähnliche Ausbuchtung 56 des zweiten Teilohrstücks 51 greift in eine Einbuchtung 46 des ersten Teilohrstücks 41. Jedes der Teilohrstücke besitzt in diesem Ausführungsbeispiel vier zahnähnliche Ausbuchtungen, die formschlüssig in vier Einbuchtungen des anderen Teilohrstücks greifen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 3935401 [0007]
- US 2009/0321176 A1 [0008]
- US 2010/0166241 A1 [0009]
- EP 1594340 A1 [0010]