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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Messung der Junction-Temperatur (Sperrschichttemperatur) bei Leistungshalbleitern in einem Stromrichter sowie ein dazu verwendetes Verfahren zur Durchführung einer Strommessung für kleiner Ströme in Strompfaden mit hohem Nennstrom und geeignete Schaltungsanordnung.
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Die Messung von kleinen Strömen in Strompfaden mit hohem Nennstrom (z. B. kleine Ströme in der Größenordnung von 0,01% eines Nennstroms von z. B. 100 A) mit ausreichender Genauigkeit (z. B. 0,1% bis 1% des Messwertes) ist oft problematisch, da die Messeinrichtung auf den Nennstrom ausgelegt werden muss, um diese nicht zu überlasten. Um bei der Strommessung eine maximale relative Messabweichung von nur einem Prozent eines Messwertes, der nur 0,01% des Nennstroms (Messbereichsendwert) beträgt, zu garantieren, dürfte die Messeinrichtung eine maximale auf den Messbereichsendwert bezogene Messabweichung von nur 1 ppm aufweisen. Eine derartige Genauigkeit zur gewährleisten, würde einen enormen messtechnischen Aufwand erfordern, der in vielen Anwendungen nicht möglich oder nicht wirtschaftlich ist.
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Insbesondere bei integrierten Leistungshalbleiterschaltungen, wie sie beispielsweise in Stromrichtern eingesetzt werden, ist eine Messung mit der oben erwähnten Genauigkeit problematisch. Stromrichter werden häufig als vorgefertigte Leistungshalbleitermodule gefertigt, die eine bestimmte Basisfunktionalität zur Verfügung stellen und vom Anwender in unterschiedlichen Applikationen verwendet und an diese angepasst werden können. Während früher ein Leistungshalbleitermodul im Wesentlichen nur die für die Stromrichterfunktion essentiellen Leistungstransistoren und die zum Betrieb notwendige Ansteuerelektronik (abgeschlossen in einem gekühlten Modulgehäuse) umfasste, stellen moderne Leistungshalbleitermodule zusätzliche Funktionen zur Überwachung des Stromrichterbetriebs sowie zur Fehlerdiagnose zur Verfügung. Derartige Leistungshalbleitermodule mit erweiterter Funktionalität werden deshalb auch als ”intelligente Leistungshalbleitermodule” (abgekürzt: IPM – intelligent power module) bezeichnet.
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Eine Funktion, die ein IPM neben der eigentlichen Stromrichterfunktion zur Verfügung stellt, ist z. B. die Messung der Sperrschichttemperatur (Junction-Temperatur) eines Leistungshalbleiterschalters (z. B. IGBT, MOSFET) zu Diagnosezwecken, wie z. B. zur Erkennung von Alterungserscheinung der Leistungselektronik und zur Prognose der Restlebensdauer des Moduls.
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In
DE 10 351 843 A1 und
DE 43 24 982 A1 werden derartige Verfahren zum Messen der Sperrschichttemperatur eines Leistungstransistors bzw. eines GTO-Thyristors beschrieben.
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Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht darin, ein Verfahren zur genauen Messung kleiner Ströme in Strompfaden mit hohen Nennströmen zur Verfügung zu stellen, insbesondere um eine einfache Messung der Sperrschichttemperatur eines Leistungstransistors zu ermöglichen, um daraus Aussagen über die den Fortschritt des Alterungsprozesses des Transistors und die Restlebensdauer machen zu können.
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Diese Aufgabe wird durch das Verfahren gemäß Anspruch 1 sowie durch die Schaltungsanordnungen gemäß den Ansprüchen 3 und 10 gelöst. Unterschiedliche Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Es wird ein Verfahren zur Bestimmung der Sperrschichttemperatur eines Leistungstransistors in einem Stromrichter offenbart. Das Verfahren umfasst folgende Schritte: Stoppen des Stromrichterbetriebs für mindestens eine Messzeitdauer; Leitendes Ansteuern des Leistungstransistors; Einspeisen eines Stroms in einen Laststrompfad des Leistungstransistors; Messen des Spannungsabfalls über dem Laststrompfad des Leistungstransistors; Berechnen der Sperrschichttemperatur aus dem Spannungsabfall. Das Einspeisen des Stroms umfasst dabei folgendes: Messen eines durch den Leistungstransistor fließenden Ruhestroms in einer mit dem Leistungstransistor verbundenen Versorgungsleitung; Einstellen der Höhe des einzuspeisenden Stroms derart, dass diese der Differenz zwischen einem vordefinierten, konstanten Teststrom und dem gemessenen Ruhestrom entspricht; und Einspeisen des Stromes, sodass der in dem Leistungstransistor fließende Summenstrom dem vordefinierten, konstanten Teststrom entspricht.
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Des Weiteren wird eine Stromrichteranordnung offenbart, die geeignet ist, das oben zusammengefasste Verfahren zu realisieren.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen näher erläutert. Die folgenden Erläuterungen beziehen sich auf die folgenden in den Abbildungen dargestellten Figuren:
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1 ist ein Schaltbild eines Teils eines Dreiphasen-Stromrichters mit drei parallel geschalteten Leistungstransistor-Halbbrücken (sog. ”Six-Pack”);
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2 ist ein Schaltbild einer Schaltungsanordnung umfassend eine Stromquellenanordnung sowie eine Mess- und Auswerteeinheit zur Bestimmung der Sperrschichttemperatur eines Leistungstransistors;
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3 zeigt in einem Diagramm den funktionalen Zusammenhang zwischen der Laststreckenspannung eines Transistors und dessen Sperrschichttemperatur bei einem vorgegebenen konstanten Teststrom durch den betreffenden Transistor;
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4 ist ein Schaltbild, in dem die Stromquellenanordnung aus 2 detaillierter dargestellt ist.
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5 zeigt ein Schaltbild eines Ausführungsbeispiels einer Strommesseinrichtung zur Messung des durch Sperrströme verursachten Ruhestroms in der Versorgungsleitung der Transistoren aus 1; und
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6 zeigt ein zur 5 alternatives Ausführungsbeispiel.
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In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche Komponenten bzw. Signale mit gleicher Bedeutung.
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Wie eingangs erwähnt, besteht eine Funktion, die ein IPM neben der eigentlichen Stromrichterfunktion zur Verfügung stellt, z. B. in der Messung der Sperrschichttemperatur (Junction-Temperatur) eines Leistungshalbleiterschalters (z. B. IGBT, MOSFET) zu Diagnosezwecken, was zur Erkennung von Alterungserscheinung der Leistungselektronik und zur Prognose der Restlebensdauer des Moduls verwendet werden kann. Eine sehr einfache und aus diesem Grund wirtschaftlich interessante Methode, die Sperrschichttemperatur eines Leistungstransistors während des Betriebs eines Leistungshalbleiterschalters zu messen, ist eine indirekte Messung, bei der zuerst – bei vorgegebenem Teststrom als Laststrom – die Spannung über der Laststrecke des interessierenden Transistors (Drain-Source-Spannung bei MOSFETs oder die Kollektor-Emitter-Spannung bei IGBTs) ermittelt und daraus die gesuchte Sperrschichttemperatur berechnet wird. Da der vorgegebene Teststrom typischerweise in der gleichen Größenordnung liegen muss wie die Sperrströme der Leistungshalbleiterschalter und die Sperrströme stark temperaturabhängig sind, müssen in vielen Anwendungen die Sperrströme gemessen werden, um sie bei der Einstellung des vorgegebenen Teststroms berücksichtigen zu können.
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Der konstante Teststrom muss dabei so gering sein, dass er zu keiner nennenswerten Eigenwärmung des Transistors beiträgt. Deshalb steht man auch bei der Messung der Sperrschichttemperatur vor dem oben erläuterten Problem, im Laststromzweig des Halbleitermoduls (z. B. in der Versorgungsleitung zwischen Leistungstransistor und Zwischenkreis eines Stromrichters) mit Nennströmen über 100 A Sperrströme in der Größenordnung von wenigen Milliampere zu messen. Zuerst soll jedoch anhand eines Beispiels das Messprinzip der Sperrschichttemperaturmessung erläutert werden.
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Die 1 zeigt anhand eines Schaltbilds den typischen Aufbau des Leistungselektronikteils eines 3-Phasen-Stromrichters 100. Der Stromrichter 100 umfasst für jede Phase eine Halbbrücke (Halbbrücke 1, Halbbrücke 2, Halbbrücke 3), wobei jede der Halbbrücken 1, 2 und 3 aus je zwei in Serie geschalteten Leistungstransistoren (T1top, T1bat; T2top, T2bot; T3top, T3bot) besteht. Die Halbbrücken sind jeweils zwischen eine erste Versorgungsleitung LHI mit dem Potential VCC und eine zweite Versorgungsleitung LLO mit dem Potential VEE geschaltet, wobei die Differenz VCC – VEE = UZK als Zwischenkreisspannung bezeichnet wird. Die Zwischenkreisspannung UZK wird in den meisten Fällen von einem parallel zu den Halbbrücken 1, 2 und 3 geschalteten Zwischenkreiskondensator CZK bereitgestellt, der über einen Gleichrichter (nicht dargestellt) oder aus einem Gleichspannungsnetz gespeist wird. Als Leistungstransistoren T1top, T1bot, T2top, T2bot, T3top, T3bot werden im vorliegenden Beispiel IGBTs verwendet. Es können in gleicher Weise jedoch auch andere Arten von Transistoren, insbesondere MOSFETs verwendet werden. Die in 1 dargestellte Anordnung von sechs Transistoren in drei Halbbrücken wird auch als ”Six-Pack” bezeichnet. Die Steueranschlüsse der Transistoren T1top, T1bot, T2top, T2bot, T3top, T3bot werden in an sich bekannter Weise durch eine Steuerschaltung (nicht dargestellt) derart angesteuert, dass die die Ausgangsströme iOUT1, iOUT2, iOUT3 (auch als Phasenströme bezeichnet) der drei Halbbrücken einem bestimmten Soll-Verlauf entsprechen. Die Ausgangsströme iOUT1, iOUT2, iOUT3 der Halbbrücken dienen üblicherweise zum Ansteuern einer Last, z. B. einer Asynchronmaschine, welche in Dreieckschaltung sowie in Sternschaltung mit dem Stromrichter verbunden sein kann. Wird als Ausgangsstrom lediglich ein einfacher (einphasiger) Wechselstrom benötigt, umfasst der Leistungselektronikteil des Stromrichters nur eine einzige Transistorhalbbrücke.
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In leistungselektronischen Schaltungsanordnungen, wie z. B. in Stromrichtern wird in den Leistungstransistoren eine hohe Verlustleistung PV umgesetzt. Dies hat entsprechend hohe Sperrschichttemperaturen TJ (Junction-Temperaturen) zur Folge, wobei die maximal zulässige Sperrschichttemperatur TJ eines Transistors die maximal zulässige Verlustleistung PV und somit dessen Einsatzmöglichkeiten bestimmt.
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Der Wärmewiderstand RTH eines Leistungstransistors, d. h. der Wärmewiderstand zwischen der aktiven Halbleiterzone (in der die Verlustleistung umgesetzt wird) und der Umgebung mit einer Umgebungstemperatur TU bestimmt die Temperaturdifferenz TJ – TU zwischen der aktiven Halbleiterzone und der kühleren Umgebung. Für die Sperrschichttemperatur TJ gilt näherungsweise der folgende mathematische Zusammenhang: TJ – TU = RTH·PV, (1) wobei PV die im Transistor umgesetzte Verlustleistung und RTH der oben erwähnte Wärmewiderstand ist. Der wirksame Wärmewiderstand RTH kann also wie folgt berechnet werden: RTH = (TJ – TU)/PV, (2) wobei die Verlustleistung PV im normalen Betrieb des Stromrichters bekannt ist oder gemessen werden kann.
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Ein Ansteigen des Wärmewiderstandes RTH im Laufe der Lebensdauer einer leistungselektronischen Einrichtung (wie z. B. eines Stromrichters) kennzeichnet die Ermüdung von Lotschichten in diversen Komponenten des mechanischen Aufbaus des leistungselektronischen Teils der Schaltung. Die Kenntnis einer Veränderung des Wärmewiderstands RTH erlaubt dem Anwender Rückschlüsse betreffend die Alterung der Bauelemente und ermöglicht so beispielsweise den rechtzeitigen Austausch der betroffenen Komponenten im Rahmen von Servicearbeiten. Dahingegen wäre ein Ausfall einer oder mehrerer leistungselektronischer Bauelemente während des Betriebs problematisch für die Sicherheit (insbesondere bei der Ansteuerung von Rotationsmaschinen), verursacht jedoch zumindest hohe Folgekosten, die bei rechtzeitiger Kennung des Alterungsprozesses vermieden werden könnten.
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Es ist bekannt, die Sperrschichttemperatur TJ aus den Lastspielen eines Stromrichters zu abzuschätzen. Ein Messverfahren für die Sperrschichttemperatur TJ ist abgesehen von der direkten Messung mit Hilfe integrierter Temperatursensoren bisher nicht bekannt.
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2 zeigt anhand eines Schaltbildes jene Schaltungskomponenten, die gemäß einem Beispiel der Erfindung für die Messung der Sperrschichttemperatur TJ benötigt werden. Der Transistor, dessen Sperrschichttemperatur gemessen werden soll, ist in 2 allgemein mit T1 bezeichnet. Das beschriebene Messverfahren sowie die dazugehörigen Schaltungsanordnungen zur Durchführung der Messung sind jedoch auf einen beliebigen Leistungstransistor anwendbar, insbesondere bei jedem der sechs in 1 dargestellten Transistoren T1top, T1bot, T2top, T2bot, T3top, T3bot. Das Messprinzip beruht auf der Tatsache, dass für einen konstanten und vorgegebenen Teststrom iT in der Laststrecke (Kollektor-Emitter-Strompfad bei einem IGBT bzw. Drain-Source-Strompfad bei MOSFETs) des Transistors T1 dessen Sperrschichttemperatur TJ einen annähernd linearen Zusammenhang mit der durch den Teststrom iT bewirkten Laststreckenspannung (Kollektor-Emitterspannung bzw. Drain-Source-Spannung) VCE des Transistors aufweist. Der Teststrom iT muss dabei konstant, temperaturunabhängig und derart gering sein, dass er zu keiner zusätzlichen Erwärmung des Transistors beiträgt. Die gemessene Laststreckenspannung VCE des Transistors Ti kann dann über den bekannten linearen funktionalen Zusammenhang TJ(VDE) = f(VCE) direkt in die Sperrschichttemperatur umgerechnet werden. Der experimentell ermittelte lineare Zusammenhang zwischen Laststreckenspannung VCE und Sperrschichttemperatur TJ ist beispielhaft in dem in 3 dargestellten Diagramm gezeigt.
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Die in 2 dargestellte Schaltungsanordnung zur Messung der Sperrschichttemperatur TJ benötigt also eine Stromquellenanordnung 13 zur Erzeugung eines konstanten Teststroms iT durch die Laststrecke des interessierenden Transistors T1 sowie eine Mess- und Auswerteeinheit 20 zur Messung des durch den Teststrom iT bewirkten Spannungsabfalls VCE über der Laststrecke des Transistors T1, wobei der gemessene Spannungswert direkt in einen die Sperrschichttemperatur repräsentierenden Messwert umgerechnet werden kann. Die Mess- und Auswerteschaltung 20 kann z. B. einen Verstärker 22 zur Verstärkung der Laststreckenspannung VCE enthalten. Dem Eingang des Verstärkers können z. B. ein Tiefpassfilter 23 sowie ein Spannungsbegrenzer 21 vorgeschaltet sein.
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Der in 3 dargestellte lineare Zusammenhang zwischen der Sperrschichttemperatur TJ und der Laststreckenspannung VCE des Leistungstransistors T1 aus 2 gilt nur für den Fall, dass der Transistor T1 leitend angesteuert ist und der im Laststrompfad fließende Teststrom iT einen definierten und konstanten Wert aufweist: TJ = f(VCE) = –p1·VCE + p2, für iT = konst., (3) wobei pi und p2 positive, vom Teststrom iT abhängige Parameter der in 3 dargestellten Regressionsgeraden sind. Der der Stromquellenanordnung 13 sowie einem Ruhestrom iM, der im Wesentlichen auf die Sperrströme der übrigen mit dem Transistor verbundenen Leistungstransistoren des Stromrichters (siehe 1) sowie auf Leckströme und dgl. zurückzuführen ist.
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Dieser Ruhestrom iM ist jedoch stark temperaturabhängig, so dass der Quellstrom iQ der Stromquellenanordnung 13 abhängig von dem Ruhestrom iM geregelt werden muss, um einen temperaturunabhängigen, d. h. konstanten Teststrom iT durch den Transistor T1 zu erhalten.
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Der Regelkreis sowie eine detaillierte Darstellung der Stromquellenanordnung 13 ist in 4 gezeigt. Die Schaltung aus 4 ist jedoch lediglich als Beispiel zu betrachten, da viele unterschiedliche Möglichkeiten existieren, die Funktionalität der in 4 dargestellten Schaltung in Hardware zu implementieren. Die Stromquellenanordnung 13 gemäß 4 umfasst beispielsweise eine temperaturstabilisierte Konstantstromquelle Q1, welche den Teststrom iT zur Verfügung stellt. Desweiteren ist eine Strommesseinrichtung 30 in der mit einem Lastanschluss des Transistors T1 verbundenen Versorgungsleitung LHI zur Messung des oben erwähnten Ruhestroms iM vorgesehen. Der gemessene Ruhestrom iM wird von dem von der Konstantstromquelle Q1 zur Verfügung gestellten Teststrom iT subtrahiert (Subtrahiereinheit 14), wobei das Subtraktionsergebnis der Quellstrom iQ der Stromquellenanordnung 13 ist, welcher dem Differenzstrom iQ = iT – iM zwischen Teststrom iT und gemessenem Ruhestrom iM entspricht. Der Quellstrom iQ wird am Lastanschluss des Transistors T1 mit dem Ruhestrom iM aus der Versorgungsleitung überlagert, so dass im Laststrompfad des Transistors der temperaturunabhängig Summenstrom iT = iQ + iM (d. h. der Teststrom) fließt. Aufgrund der Rückkopplung des temperaturabhängigen Ruhestroms iM zu der Stromquellenanordnung 13 wird ein temperaturunabhängiger Teststrom iT im Laststrompfad des Transistors T1 ermöglicht. Die von dem Teststrom iT bewirkte Spannung VCE über dem Laststrompfad (Kollektor-Emitter-Spannung bzw. Drain-Source-Spannung) kann unter Berücksichtigung des in 3 dargestellten funktionalen Zusammenhangs als Maß für die Sperrschichttemperatur TJ verwendet werden.
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Die zur Bestimmung der Sperrschichttemperatur TJ notwendige Spannung VCE über der Laststrecke des Transistors T1 kann direkt am Transistor abgegriffen werden. Die Spannungsmessung ist folglich unproblematisch. Es kann ein einfacher Messverstärker 22 verwendet werden, um das Spannungssignal zu verstärken und weiter zu verarbeiten (siehe 2). Alternativ ist eine digitale Verarbeitung der Laststreckenspannung VCE möglich. Schwieriger ist die Messung des Ruhestroms iM, der sich im Wesentlichen aus den Sperrströmen der neben dem Transistor T1 vorhandenen Leistungstransistoren und aus Leckströmen zusammensetzt. Während die Last- bzw. Betriebsströme des Stromrichters durch die Leistungstransistoren T1top, T1bot, T2top, T2bot, T3top, T3bot (und damit auch in den Versorgungsleitungen LHI, LLO) weit über 100 Ampere betragen können, beträgt bei der Temperaturmessung der zu messende Ruhestrom in der Versorgungsleitung in der Regel nur wenige Milliampere. Die Messeinrichtung 30 (siehe 4) kann jedoch nicht auf den maximalen Betriebsstrom (> 100 A) durch den Transistor ausgelegt werden, da in diesem Fall, wie eingangs bereits erwähnt, der Messfehler zu hoch werden würde.
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Um das Problem der Messung sehr kleiner Ströme (Sperrströme) im Laststrompfad, d. h. in der Versorgungsleitung, mit Nennströmen, die um einen Faktor größer 103, größer 104 oder auch größer 105 höher sind als die zu messenden Ströme, wird die Versorgungsleitung in einen Messstrompfad 11 und einen zum Messstrompfad 11 parallel verlaufenden Betriebsstrompfad 12 aufgespalten (siehe 5 und 6). Die Strommesseinrichtung 30 ist im Messstrompfad angeordnet. Der Betriebsstrompfad 12 ist während einer Strommessung unterbrochen, dient jedoch während des Betriebs des Stromrichters sozusagen als „Bypass-Leitung” für den Messstrompfad 11, um die Messeinrichtung 30 vor einer Überlastung zu schützen. Die Messeinrichtung 30 kann beispielsweise in die Versorgungsleitung zwischen Zwischenkreiskondensator CZK und dem Leistungselektronikteil des Stromrichters (Halbbrücken 1, 2, 3) angeordnet sein. Dieser Fall ist in den 5 und 6 dargestellt. In dem in 5 gezeigten Beispiel ist die Messeinrichtung 30 durch den Shunt-Widerstand RM symbolisiert, wobei die Spannung UM am Shunt-Widerstand RM den zu messenden Strom iM repräsentiert. Optional kann parallel zu dem Shunt-Widerstand auch ein Kondensator C1 geschaltet sein. Der Kondensator C1 wird vor allem dann benötigt, wenn das Strommesssignal (z. B. Spannung UM am Shunt-Widerstand RM) tiefpassgefiltert werden soll. Solange der Strom in der Versorgungsleitung LHI einen vorgegebenen Schwellenwert iSW nicht überschreitet, fließt der Strom durch den Messstrompfad 11. Dieser Schwellenwert iSW liegt typischerweise in der Größenordnung von wenigen Milliampere und ist im normalen Betrieb des Stromrichters praktisch immer überschritten. In diesem Fall fließt nahezu der gesamte Betriebsstrom (iOUT1, iOUT2, iOUT3) über den Betriebsstrompfad 12 an dem Messstrompfad 11 vorbei. Bei Überschreiten des oben genannten Schwellenwertes iSW schließt ein Schaltelement den Betriebsstrompfad, wodurch der Messstrompfad 11 praktisch kurzgeschlossen wird. Das Schaltelement kann z. B. zwei anti-parallel geschaltete Dioden D1, D2 aufweisen, wie dies in dem in 5 gezeigten Beispiel der Fall ist. Alternativ kann auch ein gesteuerter Schalter, z. B. ein Halbleiterschalter S2, in dem Betriebsstrompfad 12 angeordnet sein, wobei der Schalter S2 während des normalen Stromrichterbetriebs geschlossen ist und bei einer Temperaturmessung geöffnet wird. Zusätzlich kann auch im Messstrompfad 11 ein weiterer gesteuerter Schalter S1 angeordnet sein, der genau gegenphasig zu dem Schalter S2 gesteuert wird. Diese Situation ist in 6 dargestellt. Aufgrund der in den 5 und 6 dargestellten Zweiteilung der Versorgungsleitung kann im Messstrompfad 11 die Messeinrichtung 30 (Shunt-Widerstand RM) für einen geringen Messbereich ausgelegt werden, d. h. für einen maximalen Messstrom iM in der Größenordnung des oben genannten Schwellenwertes iSW, wohingegen im Stromrichterbetrieb der Betriebsstrom, welcher mehrere Zehnerpotenzen größer ist als der maximale Messstrom, im Betriebsstrompfad 12 an der Messeinrichtung 30 vorbeigeführt wird.
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Das in 5 gezeigte Beispiel mit den Dioden D1, D2 im Betriebsstrompfad hat den Vorteil, dass keine zusätzliche Ansteuerung für Halbleiterschalter notwendig ist. Der oben erwähnte Strom-Schwellenwert iSW ist in diesem Fall näherungsweise iSW = UF/RM, (4) wobei UF die Flussspannung der verwendeten Dioden D1, D2 ist. Bei einem Shunt-Widerstand RM von 10 Ohm und bei Verwendung von Schottky-Dioden mit einer Flussspannung UF von rund 400 mV ist der oben genannte Strom-Schwellwert iSW folglich ca. 40 mA. D. h. bei Strömen größer 40 mA im Laststrompfad des Stromrichters, wird die Messeinrichtung 30 mit Hilfe der Dioden D1, D2 praktisch kurzgeschlossen.
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Im Folgenden wird ein beispielhaft ein Messverfahren zur Bestimmung der Sperrschichttemperatur eines Leistungstransistors in einem Stromrichter kurz Zusammengefasst. Das Verfahren ermöglicht eine Temperaturmessung während des Betriebs eines Stromrichters.
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Zuerst wird der Stromrichterbetriebs gestoppt bzw. für mindestens eine Messzeitdauer unterbrochen. Diese Unterbrechung soll in der Größenordnung von einer Millisekunde oder einigen wenigen Millisekunden liegen. Die Unterbrechung kann durch sperrendes Ansteuern sämtlicher Lasttransistoren mit Ausnahme des interessierenden Transistors erfolgen, dessen Temperatur gemessen werden soll. Damit die Transistoren nicht abkühlen, erfolgt der eigentliche Messvorgang während dieser kurzen Unterbrechung unmittelbar nach dem Stoppen des Stromrichterbetriebs. Wie oben bereits beschrieben wird der interessierende Leistungstransistor leitend angesteuert und ein Strom iQ in einen Laststrompfad des Leistungstransistors eingespeist. Der resultierende Spannungsabfall VCE über dem Laststrompfad des Leistungstransistors wird gemessen. Anschließend kann daraus mittels einem bekannten funktionalen Zusammenhang (siehe z. B. 3) die Sperrschichttemperatur TJ berechnet werden. Das oben erwähnte Einspeisen des Stroms iQ erfolgt dabei wie im Folgenden dargestellt.
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Ein durch den Leistungstransistor fließenden Ruhestroms iM wird in einer mit dem Leistungstransistor verbundenen Versorgungsleitung gemessen. Die Höhe des einzuspeisenden Stroms iQ wird derart eingestellt, dass diese der Differenz iT – iM zwischen einem vordefinierten, konstanten Teststrom iT und dem gemessenen Ruhestrom iM entspricht. Durch das Einspeisen des Stromes iQ fließt in dem Leistungstransistor ein Summenstrom iQ + iM, der dem vordefinierten, konstanten Teststrom iT entspricht.
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Im Anschluss an die Messung kann der Stromrichterbetrieb wieder aufgenommen werden. Aus der Sperrschichttemperatur kann wie oben erwähnt der Wärmewiderstand des Transistors ermittelt werden und daraus Rückschlüsse über die verbleibende Lebensdauer gezogen werden. Kurze Unterbrechungen des Stromrichterbetriebs in der Größenordnung von 1 ms zum Messen der Sperrschichttemperatur sind in vielen Anwendungen unproblematisch.