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Die Erfindung betrifft ein Interims-Implantat sowie einen Interims-Implantat-Bausatz.
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Ein derartiges Interims-Implantat dient dazu, eine oder mehrere Zahnlücken bis hin zu einem zahnlosen Kiefer zunächst provisorisch zu versorgen, wobei das Interims-Implantat sofort belastet wird und die definitiven Zahnimplantate in der Osseeointegrationsphase vor Druckbelastungen schützt. Durch diese Osseointegrationsphase ohne Belastung werden weit überdurchschnittlich zufriedenstellende Ergebnisse bei der Einheilerfolgsrate, sowie Langzeithaltbarkeit der definitiven Zahnimplantate erzielt.
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Ein gattungsgemäßes Interims-Implantat, welches ein Halteelement zur Anbringung eines provisorischen Zahnersatzes und ein Befestigungselement zum Einsetzen und Befestigen in einem Kieferknochen eines Patienten aufweist, ist aus der
EP 1 468 658 A1 bekannt.
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Das gattungsgemäße Interims-Implantat gemäß
EP 1 468 658 A1 zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass zur Anprobe der Krone sowohl der provisorische Zahnersatz als auch das Halteelement abgenommen und anschließend mit derselben Ausrichtung wieder eingesetzt werden können, so dass ein einwandfreies Anpassen des endgültigen Zahnersatzes erfolgen kann. Für die Dauer der Erstellung der Krone können dann sowohl das Halteelement als auch der provisorische Zahnersatz wieder angebracht werden, da das Befestigungselement während der Anprobe der Krone im Kieferknochen verblieben ist.
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Wenngleich sich dieses Interims-Implantat in der Praxis gut bewährt hat, gestaltet sich mitunter der Vorgang des Einschraubens des mit einer umlaufenden Gewindestruktur versehenen konischen Befestigungselementes für den Implantologen kraftaufwendig und für den Patienten unangenehm, was insbesondere darauf zurückzuführen ist, dass das für den Einsatz des Befestigungselementes eingebrachte Loch mit einem ebenfalls konischen Bohrer gebohrt wird, wobei jedoch der Konuswinkel des Bohrers geringer als derjenige des Interimsimplantats bzw. des Befestigungselementes ist. Beim Einsetzen des Implantats bzw. des Befestigungselementes werden folglich mit steigender Eindrehtiefe zunehmend starke axiale Kräfte auf den Kiefer ausübt.
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Vor dem obigen Hintergrund ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Interims-Implantat sowie einen Interims-Implantat-Bausatz bereitzustellen, welche einen für den Behandler bzw. Implantologen wie auch für den Patienten komfortableren Einsetzvorgang ermöglichen.
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Diese Aufgabe wird durch ein Interims-Implantat gemäß den Merkmalen des unabhängigen Patentanspruchs 1 sowie einen Interims-Implantat-Bausatz gemäß den Merkmalen des Anspruchs 7 gelöst.
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Ein erfindungsgemäßes Interims-Implantat zum Halten eines provisorischen Zahnersatzes weist ein Halteelement zur Anbringung des provisorischen Zahnersatzes und ein Befestigungselement, welches eine umlaufende Gewindestruktur zum Einsetzen und Befestigen in einem Kieferknochen eines Patienten aufweist, auf.
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Das Interims-Implantat ist dadurch gekennzeichnet, dass das Befestigungselement derart ausgestaltet ist, dass die Gewindestruktur auf einer Mantelfläche des Befestigungselementes von im Wesentlichen kegelstumpfförmiger Geometrie verläuft und in dem zum Halteelement abgewandten Stirnabschnitt des Befestigungselementes in eine gegenüber der Mantelfläche abgeschrägte Schneidkante mündet.
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Dabei wird im Sinne der vorliegenden Anmeldung unter einer ”im Wesentlichen kegelstumpfförmigen Geometrie” der Mantelfläche des Befestigungselementes eine durch Abschneiden der Kegelspitze eines Kegels erhaltene geometrische Gestalt verstanden, wobei die durch dieses Abschneiden erhaltene Deckfläche des Kegelstumpfes zu der senkrecht zur Kegelachse verlaufenden Grundfläche nicht zwingend parallel verlaufen muss. Erfindungsgemäß verläuft dieses (zur Beschreibung der Geometrie gedachte oder zur Herstellung des Befestigungselementes wie im Weiteren beschrieben tatsächlich durchgeführte ”Abschneiden”) unter einem Winkel zur Kegelachse, welcher betragsmäßig größer als 0° und kleiner oder gleich 90° ist, so dass sich als Resultat dieses ”Abschneidens” eine gegenüber der Mantelfläche abgeschrägte Schneidkante ergeben kann.
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Das Abschneiden muss nicht notwendigerweise vollständig zu einer ebenen Schnittfläche führen, sondern kann beispielsweise auch eine gekrümmte Schnittfläche zur Folge haben.
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Der Erfindung liegt insbesondere die Erkenntnis zugrunde, dass je nach der Qualität des Kieferknochens die herkömmlicherweise übliche Ausgestaltung des Befestigungselementes in Form einer verhältnismäßig langen, bis in eine Spitze mündenden konischen Schraube entbehrlich ist. Insbesondere hat sich bei Patienten mit in gutem Zustand befindlichem Kieferknochen auch eine zu einer kegelstumpfförmig verkürzte Geometrie des Befestigungselementes zur Befestigung im Kieferknochen als ausreichend erwiesen. Infolge der bei dem erfindungsgemäßen Interims-Implantat stirnseitig vorhandenen Schneidkante wird das Eindrehen des Interimsimplantats weiter erleichtert. Die erfindungsgemäß ermöglichte, vergleichsweise geringere Eindrehtiefe in Verbindung mit der stirnseitig vorhandenen Schneidkante führt zu einer Verringerung der während des Eindrehens auftretenden axialen Kräfte, so dass der Einsetzvorgang unter geringerem Kraftaufwand seitens des Behandlers bzw. Implantologen sowie auch geringerer Beeinträchtigung des Wohlbefindens des Patienten, und folglich für den Implantologen wie auch für den Patienten komfortabler, erfolgen kann.
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Gemäß einer Ausführungsform erstreckt sich die Gewindestruktur bis zum äußersten zum Halteelement abgewandten Ende des Bestigungselementes, was zu einer besonders effektive Unterstützung des Eindrehens des Interims-Implantats und somit einer weiteren Reduzierung des seitens des Behandlers erforderlichen Kraftaufwandes führt.
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Gemäß einer Ausführungsform weist das Halteelement eine Ausnehmung auf, und das Befestigungselement weist einen zu dieser Ausnehmung korrespondierenden Vorsprung auf, welcher im am Halteelement montierten Zustand des Befestigungselementes in die Ausnehmung eingreift. Hierdurch wird zum einen eine ”reversible Positionierung” von Halteelement bzw. provisorischem Zahnersatz insofern gewährleistet, als provisorischer Zahnersatz und Halteelement nach vorübergehendem Abnehmen sowie Anpassen des endgültigen Zahnersatzes anschließend mit derselben Ausrichtung wieder eingesetzt werden können. Zum anderen wird durch die gezielte Anordnung der Ausnehmung am Halteelement (und nicht am Befestigungselement) erreicht, dass eine Schwächung des (vergleichsweise filigraneren) Befestigungselementes durch eine solche Ausnehmung vermieden wird.
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Gemäß einer Ausführungsform weist das Halteelement einen Absatz zum Ansetzen eines zahnärztlichen Werkzeuges auf. Dies hat den Vorteil, dass ein einfacheres Abhebeln des provisorischen Zahnersatzes ermöglicht wird.
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Die vorstehend beschriebene, erfindungsgemäße Ausgestaltung des Interimsimplantats mit im Wesentlichen kegelstumpfförmiger Geometrie kann insbesondere (z. B. durch den Behandler bzw. Implantologen selbst) mittels Abknipsen, Abdrehen oder Abkneifen des Endabschnitts von einer herkömmlichen Befestigungselement etwa mittels einer Zange (d. h. nachträglichem Verkürzen der ”vollen Schraubenlänge”) vorgenommen werden, wobei die herkömmliche, stirnseitig in eine Spitze mündende Geometrie des Befestigungselementes bei diesem Vorgang beispielsweise um typischerweise etwa 10% bis 30% (ohne dass die Erfindung hierauf beschränkt wäre) gekürzt wird.
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Das erfindungsgemäße Interims-Implantat kann jedoch auch ”ab Werk” mit einem von vorneherein verkürzten Befestigungselement angeboten werden, Diese Ablängungen können beispielsweise ebenfalls durch Abknipsen, Abdrehen bzw. Abkneifen des Endabschnitts von einem herkömmlichen Befestigungselement, also Verkürzen der ”vollen Schraubenlänge”, erzeugt werden.
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Des Weiteren können auch mehrere Befestigungselemente von vorneherein in verschiedenen Ablängungen bereitgestellt werden, um je nach der Beschaffenheit des Kieferknochens des aktuell behandelten Patienten eine geeignete bzw. optimale Ablängung auswählen zu können.
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Gemäß einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung somit auch einen Interimsimplantat-Bausatz, welcher eine Mehrzahl von Befestigungselementen (d. h. wenigstens zwei Befestigungselemente) der vorstehend beschriebenen Gestaltung von unterschiedlicher Länge aufweist.
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Gemäß einer Ausführungsform beträgt hierbei die maximale, unter der Mehrzahl von Befestigungselementen auftretende Längendifferenz wenigstens 10%, insbesondere wenigstens 20%, weiter insbesondere wenigstens 30% der Länge des längsten der Befestigungselemente.
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Die vorstehend beschriebenen Befestigungselemente können in fertigungstechnisch vorteilhafter Weise durch unterschiedliches starkes Verkürzen bzw. ”Ablängen” ein- und derselben Ausgangsgeometrie hergestellt werden, um mit verhältnismäßig geringem Aufwand einen Interims-Implantat-Bausatz zu erzeugen, der eine flexible Anpassung an die jeweiligen Gegebenheiten bzw. an die Belastbarkeit des Kieferknochens des jeweiligen Patienten ermöglicht. Gemäß einer Ausführungsform weisen somit die Mantelflächen der Befestigungselemente denselben Winkel zwischen einer auf der Mantelfläche gedachten Mantellinie und der Kegelachse auf.
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Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind der Beschreibung sowie den Unteransprüchen zu entnehmen.
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Die Erfindung wird nachstehend anhand bevorzugter Ausführungsformen unter Bezugnahme auf die beigefügten Abbildungen näher erläutert.
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Es zeigen:
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1 eine schematische Darstellung zur Erläuterung des Aufbaus eines Interims-Implantats gemäß einer Ausführungsform der Erfindung;
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2 eine etwas detailliertere schematische Darstellung des in dem Interims-Implantat vorhandenen Befestigungselementes gemäß einer anderen Ausführungsform der Erfindung;
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3 bis 6 schematische Darstellungen unterschiedlicher Befestigungselemente in einem erfindungsgemäßen Interims-Implantat-Bausatz, und
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7 und 8 räumliche Darstellungen eines erfindungsgemäßen Interims-Implantats
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1 zeigt zunächst eine schematische Darstellung eines Interims-Implantats
100 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung. Das Interims-Implantat
100 weist ein Halteelement
110 zur Anbringung des provisorischen Zahnersatzes und ein Befestigungselement
120, welches eine umlaufende Gewindestruktur
121 zum Einsetzen und Befestigen in einem Kieferknochen eines Patienten besitzt, auf. Die lösbare Verbindung zwischen Halteelement
110 und Befestigungselement
120 kann in beliebiger geeigneter Weise, insbesondere mittels einer der in der eingangs erwähnten
EP 1 468 658 A1 beschriebenen Methoden erfolgen. Im gezeigten Beispiel erfolgt diese lösbare Verbindung über eine Überwurfmutter
130, welche ein mit einem am Befestigungselement
120 vorgesehenen Außengewinde zusammenwirkendes Innengewinde aufweist. In weiteren Ausführungsformen kann beispielsweise auch eine lösbare Verbindung über eine Durchsteckschraube, wie in der
EP 1 468 658 A1 beschrieben, oder in beliebiger anderer geeigneter Weise erfolgen.
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Um eine ”reversible Positionierung” von Halteelement und provisorischem Zahnersatz insofern zu gewährleisten, als provisorischer Zahnersatz und Halteelement nach vorübergehendem Abnehmen sowie Anpassen des endgültigen Zahnersatzes anschließend mit derselben Ausrichtung wieder eingesetzt werden können, weist – wie am besten aus 2, die eine andere Ausführungsform der Erfindung zeigt, ersichtlich – das Befestigungselement 120 einen Vorsprung 123 auf, welcher im am Halteelement 110 montierten Zustand des Befestigungselementes 120 in eine korrespondierende, am Halteelement 110 vorgesehene Ausnehmung eingreift.
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Infolge der Anordnung dieses Vorsprunges 123 am Befestigungselement 120 und der Anbringung einer korrespondierenden Ausnehmung am Halteelement 110 wird eine Schwächung auf Seiten des Befestigungselementes 120 vermieden und ausgenutzt, dass eine solche Schwächung auf Seiten des (weniger filigran auszubildenden) Halteelementes 110 eher als auf Seiten des Befestigungselementes 120 in Kauf genommen werden kann.
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Aus den 3-D-Modell Ansichten gemäß den 7 und 8 ist die Ausbildung des Vorsprunges 123 sowie der korrespondierenden Ausnehmung 124 näher ersichtlich. Dabei zeigt 8 eine vergrößerte Darstellung der 7, wobei das Haltelement 110 in den 3-D-Modellen gegenüber dem Befestigungselement 120 jeweils durch eine hellere Farbe abgegrenzt ist. Dabei weist die Ausnehmung 124 eine im Wesentlichen kreissegmentförmige Form auf, wohingegen der Vorsprung 123 an seinem in die Ausnehmung eingreifenden Ende eine im Wesentlichen trapezförmige Gestaltung aufweist. Durch die Schenkel des Trapezes wird eine selbsttätige Winkelpositionszentrierung beim Aufschieben des Halteelements 110 bewirkt, weshalb die ”passende” Winkelstellung vom Behandler nicht mühsam gesucht werden muss und auch trotz kleinerer Toleranzen eine sehr exakte Winkelpositionierung reproduziert werden kann. Anstelle eines Trapezes sind auch andere zentrierende Formgebungen des Vorsprungs 123 denkbar. Eine derartige Selbstzentrierung kann grundsätzlich auch unabhängig von einer kegelstumpfartigen Ausbildung des Befestigungselements eingesetzt werden.
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Zurückkehrend zu 1, weist das Halteelement 110 des Weiteren einen Absatz 111 zum Ansetzen eines zahnärztlichen Werkzeuges auf, wobei dieser Absatz 111 jenseits eines Übergangsbereichs 115 von dem Befestigungselement 120 zum Halteelement 110 angeordnet ist.
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Wie ebenfalls aus 1 und 2 ersichtlich, ist das Befestigungselement 120 derart ausgestaltet, dass die Gewindestruktur 121 auf einer Mantelfläche des Befestigungselementes 120 von im Wesentlichen kegelstumpfförmiger Geometrie verläuft und in dem zum Halteelement 110 abgewandten Stirnabschnitt des Befestigungselementes 120 in eine gegenüber der Mantelfläche abgeschrägte Schneidkante 122 mündet. Infolge dieser – gegenüber einer herkömmlichen, sich über eine ”volle Schraubenlänge” erstreckenden Geometrie kegelstumpfartig verkürzten – Geometrie des Befestigungselementes 120 kann eine vergleichsweise geringere Eindrehtiefe während des Einsetzvorganges erzielt werden, was wiederum zu einer Verringerung der während des Eindrehens auftretenden axialen Kräfte führt, so dass der Einsetzvorgang unter geringerem Kraftaufwand seitens des Implantologen sowie auch geringerer Beeinträchtigung des Wohlbefindens auf Seiten des Patienten erfolgen kann.
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Durch die gegenüber der Mantelfläche abgeschrägte Schneidkante 122 wird das Eindrehen des Interims-Implantats 100 weiter erleichtert.
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In den 3 bis 6 sind schematische Darstellungen unterschiedlicher Befestigungselemente 320, 420, 520 und 620 eines erfindungsgemäßen Interimsimplantat-Bausatzes dargestellt, wobei einander entsprechende bzw. funktionsgleiche Elemente mit um ”100” erhöhten Bezugsziffern bezeichnet sind. Gemäß dem 3–6 unterscheiden sich die Befestigungselemente 320, 420, 520 und 620 hinsichtlich ihrer Länge voneinander, sind jedoch im Ausführungsbeispiel sämtlich durch Abkneifen oder Abdrehen von Befestigungselementen identischer(Ausgangs-)Abmessungen hergestellt, so dass insbesondere die Mantelflächen der Befestigungselemente 320, 420, 520, 620 jeweils denselben Winkel zwischen einer auf der Mantelfläche gedachten Mantellinie und der Kegelachse aufweisen.
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Infolge der in dem erfindungsgemäßen Interims-Implantat-Bausatz bereitgestellten unterschiedlichen ”Ablängungen” wird eine flexible Anpassung an die jeweiligen Gegebenheiten bzw. an die Belastbarkeit des Kieferknochens des jeweiligen Patienten ermöglicht, wobei in der Regel ein umso kürzeres Befestigungselement 320, 420, 520 und 620 (und damit eine umso geringere Belastung sowohl auf Seiten des Implantologen wie auch auf Seiten des Patienten) gewählt werden kann, je stabiler der Kieferknochen des gerade behandelten Patienten ist.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 1468658 A1 [0003, 0004, 0029, 0029]