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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ansteuerung einer Sicherheitsgurteinrichtung mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 1.
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Sicherheitsgurteinrichtungen haben im Allgemeinen die Aufgabe, den Insassen im Unfall zurückzuhalten und möglichst direkt an die Fahrzeugverzögerung anzukoppeln. Dazu können die Sicherheitsgurteinrichtungen zusätzlich mit Straffvorrichtungen versehen sein, durch die vor der eigentlichen beginnenden Vorwärtsverlagerung des Insassen eventuell in dem Sicherheitsgurt vorhandene Gurtlose herausgezogen wird, so dass der Gurt möglichst eng an dem Insassen anliegt. Ferner sind die Sicherheitsgurteinrichtungen mit Gurtaufrollern versehen, welche den Auszug des Sicherheitsgurtes bei einem Überschreiten einer vorbestimmten Gurtbandauszugsbeschleunigung oder Fahrzeugverzögerung automatisch blockieren. Sofern die Sicherheitsgurteinrichtung mit einer Kraftbegrenzungseinrichtung versehen ist, ist im Anschluss nach dem Blockieren des Gurtbandauszuges nur noch ein Gurtauszug durch die Aktivierung der Kraftbegrenzungseinrichtung möglich, wobei die von dem Gurt auf den Insassen ausgeübte Kraft durch die Kraftbegrenzungseinrichtung dabei auf ein vorbestimmtes Niveau begrenzt wird.
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Eine weitere Reduzierung der Insassenbelastung kann durch die Verwendung von aufblasbaren Sicherheitsgurten erzielt werden, welche wenigstens doppellagig sind und im Unfall zu einer dicken Wurst aufgeblasen werden. Durch das Aufblasen liegt der Sicherheitsgurt mit einer größeren Oberfläche an dem Insassen an, so dass die Flächenbelastung des Insassen bei gleichen Kräften reduziert wird. Ferner hat ein aufblasbarer Sicherheitsgurt den Vorteil, dass durch das Aufblasen des Sicherheitsgurtes Gurtlose aus dem Sicherheitsgurt herausgezogen wird, und der Sicherheitsgurt dadurch zu Beginn der darauf folgenden Vorwärtsverlagerung enger an dem Insassen anliegt.
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Aus der
DE 10 2008 048 340 B3 ist bereits eine Vorrichtung zum Aufblasen eines mehrlagigen aufblasbaren Sicherheitsgurtes bekannt, bei der der aufblasbare Sicherheitsgurt durch einen auf eine der Lagen des aufblasbaren Sicherheitsgurtes gerichteten Gasgenerator aufblasbar ist. Bei der Aktivierung des Gasgenerators wird ein Gasstrom erzeugt, welcher eine Öffnung in eine der Lagen des aufblasbaren Sicherheitsgurtes brennt und anschließend den aufblasbaren Sicherheitsgurt durch die so geschaffene Öffnung aufbläst. Aufgrund der vorgeschlagenen Lösung kann der aufblasbare Sicherheitsgurt an einer beliebigen Stelle befüllt werden, und es müssen keine gesonderten Verbindungsstücke zur Befüllung des aufblasbaren Sicherheitsgurtes mit dem Gasgenerator vorgesehen werden.
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Ferner ist aus der
DE 299 23 646 U1 eine Sicherheitsgurtanordnung mit einem an dem Gurtband angeordneten separaten Luftsack bekannt. Der Luftsack ist hier an dem Beckengurtabschnitt des Gurtbandes vorgesehen und dient der Straffung des Gurtbandes.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Ansteuerung einer gattungsgemäßen Sicherheitsgurteinrichtung zu schaffen, welches eine optimale Rückhaltung des Insassen bei einer gleichzeitig geringen Insassenbelastung ermöglichen soll.
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Zur Lösung der Aufgabe wird ein Verfahren mit den Merkmalen von Anspruch 1 vorgeschlagen. Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist dem Unteranspruch 2 zu entnehmen.
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Ferner wird zur Lösung der Aufgabe ein Verfahren zur Ansteuerung einer Sicherheitsgurteinrichtung mit einem mehrlagigen aufblasbaren Sicherheitsgurt, und
- – einem Gasgenerator, welcher auf eine der Lagen des aufblasbaren Gurtes gerichtet ist, und
- – bei einer Aktivierung einen Gasstrom erzeugt, mit dem der aufblasbare Sicherheitsgurt durch wenigstens eine Lage des mehrlagigen Sicherheitsgurtes aufblasbar ist,
vorgeschlagen, bei dem
- – die Sicherheitsgurteinrichtung eine Straffvorrichtung aufweist, und
- – dass der Gasgenerator derart angesteuert wird, dass der erzeugte Gasstrom erst auf eine der Lagen trifft, wenn die durch die Straffvorrichtung bewirkte Straffbewegung des Sicherheitsgurtes vollständig vollendet ist.
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Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels näher erläutert. In den Figuren sind im Einzelnen zu erkennen:
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1: Fahrzeugsitz mit einer erfindungsgemäßen Sicherheitsgurteinrichtung;
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2: Gasgenerator mit einem aufblasbaren Sicherheitsgurt während des Aufblasvorganges in vergrößerter Darstellung;
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3: Graphische Darstellung der Gurtbandeinzugsbewegung über der Zeit.
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In der 1 ist beispielhaft eine erfindungsgemäße Sicherheitsgurteinrichtung in einem Ausschnitt eines Kraftfahrzeuges zu erkennen. Die Sicherheitsgurteinrichtung umfasst einen aufblasbaren Sicherheitsgurt 3, der in einem am unteren Ende einer B-Säule des Kraftfahrzeuges befestigten Gurtaufroller 4 aufwickelbar ist. Von dem Gurtaufroller 4 erstreckt sich der Sicherheitsgurt 3 nach oben bis zu einem Umlenker 8, in dem er zu einem Diagonalabschnitt 9 umgelenkt wird. Der Diagonalabschnitt 9 verläuft von dem Umlenker 8 zu einem an der Fahrzeuginnenseite eines Fahrzeugsitzes 1 angeordneten Gurtschloss 6 und kreuzt dabei die Brust eines nicht dargestellten Insassen oder in der Darstellung die Rückenlehne des Fahrzeugsitzes 1. Von dem Gurtschloss 6 verläuft der Sicherheitsgurt 3 weiter in einem Beckenabschnitt 10 zu einem zwischen der B-Säule 2 und dem Fahrzeugsitz 1 an dem Fahrzeugboden angeordneten Endbeschlag 14. Der Sicherheitsgurt 3 ist in dem Gurtschloss 6 mittels einer nicht dargestellten Gurtzunge gehalten, welche wiederum einen Schlitz zum freien Durchlauf des Sicherheitsgurtes aufweist. Aufgrund des freien Durchlaufs durch den Schlitz der Gurtzunge können sich die Längen des Diagonalabschnittes 9 und des Beckenabschnittes 10 in Abhängigkeit von dem Insassentyp und der Sitzposition des Insassen verändern. Die Geometrie des Sicherheitsgurtes 3 entspricht soweit einem herkömmlichen 3-Punkt-Gurt.
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Der Gurtaufroller 4 ist mit einer Straffvorrichtung 13 versehen, welche bei einem Unfall über eine Ansteuereinrichtung 7 aktiviert wird und daraufhin in einer ersten Phase des Unfalles die Gurtwelle des Gurtaufrollers 4 schlagartig in Aufwickelrichtung antreibt, um noch vorhandene Gurtlose aus dem Sicherheitsgurt 3 herauszuziehen. Ferner ist an der B-Säule 2 im Bereich des Umlenkers 8 eine Aufblaseinrichtung 5 zum Aufblasen des aufblasbaren Sicherheitsgurtes 3 vorgesehen, welche ebenfalls durch die Ansteuereinrichtung 7 angesteuert wird. Aufgrund ihrer Anordnung wirken sowohl die Straffvorrichtung 13 als auch die Aufblaseinrichtung 5 auf das obere Ende des Diagonalabschnittes 9 des Sicherheitsgurtes 3. Bei einer Aktivierung der Straffvorrichtung 13 wird der Sicherheitsgurt 3 schlagartig angestrafft, so dass die nachfolgend über die Aufblaseinrichtung 5 noch aufzublasende freie Länge des Sicherheitsgurtes 3 und insbesondere die Länge des Diagonalabschnittes 9 entsprechend kürzer ist. Durch die verkürzte Länge kann der von dem Gasgenerator 11 (s. 2) erzeugte Gasstrom wesentlich effektiver zum Aufblasen des aufblasbaren Sicherheitsgurtes 3 genutzt werden, d. h. der erzielbare Innendruck des aufblasbaren Sicherheitsgurtes 3 wird größer und die Standzeit gleichzeitig verlängert.
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In der 2 ist der aufblasbare Sicherheitsgurt 3 mit der Aufblaseinrichtung 5 vergrößert dargestellt. Der aufblasbare Sicherheitsgurt 3 ist aus zwei Lagen 3a und 3b gebildet, welche vor der Aktivierung der Aufblaseinrichtung 5 fest miteinander verbunden sind und dadurch einen Sicherheitsgurt 3 herkömmlicher Formgebung bilden. In der Aufblaseinrichtung 5 ist ein Gasgenerator 11 in einem Winkel B zu der Längserstreckung A des Sicherheitsgurtes 3 angeordnet. Bei einer Aktivierung der Aufblaseinrichtung 5 bzw. des Gasgenerators 11 erzeugt der Gasgenerator 11 einen Gasstrom mit einem hohen Druck und einer hohen Temperatur, der durch die Ausrichtung des Gasgenerators 11 direkt in einem Winkel B auf die Lage 3a des Sicherheitsgurtes 3 gerichtet ist, welche bei nicht verdrehtem Sicherheitsgurt 3 im weiteren Verlauf des Sicherheitsgurtes nicht zur Anlage an dem Insassen gelangt. Aufgrund der hohen Energie des Gasstromes tritt dieser durch die Lage 3a zwischen die Lagen 3a und 3b des Sicherheitsgurtes 3 ein und bläst den Sicherheitsgurt 3 in Längsrichtung A, d. h. in diesem Fall den Diagonalabschnitt 9 in Richtung des unteren durch das Gurtschloss 6 begrenzten Endes auf. Aufgrund der hohen Energie des Gasstromes kann es dabei zu einem Einbrennen einer Öffnung 12 in die Lage 3a kommen. Da der Gasgenerator 11 erst nach der Beendigung der Straffbewegung des Sicherheitsgurtes 3 aktiviert wurde, ist der durch den Gasgenerator 11 erzeugte Gasstrom dabei ausschließlich auf eine stillstehende Fläche der Lage 3a gerichtet, so dass das Einströmen des Gasstromes zwischen die Lagen 3a und 3b mit möglichst wenig Verlusten erfolgt, und die Flächenbelastung der Lage 3a, durch die die Öffnung 12 eingebrannt wird, möglichst hoch ist.
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In der 3 ist zum besseren Verständnis der Erfindung die Gurtbandeinzugsbewegung an dem Gurtaufroller 4 über der Zeit dargestellt. In einer ersten Phase I im Bereich zwischen 8 ms und 12 ms nach der Detektion eines Unfalls ist die Straffvorrichtung 14 aktiviert, und der Sicherheitsgurt 3 wird auf den Gurtaufroller 4 aufgerollt. Nach der Beendigung der Straffbewegung nach 12 ms findet kein Gurtbandeinzug mehr statt, der Sicherheitsgurt 3 steht praktisch still. In der Phase II des Stillstandes des Sicherheitsgurtes 3 zwischen 12 ms und 20 ms findet das Aufblasen des aufblasbaren Sicherheitsgurtes 3 statt. Nach dem Abschluss des Aufblasens des Sicherheitsgurtes 3 nach 20 ms findet in einer Phase III ein durch eine Kraftbegrenzungseinrichtung ermöglichter kraftbegrenzter Gurtbandauszug statt.