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Die
Erfindung bezieht sich auf eine Fahrzeuglenkung, bei der ein Radeinschlagwinkel
unabhängig
von einem Lenkradwinkel einstellbar ist. Hierunter fallen insbesondere
Steer-by-wire-Lenkungen und Überlagerungslenkungen,
bei denen eine mechanische Zwangskopplung zwischen dem Lenkrad und
den Fahrzeugrädern
fehlt. Weiterhin bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren zum
Betrieb einer solchen Lenkung.
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Derartige
Lenkungen umfassen in der Regel ein Steuergerät, in dem in Abhängigkeit
eines fahrerseitig vorgegebenen Lenkradwinkels ein Stellsignal zur
Einstellung des Radeinschlagwinkels generiert wird, sowie eine zumeist
elektrisch angetriebene Stelleinrichtung, mittels der in Verbindung
mit einem mit den Fahrzeugrädern
gekoppelten Lenkgetriebe der Radeinschlagwinkel in Abhängigkeit
des Stellsignals eingestellt wird.
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Die
Lenkübersetzung
i, das heißt
das Verhältnis
von Lenkradwinkel δL zu Radeinschlagwinkel δRad ist
dabei im Steuergerät
abgelegt. Diese Lenkübersetzung
i kann in Abhängigkeit
der Fahrgeschwindigkeit v und/oder des aktuellen Radeinschlagwinkels δRad variieren.
So ist es beispielsweise möglich, für höhere Fahrgeschwindigkeiten
v eine indirektere Lenkübersetzung
i in der Größenordnung
von 17 bis 20 und bei geringeren Fahrgeschwindigkeiten v eine direktere
Lenkübersetzung
i in der Größenordnung von
12 bis 14 einzustellen.
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Zur
Verbesserung des dynamischen Ansprechens kann der Lenkradwinkelvorgabe
des Fahrers gegebenenfalls noch eine Komponente in Abhängigkeit
der Lenkradwinkelgeschwindigkeit überlagert sein, was vor allem
bei kleinen Lenkradwinkeln im Sinn eines schnellen Ansprechens zweckmäßig ist.
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Werden
fahrerseitig über
das Lenkrad grolle oder schnelle Radeinschlagwinkeländerungen
angefordert, führt
dies aufgrund der entsprechend benötigten Leistung der elektrisch
angetriebenen Stelleinrichtung zu einer hohen Belastung des Bordnetzes.
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Die
vorliegende Erfindung zielt darauf ab, solche Belastungen des Bordnetzes
zu vermeiden, wenn diese keinen Gewinn für die Fahrsicherheit bringen.
Dazu macht sich die Erfindung die folgenden Überlegungen zunutze.
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Die
Fahrdynamik eines Kraftfahrzeugs kann entsprechend den Fahrzeugachsen
in Längs-,
Quer- und Vertikaldynamik aufgeteilt werden. Im Folgenden soll vor
allem die Beeinflussung der Fahrzeugquerdynamik betrachtet werden.
Dazu relevante Fahrzeugbewegungsgrößen sind die Gierrate Ψ .
, der Schwimmwinkel β, die Querbeschleunigung
a, sowie der Schräglaufwinkel α und die
Seitenkraft Fy am Reifen. Für den Fahrer
eines Fahrzeuges ist die relevante Eingabegröße für die Querdynamik der Lenkradwinkel δL am
Lenkrad.
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Die
Querdynamikeigenschaften eines Kraftfahrzeugs lassen sich bei Auftragung
der Seitenkraft F .
y über dem Schräglaufwinkel α in verschiedene
Bereiche einteilen, die in 1 dargestellt
sind. Im linearen Bereich der Querdynamik haftet der Reifen auf der
Fahrbahn, so dass der Zusammenhang zwischen Seitenkraft Fy und Schräglaufwinkel α linear ist.
Im anschließenden
Bereich höherer
Schräglaufwinkel α nimmt die
Haftung des Reifens mit größeren Schräglaufwinkeln α ab. Der
Zusammenhang zwischen Seitenkraft Fy und
Schräglaufwinkel α ist nicht-linear.
Im Grenzbereich der Querdynamik, in dem der Reifen im Wesentlichen
komplett auf der Fahrbahn rutscht, ist dieser Zusammenhang ebenfalls
nicht-linear, wobei mit zunehmendem Schräglaufwinkel α die Seitenkraft Fy wieder etwas abnimmt. Das Maximum Fymax der Reifenseitenkraft liegt üblicherweise
bei Schräglaufwinkeln α in der Größenordnung
von etwa 10°,
hängt jedoch
vom Reifentyp und vom Betriebszustand des Fahrzeugs ab. Verfahren
zur Ermittlung des aktuellen Seitenkraftmaximums Fymax sind
aus dem Stand der Technik bekannt und müssen daher nicht näher erläutert werden.
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Es
ist zwar möglich,
mittels der Stelleinrichtung Radeinschlagwinkel δRad aufzubauen,
welche zu Schräglaufwinkeln α jenseits
des Seitenkraftmaximums Fymax führen. Eine
solche Einstellung ist jedoch aus verschiedenen Gründen nicht
sinnvoll. Die Seitenkraft Fy nimmt oberhalb
des Maximums wieder ab, so dass in Bezug auf die Fahrstabilität kein Gewinn erzielt
wird. Die maximale Seitenkraft bzw. Querbeschleunigung wird zwar
dynamisch durchfahren, statisch jedoch nicht gehalten. Bei einem
plötzlichen
Gegenlenken muss ein sehr weiter Stellweg zurückgelegt werden. Zudem wird
bei einem solchen Gegenlenken das Seitenkraft- und damit das Querbeschleunigungsmaximum
noch einmal durchschritten, was in der Regel kontraproduktiv ist.
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Mit
der Erfindung wird ein Verfahren zum Betrieb einer Fahrzeuglenkung,
bei der ein Radeinschlagwinkel unabhängig von einem Lenkradwinkel einstellbar
ist, gemäß Patentanspruch
1 vorgeschlagen, dass die folgenden Schritte umfasst, nämlich ein Generieren
eines Stellsignals in Abhängigkeit
eines fahrerseitig vorgegebenen Lenkradwinkels und ein Einstellen
des Radeinschlagwinkels mittels einer Stelleinrichtung in Abhängigkeit
des Stellsignals, wobei in Abhängigkeit
des Radeinschlagwinkels die Verstellgeschwindigkeit der Stelleinrichtung über das Stellsignal
derart eingestellt wird, dass bei Radeinschlagwinkeln, welche unter
Berücksichtigung
der Fahrgeschwindigkeit zu einer Querbeschleunigung oder einer Seitenkraft
oberhalb eines vorgegebenen Schwellwert führen, die maximale Verstellgeschwindigkeit
im Vergleich zu Radeinschlagwinkeln, welche zu einer Querbeschleunigung
oder einer Seitenkraft unterhalb des Schwellwerts führen, zurückgenommen
wird.
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Durch
die Begrenzung der Verstellgeschwindigkeit der Stelleinrichtung
bei großen
Radeinschlagwinkeln wird erreicht, dass die elektrische Belastung des
Fahrzeugbordnetzes geringer ausfällt,
wodurch die Fahrzeugsbatterie weniger stark belastet wird. Wie vorstehend
erläutert,
ist es für
die Fahrstabilität wenig
zweckmäßig, über den
Radeinschlagwinkel Querbeschleunigungen bzw. Seitenkräfte zu erzeugen,
welche jenseits des Seitenkraftmaximums bzw. Querbeschleunigungsmaximum
liegen. Durch die Orientierung des Schwellwerts an entsprechenden Seitenkraft-
bzw. Querbeschleunigungswerten können
Verstellgeschwindigkeiten ausgeschlossen werden, die keinen für die Fahrstabilität sinnvollen
Beitrag leisten. Dadurch kann das elektrische Bordnetz geschont
werden.
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Vorzugsweise
wird für
die Reduzierung der Verstellgeschwindigkeit der Schwellwert der
Querbeschleunigung im Bereich von 3,5 bis 4,5 m/s2 gewählt, da
hier der nichtlineare Bereich beginnt.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird die Querbeschleunigung
mittels eines Berechnungsmodells aus dem Lenkradwinkel und der Fahrgeschwindigkeit
bestimmt. Es kann somit bereits im Voraus abgeschätzt werden,
ob durch einen fahrerseitigen Lenkbefehl kritische Radeinschlagwinkel
entstehen können.
Hierdurch kann bei einer Annäherung
an das Seitenkraftmaximum die Verstellgeschwindigkeit präventiv zurückgenommen werden.
Es ist jedoch auch möglich,
die tatsächliche Querbeschleunigung,
welche durch einen an einem Fahrzeug üblicherweise vorhandenen Querbeschleunigungssensor
gemessen wird, zum Zweck der Begrenzung der Verstellgeschwindigkeit
auszuwerten oder zur Kontrolle des berechneten Querbeschleunigungswerts
heranzuziehen.
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Bei
kleinen Radeinschlagwinkeln, welche nicht zu einer Überschreitung
des Seitenkraft- bzw. Querbeschleunigungsmaximums zu führen, bleibt ein
schnelles Anlenken weiterhin möglich,
um die Aktivität
des Fahrzeugs zu erhöhen.
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Bevorzugt
wird der Radeinschlagwinkel aus dem Lenkradwinkel mittels einer
vorgegebenen, gegebenenfalls fahrgeschwindigkeitsabhängigen Übersetzungskennlinie
ermittelt.
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Gemäß einer
weiteren, vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung werden die gelenkten
Vorderräder
des Fahrzeugs auf eine Annäherung
an das Querbeschleunigungs- bzw. Seitenkraftmaximum überwacht.
Bei Feststellen einer solchen Annäherung wird das Stellsignal
dahingehend begrenzt, dass mit dem aus dem Stellsignal resultierenden Radeinschlagwinkel
das Maximum der Seitenkraft bzw. Querbeschleunigung in Abhängigkeit
des Schräglaufwinkels
gerade erreicht oder allenfalls geringfügig zu größeren Schräglaufwinkeln hin überschritten
wird. Auch hierdurch wird das Bordnetz geschont, da Stelleingriffe,
welche die Seitenführung des
Fahrzeugs nicht weiter verbessern, ausgeschlossen sind. Zudem werden
bei einem Betriebspunktwechsel lange Stellwege vermieden, da für die Fahrstabilität nicht
sinnvolle Betriebpunkte gar nicht erst angefahren werden. Die geringfügige Überschreitung
des Maximums dient lediglich als kleine Sicherheitsreserve, um zu
gewährleisten,
dass das Maximum an Seitenkraft auch tatsächlich ausgenutzt werden kann.
Damit wird sichergestellt, dass der Fahrer bei größtmöglichem
Lenkradwinkel auch garantiert die maximal erreichbare Seitenkraft
bzw. Querbeschleunigung erfährt.
Für eine
entsprechende Regelstrategie benötigte
Parameter, welche Rückschlüsse auf
den aktuellen Betriebszustand sowie die Fahrzeugbereifung erlauben,
sind üblicherweise in
einer Fahrdynamikregelung bzw. einem elektronischen Stabilitätsprogramm
und/oder einem Lenkungssteuergerät
vorhanden. Errechnet werden diese dort unter anderem aus dem Lenkradwinkel δL,
der Fahrgeschwindigkeit v, der Gierrate Ψ .
und der Querbeschleunigung
a.
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Gemäß einer
weiteren, vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung werden die gelenkten
Vorderräder
des Fahrzeugs auf eine Annäherung
an das Querbeschleunigungs- bzw. Seitenkraftmaximum überwacht.
Bei Feststellen einer solchen Annäherung wird das Antriebsmoment
des Fahrzeugmotors vermindert. Aufgrund der Verminderung des Antriebsmoments
des Fahrzeugmotors ist nur ein geringer antreibender Längsschlupf
der Vorderräder
möglich,
so dass das Querbeschleunigungs- bzw. Seitenkraftmaximum durch Längskräfte nicht
unnötig
reduziert wird. Dies kann auch unabhängig von der vorstehend erläuterten
Beeinflussung des Stellsignals erfolgen.
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Die
oben skizzierte Aufgabe wird weiterhin durch eine Fahrzeuglenkung
gemäß Patentanspruch 8
gelöst,
bei der ein Radeinschlagwinkel unabhängig von einem Lenkradwinkel
einstellbar ist. Die Fahrzeuglenkung umfasst ein Steuergerät, in dem
in Abhängigkeit
eines fahrerseitig vorgegebenen Lenkradwinkels ein Stellsignal zur
Einstellung des Radeinschlagwinkels generiert, und eine elektrisch
angetriebene Stelleinrichtung, die in Verbindung mit einem mit den
Fahrzeugrädern
gekoppelten Lenkgetriebe in Abhängigkeit
des Stellsignals den Radeinschlagwinkel einstellt. Dabei wird die
Verstellgeschwindigkeit der Stelleinrichtung in Abhängigkeit
des Radeinschlagwinkels über
das Stellsignal derart eingestellt, dass bei Radeinschlagwinkeln,
welche unter Berücksichtigung
der Fahrgeschwindigkeit zu einer Querbeschleunigung oder einer Seitenkraft
oberhalb eines vorgegebenen Schwellwerts führen, die maximale Verstellgeschwindigkeit
im Vergleich zu Radeinschlagwinkeln, welche zu einer Querbeschleunigung oder
einer Seitenkraft unterhalb des Schwellwerts führen, zurückgenommen wird. Hierdurch
werden die oben bereits erläuterten
Vorteile erzielt.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Fahrzeuglenkung sind in weiteren Patentansprüchen angegeben.
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So
kann beispielsweise im Steuergerät,
insbesondere einem Lenkungssteuergerät oder einem Fahrdynamikregelungssteuergerät, ein Berechnungsmodell
zur Bestimmung der Querbeschleunigung aus dem Lenkradwinkel und
der Fahrgeschwindigkeit abgelegt sein.
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Weiterhin
kann im Steuergerät,
insbesondere einem Lenkungssteuergerät, eine Übersetzungskennlinie für den Radeinschlagwinkel
in Abhängigkeit des
Lenkradwinkels sowie gegebenenfalls zusätzlich der Fahrgeschwindigkeit
abgelegt sein.
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Gemäß einer
weiteren, vorteilhaften Ausgestaltung der Fahrzeuglenkung umfasst
diese eine Überwachungseinrichtung
zur Erfassung einer Annäherung
der gelenkten Fahrzeugräder
an das Seitenkraftmaximum bzw. Querbeschleunigungsmaximum. Dabei
kann die Lenkung der derart konfiguriert sein, dass bei Erfassen
einer solchen Annäherung
das Stellsignal für
die Stelleinrichtung dahingehend begrenzt wird, dass mit dem aus
dem Stellsignal resultierenden Radeinschlagwinkel das Maximum der
Seitenkraft bzw. Querbeschleunigung in Abhängigkeit des Schräglaufwinkels
gerade erreicht oder allenfalls geringfügig zu größeren Schräglaufwinkeln hin überschritten
wird.
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Die Überwachungseinrichtung
kann auch dazu genutzt werden, um bei Erfassen einer Annäherung an
das Seitenkraftmaximum bzw. Querbeschleunigungsmaximum das Antriebsmoment
des Fahrzeugmotors zu vermindern.
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Nachfolgend
wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Die
Zeichnung zeigt in:
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1 den
Verlauf der Seitenkraft Fy und der Längskraft
Fx in Abhängigkeit des Schräglaufwinkels α der angetriebenen
Fahrzeugräder,
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2 eine
schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels für eine Fahrzeuglenkung nach
der Erfindung, und in
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3 eine
schematische Darstellung zur Regelung des Radeinschlagwinkels.
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Das
Ausführungsbeispiel
bezieht sich auf eine Fahrzeuglenkung, bei der der Radeinschlagwinkel
der Fahrzeugräder
unabhängig
vom Lenkradwinkel einstellbar ist. In 2 ist hierzu
beispielhaft eine Überlagerungslenkung
angedeutet. Das nachfolgend näher
erläuterte
Konzept lässt
sich jedoch auch unmittelbar auf Steer-by-wire-Lenkungen übertragen.
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Die
Lenkung 1 umfasst ein Lenkrad 2 zur Eingabe eines
fahrerseitigen Lenkbefehls. Dieser wird über einen Lenkwinkelsensor 3 erfasst.
Das Lenkrad 1 ist über
ein Überlagerungsgetriebe 4 mit einem
Lenkgetriebe 5 verbunden, das seinerseits mit den Fahrzeugrädern 6 gekoppelt
ist. Ferner ist eine Stelleinrichtung 7, beispielsweise
ein an eine Fahrzeugsbatterie angeschlossener Elektromotor mit dem Überlagerungsgetriebe 4 gekoppelt,
um einem fahrerseitigen Lenkradwinkel δL einen
Zusatzlenkwinkel zu überlagern.
Die Stelleinrichtung 7 wird hierzu von einem Steuergerät 8 mit
einem Stellsignal s versorgt. Das Stellsignal s wird in Abhängigkeit
der fahrdynamischen Situation aus dem fahrerseitig aufgebrachten,
gemessenen Lenkradwinkel bzw. einem entsprechenden Signal des Lenkwinkelsensors 3 ermittelt.
Hierzu ist im Steuergerät 8 eine Übersetzungskennlinie
für die
Lenkübersetzung
i abgelegt, die vorzugsweise zusätzlich
von der Fahrgeschwindigkeit v abhängig ist. Vorzugsweise ist
die Lenkung bei hohen Fahrgeschwindigkeiten indirekter, bei geringeren
Fahrgeschwindigkeiten hingegen direkter. Hierdurch werden bei hohen
Fahrgeschwindigkeiten die Auswirkungen starker Lenkradbewegungen
vermindert und bei geringen Fahrgeschwindigkeiten der Fahrer beim
Lenken stärker
unterstützt.
Zur Verbesserung des dynamischen Ansprechens der Lenkung kann zudem
die Lenkradwinkelgeschwindigkeit als Eingangsgrößer berücksichtigt werden. Aus den
genannten Größen wird
mithilfe der Lenkübersetzung
i ein Radeinschlagwinkel δRad bestimmt, der über das Stellsignal s eingeregelt
wird.
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Werden
der Stelleinrichtung 7 durch das Stellsignal s hohe Leistungen
abverlangt, kommt es zu einer starken Belastung des elektrischen
Bordnetzes des Fahrzeugs. Für
derartige Belastungen muss eine entsprechend leistungsfähige und
damit große Batterie
vorgehalten werden. Zudem können
sich temporär
starke Belastungen des elektrischen Bordnetzes ungünstig auf
andere Verbraucher am Fahrzeug auswirken.
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Mit
der vorliegenden Erfindung werden hohe Leistungsanforderungen aus
der Lenkung vermindert, wenn diese nicht zu einem Gewinn für die Fahrstabilität führen. Hierzu
sind an der Lenkung bzw. beim Betrieb derselben die nachfolgend
näher erläuterten
Maßnahmen
getroffen, die kumulativ oder unabhängig voneinander an einem Fahrzeug
verwirklicht sein können.
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Hierzu
wird zunächst
die Verstellgeschwindigkeit der Stelleinrichtung 7 begrenzt,
wobei diese Begrenzung nicht generell vorgenommen wird, um in für die Fahrstabilität unkritischen
Fahrsituationen, in denen ein schneller Wechsel des Radeinschlagwinkels
vom Fahrer angefordert wird, ein hochdynamisches Ansprechen der
Lenkung nicht zu beeinträchtigen.
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Die
Begrenzung der Verstellgeschwindigkeit, welche letztlich über das
Stellsignal s vorgenommen wird, erfolgt in Abhängigkeit des Radeinschlagwinkels δRad derart,
dass bei Radeinschlagwinkeln, welche unter Berücksichtigung der Fahrgeschwindigkeit v
zu einer Querbeschleunigung a oder einer Seitenkraft Fy oberhalb
eines vorgegebenen Schwellwerts führen, die maximale Verstellgeschwindigkeit
im Vergleich zu Radeinschlagwinkeln, welche zu einer Querbeschleunigung
bzw. Seitenkraft unterhalb des Schwellwerts führen, zurückgenommen wird.
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Der
Schwellwert kann dynamisch an den Fahrbahn- und Bereifungszustand
angepasst werden, was jedoch mit einigem Rechenaufwand verbunden
ist. Bei normalen Betriebsbedingungen liegt bei Personenkraftfahrzeugen
das Maximum bezogen auf die Querbeschleunigung a im Bereich von
3,5 bis 4,5 m/s2. Der Schwellwert kann daher
entsprechend fest in diesem Bereich vorgegeben werden, beispielsweise
mit einer Querbeschleunigung von 4 m/s2.
Selbstverständlich
ist es auch möglich,
diesen über
eine korrespondierende Größe, wie
beispielsweise einen Seitenkraftwert vorzugeben. 1 zeigt den
Verlauf der Seitenkraft Fy in Abhängigkeit
des Schräglaugwinkels α. Das Seitenkraftmaximum
Fymax entspricht dabei gleichzeitig dem
Querbeschleunigungsmaximum. Ferner ist beispielhaft ein Schwellwert
für die
Seitenkraft bzw. die Querbeschleunigung eingetragen. Unterhalb dieses
Schwellwerts erfolgt keine Begrenzung der Verstellgeschwindigkeit
oder des maximalen Radeinschlagwinkels δRad.
Oberhalb des Schwellwerts folgt ein Bereich, in dem die Verstellgeschwindigkeit zurückgenommen
bzw. begrenzt wird. In dem schraffierten Bereich jenseits des Seitenkraftmaximum
Fymax plus Sicherheitsreserve r sind sowohl
die Verstellgeschwindigkeit als auch der maximale Radeinschlagwinkel δRad begrenzt.
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Prinzipiell
ist es möglich,
die Begrenzung der Verstellgeschwindigkeit über das Stellsignal s dann vorzunehmen,
wenn tatsächlich
kritische Querbeschleunigungswerte auftreten bzw. eine tatsächliche Annäherung an
diese festgestellt wird. Da Fahrzeuge heute in der Regel im Hinblick
auf eine Fahrdynamikregelung einen Querbeschleunigungssensor aufweisen,
kann die tatsächliche
Querbeschleunigung a ohne großen
Aufwand ermittelt werden. Im Steuergerät 8 ist hierzu ein
Algorithmus abgelegt, der bei oder entsprechend der Annäherung das
Stellsignal s so begrenzt, dass selbst bei größerer Lenkradwinkelvorgabe
das Querbeschleunigungs- bzw. Seitenkraftmaximum Fymax nicht
oder allenfalls geringfügig überschritten
wird.
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Es
ist jedoch bevorzugt möglich,
die aus einer Lenkradwinkelvorgabe und der Fahrgeschwindigkeit resultierende
Querbeschleunigung oder Seitenkraft mittels eines Berechnungsmodells
zu prognostizieren, wodurch eine schnellere Reaktion bezüglich der
Beschränkung
der Verstellgeschwindigkeit der Stelleinrichtung 7 erzielt
wird als bei einer tatsächlichen
Erfassung kritischer Querbeschleunigungswerte. Das Berechnungsmodell
kann im Steuergerät 8 der
Lenkung oder aber auch in einem Fahrdynamikregelungssteuergerät 9 abgelegt
sein.
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Zur
Schonung des Bordnetzes ist es weiterhin möglich, den maximalen Radeinschlagwinkel
so zu begrenzen, dass das Seitenkraftmaximum bzw. Querbeschleunigungsmaximum
erreicht wird. Gegebenenfalls kann eine in 1 angedeutete
kleine Sicherheitsreserve r vorgesehen werden, um zu gewährleisten,
dass die maximale Seitenführung
des Fahrzeugs auch tatsächlich
genutzt werden kann.
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Hierzu
ist eine Überwachungseinrichtung 10 zur
Erfassung einer Annäherung
der gelenkten Fahrzeugräder
an das Seitenkraftmaximum bzw. Querbeschleunigungsmaximum vorgesehen,
die beispielsweise im Steuergerät 8 der
Lenkung untergebracht ist. Die Überwachungseinrichtung 10 erfasst
eine solche Annäherung
und veranlasst eine Begrenzung des Stellsignals s für die Stelleinrichtung 7,
so dass mit dem aus dem Stellsignal s resultierenden Radeinschlagwinkel δRad das
Maximum der Seitenkraft bzw. Querbeschleunigung in Abhängigkeit
des Schräglaufwinkels
gerade erreicht oder allenfalls geringfügig zu größeren Schräglaufwinkeln hin überschritten wird.
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3 zeigt
eine Möglichkeit
zur Begrenzung des Stellsignals s. Aus dem Lenkradwinkel δL wird mittels
der Lenkübersetzung
i(v) eine Sollvorgabe für den
Radeinschlagwinkel δRadSoll ermittelt. Die Differenz zum tatsächlichen
Radeinschlagwinkel δRad wird mittels eines Reglers 11 ausgeregelt,
welcher als Ausgangsgröße das Stellsignal
s ausgibt. Zur Beeinflussung des Stellsignals s, beispielsweise
zum Zweck der Begrenzung der Verstellgeschwindigkeit, ist dem Regler 11 eine
Begrenzungseinrichtung 12 nachgeschaltet, die nach Maßgabe der
jeweiligen Funktionalität,
das heißt
eine Verstellgeschwindigkeitsbegrenzung oder einer Begrenzung des
maximal Radeinschlagwinkels δRad das Stellsignal s vermindert. Alternativ
kann anstelle einer Begrenzungseinrichtung eine Beeinflussung des
Stellsignals s auch im Regler 11 oder bereits bei der Sollwertgenerierung
berücksichtigt
sein.
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Die
Annäherung
der gelenkten Fahrzeugräder
an das Seitenkraftmaximum Fymax bzw. das
Querbeschleunigungsmaximum, welche durch die Überwachungseinrichtung 10 erfasst
wird, kann auch dazu genutzt werden, das Antriebsmoment des Fahrzeugmotors
zu vermindern. Hierdurch wird der antreibende Längsschlupf an den Vorderrädern verringert, so
dass das Seitenkraftmaximum durch Längkräfte nicht unnötig reduziert
wird.
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Die
Erfindung wurde vorstehend anhand einer bevorzugten Ausführung einer
Fahrzeuglenkung sowie einer entsprechenden Betriebsweise näher erläutert. Sie
ist jedoch nicht darauf beschränkt,
sondern umfasst alle durch die Patentansprüche definierten Ausgestaltungen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeuglenkung
- 2
- Lenkrad
- 3
- Lenkwinkelsensor
- 4
- Überlagerungsgetriebe
- 5
- Lenkgetriebe
- 6
- Fahrzeugrad
- 7
- Stelleinrichtung
- 8
- Steuergerät der Lenkung
- 9
- Fahrdynamikregelungssteuergerät
- 10
- Überwachungseinrichtung
- 11
- Regler
- 12
- Begrenzungseinrichtung
- a
- Querbeschleunigung
- i
- Lenkübersetzung
- r
- Sicherheitsreserve
- s
- Stellsignal
- v
- Fahrgeschwindigkeit
- Fx
- Längskraft
- Fy
- Seitenkraft
- Fymax
- Seitenkraftmaximum
- Fz
- Vertikalkraft
- α
- Schräglaufwinkel
- β
- Schwimmwinkel
- δL
- Lenkradwinkel
- δRad
- Radeinschlagwinkel
Gierrate
- Ψ.
- Gierrate