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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Strahlentherapie mit Ionenstrahlen
eines Teilchenbeschleunigers, der einen Synchrotronring mit Anordnungen
für langsame Teilchenextraktion aufweist, wobei das Synchrotron
von Zyklus zu Zyklus variabel in Ionensorte, Ionenenergie und/oder
Strahlenintensität einstellbar ist, der Teilchenstrahl
durch Quadrupol- und/oder Scannermagnete eingestellt und mit variablen
Strahldurchmesser über eine zweidimensionale Fläche
gesteuert wird, und ein räumlich definiertes, beliebiges
Targetvolumen durch Energievariation von Synchrotron-Zyklus zu -Zyklus
bestrahlt wird. Die Erfindung betrifft weiterhin einen Teilchenbeschleuniger
zur Durchführung des Verfahrens.
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Die
Strahlentherapie mit Ionenstrahlen wird auch kurz als Partikeltherapie
bezeichnet. Beschleuniger sind hierfür beschrieben. Eine
neue optimale Auslegung für ein Synchrotron zum Einsatz
in der Partikeltherapie wurde in der Anmeldung
WO 2005/125289 A1 international
zum Patent angemeldet. Die ersten Anlagen dieser Bauart werden zurzeit in
Marburg und in Kiel errichtet.
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Ein
modernes Synchrotron für die Partikeltherapie liefert mit
jedem Maschinenzyklus frei wählbar eine vorab definierte
Partikelsorte, in der Regel Protonen, Helium-Ionen oder Kohlenstoff-Ionen,
und eine passende Teilchenstrahl-Energie, die mit geeigneter Intensität
und Fokussierung während der etwa 2–10 Sekunden
andauernden Patientenbestrahlung mit Hilfe von zwei so genannten
Scanner-Magneten zur millimetergenauen Bestrahlung einer Fläche
im Tumorvolumen eingesetzt werden kann. Durch variable Einstellung
der Endenergie von Zyklus zu Zyklus, d. h. bei variabler Eindringtiefe
in das Tumorvolumen wurden so erstmals im Forschungsinstitut der Gesellschaft
für
Schwerionenforschung GmbH (GSI), Darmstadt, unregelmäßig
strukturierte Tumorbereiche mit einer Präzision im Millimeterbereich
erfolgreich bestrahlt. In einem Synchrotron werden demnach von Zyklus zu
Zyklus unterschiedliche Strahlendosierungen mit jeweils nur soviel
Partikelenergie erzeugt, wie es für das Erreichen unterschiedlicher
vorgegebener Tiefen erforderlich ist.
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Die
Energieeinstellung von Zyklus zu Zyklus bei einer maximalen Bestrahlungszeit
von etwa 10 Sekunden in einer Zyklusdauer von etwa 12 Sekunden kann
nur mit einem Synchrotron durchgeführt werden. Im Gegensatz
dazu ist die Partikelenergie in einem Zyklotron beim Austritt aus
dem Beschleuniger fest vorgegeben und kann nur durch Energieabsorber
passiv verändert werden. Die passive Energieeinstellung
durch Absorber hat zwei gravierende Nachteile:
- (a)
Nach dem Absorber ergibt sich eine breitere Energieverteilung und
eine seitliche Aufstreuung des Partikelstrahls, die man durch radiale
Blenden und magnetische Ablenkung mit entsprechender Energieselektion
kompensieren muss.
- (b) Bei der Partikelauswahl durch Blenden bleiben nur wenige
Prozent des beschleunigten Partikelstrahls für die Partikeltherapie
verfügbar, während der überwiegende Teil
des beschleunigten Partikelstrahls auf die Blenden trifft
und
dort radioaktive Isotope produziert. Da nach den bestehenden Strahlenschutzgesetzen
jegliche unnötige Produktion radioaktiver Isotope zu vermeiden
ist, müssen Synchrotron-Beschleuniger gegenüber
Zyklotrons bevorzugt eingesetzt werden.
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Der
neuartige und erfolgreiche Einsatz der aktiven Bestrahlungstechnik
in der Partikeltherapie, der bisher nur in der GSI, Darmstadt bei
mehr als 400 Patienten über 10 Jahre erfolgreich praktiziert
wurde, wird nun weltweit von der Firma Siemens AG vermarktet, wobei
eine optimale technische Auslegung des Synchrotrons zu einer sehr
kostengünstigen Lösung für die Beschleunigeranlage
geführt hat.
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Bisher
wurde die beschriebene optimale aktive Bestrahlungstechnik mit der
gewünschten Genauigkeit im Bereich von 1 mm nur für
räumlich genau fixierte Tumorvolumina vorzugsweise im Kopfbereich
eingesetzt.
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Für
die Behandlung von Tumoren, z. B. in der Lunge, Leber, etc., die
der Atembewegung folgen, sind geeignete Verfahren nicht bekannt.
Analog kann man auch den Einfluss der Herzbewegung diskutieren.
Dasselbe gilt für die Behandlung von Organen, deren Bewegung
durch die so genannte Peristaltik autonom gesteuert und auch durch
das vegetative Nervensystem moduliert wird. In der folgenden Diskussion
wird der Einfluss der Atembewegung als wichtigstes Beispiel diskutiert.
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Insbesondere
ist bekannt, dass man durch den Einsatz von Energieabsorbern eine
Anpassung der Partikelenergie an die Atembewegung erreichen kann,
wenn man die Dicke dieser Absorber durch geeignete mechanische Bewegung
im Rhythmus der Atembewegung anpasst. Erste Tests dieses Verfahrens
zeigen aber sehr deutlich, dass man auf diesem Weg alle oben beschriebenen
Nachteile der passiven Energieeinstellung über die Hintertür
wieder einführt.
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Ausgehend
von dem eingangs genannten Verfahren liegt der vorliegenden Erfindung
die Aufgabe zugrunde, eine Energieanpassung an die Organbewegungen,
die als Folge der Atem- oder Herzbewegung oder sonstigen durch das
vegetative Nervensystem gesteuerten Bewegungen auftreten, auch während
der etwa 10 Sekunden andauernden langsamen Extraktion aus dem Synchrotron
aktiv zu steuern und auf diesem Weg eine passive Energieanpassung
durch Energieabsorber zu vermeiden.
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Diese
Aufgabe wird mit dem Verfahren des unabhängigen Anspruchs
1 gelöst. Bei diesem erfindungsgemäßen
Verfahren wird die Energie des extrahierten Ionenstrahls mit einem
externen Steuersignal gesteuert, und der extrahierte Ionenstrahl
mit variabler Energie während der langsamen Extraktion an
die Bewegungen des Targetvolumens, beispielsweise eines Tumorvolumens,
angepasst.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
ergeben sich aus den abhängigen Verfahrensansprüchen.
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Die
gestellte Aufgabe wird auch durch einen Teilchenbeschleuniger zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
gemäß Anspruch 16 gelöst.
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Erfindungsgemäß wird
eine kontinuierliche Veränderung bzw. Nachstellung der
Energie des Partikelstrahls im Synchrotron vorgesehen, entsprechend
der Vorgabe durch ein externes Steuersignal, das primär
die Atembewegung auswertet und sekundär die zur Atembewegung
korrelierte Partikelenergie vorgibt, wie nachfolgend im Einzelnen
erläutert wird. Jeweils auf die angeforderte Energie abgestimmt
wird auch eine kontinuierliche Anpassung des Extraktionssystems,
der Strahltransportstrecken zu den Behandlungsräumen und
der Scannersysteme für die transversale Strahlsteuerung
vorgenommen. Die technische Umsetzung des beschriebenen Betriebs
von Synchrotron, Strahltransport und aktiver Bestrahlungstechnik
erfordert neue Konzepte für die Steuerung und die Regelkreise
aller beteiligten Geräte.
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Nach
dem heutigen Stand der Technik werden alle wesentlichen Kontrollparameter
für den Betrieb des Synchrotrons, also insbesondere alle
Parameter, welche die Energie bestimmen, vor dem Beginn eines Synchrotronzyklus
festgelegt. Nach dem Stand der Technik kann die Energie des extrahierten Ionenstrahls
während der etwa 10 Sekunden andauernden langsamen Extraktion
nicht verändert werden.
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Entsprechend
der Aufgabenstellung der Erfindung wird bei der vorliegenden Erfindung
die Energie während der Extraktion automatisch dem vorgegebenen
Stellsignal nachgeführt, wobei die Zeitkonstante für
die Einstellung der vorgegebenen Energie vorzugsweise im Bereich
von etwa 10–30 msec liegen sollte. In der Praxis wird das
Stellsignal für die erforderliche Energie für
ein Zeitintervall von etwa 10–30 msec vorab extrapoliert,
wie dies nachfolgend im Einzelnen beschrieben werden wird.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausführungsform werden die für den
aktuellen Zyklusablauf vorgegebenen Rampenparameter, die entsprechend
dem bekannten Ablauf einer Synchrotronsteuerung den Maschinenbetrieb
mit fester Extraktionsenergie steuern, durch geeignete programmierbare
elektronische Verfahren „online” mit einer Zeitkonstanten
vorzugsweise im Bereich von 10–30 Millisekunden nachgestellt. Diese
Synchrotron-Parameter sind insbesondere die Magnetfelder für
die Hauptdipolmagnete, die Hauptquadrupolmagnete, die Korrekturmagnete,
die Sextupolmagnete für die Resonanzextraktion, die Frequenz
und Amplitude für die HF-Beschleunigungsstrecken sowie
die Komponenten im Extraktionskanal, d. h. das elektrostatische
Extraktionsseptum und die erforderlichen Septummagnete für
die Strahlauslenkung. Zudem müssen alle Magnete in den
Strahltransportstrecken vom Synchrotron zu den Bestrahlungsplätzen
an die variable Ionenstrahlenergie angepasst werden. Für
diese Aufgabe wird eine elektronische Kontrolleinheit eingesetzt,
die das für etwa 10 bis 30 Millisekunden extrapolierte
Energiesignal für die Energieanpassung während
der Resonanzextraktion auswertet und in geeignete Kontrolldaten
für die Online-Steuerung aller beteiligten Synchrotrongeräte
sowie der Geräte in den Strahltransportstrecken zwischen
dem Synchrotron und den jeweiligen Therapieräumen umsetzt.
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Als
Steuersignal für die variable Energieanpassung wird vorzugsweise
ein Taktsignal verwendet, das die erforderlichen Energieschritte
in einen entsprechenden Zeittakt transformiert, oder wahlweise ein
geeignet normierter Digitalwert für die erforderlichen
Energie schritte, wie dies in den Ansprüchen 8 und 9 angegeben
ist.
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So
werden erfindungsgemäß nicht nur die lineare sondern
auch die quadratische und die kubische Extrapolation auf einfache
sehr schnelle Rechenoperationen wie Addition, Subtraktion, und Verschiebeoperationen
zurückgeführt und in geeigneter Weise parametrisiert.
Auf diese Weise kann die vorgegebene langsame Energievariation in
eine jeweils entsprechende Variation der wenigen Parameter für die
kubische Kurvenextrapolation der erforderlichen Rampen für
die beteiligten Geräte transformiert werden.
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Vorzugsweise
werden dabei alle Anfangswerte der Kontrolldaten für die
kubische Extrapolation bereits vor dem jeweiligen Maschinenzyklus
berechnet und dann online schrittweise mit Hilfe des Zeittaktsignals
für jeden Energieschritt (etwa 100 eV/u) durch Inkrementierung
berechnet wie dies nachfolgend noch im Einzelnen beschreiben wird.
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Alternativ
können auch für jeweils etwa 20 Millisekunden
mit einem Vorlauf von weniger als fünf Millisekunden für
jeden Zeitschritt von etwa 100 Mikrosekunden über das gesamte
Zeitintervall, vorzugsweise durch kubische Extrapolation alle Kontroll-
oder Steuerwerte als Funktion der Zeit vorausberechnet werden. Diese
Maßnahmen sind im Anspruch 13 angegeben.
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Die
schnelle Modifikation der Rampenparameter muss auf der untersten
Steuerebene umgesetzt werden, und zwar entweder in digitalen Kontrolleinheiten
(digital control units oder DCU) auf einem Rechner oder auch in
FPGA-Modulen (Field Programmable Gate Array), wobei wegen der erforderlichen
Geschwindigkeit nur einfache Rechenoperationen vorgesehen sind.
Vorzugsweise wird die jeweilige Neuberechnung der Rampenparameter
durch lineare, quadratische, oder kubische Extrapolation des bisherigen
Kurvenverlaufs auf den aktuellen neuen Zielwert vorgenommen.
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Vorzugsweise
wird die technische Umsetzung der schnellen Parameterberechnung
für ein Zeitintervall von zum Beispiel etwa 20 Millisekunden kann
durch etwa 10 bis 100 Interpolationsschritte auf der untersten Steuerebene
vorgenommen werden.
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In
Ergänzung zur schnellen Online-Berechnung der erforderlichen
Kontrollparameter oder gegebenenfalls auch als Ersatz ist es für
einige wichtige Geräte oder Kontrollgrößen
vorteilhaft, digitale oder analoge Regelkreise vorzusehen. Typische
Beispiele sind digitale oder analoge Magnetfeld-Regelungen für
die beteiligten Dipolmagnete oder auch die automatische Intensitäts-
und Positionsregelung für den Therapiestrahl auf dem großflächigen
Intensitäts- und Positionsmonitor (Beam Application Monitor System
BAMS) direkt vor dem Patienten.
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Die
Erfindung wird nachfolgend an Hand der beigefügten Figuren
näher erläutert.
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1 zeigt
schematisch ein modernes Synchrotron für die Partikeltherapie
als Stand der Technik, wie es zurzeit in Marburg und Kiel gebaut
wird.
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2 zeigt
schematisch ein bereits bekanntes Verfahren, wie bei fester Einstellung
der Extraktionsenergie in einem Synchrotronzyklus die Ionenstrahlenergie
dennoch durch den Einbau von dicken Targets in die Strahltransportstrecke
vom Synchrotron zu einem Therapieplatz die Ionenstrahl-Energie variabel
reduziert werden kann.
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3 zeigt
schematisch die erfindungsgemäße Energieanpassung
an die Atembewegung während der etwa 10 Sekunden andauernden
Strahlextraktion aus dem Synchrotron.
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4 zeigt
eine vorteilhafte Ausführungsform der Online-Energieanpassung
während der Resonanzextraktion aus dem Synchrotron mit
Hilfe neuer Vorgaben für die erforderliche Ionenstrahlenergie, die
mit einem Vorlauf von 10 bis 30 Millisekunden durch ein externes
Signal festgelegt wird.
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5 zeigt
eine Online-Regelung der relevanten Synchrotron Parameter während
der Resonanzextraktion mit Hilfe einer zentralen Kontrolleinheit,
welche die Vorgaben für die extrapolierte Ionenstrahlenergie
in 2 bis 3 Millisekunden in geeignete Steuerdaten für alle
beteiligten Geräte umsetzt und an diese weiterleitet.
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6 zeigt
ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung für
die schnelle Interpolation zur Berechnung der erforderlichen Steuerdaten
für die einzelnen Geräte, hier für die
Steuerung eines Magnetstrom-Netzgeräts im Synchrotron,
mit Hilfe einer Zeittaktsteuerung unter Verwendung eines Zeitaktsignals
mit Übertragung, wie z. B. 1 Byte bei einer Taktfrequenz
im Bereich von 100 kHz.
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7 zeigt
die schnelle Extrapolation neuer Kontrolldaten als Funktion der
Zeit für die beteiligten Geräte mit Hilfe einfacher
linearer, quadratischer und/oder gegebenenfalls kubischer Extrapolation, die
auf elementare Rechenprozesse zurückgeführt werden
können wie Addition, Subtraktion und Verschiebeoperationen.
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8 zeigt
als Alternative zur Zeittaktsteuerung gemäß 6 die Übertragung
von digitalen Energieparametern z. B. im zeitlichen Abstand von etwa
30 Millisekunden.
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9 zeigt
eine Ausführungsform der digitalen Online-Steuerung der
relevanten Synchrotron-Parameter, hier am Beispiel des Magnetstroms für
ein Paar von Synchrotron-Hauptmagneten während der Resonanzextraktion
am Beispiel einer lokalen digitalen Kontrolleinheit (digital control
unit DCU). Die Steuerung der Geräte erfolgt über
die Energieanforderung.
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10 zeigt
eine Ausführungsform der digitalen Online-Steuerung der
relevanten Synchrotron-Parameter während der Resonanzextraktion
am Beispiel eines FPGA Moduls (Field Programmable Gate Array)
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11 zeigt
eine Ausführungsform für den digitalen oder analogen
Regelkreis zum Beispiel für den Aufbau der Magnetfeldregelung
für einen Ablenk- oder Dipolmagneten, der zugleich für
die Kontrolle der erforderlichen Magnetfeldvariation während der
Resonanzextraktion genutzt wird. Diese Figur betrifft die Einstellung
variabler Geräteparameter, hier eines variablen Sollwerts
für den Magnetstrom IM(t) für
das Magnetfeld B (t), über einen analogen oder digitalen
Regelkreis, entsprechend der Steuerung durch die variable Energieanforderung
E(t) während der Resonanzextraktion.
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1 zeigt
schematisch eine Draufsicht auf einen Synchrotronring 100 eines
Teilchenbeschleunigers in einer Ausführungsform, die im
Prinzip geeignet ist für den Ausbau zu einem Beschleuniger
mit Online-Energieanpassung während der so genannten Resonanzextraktion
entsprechend dem Gegenstand dieser Erfindung.
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Der
Synchrotronring weist Dipolmagnetpaare 13/14, 15/16, 17/18, 19/20, 21/22 und 23/24,
fokussierende Quadrupolmagnete 25 bis 30 und defokussierende
Quadrupolmagnete 31 bis 36 sowie Strahlbeschleunigungsmittel 44 auf,
die zum Zweck der Online-Energieanpassung während der Resonanzextraktion
entsprechend der jeweils angeforderten Ionenstrahlenergie variabel
eingestellt werden müssen. Zudem sind die erforderlichen
Extraktionsmittel gezeigt, nämlich sechs Sextupolmagnete 37 bis 42,
ein elektrostatisches Extraktionsseptum 45, zwei Septummagnete 46 und 47 sowie
eine Hochfrequenz-Rauschanregung 48 des Ionenstrahls, die
in der Regel auch an den Betrieb mit Online-Energieanpassung während
der Resonanzextraktion angepasst werden müssen.
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Die
Draufsicht zeigt auch eine Strahltransport-Strecke 110 vom
Synchrotron zu einem Therapieplatz mit zwei Ablenkmagneten 60/61,
mit den Quadrupol-Magneten 63 bis 69, und mit
den Scanner-Magneten 70/71 die in der Regel auch
an den Betrieb mit Online-Energieanpassung während der Resonanzextraktion
angepasst werden müssen.
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2 zeigt
das bekannte Verfahren, wie bei fester Einstellung der Extraktionsenergie
in einem Synchrotronzyklus die Ionenstrahlenergie dennoch durch
den Einbau von dicken Targets in die Strahltransportstrecke vom
Synchrotron zu einem Therapieplatz die Ionenstrahlenergie während
der Resonanzextraktion variabel reduziert werden kann. Ein variabler
Energieverlust kann mit zwei Verfahren erreicht werden: (1) Entweder
wird ein keilförmiges Target 50 mit einem geeigneten
Antrieb 51 transversal durch den Ionenstrahl bewegt, so
dass sich der jeweils erforderliche Energieverlust ergibt, oder
(2) man bewegt den Ionenstrahl durch transversale Ablenkung 52 auf
die jeweils geeignete transversale Position auf dem keilförmigen
Target, die den erforderlichen Energieverlust ergibt.
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Beide
Verfahren sind passive Methoden zur Energieeinstellung, wie sie
auch beim Einsatz von Beschleunigern mit fester Endenergie wie bei
einem Zyklotron benutzt werden. Die gravierenden Nachteile dieser
Verfahren sind bekannt, nämlich transversale Aufstreuung
des Ionenstrahls und Verbreiterung der Energieverteilung im Ionenstrahl
durch Energieaufstreuung (energy straggling). Diese Nachteile können
im Prinzip durch geeignete Blenden- und Analysiersysteme kompensiert
werden, wobei aber entsprechend hohe Strahlverluste im Bereich von 90%
entstehen und eine vermeidbare radioaktive Kontamination von Komponenten
auftritt, welche durch die bestehenden Strahlenschutzgesetze nicht toleriert
wird.
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In
einem Synchrotron kann man entsprechend dem bekannten Stand der
Technik die gewünschte Ionenenergie für jeden
Maschinenzyklus und somit für jeden Extraktionsprozess
neu einstellen und damit aktiv an die Anforderungen für
den Einsatz in der Strahlentherapie einstellen.
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In
der Praxis benötigt man aber darüber hinaus in
jedem einzelnen Extraktionsprozess eine Anpassung der Strahlenergie
an die unvermeidbare Organbewegung z. B. infolge der Atembewegung.
Daher wurde vorgeschlagen, die Energie während der Resonanzextraktion
durch passive Energieabsorber zu reduzieren.
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3 zeigt
als Beispiel schematisch die erforderliche Energieanpassung an die
Atembewegung während der etwa 10 Sekunden andauernden Strahlextraktion
aus dem Synchrotron. Die erforderliche Energieanpassung muss im
Rahmen der Therapiekontrolle messtechnisch erfasst und als Steuerparameter
bereitgestellt werden. Ähnlich wie die Atembewegung könnte
man auch die Herzbewegung registrieren und in ein geeignetes Steuersignal
für die Energieanpassung mit einer Periodendauer von 1
Sekunde oder weniger umsetzen. Vor Beginn des aktuellen Synchrotron-Zyklus
wird man vorzugsweise eine Endenergie 305 einstellen, die
als Referenzenergie E0 annähernd
in der Mitte des erforderlichen Energiebands 310 für
die Energieanpassung liegt. Sobald die vorgewählte Referenzenergie
mit der Standardbeschleunigung 300 im Synchrotron erreicht
ist, wird auf dem Extraktionsplateau (flat top) während
der geplanten Extraktionsdauer von etwa 10 Sekunden mit dem Beginn
der Strahlextraktion so lange gewartet, bis die von der Atembewegung
bestimmte Referenzenergie E0 erreicht ist.
Zu diesem Zeitpunkt T0 wird man die Resonanzextraktion
aktivieren und mit der erforderlichen Online-Energieanpassung beginnen.
Nach Ablauf der geplanten Extraktionszeit von etwa 10 Sekunden wird
die Bestrahlung zum Zeitpunkt Te nach etwa
zwei bis drei Atemzügen abgebrochen.
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4 zeigt
schematisch das Prinzip der Online-Energieanpassung mit variabler
Extraktionsenergie 400 jeweils für Zeitintervalle 405 von
etwa 20 Millisekunden. Nach dem bekannten Stand der Technik wird
angenommen, dass die jeweilige Endenergie für das nächste
Zeitintervall mit einem Vorlauf von etwa 25 Millisekunden bereitgestellt
werden kann, wenn man bei der messtechnischen Erfassung der Atembewegung
oder auch der Herzbewegung im Therapiekontrollzentrum in geeigneter
Weise extrapoliert. Der Vorlauf von etwa 5 Millisekunden 410, 420 vor
dem nächsten Intervall wird dann genutzt, um alle beteiligten
Geräte über den geplanten nächsten Energieschritt
in der Online-Energieanpassung zu informieren.
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5 zeigt
schematisch ein zentrales Kontrollmodul 500 für
die Energieanpassung im Synchrotron und in den Strahltransport-Strecken,
das ein Steuersignal 505 für die variable Energieanpassung aufnimmt
und in geeigneter Weise an die Steuerrechner aller beteiligten Geräte
im Synchrotron 510 und auf den Hochenergie- Strahltransportstrecken 520 weiterleitet
und zwar über eine geeignete Busleitung 530 oder
alternativ über separate Stichleitungen. Als Steuersignal
für die variable Energieanpassung wird vorzugsweise ein
Taktsignal verwendet, das die erforderlichen Energieschritte in
einen entsprechenden Zeittakt transformiert (6) oder
wahlweise in einen geeignet normierten Digitalwert für
die erforderliche Energieanpassung (siehe 8).
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6 zeigt
eine vorteilhafte Ausführungsform für das bevorzugte
Zeittaktsignal, das hier mit einer technischen Standardfrequenz
von etwa 100 kHz jeweils ein Byte überträgt. Eine
8 Bit Codierung dieser Bytes ist nach Bedarf möglich und
vorteilhaft. In dem gezeigten Beispiel ist ein Startevent 600 und ein
Stopevent 630 vorgesehen, sowie Pulse oder Bytes 610 für
einen positiven festen Energieschritt im Bereich von δE
= 100 eV/u und ebenso für einen negativen Energieschritt 620 von δE
= –100 eV/u. Dazwischen werden die erforderlichen Nullcodes 605 eingefügt,
die regelmäßig alle 10 Mikrosekunden übertragen
werden (100 kHz). Das entsprechende Prinzip der schnellen Interpolation
zur Berechnung der erforderlichen Steuerdaten für die einzelnen
Geräte, z. B. für die Steuerung eines Magnetstrom-Netzgeräts
im Synchrotron, mit Hilfe dieser Zeittaktsteuerung wird anhand von 7 erläutert.
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7 zeigt
als Ausführungsbeispiel das Prinzip der schnellen kubischen
Interpolation durch Iterationsverfahren mit Hilfe des Zeittaktsignals
wie in 6 gezeigt. Mit jedem Taktsignal (705)
für einen neuen Energieschritt δE = ±100
eV/u (701, 702) wird eine neue Berechnung des
korrelierten Geräteparameters, hier des Magnetstroms IM für die Magnetstromversorgung
von zwei Dipolmagneten im Synchrotron ausgelöst, 710 und 720.
Auch dieses Verfahren basiert auf einer Interpolation mit einfachen Additionen
und Subtraktionen zur Online-Berechnung der erforderlichen Steuerwerte
im nächsten Intervall. Die kubische Interpolation ist das
geeignete Verfahren, die Steuerwerte für ein einziges Energie-Intervall
so zu berechnen, dass die Steuerkurve aus dem vorgegebenen Zusammenhang
für IM(E) berechnet werden kann.
Bei linearer Interpolation, die alternativ eingesetzt werden könnte,
würde sich ein unstetiger Kurvenverlauf ergeben. Eine weitergehende
Methode stellt die quadratische Interpolation dar, die aber zur
Anregung einer instabilen Schwingung führen kann. Die kubische
Interpolation ist die bevorzugte Ausführungsform, die den
Aufbau von instabilen Oszillationen durch fehlerhafte Interpolationswerte
vermeiden kann. Alle drei Ausführungsformen sind praktische
Ausführungsformen einer schnellen Interpolation durch Iterationsverfahren.
Die vorliegende Abbildung demonstriert das prinzipielle Verfahren
am Beispiel der kubischen Interpolation.
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8 zeigt
eine alternative Ausführungsform für die digitale
Online-Steuerung der relevanten Synchrotron-Parameter während
der Resonanzextraktion mit Hilfe der Übertragung eines
digitalen Energiesignals im zeitlichen Abstand von etwa 20 Millisekunden
wie in 4 schematisch gezeigt. Das jeweils aktuelle Energiesignal
wird an alle betroffenen Geräte im Synchrotron und in den
Hochenergie-Strahltransportstrecken übertragen und dort
zu einer entsprechenden Gerätesteuerung für das
jeweils anstehende Energieintervall genutzt. Ei wird dabei vorzugsweise
als Festkommazahl, alternativ auch als Gleitkommazahl übertragen.
Das entsprechende Verfahren wird am Beispiel einer lokalen digitalen
Kontrolleinheit (digital control unit DCU) in 9 erläutert.
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9 zeigt
den schematischen Ablauf für die Steuerung aller Geräte
auf der Basis von Energiesignalen, die im zeitlichen Abstand von
etwa 20 Millisekunden verteilt werden.
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Im
ersten Schritt werden die erforderlichen Anfangswerte der Interpolations-Parameter
q, p, und d für das kommende 20 Millisekunden Zeitintervall aus
den bekannten Daten für das vorangehende Intervall und
aus der Vorgabe der neuen Zielenergie mit einem Vorlauf von etwa
5 Millisekunden berechnet. Auf diese Weise kann man bei kubischer
Interpolation in sehr einfacher Weise die notwendigen Parameter
für die Interpolation aus den Eckdaten Anfangswerte, Anfangssteigung
und Endwert berechnen kann. Wenn man zum Beispiel eine Unterteilung des
Intervalls mit einer Länge von 20 Millisekunden in 100
Segmente jeweils mit einer Länge von 200 Mikrosekunden
unterstellt, müssen bei einer iterativen Online-Berechnung
der Parameter in jeweils 200 Mikrosekunden nur die folgenden einfachen
Rechenoperationen ausgeführt werden:
q kubisches Inkrement
p
:= p + q quadratisches Inkrement
d := d + p lineares Inkrement
a
:= a + d Amplitude Magnetstrom IM(t)
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Auf
diese Weise können in der gegebenen Zeit sehr einfach vorzugsweise
durch Festkomma-Operationen für Addition bzw. Subtraktion
schrittweise die Amplitudenparameter a mit Hilfe der Inkrementparameter
d und der Parabelparameter p berechnet werden.
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10 zeigt
eine alternative Ausführungsform der digitalen Online-Steuerung
der relevanten Synchrotron-Parameter während der Resonanzextraktion
mit Hilfe eines FPGA Moduls (Field Programmable Gate Array) an der
Stelle einer digitalen Kontrolleinheit (DCU) wie in 9 beschrieben
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11 zeigt
eine Ausführungsform für den digitalen oder analogen
Regelkreis zum Beispiel für den Aufbau der Magnetfeldregelung
für einen Ablenk- oder Dipolmagneten, der zugleich für
die Kontrolle der erforderlichen Magnetfeldvariation während der
Resonanzextraktion genutzt wird. In diesem Fall wird der von der
Energie abhängige Korrekturwert als Regelwert in die entsprechenden
analogen oder digitalen Regelkreise eingeführt, zum Beispiel
in den Regelkreis für das magnetische Dipolfeld für
zwei Ablenkmagnete im Synchrotron.
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Am
Ende wird der Magnetstrom IM(t) ausgegeben,
der zur Steuerung einer Magnetstromversorgung (MPS) verwendet wird.
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Zusammenfassend
betrifft die Erfindung ein Synchrotron für die Strahlentherapie
mit Ionenstrahlen für den Einsatz in der so genannten Partikeltherapie.
Nach dem Stand der Technik erfolgt die Energieeinstellung in einem
Synchrotron von Zyklus zu Zyklus bei einer Bestrahlungszeit von
etwa 10 Sekunden. Während der Bestrahlungszeit von etwa
10 Sekunden liefert das Synchrotron die vorab definierte konstante
Endenergie.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, auch während der etwa 10 Sekunden
andauernden langsamen Strahlextraktion aus dem Synchrotron die Energie variabel
zu steuern. Auf diese Weise kann die erforderliche Energieanpassung
an die Herz- oder Atembewegung oder an die so genannte Peristaltik
erstmals online in einem Synchrotronzyklus autonom gesteuert werden.
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Die
Erfindung wurde zuvor anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele
beschrieben. Dem Fachmann sind jedoch Abwandlungen, Ausgestaltungen
und Modifikationen möglich, ohne dass dadurch der Erfindungsgedanke
verlassen wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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