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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung einer Viscokupplung
im Antriebsstrang eines Kraftfahrzeugs. Derartige Viscokupplungen,
die im Stand der Technik auch als Flüssigkeitsreibungskupplungen
bezeichnet werden, dienen zum Erzeugen einer Sperrwirkung zwischen
zwei relativ zueinander um eine gemeinsame Drehachse drehbaren Kupplungsteilen
bei auftretender Drehzahldifferenz. Im Falle des Schlupfes eines
Rades bzw. einer Achse des Fahrzeugs sperrt die Viscokupplung, so
daß die beiden Seitenwellen einer Achse bzw. die beiden Achsen
des Kraftfahrzeugs zur Übertragung eines Drehmoments aneinander
gekoppelt werden.
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Bei
der Regelung der Fahrdynamik besteht die Notwendigkeit, die Viscokupplung
gegebenenfalls während eines Regeleingriffs schnellstmöglich freizuschalten.
Auf diese Weise werden die beiden durch die Viscokupplung miteinander
antriebsverbundenen Antriebsteile vollständig voneinander
entkoppelt, so daß kein Drehmoment mehr zwischen diesen
Antriebsteilen übertragen wird. Dies ist insbesondere bei
Aktivieren eines Anti-Blockier-Systems (ABS) oder eines elektronischen
Stabilitätsprogramms (ESP) von großer Wichtigkeit,
damit der Eingriff in die Fahrdynamik des Kraftfahrzeugs optimiert erfolgen
kann und die Viscokupplung dem Eingriff nicht entgegenwirkt.
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Um
dies zu gewährleisten sind üblicherweise Steuermittel
zur Betätigung der Viscokupplung vorgesehen. Beispielsweise
zeigt die
DE 37 43
474 A1 eine steuerbare Viscokupplung, die über
eine hydraulische Schalteinrichtung betätigbar ist. Aus
der
DE 102 26 248
B3 ist eine steuerbare Viscokupplung bekannt, die eine
axial ver schiebbare Führungsstange umfaßt, welche
auf die Außenlamellen der Viscokupplung einwirken und diese
klemmen bzw. freigeben kann.
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Aus
der
DE 10 2004
004 870 A1 ist ein Verfahren und eine Anordnung zur Steuerung
einer Kraftfahrzeug-Drehmomentübertragungskupplung bekannt.
Dabei erfolgt die Steuerung der Kupplung in Abhängigkeit
von einer Abweichung einer Giergröße des Kraftfahrzeugs.
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In
der Praxis hat sich gezeigt, daß beim plötzlichen
Betätigen der Viscokupplung, unter Last, insbesondere beim
Freischalten der Viscokupplung aufgrund eines ABS- oder ESP-Regeleingriffs,
ungewünschte Schaltgeräusche entstehen können.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur Steuerung einer Kupplungsanordnung im Antriebsstrang eines Kraftfahrzeugs
vorzuschlagen, bei dem die Entstehung ungewünschter Schaltgeräusche
vermieden wird, wobei eine zuverlässige Regelung der Fahrdynamik
gewährleistet sein soll. Die Aufgabe liegt weiter darin,
eine Antriebsstranganordnung mit einer Kupplungsanordnung für
ein Kraftfahrzeug vorzuschlagen, bei der ungewünschte Schaltgeräusche der
Kupplungsanordnung vermieden werden.
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Die
Lösung besteht in einem Verfahren zur Steuerung einer Kupplungsanordnung
im Antriebsstrang eines Kraftfahrzeugs, wobei der Antriebsstrang
eine erste Antriebsachse und eine zweite Antriebsachse aufweist,
wobei die Kupplungsanordnung ein mit der ersten Antriebsachse antriebsverbundenes
erstes Kupplungsteil aufweist, das mit einer ersten Drehzahl n1 um eine Drehachse A rotiert, und ein mit
der zweiten Antriebsachse antriebsverbundenes zweites Kupplungsteil,
das mit einer zweiten Drehzahl n2 um die
Drehachse A rotiert, wobei die Kupplungsanordnung ferner eine Viscokupplung
und eine extern steuerbare Betätigungseinheit zum Betätigen
der Viscokupplung aufweist, mittels derer das erste Kupplungsteil
mit dem zweiten Kupplungsteil antriebsverbindbar sind, wobei die
Betätigungseinheit in Abhängigkeit einer Drehzahldifferenz Δn
zwischen der ersten Drehzahl n1 des ersten
Kupplungsteils und der zweiten Drehzahl n2 des
zweiten Kupplungsteils gesteuert wird.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, daß die
Viscokupplung nur bei einer definierten Drehzahldifferenz zwischen
dem ersten Kupplungsteil und dem zweiten Kupplungsteil mittels der Betätigungseinheit
freigeschaltet wird. Auf diese Weise wird das Entstehen ungewünschter
Schaltgeräusche reduziert, wenn nicht ausgeschlossen. Besonders
günstig für ein geräuschloses Freischalten
der Viscokupplung ist es, wenn der definierte Wertebereich ±nx der Drehzahldifferenz zwischen der Drehzahl
n1 des ersten Kupplungsteils und der Drehzahl n2 des zweiten Kupplungsteils ±30
min–1 beträgt, das heißt Δn
= |n1 – n2| ≤ 30
min–1. Die Betätigungseinheit umfaßt
vorzugsweise eine Schaltkupplung mit einem ersten und einem zweiten
Schaltkupplungsteil, die relativ zueinander drehbar und zur Übertragung
eines Drehmoments formschlüssig miteinander verbindbar
sind. Eine Schaltkupplung ist besonders günstig, da hiermit
eine zuverlässige und verschleißarme Verbindung
zwischen den beiden Kupplungsteilen bereitgestellt wird.
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Nach
einer bevorzugten Ausgestaltung sind als weitere Verfahrensschritte
vorgesehen: Überwachen zumindest einer für die
Fahrstabilität des Kraftfahrzeugs repräsentativen
Betriebsgröße und Erzeugen eines Steuersignals
S6 bei Abweichung eines Istwerts der zumindest einen Betriebsgröße
von einem Sollwert; Ermitteln der Drehzahldifferenz Δn
zwischen der ersten Drehzahl n1 des ersten
Kupplungsteils und der zweiten Drehzahl n2 des
zweiten Kupplungsteils; und Betätigen der Viscokupplung,
wenn das Steuersignal S6 anliegt und, wenn die Drehzahldifferenz Δn
innerhalb eines vorbestimmten Wertebereichs ±nx liegt.
Als Steuersignal S6 kann prinzipiell jedes beliebige Signal verwendet
werden, das zur Sicherung der Fahrstabilität des Kraftfahrzeugs
dient, beispielsweise ein Signal eines Antiblockierregelsystems
(ABS), eines Antriebsschlupfregelsystems (ASR) oder eines Fahrdynamikregelsystems,
das auch als elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) bezeichnet
wird. Insofern liegt ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens darin, daß ohnehin in einem elektronischen Regelsystem
des Kraftfahrzeugs vorhandene Signale für die Durchführung
des Verfahrens verwendet werden können, so daß sich eine
einfache elektronische Integration ergibt. Es ist jedoch auch möglich,
daß die Steuereinheit, welche das für die Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens benötigten
Eingangssignale liefert, separat von dem elektronischen Regelsystems
zur Sicherung der Fahrstabilität des Kraftfahrzeugs ausgebildet
ist.
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Nach
einer bevorzugten Ausführungsform ist die erste Antriebsachse
die Vorderachse des Kraftfahrzeugs und die zweite Antriebsachse
stellt die Hinterachse dar, wobei die Vorderachse permanent angetrieben
ist und die Hinterachse bei geschlossener Betätigungseinheit über
die differenzdrehzahlfühlende Viscokupplung bei Auftreten
einer Drehzahldifferenz zwischen dem ersten und dem zweiten Kupplungsteil
zugeschaltet wird.
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Grundsätzlich
können hinsichtlich der Drehzahldifferenz zwischen dem
ersten Kupplungsteil, das mit einem vorderen Wellenteil der Längsantriebswelle
verbunden ist, und dem zweiten Kupplungsteil, das mit dem hinteren
Wellenteil der Längsantriebswelle verbunden ist, auftreten.
Und zwar kann ein Fahrzustand auftreten, bei dem die Vorderachse
und damit das erste Kupplungsteil schneller dreht als die mit dem
zweiten Kupplungsteil verbundene Hinterachse. Bei einem derartigen
Zustand mit schneller drehender Vorderachse und langsam drehender
Hinterachse wird auch von einer positiven Drehzahldifferenz gesprochen.
Weiter kann ein Fahrzustand eintreten, bei dem die Vorderachse und
damit das erste Kupplungsteil langsamer dreht als die mit dem zweiten
Kupplungsteil verbundene Hinterachse. Bei einem derartigen Zustand
mit langsam drehender Vorderachse und schneller drehender Hinterachse
wird auch von einer negativen Drehzahldifferenz gesprochen. Nach
einer bevorzugten Ausgestaltung ist vorgesehen, daß die
Viscokupplung nur dann geöffnet wird, wenn die Drehzahl
nH der Hinterachse größer
ist als die Drehzahl nV der Vorderachse,
das heißt bei negativer Drehzahldifferenz.
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Im
folgenden werden beispielhaft verschiedene Fahrzustände,
bzw. Szenarien mit Drehzahldifferenz zwischen Vorder- und Hinterachse,
sowie deren Zusammenhang mit dem entsprechenden Verfahren zur Steuerung
der Kupplungsanordnung erläutert. Zum Beispiel kann es
bei starker Beschleunigung des Kraftfahrzeugs aufgrund durchdrehender Räder
zu einer höheren Drehzahl n1 des
mit der Vorderachse verbundenen ersten Kupplungsteils gegenüber
der Drehzahl n2 des mit der Hinterachse
verbundenen zweiten Kupplungsteils kommen. Folglich greift die Viscokupplung
bei grundsätzlich geschlossener Betätigungseinheit,
so daß ein Teil des Drehmoments auf die Hinterachse übertragen
wird, wobei die Viscokupplung in diesem Fall geschlossen bleibt. Selbst
bei Auftreten eines ESP-Regeleingriffs ist vorgesehen, daß die
Viscokupplung geschlossen bleibt, solange die Drehzahl nV der Vorderachse größer
ist als die Drehzahl nH der Hinterachse.
Bei ungebremster Geradeausfahrt, ohne ESP-Regeleingriff, ist die Viscokupplung
geschlossen, so daß Drehmoment auf die Vorderachse und
die Hinterachse übertragen wird. Im dem Fall, daß die
Drehzahl nH der Hinterachse größer
wird als die Drehzahl nV der Vorderachse, beispielsweise
aufgrund starken Abbremsens des Kraftfahrzeugs, wird die Viscokupplung
freigeschaltet. Auf diese Weise wird vermieden, daß Bremsmoment
von der stärker gebremsten Vorderachse auf die Hinterachse übertragen
wird.
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Es
ist insbesondere vorgesehen, daß die Viscokupplung nach
dem Freischalten zumindest solange freigeschaltet gehalten wird,
wie von der Fahrdynamikregeleinheit ein entsprechendes Steuersignal
erzeugt wird.
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Nach
einer bevorzugten Ausgestaltung weist das Kraftfahrzeug ein Bremssystem
mit einem Antiblockierregelsystem auf, das bei Erkennen einer vorbestimmten
Bedingung ein Antiblockiersignal erzeugt, wobei als weiterer Verfahrensschritt
vorgesehen ist: Öffnen der Viscokupplung immer dann, wenn das
Antiblockierregelsystem ein Antiblockiersignal erzeugt, und zwar
unabhängig von der Drehzahldifferenz zwischen der ersten
Antriebsachse und der zweiten Antriebsachse bzw. zwischen dem ersten Kupplungsteil
und dem zweiten Kupplungsteil. Durch diese Ausgestaltung wird erreicht,
daß ein ABS-Eingriff in jedem Fall Vorrang vor dem geräuschreduziertem
Freischalten der Viscokupplung hat, so daß der Bremsprozeß durch
das Verfahren nicht beeinträchtigt wird.
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Wenn
die Drehzahldifferenz Δn bei anliegendem ESP-Regelsignal
außerhalb des definierten Wertebereichs von ±nx Umdrehungen pro Minute liegt, das heißt Δn > nx min–1 oder Δn < –nx min–1 ist vorzugsweise
als weiterer Verfahrensschritt vorgesehen:
Regelung der Fahrdynamik
des Kraftfahrzeugs mittels der Fahrdynamikregeleinheit derart, daß die Drehzahldifferenz Δn
abnimmt, und zwar zumindest bis die Drehzahldifferenz Δn
innerhalb des vorbestimmten Wertebereichs von ±nx min–1 liegt.
Durch diesen Verfahrensschritt wird erreicht, daß das Fahrzeug
zunächst so beeinflußt bzw. abgebremst wird, bis
die Drehzahldifferenz Δn innerhalb des vorbestimmten Bereichs
von ±nx min–1 liegt.
Erst dann erfolgt das Freischalten der Viscokupplung, so daß ungewünschte
Schaltgeräusche vermieden werden. Die Reduktion der Drehzahldifferenz
zwischen der Vorderachse und der Hinterachse, bzw. zwischen dem
ersten und dem zweiten Kupplungsteil, kann beispielsweise durch
Eingriff in das Motormanagement-System durch Drosselung des Motors
oder durch Eingriff in das Bremssystem durch Abbremsen einzelner
Räder des Kraftfahrzeugs geregelt werden. Der genannte
Verfahrensschritt des Regelns der Fahrdynamik derart, daß die
Drehzahldifferenz abnimmt, kann sich sowohl auf Fahrzustände
während eines ESP-Eingriffs als auch auf Fahrzustände
nach einem ESP-Eingriff, das heißt nach dem Freischalten der
Viscokupplung und wieder deaktiviertem ESP-Signal, beziehen.
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Nach
einer bevorzugten Weiterbildung sind als weitere Verfahrensschritte
vorgesehen:
Überwachen einer für die Geschwindigkeit
des Kraftfahrzeugs repräsentativen Geschwindigkeitsgröße und
Erzeugen eines Geschwindigkeitsbetätigungssignals zum Betätigen
der Viscokupplung bei Erreichen einer vorbestimmten Geschwindigkeitsgröße; und Öffnen
der Viscokupplung bei Erreichen der vorbestimmten Geschwindigkeitsgröße.
Durch das Freischalten der Viscokupplung wird die zweite Antriebsachse
wieder abgekoppelt, so daß nur die erste Antriebsachse
angetrieben wird. Somit werden Reibungsverluste im Antriebsstrang
reduziert, was sich günstig auf den Kraftstoffverbrauch
auswirkt. Dieser Verfahrensschritt kann insbesondere bei unbeschleunigter
Geradeausfahrt vorgesehen werden, wobei die vorbestimmte Geschwindigkeitsgröße,
bei der die Viscokupplung freigeschaltet wird, beispielsweise einer
Fahrzeuggeschwindigkeit von etwa 80 km/h entsprechen kann.
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Nach
einer weiteren bevorzugten Weiterbildung sind als weitere Verfahrensschritte
vorgesehen:
Überwachen einer für den Lenkungswinkel
der Räder des Kraftfahrzeugs repräsentativen Lenkungsgröße und
Erzeugen eines Lenkungssignals zum Betätigen der Viscokupplung
bei Erreichen einer vorbestimmten Lenkungsgröße;
und Öffnen der Viscokupplung, wenn das Lenkungsbetätigungssignal
erzeugt wird und, wenn die Drehzahldifferenz zwischen der ersten Antriebsachse
und der zweiten Antriebsachse innerhalb des definierten Wertebereichs
liegt, und zwar unabhängig von dem Steuersignal der Fahrdynamikregeleinheit.
Mit diesen Verfahrensschritten wird gewährleistet, daß das
Kraftfahrzeug bei langsamer Kurvenfahrt mit kleinem Kurvenradius
nicht in ungewünschter Weise abgebremst wird. Dies wäre
nämlich bei geschlossener Viscokupplung der Fall, da die Hinterachse
bei Kurvenfahrt aufgrund des kleineren Kurvenradius langsamer dreht
als die Vorderachse. Vorzugsweise beträgt die vorbestimmte
Lenkungsgröße, bei der die Viscokupplung freigeschaltet
wird, etwa dem halben maximal möglichen Lenkungswinkel
des Kraftfahrzeugs.
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Die
obengenannte Aufgabe wird ferner gelöst durch eine Antriebsstranganordnung
für ein Kraftfahrzeug, umfassend
eine erste Antriebsachse,
eine zweite Antriebsachse und eine Kupplungsanordnung mit einem
mit der ersten Antriebsachse antriebsverbundenem ersten Kupplungsteil,
das mit einer ersten Drehzahl n1 um eine
Drehachse A rotiert, und mit einem mit der zweiten Antriebsachse
antriebsverbundenem zweiten Kupplungsteil, das mit einer zweiten
Drehzahl n2 um die Drehachse A rotiert,
wobei die Kupplungsanordnung ferner eine Viscokupplung und eine
extern steuerbare Betätigungseinheit zum Betätigen
der Viscokupplung aufweist, mittels derer das erste Kupplungsteil
mit dem zweiten Kupplungsteil antriebsverbindbar ist, wobei ein
Steuermodul vorgesehen ist, das dazu eingerichtet ist, das erfindungsgemäße Verfahren
durchzuführen, nämlich die Betätigungseinheit
in Abhängigkeit einer Drehzahldifferenz Δn zwischen
der ersten Drehzahl n1 des ersten Kupplungsteils
und der zweiten Drehzahl n2 des zweiten Kupplungsteils
zu steuern. Die erfindungsgemäße Antriebsanordnung
bietet denselben Vorteil, wie das erfindungsgemäße
Verfahren, nämlich daß das Entstehen ungewünschter
Schaltgeräusche reduziert wird. Dies gilt vor allem bei
einer Betätigungseinheit, welche ein Drehmoment mittels
formschlüssigem Eingriff überträgt. Als
Aktivierungssignal für das Freischalten der Viscokupplung
kann in vorteilhafter Weise ein in der elektronischen Regeleinheit
erzeugtes ESP-Signal verwendet werden.
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Bevorzugte
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachstehend anhand
der beigefügten Zeichnungsfiguren erläutert. Es
zeigt:
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1 schematisch
einen Antriebsstrang eines Kraftfahrzeugs mit für die Steuerung
der Kupplungsanordnung des Antriebsstrangs benötigten elektrischen
und elektronischen Komponenten,
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2 die
Kupplungsanordnung aus dem Antriebsstrang aus 1 mit
einer Viscokupplung und einer Betätigungseinheit im Detail
im Längsschnitt; und
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3 ein
Diagramm, das Module bzw. Verfahrensschritte eines Ausführungsbeispiels
des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Steuerung
einer Kupplungsanordnung darstellt.
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1 zeigt
einen mechanischen Antriebstrang 2 eines Kraftfahrzeugs.
Der Antriebsstrang 2 umfaßt einen Antriebsmotor 3,
von dem ein für den Antrieb benötigtes Motormoment
erzeugt wird, der beispielsweise eine Brennkraftmaschine oder ein
elektromotorisches Antriebsaggregat sein kann. Dem Antriebsmotor 3 nachgeschaltet
ist ein Schaltgetriebe 4 zur Wandlung des Motormoments
in ein Antriebsmoment, ferner ein Verteilergetriebe 5 welches
das Antriebsmoment in einem vorbestimmten symmetrischen oder unsymmetrischen
Verhältnis auf eine Vorderachse 6 und eine Hinterachse 7 des Kraftfahrzeugs
aufteilt. Das Verteilergetriebe 5 umfaßt ein Winkelgetriebe 8,
welches das für die Hinterachse 7 bestimmte Antriebsmoment
auf die Längsantriebswelle 9 überträgt.
Der zur Vorderachse 6 geleitete Teil des Antriebsmoments
wird mittels eines Differentialgetriebes 10 gleichmäßig
auf die rechte und die linke Seitenwelle 12, 13 des
Kraftfahrzeugs verteilt. Die beiden Seitenwellen 12, 13 umfassen
an ihren getriebeseitigen Enden und an ihren radseitigen Enden jeweils
ein Gleichlaufdrehgelenk 14, 15 welche eine Drehmomentübertragung
auf die Räder 16, 17 des Kraftfahrzeugs
unter Winkelbewegung ermöglichen. Der von dem Verteilergetriebe 5 auf
die Hinterachse 7 übertragbare Drehmomentanteil
wird mittels eines zweiten Differentialgetriebes 18 gleichmäßig
auf ein linkes und ein rechtes Hinterrad 19, 20 des
Kraftfahrzeugs aufgeteilt, wobei zur Drehmomentübertragung
zwischen dem hinteren Differentialgetriebe 18 und den jeweiligen
Hinterrädern 19, 20 jeweils eine Seitenwelle 22, 23 vorgesehen
ist.
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Es
ist eine Kupplungsanordnung 24 vorgesehen, die dem hinteren
Differentialgetriebe 18 vorgeschaltet ist und die eine
Viscokupplung 25 und eine extern steuerbare Betätigungseinheit 26 zum
Aktivieren beziehungsweise Deaktivieren der Viscokupplung 25 aufweist.
Es versteht sich, daß die Kupplungsanordnung 24 auch
ein einer anderen Stelle innerhalb des Antriebsstrangs angeordnet
sein kann, beispielsweise vorne im Anschluß an das Winkelgetriebe,
oder mittig innerhalb der Längsantriebswelle, beispielsweise
im Bereich des Zwischenlagers. Bei der Viscokupplung 25 handelt
es sich um eine differenzdrehzahlfühlende Flüssigkeitsreibungskupplung, die
bei anliegender Drehzahldifferenz zwischen ihrem Kupplungseingangsteil
und ihrem Kupplungsausgangsteil ein Drehmoment überträgt
und damit einen Drehzahlausgleich bewirkt. Je größer
die Drehzahldifferenz zwischen dem Kupplungseingangsteil und dem
Kupplungsausgangsteil ist, um so größer wird das
Drehmoment, das die Viscokupplung 25 übertragen
kann. Der Aufbau und die Funktionsweise der Kupplungsanordnung 24 wird
weiter unten ausführlicher im Zusammenhang mit der Beschreibung zu 2 erläutert.
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Die
Betätigungseinheit 26 wird von einer elektronischen
Steuereinheit 52 gesteuert, die entsprechende elektrische
Steuerströme über entsprechende Leitungen an die
Betätigungseinheit abgibt. Zur elektrischen Signalübertragung
von und zur Steuereinheit 52 ist eine serielle Bus-Anordnung 53 vorgesehen,
die beispielsweise als CAN (Controller Area Network) Bus ausgebildet
sein kann. Schnittstellen, Protokolle und elektrische Schaltungstechnik für
die Signalübertragung auf einem CAN-Bus sind bekannt und
müssen nicht näher erläutert werden.
Es versteht sich, daß alternativ zu einer Bus-Anordnung auch
eine individuelle Verdrahtung der verschiedenen elektrischen Komponenten
des Fahrzeugs mit der Steuereinheit 52 vorgesehen sein
kann. Die Steuereinheit 52 umfaßt einen programmgesteuerten Mikroprozessor
und einen elektronischen Speicher in dem ein Steuerprogramm abgelegt
ist. Dabei werden vom Mikroprozessor nach Maßgabe des Steuerprogramms
entsprechende Steuersignale für die Betätigungseinheit 26 erzeugt.
Zur Erzeugung entsprechender Steuersignale ist die Steuereinheit 52 auf
Informationen über verschiedene Betriebsparameter des Kraftfahrzeugs
angewiesen. Hierfür kann die Steuereinheit 52 über
die Bus-Anordnung 53 auf verschiedene Signale zugreifen,
welche für diese Betriebsparameter repräsentativ
sind. Es sind insbesondere Drehzahlsensoren 54 vorgesehen,
die Informationen über die Drehzahl jedes der Räder 16, 17, 19, 20 bereitstellen.
Aus den gemessenen Drehzahlen kann die Steuereinheit 52 eine
Achsdrehzahl nV der Vorderachse 6 beziehungsweise
eine Drehzahl der Längsantriebswelle 9 sowie eine
Achsdrehzahl nH der Hinterachse 7,
bzw. eine Drehzahl des Eingangszapfens 28 des hinteren
Differentialgetriebes 18 berechnen.
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Es
ist ferner vorgesehen, daß die Steuereinheit 52 auf
ein Motormomentensignal zugreift, welches für das bereitgestellte
Motormoment des Antriebsmotors 3 repräsentativ
ist. Das Motormomentensignal wird von einem schematisch dargestellten Momentensensor 55 auf
die Bus-Anordnung 53 übertragen. Des weiteren
hat die Steuereinheit 52 Zugriff auf ein Lenkwinkelsignal.
Das Lenkwinkelsignal wird von einem Drehwinkelsensor 56 geliefert,
welcher die Drehstellung eines Lenkrads 58 des Kraftfahrzeugs
beziehungsweise einer das Lenkrad 58 tragenden Lenksäule
erfaßt. Dabei ist die Drehstellung des Lenkrads beziehungsweise
der Lenksäule ein Maß für den mit α bezeichneten
Lenkwinkel des Kraftfahrzeugs, das heißt die Winkelabweichung
der Vorderräder von einer Geradeausstellung. Es kann auch
vorgesehen sein, daß die Steuereinheit 52 auf weitere
Signale zugreift, beispielsweise ein Gangstellungssignal, welches
die Gangstellung des Schaltgetriebes 4 erfaßt
oder ein Pedalstellungssignal, welches die Stellung eines Gaspedals
des Kraftfahrzeugs angibt. Es kann ferner vorgesehen sein, daß die
Steuereinheit 52 auf ein Beschleunigungssignal des Kraftfahrzeugs
zugreifen kann, welches für die Querbeschleunigung des
Kraftfahrzeugs um die Hochachse repräsentativ ist. Außerdem
kann die Steuereinheit 52 gemäß an sich
bekannter Methoden eine Geschwindigkeit vFZG des
Kraftfahrzeugs ermitteln.
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In 2 ist
die Kupplungsanordnung 24 mit Viscokupplung 25 und
Betätigungseinheit 26 im Detail dargestellt, wobei
die Viscokupplung 25 hinsichtlich des Drehmomentflusses
der Betätigungseinheit 26 nachgeschaltet ist.
Die Kupplungsanordnung 24 umfaßt ein erstes Kupplungsteil 27,
das in Form eines Kupplungsgehäuses gestaltet ist. Es ist
ein Anschlußflansch 11 ersichtlich, der zur Drehmomenteinleitung
mit dem hinteren Ende der Längsantriebswelle 9 aus 1 verbunden
wird. Insofern bildet das erste Kupplungsteil 27 bzw. das
Kupplungsgehäuse das Eingangsteil der Kupplungsanordnung 24.
Das Kupplungsgehäuse 27 ist topfförmig
gestaltet und umfaßt ein erstes Gehäuseteil 29 mit
einem Bodenabschnitt und einem Mantelabschnitt, einen Zwischenring 21 aus
paramagnetischem Material sowie ein deckelförmiges zweites
Gehäuseteil 30. Das erste Gehäuseteil 29,
der Zwischenring 21 und das zweite Gehäuseteil 30 sind
fest miteinander verbunden, beispielsweise mittels Schweißen,
und bilden gemeinsam das erste Kupplungsteil, in welchem die Viscokupplung 25 um
die Drehachse A drehbar aufgenommen ist. Das Kupplungsgehäuse 27 ist
im Bereich des ersten Gehäuseteils 29 und des
zweiten Gehäuseteils 30 mittels zweier Radiallager 31, 41 auf der
Eingangswelle 28 des hinteren Differentialgetriebes 18 um
die Drehachse A drehbar gelagert.
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Die
Betätigungseinheit 26 umfaßt eine formschlüssige
Schaltkupplung, die mittels einer extern ansteuerbaren Magnetspule 32 geöffnet
und geschlossen werden kann. Die Magnetspule 32 ist in
einem Trägerelement 33 aufgenommen und gegenüber
einem ortsfesten Bauteil, beispielsweise dem Getriebegehäuse 35 des
hinteren Differentialgetriebes 18 drehfest gehalten. Es
ist die elektrische Leitung 34 zum Ansteuern der Magnetspule 32 sowie
ein Teil des Getriebegehäuses 35 ersichtlich.
Das zweite Gehäuseteil 30 des Kupplungsgehäuses 27 hat
einen äußeren Ringsteg 36 und einen inneren
Ringsteg 37, zwischen denen ein Ringraum gebildet ist,
in dem die Magnetspule 32 mit dem Trägerelement 33 aufgenommen
ist. Dabei sind zwischen dem Trägerelement 33 und
den Ringstegen 36, 37 Radialspalte gebildet, so
daß das Kupplungsgehäuse 27 relativ zum Trägerelement 33 um
die Drehachse A drehen kann. Zwischen dem inneren Ringsteg 37 und
dem Trägerelement 33 ist ein abgedichtetes Radiallager 38 vorgesehen.
Ferner ist radial außen zwischen dem äußeren
Ringsteg 36 und dem Getriebegehäuse 35 eine
Dichtungsanordnung 39 bestehend aus einem berührungslosen
Dichtring und einem radialen Wellendichtring vorgesehen.
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Die
Betätigungseinheit 26 umfaßt ferner eine Ankerplatte 42,
die mit der Magnetspule 32 zusammenwirkt. Die Ankerplatte 42 ist
mittels einer Längsverzahnung 43 mit einem ersten
Kupplungsteil 45 der Viscokupplung 25 drehfest
und axial verschieblich verbunden. An ihrer der Ankerplatte 42 zugewandten Stirnseite
hat das Kupplungsgehäuse 27 innen eine Stirnverzahnung 44,
die mit einer entsprechenden Gegenverzahnung 48 der Ankerplatte 42 in
Verzahnungseingriff bringbar ist. Insofern bilden die Ankerplatte 42 und
das Kupplungsgehäuse 27 die beiden Kupplungsteile
der Schaltkupplung. Zwischen der Ankerplatte 42 und dem
Kupplungsgehäuse 27 sind Federmittel 49 vorgesehen,
welche die Ankerplatte 42 in Richtung zur Viscokupplung 25 beaufschlagen. Die
Federmittel 49 können beispielsweise eine oder mehrere
Tellerfedern umfassen, die sich gegenüber der Ankerplatte
einerseits und der Innenseite des Kupplungsgehäuses 27 andererseits
abstützen.
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Die
Viscokupplung 25 umfaßt ein erstes Kupplungsteil 45,
das in Form eines Außenlamellenträgers gestaltet
ist, und ein zweites Kupplungsteil 46, das in Form eines
Innenlamellenträgers gestaltet ist. Die beiden Kupplungsteile 45, 46 sind
relativ zueinander um die Drehachse A drehbar und mittels zweier
Drehdichtungen 50, 51 gegeneinander abgedichtet.
In dem so gebildeten Ringraum befinden sich mit dem ersten Kupplungsteil 45 drehfest
verbundene Außenlamellen sowie mit dem zweiten Kupplungsteil 46 drehfest
verbundene Innenlamellen, die axial abwechselnd angeordnet und axial
schwimmend gehalten sind. Das aus den Außenlamellen und
den Innenlamellen gebildete Lamellenpaket ist nicht dargestellt.
Der Ringraum in der Viscokupplung 25 ist zumindest teilweise
mit einem hochviskosen Fluid gefüllt, beispielsweise Silikonöl.
Das Fluid wird bei unterschiedlichen Drehzahlen zwischen dem ersten
Kupplungsteil 45 und dem zweiten Kupplungsteil 46 geschert
und überträgt somit ein Drehmoment zwischen den
genannten Kupplungsteilen 45, 46. Das zweite Kupplungsteil 46 ist
drehfest mit dem Eingangszapfen 28 des hinteren Differentialgetriebes 18 verbunden,
beispielsweise mittels einer Längsverzahnung 57,
und bildet somit das Ausgangsteil der Kupplungsanordnung 24.
Zur axialen Fixierung ist eine Schraubverbindung 47 vorgesehen,
die vorliegend in Form einer Hohlschraube gestaltet ist, welche
auf ein Außengewinde eines Gewindeendstücks des
Eingangszapfens 28 aufgeschraubt ist.
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Die
Funktionsweise der Kupplungsanordnung 24 ist wie folgt.
Im Normalzustand ist die Betätigungseinheit 26 deaktiviert,
so daß die Ankerplatte 42 von den Federmitteln 49 in
Richtung zur Viscokupplung 25 axial beaufschlagt ist und
die Stirnverzahnung 44 außer Eingriff mit der
Gegenverzahnung 48 der Ankerplatte 42 ist. In
diesem Zustand kann das Kupplungsgehäuse 27, welches
drehfest mit der Längsantriebswelle 9 verbunden
ist und damit in einem festen Drehverhältnis zur vorderen
Antriebsachse 6 rotiert, frei gegenüber dem zweiten
Kupplungsteil 46, das drehfest mit dem Eingangszapfen 28 des hinteren
Differentialgetriebes 18 verbunden ist und mit einem festen
Drehverhältnis zur hinteren Antreibsachse rotiert, drehen.
Insofern überträgt die Viscokupplung 25 kein
Drehmoment von der Längsantriebswelle 9 auf die
hintere Antriebsachse 7, so daß in diesem Fahrzustand
nur die Vorderachse 6 angetrieben ist.
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Tritt
nun ein Fahrzustand auf, bei dem die sekundär antreibbare
Hinterachse 7 an die primär angetriebene Vorderachse 6 angekoppelt
werden soll, erhält die Betätigungseinheit 26 ein
entsprechendes Steuersignal von der Steuereinheit 52. Die
Magnetspule 32 wird aktiviert und erzeugt ein magnetisches Feld,
so daß die Ankerplatte 42 entgegen der Kraft der
Federmittel 49 in Richtung Magnetspule 32 angezogen
wird. Dabei greift die Stirnverzahnung 44 des Kupplungsgehäuses 27 in
die entsprechende Gegenverzahnung 48 der Ankerplatte 42 ein,
so von dem Kupplungsgehäuse 27 ein Drehmoment
auf die Ankerplatte 42 und von dort wiederum auf den Außenlamellenträger 45 der
Viscokupplung 25 übertragen wird. Die Viscokupplung 25 ist
somit in den Drehmomentfluß zwischen der Vorderachse 6 und
der Hinterachse 7 integriert und kann bei Auftreten einer Drehzahldifferenz Δn
zwischen dem Außenlamellenträger 45 bzw.
dem Kupplungseingangsteil 27 einerseits und dem Innenlamellenträger
bzw. dem Kupplungsausgangsteil 46 andererseits ein Drehmoment auf
die Hinterachse 7 übertragen. Tritt nun ein Fahrzustand
auf, bei dem eine Drehmomentübertragung zwischen der Hinterachse 7 und
der Vorderachse 6 ungewünscht ist, beispielsweise
bei einem Regeleingriff des Antiblockierregelsystems, wird die Magnetspule 32 wieder
deaktiviert, so daß die Ankerplatte 42 mittels
der Federmittel 49 wieder außer Eingriff mit dem
Kupplungsgehäuse 27 gebracht wird. Die Viscokupplung 25 ist
deaktiviert und kann bei Differenzdrehzahl kein Drehmoment mehr
zwischen der Vorderachse 6 und der Hinterachse 7 übertragen.
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Anhand
des Diagramms aus 3 wird nachstehend das erfindungsgemäße
Verfahren zur Steuerung der Kupplungsanordnung 24 im Antriebsstrang
des Kraftfahrzeugs beispielhaft beschrieben. Das Steuerkonzept der
Kupplungsanordnung 24 umfaßt verschiedenen Module
M1–M6, die im folgenden näher erläutert
werden. Als Eingangsgrößen für die Steuerung
dienen zumindest die Raddrehzahlsignale S1, welche repräsentativ
für die Raddrehzahlen sind, ein Lenkungssignal S2, welches
repräsentativ für den Lenkungswinkel α des
Kraftfahrzeugs ist, sowie ein Motormomentsignal S3, welches repräsentativ
für das vom Antriebsmotor 3 erzeugte Motormoment
ist. Daneben können weitere hier nicht dargestellte Signale
als Eingangsgröße dienen, wie z. B. ein Getriebesignal,
welches die Schaltstellung des Schaltgetriebes 4 angibt,
oder ein Gaspedalsignal, das für die Stellung des Gaspedals
repräsentativ ist.
-
Im
Modul M1, das auch als Differenzdrehzahlberechnungsmodul bezeichnet
werden kann, werden aus den Drehzahlen der Räder 16, 17, 19, 20 die
Achsdrehzahlen der Vorderachse 6 und der Hinterachse 7 ermittelt.
Als Eingangsgrößen für das Modul M1 dienen
dabei die Raddrehzahlsignale, die im Diagramm mit S1 bezeichnet
sind. Aus den Achsdrehzahlen nV, nH wird dann die Differenzdrehzahl Δn zwischen
dem Kupplungsgehäuse 27, welches das Kupplungseingangsteil
darstellt, und dem zweiten Kupplungsteil 46, welches das
Kupplungsausgangsteil darstellt, ermittelt.
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In
dem Modul M2, welches das Hauptmodul darstellt und auch als Fahrstabilitätsmodul
bezeichnet werden kann, wird eine bestimmte Steuerroutine von einem
Steuerprogramm abgearbeitet. Im Rahmen dieser Routine wird die ermittelte
Differenzdrehzahl Δn mit einem vorgegebenen Wert nx verglichen und es wird ein Steuersignal
S4 der elektronischen Regeleinheit 52 des Kraftfahrzeugs überwacht.
Wie oben bereits gesagt, kann die Regeleinheit 52 ein Antiblockiersystem
(ABS) oder eine Fahrdynamikregeleinheit (ESP) sein, welches die
Fahrstabilität des Kraftfahrzeugs gewährleistet.
Die Regeleinheit 52 überwacht in an sich bekannter
Weise zumindest einen für die Fahrstabilität des
Kraftfahrzeugs repräsentativen Betriebsparameter auf eine
vorbestimmte Bedingung und erzeugt bei Erkennen der vorbestimmten
Bedingung ein Steuersignal, das mit S4 bezeichnet ist. Als Beispiel
für die Fahrstabilität repräsentativen
Betriebsparameter seien hier die auf das Kraftfahrzeug einwirkenden
Querkräfte beziehungsweise die um die Fahrzeuglängsachse
wirkenden Beschleunigungsmomente genannt oder die Drehzahl der einzelnen
Räder. Sobald ein kritischer Fahrzustand vorliegt, wird
von der Regeleinheit 52 ein entsprechendes Steuersignal
erzeugt, das beispielsweise einen Eingriff in die Bremsen oder in
das Motormanagmentsystem ausübt, so daß die Fahrstabilität
gewährleistet wird. Gleichzeitig erhält das Fahrstabilitätsmodul
M2 ein entsprechendes Steuersignal S4.
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Nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren ist die Steuerroutine
des Fahrstabilitätsmoduls M2 derart gestaltet, daß die
Betätigungseinheit 26 zum Betätigen der
Viscokupplung 25 nur dann im Öffnungssinne geschaltet
wird, wenn ein entsprechendes Signal S6 von der Regeleinheit 52 anliegt
und wenn von dem Modul M1 ein entsprechendes Signal S5 anliegt, gemäß dem
die Drehzahldifferenz Δn zwischen der Dreh zahl n1 des ersten Kupplungsteils und der Drehzahl
n2 des zweiten Kupplungsteils innerhalb
eines vorbestimmten Wertebereichs ±nx liegt.
Auf diese Weise wird gewährleistet, daß ungewünschte
Schaltgeräusche der Betätigungseinheit reduziert
werden. Es ist vorzugsweise vorgesehen, daß die Betätigungseinheit 26 der
Kupplungsanordnung 24 nur dann freigeschaltet wird, wenn
der definierte Wertbereich ±nx der
Drehzahldifferenz Δn maximal 30 Umdrehungen pro Minute
beträgt, das heißt |Δn| ≤ 30 U/min.
Besonders geringe Schaltgeräusche ergeben sich, wenn die
Betätigungseinheit 26 bei einer Drehzahldifferenz Δn
geöffnet wird, die nahe Null liegt. Als Steuersignal S4
kann jedes beliebige Signal der Regeleinheit 52 verwendet
werden, das einen Eingriff in die Fahrdynamik des Kraftfahrzeugs
zur Sicherung der Fahrstabilität bewirkt. Als Beispiele
wurden oben bereits die auf das Kraftfahrzeug einwirkenden Querkräfte
oder die Drehzahl der Räder genannt. Wie oben bereits erwähnt,
erhält das Modul M2 die Informationen über einen
anliegenden Regeleingriff in die Fahrdynamik des Kraftfahrzeugs
vorzugsweise über das ohnehin im Kraftfahrzeug vorhandene
Fahrdynamikregelsystem (ESP-System). Alternativ hierzu kann das
Fahrstabilitätsmodul M2 jedoch eine eigene Steuerroutine
zur Ermittlung eines für die Fahrdynamik des Kraftfahrzeugs
repräsentativen Betriebsparameters aufweisen.
-
Das
Fahrstabilitätsmodul M2 kann als weiteren Schritt ein Überprüfen
des Grundes für den Regeleingriff umfassen. Hierfür
ist insbesondere vorgesehen, daß zwischen den verschiedenen
Situationen, auf Grund derer in die Fahrdynamik des Kraftfahrzeugs
eingegriffen wird, differenziert wird. Liegt der Grund für
den Regeleingriff in einer fehlenden Traktion der Räder 16, 17 der
Vorderachse 6 beim Beschleunigen des Kraftfahrzeugs, ist
vorgesehen, daß die Betätigungseinheit 26 geschlossen
bleibt, so daß ein Drehmoment auf die Hinterachse 7 übertragen
wird. Dies betrifft sowohl einen Eingriff der Fahrdynamikregeleinheit
in das Motormanagement-System, das heißt bei Drosselung
des Motors, als auch bei einem Eingriff des Bremssystems, das heißt
beim gesteuerten Abbremsen einzelner Räder. Nur wenn ein
Eingriff in die Fahrdynamik auf Grund eines kritischen Fahrzustandes
erfolgt, wird von dem Fahrstabilitätsmodul M2 ein entsprechendes
Steuersignal S6 an das Schaltmodul M3 zum Schalten der Betätigungseinheit 26 und Öffnen
der Viscokupplung 25 gegeben. Eine Drosselung des Motormoments
oder ein Abbremsen der Fahrzeugräder, um die Traktion des
Kraftfahrzeugs beim Beschleunigen zu erhöhen, erfordern
nicht das Ab schalten der Viscokupplung 25. Als Bedingung
für das Betätigen der Betätigungseinheit 26 im Öffnungssinne
kann demnach formuliert werden, daß die Drehzahl nH der Hinterachse 7 größer
wird als die Drehzahl nV der Vorderachse 6.
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Wenn
die Drehzahldifferenz Δn zwischen der Drehzahl n1 des ersten Kupplungsteils 27 und
der Drehzahl n2 des zweiten Kupplungsteils 46 außerhalb
des definierten Wertebereichs von ±nx min–1 liegt, kann das Fahrstabilitätsmodul
M2 als weiteren Schritt umfassen, daß ein Antwortsignal
S7 an die elektronische Regeleinheit 52 abgegeben wird,
welches bewirkt, daß die elektronische Regeleinheit 52 die
Vorderradgeschwindigkeiten entweder durch Drosselung des Motormoments
und/oder durch Abbremsen der durchdrehenden Räder 16, 17 reduziert.
Auf diese Weise wird die Differenzdrehzahl Δn reduziert.
Bei Erreichen des vorbestimmten Differenzdrehzahlwerts von nx wird die Betätigungseinheit 26 dann
geöffnet.
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Als
weiterer Schritt des Fahrstabilitätsmoduls M2 ist vorgesehen,
daß nach dem Öffnen der Betätigungseinheit 26 diese
erst dann wieder geschlossen wird, wenn der Regeleingriff beendet
ist, bzw. die Regeleinheit 52 kein entsprechendes Steuersignal
S4 mehr erzeugt, und die Drehzahldifferenz Δn innerhalb
des vorbestimmten Wertebereichs ±n-x min–1 liegt.
Auch hier kann, wenn die Drehzahldifferenz Δn außerhalb
des definierten Wertebereichs von ±nx min–1 liegt, ein entsprechendes Signal
S7 an die elektronische Regeleinheit 52 abgegeben werden,
welches ein Absenken der Vorderradgeschwindigkeiten durch Eingriff
in das Motormanagement- oder Bremssystem bewirkt.
-
Im
folgenden wird ein weiteres Modul M4 erläutert, das Bestandteil
des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Steuerung
der Kupplungsanordnung sein kann und im folgenden auch als Lenkungsmodul
bezeichnet wird. Das Lenkungsmodul kommt bei langsamer Fahrt durch
enge Kurven zum Einsatz, und kann daher auch als „Tight
Corner Braking Module” bezeichnet werden. Das Modul M4
umfaßt eine Steuerroutine, welche ein Fahrzeugsgeschwindigkeitssignal
S8, das von einem Fahrzeuggeschwindigkeitsmodul M5 erzeugt wird,
ein Lenkungssignal S2 und das Differenzdrehzahlsignal S5 als Eingangsgrößen erhält.
Die Steuerroutine des Lenkungsmoduls M4 ist so gestaltet, daß ein
Steuersignal S9 zum Öffnen der Betätigungseinheit 26 der
Kupplungsanordnung 24 abgegeben wird, wenn das Lenkungssignal
S2 einen vorbestimmten Wert überschreitet und die Fahrzeuggeschwindigkeit
vFZG unterhalb eines vorbestimmten Wertes
liegt und, gemäß dem Signal S5, die Drehzahldifferenz Δn
zwischen der Drehzahl n1 des ersten Kupplungsteils 45 und
der Drehzahl n2 des zweiten Kupplungsteils 46 innerhalb
eines vorbestimmten Wertebereichs ±ny liegt.
Als weitere Eingangsgröße für das Lenkungsmodel
M4 kann auch ein Motormomentsignal S3 herangezogen werden, wobei
als weitere Bedingung für das Öffnen der Betätigungseinheit 26 dann
vorgesehen ist, daß das Motormoment unterhalb eines bestimmten
Momentenwerts liegt. Mit dem Lenkungsmodul M4 wird in vorteilhafter
Weise vermieden, daß das Kraftfahrzeug bei langsamer Kurvenfahrt
durch Kurven mit kleinem Kurvenradius nicht in ungewünschter
Weise abgebremst wird.
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In
einem weiteren Schritt des Moduls M4 ist vorzugsweise vorgesehen,
daß die Betätigungseinheit 26 erst dann
wieder geschlossen wird, wenn zumindest eine der obengenannten Bedingungen
nicht mehr erfüllt ist, das heißt die Fahrzeuggeschwindigkeit
vFZG über den vorbestimmten Geschwindigkeitswert,
die Differenzdrehzahl Δn über den vorbestimmten
Differenzdrehzahlwert ±ny, das
Motormoment über den vorbestimmten Motormomentwert gestiegen,
oder der Lenkungswinkel α unter die vorbestimmte Lenkungsgröße
gesunken ist. Aktivierungsgrößen, die sich für
das Öffnen oder Schließen der Kupplugsanordnung 24 als
günstig erwiesen haben, sind eine Differenzdrehzahl Δn
von weniger als 30 min–1, das heißt –30
min–1 ≤ ny ≤ +30
min–1, ein Lenkungswinkels des
Lenkrades von mehr als 90°, und eine Fahrzeuggeschwindigkeit
von weniger als 20 km/h, das heißt vfzg < 20 km/h.
-
Als
weiteres Modul kann das Steuerkonzept ein sogenanntes Hochgeschwindigkeitsmodul
M6 umfassen, welches dazu dient, den Kraftstoffverbrauch bei geringen
anliegenden Motormomenten zu reduzieren. Als Eingangsgrößen
für das Hochgeschwindigkeitsmodul M6 dienen wiederum das
Signal S5 für die Differenzdrehzahl Δn zwischen
der Drehzahl n1 des ersten Kupplungsteils 27 und
der Drehzahl n2 des zweiten Kupplungsteils 46,
ferner das Signal S8 für die Fahrzeuggeschwindigkeit vfzg sowie das Motormomentsignal S3, das beispielsweise
die Stellung des Gaspedals oder das erzeugte Motordrehmoment repräsentierende
Größe sein kann. In der Routine „Hochgeschwindigkeitsmodul M6” werden
die Signale für die Differenzdrehzahl Δn, die
Fahrzeuggeschwindigkeit VFZG und das Motormoment
erfaßt und jeweils mit einem vorgegebenen Wert verglichen.
Wenn die Fahrzeuggeschwindigkeit größer als ein
vorbestimmter Wert vFZGy ist und die Differenzdrehzahl Δn
innerhalb eines vorbestimmten Wertebereichs von ±ny liegt und wenn das anliegende Motormoment
gering ist, wird ein Steuersignal S10 zum Öffnen der Betätigungseinheit 26 erzeugt, so
daß die Viscokupplung 25 kein Drehmoment mehr zwischen
der Vorderachse 6 und der Hinterachse 7 übertragen
kann.
-
In
einem weiteren Schritt der Routine „Hochgeschwindigkeitsmodul
M6” ist vorgesehen, daß die Betätigungseinheit 26 wieder
geschlossen wird, wenn zumindest eine der Bedingungen nicht mehr
erfüllt ist. Um ein Schaltgeräusch der Viscokupplung 25 zu
vermeiden, sollte die Differenzdrehzahl Δn zwischen dem
ersten und dem zweiten Kupplungsteil 45, 46 kleiner
als 30 min–1 sein.
-
Zusammenfassend
ist festzuhalten, daß das erfindungsgemäße
Verfahren zur Steuerung einer Kupplungsanordnung 24 im
Antriebsstrang eines Kraftfahrzeugs den Vorteil einer geräuschlosen
Zuschaltung beziehungsweise Abschaltung der Viscokupplung 25 bietet,
welche durch formschlüssigen Eingriff in den Antriebsstrang
anbeziehungsweise abgekoppelt wird. Dabei kann die Regeleinheit 52 zur Betätigung
der Kupplungsanordnung 24 die Eingangssignale einer ohnehin
im Kraftfahrzeug vorhandenen elektronischen Regeleinheit (ECU) zurückgreifen.
Die oben beschriebene elektromagnetisch betätigbare Betätigungseinheit 26 erfordert
dabei eine verhältnismäßig geringe Stromstärke
zur Ansteuerung, die ohne weiteres von der elektronischen Regeleinheit 52 zur
Verfügung gestellt werden kann. Insgesamt wird mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren der Fahrkomfort in
Kraftfahrzeugen mit Viscokupplung zum Zuschalten der Hinterachse
erhöht, wobei gleichzeitig eine einfache Integration in
die bestehende Peripherie ermöglicht wird. Insbesondere ist
eine separate elektronische Steuereinheit nicht erforderlich.
-
- 2
- Antriebsstrang
- 3
- Antriebsmotor
- 4
- Schaltgetriebe
- 5
- Verteilergetriebe
- 6
- Vorderachse
- 7
- Hinterachse
- 8
- Winkelgetriebe
- 9
- Längsantriebswelle
- 10
- Differentialgetriebe
- 11
- Anschlußflansch
- 12
- Seitenwelle
- 13
- Seitenwelle
- 14
- Gleichlaufgelenk
- 15
- Gleichlaufgelenk
- 16
- Vorderrad
- 17
- Vorderrad
- 18
- Differentialgetriebe
- 19
- Hinterrad
- 20
- Hinterrad
- 21
- Zwischenring
- 22
- Seitenwelle
- 23
- Seitenwelle
- 24
- Kupplungsanordnung
- 25
- Viscokupplung
- 26
- Betätigungseinheit
- 27
- Kupplungsgehäuse
- 28
- Antriebszapfen
- 29
- erstes
Gehäuseteil
- 30
- zweites
Gehäuseteil
- 31
- Radiallager
- 32
- Magnetspule
- 33
- Trägerelement
- 34
- elektrische
Leitung
- 35
- Getriebegehäuse
- 36
- Ringsteg
- 37
- Ringsteg
- 38
- Lager
- 39
- Dichtungsanordnung
- 40
- Radiallager
- 41
- Radiallager
- 42
- Ankerplatte
- 43
- Längsverzahnung
- 44
- Stirnverzahnung
- 45
- erstes
Kupplungsteil
- 46
- zweites
Kupplungsteil
- 47
- Schraube
- 48
- Gegenverzahnung
- 49
- Federmittel
- 50
- Drehdichtung
- 51
- Drehdichtung
- 52
- Steuereinheit
- 53
- Bus-Anordnung
- 54
- Drehzahlsensor
- 55
- Momentensensor
- 56
- Lenksensor
- 57
- Längsverzahnung
- 58
- Lenkrad
- A
- Drehachse
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 3743474
A1 [0003]
- - DE 10226248 B3 [0003]
- - DE 102004004870 A1 [0004]