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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung und Nutzung von Prozesswärme
aus der Carbonatisierung von Metalloxiden, insbesondere im industriellen
Maßstab, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1. Weiterhin betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Erzeugung
und Nutzung von Prozesswärme aus der Carbonatisierung von
Metalloxiden, insbesondere im industriellen Maßstab, gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 11.
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Aus
der
DE-C1-38 31 128 ist
ein Verfahren zur Verbesserung der Deponiefähigkeit von
trockenen, staubförmigen Rückständen
aus der Abgasreinigung bei Kraftwerksanlagen bekannt. Danach werden
die Rückstände in einem Wirbelschichtreaktor mit
gereinigtem Abgas verwirbelt, wobei der Calciumoxid-Anteil der Rückstände
mit dem Kohlendioxid aus Verbrennungsabgasen zu Calciumcarbonat
umgesetzt wird. Zwar kann auf diese Weise die Deponiefähigkeit
der bei der Abgasreinigung entstehenden Rückstände
bzw. Kraftwerksschlacken unter gleichzeitiger Reduzierung der Kohlendioxid-Emission
der verwendeten Abgase verbessert werden. Eine Nutzbarmachung der
bei einem derartigen Verfahren anfallenden thermischen Energie,
und damit eine weitergehende Reduzierung klimaschädlicher
Emissionen, sowie die Gewinnung von thermischer Energie, insbesondere
im industriellen Rahmen, sind aus dem Stand der Technik allerdings
nicht bekannt.
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Bei
der bekannten Carbonatisierung von Metalloxiden unter Einsatz von
Kohlendioxid (CO2) handelt es sich um einen
exothermen Prozess. Eine Nutzung der dabei auftretenden thermischen
Effekte im Sinne einer Wärmeerzeugung und Nutzbarmachung der
bei der Carbonatisierung entstehenden Prozesswärme ist
in der Verfahrenstechnik aber nicht bekannt. Demgegenüber
ist die Decarbonatisierung von Calciumcarbonat (CaCO3)
zur Erzeugung von Calciumoxid (CaO) ein endothermer Prozess, der
einen hohen Energieeinsatz erfordert.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Erzeugung
und Nutzbarma chung von Prozesswärme aus der Carbonatisierung
von Metalloxiden im industriellen Rahmen anzugeben, wodurch die
bei der Carbonatisierung entstehenden klimaschädlichen
Emissionen wirksam reduziert werden, insbesondere die Kohlendioxid-Emission
der bei dem Verfahren eingesetzten Abgase. Darüber hinaus besteht
die Aufgabe der Erfindung darin, den Wirkungsgrad des bekannten
Carbonatisierungsverfahrens im Hinblick auf eine Reduzierung des
Primärenergiebedarfs bei der Erzeugung thermischer Energie
zu erhöhen.
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Die
Aufgabe der Erfindung wird durch ein Verfahren zur Nutzung von Prozesswärme
aus der Carbonatisierung von Metalloxiden unter Einsatz eines Kohlendioxid
enthaltenden Gases gemäß Anspruch 1 gelöst,
wonach das Kohlendioxid enthaltende Gas als Gasstrom und wenigstens
ein Metalloxid in Form eines feinkörnigen Feststoffs oder
Feststoffgemischs zur Carbonatisierung miteinander vermischt werden,
wobei das Verfahren dadurch gekennzeichnet ist, dass die Carbonatisierung
bei einer Temperatur von maximal etwa 600°C, insbesondere von
maximal etwa 550°C und minimal etwa 460°C, und
etwa 100°C, insbesondere etwa 125°C, unterhalb
der Zersetzungstemperatur des aus dem oder jedem Metalloxid gebildeten
Carbonats durchgeführt wird und dass die aus der exothermen
Carbonatisierungsreaktion freigesetzte Energie abgeführt
und als Prozesswärme genutzt wird.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht
die Nutzung der Bindungsenthalpie, die bei der chemischen Verbindung
von Metalloxiden mit Kohlendioxid als Wärme freigesetzt
wird. Bei der exothermen Carbonatisierungsreaktion entstehen Temperaturen
von bis zu etwa 600°C. In diesem Temperaturbereich kann
Prozesswärme erzeugt und unter Einsatz von Wärmeträgermedien
industriell genutzt werden. Zum Zwecke einer energetischen Nutzung
der exothermen Carbonatisierungsreaktion werden nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren Metalloxide mit CO2-haltigen Gasen
in Kontakt gebracht. Sowohl Metalloxide als auch CO2-haltige
Gase fallen bei einer Vielzahl verfahrenstechnischer Prozesse als
Nebenprodukte im industriellen Rahmen an. Die CO2-haltigen
Gase oder Gasgemische werden verfahrensgemäß als
Gasstrom eingesetzt, der vorzugsweise mittels eines Saugzuggebläses
mit einem vorgeschalteten Staubfilter erzeugt wird. Wenngleich diese
Anordnung als Mittel zur Erzeugung eines Gasstroms bevorzugt ist,
ist der Einsatz anderer Gasstromerzeugungsmittel nicht ausgeschlossen.
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Durch
die erfindungsgemäße Carbonatisierung wird wirksam
der Kohlendioxidanteil der als Prozessgas eingesetzten Gase, und
mithin deren klimaschädliche Wirkung, reduziert sowie die
gleichfalls umweltbelastende thermische Emission der Carbonatisierungsreaktion
durch Nutzbarmachung der Prozesswärme vermindert. Die durch
das erfindungsgemäße Verfahren insoweit erzielbare
Wirkungsgradverbesserung gegenüber dem Carbonatisierungsverfahren
nach dem Stand der Technik ermöglicht folglich auch eine
Reduzierung des Primärenergieverbrauchs bei der Erzeugung
von Wärmeenergie. Das erfindungsgemäße
Verfahren ist dem Bereich der chemisch-physikalischen Verfahrenstechnik
im industriellen Maßstab zuzuordnen.
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Das
Verfahren ist damit insbesondere geeignet für die Erzeugung
und Nutzung von Wärme aus der Bindungsenthalpie im Rahmen
der exothermen Carbonatisierungsreaktion und/oder der Hydratisierungsreaktion,
die Erhöhung des Heizwertes beim Einsatz von industriell
erzeugten Brenngasen mit hohem CO2-Gehalt,
die Einbindung des klimaschädlichen Gases CO2 im
Rahmen der Carbonatisierung von Metalloxiden unter Einsatz von CO2-haltigen Gasen und die reduzierte CO2-Emission beim Einsatz von CO2-armen
Brenngasen als Brennstoff.
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Wie
Modellrechnungen zeigen, beträgt die im Bereich des Carbonisators
zu gewinnende Prozesswärme, bezogen auf die Feuerungswärmeleistung
einer Feuerungsanlage und das daraus entstehende CO2 im
Verbrennungsgas, 45% der Feuerungswärmeleistung beim Einsatz
eines aus Kohlenstoff bestehenden Brennstoffs und 25% der Feuerungswärmeleistung
beim Einsatz eines aus Kohlenwasserstoffen bestehenden Brennstoffs.
Eine externe thermische Energiezufuhr ist nur für den Anfahrbetrieb
erforderlich und erhöht die Reaktionsgeschwindigkeit der
Carbonatisierung. Diese Aufheizung kann entweder durch eine direkte
Beaufschlagung des Systems mit heißen Verbrennungsgasen oder
durch eine indirekte Aufheizung des Gasstroms erfolgen. Nach der
Aufheizphase läuft der Carbonatisierungsprozess energieautark.
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Vorteilhafte
Ausführungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
ergeben sich aus den Gegenständen der abhängigen
Ansprüche 2 bis 10. Diese werden im Einzelnen nachfolgend
näher erläutert:
Eine besonders vorteilhafte
Verfahrensführung ist möglich, wenn als Metalloxide
Calciumoxid, Magnesiumoxid und/oder Eisen(II)-Oxid verwendet werden. Darüber
hinaus sind die Silikate dieser Metalloxide vorteilhaft verwendbar.
Grundsätzlich sind jedoch auch andere Metalloxide und deren
Silikate geeignet. Dabei kann es sich jeweils auch um Gemische handeln,
die mehrere Metalloxide und nichtmetallische Beimengungen enthalten.
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Soweit
die feinteiligen Metalloxide in einem Gemisch vorliegen und in einem
externen Vorprozess bereits carbonatisiert oder mit anderen Stoffen eine
chemische Verbindung eingegangen sind, ist es bevorzugt, diese von
den carbonatfreien Metalloxiden, beispielsweise durch Sichtung,
zu separieren, um sie dann dem erfindungsgemäßen
Verfahren zuzuführen. Ein solches Vorgehen ist gleichermaßen auch
für Metalloxide bevorzugt, die das erfindungsgemäße
Verfahren durchlaufen haben, ohne von der Carbonatisierungsreaktion
erfasst worden zu sein.
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Auch
ist eine Konditionierung der im erfindungsgemäßen
Verfahren gebildeten Carbonate durch eine Oberflächenerneuerung
zum Zwecke einer weiteren Verwendung möglich. Der das Metalloxidpartikel
umgebende Carbonatmantel wird dazu in einem externen Prozess durch
Mahlen, etwa in einer Kugelmühle, entfernt. Nach Separierung,
etwa durch Sichtung, können die so erhaltenen Metalloxidpartikel
erneut dem erfindungsgemäßen Verfahren zugeführt
werden.
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Die
Metalloxide werden bevorzugt in Form eines feinkörnigen
bzw. feinteiligen oder staubförmigen Feststoffs oder Feststoffgemischs
mit einer Teilchengröße von etwa 50 μm
bis 100 μm, insbesondere von etwa 60 μm bis etwa
90 μm, verwendet. Überraschenderweise wurde gefunden,
dass Feststoffpartikel einer Teilchengröße im
angegebenen Bereich eine im Hinblick auf die gewünschte
Reaktionsgeschwindigkeit optimale Oberflächengröße
aufweisen. Es ist daher je nach Ausgangskorngrößen
ein Aufmahlen bis zu einer Partikelgröße zwischen
50 μm und 100 μm vorgesehen. Die Zerkleinerung
der Partikel kann eingeschränkt werden, wenn diese zum Beispiel
eine hohe Porosität aufweisen.
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Vorteilhafterweise
werden zur Carbonatisierung der Gasstrom und die Metalloxide in
einem mehrstufigen Reaktor bereitgestellt und gemischt, wobei zur
Freisetzung der exo thermen Carbonatisierungsenergie wenigstens eine
Reaktorstufe als Carbonisator, bevorzugt die zweite Stufe des mehrstufigen
Reaktors, vorgesehen ist. Es ist dabei bevorzugt, dass wenigstens
eine Reaktorstufe einen Rohrreaktor aufweist.
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Die
im Carbonisator freigesetzte Energie wird mit wenigstens einem Wärmetauscher
zur Nutzung der Prozesswärme abgeführt, wobei
die Mittel zur Nutzung der bei der Carbonatisierung freigesetzten
Energie wenigstens einen Wärmetauscher in einem Wärmeträgermediumkreislauf
umfassen. Der Wärmetauscher ist dabei bevorzugt in der
Form eines Doppelmantels um den oder jeden Reaktor der Carbonisatorstufe
zur Durchleitung eines Wärmeträgermediums ausgebildet
und wirkt mit einer Steuer- oder Regeleinrichtung zur gesteuerten
oder geregelten Abführung der bei der exothermen Carbonatisierungsreaktion
freigesetzten Energie mittels des Wärmeträgermediums
zusammen. Bei einem dreistufigen Reaktorsystem weist die zweite
Reaktorstufe den Carbonisator auf.
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Das
Wärmeträgermedium ist unter diesen Voraussetzungen
geeignet, Prozesswärme der verschiedensten Art zu erzeugen.
So wird zum Beispiel unter Einsatz des Wärmeträgermediums
aus dem erfindungsgemäßen Verfahren extern Saftdampf
erzeugt, der in ein betriebsinternes Rohrleitungsnetz eingespeist
wird. Alternativ wird mit der Prozesswärme eine Fernheizung
versorgt, die mit den üblichen Temperaturen von 90°C
bzw. 70°C betrieben wird. Eine weitere Nutzungsalternative
stellt die Erzeugung von Warmluft dar. Durch eine entsprechende Ausgestaltung
wird in dem mehrstufigen Reaktorsystem gewährleistet, dass
die in einem Feststoffstrom vorliegenden Metalloxide einer intensiven
Vermischung mit den im Gegenstrom zugeführten CO2-haltigen Gasen, insbesondere Brenngasen
oder Verbrennungsgasen bzw. Abgasen, unterzogen werden.
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Entsprechend
den jeweiligen individuellen Verfahrens- bzw. Vorrichtungsanforderungen
hinsichtlich Kapazität und/oder Prozesswärmebedarf kann
das Rohrreaktor-System in Mehrfachausführung im Parallelbetrieb
eingesetzt werden, wozu wenigstens eine Reaktorstufe zumindest zwei
Rohrreaktoren in Parallelschaltung aufweist. Zur Erhöhung der
nutzbaren Prozessenergie sind diese Rohrreaktoren jeweils als Carbonisator
ausgebildet und an einen Wärmeträgermediumkreislauf
gekoppelt. Es ist darüber hinaus bevorzugt, dass der mehrstufige
Reaktor wenigstens einen Wirbelschichtreaktor umfasst. Alternativ
zu der Ausbildung des mehrstufigen Reaktorsystems mit Rohrreaktoren
können auch Wirbel schichtreaktoren in entsprechend mehrstufiger Anordnung
vorgesehen sein. Weiterhin ist es möglich, das erfindungsgemäße
Verfahren mit einem mehrstufigen Reaktorsystem durchzuführen,
bei dem wenigstens eine Stufe eine Kombinationen aus Rohrreaktoren,
Zyklonen, Wirbelschichtreaktoren und/oder Flugstromreaktoren umfasst.
Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
mehrstufigen Reaktorsystems umfasst wenigstens die erste und dritte
Stufe jeweils einen Zyklon oder eine Zyklonkaskade, alternativ jeweils
einen Flugstromreaktor oder eine Flugstromreaktorkaskade.
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Weiter
ist es bevorzugt, dass die einzelnen Stufen des mehrstufigen Reaktorsystems
zur Optimierung der Stoffstromführungen höhen-
und längenversetzt angeordnet sind. Mit anderen Worten:
Indem wenigstens die erste, zweite und dritte Stufe des mehrstufigen
Reaktors stufenförmig übereinander gegenüber
der Horizontalen angeordnet sind, wird einerseits der Feststoffstrom
von der oberen ersten Stufe zu der unteren dritten Stufe und andererseits der
Gasstrom in der entgegengesetzten Richtung begünstigt.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren wird bevorzugt
ein heizwertarmes Brenngas oder Gasgemisch mit einem hohen Gehalt
an Kohlendioxid und/oder ein Verbrennungsgas oder Verbrennungsgasgemisch,
bzw. Abgas oder Abgasgemisch, als kohlendioxidhaltiges Gas eingesetzt.
Durch die Verfahrensführung bzw. Carbonatisierung erfahren
eingesetzte Brenngase eine Erhöhung ihres Heizwertes durch
die Reduzierung ihres Kohlendioxidgehalts. Bei der Nutzung der Brenngase
in externen Feuerungen entsteht ebenfalls eine geringere CO2-Emission. Im Falle des Einsatzes von Verbrennungsgasen
erfolgt, wie auch bei den Brenngasen bereits benannt, eine weitgehende
Reduzierung des CO2-Gehaltes. Beim Einsatz
beider Gasarten im erfindungsgemäßen Verfahren
steht jedoch die Erzeugung und Nutzung der Wärme aus der
exothermen Carbonatisierungsreaktion im Vordergrund.
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Die
zur Anwendung kommenden CO2-haltigen Gase
lassen sich in zwei Gruppen unterteilen. Die erste Gruppe umfasst
die sogenannten Brenngase, die neben brennbaren Gaskomponenten,
wie zum Beispiel Kohlenmonoxid, Wasserstoff und/oder Methan, einen
hohen CO2-Anteil enthalten. Die zweite Gruppe
umfasst Verbrennungsgase, die aus dem Betrieb von Feuerungsanlagen
stammen. Wie bereits angedeutet, ist die Einbindung des klimaschädlichen
Gases CO2 als Reaktionspartner für
die Carbonatisierung der Metalloxide sowohl bei der Verwendung von
Brenngasen als auch von Verbrennungsgase gewährleistet.
Besonders vorteilhaft ist jedoch der Einsatz von CO2-haltigen
Brenngasen, wie sie etwa bei Hochofenprozessen als sogenanntes Gichtgas bzw.
Schwachgas anfallen. Gichtgas weist im Mittel einen CO2-Gehalt
von etwa 20% auf. Da dies im erfindungsgemäßen
Verfahren weitgehend als Reaktionspartner für die Carbonatisierung
der Metalloxide verbraucht bzw. umgesetzt wird, erfolgt eine Konzentrierung
der brennbaren Gasanteile und damit eine deutliche Heizwerterhöhung
des Gichtgases durch seine Verwendung in dem erfindungsgemäßen
Verfahren.
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Als
Metalloxidträger sind bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren in vorteilhafter Weise Schlacken oder Aschen aus der Montanindustrie oder
anderen industriellen Bereichen verwendbar. Neben Hochofenschlacken
eignen sich aufgrund ihrer stofflichen Zusammensetzung insbesondere Stahlwerkschlacken
als Ausgangsmaterialien für die Bereitstellung von Metalloxiden.
Geeignete Ausgangsmaterialien sind aber auch Materialien aus geologischen
Formationen, die Metalloxide enthalten. Um solche handelt es sich
etwa bei Eruptivgesteinen, wobei bevorzugt Eruptivgesteine mit Calciumoxid-Beimengungen
eingesetzt werden.
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Die
genannten Metalloxide bzw. metalloxidhaltigen Feststoffgemische
werden vorzugsweise in einem Feststoffstrom bereitgestellt und zur
Carbonatisierung mit dem Gasstrom im Gegenstrom geführt. In
einem bevorzugten dreistufigen Reaktorsystem wird der Feststoffstrom
in Strömungsrichtung zunächst in einem ersten
Reaktor, bzw. einer ersten Reaktorstufe, aufgeheizt, dann in einem
als Carbonisator ausgebildeten zweiten Reaktor, bzw. einer entsprechenden
zweiten Reaktorstufe, carbonisiert und schließlich in einem
dritten Reaktor, bzw. einer dritten Reaktorstufe, gekühlt,
während der Gasstrom auf seinem Weg durch den mehrstufigen
Reaktor zunächst im dritten Reaktor aufgeheizt, dann im
zweiten Reaktor eine CO2-Reduzierung erfährt
und schließlich im ersten Reaktor gekühlt wird.
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Bei
einem dreistufigen Reaktorsystem dient somit der erste, bzw. obere,
Reaktor der Aufheizung des Feststoffstroms und der Kühlung
des CO2-armen Gasstroms, der zweite, bzw.
mittlere, Reaktor im Wesentlichen der Durchführung der
Carbonatisierungsreaktion und der Wärmeabgabe und der dritte,
bzw. untere, Reaktor der Kühlung des Feststoffstroms und der
Erwärmung des CO2-haltigen Gasstroms.
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Die
zum Feststofftransport durch das Reaktorsystem vorgesehenen Mittel
zur Erzeugung eines Feststoffstroms umfassen bevorzugt in jeder
Reaktorstufe eine Welle mit Misch- und Förderelementen in
Kopplung mit einem Wellenantrieb. Als Misch- und Förderelemente
sind insbesondere Pflugscharmischelemente vorgesehen, die das zu
fördernde Material aufnehmen und durch ihre besondere Formgebung über
den gesamten Rohrquerschnitt des Reaktors durch Verwirbelung verteilen
und in axialer Richtung fördern. Der Wellenantrieb erfolgt
bevorzugt elektromotorisch, wobei jedoch auch andere Antriebskonzepte,
entsprechend der jeweiligen örtlichen Gegebenheiten, vorteilhaft
einsetzbar sein können.
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In
Fällen, in denen im als Carbonisator vorgesehenen zweiten
Reaktor keine vollständige Carbonatisierung der zugeführten
Metalloxide erfolgt, können diese nach einer weiteren bevorzugten
Verfahrensvariante in einem sich anschließenden Prozess
hydratisiert werden und die aus dieser exothermen Reaktion freigesetzte
Wärme ebenfalls nutzbar gemacht werden.
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Dazu
ist ein vierter Reaktor zwischen dem zweiten und dritten Reaktor
vorgesehen, welcher entsprechend dem zweiten Reaktor als Carbonisator ausgebildet
ist und insoweit mit diesem in Strömungsrichtung des Feststoffstroms
als zweistufiger Carbonisator betrieben wird, um auch die verbliebenen
Metalloxide, die aufgrund einer überstöchiometrischen
Zugabe von der Carbonatisierungsreaktion im zweiten Reaktor nicht
erfasst wurden, durch eine exotherme Carbonatisierungsreaktion zu
Carbonat bzw. Metallhydroxid umzuwandeln. Bevorzugt erfolgt dabei
die exotherme Reaktion unter Ausnutzung des Wassergehalts des zugeführten
Gases und/oder durch zusätzliche Wasser- oder Wasserdampfeindüsung
in den Carbonisator. Die freigesetzte Prozesswärme wird
analog dem zweiten Reaktor genutzt.
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Zum
Zwecke einer beschleunigten bzw. bereits bei niedrigen Temperaturen
beginnenden Carbonatisierung, können den Metalloxiden bzw.
metalloxidhaltigen Ausgangsstoffen Katalysatoren zugegeben werden.
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Im
Folgenden wird ein Beispiel für die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens im industriellen Maßstab in der Montanindustrie
angegeben:
Die bei der Verhüttung anfallende Stahlwerksschlacke
mit Metalloxiden wird in einer Kugelmühle zu einem feinkörnigen
Pulver mit Partikelgrößen zwischen 50 μm
und 100 μm aufgemahlen und als Feststoffstrom in einem
dreistufigen Rohrreaktor bereitgestellt. Das gleichfalls bei der
Verhüttung anfallende Gichtgas wird zur Reaktion mit dem
Feststoffstrom in entgegengesetzter Strömungsrichtung in
das Reaktorsystem als Gasstrom eingespeist. Die Carbonatisierung
der im Feststoffstrom enthaltenen Metalloxide erfolgt in dem als
Carbonisator ausgebildeten zweiten Rohrreaktor bei einer Temperatur
von etwa 600°C. Durch eine geeignete Regeleinrichtung wird sichergestellt,
dass die im Carbonisator maximal erreichte Temperatur zuverlässig
etwa 100°C unterhalb der Zersetzungstemperatur der aus
den Metalloxiden gebildeten Carbonaten bleibt. Die bei der Carbonatisierung
entstehende Prozesswärme wird über einen Wärmetauscher
im Bereich des Carbonisators und einen Wärmeübertragungsmediumkreislauf
in Sattdampf umgewandelt und über das hütteneigene Dampfrohrnetz
der Nutzung zugänglich gemacht.
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Es
ist weiterhin die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung
zur Erzeugung und Nutzung von Prozesswärme aus der Carbonatisierung von
Metalloxiden, insbesondere im industriellen Maßstab, gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 11 anzugeben, welche die im Einzelnen
oben angeführten Nachteile des Standes der Technik überwindet und
zur Durchführung des Verfahrens gemäß mindestens
einem der Ansprüche 1 bis 10 besonders geeignet ist.
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Diese
Aufgabe der Erfindung wird durch eine Vorrichtung gemäß Anspruch
11 gelöst, die erfindungsgemäß zur Durchführung
eines Verfahrens zur Erzeugung und Nutzung von Prozesswärme
aus der Carbonatisierung von Metalloxiden geeignet und dadurch gekennzeichnet
ist, dass ein mehrstufiger Reaktor mit wenigstens einer ersten,
zweiten und dritten gasdichten Reaktorstufe in Reihenanordnung vorgesehen
ist, wobei jede Reaktorstufe Mittel zur Erzeugung eines Feststoffstroms
mit wenigstens einem Metalloxid in Form eines feinkörnigen
Feststoffs oder Feststoffgemischs von einem Einlass an einem ersten
Ende der ersten Reaktorstufe zu einem Auslass an einem zweiten Ende
der dritten Reaktorstufe aufweist, und Mittel zur Erzeugung eines
Gasstroms mit wenigstens einem Kohlendioxid enthaltenden Gas oder
Gasgemisch von einem Einlass am zweiten Ende der dritten Reak torstufe
zu einem Auslass am ersten Ende der ersten Reaktorstufe im Gegenstrom zu
dem Feststoffstrom vorgesehen sind, zum Vermischen des Gasstroms
und des Feststoffstroms in dem mehrstufigen Reaktor, und wobei die
zweite Reaktorstufe zur Durchführung einer exothermen Carbonatisierungsreaktion
bei einer Temperatur von maximal etwa 600°C, insbesondere
von maximal etwa 550°C und minimal etwa 460°C,
und etwa 100°C, insbesondere etwa 125°C, unterhalb
der Zersetzungstemperatur des aus dem oder jedem Metalloxid gebildeten
Carbonats vorgesehen ist und Mittel zur Nutzung der bei der Carbonatisierung
als Prozesswärme freigesetzten Energie umfasst.
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung ermöglicht
die Erzeugung und Nutzung von Prozesswärme aus der Carbonatisierung
von Metalloxiden, insbesondere im industriellen Maßstab,
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren. Entsprechend
den vorstehend angegebenen Verfahrensvorteilen ermöglicht
die erfindungsgemäße Vorrichtung eine wirksame
Verringerung des Kohlendioxidanteils der als Prozessgas eingesetzten
Gase und somit eine Reduzierung deren klimaschädlicher
Wirkung. Die durch die Carbonatisierungsreaktion frei gesetzte Wärme
kann durch das erfindungsgemäße Verfahren genutzt
werden, was mit einer Reduzierung des Primärenergiebedarfs
in einem komplexen, industriellen Anlagensystem verbunden ist.
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Vorteilhafte
Ausführungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung
stellen die Gegenstände der abhängigen Ansprüche
13 bis 25 dar. Einzelheiten zu diesen vorteilhaften Ausführungsformen
ergeben sich unmittelbar aus den obigen Erläuterungen zu dem
erfindungsgemäßen Verfahren nach Anspruch 1 sowie
zu den korrespondierenden vorteilhaften Weiterbildungen des erfindungsgemäßen
Verfahrens nach den Ansprüchen 2 bis 11.
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Eine
Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens zur Erzeugung
und Nutzung von Prozesswärme aus der Carbonatisierung von
Metalloxiden ist in der beigefügten 1 dargestellt:
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1 zeigt
eine schematische Darstellung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung mit drei Reaktorstufen, unter Angabe der Verläufe
von Feststoff- und Gasströmung.
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Die
in 1 dargestellte Vorrichtung zeigt die Erfindung
in Form eines Rohrreaktor- Systems mit wenigstens drei wärmeisolierten
Reaktoren bzw. Reaktorstufen (4, 6, 8).
Diese sind zum Zwecke der Stoffstromführungen höhen-
und längenversetzt angeordnet. Die metalloxidhaltigen Feststoffe
(1) fördert eine Rohr- oder Trogförderschnecke
(2) durch ein Fallrohr (3) in den ersten bzw.
oberen Reaktor (4). Dieser und die folgenden Reaktoren
sind als Mischer ausgebildet. Auf einer elektromotorisch angetriebenen
Welle sind Misch- und Förderelemente in Form von Pflugscharmischelementen
angeordnet. Die Misch- und Fördertechnik für den
Feststoffstrom setzt sich über das Fallrohr (5)
in den zweiten bzw. mittleren Reaktor (6), das Fallrohr
(7) in den dritten bzw. unteren Reaktor (8) und über
das Fallrohr (9) in den Austragsschneckenförderer
(10) fort. Über das Fallrohr (11) gelangt
das Carbonat in externe Systeme der Zwischenlagerung und der stofflichen
Verwertung in der Bau- und Baustoffindustrie oder je nach stofflicher
Zusammensetzung in der Landwirtschaft.
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Das
CO2-haltige Gas wird dem dritten bzw. unteren
Reaktor (8) im Gegenstrom zum Feststoff durch die Rohrleitung
(12) zugeführt, so dass ein enger Kontakt zwischen
den aufgewirbelten Feststoffen und dem Gas gewährleistet
ist. Ein Saugzuggebläse (19) zieht den Gasstrom
durch die die Reaktoren verbindenden Rohrleitungen (13, 14)
sowie durch die drei Reaktoren (8, 6, 4)
und durch die Rohrleitung (15) in einen Zyklon (16).
Dort erfolgt die Abscheidung der vom Gasstrom aufgenommenen, staubförmigen
Partikel, die über die Rohrleitung (17) dem ersten
bzw. oberen Rohrreaktor (4) wieder zugegeben werden. Der
entstaubte Gasstrom erreicht über die Rohrleitung (18)
das Saugzuggebläse (19). Brenngase, deren Heizwert
durch die wesentliche Reduzierung des CO2-Gehalts
erhöht wurde, strömen über die Rohrleitungen
(20) und (21) in externe Anlagen zur energetischen
Verwertung. Verbrennungsgase mit ebenfalls wesentlich reduziertem
CO2-Gehalt werden über die Rohrleitung
(22) in die Atmosphäre emittiert.
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Im
zweiten bzw. mittleren Reaktor (6), als Carbonisator bezeichnet,
läuft die Hauptreaktion der Carbonatisierung ab. Dabei
entstehen, je nach gewählten Metalloxiden, Reaktionstemperaturen
von bis zu 600°C. Ein Regelungssystem gewährleistet, dass
die Temperatur im Carbonisator etwa 100°C unterhalb der
Zersetzungstemperatur des dort entstehenden Carbonats liegt. Im
Carbonisator wird das Ziel des erfindungsgemäßen
Verfahrens, die Wärmeerzeugung und Nutzung, erreicht. Dieser
erhält einen mit Wendeln ausgestatteten Doppelmantel, an dem
ein Wärmeträgermedium-Kreislauf (6, 23, 24, 25, 26) angeschlossen
ist. Vorzugsweise Thermoöl als Wärmeträgermedium
erreicht im Rücklauf den Doppelmantel über die
Rohrleitung (23), die Pumpe (24) und die Rohrleitung
(25). Das Thermoöl verlässt den Doppelmantel
mit einer Temperatur von bis zu 355°C in einem drucklosen
System über die Rohrleitung (26).
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- 1
- Einlass
für Metalloxide/metalloxidhaltige Feststoffe
- 2
- Rohr-/Trogförderschnecke
- 3,
5, 7
- Einlass
am ersten Reaktorende/Fallrohr
- 4
- erster/oberer
Reaktor
- 6
- zweiter/mittlerer
Reaktor
- 8
- dritter/unterer
Reaktor
- 9,
11
- Fallrohr
- 10
- Austragsschneckenförderer
- 12,
13, 14
- Einlass
am zweiten Reaktorende/Rohrleitungsverbindung
- 15,
17, 18, 20
- Rohrleitungsverbindung
- 16
- Zyklon
- 19
- Saugzuggebläse
- 21
- Rohrleitungsverbindung
zur externen Energieverwertung
- 22
- Rohrleitungsverbindung
zur Atmosphäre
- 23,
25, 26
- Rohrleitungsverbindung
für Wärmeträgermedium
- 24
- Pumpe
- M
- Wellenantrieb
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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