DE102009010603A1 - Hörvorrichtung mit einem Aktor oder einem Sensor und Verfahren zum Betreiben einer solchen Hörvorrichtung - Google Patents

Hörvorrichtung mit einem Aktor oder einem Sensor und Verfahren zum Betreiben einer solchen Hörvorrichtung Download PDF

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Abstract

Bei Hörvorrichtungen wird beispielsweise durch Belüftungsöffnungen der Tragekomfort für einen Geräteträger erhöht. Durch Belüftungsöffnungen wird allerdings die auditive Qualität der Hörvorrichtung beeinträchtigt. Es soll eine Möglichkeit geschaffen werden, sowohl eine hohe auditive Qualität als auch einen hohen Tragekomfort für eine Hörvorrichtung zu gewährleisten. Außerdem soll die Handhabung einer Hörvorrichtung erleichtert werden. Erfindungsgemäß wird dazu eine Hörvorrichtung (8) bereitgestellt, die einen Aktor (13, 14) und/oder einen Sensor (14) aus einem elektroaktiven Polymer aufweist. Mittels eines Aktors (13) aus einem elektroaktiven Polymer kann ein Öffnungszustand (B) einer Belüftungsöffnung (12) einer Hörvorrichtung (8) verändert werden. In ähnlicher Weise kann mittels eines Aktors (14) ein Außenmaß der Hörvorrichtung (8) beispielsweise an einen Gehörgang (7) eines Geräteträgers angepasst werden. Die Erfindung eignet sich insbesondere für Hörgeräte.

Description

  • Die Erfindung betrifft eine Hörvorrichtung mit einem Aktor und/oder einem Sensor. Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Betreiben einer Hörvorrichtung mit einem Aktor. Unter dem Begriff Hörvorrichtung wird hier insbesondere ein Hörgerät verstanden. Darüber hinaus fallen unter dem Begriff aber auch andere tragbare und nicht tragbare akustische Geräte wie Headsets, Kopfhörer und dergleichen.
  • Hörgeräte sind tragbare Hörvorrichtungen, die zur Versorgung von Schwerhörenden dienen. Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), Hörgerät mit externem Hörer (RIC: receiver in the canal) und In-dem-Ohr-Hörgeräte (IdO), z. B. auch Concha-Hörgeräte oder Kanal-Hörgeräte (ITE, CIC), bereitgestellt. Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte werden am Außenohr oder im Gehörgang getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten Gehörs entweder mechanisch oder elektrisch.
  • Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler, einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z. B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer Wandler, z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer, realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinheit integriert. Dieser prinzipielle Aufbau ist in 1 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse 1 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere Mikrofone 2 zur Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit 3, die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 1 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale und verstärkt sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 3 wird an einen Lautsprecher bzw. Hörer 4 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall wird gegebenenfalls über einen Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang fixiert ist, zum Trommelfell des Geräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des Hörgeräts und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 3 erfolgt durch eine ebenfalls ins Hörgerätegehäuse 1 integrierte Batterie 5.
  • Eine Otoplastik oder allgemeiner ein Ohrstück, mit dem der Schallschlauch in einem Gehörgang eines Geräteträgers fixiert wird, hat unter Umständen noch eine weitere Aufgabe. Ein Ohrstück soll in manchen Fällen auch akustisch gut dämpfen, damit Schall aus der Umgebung des Geräteträgers nicht direkt in den Gehörgang gelangt. Andernfalls würde der Geräteträger störende Umgebungsgeräusche wahrnehmen, die bei dem Schall, der dem Geräteträger über den Schallschlauch zugeleitet wird, von der Signalverarbeitungseinheit aufwendig herausgefiltert wurde. Ein direkt von der Umgebung auf rein akustischem Wege durch das Ohrstück in den Gehörgang dringender Schall ist insbesondere dann störend, wenn mit dem Hörgerät ein richtungsabhängiges Erfassen des Schalls ermöglicht werden soll.
  • In gleicher Weise verhindert ein Ohrstück, dass der über den Schallschlauch in den Gehörgang geleitete und verhältnismäßig laute Schall auch nach außen in die Umgebung abgestrahlt wird. Dies kann zu einem Feedback führen, wenn der abgestrahlte Schall von den Mikrofonen des Hörgeräts erfasst wird, noch einmal von dem Verstärker verstärkt und anschließend ein weiteres Mal über den Schallschlauch in den Gehörgang geleitet wird. Schließlich ist ein gut dichtendes Ohrstück auch entscheidend für eine gute Übertragung insbesondere tiefer Frequenzen von dem Hörer durch den Schallschlauch hin zum Trommelfell des Geräteträgers.
  • Eine hohe Dichtigkeit des Ohrstücks beeinträchtigt allerdings den Tragekomfort, den ein Geräteträger beim Tragen des Hörgeräts empfindet. Zum einen gelangt keine Frischluft in den Gehörgang. Dadurch ist die Luftfeuchtigkeit in dem Gehörgang sehr hoch, wenn ein vollständig geschlossenes Ohrstück getragen wird. Zum anderen wird durch ein vollständig geschlossenes Ohrstück bewirkt, dass ein Geräteträger seine eigene Stimme in ungewohnt verfremdeter Weise wahrnimmt. Dieser so genannte Okklusionseffekt irritiert einen Geräteträger beim Sprechen. Um bei einem Hörgerät eine Belüftung des Gehörgangs zu gewährleisten und den Okklusionseffekt zu mildern, können Ohrstücke mit Durchgangsöffnungen versehen werden, die einen Luftaustausch zwischen dem Gehörgang und der Umgebung des Geräteträgers ermöglichen. Bei einer Otoplastik wird eine solche Belüftungsöffnung auch Vent genannt. Ein Ohrstück, das nicht individuell an einem Geräteträger angepasst wurde, weist oft einen leicht verformbaren, gewölbten Dichtungsring auf. Dieser Dichtungsring wird auch Dome genannt. In dem Dichtungsring können auch Öffnungen vorhanden sein, die einen Luftaustausch ermöglichen.
  • Ohrstücke mit Belüftungsöffnungen heißen auch offen angepasste Ohrstücke. Die Vorteile, die sich durch ein offen angepasstes Ohrstück ergeben, werden insgesamt als „offenes” Tragegefühl beschrieben. Der Tragekomfort ist deutlich höher. Allerdings sind diese Hörgeräte mit offen angepassten Ohrstücken auch anfällig für ein Feedback. Außerdem vermindert Umgebungsschall, der direkt durch die Belüftungsöffnung in den Gehörgang gelangen kann, die auditive Qualität des Schallsignals, das von der Hörvorrichtung bereitgestellt wird.
  • Aus dem Stand der Technik sind Polymere bekannt, die durch das Anlegen einer elektrischen Spannung ihre Form ändern. Sie werden elektroaktive Polymeren (EAP) genannt. Ein Beispiel für ein elektroaktives Polymer ist ein dielektrisches Elastomer. Ein dielektrisches Elastomer wandelt elektrische Energie direkt in mechanische Arbeit um. Ein Aktor auf Basis eines dielektrischen Elastomers lässt sich beispielsweise dadurch bauen, dass ein Elastomerfilm beidseitig mit Elektroden beschichtet wird, an die dann eine elektrische Spannung angelegt werden kann. Durch diese Spannung wird der Elastomerfilm in Dickenrichtung zusammengedrückt, wobei er sich seitlich ausdehnt. Bei diesem Vorgang kann der Elastomerfilm Arbeit verrichten und damit als Aktor wirken. Wird die Spannung zwischen den Elektroden wieder entfernt, nimmt der Elastomerfilm wieder seine ursprüngliche Form an.
  • Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Hörvorrichtung mit einer hohen auditiven Qualität und mit einem hohen Tragekomfort sowie eine bequeme Handhabung der Hörvorrichtung zu ermöglichen.
  • Die Aufgabe wird durch eine Hörvorrichtung gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Die Aufgabe wird auch durch ein Verfahren gemäß Patentanspruch 7 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung sind durch die Unteransprüche gegeben.
  • Eine erfindungsgemäße Hörvorrichtung weist einen Aktor und/oder einen Sensor auf, wobei der Aktor und/oder Sensor ein elektroaktives Polymer aufweisen/aufweist. Unter einem Aktor ist dabei ein elektromechanischer Wandler zu verstehen, mit dem elektrische Energie in mechanische Energie wandelbar ist. Es kann sich dabei insbesondere um eine Stelleinheit zum Ändern einer Stellung eines mechanischen Elements oder um eine Antriebseinheit für eine Membran eines Lautsprechers handeln. Ein Aktor weist im Sinne der Erfindung immer dann ein elektroaktives Polymer auf, wenn eine elektromechanische Wandlung durch ein solchen Polymers bewirkt wird. Entsprechend ist unter einem Sensor mit einem elektroaktiven Polymer ein mechanoelektrischer Wandler zu verstehen, der also eine mechanische Größe, wie z. B. einen Druck oder eine Kraft, in eine elektrische Größe durch ein elektroaktives Polymer wandelt. Insbesondere ist ein solcher Sensor ein Tastsensor oder ein Mikrofon.
  • Die erfindungsgemäße Hörvorrichtung weist den Vorteil auf, dass ein mechanisches Element der Hörvorrichtung mittels des Aktors in Abhängigkeit von elektrischen Steuersignalen verstellbar ist. Mit dem Sensor kann eine mechanische Größe durch die Hörvorrichtung erfasst werden, so dass sie für eine Steuereinheit der Hörvorrichtung auswertbar ist. Beim Herstellen eines Aktors aus einem elektroaktiven Polymer ergibt sich der besondere Vorteil, dass ein elektroaktives Polymer frei formbar ist. Aufgrund der geringen Dichte von elektroaktiven Polymeren ist der Aktor dann auch sehr leicht. Mittels eines elektroaktiven Polymers lässt sich also ein leichter und flexibel formbarer Aktor herstellen. Elektroaktive Polymere sind auch sehr dehnbar. Dies macht einen entsprechenden Aktor sehr strapazierfähig und damit ausfallsicher. All dies gilt auch für einen Sensor auf Basis eines elektroaktiven Polymers. Diese Vorteile sind beispielsweise durch Verwenden einer piezoelektrischen Keramik nicht gegeben.
  • Insgesamt lässt sich in vorteilhafter Weise mittels eines elektroaktiven Polymers eine Hörvorrichtung herstellen, die klein und leicht ist und zugleich mittels der Aktoren automatisch an unterschiedliche Situationen anpassbar ist. Dabei arbeitet der Aktor außerdem geräuschlos. Ein Sensor ermöglicht zudem eine komfortable Bedienungsmöglichkeit der Hörvorrichtung.
  • Unter einem elektroaktiven Polymer ist insbesondere ein elektrostriktives Polymer, ein piezoelektrisches Polymer und ein dielektrisches Polymer, dabei insbesondere ein dielektrisches Elastomer, zu verstehen. Auch so genannte feuchte elektroaktive Polymere zählen zu den elektroaktiven Polymeren im Sinne der Erfindung.
  • Eine erfindungsgemäße Hörvorrichtung, bei der ein Aktor ein elektroaktives Polymer aufweist, wird in vorteilhafter Weise weitergebildet, wenn der Aktor auf der Basis einer Eigenschaft einer akustischen Umgebung der Hörvorrichtung steuer bar ist. Unter der akustischen Umgebung sind all diejenigen Schalle zu verstehen, die von außen auf die Hörvorrichtung treffen. Eine Eigenschaft einer solchen akustischen Umgebung ist z. B. die Lautstärke oder die spektrale Verteilung der Energie von Geräuschen aus der Umgebung. Eine derart weitergebildete Hörvorrichtung ist in der Lage, sich automatisch an die akustische Umgebung anzupassen, in der sich ein Geräteträger mit der Hörvorrichtung befindet.
  • Dazu wird durch die Erfindung ein Verfahren zum Betreiben einer Hörvorrichtung bereitgestellt, das die folgenden Schritte umfasst:
    • – Erfassen eines Schalls aus der akustischen Umgebung der Hörvorrichtung,
    • – Ermitteln einer Eigenschaft der akustischen Umgebung in Abhängigkeit von dem erfassten Schall und
    • – Betreiben des Aktors in Abhängigkeit von der ermittelten Eigenschaft.
  • Eine erfindungsgemäße Hörvorrichtung, die zudem einen Belüftungskanal aufweist, wird in vorteilhafter Weise weitergebildet, wenn ein Öffnungszustand des Belüftungskanals mit einer Verschließeinrichtung der Hörvorrichtung veränderbar ist, wobei die Verschließeinrichtung mittels eines elektroaktiven Polymers betätigbar ist. Unter einem Belüftungskanal ist insbesondere ein Vent oder eine Belüftungsöffnung eines Domes zu verstehen. Mittels der Verschließeinrichtung ist es dabei möglich, einen Querschnitt des Belüftungskanals zu verändern. Bevorzugt ist der Belüftungskanal durch die Verschließeinrichtung vollständig verschließbar, so dass kein Luftschall durch den Belüftungskanal hindurchtreten kann. Der Öffnungszustand gibt beispielsweise diejenige Querschnittsfläche des Belüftungskanals an, durch die Frischluft oder auch ein Luftschall durch den Belüftungskanal hindurchtreten kann.
  • Eine erfindungsgemäße Hörvorrichtung mit einem Belüftungskanal ist in vorteilhafter Weise dadurch weitergebildet, dass die Verschließeinrichtung in Abhängigkeit von einem Signal einer Signalverarbeitungseinheit der Hörvorrichtung steuerbar ist. Dadurch kann in vorteilhafter Weise der Öffnungszustand des Belüftungskanals in der Weise optimal geregelt werden, dass ein von der Signalverarbeitungseinheit erzeugtes Audiosignal mit einer hohen auditiven Qualität mittels eines Hörers der Hörvorrichtung dem Geräteträger bereitstellbar ist.
  • Zu der Erfindung gehört auch ein Verfahren zum Betreiben einer Hörvorrichtung mit einem Belüftungskanal, bei dem der Belüftungskanal geschlossen wird, falls ein Feedback erkannt wird, oder eine Hörsituation mit tiefen Tönen erkannt wird oder eine Richtwirkung beim Erfassen des Schalls zu erzielen ist. Durch dieses Verfahren wird der Vorteil erzielt, dass durch den Belüftungskanal die auditive Qualität des Schallsignals der Hörvorrichtung nicht beeinträchtigt wird.
  • Ein weiterer Vorteil ergibt sich durch eine Weiterbildung des Verfahrens, indem der Belüftungskanal geöffnet wird, falls eine ruhige Umgebung detektiert wird oder Sprache detektiert wird. Mit einer ruhigen Umgebung ist dabei insbesondere gemeint, dass ein Lautstärkepegel eines Umgebungsgeräuschs im Verhältnis zu einem Lautstärkepegel eines Nutzsignals verhältnismäßig gering ist. Man spricht in einer solchen Situation auch von einem hohen Signal-zu-Rauschverhältnis. Von einer ruhigen Umgebung ist im Sinne der Erfindung aber auch dann die Rede, wenn sowohl das Nutzsignal als auch die Störung einen geringen Lautstärkepegel aufweisen. Bei der detektierten Sprache ist insbesondere die Sprache bzw. Stimme des Geräteträgers selbst gemeint. Indem der Belüftungskanal immer dann geöffnet wird, wenn keine störenden Umgebungsgeräusche vorhanden sind, wird der Gehörgang des Geräteträgers immer nur dann belüftet, wenn sich dadurch kein Nachteil für die auditive Qualität ergibt. Genauso kann der Okklusionseffekt vermieden werden, indem der Belüftungskanal geöffnet wird, wenn der Geräteträger selbst spricht.
  • Im Bezug auf eine Belüftung eines Gehörgangs ergibt sich eine vorteilhafte Weiterbildung der Hörvorrichtung, wenn die Hörvorrichtung eine Belüftungseinrichtung aufweist, mit der ein Luftvolumen mittels einer Fördereinrichtung förderbar ist, wobei die Fördereinrichtung ein elektroaktives Polymer umfasst. Mit anderen Worten wird mit der Belüftungseinrichtung ein aktives Belüften ermöglicht, bei dem durch Bereitstellen von elektrischer Energie Luft beispielsweise in einen Gehörgang gepumpt werden kann oder aus diesem herausgesogen werden kann. Eine Fördereinrichtung kann beispielsweise durch eine Kammer mit veränderlichem Volumen eines Innenraums bereitgestellt werden. Die Volumenänderung ist dabei durch Verformen eines elektroaktiven Polymers möglich.
  • Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der erfindungsgemäßen Hörvorrichtung ergibt sich, wenn ein Außenmaß der Hörvorrichtung mittels eines elektroaktiven Polymers veränderbar ist. Unter einem Außenmaß ist dabei die Abmessung der Hörvorrichtung oder eines Abschnitts der Hörvorrichtung entlang einer bestimmten Raumrichtung zu verstehen. Insbesondere ist darunter ein Durchmesser eines Domes oder einer Otoplastik zu verstehen, wobei die Form dieses Ohrstücks dann mittels eines elektroaktiven Polymers verändert werden kann. Dies kann beispielsweise das Einführen eines Ohrstücks in einen Gehörgang erleichtern. Es wird dadurch eine besonders leichte Handhabung der Hörvorrichtung ermöglicht und auch eine hohe auditive Qualität des von der Hörvorrichtung erzeugten Schallsignals sichergestellt, weil das Ohrstück den Gehörgang beispielsweise besonders gut abzudichten in der Lage ist.
  • Eine weitere, die Handhabung der erfindungsgemäßen Hörvorrichtung verbessernde Weiterbildung ergibt sich, wenn die Hörvorrichtung eine Reinigungseinrichtung aufweist, mit der eine Außenwandung der Hörvorrichtung für ein Reinigen verformbar ist, wobei die Reinigungseinrichtung mittels eines elektroaktiven Polymers verformbar ist. Mit Außenwandung der Hörvorrichtung sind all jene Wandungen gemeint, die beim Tra gen der Hörvorrichtung verschmutzt werden können. Eine insbesondere bei Hörvorrichtungen vorkommende Verschmutzung ist die Verkrustung der Außenwandung mit Cerumen.
  • Die erfindungsgemäße Vorrichtung mit einer Reinigungseinrichtung weist den Vorteil auf, dass durch Verformen der Reinigungseinrichtung solcher verkrusteter Cerumen von selbst abplatzt oder abgeschüttelt wird, wenn sich die Reinigungseinrichtung verformt. Somit ist ein Benutzer der Hörvorrichtung nicht gezwungen, den Cerumen beispielsweise aus kleinen Öffnungen der Hörvorrichtungen herauszukratzen.
  • Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Beispielen näher erläutert. Dazu zeigen:
  • 1 eine Darstellung eines schematischen Aufbaus eines Hörgeräts gemäß dem Stand der Technik,
  • 2 eine Darstellung eines Gehörgangs eines Ohrs mit einem darin platzierten Hörgerät gemäß einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Hörvorrichtung und
  • 3 einen Querschnitt eines Ohrstücks mit zwei Domes und eines Schallschlauchs für ein Hörgerät gemäß einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Hörvorrichtung.
  • Die dargestellten Beispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung dar.
  • In 2 ist schematisch eine Ohrmuschel 6 und das Innere eines Gehörgangs 7 dargestellt. Am Eingang des Gehörgangs 7 befindet sich ein Hörgerät 8, mit dem ein Hörschaden des Trägers des Hörgeräts 8 kompensiert wird. Das Hörgerät 8 ist in diesem Beispiel ein CIC-Hörgerät (CIC-Completely in the Canal). Das Hörgerät 8 verfügt über ein Mikrofon 9, mit dem ein Schall aus einer Umgebung des Geräteträgers in ein Mikrofonsignal gewandelt wird. Das Mikrofonsignal wird von einer Signalverarbeitungseinheit 10 analysiert, von Störungen befreit und anschließend verstärkt. Das verstärkte Signal wird mittels eines Hörers 11 in den Gehörgang 7 abgestrahlt. Das Mikrofon 9, die Signalverarbeitungseinheit 10 und der Hörer 11 sind jeweils über Signalleitungen verbunden, die in 2 angedeutet sind.
  • Um den Gehörgang 7 zu belüften und um dem Geräteträger ein offenes Tragegefühl zu vermitteln, weist das Hörgerät 8 einen Vent 12 auf. Durch den Vent 12 gelangt frische Luft durch das Hörgerät 8 in den Gehörgang 7. Feuchte und warme Luft kann entsprechend aus dem Gehörgang 7 in die Umgebung des Geräteträgers strömen.
  • Obwohl auch ein von dem Hörer 11 abgestrahlter Schall durch den Vent 12 zum Mikrofon 9 gelangen könnte, kommt es bei dem Hörgerät 8 nicht zu einem Feedback. In dem Vent 12 befindet sich nämlich eine Blende 13, deren Blendenöffnung B im Durchmesser variierbar ist. Die Blende 13 weist dazu ein elektroaktives Polymer auf, das sich in Abhängigkeit von einem Steuersignal in seiner Form verändern kann. Dadurch kann die Blendenöffnung B vergrößert und wieder verkleinert werden. Das Steuersignal wird von der Signalverarbeitungseinheit 10 erzeugt und über eine in 2 angedeutete Signalleitung zur Blende 13 hin übertragen.
  • Erkennt nun die Signalverarbeitungseinheit 10 bei der Analyse des Mikrofonsignals, dass es zu einem Feedback vom Hörer 11 zum Mikrofon 9 kommt, so gibt sie ein Signal an die Blende 13 ab. Daraufhin schließt sich die Blende 13, d. h. die Blendenöffnung B nimmt ihren kleinstmöglichen Durchmesser an. Dann kann kein Schall mehr vom Hörer 11 durch den Vent 12 zum Mikrofon 9 gelangen. Damit ist ein Feedback wirkungsvoll unterdrückt.
  • Mit der Signalverarbeitungseinheit 10 kann je nach Bedarf und/oder akustischer Situation eine dynamische, zeitvariante Auswahl von geschlossenem oder offenem Verhalten der Hörgeräteanbindung an den Gehörgang bereitgestellt werden. Mit ande ren Worten ist die Signalverarbeitungseinheit 10 in der Lage, die Blendenöffnung nicht nur bei Feedback, sondern auch bei anderen Situationen zu steuern. Insgesamt sorgt dies für einen hohen Hörkomfort des Geräteträgers. Einige Beispiele für diese Situationsabhängigkeit sind:
    • – Öffnen des Vents bei Aktivität der eigenen Stimme,
    • – Schließen des Vents bei tieftoniger Musik (oder allgemein bei einer von einem Klassifikator der Signalverarbeitungseinheit 10 detektierten Hörsituation),
    • – Öffnen des Vents in ruhiger Umgebung und
    • – Schließen des Vents in Störschallsituationen mit Richtwirkungsbedarf.
  • Anstelle der in 2 gezeigten Blende 13 können auch Lamellen, ein klappbarer Deckel oder verschiebbare Teile verwendet werden, die mittels eines piezoelektrischen Polymers in ihrer Stellung veränderbar sind, so dass ein Querschnitt des Vents variierbar ist.
  • Mittels der Signalverarbeitungseinheit 10 ist auch ein Signal generierbar, das die Blende 13 zum Vibrieren anregt. Dadurch wird es möglich, die Blende 13 und insbesondere die Blendenöffnung B von Cerumen zu befreien, wenn sich dieser an der Blende 13 festgesetzt hat.
  • Das Hörgerät 8 weist für einen besseren Sitz im Gehörgang 7 eine Manschette 14 auf, die mittels eines Steuersignals verformbar ist. Dazu ist in der Manschette 14 ein in 2 nicht gezeigtes elektroaktives Polymer eingearbeitet. Das elektroaktive Polymer wird auch als Sensor verwendet, um solche Stellen an der Manschette zu erkennen, an denen die Manschette 14 zu stark gegen die Haut im Gehörgang 7 drückt. Wird eine solche Druckstelle erkannt, wird die Manschette 14 ent sprechend verformt, um den Druck an dieser Stelle zu verringern.
  • In 3 ist ein Ohrstück 15 eines in 3 nicht weiter dargestellten Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts gezeigt. Das Ohrstück 15 wird über einen Schallschlauch 16 mit dem übrigen Teil des Hörgeräts verbunden. Von dem Schallschlauch 16 ist in 3 nur ein Anschlussstück gezeigt.
  • Das Ohrstück 15 weist zwei Domes 17a, 17b auf, mit denen das Ohrstück in einem Gehörgang eines Geräteträgers festgeklemmt wird. Die Domes 17a, 17b dichten dabei den Gehörgang auch gegen einen Umgebungsschall ab. Eine Belüftung des Gehörgangs wird über Belüftungsöffnungen 18a, 18b ermöglicht. In den Belüftungsöffnungen 18a, 18b sind Blenden 19a, 19b aus einem elektroaktiven Polymer angeordnet. Die Funktionsweise der Blenden 19a, 19b entspricht der Funktionsweise, wie sie im Zusammenhang mit der in 2 beschriebenen Blende bereits beschrieben wurde.
  • Das Ohrstück wird in eine in 3 mit einem Richtungspfeil 20 angezeigten Richtung in einen Gehörgang des Geräteträgers eingeführt. Der Geräteträger muss dabei keine Kraft aufwenden. Der größere Dome 17b kann nämlich für ein Einführen des Ohrstücks 15 in einen Gehörgang in seinem Durchmesser verringert werden. Während der größere Dome 17b im normalen Betrieb einen Durchmesser 21 aufweist, kann sein Durchmesser für ein Einführen auf einem kleineren Durchmesser 22 verringert werden. In 3 ist durch gestrichelte Linie angedeutet, welche Form der größere Dome 17b hat, wenn er zusammengezogen ist. Der Durchmesser 21, 22 des größeren Domes 17b stellt im Sinne der Erfindung ein Außenmaß des Hörgeräts dar. Ein aktives Zusammenziehen des Domes auf den kleineren Durchmesser 22 wird mittels eines Rings 23 aus einem aktiven Polymer ermöglicht. Wird an den Ring 23 eine Spannung angelegt, zieht er sich zusammen, so dass auch der größere Dome 17b, an dem er befestigt ist, seine Form entsprechend ändert.
  • Eine elektrische Spannung, mit der die Blenden 19a und 19b sowie der Ring 23 betrieben werden, wird über Leitungen 24 von einem Anschluss 25 zu den jeweiligen Bauteilen geleitet. Die Leitungen 24 sind in das Ohrstück 15 eingegossen. Zu den Leitungen 24 entsprechende Leitungen 26 verlaufen in einer Wand des Schallschlauchs 16. Die Leitungen 24 werden mit den entsprechenden Leitungen 26 bei Anschließen des Schallschlauchs 16 an das Ohrstück 15 über den Anschluss 25 und einen entsprechenden Anschluss 27 im Schallschlauch 16 miteinander verbunden. Bereitgestellt wird die über die Leitungen 24, 26 übertragene Spannung von dem hinter dem Ohr zu tragenden Teil des Hörgeräts. Die Spannungen werden in Abhängigkeit von Steuersignalen, die von einer Signalverarbeitungseinheit des Hörgeräts erzeugt werden, an die einzelnen Leitungen 26 des Schallschlauchs 16 angelegt.
  • Dadurch, dass sich der Ring nur während des Einsetzens zusammenzieht, wird von dem elektroaktiven Polymer, das sich in dem Ring 23 befindet, nur während eines Einsetzens des Ohrstücks 15 in einem Gehörgang elektrische Energie verbraucht. Während eines Tragens des Ohrstücks 15 wird keine Energie von dem Ring 23 verbraucht.
  • Es kann auch eine aktive Haltefunktion des Domes bereitgestellt werden, indem sich der Dome in dem Gehörgang spreizt und sich dabei an die Form des Gehörgangs anpasst. Bei dem in 3 gezeigten Beispiel würde sich dann der Ring 23 entsprechend ausdehnen.
  • Zusammenfassend ist durch die Beispiele gezeigt, wie es mittels der Erfindung möglich wird, eine hohe auditive Qualität und zugleich einen verbesserten Tragekomfort und eine erleichterte Handhabung für eine Hörvorrichtung bereitzustellen.

Claims (10)

  1. Hörvorrichtung (8) mit einem Aktor (13, 14, 19a, 19b, 23) und/oder einem Sensor (14) dadurch gekennzeichnet, dass der Aktor (13, 14, 19a, 19b, 23) und/oder der Sensor (14) ein elektroaktives Polymer aufweisen/aufweist.
  2. Hörvorrichtung (8) nach Anspruch 1 gekennzeichnet durch einen Aktor (13, 19a, 19b), der ein elektroaktives Polymer aufweist, wobei der Aktor (13, 19a, 19b) auf der Basis einer Eigenschaft einer akustischen Umgebung der Hörvorrichtung (8) steuerbar ist.
  3. Hörvorrichtung (8) nach Anspruch 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, dass die Hörvorrichtung (8) einen Belüftungskanal (12, 18a, 18b) aufweist und ein Öffnungszustand (B) des Belüftungskanals (12, 18a, 18b) mit einer Verschließeinrichtung (13, 19a, 19b) der Hörvorrichtung veränderbar ist, wobei die Verschließeinrichtung (13, 19a, 19b) mittels eines elektroaktiven Polymers betätigbar ist.
  4. Hörvorrichtung (8) nach Anspruch 3 dadurch gekennzeichnet, dass die Verschließeinrichtung (13, 19a, 19b) in Abhängigkeit von einem Signal einer Signalverarbeitungseinheit (10) der Hörvorrichtung (8) steuerbar ist.
  5. Hörvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche gekennzeichnet durch eine Belüftungseinrichtung, mit der ein Luftvolumen mittels einer Fördereinrichtung förderbar ist, wobei die Fördereinrichtung ein elektroaktives Polymer umfasst.
  6. Hörvorrichtung (8) nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass ein Außenmaß (21, 22) der Hörvorrichtung (8) mittels eines elektroaktiven Polymers veränderbar ist.
  7. Hörvorrichtung (8) nach einem der vorhergehenden Ansprüche gekennzeichnet durch eine Reinigungseinrichtung (13), mit der eine Außenwandung der Hörvorrichtung (8) für ein Reinigen verformbar ist, wobei die Reinigungseinrichtung (13) mittels eines elektroaktiven Polymers verformbar ist.
  8. Verfahren zum Betreiben einer Hörvorrichtung (8) mit den Merkmalen nach Anspruch 2, umfassend die Schritte – Erfassen (9) eines Schalls aus der akustischen Umgebung der Hörvorrichtung, – Ermitteln (10) einer Eigenschaft der akustischen Umgebung in Abhängigkeit von dem erfassten Schall und – Betreiben des Aktors (13) in Abhängigkeit von der ermittelten Eigenschaft.
  9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei die Hörvorrichtung (8) zusätzlich einen Belüftungskanal (12, 18a, 18b) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass der Belüftungskanal (12, 18a, 18b) geschlossen wird, falls ein Feedback erkannt wird oder eine Hörsituation mit tiefen Tönen erkannt wird oder eine Richtwirkung beim Erfassen des Schalls zu erzielen ist.
  10. Verfahren nach Anspruch 9, bei dem der Belüftungskanal (12, 18a, 18b) geöffnet wird, falls eine ruhige Umgebung detektiert wird oder Sprache detektiert wird.
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