DE102009017364A1 - Reibring und Verfahren zu dessen Herstellung - Google Patents

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Abstract

Die Erfindung betrifft einen Reibring (24) für eine Bremsscheibe einer Scheibenbremse für einen Kraftwagen, mit wenigstens einer Reibfläche (30) und einer zumindest bereichsweise auf die Reibfläche (30) aufgebrachten Beschichtung (25), wobei die Beschichtung (25) eine direkt auf die Reibfläche (30) aufgebrachte Schicht aus einer Wolframbasislegierung umfasst.

Description

  • Die Erfindung betrifft einen Reibring für eine Bremsscheibe nach dem Oberbegriff von Patentanspruch 1 sowie ein Verfahren zum Herstellen eines Reibrings nach dem Oberbegriff von Patentanspruch 5.
  • An Reibringe für Bremsscheiben von Scheibenbremsen werden mehrfache, teils widersprüchliche Anforderungen gestellt. Zum einen müssen Reibringe möglichst leicht sein, um die ungefederten Massen des Kraftwagens so gering wie möglich zu halten und damit den Komfort der Fahrzeuginsassen zu verbessern. Weiterhin müssen Reibringe eine gute Wärmeleitfähigkeit aufweisen, um die beim Bremsbetrieb anfallende Reibungswärme möglichst gut ableiten zu können. Eine weitere Anforderung ist ein gutes tribologisches Verhalten, welches für eine optimale Funktion der Scheibenbremse essentiell ist. Weiterhin sind Reibringe in ihrem Alltagsbetrieb einer Vielfalt von Umwelteinflüssen ausgesetzt, da sie sich offen in einem fahrbahnnahen Bereich des Kraftwagens befinden und somit stark korrodierenden Einflüssen, wie beispielsweise Steinschlag, Streusalz und dergleichen unterliegen.
  • Aufgrund der hervorragenden Wärmeleitfähigkeit und sehr guten tribologischen Eigenschaften wird als Grundmaterial für Reibringe heutzutage meist Gusseisen verwendet. Die Vorteile von Gusseisen in Bezug auf Wärmeleitung und Reibwert werden jedoch durch ein nachteilig hohes Gewicht sowie durch eine relativ geringe Korrosionsbeständigkeit erkauft.
  • Um die Korrosionsbeständigkeit derartiger Reibringe zu erhöhen, ist es bekannt, auf Reibflächen der Reibringe Beschichtungen aufzubringen. So offenbart die DE 103 42 743 A1 eine Bremsscheibe für ein Fahrzeug, welche eine mindestens im Bereich der äußeren Oberfläche verschleißfeste Schicht trägt, wobei zwischen der verschleißfesten Schicht und dem Grundkörper der Bremsscheibe ein Bereich aus einem Material zur Haftvermittlung vorgesehen ist. Insbesondere sieht die DE 104 42 743 A1 vor, die äußere Schicht als Gradientenschicht auszubilden, deren Zusammensetzung sich in Schichtdickenrichtung ändert. Solche mehrschichtigen oder als Gradientenschichten ausgebildete Beschichtungen sind herstellungstechnisch nur sehr aufwändig zu realisieren und verteuern daher die Bremsscheiben nicht unbeträchtlich.
  • Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Bremsscheibe der eingangs genannten Art bereitzustellen, welche hochkorrosionsbeständig und gleichzeitig kostengünstig in ihrer Herstellung ist. Es ist weiterhin Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Herstellen einer solchen Bremsscheibe bereitzustellen.
  • Diese Aufgabe wird durch einen Reibring mit den Merkmalen von Patentanspruch 1 sowie durch ein Verfahren mit den Merkmalen nach Patentanspruch 5 gelöst.
  • Ein derartiger Reibring für eine Bremsscheibe einer Scheibenbremse für einen Kraftwagen weist einen Grundkörper mit wenigstens einer Reibfläche und einer zumindest bereichsweise auf die Reibfläche aufgetragenen Beschichtung auf. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die Beschichtung eine direkt auf die Reibfläche aufgebrachte Schicht aus einer Wolframbasislegierung umfasst.
  • Derartige Hartmetalllegierungen sind für ihre außerordentlich Korrosionsbeständigkeit und Oberflächenhärte bekannt. Wolframbasierte Beschichtungen für Reibringe können exzellente Oberflächenhärten zwischen 1000 und 1500 HV1 erreichen, was sowohl das Bremsverhalten, als auch die Korrosionsbeständigkeit der Bremsscheibe wesentlich verbessert. Überraschend hat es sich herausgestellt, dass bei derartig beschichteten Reibringen weder aus Gründen der Haftfestigkeit noch aus Gründen der Wärmeübertragung Zwischenschichten notwendig sind. Vielmehr können derartige Beschichtungen einfach direkt auf die Reibfläche – also einen Grundkörper der Bremsscheibe – aufgebracht werden, was die Herstellung einer derartigen Bremsscheibe deutlich verbilligt.
  • Bevorzugt weist die Beschichtung zusätzlich Chrom und/oder Nickel als Legierungsbestandteile auf. Durch das Zufügen von Chrom oder Nickel können die tribologischen, mechanischen und die Wärmeleiteigenschaften der Beschichtung weiter verbessert werden. Bevorzugt enthält die Beschichtung dabei 20 bis 35 Gew.-% Chrom und 5 bis 15 Gew.-% Nickel.
  • In einer ganz besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung enthält die Beschichtung 27 Gew.-% Chrom, 10 Gew.-% Nickel und als Restbestandteil Wolfram sowie die legierungsüblichen herstellungsbedingten Verunreinigungen. Durch die genannte Zusammensetzung wird eine besonders harte, korrosionsbeständige und hochwarmfeste Legierung erzielt, die sowohl den Ansprüchen an Korrosionsbeständigkeit und Härte als auch an Wärmeleitfähigkeit, die an Reibringe für Scheibenbremsen gestellt werden, hervorragend genügt.
  • Durch die hervorragenden Eigenschaften derartiger Beschichtungen ist es insbesondere auch möglich, den Grundkörper des Reibringes nicht mehr, wie meist üblich aus Grauguss, sondern beispielsweise aus Leichtmetallen wie Aluminium zu fertigen. Damit werden zusätzlich ungefederte Massen des Kraftwagens eingespart, sodass sich der Komfort der Fahrzeuginsassen erhöht sowie durch die Gesamtgewichtseinsparung auch die CO2-Emissionen des Kraftwagens reduziert werden. Weiterhin kann durch die Ausführung des Reibringes aus Aluminium auf aufwändige Fügetechnik bei der Herstellung heute üblicher zweiteiliger Bremsscheiben verzichtet werden, indem die Gesamtbremsscheibe – also Bremsscheibentopf und Reibring – aus einem Grundwerkstoff gefertigt werden kann.
  • Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Herstellen eines Reibrings für eine Bremsscheibe einer Scheibenbremse für einen Kraftwagen, bei welchem auf eine Reibfläche des Reibrings zumindest bereichsweise eine Beschichtung durch thermisches Spritzen direkt aufgebracht wird. Erfindungsgemäß ist dabei vorgesehen, dass die Beschichtung 27 Gew.-% Chrom, 10 Gew.-% Nickel und als Restbestandteil Wolfram und die legierungsüblichen, herstellungsbedingten Verunreinigungen enthält. Hierdurch wird auf herstellungstechnisch einfachste Weise eine besonders korrosionsbeständige, hochwarmfeste und harte Beschichtung eines Reibrings erzielt.
  • Bevorzugt wird die Beschichtung durch Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen aufgebracht. Hierbei wird durch Verbrennen eines Brenngases unter Sauerstoffzufuhr eine Pulvermischung mit den Legierungsbestandteilen aufgeschmolzen und mit dem Gasstrom durch eine Expansionsdüse geleitet. Durch die hohen resultierenden Partikelgeschwindigkeiten der aufgeschmolzenen Legierungspartikel ergibt sich eine besonders hohe Haftfestigkeit der resultierenden Beschichtung bei sehr geringer Porosität.
  • Im Folgenden soll die Erfindung und ihre Ausführungsformen anhand der Zeichnung näher erläutert werden. Hierbei zeigen:
  • 1 eine Vorrichtung zum Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen in schematischer Darstellung;
  • 2 eine Schnittdarstellung durch die beschichtete Reibfläche eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Reibrings und
  • 3 eine Ausschnittvergrößerung aus 2.
  • Zum Aufbringen einer Beschichtung auf eine Reibfläche eines Reibrings für eine Scheibenbremse können thermische Spritzverfahren wie das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen (HVOF) verwendet werden. In einer Flammspritzvorrichtung 10 wird dabei ein durch eine erste Zufuhrleitung 12 zugeführtes Brenngas-Sauerstoffgemisch verbrannt. Dem Brenngas-Sauerstoffgemisch wird durch eine zweite Zufuhrleitung 14 eine Mischung aus einem Fördergas und pulverförmigen Legierungsbestandteilen zugesetzt, wobei die pulverförmigen Legierungsbestandteile in der Flamme des Brenngas-Sauerstoffgemisches aufschmelzen. Durch eine Expansionsdüse 16 wird der resultierende Strom aus Verbrennungsgasen, Fördergas und aufgeschmolzenen Spritzpartikeln auf die zu beschichtende Oberfläche 18 hin beschleunigt. Aufgrund der hohen zu erreichenden Partikelgeschwindigkeiten in der Flamme 20 können hierdurch Oberflächenschichten mit hoher Haftfestigkeit bei geringer Porosität erzielt werden. Je nach Material und Schichtdicke ist es dabei möglich, Härten bis zu 1400 HF0,3 zu erzielen.
  • In der vorliegenden Anwendung wird das genannte Verfahren zum Beschichten einer Reibfläche 22 eines Reibringes 24 für eine Bremsscheibe verwendet. Hierdurch wird, wie im Schliffbild in 2 ersichtlich, eine Spritzschicht 24 mit einer Schichtdicke d von 45 bis 135 μm erhalten, welche aus einer Wolfram-Chrom-Nickel-Legierung mit ca. 27 Gew.-% Chrom und 10 Gew.-% Nickel besteht. Die Oberflächenschicht 24 ist insgesamt extrem kompakt und wenig porös und weist eine relativ glatte äußere Oberfläche 26 auf. Zur Verbesserung der Qualität der Oberfläche 26 kann diese nach dem Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen noch schleifend beispielsweise durch Planumfangsschleifen nachbearbeitet werden. Die so erhaltene Rauhigkeit rz liegt zwischen 3 μm und 5 μm. Die Beschichtung 25 ist direkt auf den Grundkörper des Reibringes 24 aufgebracht, ohne dass eine Zwischenschicht oder ein Gradient verwendet wird. Der Grundkörper 24 des Reibringes ist im gezeigten Ausführungsbeispiel aus Grauguss ausgeführt und weist ein im wesentlichen perlitisches Gefüge mit geringen Ferrit- und Lamellengraphitanteilen auf.
  • Wie in den Schliffbildern der 2 und 3 zu erkennen, wird beim Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen das Spritzgut nicht vollständig aufgeschmolzen, sodass sich noch Strahlkörner 28 sowohl in der Beschichtung 26 als auch im Randbereich des Grundkörpers 24 finden. Elektronenmikroskopische Untersuchungen der Schicht 25 haben dabei ergeben, dass die Schicht als wesentlich durchgängige Nickelbindephase mit eingelagerten Wolframkörnern und stellenweise reinen Chromphasen aufgebaut ist.
  • Bei Schichtdicken zwischen 45 und 135 μm ergeben sich Härten im Bereich von 800 bis 1000 HF0,1. Die Körnigkeit der Beschichtung 25 ist äußerst gering und die Beschichtung 25 weist kaum Poren auf. Im Übergangsbereich zwischen Beschichtung 25 und Grundkörper 24 des Reibrings zeigt sich eine Verzahnung zwischen Beschichtung 25 und Reibring 24, was zu einer außerordentlich hohen Haftzugfestigkeit der Beschichtung 25 am Grundkörper 24 führt. Für das gezeigte Ausführungsbeispiel wurde diese in der Größenordnung zwischen 78 und 88 MPa bestimmt. Dies verdeutlicht nochmals, dass die gezeigte Beschichtung 25 ohne zusätzliche haftvermittelnde Schichten aufgebracht werden kann.
  • 10
    Flammspritzvorrichtung
    12, 14
    Zufuhrleitungen
    16
    Expansionsdüse
    18
    Oberfläche
    20
    Flamme
    22
    Reibfläche
    24
    Spritzschicht
    25
    Beschichtung
    26
    Oberfläche
    28
    Strahlkörner
    d
    Schichtdicke
  • ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
  • Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
  • Zitierte Patentliteratur
    • - DE 10342743 A1 [0004]
    • - DE 10442743 A1 [0004]

Claims (7)

  1. Reibring (24) für eine Bremsscheibe einer Scheibenbremse für einen Kraftwagen, mit wenigstens einer Reibfläche (30) und einer zumindest bereichsweise auf die Reibfläche (30) aufgebrachten Beschichtung (25) dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (25) eine direkt auf die Reibfläche (30) aufgebrachte Schicht aus einer Wolframbasislegierung umfasst.
  2. Reibring (24) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das die Beschichtung (25) Chrom und/oder Nickel als Legierungsbestandteile enthält.
  3. Reibring (24) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (25) 20 Gew.-% bis 35% Gew.-% Chrom und 5 Gew.-% bis 15 Gew.-% Nickel enthält.
  4. Reibring (24) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (25) 27 Gew.-% Chrom, 10 Gew.-% Nickel und als Restbestandteil Wolfram und legierungsübliche Verunreinigungen enthält.
  5. Reibring (24) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Grundkörper des Reibrings (24) aus einem Leichtmetall oder einer Leichtmetalllegierung, insbesondere aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung besteht.
  6. Verfahren zum Herstellen eines Reibrings (24) für eine Bremsscheibe einer Scheibenbremse für einen Kraftwagen, bei welchem auf eine Reibfläche (30) des Reibrings zumindest bereichsweise eine Beschichtung (25) durch thermisches Spritzen direkt aufgebracht wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (25) 27 Gew.-% Chrom, 10 Gew.-% Nickel und als Restbestandteil Wolfram und legierungsübliche Verunreinigungen enthält.
  7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung (25) durch Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen aufgebracht wird.
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