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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Markieren von Fehlstellen an lackierten Bauteilen, insbesondere an lackierten Karosseriebauteilen, wobei im Bereich einer zu markierenden Fehlstelle auf einer Oberfläche des Bauteils eine Markierung erstellt wird.
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Die Erfindung betrifft weiterhin eine Vorrichtung zum Markieren von Fehlstellen an lackierten Bauteilen sowie eine Kartusche zur Verwendung in einer entsprechenden Vorrichtung.
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Bei der Lackierung komplexer Gegenstände, beispielsweise von Kraftfahrzeugkarosseriebauteilen, können Fehlstellen im Lack auftreten, die das Erscheinungsbild der Lackoberfläche beeinträchtigen. Typische Fehlstellen sind beispielsweise Fremdkörpereinschlüsse, Krater, Welligkeiten, Dellen oder Beulen.
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Die lackierten Bauteile werden üblicherweise entweder manuell durch Sichtprüfung oder automatisiert auf Lack- oder andere Fehler hin überprüft. Zur automatisierten Erkennung der Fehlstellen können beispielsweise Kameras, die die Oberflächenfehler im Lack optoelektronisch erkennen, eingesetzt werden. Anschließend wird die entsprechend ermittelte Fehlstelle markiert und in einer Nachbehandlung ausgebessert.
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Ein Verfahren zur Markierung von Lackfehlern ist aus der
DE 199 55 012 A1 bekannt. Hierbei wird eine selbstklebende Schutzfolie mit einer Öffnung und einer kreuzförmigen Markierung um den Lackfehler herum auf das Bauteil aufgebracht.
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Bei einem weiteren in der Praxis bekannten Verfahren werden die erfassten Fehlstellen mittels einer wasserlöslichen Farbe markiert. Ein derartiges Verfahren ist beispielsweise in der
DE 197 30 885 A1 beschrieben.
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Da zum Zeitpunkt der Fehlerermittlung und -markierung der Lack häufig noch nicht vollständig ausgehärtet ist, birgt die Markierung mittels Schutzfolie die Gefahr, dass der noch weiche Lack beim Aufbringen der Schutzfolie beschädigt wird. Viele Lacke reagieren zudem empfindlich auf bestimmte chemische Komponenten, so dass bei einer Farbmarkierung die entsprechenden Farben sorgfältig auf ihre Lackverträglichkeit ausgewählt und geprüft werden müssen. Solche Farben stellen dabei einen nicht unerheblichen Kostenfaktor bei der Lackierung dar.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Markieren von Fehlstellen an lackierten Bauteilen anzugeben, welche eine möglichst schonende und kostengünstige Markierung ermöglichen.
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Die Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 6 gelöst. Bevorzugte Ausgestaltungen sind in den jeweiligen Unteransprüchen angegeben.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist vorgesehen, dass zur Markierung ein fließfähiges Milchprodukt auf das Bauteil aufgetragen wird. Bei der Suche nach einer zugleich kostengünstigen und lackverträglichen Markierungssubstanz wurde überraschenderweise festgestellt, dass Milchprodukte diese Anforderungen auf besonders gute Weise erfüllen. Milchprodukte sind biologisch abbaubar, chemisch nicht aggressiv und im Wesentlichen pH-neutral oder schwach sauer. Sie greifen daher die zu markierende Lackierung nicht an und sind zudem hinsichtlich ihrer Entsorgung besonders einfach handhabbar.
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Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn es sich bei dem Milchprodukt um ein halbfestes und/oder pastöses Milchprodukt handelt. Ein solches Milchprodukt, welches auch als breiig, sämig, cremig oder teigig bezeichnet werden kann, haftet aufgrund seiner Textur gut an der zu markierenden Oberfläche und weist außerdem aufgrund des geringeren Flüssigkeits- beziehungsweise Wasseranteils eine akzeptable Trocknungszeit auf.
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Eine besonders präzise und sichere Markierung lässt sich erstellen, wenn das Milchprodukt strukturviskose Eigenschaften aufweist. Strukturviskose Substanzen haben die Eigenschaft, dass die Viskosität mit zunehmender Schubspannung abnimmt. Somit weist das Produkt eine geringe Viskosität auf, wenn es einer Schubspannung ausgesetzt wird, wie es beim Auftragen auf das zu markierende Bauteil der Fall ist. Sobald die Schubspannung entfällt, steigt die Viskosität an und bewirkt somit ein sicheres Haften der Substanz an der Bauteiloberfläche, ohne zu zerlaufen. Ein strukturviskoses Milchprodukt kann daher leicht auf die zu markierende Fläche aufgebracht werden und haftet trotzdem sicher an der zu markierenden Oberfläche.
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Der oben beschriebene Effekt lässt sich noch verstärken, wenn das Milchprodukt ein plastisches Verhalten zeigt, also eine untere Fließgrenze aufweist, ab der das Produkt zu fließen beginnt. Ein entsprechendes Milchprodukt wird somit erst oberhalb einer minimalen Schubspannung, der Fließgrenze, fließfähig. Unterhalb der Fließgrenze verhält sich ein solches Produkt annähernd wie ein Festkörper, das heißt seine Struktur wird nicht zerstört, sondern nur elastisch verformt. Eine solche Substanz kann daher wie eine Flüssigkeit auf das Bauteil aufgetragen, beispielsweise aufgesprüht werden, und verhält sich nach der Auftragung annähernd wie ein Feststoff. Ein Beispiel für ein strukturviskoses Milchprodukt mit plastischem Verhalten ist Quark.
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Vorzugsweise ist das Milchprodukt eine Suspension, Emulsion und/oder ein kolloidales System. Diese Systeme weisen häufig ein strukturviskoses und/oder plastisches Verhalten auf.
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Bevorzugt ist es, als Milchprodukt ein viskoses Sauermilchprodukt, insbesondere auf Basis von Gallerte, Schmand, Quark, Frischkäse, Joghurt, Kefir, Buttermilch, Creme fraiche oder Sahne zu verwenden. Derartige Milchprodukte haben bei Umgebungstemperatur eine Viskosität, welche größer als diejenige von Wasser ist, und haften daher gut an der zu markierenden Lackoberfläche. Eine besonders bevorzugte Markierungssubstanz ist Speisequark, insbesondere Magermilchquark.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens wird das Bauteil neben der Fehlstelle markiert. Die Fehlstelle selbst wird somit nicht durch die Markierung verdeckt. Vorzugsweise erfolgt die Markierung mit mehreren Markierungspunkten oder Markierungsstellen um die Fehlstelle herum. Die Markierungspunkte oder -stellen werden dabei vorzugsweise derart symmetrisch um die Fehlstelle herum angeordnet, dass die Fehlstelle durch einen Mittel- oder Symmetriepunkt zwischen den Markierungsstellen eindeutig identifiziert ist. Besonders vorteilhaft hat es sich hierbei erwiesen, drei Markierungspunkte beziehungsweise -stellen zu verwenden. Alternativ ist es auch möglich, eine ringförmige, insbesondere kreisförmige, Markierung um die Fehlstelle herum aufzubringen.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung ist vorgesehen, das Milchprodukt auf das Bauteil aufzusprühen. Insbesondere bei der Verwendung eines strukturviskosen Milchproduktes stellt das Aufsprühen ein geeignetes Verfahren zum Auftragen dar, da durch das Sprühen große Scherkräfte auf das Produkt ausgeübt werden, so dass auch im Ruhezustand vergleichsweise hochviskose Produkte einfach aufgetragen werden können. Zudem werden durch ein solches kontaktfreies Auftragen Beschädigungen an dem Bauteil beziehungsweise dessen lackierter Oberfläche vermieden.
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Zur Markierung unterschiedlicher Arten von Fehlstellen ist es bevorzugt, in Abhängigkeit der Art der Fehlstelle, zum Beispiel Lackfehler, Beulen usw., unterschiedliche Markierungen vorzusehen. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass unterschiedliche Markierungsformen vorgesehen werden. Eine bevorzugte Klassifizierung von Fehlstellenarten besteht darin, in Abhängigkeit der Art der Fehlstelle eine unterschiedliche Anzahl von Markierungsstellen oder -punkten um die Fehlstelle herum vorzusehen. Auch sind unterschiedliche Formen der einzelnen Markierungsstellen, beispielsweise Dreiecke, Rechtecke usw. denkbar.
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Eine weitere bevorzugte Weiterentwicklung des Verfahrens besteht darin, das Milchprodukt vor dem Auftragen einzufärben. Die Einfärbung kann beispielsweise dazu dienen, die Markierung besser sichtbar zu machen, insbesondere wenn beispielsweise ein weißes oder cremefarbenes Bauteil markiert werden soll. Weiterhin kann die Einfärbung auch zur Klassifizierung unterschiedlicher Arten von Fehlstellen verwendet werden.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Markieren von Fehlstellen an lackierten Bauteilen umfasst einen Bevorratungsbehälter für ein fließfähiges Milchprodukt und eine Auftrageinrichtung, welche mit dem Bevorratungsbehälter leitungsverbunden ist, zum Auftragen des Milchproduktes auf das Bauteil. Die Vorrichtung ist insbesondere dazu vorgesehen, bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens eingesetzt zu werden. Der Bevorratungsbehälter und die Auftrageinrichtung sind dabei so gestaltet, dass sie zur Verwendung eines Milchproduktes, wie es im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren beschrieben ist, eingesetzt zu werden.
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Eine bevorzugte Ausgestaltung der Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass der Bevorratungsbehälter eine mit dem Milchprodukt befüllbare und/oder befüllte Kartusche umfasst. Die Markierungssubstanz in Form des Milchproduktes ist somit in einfacher Weise nachfüllbar und/oder auswechselbar. Die Kartusche kann grundsätzlich als fertig befüllte und unmittelbar einsatzbereite Einheit oder als wiederbefüllbarer und mehrfach verwendbarer Behälter ausgebildet sein.
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Da es sich bei den Milchprodukten häufig um Mehrphasensysteme handelt, ist es bevorzugt, dass der Bevorratungsbehälter beziehungsweise die Kartusche ein Rührwerk aufweist. Damit kann vermieden werden, dass sich die Phasen des Systems voneinander trennen, wodurch die vorteilhaften Eigenschaften im Hinblick auf die Markierung verlorengehen würden.
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Ein zielgenauer Auftrag der Markierungssubstanz auf das Bauteil kann dadurch erreicht werden, dass die Auftrageinrichtung eine Sprüh- oder Düseneinrichtung umfasst, um die Markierungssubstanz zu zerstäuben und auf das Bauteil aufzusprühen. Die Sprüh- oder Düseneinrichtung ist vorzugsweise mit einem Sprühkopf ausgestattet und weist einen Druckluftanschluss zur Versorgung mit Druckluft auf. Die Sprüh- oder Düseneinrichtung kann als manuell betätigbare Sprühpistole oder als automatisierte, an einem Roboterarm angeordnete Sprüheinheit ausgebildet sein.
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Weiterhin bevorzugt ist es, dass die Auftrageinrichtung über eine Vorlaufleitung und eine Rücklaufleitung mit dem Bevorratungsbehälter verbunden ist.
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Erfindungsgemäß ist weiterhin eine Kartusche zur Verwendung in einer Vorrichtung der oben beschriebenen Art vorgesehen, welche mit einem fließfähigen Milchprodukt befüllt und/oder befüllbar ist.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand der beiliegenden Zeichnung weiter erläutert. Diese zeigt in ihrer einzigen
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1 eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Markierungsvorrichtung.
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Eine erfindungsgemäße Markierungsvorrichtung 10 umfasst einen Bevorratungsbehälter 12 und eine Auftrageinrichtung 14 in Form einer Signierpistole. Die Auftrageinrichtung 14 ist über eine Vorlaufleitung 18 mit dem Bevorratungsbehälter 12 verbunden. Der Bevorratungsbehälter 12 beinhaltet als Markierungssubstanz ein Milchprodukt, bei welchem es sich insbesondere um ein pastöses Milchprodukt und insbesondere um Quark handelt. Eine Eintrittsöffnung der Vorlaufleitung 18 ist in einem unteren, bodennahen Bereich des Bevorratungsbehälters 12 angeordnet.
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Zum Verhindern einer Phasentrennung innerhalb des Bevorratungsbehälters 12 sowie zur Erzielung gleichmäßiger Eigenschaften der Markierungssubstanz ist ein Rührwerk 16 an dem Bevorratungsbehälter 12 angeordnet. Zum Antreiben des Rührwerks 16 ist ein Motor vorgesehen.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung ist der Bevorratungsbehälter 12 in Form einer Kartusche ausgeführt. Diese weist einen verschließbaren Deckel und eine Anschlusseinrichtung zum Anschließen an die Vorlaufleitung 18 auf. Zur Kühlung der Markierungssubstanz kann die Kartusche eine Kühleinrichtung umfassen und/oder so gestaltet sein, dass sie an eine Kühleinrichtung anschließbar ist. Zum Schutz der Markierungssubstanz vor zu hohen Temperaturen kann die Kartusche auch eine Wärmeisolierung aufweisen.
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In der dargestellten Ausführungsform ist die Auftrageinrichtung 14 weiterhin über eine Rücklaufleitung 20 ebenfalls mit dem Bevorratungsbehälter 12 verbunden. Die Rücklaufleitung 20 ist derart in den Bevorratungsbehälter 12 geführt, dass eine Austrittsöffnung der Rücklaufleitung 20 in einem oberen Bereich des Bevorratungsbehälters 12 angeordnet ist.
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Die Auftrageinrichtung 14 ist vorzugsweise als Sprüh- oder Düseneinrichtung ausgeführt und weist einen nicht dargestellten Druckluftanschluss auf, der an eine Einrichtung zur Erzeugung von Druckluft angeschlossen werden kann. Die Auftrageinrichtung 14 weist weiterhin einen Sprühkopf oder eine Sprühdüse auf.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann als Bestandteil einer Lackieranlage eingesetzt werden. Nachdem ein Bauteil lackiert wurde, wird die lackierte Oberfläche 4 des Bauteils auf Fehlstellen 6 überprüft. Wird eine Fehlstelle 6 festgestellt, so wird diese mittels einer Markierung 8 versehen. Im dargestellten Beispiel besteht die Markierung 8 aus drei Markierungspunkten oder -stellen, welche gleichförmig um die Fehlstelle herum angeordnet sind. Zur Markierung der Fehlstelle wird die Markierungssubstanz in Form des beschriebenen Milchproduktes mittels der Auftrageinrichtung 14 aus einer vorbestimmten Distanz von einigen Zentimetern auf die lackierte Oberfläche 4 aufgesprüht.
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Durch die erfindungsgemäße Vorrichtung und das erfindungsgemäße Verfahren kann insgesamt eine Fehlstelle auf einem lackierten Bauteil auf besonders schonende, einfache und kostengünstige Weise markiert werden.