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Die vorliegende Erfindung betrifft ein System zur direkten Applizierung von enteraler Ernährung aus einer Kartonverpackung.
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Enterale Ernährung für einen Patienten, der nicht mehr schlucken kann oder der sonstige Probleme mit dem Magen hat, ist heute normal und wird im Klinikalltag täglich tausendfach eingesetzt. Die enterale Ernährung beinhaltet alle Bestandteile, die ein Mensch zum Leben braucht. Sie wird in der Regel in 0,5 Liter Glas-Flaschen abgefüllt, mit einem Kronenkorken versehen und typischerweise in 12er Kisten gepackt beim Patienten angeliefert. Es sind in der Regel 3 Flaschen pro Tag zu applizieren plus einer gewissen Menge an Flüssigkeit, die je nach Gewicht und Krankheitsbild des Patienten berechnet werden muss. Die 0,5 Liter Glasflaschen werden an Ort und Stelle geöffnet und ein sogenanntes Überleitsystem mit einem Schlauch und einem aus weichem Kunststoff gefertigten Endstück, welches über den Flaschenhals gestülpt werden kann und ihn dicht verschließt, wird an die Flasche angeschlossen. Die Flasche wird üblicherweise mit einem mitgelieferten, speziellen Kunststoffhalter an einen Infusionsständer angehangen, wobei eine Höhe von ca. 1,70 m empfohlen wird. Das andere Ende des Überleitsystems wird am PEG, dies ist ein Schlauch, der gastroskopisch in den Magen bzw. in den Darm gelegt wird und durch die Bauchdecke nach außen reicht, angeschlossen. Nach Öffnen der Rollerklemme am Überleitsystem kann der Einlauf der enteralen Ernährung in den Magen bzw. Darm beginnen. Erfolgt dieses mit Schwerkraft, also ohne Hilfe einer Ernährungspumpe, wird mit Hilfe der Rollerklemme ein Fluss zwischen 150 und 250 ml in der Stunde eingestellt, sodass eine Flasche zwischen 2 und 3 Stunden zum Entleeren benötigt. Damit kein Vakuum entsteht, sind die Überleitsysteme, hier speziell das über den Flaschenhals gestülpte Weichkunststoffteil, mit einem Lufteinlass versehen, sodass die Flasche ohne Stockungen entleert werden kann.
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Diese Schwerkraftapplikation hat in der Praxis viele Probleme auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, da sie dem Fachmann bekannt sind. Deshalb benutzt man weltweit zur problemlosen Dosierung der enteralen Ernährung Dosierpumpen. Diese Dosierpumpen sind Peristaltikpumpen, bei denen ein Schlauchteil etwa 1–2 cm an beiden Enden abgequetscht wird und die darin befindliche enterale Ernährung zum Patienten befördert wird. Durch diese Methode ist es möglich, sehr exakt, genau und zuverlässig zu dosieren. Dies kann sowohl mit Hilfe eines Rades erfolgen, als auch durch eine sogenannte Raupenförderung, bei der die gleiche Technik in der Länge angeordnet ist. Die genauen Methoden sind dem Fachmann bekannt, vom Prinzip besteht kein Unterschied. Es soll enterale Ernährung zuverlässig und genau dosiert in den Magen bzw. Darm des Betroffenen gelangen.
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Im Laufe der letzten Jahre hat sich die 0,5 Liter Glasflasche als problematisch herausgestellt. Sie ist nicht nur schwer, es besteht auch Bruchgefahr und der anfallende Müll muss entsorgt werden. Da jeder enteral Ernährte drei Flaschen am Tag benötigt, entstehen so sehr schnell, sehr große Müllmengen, sodass man von Seiten des Verbrauchers eine andere Verpackungsmöglichkeit gewünscht hat.
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Von der Industrie wurden daher andere Verpackungsmöglichkeiten entwickelt. Dies sind zum einen vorgefüllte Beutel. Vorgefüllte Beutel werden aus einem lebensmittelechten Kunststoff gefertigt, mit einem Anschluss versehen, der bei enteraler Ernährung ein steriles Produkt und mit einer Durchstichstelle versehen ist. Zur Applikation wird ein Dorn hindurchgesteckt und verschraubt und der Beutel, ähnlich wie die Flasche, am oberen Ende des Infusionsständers aufgehängt und die Nahrung mittels Schwerkraft oder Dosierpumpe appliziert.
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Eine andere Variante wären Verbundverpackungen. Solche Verbundverpackungen, im folgenden als Kartonverpackung bezeichnet, bestehen aus mit Kunststofffolie und je nach Anwendung auch mit Aluminiumfolie beschichtetem Karton. Die Kunststofffolie verhindert, dass der Karton durchweicht und ggf. dass das Aluminium von sauren Flüssigkeiten wie etwa Fruchtsaft angegriffen wird. Die Aluminiumfolie sorgt dabei dafür, dass der Karton gas- und vor allem sauerstoffundurchlässig wird. Die Möglichkeit einer direkten Dosierung analog zu den Beutelverpackungen gibt es aber für diese Kartonverpackungen nicht. Es werden weder von den Herstellern der Kartonverpackung, wie z. B. Tetra Pak, noch von den Abfüllern der enteralen Ernährung entsprechende Systeme zur Verfügung gestellt.
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Zwar gibt es von Seiten der Hersteller der Kartonverpackungen verschiedene ausgießerleichternde Hilfen, die dem Fachmann bekannt sind. Es gibt z. B. sogenannte Recapverschlüsse, bei denen über eine Aluminiumfolie, die über ein Loch in der Kartonverpackung geklebt wird, ein wiederverschließbarer, meist länglicher Verschluss geklebt wird, sodass die Kartonverpackung verschlossen werden kann. Weitere Ausgießhilfen sind dem Fachmann bekannt und werden tausendfach eingesetzt. Sie sind preiswerte und einfache Systeme, die in der Herstellung weit unter 1 Cent pro Stück kosten um den Preis des Gesamtgebindes nicht zu verteuern.
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Allen diesen dem Fachmann bekannten Ausgießhilfen für Kartonverpackungen ist gemeinsam, dass sie sich nicht zum Anschluss an ein Überleitsystem für die enterale Ernährung eignen, sodass es nicht möglich ist, eine enterale Ernährungspumpe bzw. ein Überleitsystem direkt an die Kartonverpackung anzuschließen. Die
US 4,862,500 beschreibt ein System für die enterale Zufuhr einer Lösung, bei dem ein Anschluss mit einer Spitze in eine durchstechbare Kartonpackung mit der Lösung eindringt und ein Überleitsystem am anderen Ende des Anschlusses angeklebt wird. In
DE 10 2009 051 945 wird ein Adapter zur Applikation von Medikamenten bei der Hämodialyse beschrieben, bei dem ein Gaseinlass die direkte Zufuhr in das exkorporal zirkulierende Blut erlaubt. Der Adapter wird mithilfe eines Spike an einer Durchstechflasche angeschlossen. Schließlich beschreibt
EP 636 034 eine Vorrichtung zur Applikation von enteraler Ernährung, bei der die Nahrung zwischen zwei elastische Membranen gefüllt wird, die innerhalb eines Gehäuses so angeordnet sind, dass sie einen dichten Inneraum besitzen. Durch das Einfüllen werden die Membranen gedehnt, bei Anschluss an ein Überleitsystem wird die Nahrung durch die Rückstellkraft der Membranen appliziert. Auch diese Gestaltungen erlauben es nicht, die bekannten Behälter für enterale Ernährung durch Kartonverpackungen zu ersetzen. Dies bedeutet, dass im Falle der vorteilhaftesten Verpackung die enterale Ernährung vor der Gabe an den Patienten in ein anderes Gefäß umgefüllt werden muss. Diese Gefäße sind entweder Glasflaschen oder speziell von der Industrie hergestellte Leergefäße, die dann wie beschrieben an das Überleitsystem und somit ggf. auch an die Pumpe, angeschlossen werden können. Dies ist sehr umständlich und führt in aller Regel dazu, dass die enterale Ernährung, die steril hergestellt wird und die mit sterilen Überleitsystemen appliziert wird, nicht mehr steril ist. Dieses Problem ist dem Fachmann bekannt. Deshalb hat sich bisher die Kartonverpackung mit ihren vielen Vorteilen nicht zur Verpackung der enteralen Ernährung durchsetzen können.
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Ein weiteres Problem in der Pflege stellt der Infusionsständer dar. Ein solcher Infusionsständer hat am Fuß ein 5-Bein mit Rollen und einem Durchmesser zwischen 50 und 60 cm. An den Infusionsständer werden über eine ausziehbare Aluminiumstange in einer Höhe von ca. 1,70 m bis 2 m Gefäße für die enterale Ernährung von bis zu 1,5 kg Gewicht aufgehangen. Jedem Fachmann ist bekannt, dass dies nicht den Unfallverhütungsvorschriften entspricht. In jedem Krankenhaus kennt man die Gefahr, dass ein Infusionsständer umfällt und die enterale Ernährung vom Boden aufgewischt werden muss. Auch in der Altenpflege stellt diese, nicht den Vorschriften entsprechende Benutzung des Infusionsständers, ein großes Gefahrenpotential dar. Besonders bei alten Menschen, die auch aufstehen und weggehen wollen, wobei dann der Infusionsständer umfällt, führt dies oft zu Verletzungen.
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Es besteht also Bedarf an einem System, das es ermöglicht, mit Hilfe der Dosierpumpe oder mit Schwerkraft enterale Ernährung steril aus einer Kartonverpackung zu fördern und diese dem Betroffenen zuzuführen. Weiterhin soll das Problem der kopflastigen Infusionsständer gelöst werden und somit die Sicherheit bei der Gabe von enteraler Ernährung erhöht werden.
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Überraschend wurde nun gefunden, dass es möglich ist, mit einem sogenannten Longspike enterale Ernährung direkt aus einer Kartonverpackung mit den bekannten Überleitsystemen und ggf. einer Pumpe einem Patienten zuzuführen. Die Förderung erfolgt dabei nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren und kann daher auf einen erheblichen Höhenunterschied zwischen Behälter und Patient, wie er bisher nötig war, verzichten.
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Die obigen Aufgaben werden daher gelöst durch ein System zur direkten Applizierung von enteraler Ernährung aus einer Kartonverpackung, welches ein Überleitsystem umfasst, an dessen Ende ein Longspike angeschlossen ist, wobei die Kartonverpackung eine Verschlussfolie aufweist und der Longspike eine Länge aufweist, welche der Höhe der Kartonverpackung entspricht. Die Aufgaben werden weiterhin durch eine enterale Ernährung gelöst, welche in einer Kartonverpackung mit einer Verschlussfolie abgepackt ist, und durch ein Überleitsystem, an dessen Ende ein Longspike angeschlossen ist.
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Erfindungsgemäß wird an das Ende eines üblichen Überleitsystems anstelle des flexiblen Anschlusses zum Überstülpen über den Ausguss der Glasflasche oder des Dornes zum Durchstechen der Membrane bei vorbefüllten Beuteln der Longspike angebracht. Der Longspike muss exakt so lang sein, wie die verwendete Kartonverpackung hoch ist. Die enterale Ernährung wird dann nach einem ersten Ansaugen, das weiter unten näher beschrieben wird, auf Basis des Prinzips der kommunizierenden Röhren aus der Kartonverpackung zum Patienten gefördert. Dazu ist die Kartonverpackung zumindest auf gleicher Höhe, vorteilhaft ein wenig höher als der Patient, anzuordnen. Ein Höhenunterschied von einigen dm, z. B. 1 bis 5 dm, besondern bevorzugt 2 bis 3 dm, hat sich bewährt.
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Vorteilhaft kann der Longspike als doppellumiges Rohr ausgeführt sein. Durch ein Lumen fließt die enterale Ernährung Richtung Patient, durch das andere Lumen fließt die Luft, bevorzugt über einen bakteriendichten Filter, in die Kartonverpackung. Durch diese Technik ist es möglich, sterile enterale Ernährung, ähnlich wie sie aus der Flasche kommt, dem Betroffenen zuzuführen. Bei einer einlumigen Ausführung kann man den Druckausgleich entweder durch Einströmen lassen von Luft an der Durchtrittsstelle des Longspike ausführen, wobei dieser die Verschlussfolie der Kartonverpackung etwas weiter öffnet, als nötig. Oder man sieht eine Luftzufuhrvorrichtung vor, beispielsweise einen Dorn mit dem die Folie eingestochen wird oder ein Rohr, welches an einer Seite angeschrägt ist und an der anderen Seite einen bakteriendichten Filter aufweist, so dass es in die Kartonverpackung eingestochen werden und einen Zutritt gefilterter Luft ermöglichen kann.
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Die Kartonverpackung wird mit einer Verschlussfolie, in der bevorzugten Form mit einem Recap wie oben beschrieben, ausgestattet. Der Kunde findet, gegebenenfalls nach Öffnen des Deckelmechanismus, eine Verschlussfolie, vorzugsweise eine Aluminiumfolie, vor. Diese Folie wird mit dem Longspike durchstochen und der Longspike in die enterale Ernährung bis zum Boden der Kartonverpackung eingeführt.
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Der Longspike wird dann in seiner Position gesichert. Dazu sind verschiedene Maßnahmen denkbar. Am oberen Ende des Longspike kann sich z. B. ein Widerhaken befinden, der ebenfalls durch die Folie gesteckt wird, sodass der Longspike sich relativ fest in der Folie verhakt und nun das Überleitsystem angeschlossen wird. Es können auch an Überleitsystem und Kartonverpackung kooperierende Verbindungselemente angebracht sein. Beispielsweise kann eine Rastverbindung vorgesehen werden. Auch eine Nut mit passendem Riegel ist denkbar. Ebenso eine Schraubverbindung. Aus Kostengründen sind möglichst einfache Anordnungen bevorzugt. Auch darf die Handhabung nicht zu kompliziert sein. Die Sicherung kann auch dadurch erfolgen, dass eine Halterung für die Kartonverpackung vorgesehen wird, an welcher auch das Überleitsystem festgelegt wird. Wichtig ist allein, dass eine Fixierung des Longspike innerhalb der Kartonverpackung erfolgt, so dass dieser nicht unbeabsichtigt, z. B. durch Bewegungen des Patienten, aus seiner Position rutschen kann.
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In einer ersten Ausführungsform erfolgt die Dosierung mit der enteralen Ernährungspumpe. Da eine übliche Dosierpumpe für enterale Ernährung keine Förderpumpe im Sinne einer Kreiselpumpe ist, hat sie nicht die Möglichkeit, Flüssigkeiten über ein höheres Niveau anzusaugen. Es ist jedoch auch nicht nötig, die Flüssigkeit, d. h. hier die enterale Ernährung, auf einem höheren Niveau zu halten. Dies bedeutet, dass die Kartonverpackungen auf gleicher Höhe wie die enterale Ernährungspumpe oder etwas höher stehen soll. Dies führt automatisch dazu, dass die beschriebene Unfallgefahr erheblich vermindert werden kann. Enterale Ernährungspumpen werden, wie z. B. die K3 der Firma Human Nutrition, von oben bedient, sodass sie in aller Regel am Infusionsständer in einer Höhe von ca. 1 m montiert sind. Die Kartonverpackungen, die zur Gabe an den Betroffenen vorgesehen sind, werden, vorzugsweise mit einem speziellen Halter, an der Rückseite der enteralen Ernährungspumpe befestigt, sodass die Unfallgefahr erheblich gemindert ist, da der Schwerpunkt nun bei Weitem nicht mehr so hoch ist.
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Nach Einschalten der Pumpe wird die enterale Ernährung über das Rohr des Longspikes und den Unterdruck im System bis zur Pumpe gefördert und von der Pumpe in an sich bekannter Weise dosiert. Gleichzeitig erfolgt der Druckaustausch über den zweiten Kanal im Longspike der am oberen Ende mit einem bakteriendichten Filter versehen ist oder aber eine entsprechende Öffnung in der Verschlussfolie. Mit dem zweilumigen Longspike ist gewährleistet, dass die enterale Ernährung in der sterilen Form, in der sie abgefüllt wurde, auch appliziert werden kann.
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Selbstverständlich kann auf das zweilumige Rohr verzichtet werden, wenn man in Kauf nimmt, dass der obere Teil der bereits entleerten Kartonverpackung mit ungefilterter Luft gefüllt ist. Hierbei wird der Unterdruck nicht durch ein zweites Lumen ausgeglichen, sondern durch die, z. B. mit Hilfe des Widerhakens etwas größer ausgestochene Verschlussfolie am oberen Ende der Kartonverpackung. Oder aber man setzt ein separates Luftzufuhrrohr mit Filter ein.
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Das erfindungsgemäße System eignet sich auch zur Verwendung in Fällen, in denen keine Dosierpumpe verwendet werden soll. Hierfür gibt es zahlreiche Gründe, z. B. ist der Preis eines Pumpenüberleitsystemes deutlich höher als der eines Schwerkraftüberleitsystemes, auch sind Pumpen oft kompliziert zu bedienen und besonders im häuslichen Bereich nicht immer angebracht. Anstelle des Pumpensegmentes, das in der Regel aus zwei Haltern zum Einhängen in der Pumpe und einem Silikonelement besteht, wird in dieser Ausführungsform eine Tropfkammer eingebaut. Diese Tropfkammer wird erfindungsgemäß aus besonders flexiblem Material hergestellt. Das kann vorzugsweise ein dem Fachmann bekannter Kunststoff sein, z. B. PVC oder Polyoleflne wie Polyethylen. Außerdem ist in das Überleitsystem von der Tropfkammer Richtung Patient eine Klemme eingebaut, die es ermöglicht, das System komplett zu verschließen. Dies ist serienmäßig in allen Überleitsystemen vorhanden. Der Longspike wird, wie bereits beschrieben, durch die Folie der Kartonverpackung gesteckt und z. B. mit dem daran angebrachten Widerhaken in der Folie fixiert. Nach Öffnen der Verschlussklemme zwischen Tropfkammer und Patientenanschlussseite kann die Tropfkammer zusammengedrückt werden, dadurch wird das Luftvolumen im Überleitsystem verkleinert. Aus der Tropfkammer kann die Luft durch die Patientenseite entweichen. Nach Zusammendrücken der Tropfkammer wird die Klemme auf der Patientenseite geschlossen und die Tropfkammer losgelassen. Dann dehnt sich die Tropfkammer wieder in die ursprüngliche Form aus und erzeugt ein Vakuum im Überleitsystem zwischen Longspike und Klemme. Dieses Vakuum kann nur dadurch ausgeglichen werden, dass enterale Ernährung über die Kammer des Rohres, das mit dem Überleitsystem verbunden ist, angesaugt wird. Die Nahrung wird also den höchsten Punkt des Überleitsystemes überwinden und je nach Auslegung der Größe der Tropfkammer in die Tropfkammer einschießen. Nach Öffnen der Rollerklemme fließt die Nahrung durch Schwerkraft weiter. Der Ausgleich des Vakuums in der Kartonverpackung erfolgt wiederum durch das zweite Rohr mit Hilfe eines bakteriendichten Filters oder durch eine Lufteintrittsöffnung. Auch hierbei kann, wie bereits beschrieben, z. B. aus Kostengründen auf ein Einrohrsystem übergegangen werden.
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Nach Ende der Applikationszeit, d. h. wenn die Kartonverpackung leer ist, wird beim Schwerkraftsystem die Applikation automatisch stoppen, beim Pumpensystem wird eine in der Pumpe eingebaute Vorrichtung, z. B. eine Lichtschranke, keinen weiteren Fluss mehr erkennen und die Pumpe abschalten. Gewünschtenfalls kann dabei auch Alarm gegeben werden. Ein Betreuer hat dann die Möglichkeit, den Longspike aus der geleerten Kartonverpackung herauszuziehen und die Nahrungszufuhr zu beenden oder eine zweite Kartonverpackung wie beschrieben zu öffnen und den Longspike erneut durch die Folie zu stecken und mit der Applikation aus einer neuen Verpackung fortzufahren.
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In der Regel wird zur vollständigen Versorgung des Patienten die Flüssigkeit, die in der enteralen Ernährung vorhanden ist, nicht ausreichen, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken. Es muss also noch zusätzlich eine Flüssigkeit, in der Regel Wasser, gegeben werden. Die Menge wird nach speziellen Formeln, die dem Fachmann bekannt sind, errechnet und in der Regel nach Gabe der enteralen Ernährung appliziert, sodass ein gesamter Tagesablauf eines Patienten, der mit enteraler Ernährung versorgt wird, so aussieht, dass zunächst 1,5 Liter enterale Ernährung, in der Regel abgepackt in 3 Gebinden und danach noch Flüssigkeit, die zwischen 500 und 1500 ml schwanken kann, gegeben wird.
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Erfindungsgemäß soll auch diese Flüssigkeit mit dem beschriebenen System verabreicht werden können. Soweit es nicht besonders auf Sterilität ankommt, kann wie bei den Glasflaschen auch, einfach Wasser in eine entleerte Verpackung gefüllt werden. Wird Sterilität gewünscht, ist es nötig, einen Leerbehälter zur Verfügung zu stellen, der die gleiche Höhe wie die verwendete Kartonverpackung hat und ein Volumen zwischen 500 und 1500 ml aufweist.
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Zum Anschluss eines Leerbehälters sind verschiedene Möglichkeiten denkbar. Beispielsweise kann der Longspike nach Gabe der enteralen Ernährung zusätzlich am oberen Rand mit einem Clip versehen und dann in den vorher mit Wasser gefüllten Leerbehälter gesteckt werden. Durch den Clip, der sich in der Öffnung verhakt oder um die Öffnung herumgeht, ähnlich wie bei einer Glasflasche, wird der Longspike exakt fixiert.
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Die Erfindung stellt in einer bevorzugten Variante einen Halter zur Verfügung, in den sowohl 3 Kartonverpackungen als ein Leerbehälter zur Gabe von Flüssigkeit eingestellt werden können. Der Benutzer hat nun die Möglichkeit, Stück für Stück zunächst die Kartonverpackungen mit der enteralen Ernährung zu leeren und danach das Rohr des Longspikes in den Wasserbehälter zu stecken. Der Halter bewährt sich auch bei Verwendung von nur Kartonverpackungen.
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Die Erfindung soll anhand der folgenden Figuren erläutert werden, ohne jedoch auf die speziell beschriebenen Ausführungsformen beschränkt zu sein. Die Erfindung bezieht sich auch auf sämtliche Kombinationen von bevorzugten Ausgestaltungen, soweit diese sich nicht gegenseitig ausschließen. Die Angaben ”etwa” oder ”ca.” in Verbindung mit einer Zahlenangabe bedeuten, dass zumindest um 10% höhere oder niedrigere Werte oder um 5% höhere oder niedrigere Werte und in jedem Fall um 1% höhere oder niedrigere Werte eingeschlossen sind. Die Figuren sind schematisierte Darstellungen, in denen aus Gründen der Übersichtlichkeit die einzelnen Komponenten nicht maßstäblich dargestellt sind und einige Komponenten weggelassen wurden.
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Es zeigen:
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1 einen Longspike im schematischen Längsschnitt
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2 einen Longspike im schematischen Querschnitt
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3 schematisch ein System aus Kartonverpackung, Longspike und Überleitsystem
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4 schematisch einen erfindungsgemäßen Halter
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5a bis d Varianten zur Fixierung des Longspike im schematischen Längsschnitt
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In 1 und 2 ist ein erfindungsgemäßes Überleitsystem 1 mit Longspike 2 dargestellt. Es handelt sich dabei um ein doppelwandiges Rohr, bei dem das eine, typischerweise das innere Rohr 3 zur Förderung der enteralen Ernährung (oder auch Wasser) vorgesehen ist, während durch das andere, typischerweise das äußere Rohr 4, Luft nachfließen kann. Diese Luft wird vorzugsweise durch einen bakteriendichten Filter 5 geführt, so dass die Nahrung steril appliziert werden kann. Am oberen Ende des Longspike befindet sich ein sogenannter Widerhaken 6. Dieser ist dazu bestimmt, sich an einer Verschlussfolie 10 einer Kartonverpackung 9 festzuhaken und damit eine sichere Verbindung zwischen Überleitsystem 1 und Kartonverpackung 9 zu gewährleisten. Das Überleitsystem 1 ist durch einen Anschluss 7 mit dem Longspike 2 verbindbar. Der Longspike 2 kann auch als integraler Bestandteil des Überleitsystems 1 ausgebildet sein. Die Spitze 8 des Longspike ist so ausgebildet, dass die Verschlussfolie 10 der Verpackung 9 leicht durchstoßen werden kann.
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Wichtig ist, dass der Longspike 2 in der Länge auf die Höhe der Kartonverpackung 9 abgestimmt ist, wie in 3 gezeigt. Zur vollständigen Entleerung der Verpackung 9, d. h. für einen effizienten Einsatz der Nahrung, muss der Longspike 2 bis auf den Boden der Packung 9 reichen.
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Ebenfalls aus Gründen der Effizienz ist es weiter bevorzugt, wenn die Kartonverpackung 9 eher hoch aufragend ausgebildet ist, also ihre Höhe den Querschnitt um ein Vielfaches übertrifft. Die Querschnittsform kann dabei rund, quadratisch, rechteckig, oval oder beliebig anderes geformt sein. Bei runden Verpackungen haben sich Verhältnisse von Höhe zu Durchmesser im Bereich von 10:1 bis 5:1 bewährt. Analog sollte bei eckigen Verpackungen, z. B. einem Tetra Brik, die Höhe etwa 3 bis 8 mal, vorzugsweise etwa 5 mal so groß sein wie die (längste) Seitenlänge.
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Der Folienverschluss 10 kann auf der Oberseite der Kartonverpackung 9 mittig angeordnet sein, oder, wie es von Getränkeverpackungen bekannt ist, zu einer Seite bzw. Ecke versetzt. Prinzipiell ist der Verschluss durch eine Folie 10, insbesondere eine Aluminiumfolie ausreichend. Zur weiteren Sicherung wird jedoch üblicherweise ein zusätzlicher Verschluss angebracht, der in der Figur nicht gezeigt ist. Besonders vorteilhaft sind die an sich bekannten Recapsysteme, aber auch andere Verschlüsse sind geeignet.
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Die Kartonverpackung 9 selbst umfasst in der Regel eine formgebende Schicht aus Karton, welche zur Abdichtung mit einer Kunststofffolie ausgekleidet und ggf. zusätzlich noch mit einer Aluminiumfolie versehen ist. Diese Art der Verpackung ist an sich bekannt und weit verbreitet. Neben dem geringen Gewicht ist auch die Möglichkeit des Recycling der Materialien vorteilhaft, sowie die im Vergleich zu Glasflaschen oder Beuteln weitgehend eliminierte Gefahr von Beschädigungen der Verpackung beim Transport und der Handhabung.
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In 3 ist weiter erkennbar, dass die Kartonverpackung 9 etwas höher als die Pumpe 13 angeordnet ist. Die Pumpe 13 fördert die enterale Ernährung durch den Longspike 2 in das Überleitsystem 1. Dieses umfasst wie üblich eine Tropfkammer 11 und eine Rollerklemme 12. Über den Regler 14 der Pumpe 13 kann die Flussrate der Nahrung eingestellt werden, eine Anzeige 15 zeigt die Flussrate an. Mit einem Schlauch 16 wird die Nahrung über ein nicht dargestelltes PEG dem Patienten zugeführt.
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In 4 ist ein erfindungsgemäßer Halter 17 für den üblichen Bedarf von drei Kartonverpackungen 9 mit enteraler Ernährung und einem Behälter 9' für Flüssigkeit gezeigt. Der Schlauch des Überleitsystems 1 kann an einer Fixiervorrichtung 18, die an dem Halter 17 angeordnet ist, festgelegt werden, wodurch der Longspike 2 ausreichend fixiert wird.
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Die 5a bis d zeigen verschiedene Varianten zur Fixierung des Longspike 2 an der Kartonverpackung 9 bzw. einem Leerbehälter 9'. Diese können auch in Kombination mit dem Halter 17 von 4 oder einem anderen Halter verwendet werden.
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5a zeigt die Ausführung des Longspike 2 mit Widerhaken 6. Die Widerhaken 6 können die Verschlussfolie 10 der Kartonverpackung 9 passieren, verhindern jedoch ein versehentliches Herausrutschen. Bei Anwendung entsprechender Kraft lassen sie sich unter Zerstörung der Folie 10 aus der Packung 9 ziehen.
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In 5b ist ein Clip 19 als Verbindungselement gezeigt, welcher besonders bei Leerbehältern 9' zur Applikation von zusätzlicher Flüssigkeit geeignet ist. Sowohl an dem Longspike 2 als auch an der Kartonverpackung 9 sind hierbei ringförmige Vorsprünge 20 bzw. 21 angeordnet, die der Clip 19 umgreift. Der Clip kann z. B. aus Kunststoff gefertigt sein.
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5c zeigt eine Rastverbindung, welche aus komplementären Rastelementen besteht. Das erste Rastelement 22 am Longspike 2 kann das zweite Rastelement 23 an der Kartonverpackung 9 umgreifen und so den Longspike 2 in seiner Position gegenüber der Packung 9 fixieren.
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In 5d ist eine Schraubverbindung gezeigt. Bei dieser Variante bewährt sich eine Schraubkappe anstelle des Recap zum Abdecken der Verschlussfolie 10 an der Kartonverpackung 9. Am Überleitsystem 1 bzw. Longspike 2 ist eine Überwurfmutter 24 angebracht, deren Gewinde zu dem Schraubgewinde 25 des Deckelmechanismus der Packung 9 passt. Vorsprünge, vorzugsweise eine ringförmige Wulst 26, die auch mit einem Dichtelement, z. B. einem O-Ring 27, versehen sein kann, sorgen für eine sichere Festlegung des Longspike 2.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Überleitsystem
- 2
- Longspike
- 3
- Inneres Rohr
- 4
- Äußeres Rohr
- 5
- Filter
- 6
- Widerhaken
- 7
- Anschluss
- 8
- Spitze
- 9
- Kartonverpackung
- 10
- Verschlussfolie
- 11
- Tropfkammer
- 12
- Rollerklemme
- 13
- Pumpe
- 14
- Regler
- 15
- Anzeige
- 16
- Schlauch zum PEG
- 17
- Halter
- 18
- Fixiervorrichtung
- 19
- Clip
- 20
- ringförmiger Vorsprung
- 21
- ringförmiger Vorsprung
- 22
- erstes Rastelement
- 23
- zweites Rastelement
- 24
- Überwurfmutter
- 25
- Gewindeanschluss
- 26
- ringförmiger Wulst
- 27
- Dichtring