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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Läutern
einer Glasschmelze bei einer mittleren Läutertemperatur
Ti im Inneren der Glasschmelze. Die Erfindung
betrifft insbesondere ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Hochtemperaturläuterung
der Glasschmelze, d. h. bei Läutertemperaturen von mindestens
1700°C. Die Vorrichtung weist einen Läutertiegel
oder eine Läuterwanne, eine erste Heizeinrichtung zum Heizen
der Glasschmelze und einen Sensor auf, der zum Überwachen
einer Temperatur To der Glasschmelze an
deren freier Oberfläche und zum Ausgeben einer entsprechenden
Temperaturinformation eingerichtet ist.
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Unter
Läuterung versteht man in Bezug auf Glasschmelzen die Entfernung
von Gasblasen aus der Schmelze. Um höchste Fremdgas- und
Blasenfreiheit zu erzielen, bedarf es der gründlichen Durchmischung und
Entgasung des geschmolzenen Gemenges. Das Verhalten von Gasen bzw.
von Blasen in einer Glasschmelze sowie deren Entfernung ist beispielsweise
in „Glastechnische Fabrikationsfehler",
herausgegeben von H. Jebsen-Marwedel und R. Brückner, 3.
Auflage, 1980, Berlin, im vierten Kapitel oder im HVG-Fortbildungskurs
von 1975, „Schmelze und Läuterung des Glases" beschrieben.
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Es
sind allgemein zwei prinzipielle Läuterverfahren bekannt,
die sich im Wesentlichen durch die Art und Weise der Läutergaserzeugung
unterscheiden: physikalische Läuterverfahren und chemische
Läuterverfahren. Bei der physikalischen Läuterung
wird beispielsweise die Viskosität der Glasschmelze durch
Temperaturerhöhung erniedrigt. Insbesondere werden daher
während der Läuterung höhere Temperaturen
der Glasschmelze eingestellt als im Einschmelz- und Abstehbereich.
Je höher die Läutertemperatur gewählt
werden kann, umso effektiver ist die Blasenentfernung aus der Schmelze.
Dabei sollte die Viskosität der Schmelze bekanntermaßen
möglichst unter 102 dPas liegen.
Die maximal zulässige Läutertemperatur hängt
von der Bauart des Läutertiegels bzw. der Läuterwanne
ab und wird durch die Temperaturbeständigkeit des Wandmaterials des
verwendeten Einschmelzaggregats begrenzt. Die Grenze liegt beispielsweise
bei Verwendung von Pt-Legierungen bei maximal 1600°C und
bei feuerfestem Stein bei maximal 1650°C bis 1700°C.
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Das
Prinzip der chemischen Läuterverfahren besteht darin, dass
der Schmelze Verbindungen zugesetzt werden, die sich zersetzen und
Gase abspalten, oder Verbindungen, die bei höheren Temperaturen
flüchtig sind, oder Verbindungen, die in einer Gleichgewichtsreaktion
bei höheren Temperaturen Gase abgeben. Zur ersten Gruppe
der Verbindungen gehören beispielsweise Sulfate, wie Na2SO4, MgSo4, CaSO4, SrSO4, BaSO4 oder La2(SO4)3,
wobei die Auswahl sich nach deren Löslichkeit in dem zu
läuternden Glas und der Schmelztemperatur des Glases richtet.
Zur zweiten Gruppe der Verbindungen, die bei hohen Temperaturen
auf Grund ihres erhöhten Dampfdruckes wirken, sind Halogenide
zu zählen, wie beispielweise die Chloride KCl, CaCl2, BaCl2, LaCl3, CeCl3, YbCl2 und ErCl3, Fluoride
wie LiF, NaF, KF, ZnF2, MgF2,
BaF2, CeF3 oder
eine Reihe von Seltene-Erden-Fluoride. Auch eine Reihe von Bromiden
können hierfür eingesetzt werden. Grundsätzlich
ist hier darauf zu achten, dass die Temperatur, bei dem die Halogenide
in den gasförmigen Zustand übergehen mit der Schmelztemperatur
des zu läuternden Glases kompatibel ist. Auch bei der Halogenid-Läuterung
ist ferner auf die Löslichkeit der Halogenide in dem Glas
zu achten.
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Die
letzte Gruppe von Verbindungen, die in einer Gleichgewichtsreaktion
bei höheren Temperaturen Gase abgeben, umfasst die sogenannten
Redox-Läutermittel wie beispielsweise As2O5, Sb2O5,
SnO2, CeO2, Fe2O3, ZnO, TeO2, V2O5,
MoO3, Wo3, Bi2O5, PrO2,
Sm2O3, Nb2O5, Eo2O3, TdO2 und/oder
Yb2O3 oder auch
einige Selten-Erden-Oxide. Auch bei der Zugabe von Redox-Verbindungen
ist darauf zu achten, dass die Temperatur, bei der das Läutergas
freigesetzt wird, mit der Schmelztemperatur des zu läuternden
Glases kompatibel ist, so dass die Freisetzung nicht bereits beim
Einschmelzen sondern erst im anschließenden Läutervorgang
stattfinden kann.
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Vorstehende
physikalische und chemische Läuterverfahren sind beispielsweise
in der
DE 199 39 771 A1 beschrieben
und in den Gegenstand der vorliegenden Erfindung eingeschlossen.
In genannter Druckschrift ist ferner ein Hochtemperatur-Läuterverfahren
beschrieben, bei dem die Glasschmelze auf eine Temperatur zwischen
1580°C und 2800°C aufgeheizt wird und das Maximum
der Läutergasabgabe durch Läutermittel oberhalb
1500°C erfolgt. Insbesondere auf eine solche Hochtemperatur-Läuterung
bezieht sich auch der Gegenstand der vorliegenden Erfindung. Vorteilhaft
bei der Hochtemperatur-Läuterung ist unter anderem die
verbesserte physikalische Läuterung. So ist beispielsweise
die Blasenaufstiegsgeschwindigkeit in einer 2400°C heißen
Glasschmelze etwa 100-mal größer als in einer
entsprechenden 1600°C heißen Schmelze.
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Es
werden in der Literatur zur Heizung einer Glasschmelze im Allgemeinen
und zur Läuterung im Besonderen zwei Heizverfahren genannt.
Das eine ist die konduktive Heizung mittels Elektroden, die einen
elektrischen Kontakt mit der Glasschmelze herstellen. Beispielhaft
wird auf die Druckschrift
DE 10 2006 003 534 A1 verwiesen. Die Elektroden
werden typischerweise in Stabform in die Schmelze eingeführt
und bilden bei gegebener elektrischer Leitfähigkeit der
Schmelze eine Ohm'sche Widerstandsheizung. Damit die Glasschmelze
elektrisch leitfähig wird, muss das Glas zunächst
meist mittels Gasbrennern vorgeschmolzen werden. Eine andere Anordnung
einer konduktiven Heizeinrichtung ist beispielhaft in der
DE 10 393 837 B4 vorgeschlagen,
wonach die Elektroden einen Wand- oder Bodenabschnitt des Schmelzgefäßes
bilden und gekühlt sind.
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Als
Maßnahme, ausreichend hohe Läutertemperaturen
zu erreichen, ohne dass hierbei eine Zersetzung des Tiegel- bzw.
Wannenmaterials auftritt, sind in der Vergangenheit zahlreiche Weiterentwicklungen
der Läutertiegel vorgeschlagen worden. So schlägt
beispielweise die
DE
199 39 771 A1 , die
DE 199 39 772 A1 , die
DE 199 39 779 A1 oder die
DE 199 39 780 A1 vor,
die Glasschmelze in einem zwangsgekühlten Tiegel bzw. einer
zwangsgekühlten Wanne zu erhitzen. In diesem Zusammenhang
wird meist das zweite Heizverfahren, nämlich eine Hochfrequenzheizung
in Verbindung mit einem hierzu geeigneten Tiegel (Skull-Tiegel)
vorgeschlagen. Hohe Temperaturen werden hierbei durch induktive
Einkopplung eines elektromagnetischen Feldes mit Frequenzen, vorzugsweise
im Bereich von 10 kHz bis 5 MHz erreicht. Auch hierzu muss das Glas
zunächst vorgeschmolzen sein, damit das elektromagnetische
Feld in der elektrisch leitfähigen Glasschmelze Wechselströme
erzeugen kann, die auf Grund der Joule'schen Wärme zu einem
direkten Aufheizen der Schmelze auf die gewünschte Läutertemperatur
führt. Da bei diesem Verfahren der Energieeintrag direkt
in die Schmelze erfolgt, ist es möglich den Wandbereich
des Schmelzaggregates zu kühlen. Dies kann durch freie Abstrahlung,
Luftkühlung oder Wasserkühlung erfolgen. Bewährt
als langzeitstabiles Läuteraggregat haben sich sogenannte
Skull-Tiegel aus wassergekühlten Kupferrohren, wie sie
z. B. für die Kristallzüchtung verwendet werden.
Auch diese vorstehend beschriebene Technik wird von der folgenden
Erfindung mit umfasst.
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Die
vorgenannten Druckschriften gehen davon aus, dass einer Abkühlung
durch Strahlung und Wärmeleitung der Schmelze an deren
freier Oberfläche, also an der Oberfläche, die
nicht durch eine der Tiegel- bzw. Wannenwände bzw. -böden
begrenzt ist, und über die Gasabgabe aus der Schmelze an
die Umgebung erfolgt, entgegen gewirkt werden muss. Hierzu werden
als geeignete Maßnahmen das Abdecken des Raumes über
der Glasschmelze (Oberofen) und das Anordnen eines oder mehrerer
Gasbrenner in dem Oberofen vorgeschlagen.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, die vorstehend beschriebenen
Verfahren und Vorrichtungen zum Läutern einer Glasschmelze
effizienter zu gestalten.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren
der eingangs genannten Art gelöst, bei dem die Temperatur
To der Glasschmelze an deren freier Oberfläche
während des Läuterns in einen Bereich von 100°C
bis 900°C unter der Läutertemperatur Ti im Inneren der Glasschmelze eingestellt
wird.
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung der eingangs genannten
Art ist dahingehend weiter gebildet, dass eine über der
freien Oberfläche der Glasschmelze angeordnete Energiezu-
und/oder -abführeinrichtung und eine mit dem Sensor in
Verbindung stehende Steuereinrichtung vorgesehen ist, die zur Verarbeitung
der Temperaturinformation und zur Steuerung der Energiezu- und/oder
-abführeinrichtung der Gestalt eingerichtet ist, dass die
Temperatur To der Glasschmelze an deren
freier Oberfläche während des Läuterns
in einem Bereich von 100°C bis 900°C unter der
Läutertemperatur Ti im Inneren
der Glasschmelze eingestellt ist.
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Unter „Einstellen” wird
im Sinne der Erfindung ein gesteuerter und vorzugsweise geregelter
Eingriff in den Energieaustausch der freien Ober fläche
der Glasschmelze mit der Umgebung, insbesondere mit dem Oberofen,
verstanden.
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Als „freie
Oberfläche” wird im Sinne der Erfindung der Abschnitt
der Glasoberfläche verstanden, der nicht mit einer Tiegel-
oder Wannenwand in Berührung steht oder unmittelbar an
diese angrenzt. Bei der Messung der Temperatur To ist
zu beachten, dass diese nicht in unmittelbarer Nähe zu
einer (gekühlten) Tiegelwand erfolgt.
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Als
Oberflächentemperatur To wird im
Sinne der Erfindung die Temperatur der Glasschmelze an der Grenzfläche
zur umgebenden Atmosphäre verstanden. Gemessen wird diese
beispielsweise mittels eines Thermoelementes, welches im Bereich
einer Wand des Oberofens oberhalb der freien Glasoberfläche,
vorzugsweise bündig mit der Innenwand des Oberofens abschließend,
angeordnet ist. Da die freie Glasoberfläche und die darüber
liegende Wand im direkten Strahlungsaustausch miteinander stehen,
kann für beide eine annährend gleiche Temperatur
angenommen und die gemessene Wandtemperatur oberhalb der freien
Glasoberfläche gleich der Oberflächentemperatur
der Glasschmelze gesetzt werden.
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Die
Messung der Läutertemperatur Ti erfolgt
unter Verwendung spezieller Hochtemperatur geeigneter Thermoelemente
auf Basis Ir und Ir40/Rh. Mittels solcher Elemente wird in Abhängigkeit
der zugeführten elektrischen Heizenergie eine Temperatur-Eichkurve
erstellt. Dies ist erforderlich, da die Thermoelemente bei den hohen
Temperaturen nur kurzzeitig betrieben werden können. Dauerhafte
Temperaturmesssysteme für das Innere von Glasschmelzen
bei Temperaturen > 1700° sind
bisher nicht verfügbar.
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Entgegen
der gemeinhin erwarteten Verschlechterung des Läuterergebnisses
bei einer gegenüber der Glasschmelze abgekühlten
Oberflä che haben die Erfinder festgestellt, dass der beanspruchte
Temperaturgradient zwischen der Läutertemperatur Ti im Inneren der Glasschmelze und der Temperatur
To an deren freier Oberfläche den
Läutervorgang oder zumindest die Blasenfreiheit im Inneren
der Schmelze begünstigt. Es gibt zwei Erklärungsansätze
für diese Beobachtung. Einerseits wird angenommen, dass
aufgrund des Temperaturgradienten im Übergang von der Oberfläche
der Glasschmelze zum Oberofen sich hier ein Partialdruckgefälle einstellt,
welches das Ausgasen der aus der Schmelze aufgetriebenen Blasen
erleichtert. Auch das Aufplatzen von Schaumlamellen/blasen wird
durch Partialdruckunterschiede verbessert. Desweiteren konnte festgestellt werden,
dass die aus der Schmelze aufgetriebenen Gasblasen bei Kontakt mit
der kälteren und somit zäheren Oberflächenschicht
an dieser haften bleiben und somit auch bei (konvektiver) Umwälzung
der Glasschmelze im Inneren nicht wieder in das Innere der Glasschmelze
zurück gelangen. Dies sorgt jedenfalls für eine
höhere Blasenfreiheit im Inneren der Schmelze.
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Die
verbesserte Läuterwirkung konnte bei einer Temperaturdifferenz ΔT
= Ti – To von
100°C bis 900°C zwischen der Temperatur Ti im Inneren und der Oberflächentemperatur
To beobachtet werden. Bei einer geringeren
Temperaturdifferenz als 100°C nahm der Effekt signifikant
ab. Bei einer höheren Temperaturdifferenz als 900°C
nimmt der Energieaufwand zum Beheizen des Inneren der Schmelze erheblich
zu und ferner stellt sich eine zu dicke und zähe Gradienten-
oder Grenzschicht an der Oberfläche ein, die den Effekt
wiederum abschwächt. Die Zähigkeit der Oberflächenschicht
sollte einen Wert von 5000 dPas nicht übersteigen, um das Aufsteigen
und Austreten der Blasen aus der Oberfläche nicht gänzlich
zu verhindern. Sie sollten diesen Prozess lediglich verlangsamen.
Bevorzugt ist eine Temperaturdifferenz in einem Bereich zwischen
150°C und 500°C. Besonders bevorzugt liegt die
Temperaturdifferenz zwischen der freien Oberfläche der
Gasschmelze und dem Inneren der Glasschmelze in einem Bereich von 200°C
bis 400°C, wobei die verbesserte Läuterwirkung
durch eine Anhebung der Untergrenze auf 200°C sich noch
verstärkt, während eine Absenkung der Temperaturdifferenz
auf 400°C einer Verfahrensoptimierung im Hinblick auf den
Energiebedarf Rechnung trägt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren lässt sich
uneingeschränkt zur Läuterung von bekannten Gläsern wie
beispielsweise LAS-Basisgläsern zur Erzeugung einer Glaskeramik,
alkalifreien Gläsern, Borosilikatgläsern, Alumosilikatgläsern,
Alumoborosilikatgläsern, Kalk-Natron-Gläsern oder
optischen Gläsern einsetzen. Die erfindungsgemäße
physikalische Läuterung kann durch Zugabe von Läutermitteln,
insbesondere Hochtemperaturläutermitteln, z. B. auf Zinn-,
Arsen-, Antimon-, Cer-Basis oder dergleichen bzw. durch die eingangs erwähnten
chemischen Läuterverfahren unterstützen. Die erfindungsgemäße
physikalische Läuterung kann jedoch auch ohne gezielte
Zugabe von Läutermitteln erfolgen.
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Entscheidend
für das Erzielen des verbesserten Läuterergebnisses
ist, dass durch die abgesenkte Temperatur To der
Glasschmelze an deren freier Oberfläche die Viskosität ηo der Glasschmelze höher ist als die
im Inneren der Glasschmelze. Vorteilhafterweise wird die Viskosität ηo der Glasschmelze an deren freier Oberfläche
während des Läuterns wenigstens 100 dPas höher
eingestellt als die Viskosität ηi im
Inneren der Glasschmelze.
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Vorteilhafterweise
ist die Energiezuführeinrichtung in Form einer zweiten
Heizeinrichtung in einem Raum über der freien Glasoberfläche
(Oberofen) ausgebildet.
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Eine
solche Heizeinrichtung im Oberofen, beispielsweise in Form eines
Gasbrenners, ist grundsätzlich bekannt. Neu an der erfindungsgemäßen
Vorrichtung ist, dass diese Heizeinrichtung mittels der Steuereinrichtung
der Gestalt angesteuert wird, dass die von der Glasschmelze abgegebene
Energie durch Wärmestrahlung und Wärmeleitung
höher ist als die in der Summe von dem Oberofen in die
Glasschmelze eingebrachte Energie und zwar soviel höher,
dass sich die vorgenannte erfindungsgemäße Temperaturdifferenz ΔT
bzw. die vorgenannte erfindungsgemäße Viskositätsdifferenz Δη einstellt.
Der überwiegende Teil der von dem Oberofen an die Glasschmelze
abgegebenen Energie stammt aus der zweiten Heizeinrichtung, so dass
hier eine gezielte Einstellung der Oberflächentemperatur
To technisch am einfachsten realisierbar
ist. Besonders bevorzugt werden für die zweite Heizeinrichtung
flächig abstrahlende Heizelemente, insbesondere Gasbrenner, Flachflammenbrenner
oder dergleichen die durch Steuerung der Brennstoffzuführung
in ihrer Energieabgabe beeinflusst werden. Der übrige Teil
der von dem Oberofen an die Glasschmelze abgegebenen Energie resultiert
aus der in dem Oberofen gespeicherten Energie und der von einer
geeigneten Abdeckung des Oberofens reflektierten Strahlung.
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Alternativ
oder zusätzlich zu der vorgenannten zweiten Heizeinrichtung
hat es sich als vorteilhaft erwiesen, als Energieabführeinrichtung
eine Kühleinrichtung im Oberofen über dem Läutertiegel
anzuordnen.
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Auch
die Kühleinrichtung sorgt in Verbindung mit der Steuereinrichtung
zu einer aktiven und gezielten Steuerung der Oberflächentemperatur
To. Die Kühleinrichtung weist vorzugsweise
ein oder mehrere gegenüber der Glasschmelze und der Atmosphäre
darüber abgeschlossenen Kühlelemente, beispielsweise
in Form von Kühllanzen, Kühlfingern, Kühlrohren
oder Kühltaschen im Oberofen auf, die mit einem Kühlfluid,
beispielsweise Kühlwasser, beaufschlagt werden.
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Die
Kühleinrichtung sorgt auf diese Weise für eine
Abkühlung des Oberofens und somit auch der Glasoberfläche.
Grundsätzlich kann die Energieabführeinrichtung
in Form der Kühleinrichtung in oder über dem Oberofen
angeordnet sein. Der den Oberofen definierende Raum über der
freien Glasoberfläche ist in der Regel durch eine Abdeckung
begrenzt. Wie bei der Kühlung des Oberofens von innen kann
auch die Kühlung des Oberofens von außen direkt,
d. h. durch Kontakt von Kühlrohren, Kühlfingern,
Kühlfallen oder dergleichen mit der Abdeckung bzw. durch
zumindest teilweise Bildung der Abdeckung in Form von Kühlelementen
(Skull) erfolgen.
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Grundsätzlich
kann eine innere oder äußere Kühlung
des Oberofens auch indirekt erfolgen, indem der Strahlungsverlust
von der Abdeckung in die Umgebung, die ihrerseits aktiv gekühlt
wird, oder der Ableitung von Wärme nach außen,
beispielsweise durch Abgasführung über die Außenseite
der Abdeckung oder durch gezieltes Durchströmen des Oberofens
mit einem Kühlmedium, z. B. durch Einsaugen von Falschluft,
gesteuert werden.
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Eine
weitere zusätzliche oder alternative Ausführungsform
der Erfindung sieht deshalb vor, dass die Energieabführeinrichtung
Mittel zum Zuführen eines gasförmigen Kühlmediums
in oder über den Oberofen, umfasst. Gleichwirkend sind
Mittel zum Absaugen von Gas aus dem Oberofen, die alleine oder in
Kombination mit den Zuführmitteln eingesetzt werden können.
Als Mittel zum Zuführen können beispielsweise
auch bereits vorhandene Brenner genutzt werden, die anstelle des
Brennstoffes mit einem kühlenden Fluid, beispielsweise Luft,
Sauerstoff oder einem anderen Gas beaufschlagt werden.
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Diese
Mittel wirken nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
ebenfalls mit der Steuereinrichtung so zusammen, dass die Temperatur
To der Glasschmelze an deren freier Oberfläche
auf die erfindungsgemäße Temperaturdifferenz zum
Inneren der Glasschmelze eingestellt wird. Als gasförmiges
Kühlmedium kommen bevorzugt Luft, Sauerstoff, Edelgase,
insbesondere Argon oder Helium, Stickstoff oder Kohlendioxid in
Frage.
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Alle
vorgenannten Maßnahmen zur gezielten, aktiven Steuerung
oder Regelung der Energiezu- bzw. -abführung zur freien
Glasoberfläche können kombiniert werden. Grundsätzlich
ist bei der konstruktiven Ausführung der Erfindung darauf
zu achten, dass eine Kondensatbildung an den gekühlten
Teilen nach Möglichkeit vermieden, zumindest aber eine
Kondensatverunreinigung des Glases durch entsprechende bauliche
Ausführungen des Oberofens verhindert wird. Als bauliche
Maßnahmen können beispielsweise Konsolen oder
Barrieren oder Abschirmelemente, wie sie beispielsweise in der
DE 10 2004 00 6619 beschrieben
werden, im Bereich der Kühleinrichtung vorgesehen sein,
auf die eventuell entstehendes Kondensat tropfen und von dort abgeleitet
werden kann.
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Wie
bereits Eingangs beschrieben, kann die erfindungsgemäße
Ausgestaltung der Läutervorrichtung mit einer ersten Heizeinrichtung
für die Glasschmelze in Form der eingangs beschriebenen
induktiven Heizung, der konduktiven Heizung und/oder zwangsgekühlter
Tiegel- bzw. Wannenwände (Skull-Tiegel) kombiniert werden.
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Weitere
Ausgestaltungen und Vorteile der Erfindung werden nachfolgend anhand
der in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiele erläutert.
Es zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung einer beispielhaften Anlage zur Herstellung
von Glas,
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2 eine
schematische Darstellung des Oberofens in einer ersten Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Vorrichtung in seitlicher
Schnittdarstellung,
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3 eine
schematische Darstellung des Oberofens gemäß 2 in
einer Schnittdarstellung quer zur Glastransportrichtung,
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4 eine
schematische Darstellung des Oberofens in einer zweiten Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Vorrichtung in seitlicher
Schnittdarstellung und
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5 eine
schematische Darstellung des Oberofens gemäß 4 in
einer Schnittdarstellung quer zur Glastransportrichtung.
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In
der 1 ist eine Herstellanlage für Glas mit
einem Einschmelzbecken 1 gezeigt, an das sich eine Überlaufrinne 2 zu
der erfindungsgemäßen Läutervorrichtung,
hier in Form eines Läutertiegels 3 anschließt. An
die Läutervorrichtung schließt sich, verbunden über
ein beheiztes Rinnensystem 4, eine Homogenisierungseinrichtung 5 mit
einem Rührtiegel und Rührer an. Über
allen genannten Bauteile befindet sich der Oberofen, der durch ein
gemeinsames oder mehrere separate Gewölbe- bzw Gewölbeabschnitte 6 zur
Abdeckung der Glasschmelze nach oben begrenzt ist.
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In 2 ist
ein Ausschnitt einer Anlage zum Herstellen von Glas im Bereich des
hier nicht gezeigten Läutertiegels im Längsschnitt
dargestellt. Das Glas, dessen Spiegel oder freie Oberfläche
mit der Linie 110 gekennzeichnet ist, fließt,
von der vorgeschalteten Überlaufrinne kommend, über
einen Einlassbereich 132 in den Läutertiegel und
in Richtung des Pfeils 130 über einen Auslassbereich 134 am
Ende des Läutertiegels nach der Läuterung wieder
ab.
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In
dem Ausführungsbeispiel gemäß 2 ist
der Raum oder Oberofen 100 über der freien Glasoberfläche 110 von
einer Abdeckung 120 be grenzt. Die Abdeckung 120 umfasst
ein Gewölbe 122, das einen oberen Abschluss des
Oberofens 100 bildet, und Seitenwände 124,
die jeweils aus einem horizontalen Seitenwandabschnitt 126 und
einem vertikalen Seitenwandabschnitt 128 bestehen und den
Oberofen 100 in Richtung des Glastransportes beidseits
begrenzen.
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Sowohl
in den vertikalen Seitenwandabschnitten 128 als auch in
dem Gewölbe 122 sind jeweils Öffnungen 136 vorgesehen,
durch welche entweder ein Kühlmedium in den Oberofen 100 eingeleitet
werden kann, und/oder eine zweite Heizeinrichtung und/oder eine
Kühleinrichtung, beispielsweise in Form von Kühlfingern,
in den Oberofen 100 eingeführt werden können.
In der Ausführungsform gemäß 2 ist
beispielsweise durch eine Öffnung in dem Gewölbe 122 ein
gegenüber der Glasschmelze bzw. der Atmosphäre
in dem Oberofen geschlossenes Kühlrohr in den Oberofen
eingeführt. Durch das Kühlrohr wird ein fluides
Kühlmittel, beispielsweise Wasser oder Luft, hindurchgeleitet.
Ferner ist durch eine Öffnung in dem Seitenwandabschnitt 124 ein
Brenner 170, schematisch als Koaxialrohr dargestellt, in
den Oberofen eingeführt. Die Rohrleitungen des Brenners
werden mit dem benötigten Brennstoff, z. B. Gas oder Öl,
und einem Oxidationsgas, z. B. Sauerstoff oder Luft versorgt. Durch
eine kombinierte Steuerung des Kühlmittelstromes einerseits
und des Brennstoffes und Oxidationsgases andererseits wird die Temperatur
To der Glasschmelze an deren freier Oberfläche eingestellt.
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Schließlich
ist in dem Gewölbe ein Thermoelement 150 zur (indirekten)
Messung der Oberflächentemperatur To der
Glasschmelze vorgesehen.
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Ferner
sind sowohl das Gewölbe 122 als auch die Seitenwände 124 zumindest
abschnittsweise mit einer Isolierung 138 versehen, die
einen Wärmeleitungsverlust über die Abdeckung 120 verringern.
Unmittelbar über der Glasoberfläche im Bereich
des Einlasses 132 und des Auslas ses 134 befinden
sich als Mittel zum Absaugen von Gas aus dem Oberofen jeweils eine
Abzugsvorrichtung 140.
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In 3 ist
die Abdeckung 120 des Oberofens 100 aus 2 in
einem Schnitt quer zur Glastransportrichtung 130 dargestellt.
Hiernach ist das Gewölbe 122 über Widerlagerelemente 142 auf
beiden Seiten mit dem längs zur Glastransportrichtung 130 verlaufenden
Seitenwänden 128' verbunden.
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Die
parallelen Seitenwände 128' erstrecken sich bis
unter die Glasoberfläche 110. Die Schmelze berührt
jedoch nicht die Seitenwände 128' sondern eine
räumlich dazwischen angeordnete Palisade 144,
welche aus einem speziellen feuerfesten Material gebildet wird.
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Auch
die längsverlaufenden Seitenwände 128 sind,
zumindest abschnittsweise, mit einer Isolierung 138' versehen.
Ebenfalls können auch in diesen Seitenwänden 128' Öffnungen 136' vorgesehen
sein, durch die ein Kühlmedium eingeleitet oder Kühl-
und/oder Heizelemente versorgt werden bzw. zugeführt werden
können.
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In
der Summe aller „passiver Maßnahmen”,
der Öffnungen 136, der Dimensionierung und Gestaltung der
Seitenwände 124 sowie des Gewölbes 122,
und der Isolierung 138, ist erfindungsgemäß darauf
zu achten, dass die Temperatur To der Glasschmelze
an deren freier Oberfläche 110 während
des Läuterns in dem Bereich von 100°C bis 900°C,
bevorzugt von 150°C bis 500° und besonders bevorzugt
von 200°C bis 400°C unter der Läutertemperatur
Ti im Inneren der Glasschmelze aktiv eingestellt
werden kann. Zur Einstellung sind die Energiezu- und/oder Abführeinrichtungen,
hier die Abzugsvorrichtungen 140, so zu dimensionieren,
dass dem Oberofen unter Berücksichtigung der passiven Maßnahmen
die zur Einstellung der gewünschten Tempe raturdifferenz
notwendige Energiemenge zugeführt bzw. aus diesem abgeführt
wird.
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Das
Ausführungsbeispiel gemäß 4 und 5 unterscheidet
sich von dem vorstehend beschriebenen dadurch, dass anstelle des
geschlossenes Kühlrohres und des Brenners durch eine Öffnung
in dem Gewölbe 122 als Mittel zum Zuführen
eines gasförmigen Kühlmediums in den Oberofen
ein zur Glasschmelze hin offenes Zuführrohr 180 vorgesehen
ist. Durch das Zuführrohr wird ein gasförmiges
Kühlmedium, beispielsweise Luft oder Sauerstoff, in den
Oberofen eingeleitet, welches diesem aufgrund seiner relativ niedrigeren
Temperatur gezielt Wärme entzieht. Durch eine Steuerung
der zugeführten Menge an Kühlmedium wird so die Temperatur
To der Glasschmelze an deren freier Oberfläche
eingestellt. Erfindungsgemäß lassen sich alle
vorgenannten Maßnahmen abweichend von den gezeigten Ausführungsbeispielen
einzeln oder in beliebiger Kombination einsetzen.
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In
einer ersten erfindungsgemäßen Vorrichtung mit
induktiver erster Heizeinrichtung wurde eine Glasschmelze bei gleich
bleibender Temperatur T
i im Inneren zuerst
mit höherer (Fall A) und anschließend mit geringerer
Temperatur T
o an der freien Oberfläche
(Fall B) geläutert. Bei beiden Versuchen wurde die Oberflächentemperatur überwacht
und kontrolliert eingestellt, das heißt geregelt. Anschließend
wurden die aus der jeweiligen Schmelze erzeugten Glaskörper
auf Ihre Blasenqualität überprüft, indem
die Anzahl der in einem kg des erkalteten Glases eingeschlossen
Blasen unter dem Mikroskop gezählt wurde. Dabei konnten
die in der folgenden Tabelle 1 dargelegten Läuterergebnisse
festgestellt werden. Tabelle 1 – Induktive Beheizung
| Temperatur
und Viskosität im Inneren der Glasschmelze | Temperatur
und Viskosität an der freien Glasoberfläche | Anzahl Blasen im
Gas |
| Ti | ηi | To | ηo | Stück/kg |
Fall
A | Ca.
1950°C | ca.
5 dPAS | 1700°C | ca.
50 dPAS | 40 |
Fall
B | Ca.
1950°C | ca.
5 dPAS | 1560°C | ca.
200 dPAS | 0 |
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Im
Vergleich von Fall A, bei dem eine Temperaturdifferenz ΔT
= Ti – To =
250°C und ein Viskositätsunterschied Δη = ηi – no =
45 dPas vorlag, mit Fall B, bei dem eine Temperaturdifferenz ΔT
= 390°C und ein Viskositätsunterschied Δη =
195 dPas vorlag, konnte eine signifikante Verbesserung der Blasenqualität
aufgrund der abgesenkten Oberflächentemperatur nachgewiesen
werden.
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In
einer zweiten erfindungsgemäßen Vorrichtung mit
konduktiver Elektrodenheizeinrichtung und in Folge dessen bei einem
geringeren Temperaturniveau im Inneren der Glasschmelze wurde derselbe
Versuch wiederholt. Einzelheiten der Parameter können der
folgenden Tabelle 2 entnommen werden. Tabelle 2 – Konduktive Beheizung
| Temperatur
und Viskosität im Inneren der Glasschmelze | Temperatur
und Viskosität an der freien Glasoberfläche | Anzahl Blasen im
Gas |
| Ti | ηi | To | ηo | Stück/kg |
Fall
C | Ca.
1850°C | ca.
50 dPAS | 1650°C | ca.
250 dPAS | 295 |
Fall
D | Ca.
1850°C | ca.
50 dPAS | 1550°C | ca.
600 dPAS | 110 |
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Auch
bei konduktiver Beheizung der Glasschmelze bestätigt sich
das Ergebnis qualitativ. Die Blasenqualität ist auch hier
im Fall C bei einer Temperaturdifferenz ΔT = 200°C
und einem Viskositätsunterschied Δη =
200 dPas signifikant besser als in Fall D, bei einer Temperaturdifferenz ΔT
= 300°C und einem Viskositätsunterschied Δη =
550 dPas.
-
- 1
- Einschmelzbecken
- 2
- Überlaufrinne
- 3
- Läutertiegel
- 4
- beheiztes
Rinnensystem
- 5
- Homogenisierungseinrichtung
- 6
- Gewölbe
- 100
- Oberofen/Raum über
der freien Glasoberfläche
- 110
- Glasoberfläche
oder Spiegel
- 120
- Abdeckung
- 122
- Gewölbe
- 124
- Seitenwand
- 126
- horizontaler
Seitenwandabschnitt
- 128,
128'
- vertikaler
Seitenwandabschnitt
- 130
- Glastransportrichtung
- 132
- Einlassbereich
- 134
- Auslassbereich
- 136
- Öffnung
- 138,
138'
- Isolierung
- 140
- Abzugselement
- 142
- Widerlager
- 144
- Palisade
- 150
- Thermoelement
- 160
- geschlossenes
Kühlrohr
- 170
- Brenner
- 180
- Zuführrohr
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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-
Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 19939771
A1 [0006, 0008]
- - DE 102006003534 A1 [0007]
- - DE 10393837 B4 [0007]
- - DE 19939772 A1 [0008]
- - DE 19939779 A1 [0008]
- - DE 19939780 A1 [0008]
- - DE 102004006619 [0029]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - „Glastechnische
Fabrikationsfehler”, herausgegeben von H. Jebsen-Marwedel
und R. Brückner, 3. Auflage, 1980, Berlin, im vierten Kapitel
oder im HVG-Fortbildungskurs von 1975, „Schmelze und Läuterung
des Glases” [0002]