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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Strukturbauteils mit den Merkmalen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und eine Vorrichtung zur Herstellung eines Strukturbauteils mit den Merkmalen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 10.
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Eine Vielzahl von Strukturbauteilen, insbesondere Mechanikbauteile, beispielsweise Zahnräder. werden in umformenden Verfahren aus Rohwerkstücken hergestellt. Bei der sogenannten Massivumformung werden Strukturbauteile durch Pressumformung mit sich relativ zueinander bewegenden Formwerkzeugen (Gravurwerkzeugen), welche verbreitet auch als Gesenke bezeichnet werden, hergestellt. Jedes Formwerkzeug erhält als so genannte Gravur im Wesentlichen die zu erreichende, einem Rohwerkstück aufzuprägende Formgebung der ihm zugewandte Seite des Strukturbauteils, wobei verschiedene, die Sollkontur abweichend beeinflussende Effekte kompensierend durch ein Aufmaß oder durch Verzerrungen berücksichtigt werden. Typischerweise erfolgt die Pressumformung durch eine Axialbewegung der Gesenke gegeneinander. Die Gesenke umschließen dabei das Rohwerkstück ganz oder zu einem wesentlichen Teil. Diese Art der Formgebung kann auch als abbildende Formgebung bezeichnet werden.
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Ein besonderes Verfahren der Massivumformtechnik, welches für die Erzeugung spezieller Oberflächengeometrien zum Einsatz gelangt, ist das so genannte Taumelpressen. Hierbei führt ein Werkzeug während des Pressens eines Rohwerkstücks eine Taumelbewegung um eine Achse aus, so dass besondere Konturen geformt werden können. Dieses Vorgehen kann in Zusammenwirkung mit einem weiteren auf das Rohwerkstück von einer anderen Seite einwirkenden Werkzeugs, unter anderem die nacharbeitungsfreie Umformung der anderen Seite ermöglichen. Dabei sind im Allgemeinen Ungenauigkeiten auf der Seite des taumelnd pressenden Werkzeugs zulässig und werden in einem nachfolgenden Verfahrensschritt ausgeglichen.
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Beispielsweise ist im Dokument
DE 10 2005 024 908 A1 ein Verfahren zur Herstellung eines Kegelrades, insbesondere für ein Differentialgetriebe, beschrieben. Aus einem aus einer Stahllegierung bestehenden zylindrischen Rohling wird ein Kegelrad mit einer Zentralbohrung und einer axial einseitigen Verzahnung unter umformender Bearbeitung der Verzahnung hergestellt. Zu diesem Zweck wird zunächst ein Kegelradkörper mit einer Vorverzahnungsform axial geschmiedet und dann geglüht. Die Oberfläche wird gereinigt und sodann die Endkontur der Verzahnung durch Kaltumformung in Form eines Taumelpressens erzeugt. Es folgt eine mechanische Endbearbeitung und ein Randschicht- oder Einsatzhärten des Kegelrades. Bei der Kaltumformung durch Taumelpressen kann mit relativ geringen Umformkräften und mit kleinem Umformgrad die Endkontur der Verzahnung mit hoher Formgenauigkeit und hoher Oberflächengüte erzeugt werden. Aus diesen Gründen ist dieses Verfahren im Allgemeinen technisch vorteilhaft.
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Es existieren jedoch Strukturbauteile mit beidseitig komplexer oder komplizierter Geometrie, bei denen eine Nachbearbeitung in weiteren, der Kaltumformung nachgelagerten Verfahrensschritten unwirtschaftlich ist, so dass ein Genauigkeitsverlust durch Taumelpressen inakzeptabel ist. Ein besonders bedeutsames Beispiel für ein derartiges Strukturbauteil, dass eine beidseitige hohe Präzision erfordert, ist ein Kronenzahnrad, insbesondere für den Einsatz in einem Differentialgetriebe.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine einfache und kostengünstige Herstellung für ein Strukturbauteil aus einem Rohwerkstück zu ermöglichen, in welchem genau vorbearbeitete Oberflächenanteile des Rohwerkstücks bei einer Kaltumformung durch Taumelpressen erhalten bleiben.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zur Herstellung eines Strukturbauteils mit den Merkmalen gemäß Anspruch 1 beziehungsweise durch eine Vorrichtung zur Herstellung eines Strukturbauteils mit den Merkmalen gemäß Anspruch 10 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen charakterisiert.
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Im erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung eines Strukturbauteils wird ein Rohwerkstück zu einem Strukturbauteil, beispielsweise zu einem Kronenzahnrad, kalt umgeformt. Dazu wird eine Oberfläche des Rohwerkstücks mit einem Gravurwerkzeug kaltgepresst, wobei das Gravurwerkzeug wenigstens zeitweise während des Pressens eine Taumelbewegung um eine Achse ausführt. Während des gesamten Pressvorgangs, also insbesondere auch während der Ausführung der Taumelbewegung, kontaktiert das Gravurwerkzeug nur umformend einen oder nur mehrere Teilbereiche (wenigstens einen Teilbereich) des während des vom Gravurwerkzeug wenigstens zeitweise überdeckten Anteils der Oberfläche des Rohwerkstücks.
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Anders gesagt, es bleibt wenigstens ein Teil des vom Gravurwerkzeug beim Pressen überdeckten Bereichs der Oberfläche des Rohwerkstücks während des gesamten Pressvorgangs umformungslos, insbesondere kontaktlos zum Gravurwerkzeug. Es wird nicht der gesamte überdeckte Anteil der Oberfläche umformend kontaktiert. Der ein oder die mehreren Teilbereiche bilden nicht die vollständige Gesamtfläche des überdeckten Anteils der Oberfläche.
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Die Taumelbewegung kann auch als eine Umlaufbewegung oder auch als eine Präzessionsbewegung der Figurenachse des Gravurwerkzeugs um eine Rotationsachse bezeichnet werden. Der wenigstens teilweise überdeckte Anteil der Oberfläche ist derjenige Teil der Oberfläche, der alle Punkte der Oberfläche umfasst, die während des Pressens mit Taumelbewegung vom Gravurwerkzeug an wenigstens einem Zeitpunkt überdeckt werden.
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Aufgrund der erfinderischen Maßnahme können Strukturbauteile, insbesondere Kronenzahnräder, auf einfache und kostengünstige Weise hergestellt werden. Der technisch vorteilhafte Kaltumformungsvorgang durch Taumelpressen wird auch für komplexe oder komplizierte Strukturbauteile nutzbar gemacht. Die präzise Formgebung der nicht vom Gravurwerkzeug kontaktierten Teilbereiche bleibt in vorteilhafter Weise erhalten, während anderen Anteilen der Oberfläche des Rohwerkstücks durch das Taumelpressen die gewünschte oder vorgesehene Formgebung aufgeprägt wird. Eine aufwändige weitere Bearbeitung in einem nachgelagerten Verfahrensschritt zur Erhöhung der Präzision kann vermieden werden.
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Das Strukturbauteil, auch als ein strukturiertes Bauteil oder ein Bauteil für eine Struktur zu bezeichnen, ist insbesondere metallisch und/oder massiv. Das Strukturbauteil kann insbesondere ein Mechanikbauteil oder einer mechanische Komponente, beispielsweise ein Getriebeteil, wie ein Zahnrad, sein. Bevorzugt wird das Verfahren angewendet auf Rohwerkstücke aus Stahl oder aus einer Stahllegierung. Das Rohwerkstück kann ein halbfertiges oder teilfertiges Bauteil sein.
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In einer besonders bevorzugten Anwendung wird das Verfahren zur Herstellung eines Kronenzahnrads eingesetzt. Konkret für Kronenzahnräder bedeutet das erfindungsgemäße Vorgehen, dass in vorteilhafter Weise sowohl die Verzahnungsseite als auch die Rückseite mit der erforderlichen Genauigkeit gefertigt werden können. Bevorzugt wird die Rückseite mit dem taumelnden Gravurwerkzeug kalt gepresst, während die Verzahnungsseite mit einem zugestellten weiteren Gravurwerkzeug geformt wird.
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In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ein Schmiedeteil als Rohwerkstück bereitgestellt. Beim Schmieden, insbesondere Axialschmieden, kann ein Rohwerkstück erzeugt werden, dessen Kontur bereits in vorteilhafter Weise grob der zu erreichenden Sollkontur des Strukturteils, beispielsweise des Kronenzahnrads, entspricht.
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Zweckmäßigerweise umfasst das Schmieden die Arbeitsschritte Anstauchen, Vorformen und Fertigformen, sowie gegebenenfalls ein Lochen. Das Schmieden kann in von dem Gravurwerkzeug der Kaltumformung verschiedenen Werkzeugen erfolgen. Das Schmieden kann derart präzise erfolgen, dass eine in Bezug auf die zu erreichende Sollkontur genaue Formgebung des Rohwerkstücks zumindest partiell in einem oder mehreren Bereichen der Oberfläche des Rohwerkstücks erzielt wird.
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Bevorzugt wird das erfindungsgemäße Verfahren derart durchgeführt, dass der eine Teilbereich oder die mehreren Teilbereiche des Anteils der Oberfläche des Rohwerkstücks, in denen das Gravurwerkzeug das Rohwerkstück umformend kontaktiert, ein in wenigstens einem dem Pressen vorhergehenden Bearbeitungsschritt genau bearbeiteter Flächenteil ist. Anders gesagt, das Gravurwerkzeug ist derart gestaltet beziehungsweise das Taumelpressen wird derart durchgeführt, dass die im vorhergehenden Herstellungsschritt erreichte Genauigkeit an diesen Flächenteilen nicht verloren geht, indem Gravurwerkzeug und Rohwerkstück an diesen Flächenteilen während des Pressens nicht in umformenden Kontakt kommen.
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Im erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung eines Strukturbauteils können einzeln oder in Kombination die folgenden zusätzlichen Verfahrensschritte durchgeführt werden: Das Rohwerkstück kann vor dem Pressen wenigstens partiell, bevorzugt nur partiell wärmebehandelt werden. Eine Wärmebehandlung kann insbesondere der Erhöhung der Festigkeit an den beim Pressen kontaktierten Druckflächen dienen. Die Wärmebehandlung kann insbesondere nach einem vorhergehenden Schmieden erfolgen. Beispielsweise kann es sich um ein Glühen, insbesondere ein Normalglühen oder ein Spannungsarmglühen, handeln. Das Glühen kann zweckmäßigerweise als ein Glühen auf bestimmte Zugfestigkeit (BF-Glühen). das im Vergleich zu anderen Glühvorgängen bei einer geringeren Temperatur und in kürzerer Zeit stattfindet, durchgeführt werden. Durch diese Maßnahme werden die durch die plastische Verformung erzeugten Gefügeungleichförmigkeiten beziehungsweise Eigenspannungen verringert, abgebaut oder beseitigt. Auch kann das Rohwerkstück vor dem Pressen wenigstens partiell gestrahlt werden. Das Strahlen dient der Reinigung der Oberfläche, insbesondere kann eine beim Schmieden und/oder Glühen entstandene Oxidationsschicht (Zunder) entfernt werden, um im nachfolgenden Kaltumformungsvorgang eine exakte Kontur und eine hohe Oberflächengüte, insbesondere der Verzahnung im Fall von Zahnrädern, erreichen zu können. Des Weiteren kann das Rohwerkstück wenigstens partiell mit einem Schmierstoff zur Verbesserung der Fließfähigkeit beschichtet werden. Als Schmierstoff wird bevorzugt in einer Flüssigkeit wie Wasser oder Öl, gelöstes Molybdändisulfid verwendet. Zur Verbesserung der Haftung des Schmiermittels kann optional eine Vorbehandlung durch Gleitschleifen oder Phosphatieren stattfinden. Darüber hinaus kann wenigstens ein verformungskritisches Konturelement des Rohwerkstücks zur Erhöhung der Festigkeit vor dem Pressen mit einer hohen Abkühlgeschwindigkeit von einer ersten Temperatur auf eine zweite Temperatur gebracht werden. Auf diese Weise können gehärtete Bereiche auf der Oberfläche geschaffen werden, deren genaue Formgebung nicht durch die Kaltumformung mittels Taumelpressen zerstört wird.
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In bevorzugter Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird dem Rohwerkstück vor dem Pressen eine Vorformgeometrie und/oder ortsabhängige Oberflächenhärte derart gegeben, dass das Material des Rohwerkstücks leichter auf wenigstens einem Teil des vom Gravurwerkzeug nicht überdeckten Anteils der Oberfläche fließt als auf dem vom Gravurwerkzeug überdeckten Anteil. Dadurch werden zum einen die notwendigen Umformkräfte minimiert, zum anderen wird das Risiko einer ungewünschten Umformung des vom Gravurwerkzeug überdeckten Anteils der Oberfläche verringert oder sogar bevorzugt ganz vermieden.
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In einer Gruppe von Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens wird beim Pressen nur an im Kraftfluss liegenden Flächen ein axialer Druck durch das Gravurwerkzeug aufgebracht. Des Weiteren oder alternativ dazu wird in dieser Gruppe von Ausführungsformen die Taumelbewegung um die Achse mit einem Taumelpunkt durchgeführt, bei dem ein Querfluss des Materials des Rohbauteils weitgehend vermieden ist. Beide Maßnahmen stellen eine partielle Krafteinleitung dar, so dass die zwischen dem Gravurwerkzeug und Rohwerkstück vorhandenen Leerräume erhalten bleiben, damit das Gravurwerkzeug die Oberfläche des Rohwerkstücks nur in einen oder nur mehrere Teilbereichen des während des vom Gravurwerkzeug wenigstens zeitweise überdeckten Anteils der Oberfläche des Rohwerkstücks umformend kontaktiert.
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Damit im Wesentlichen die ganze Oberfläche des Rohwerkstücks kalt umgeformt wird, ist in einer konkreten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgesehen, dass ein anderer Anteil der Oberfläche des Rohwerkstücks von einem weiteren Gravurwerkzeug zumindest während des Pressens umformend kontaktiert wird. Dabei wird das weitere Gravurwerkzeug im wesentlichen in Richtung der Achse der Taumelbewegung dem Gravurwerkzeug zugestellt, so dass eine Bearbeitung des Rohwerkstücks gleichzeitig durch die Gravurwerkzeuge erfolgt. Bei erreichter Formfüllung des vom weiteren Gravurwerkzeug umgeformten anderen Anteils der Oberfläche des Rohwerkstücks kann das Pressen beendet werden, um möglichst wenig Risiko der ungewünschten Umformung weiterer Bereiche der Oberfläche des Rohwerkstücks einzugehen.
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Im Zusammenhang der Erfindung steht auch eine Vorrichtung zur Herstellung eines Strukturbauteils aus einem Rohwerkstück durch Kaltumformung. Die erfindungsgemäße Vorrichtung umfasst ein Gravurwerkzeug zum Kaltpressen der Oberfläche und eine Vorrichtung zum taumelnden Bewegen des Gravurwerkzeugs um eine Achse wenigstens zeitweise während des Pressens. Das Gravurwerkzeug weist eine einem Werkstück eine Form gebende Gravur (formgebende Oberfläche) auf, die derart strukturiert ist, dass wenigstens ein Teilbereich, ein oder mehrere Teilbereiche, der formgebenden Oberfläche während des gesamten Pressvorgangs kontaktlos zum Rohwerkstück ist.
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Die Struktur der formgebenden Oberfläche eines Gravurwerkzeugs ist in erster Näherung durch die zu erreichende Formgebung bedingt. Erfindungsgemäß ist die Struktur zusätzlich dahingehend ausgeführt, dass in einem oder in mehreren Teilbereichen beim Taumelpressen kein Kontakt zum Rohwerkstück erfolgt.
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Mit anderen Worten, das Gravurwerkzeug weist eine formgebende Oberfläche auf, die derart strukturiert ist, dass nur wenigstens ein Teilbereich des während des gesamten Pressvorgangs vom Gravurwerkzeug wenigstens zeitweise überdeckten Anteils der Oberfläche des Rohwerkstücks umformend kontaktiert wird. In vorteilhafter Weise werden ein oder mehrere Leerräume zwischen der formgebenden Oberfläche des Gravurwerkzeugs und dem Rohwerkstück geschaffen, die beim Taumelpressen erhalten bleiben, so dass das Gravurwerkzeug die Oberfläche des Rohwerkstücks nur in einen oder nur mehrere Teilbereichen des während des vom Gravurwerkzeug wenigstens zeitweise überdeckten Anteils der Oberfläche des Rohwerkstücks umformend kontaktiert.
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Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung werden anhand der nachfolgenden Beschreibung unter Bezugnahme auf die Figuren dargestellt. Es zeigt im Einzelnen:
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1 eine schematische Schnittansicht einer Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Durchführen eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung eines Strukturbauteils mittels Taumelpressen,
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2 eine Ausführungsform eines Kronenzahnrades als Beispiel eines Strukturbauteils, Rückseite in Teilbild A und Vorderseite in Teilbild B, und
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3 einen Ausschnitt einer Ausführungsform eines erfindungsgemäß zum Einsatz gelangenden Gravurwerkzeuges mit einem aufgenommenen Rohwerkstück, aus dem als Strukturbauteil ein Kronenzahnrad geformt wird.
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Die 1 zeigt eine schematische Schnittansicht einer Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung 10 zum Durchführen eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung eines Strukturbauteils 30, hier konkret eines Kronenzahnrads, mittels Taumelpressen. Ein zuvor durch Schmieden bearbeitetes und mit einer Verzahnungsvorform mit einer Abweichung von einer späteren Sollkontur versehenes Rohwerkstück 20 wird nach einer Wärmebehandlung, nach Strahlen zur Zunderentfernung und nach Beschichten mit einem Schmierstoff zur Ausformung der Endkontur der Verzahnung in einer Vorrichtung 10 mit einem Gravurwerkzeug 14 mittels Pressen bei gleichzeitiger Taumelbewegung in Umgebungstemperatur bearbeitet. Beim Schmieden ist auch eine präzise Rückseite des Rohwerkstücks 20 hergestellt worden.
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Die Vorrichtung 10 weist eine obere Pressvorrichtung 12 mit einem Gravurwerkzeug 14 und eine untere Pressvorrichtung 16 mit einem weiteren Gravurwerkzeug 18 auf. Die Pressumformung erfolgt durch eine axiale Relativbewegung der Pressvorrichtungen 12, 16 gegeneinander, so dass das Rohwerkstück 20 umschlossen wird. Die obere Pressvorrichtung 12 mit dem Gravurwerkzeug 14 führt beim Pressen eine Taumelbewegung 22 um eine Achse 24 aus. Dabei ist die Figurenachse der oberen Pressvorrichtung 12 um einen bestimmten Winkel gegenüber der vertikalen Achse 24 verkippt und wird im verkippten Zustand um die Achse 22 geschwenkt (momentane Taumelachse 26 in 1).
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Das Rohwerkstück 20 ist mit nach unten gerichteter Verzahnung, mit der Vorderseite, in eine negative Form, eine formgebende Struktur des weiteren Gravurwerkzeugs 18 eingelegt. Die untere Pressvorrichtung 16 mit dem weiteren Gravurwerkzeug 18 ist in Richtung der Achse 24 fahrbar ausgeführt (Axialverschiebung 28). In der 1 ist gezeigt, wie die untere Pressvorrichtung 16 so weit nach oben gefahren ist, dass das Rohwerkstück 20 auf der der Verzahnung gegenüberliegenden Seite, mit der Rückseite, von der formgebenden Struktur des Gravurwerkzeugs 14 aufgenommen ist. Die obere Pressvorrichtung 12 wird dann gegenüber der vertikalen Achse 24 um einen Taumelwinkel, der typischerweise zwischen 0 Grad und 2 Grad liegt, geneigt, so dass die Figurenachse der oberen Pressvorrichtung um die Achse 24 umlaufen kann. Das Rohwerkstück 20 wird durch das mit dem um die vertikale Achse 24 umlaufenden Gravurwerkzeug 14 mit axialem Druck und bei sukzessiver Axialverschiebung 28 des weiteren Gravurwerkzeugs 18 auf das Gravurwerkzeug 14 zu unter Ausformung der Verzahnung gepresst. Das bearbeitete Strukturbauteils 30 wird dann aus der Vorrichtung 10 ausgeworfen.
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Die 2 stellt eine Ausführungsform eines Kronenzahnrades, insbesondere für ein Differentialgetriebe, als Beispiel eines Strukturbauteils 30 dar, wie es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren herstellbar ist. Im Teilbild A ist die Rückseite 32 und im Teilbild B die Vorderseite 34 zu sehen. Die Rückseite 32 des Kronenzahnrades weist eine die Rotationssymmetrieachse des Kronenzahnrades umlaufende Führungsfläche 36 mit äußeren Einbuchtungen bei verschiedenen Azimutalwinkeln auf. Diese wird mit der notwendigen Präzision durch Schmieden gefertigt und wird erfindungsgemäß beim Taumelpressen nicht vom Gravurwerkzeug 14 kontaktiert, so dass ein Genauigkeitsverlust vermieden wird. Auf der Vorderseite 34 ist die kranzartige Geometrie der Verzahnung 38 des Kronenzahnrades zu erkennen, welche präzise durch Taumelpressen geformt wird. Im zylindrischen Mitteltubus weist das Strukturbauteil 30 eine Steckverzahnung 40 zur Realisierung einer Wirkverbindung mit einer Welle auf.
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Die 3 ist eine schematische Darstellung eines Ausschnitts einer Ausführungsform eines erfindungsgemäß zum Einsatz gelangenden Gravurwerkzeuges 14 mit einem aufgenommenen Rohwerkstück 20, aus dem als Strukturbauteil 30 ein Kronenzahnrad geformt wird. Die zeichnerisch dargestellte Kontur des Gravurwerkzeugs 14 weist zum einen eine Mehrzahl Kontaktflächen 42 auf, welche beim Pressen das Rohwerkstück 20 umformend kontaktieren. Zum anderen gibt es mehrere Leerräume 44 zwischen dem Gravurwerkzeug 14 und dem Rohwerkstück 20, welche bewirken, dass selbst bei einer Taumelbewegung Gravurwerkzeug 14 und Rohwerkstück 20 an diesen Teilen ihrer Oberflächen berührungsfrei bleiben. Im konkret gezeigten Beispiel eines Kronenzahnrads werden die Außenseiten des Mitteltubus und der Führungsfläche auf der Rückseite des Kronenzahnrades nicht kontaktiert, also nicht umgeformt. und behalten damit die in der vorhergehenden Bearbeitung erhaltene Präzision.
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Angesichts der Existenz von kontaktlosen Leerräumen oder umformfreien Bereichen kann das erfindungsgemäße Verfahren des Taumelpressens auch als ein partielles Pressen oder ein partielles Drücken bezeichnet werden.
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Durch das in diesem Ausführungsbeispiel dargestellte Verfahren zur Herstellung eines Strukturbauteils, insbesondere eines Kronenzahnrads, wird eine hohe Festigkeit und Formgenauigkeit des Bauteils, insbesondere der Verzahnung des Kronenzahnrads, erzielt, so dass eine hohe Belastbarkeit und Lebensdauer des Strukturbauteils, insbesondere des Kronenzahnrads erreicht wird.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Vorrichtung zum Taumelpressen
- 12
- obere Pressvorrichtung
- 14
- Gravurwerkzeug
- 16
- untere Pressvorrichtung
- 18
- weiteres Gravurwerkzeug
- 20
- Rohwerkstück
- 22
- Taumelbewegung
- 24
- Achse
- 26
- Taumelachse
- 28
- Axialverschiebung
- 30
- Strukturbauteil
- 32
- Rückseite
- 34
- Vorderseite
- 36
- Führungsfläche
- 38
- Verzahnung
- 40
- Steckverzahnung
- 42
- Kontaktfläche
- 44
- Leerraum
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102005024908 A1 [0004]