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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren für die Herstellung eines Beschichtungsaufbaus mit biozider Wirkung gegen Pilze, Schimmel, Algen, Bakterien und deren Symbiosen. Gemäß der vorliegenden Erfindung werden mindestens zwei verschiedene Wirkstoffe in zeitlich voneinander getrennten Arbeitsgängen aufgetragen oder eingebracht, von denen mindestens ein Wirkstoff mindestens eine Pyrithionionen abspaltende, wasserlösliche oder wasserverdünnbare Pyrithionverbindung mit einem Löslichkeitsprodukt, größer als die des Zinkpyrithions in wässriger Lösung, bei pH-Werten zwischen 3 und 14, vorzugsweise pH 3,5 bis 9, enthält, und mindestens ein anderer, keine Pyrithionverbindung enthaltender Wirkstoff, mindestens eine Zink- und/oder Kupfer- und/oder Silber-Verbindung enthält.
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Es ist bereits bekannt, in den Beschichtungsstoffen und den daraus hergestellten Beschichtungsaufbauten schwerlösliche Pyrithionverbindungen einzusetzen. So wurden gemäß der BPD (Biocidal Product Directive, 98/8/EG), die den Einsatz aller Biozide für die verschiedenen Anwendungszwecke gesetzlich regelt, für den vorbeugenden Schutz schwerlösliches Zink- und Kupfer-Pyrithion für Beschichtungsaufbauten angemeldet.
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Besonders nachteilig beim Einsatz dieser schwerlöslichen Biozide wirkt sich aus, dass bislang polare, die Umwelt belastende Lösungsmittel eingesetzt werden mussten, um eine gleichmäßigere Verteilung und ein tieferes Eindringen zum Tiefenschutz (bei porösen Werkstoffen unabdingbar) zu erreichen. Ebenso nachteilig ist es nach dem Stand der Technik, die schwerlöslichen Pyrithionverbindungen mehr oder weniger feinteilig dispergiert einzusetzten, da durch die notwendigerweise eingesetzten Dispergierhilfsmittel, sowie Korngrößenunterschiede und die Verteilung der Biozidkörner in hoher Konzentration bis hin an die Beschichtungsoberfläche, die Auswaschrate der schwerlöslichen Pyrithionverbindungen unerwünscht erhöht wird. Um eine gezielte Verfügbarkeit des Biozids am Ort der biologischen Beanspruchung zum ausreichenden Schutz des – oder durch den – Beschichtungsaufbau zu erreichen, müssen somit bisher höhere Mengen des schwerlöslichen Biozids eindispergiert werden. Damit werden Biozidteilchen nahe oder auf der Beschichtungsoberfläche verstärkt umweltbelastend und wirksamkeitsmindernd ausgewaschen. Das erklärte Ziel der BPD ist jedoch die Minimierung der Auswirkungen von Bioziden auf Menschen und Umwelt. Umfangreiche Versuche zur Abgabe von Bioziden an Umweltkompartimente und entsprechende Bewertung mit einschränkenden Auflagen sind Basis für eine Marktzulassung aller Biozide und biozider Zubereitungen in der EU. Es besteht deshalb größtes Interesse, den Biozideinsatz selbst und die Abgabe an, bzw. die Nebenwirkungen auf die Umwelt aus biozid ausgerüsteten Beschichtungen durch gezielt gesteuerte Freisetzung zu minimieren.
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Ziel und Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, durch ein verbessertes Verfahren die beschriebenen Nachteile für die Herstellung von Beschichtungsaufbauten zu minimieren. Es sollte ein möglichst dauerhaft vorbeugender Biozidschutz wirksamkeits- und umweltoptimiert durch, auf den Anwendungszweck zugeschnittene Beschichtungsaufbauten erreicht werden.
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Überraschend wurde festgestellt, dass diese Ziele und Aufgaben mit dem erfindungsgemäßen Verfahren gelöst werden konnten, indem mindestens zwei verschiedene Wirkstoffe in zeitlich voneinander getrennten Arbeitsgängen aufgetragen oder eingebracht werden, von denen mindestens ein Wirkstoff mindestens eine Pyrithionionen abspaltende, wasserlösliche oder wasserverdünnbare Pyrithionverbindung mit einem Löslichkeitsprodukt, größer als die des Zinkpyrithions in wässriger Lösung, bei pH-Werten zwischen 3 und 14 – bevorzugt zwischen pH 3,5 bis 9,5 – enthält, und mindestens ein anderer, keine Pyrithionverbindung enthaltender Wirkstoff, mindestens eine Zink- und/oder Kupfer- und/oder Silber-Verbindung enthält, deren Metallionen die entsprechenden schwerlöslichen Pyrithionverbindungen ausbilden können.
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Überraschenderweise wurde festgestellt, dass sich beim Auf-, bzw. Einbringen der Wirkstoffe nach dem erfindungsgemäßen Verfahren größere Eindringtiefen (abhängig von den zu beschichtenden Materialien oder Gegenständen) und eine bessere Verteilung im Beschichtungssystem selbst, vor allem im Bewitterungsverlauf und auch hinsichtlich der Beschichtungssystemoberfläche, ergeben.
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Bringt man z. B. auf Holz oder poröse, penetrierbare mineralische Baustoffe oder Bauteile in einem ersten Arbeitsgang entsprechend dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Pyrithionionen abspaltende, wasserlösliche oder wasserverdünnbare Pyrithionverbindung mit einem Löslichkeitsprodukt, größer als die des Zinkpyrithions in wässriger Lösung, bei pH-Werten zwischen 3 und 14, vorzugsweise pH 3,5 bis 9 als Wirkstoff auf bzw. ein, so lagern diese Pyrithionionen sich aufgrund der Wasserlöslichkeit auch in den tiefer gelegenen, penetrierbaren Materialschichten ab. Bringt man in einem weiteren Arbeitsgang den anderen, eine Zink- und/oder Kupfer- und/oder Silber-Verbindung enthaltenden Wirkstoff auf, so bilden sich aus der bereits vorliegenden Pyrithionionenschicht gleichsam ”in situ” auf den Holzfasern – oder bis tief in die saugfähigen – Poren die schwerlöslichen Pyrithionverbindungen.
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Da das Löslichkeitsprodukt der Pyrithionionen abgebenden Verbindungen ein größeres Löslichkeitsprodukt als Zinkpyrithion besitzt, ist unter Gebrauchsbedingungen, d. h. sowohl bei saurem Regen als auch auf alkalischen Betonuntergründen, im Beschichtungsaufbau die Nachlieferung von Pyrithionionen auch dorthin gesichert, wo durch Auslaugung aus den schwerlöslichen Zink-, Kupfer- und Silberpyrithionen Pyrithionionen abgegeben werden.
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Die Bildung der löslichen, wanderungsfähigen Metallionen muss nicht schon direkt durch die eingesetzten Zink-, Kupfer-, oder Silberverbindungen nach Ausbildung der Beschichtung erfolgen, sondern kann auch im Verlauf des vorgesehenen Gebrauchs durch Bewitterungsreaktionen entstehen. Ein Beispiel hierfür ist Zinksulfid oder durch EDTA komplexiertes Zink und Kupfer. So wird z. B. Zinksulfid, durch Abbau in der Bewitterung erst allmählich in wasserlösliches Zinksulfat überführt, wodurch die wassergesteuerte Wanderung der Zinkionen in Richtung des biologisch beanspruchten Substrats und hin zu den Pyrithionionen im verfahrensgemäßen Beschichtungsaufbau erfolgen kann.
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Als Pyrithionionen abspaltende Pyrithionverbindungen, werden beispielsweise Pyrithion selbst, Natrium-, Kalium-, Ammoniumpyrithion oder ggfls. auch mit Chitosan umgesetztes Pyrithion oder das Magnesiumsulfataddukt von 2,2'dithiopyridin-1,1'-dioxid, in den Beschichtungsstoffen, die den einen erforderlichen Arbeitsgang des erfindungsgemäßen Verfahrens für die Herstellung des Beschichtungsaufbaus bilden, eingesetzt. Abgestimmt auf das biologische Befallsrisiko werden diese Pyrithionionen abspaltenden Pyrithionverbindungen in einer Konzentration von 0,0001% bis 100%, – bevorzugt in einer Konzentration von 0,001% bis 70% – als Wirkstoff eingesetzt.
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Zur Unterstützung der gleichmäßigeren oder tieferen Verteilung der Pyrithionverbindungen in und durch die verfahrensgemäß aufgebrachten Beschichtungen, werden deren Wirkstoffe, abhängig vom Löslichkeitsprodukt und der Einsatzkonzentration, in Lösungsmitteln, vorzugsweise in Wasser und/oder langsamer als Wasser verdunstenden, wasserverdünnbaren, polaren Lösungsmitteln wie beispielsweise Glykolverbindungen, Dimethylsulfoxid, Texanol eingesetzt.
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In den Beschichtungsstoffen, die den zweiten, Arbeitsgang – angewandt zeitlich nach dem vorstehend als erstem Arbeitsgang beschriebenen – für die erfindungsgemäße Herstellung des Beschichtungsaufbaus bilden, werden als Zink-, Kupfer- und Silber-Verbindungen beispielsweise deren Oxide, Oxidhydrate, Hydroxide, Hydroxikarbonate, Karbonate, aber auch deren Phosphate, Silikate, und Borate und Zinksulfid eingesetzt.
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Das überraschend gefundene Wirkungsprinzip ist speziell auch zur Behinderung von symbiotisch aufgebauten mikrobiologischen Lebensgemeinschaften wie Bewuchs oder Biofilmen geeignet. Durch das erfindungsgemäße Verfahren, d. h. die verfahrensgemäß erfolgte Verteilung der Wirkstoffe auf verschiedene Beschichtungen und den auf den Anwendungszweck ausgerichteten Beschichtungsaufbau, diffundieren gelöste Pyrithionverbindungen, wie idealerweise anzustreben, mit dem – im Rahmen der gebrauchsgemäßen Beanspruchung – eintretenden Wasser zum vorgesehenen Wirkungsort. Dort bilden sich die wirksamen, auslaugungsresistenteren, schwerlöslicheren Pyrithionverbindungen, die in der Folge kontrolliert freigesetzt werden.
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Als besonders vorteilhaft erwies sich, die Pyrithionionen abspaltende Beschichtung erfindungsgemäß gut austrocknen zu lassen, so dass die Beschichtung mit dem anderen Wirkstoff der mindestens eine Zink- und/oder Kupfer- und/oder Silber-Verbindung enthält, erst nach erfolgter Verfestigung, z. B. durch tiefes Eindringen in oder Fixierung auf dem Substrat oder auch Antrocknung des vorhergehend angewandten Wirkstoffs aufgetragen oder eingebracht wird. Damit kann unter der, durch gebrauchsmäßige Bewitterung vorgegebenen Diffusionsrichtung durch die Auswahl des Beschichtungsaufbaus die bevorzugte Bildung der schwerlöslicheren Pyrithionverbindungen zum gewählten Wirkungsort hin gesteuert werden. Die Herstellung des Beschichtungsaufbaus gemäß erfindungsgemäßem Verfahren wird, je nach Beanspruchung, und geforderter Funktionsdauer auch mit mehr als zwei Beschichtungen ausgeführt. Somit ist es möglich, sowohl die Pyrithionverbindungen als auch die Zink-, Kupfer- und Silber-Verbindungen auf mehrere verschiedene Beschichtungen zu verteilen und damit die Auslaugung des gebildeten Pyrithionbiozids einschließlich der Wanderung seiner Bildungskomponenten angepasst auf die Anwendungsbedingungen zu steuern.
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Abhängig von der Witterungs- sowie der biologischen Beanspruchung und dem daraus resultierenden Schutzbedürfnis der jeweiligen Oberfläche, z. B. Beton- oder Holzflächen, die von der Rückseite her befeuchtet werden, ist es vorteilhaft, zunächst mit dem ersten Arbeitsgang als Wirkstoff mindestens eine Pyrithionionen abspaltende, wasserlösliche oder wasserverdünnbare Pyrithionverbindung mit einem Löslichkeitsprodukt, größer als die des Zinkpyrithions in wässriger Lösung einzubringen, um verfahrensgemäß die gewünschten, schwerlöslichen Pyrithionverbindungen auch ortsnah im Beton oder Holz und dessen Schwindrissen erzeugen zu können. Durch diese Verfahrensweise wird ein minimierter Austrag von Biozid über die Oberfläche des Beschichtungsaufbaus in die Umwelt erreicht.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung wird vorteilhaft über stabilisierte, d. h. komplexierte Zink-, Kupfer- oder Silber-Verbindungen deren beschleunigter Transport zu den Pyrithionverbindungen erreicht. Im speziellen Fall werden in dem erfindungsgemäßen Verfahren dem und/oder den eingesetzten Wirkstoffen neben Wasser und wasserverdünnbaren Lösungsmitteln vorzugsweise Ammoniumhydroxid und/oder Aminverbindungen zugesetzt.
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Den verfahrensgemäß, in den verschiedenen Arbeitsgängen, verwendeten Wirkstoffen werden zusätzlich andere Biozide, vorzugsweise Iodpropinylbutylcarbamat, Isothiazolinone, einschließlich n-Octylisothiazolinon und/oder Pyrithroide, zugegebenen, um breitere Wirkungsspektren zu erreichen. Diese und auch weitere Biozide, wie Triazolverbindungen, z. B. Tebuconazol, Irgarol und Propiconazol, quaternäre Ammoniumsalze, die schwerlöslichen Pyrithionverbindungen des Zinks, Kupfers und Silbers, feinstverteiltes/kolloidales Kupfer und Silber sowie das Magnesium-Pyrithiondisulfid Addukt, werden auch – ggfls. ohne die verfahrensgemäßen Wirkstoffe – in Beschichtungsstoffen eingesetzt, die als weitere Beschichtungsgänge gemäß erfindungsgemäßen Verfahren aufgetragen oder eingebracht werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird im Flut-, Tauch-, Druck- und/oder Vakuumverfahren zur Tiefimprägnierung oder Konservierung von Holz oder porösen oder penetrierbaren mineralischen Untergründen angewandt. Zur Oberflächenbeschichtung werden Streich-, Roll- und Spritzverfahren eingesetzt.
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Besonders vorteilhaft werden die Wirkstoffe im Druck- und/oder Vakuumverfahren in saugende oder poröse Beschichtungsuntergründe eingebracht. So werden zur Holzimprägnierung üblicherweise eingesetzte Zink- und Kupfersalz(Bis-(N-cyclohexyldiazeniundioxy)-Kupfer, Kupfer-, Zinkoxid, Zink-, Kupferhydroxikarbonat) im Druck- und/oder Vakuumverfahren bis tief ins Holz eingelagert. Sie werden nach dem erfindungsgemäßen Verfahren in einem zweiten Arbeitsgang, über beispielsweise Tauchen, in einer Pyrithionsalzlösung weiterbehandelt, wodurch sich die schwerlöslichen Pyrithionverbindungen auch bis tief ins Holz hinein bilden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird auch im Rahmen zur Bohrlochtränkung angewandt. Dabei wird, ausgehend von in das poröse, zu tränkende Bauteil eingebrachten Bohrlöchern der eine Wirkstoff über kappillare Saugkräfte oder auch angewandten Druck in verdünnter Konzentration, d. h. kleiner 1% Wirkstoffgehalt in das Bauteil eingebracht. Nach Austrocknung wird der zweite Wirkstoff eingebracht, wobei sich die schwerlöslichen Pyrithionverbindungen einlagern.
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In einer anderen Variante zur Holzimprägnierung werden lösliche Zink- und/oder Kupfer- und/oder Silber-Verbindungen mit Triazolverbindungen, z. B. Tebuconazol, und/oder Propiconazol, und/oder auch quaternären Ammoniumsalzen und/oder Borverbindungen im ersten Arbeitsgang tief ins Holz eingebracht. Im zweiten Arbeitsgang werden entsprechend erfindungsgemäßem Verfahren beispielsweise durch Tauchen in einer Pyrithionsalzlösung die schwerlöslichen Pyrithionverbindungen auch bis tief ins Holz gebildet. Die Konzentration der Pyrithionsalzlösung wird entsprechend der, durch das Verfahren bestimmten Aufnahmemenge und der Menge der zuvor eingebrachten Zink- und/oder Kupfer- und/oder Silber-Verbindungen so eingestellt, dass möglichst weitgehende Umsetzung zu schwerlöslichen Pyrithionverbindungen erfolgt. Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird neben einer generellen Wirksamkeitssteigerung auch eine vorbeugende Wirksamkeit gegen weitere Schadorganismen, wie schädigende Erstbesiedler des Holzes – beispielsweise Bläuepilze und Bakterien – erreicht.
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Im erfindungsgemäßen Verfahren ist es zur Steuerung der Freisetzung, Auslaugung und Wanderung der mobilen Ionen in Richtung verzögerter – und damit langandauernder – Freisetzung vorteilhaft, dass die in den verschiedenen Arbeitsgängen verwendeten Pyrithionverbindung/en ganz oder teilweise im mikroverkapseltem Zustand und/oder eingebunden in einer Polymermatrix, aufgetragen oder eingebracht werden. Dementsprechend wird auch die Freisetzung, Auslaugung oder Wanderung der aufgebrachten Zink-, Kupfer- oder Silber-Verbindungen durch ihren mikroverkapselten Zustand oder die Einbindung in eine Polymermatrix vorteilhaft gesteuert.
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Durch verfahrensgemäßen Einsatz der Wirkstoffe in verschiedensten Beschichtungsstoffen mit unterschiedlichsten Pigmentvolumenkonzentrationen und Bindemitteln, wie beispielsweise Kunstharzdispersionen und/oder -emulsionen oder -Lösungen, Wassergläsern, Polyester-, Alkyd-, Melamin-, Acrylat-, Epoxid-, Isocyanatharzen und auch durch Variation der Löslichkeitsprodukte der Wirkstoffverbindungen werden die Wirkstoffionion unter Gebrauchsbedingungen, durch Wassereinfluß gesteuert, nachgeliefert. So ist eine langandauernde, gezielte Nachlieferung der Ionen – und damit die biozide Wirksamkeit – in dem, nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten, Beschichtungsaufbau sicher zu erreichen. Die Variation der Pigmentvolumenkonzentration wird durch Zusatz von in Beschichtungsstoffen üblicherweise eingesetzten Pigmenten und Füllstoffen vollzogen.
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Als besonders vorteilhaft hat sich die gezielte Aushärtung von einzelnen Beschichtungsstoffen des Beschichtungsaufbaus mittels UV-Strahlen erwiesen, um poröse, aufnahmefähige Beschichtungen zu erzeugen. Dafür werden mit UV-Strahlen aushärtbare Bindemittel, z. B. Acrylat- oder Polyesterharze eingesetzt.
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Wenn in einem anderen Fall, wie z. B. der Gefahr einer mikrobiologischen Kontamination, an der Beschichtungsoberfläche wirksam begegnet werden soll, ist vorteilhaft zunächst mit dem ersten Arbeitsgang als Wirkstoff mindestens eine Zink- und/oder Kupfer- und/oder Silber-Verbindung aufzutragen oder einzubringen. Hierdurch wird dann im verfahrensgemäßen Beschichtungsaufbau die Auslaugung der neu gebildeten, schwerer löslichen Pyrithionverbindungen wirkungsverlängernd gesteuert.
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Nach dem Verbot von zinnorganischen Verbindungen für Antifouling-Beschichtungssysteme sind wirksame und ökonomisch wie ökologisch vertretbare Beschichtungsaufbauten gefordert. Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Beschichtungsaufbauten werden auf Korrosionsbeschichtungen oder auf Metallen – objektbezogen zusammengestellt – und für z. B. bewuchshemmende Metallbeschichtungen oder Beschichtungen mit permanentem Wasserkontakt, wie Antifoulingbeschichtungen, eingesetzt. Nach erfindungsgemäßen Verfahren wird auf die Korrosionsbeschichtung von Unterwasserbauteilen oder Schiffsrümpfen beispielhaft im ersten Arbeitsgang ein Beschichtungsstoff mit einer Zinkverbindung als Wirkstoff (z. B. Zinkhydroxid), im zweiten Arbeitsgang ein Beschichtungsstoff mit einer Pyrithionverbindung als Wirkstoff (z. B. Natrium- und Manganpyrithion) und im dritten Arbeitsgang ein Beschichtungsstoff mit einer Kupferverbindung als Wirkstoff (z. B. Kupferhydroxid) und zusätzlich Kupferpyrithion aufgebracht. Die im ersten Arbeitsgang aufgebrachte Beschichtung dient als tiefer liegendes Wirkstoffreservoir und die im zweiten Arbeitsgang aufgebrachte Beschichtung liefert die durch Leaching, in der obersten biozid bewuchshemmenden Schicht verbrauchten Pyrithionverbindungen unter Bildung von schwerlöslichen Pyrithionverbindungen nach.
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Gegen die unerwünschte Übertragung von Keimen auf vielberührten Gegenständen wird in einer weiteren Anwendung einer oder mehrere der Wirkstoffe entsprechend dem erfindungsgemäßen Verfahren in einzelnen Arbeitsgängen auf Klebe- oder Schrumpffolie aufgebracht und nach dem Trocknen werden die Folien mit der aufgebrachten Wirkstoffbeschichtung auf die zu schützenden Materialien aufgeklebt oder aufgeschrumpft. In einer anderen Variante bildet der die Zink-, Kupfer- und Silberverbindungen enthaltende Beschichtungsstoff selbst die Klebe- oder Schrumpffolie im erfindungsgemäßen Verfahren aus. Die Beschichtung kann zusätzlich durch Einsatz von Zinksulfid zum Nachleuchten gebracht werden ( Beispiel 5). Turnusgemäße Desinfektionen können vorteilhaft mit Pyrithionlösung vollzogen werden, wobei die Bildung schwerlöslichen Zink-, Kupfer- oder Silberpyrithions entsprechend erfindungsgemäßem Verfahren die Dauer und Wirksamkeit des Oberflächenschutzes erhöht.
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In einer weiteren Anwendung werden die Wirkstoffe nach dem erfindungsgemäßen Verfahren, in plastischen oder elastischen Beschichtungsstoffen eingearbeitet, als Versiegelung für Fugen ausgeführt.
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Für abriebfeste Beschichtungen im verfahrensgemäß hergestellten Beschichtungsaufbau, z. B. auf mineralischen Beschichtungsuntergrund, wird der, die Zink-, Kupfer- oder Silber-Verbindungen enthaltende Beschichtungsstoff bei höherer Temperatur aufgesintert.
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Zur Renovierung oder Auffrischung der Wirksamkeit des erfindungsgemäß hergestellten Beschichtungsaufbaus kann im Fall einer intakten, Zink-, Kupfer- oder Silber-Verbindungen enthaltenden Oberfläche, mit einem Beschichtungsstoff, der nur Pyrithionionen abspaltende Pyrithionverbindungen enthält, überarbeitet werden. Andererseits wird der Austritt mobiler Pyrithionionen aus dem Beschichtungsaufbau durch Aufbringen einer Abschlussbeschichtung mit Zink-, Kupfer- oder Silberverbindungen Umwelt- und wirsamkeitsverbessernd gesteuert.
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Beispiel 1
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Holzlasur Beschichtungsstoffe
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Beschichtungsstoff I: Imprägnierlasur („Pyrithionionen abspaltende Beschichtung”)
Acrylatdispersion (40%ig) | 10.0% |
Eisenoxidpasten (30–40%ig) | 2.5% |
Aminopropanol | 0.5% |
Ammoniaklösung (5%ig) | 0.5% |
Entschäumer | 0.5% |
NaPy(40%ig) | 2.0% |
Wasser | ad 100% |
Beschichtungsstoff II: Dickschichtlasur (Zink, Kupfer oder Silber enthaltende Verbindung)
Acrylatdispersion (40%ig) | 80.0% |
Zinkoxid (transparen0t) | 3.0% |
Eisenoxidpasten (30%ig) | 1.5% |
Netzmittel | 0.5% |
Entschäumer | 0.8% |
PU-Verdicker | 2.0% |
Glykolester | 1.0% |
Aminopropanol | 0.5% |
Ammoniaklösung (5%ig) | 0.5% |
Wasser | ad 100% |
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Im erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung des Beschichtungsaufbaus wird Beschichtungsstoff I mit 100 ml/m2 auf Holz aufgebracht. Nach Durchtrocknung werden zwei Beschichtungen des Beschichtungsstoffs II mit je 120 ml/m2 darüber beschichtet.
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Beispiel 2
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Fassaden Beschichtung
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Beschichtungsstoff I: Grundierung („Pyrithionionen abspaltende Beschichtung”)
Acrylatdispersion (40%ig) | 10.0% |
Titandioxid | 10.0% |
Bentone (Bentone 4%ig) | 3.0% |
Netzmittel | 0.5% |
Aminopropanol | 0.5% |
Ammoniaklösung (5%ig) | 0.5% |
Entschäumer | 0.5% |
NaPy(40%ig) | 1.5% |
Wasser | ad 100% |
Beschichtungsstoff II: Deckanstrich (Zink, Kupfer oder Silber enthaltende Verbindung)
Acrylatdispersion (40%ig) | 50.0% |
Zinksulfid | 1.0% |
Zinkoxid | 10.0% |
Titandioxid | 10.0% |
Talkum | 7.0% |
Bentone (Bentone 4%ig) | 3.0% |
Zinksilikat | 5.0% |
Netzmittel | 0.5% |
Entschäumer | 0.8% |
Verdicker | 2.0% |
Glykolester | 1.0% |
Aminopropanol | 0.5% |
Ammoniaklösung (5%ig) | 0.5% |
ZnPy(10%ig) | 0.5% |
Wasser | ad 100% |
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Im erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung des Beschichtungsaufbaus wird Beschichtungsstoff I mit 100 ml/m2 auf die Fassade aufgebracht. Nach Durchtrocknung werden zwei Beschichtungen des Beschichtungsstoffs II mit je 120 ml/m2 darüber beschichtet.
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Beispiel 3
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Silikatfarben Fassaden Beschichtung
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Beschichtungsstoff I: Grundierung („Pyrithionionen abspaltende Beschichtung”)
Kaliwasserglas (35 BE) | 20.0% |
Kalilauge (50%) | 0.5% |
Styrolacrylatdispersion (40%ig) | 3.0% |
Titandioxid | 7.0% |
Talkum | 10.0% |
Bentone (Bentone 4%ig) | 2.5% |
Netzmittel | 0.5% |
Aminopropanol | 0.5% |
Quarternäres Ammoniumsalz | 1.0% |
Verdicker | 0.2% |
Entschäumer | 0.2% |
NaPy(40%ig) | 4.0% |
Wasser | ad 100% |
Beschichtungsstoff II: Deckanstrich (Zink, Kupfer oder Silber enthaltende Verbindung)
Styrolacrylatdispersion (40%ig) | 5.0% |
Kaliwasserglas (35 BE) | 20.0% |
Kalilauge (50%) | 0.5% |
Quarternäres Ammoniumsalz | 1.0% |
Zinksulfid | 4.0% |
Zinksilikat | 5.0% |
Titandioxid | 15.0% |
Talkum | 10.0% |
Bentone (Bentone 4%ig) | 3.0% |
Netzmittel | 0.5% |
Entschäumer | 0.8% |
Verdicker | 2.0% |
Aminopropanol | 0.5% |
Zinkpyrithion | 0.5% |
Wasser | ad 100% |
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Im erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung des Beschichtungsaufbaus wird Beschichtungsstoff I mit 100 ml/m2 auf die Fassade aufgebracht. Nach Durchtrocknung werden zwei Beschichtungen des Beschichtungsstoffs II mit je 120 ml/m2 darüber beschichtet.
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Beispiel 4
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Konzentrat für Kesseldruckimprägnierung
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Beschichtungsstoff I: Konzentrat („Kupfer enthaltende Verbindung”)
Kupferhydroxikarbonat | 10.0% |
Bis-(N-cyclohexyldiazeniundioxy)Kupfer | 7.0% |
Borsäure | 3.0% |
Netzmittel | 0.5% |
Aminopropanol | 0.5% |
Ammoniaklösung (5%ig) | 3.0% |
Entschäumer | 0.5% |
Wasser | ad 100% |
Beschichtungsstoff II: (Pyrithionionen abspaltende Beschichtung)
Natriumpyrithion | 0.5% |
Wasser | ad 100% |
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Im erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung des Beschichtungsaufbaus wird Beschichtungsstoff I mit 3 kg/m3 Holz im Kesseldruckverfahren in das Holz eingebracht. Nach Durchtrocknung wird in Beschichtungsstoffs II getaucht (Aufnahmemenge 50–80 ml/m2 Holzoberfläche).
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Beispiel 5
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Konzentrat für Kesseldruckimprägnierung
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Beschichtungsstoff I: Konzentrat („Kupfer enthaltende Verbindung”)
Kupferhydroxikarbonat | 12.0% |
Kupferhydroxid | 12.0% |
Borsäure | 5.0% |
Tebuconazol | 0.8% |
Dispergiermittel | 0.5% |
Aminopropanol | 0.5% |
Ammoniaklösung (5%ig) | 4.0% |
Entschäumer | 0.5% |
Wasser | ad 100% |
Beschichtungsstoff II: (Pyrithionionen abspaltende Beschichtung)
Natriumpyrithion | 0.5% |
Wasser | ad 100% |
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Im erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung des Beschichtungsaufbaus wird Beschichtungsstoff I mit 4 kg/m3 Holz im Kesseldruckverfahren in das Holz eingebracht. Nach Durchtrocknung wird in Beschichtungsstoffs II getaucht (Aufnahmemenge 50–80 ml/m2 Holzoberfläche).