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Die
Erfindung betrifft Verfahren zur Herstellung eines Poly(meth)acrylats
mit wenigstens zwei durch einen Orthoester geblockten Hydroxylgruppen
sowie die Verwendung derart erhältlicher geblockter Poly(meth)acrylate
in Lackharzen, bevorzugt als Lösungspolymerisat zur Herstellung
eines auf Isocyanat beruhenden Lacküberzugs.
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Die
Wirkung von Orthoesterverbindungen als Wasserfänger ist
hinlänglich bekannt.
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Zum
speziellen Stand der Technik werden folgende Schriften genannt:
- (1) WO 2005/092934
A1 = PCT/US2005/008887 ;
- (2) JP60206812 ;
- (3) JP60206802 ;
- (4) JP01075578 ;
und
- (5) EP 231932 A1 .
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Dokument
(1) beschreibt Lackzusammensetzungen auf Isocyanatbasis, in denen
Orthoestergruppen wenigstens zum Teil die Hydroxylgruppen von Poly(meth)acrylaten
blockieren, wobei die Orthoestergruppen mittels Hydrolyse, beispielsweise
durch Spuren von Wasser, welches in der Lackzusammensetzung vorhanden
ist, entfernt werden können, um die Vernetzung bei der
Umsetzung mit Isocyanatverbindungen zu fördern. Gemäß der
Druckschrift (1) wird dabei so vorgegangen, dass man beispielsweise
ein Copolymer aus z. B. HEMA (Hydroxyethylmethacrylat), MMA (Methylmethacrylat)
und IBOA (Isobornylacrylat) für ca. 1 Stunde bei etwa 150°C Ölbadtemperatur
mit einem Orthoester, beispielsweise 2-Ethoxy-1,3-dioxalan, umsetzt;
und anschließend das so erhaltene Orthoester „geblockte"
Copolymer zur Filmbildung mit einem Isocyanat einsetzt. Dergestalt
erhaltene Filme und Überzüge weisen bereits eine
sehr gute Härte (gemessen als Pendelhärte nach DIN
EN ISO 1522) als auch eine sehr gute Flexibilität
(gemessen als Erichsen-Tiefung nach DIN 53156)
auf. Allerdings sind neben der Härte und der Flexibilität
für einen Lack auch seine Beständigkeit gegenüber
Chemikalien, z. B. Säuren und Basen, und Lösungsmitteln
von nicht unwesentlicher Bedeutung. Hierbei fällt jedoch auf,
dass Überzüge aus Lacken gemäß der
Druckschrift (1) gerade gegenüber etwas polareren Lösungsmitteln wie
2-Propanol oder Methylethylketon über eine nicht für
alle Anwendungen ausreichende Beständigkeit verfügen.
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Gemäß den
Schriften (2) und (3) wird vorgeschlagen, als Vernetzungsreagenz
für die Erzeugung von auf Isocyanat basierenden Lacken
Harze einzusetzen, die Polymerketten enthalten, die mehrere funktionelle Silangruppen
enthalten. Diese funktionellen Gruppen dienen der Vernetzung und
sind nicht Wiederholungseinheit der Polymerkette. Diese angesprochenen „Polysilane"
werden in Gegenwart von Orthoestern hergestellt. Diese „Polysilanverbindungen"
als Vernetzer sind zwar für einige Anwendungen recht brauchbar,
sie sind jedoch relativ nachteilig, was die Härte und Flexibilität
der damit erhältlichen Lacke auf Basis von Isocyanaten angeht.
Insbesondere enthält die Harzrezeptur in (2) und (3) ein
silanhaltiges Methacrylat. Silanhaltige Gruppen jedoch können
später in Gegenwart von Wasser hydrolysieren und kondensieren
und führen dann zur Filmbildung. Die Harze sind somit hydrolyseanfällig
und deren Lagerstabilität ist geringer als bei Rezepturen ohne
diese Komponente. Der resultierende Viskositätsanstieg
ist beispielsweise in (2) beschrieben. Der Orthoester als Wasserfänger
hat in dieser Rezeptur wahrscheinlich die Funktion, die Reaktion
der Vernetzung zu verzögern. Im Gegensatz dazu stört
Wasser die Vernetzung mit Isocyanat. Der Orthoester als Wasserfänger dient
hier zur Optimierung der Vernetzung, indem Nebenreaktionen wie Harnstoffbildung
und damit Blasenbildung im Film verringert werden.
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Auch
die Druckschriften (4) und (5) schlagen Si-haltiges Copolymere als
Vernetzer für die Herstellung von Filmüberzügen
vor. Gemäß (4) wird allerdings unter Zugabe von
Wasser gearbeitet.
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In
Anbetracht des hierin angegebenen und diskutierten Standes der Technik
war es Aufgabe der Erfindung Verfahren zur Herstellung von Orthoester
geblockten Poly(meth)acrylaten anzugeben, die sich als Vernetzungsmittel
für Lacke eignen, die auf Isocyanat basieren. Dabei sollen
die resultierenden Lackzusammensetzungen und damit erhaltene Überzüge
ein verbessertes Eigenschaftsprofil aufweisen. Insbesondere sollen Härte,
Flexibilität und Beständigkeit der Überzüge
gegen Chemikalien und Lösungsmittel im Vergleich zu bekannten
Lacksystemen auf Basis von Poly(meth)acrylaten/Isocyanaten verbessert
sein.
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Gelöst
werden diese Aufgaben sowie weitere nicht explizit genannte Aufgaben,
die sich jedoch ohne weiteres für den Fachmann aus der
einleitenden Diskussion ableiten lassen, mit einem Verfahren, welches
alle Merkmale des Anspruchs 1 aufweist. Vorteilhafte Verfahrensabwandlungen
sind Gegenstand der abhängigen Verfahrensansprüche.
Die Verwendung der gemäß den Verfahrensansprüchen
unmittelbar resultierenden Produkte wird in den Ansprüchen
der entsprechenden Kategorie unter Schutz gestellt.
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Dadurch,
dass man erfindungsgemäß ein Poly(meth)acrylat
mit wenigstens zwei durch einen Orthoester geblockten Hydroxylgruppen
herstellt, indem man wenigstens ein polymerisierbares (Meth)acrylatmonomer,
welches wenigstens eine OH-Funktionalität oder einen Vorläufer
davon umfasst in Gegenwart wenigstens einer Orthoester-Verbindung
bei Temperaturen größer 23°C polymerisiert,
erhält man überraschender Weise ein Polymerisat,
welches als Zusatz zu Lacken auf Basis von Isocyanaten den Erhalt
von Überzügen, Filmen oder Lacken gestattet, die
ein ausgewogenes Eigenschaftsspektrum im Hinblick auf Härte,
Flexibilität und Beständigkeit aufweisen. So weisen
mit dem erfindungsgemäßen Zusatz erhaltene Isocyanatüberzüge
im Vergleich zum Stand der Technik eine etwa vergleichbare Härte
auf (bestimmt als Pendelhärte) und eine nur geringfügig
verschlechterte oder annähernd gleich große Flexibilität
(bestimmt als Erichsen-Tiefung). Sie überragen jedoch eindeutig
bezüglich der Chemikalienbeständigkeit gegenüber
Alkoholen und Ketonen. Dabei unterscheidet sich die erfindungsgemäße
Vorgehensweise vom Stand der Technik, beispielsweise in Form der D1
vor allem durch die Art der Blockierung der OH-Gruppen mit der Orthoesterverbindung.
Während gemäß D1 ein „fertiges"
Copolymer mit einem Orthoester bei erhöhter Temperatur
umgesetzt wird, erfolgt die Blockierung der OH-Gruppen beim erfindungsgemäß einzusetzenden
Polymerisat/Copolymer bereits während der Polymerisation.
Das heißt, die Monomeren werden gemäß der
Erfindung in Gegenwart der Orthoesterverbindung polymerisiert. Der
Stand der Technik in Form der D1 hingegen offenbart allenfalls eine
nachträgliche Umsetzung des Polymeren im Sinne einer polymeranalogen
Reaktion.
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Sofern
der Ausdruck „Blockierung" oder „blockieren" verwendet
wird, ist darunter im Rahmen der Erfindung zu verstehen, dass es
zu einer Umsetzung zwischen der Orthoester-Verbindung und wenigstens
zweier Hydroxylgruppen eines Poly(meth)acrylats während
des Vorganges der Polymerisation, d. h. der Erzeugung des Poly(meth)acrylats,
kommt. Hierbei können vorzugsweise hydrolysierbare Orthoestergruppen
entstehen. Der Ausdruck „wenigstens zweier Hydroxylgruppen
eines Poly(meth)acrylats" ist dabei nicht restriktiv zu verstehen.
Es können insbesondere auch zwei Hydroxylgruppen „blockiert"
werden, die nicht an einer Kette des Polymers sind, sondern die
sich an zwei verschiedenen Ketten des Poly(meth)acrylats befinden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens werden etwa 25% bis etwa 100% der zur Umsetzung mit einer
Orthoesterverbindung fähigen Hydroxylgruppen des im Verlauf
der Polymerisation gebildeten Poly(meth)acrylats blockiert. Noch
mehr bevorzugt werden mindestens etwa 40%, weiter bevorzugt werden
etwa 65% und noch weiter bevorzugt mehr als etwa 75% der vorhandenen
und zur Umsetzung zur Verfügung stehenden Hydroxylgruppen
blockiert. Dabei beziehen sich die Prozentangaben auf Molprozent.
Sofern ein Mol eines zwei Hydroxylgruppen aufweisenden Monomers
eingesetzt wird, bedeutet die Angabe 75%, dass hydrolysierbare Orthoesterverbindungen
oder diesen gleichwertige Bindungen mit 1,5 Mol insgesamt 2 Mol
zur Bindungsbildung zur Verfügung stehenden Hydroxylgruppen
ausgebildet worden sind.
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Der
Zeitpunkt der Zugabe des Orthoesters zur Blockierung der OH-Gruppen
eines zu polymerisierenden Monomeransatzes von (Meth)acrylatmonomeren,
von denen wenigstens eins über eine OH-Funktionalität oder
einen Vorläufer davon verfügt, ist einerseits
kritisch (verglichen mit dem Stand der Technik) andererseits aber
auch relativ unkritisch, verglichen mit dem Bezugspunkt des Polymerisationsvorganges
der Monomeren. So ist eine Zugabe vor dem Auslösen der
Polymerisation möglich, genauso wie eine Zugabe während
der Polymerisation möglich ist. Einerseits kann man also
den Orthoester während der Polymerisation zudosieren. Man
kann ihn aber auch vorlegen.
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In
einer besonders zweckmäßigen Verfahrensvariante
sieht die Erfindung vor, dass man
- a) einen
Orthoester vorlegt;
- b) anschließend zu der Vorlage a) wenigstens ein polymerisierbares
(Meth)acrylatmonomer, welches wenigstens eine OH-Funktionalität
oder einen Vorläufer davon umfasst, hinzufügt;
und
- c) die in b) erhaltene Mischung bei Temperaturen größer
23°C polymerisiert.
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Die
Umsetzung mit dem Orthoester ist eine thermische Reaktion. Der Vorgang
der Polymerisation in Gegenwart wenigstens eines Orthesters kann
daher prinzipiell über einen weiten Temperaturbereich durchgeführt
werden. Im Allgemeinen kann man bereits bei Raumtemperatur verwertbare
Ergebnisse erzielen. Bevorzugt werden jedoch erhöhte Temperaturen,
das sind Temperaturen von größer als Raumtemperatur,
insbesondere größer als 23°C. Raumtemperatur.
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In
einer besonderen Modifikation kennzeichnet sich das Verfahren der
Erfindung dadurch, dass man die Mischung b) bei Temperaturen im
Bereich von 70°C bis 180°C über eine
Zeitspanne von 1 h bis 10 h polymerisiert.
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Von
besonderem Interesse sind auch Verfahren, bei denen man die Mischung
b) bei Temperaturen im Bereich von 110°C bis 160°C,
zweckmäßig 120°C bis 150°C, über
eine Zeitspanne von 2 h bis 6 h, zweckmäßig 3
h bis 5 h, polymerisiert.
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Die
Umsetzung verläuft grundsätzlich ohne Einsatz
eines Katalysators, nur über die Zufuhr von thermischer
Energie, sei es von außen oder durch frei werdende Energie
aus der Polymerisationsreaktion. Falls gewünscht und/oder
erforderlich kann auch ein Katalysator eingesetzt werden.
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Grundsätzlich
kann man für das Verfahren der Erfindung jede geeignete
Orthoester-Verbindung einsetzen. Von besonderem Interesse sind erfindungsgemäße
Verfahren, bei denen man als Orthoester eine Verbindung der Formel
(I) vorlegt:
worin unabhängig
voneinander C
1-C
6 Alkyl
oder C
5-C
7 Cycloalkyl
sind, wobei optional die beiden Reste R
1 und R
2 miteinander zu einem fünf bis
siebengliederigen Ring verbunden sein können, der zwei
Sauerstoffatome enthält, R
3 Wasserstoff,
C
1-C
6 Alkyl oder
ein aromatischer Rest ist, und R
4 C
1-C
6 Alkyl ist.
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Unter
C1-C6 Alkyl wird
hier sowie im Rahmen der gesamten Offenbarung ein linearer oder
verzweigter Alkylrest mit eins bis sechs Kohlenstoffatomen verstanden.
Hierzu gehören unter anderem die Reste Methyl, Ethyl, n-Propyl,
2-Propyl, n-Butyl, 2-Butyl, tert.-Butyl, n-Pentyl, 2-Pentyl, iso-Pentyl,
n-Hexyl, 2-Hexyl und iso-Hexyl.
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Zu
den bevorzugten Resten C5-C7 Cycloalkyl
gehören im Sinne der Erfindung beispielsweise der Cyclopentyl-,
Cyclohexyl- und der Cycloheptylrest.
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Zu
den aromatischen Resten gehören vorzugsweise der Phenyl-
und der Benzylrest. Die aromatischen Reste können bis zu
vierfach durch C1-C6 Alkyl
substituiert sein.
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Zu
den im Rahmen der Erfindung besonders bevorzugten Orthoester-Verbindungen
gehören unter anderem Trimethylorthoformiat, Triethylorthoformiat,
Trimethylorthopropionat, Triethylorthopropionat und/oder 2-Ethoxy-1,3-dioxalan.
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Ganz
besonderes Interesse genießen erfindungsgemäße
Verfahren, die sich dadurch auszeichnen, dass man als Orthoester
Triethylorthoformiat und/oder Triethylorthopropionat einsetzt.
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Die
zu polymerisierende Monomermischung weist erfindungsgemäß wenigstens
ein polymerisierbares (Meth)acrylatmonomer auf, welches wiederum
wenigstens eine Hydroxylgruppe oder OH-Funktionalität aufweist.
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Hierbei
sowie in der gesamten Offenbarung versteht man unter der Schreibweise
(Meth)acrylat sowohl Acrylat als auch Methacrylat. Die OH-Funktionalität
kann dabei am einzigen Monomer der Mischung vorhanden sein. Beispielhaft
hierfür stehen Monomere wie HEMA (Hydroxyethyl(meth)acrylat).
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Bei
weitem bevorzugt sind für die Erfindung allerdings Verfahren,
die sich dadurch auszeichnen, dass man
- A) wenigstens
ein polymerisierbares (Meth)acrylatmonomer mit der Formel (II) worin R5 Wasserstoff
oder Methyl ist und R6 linear oder verzweigt
C1-C60 Alkyl, C5-C7 Cycloalkyl,
das gegebenenfalls ein- oder mehrfach mit C1-C6 Alkyl substituiert sein kann, oder ein
aromatischer Rest sein kann, der gegebenenfalls ein- oder mehrfach,
höchstens bis zu vierfach, mit C1-C6 Alkylresten substituiert sein kann,
in
Mischung mit
- B) wenigstens einem polymerisierbaren (Meth)acrylatmonomer,
welches wenigstens eine Hydroxylgruppe und/oder einen Vorläufer
davon enthält,
einsetzt.
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Bei
dieser Variante werden also wenigstens zwei verschiedene polymerisierbare
Monomere eingesetzt, von denen eins eine blockierbare OH-Gruppe
aufweist. Genauso zweckmäßig werden Mischungen
aus Monomeren polymerisiert, wobei wenigstens zwei Monomere ohne
blockierbare OH-Gruppen zusammen mit wenigstens einem Monomeren
verwendet werden, welches über eine OH-Gruppe verfügt.
Ebenso bevorzugt sind Verfahren, bei denen zwei verschiedene Monomere
mit blockierbaren OH-Gruppen mit wenigstens einem Monomeren ohne
blockierbare OH-Gruppe polymerisiert werden.
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Bei
den Monomeren ohne blockierbare OH-Gruppe handelt es sich beispielsweise
um Acrylsäure- oder Methacrylsäureester von geradkettigen
oder verzweigten Monoalkoholen mit ein bis 60 Kohlenstoffatomen.
Besonders bevorzugt sind Acrylsäure- oder Methacrylsäureester
von geradkettigen oder verzweigten Monoalkoholen mit ein bis 20
Kohlenstoffatomen. Bevorzugte Ester sind Alkylacrylate und Methacrylate
mit ein bis 12 Kohlenstoffen in den Alkylgruppen, noch mehr bevorzugt
sind Alkylacrylate und Methacrylate mit zwei bis 8 Kohlenstoffen
in den Alkylgruppen.
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Zu
den besonders zweckmäßigen (Meth)acrylatmonomeren
gehören unter anderem Methylacrylat, Ethylacrylat, Propylacrylat,
Isopropylacrylat, Butylacrylat, Pentylacrylat, Hexylacrylat, 2-Ethylhexylacrylat,
Nonylacrylat, Laurylacrylat, Methylmethacrylat, Ethylmethacrylat,
Propylmethacrylat, Isopropylmethacrylat, Butylmethacrylat, Pentylmethacrylat,
Hexylmethacrylat, 2-Ethylhexylmethacrylat, Nonylmethacrylat, Laurylmethacrylat
und ähnliche Verbindungen.
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Von
besonderem Interesse sind ebenfalls Isobornylmethacrylat- und Isobornylacrylatmonomere.
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Es
können auch Cycloaliphatische (Meth)acrylate eingesetzt
werden, wie zum Beispiel Trimethylcyclohexylacrylat, t-Butylcyclohexylacrylat,
Cyclohexylmethacrylat, Isobornylmethacrylat, 2-Ethylhexylmethacrylat
und ähnliche Monomere.
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Bevorzugt
sind auch Benzylacrylat und/oder Benzylmethacrylat als Komponente
A, d. h. Monomere der Formel II.
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Bei
den polymerisierbaren Monomeren der Komponente B handelt es sich
um solche Monomere, die eine oder eine Mehrzahl von Hydroxylgruppen
oder OH-Funktionalität oder Vorläufer davon aufweisen.
Insbesondere umfassen ethylenisch ungesättigte Monomere,
die Hydroxylgruppen oder OH-Funktionalität oder Vorläufer
davon aufweisen Hydroxyalkylacrylate und Hydroxyalkylmethacyrylate.
Zu besonders geeigneten Monomeren gehören unter anderem
Hydroxyethylacrylat, Hydroxypropylacrylat, Hydroxyisopropylacrylat,
2,-3-Dihydroxypropylacrylat, Hydroxybutylacrylat, Dihydroxybutylacrylat,
Hydroxyethylmethacrylat, Hydroxypropylmethacrylat, Hydroxyisopropylmethacrylat,
Hydroxybutylmethacrylat, Dihydroxypropylmethacrylat, Dihydroxybutylmethacrylat,
jeweils einzeln oder auch in Mischung von zwei oder mehreren.
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Wie
angesprochen kann man die Hydroxylgruppe oder OH-Funktionalität
auch über eine Vorläuferverbindung in die zu polymerisierende
Monomermischung einbringen. Dies geschieht beispielsweise über
die Epoxygruppe eines Glycidylmethacrylats. Eine solche Epoxygruppe
kann durch Spuren von Wasser über eine Hydrolyse während
der Polymerisation in eine OH-Gruppe umgewandelt werden.
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Neben
den genannten Monomeren können auch noch weitere ethylenisch
ungesättigte Monomere co-polymerisiert werden. Wenn diese
Monomere co-polymerisiert werden, so beträgt deren Anteil
insgesamt zusammen weniger als 50 Gewichtsprozent bezogen auf das
Gesamtgewicht der polymerisierbaren Monomere. Zu geeigneten weiteren
Monomeren gehören in einer nicht abschließenden
Aufzählung Acrylsäure und Methacrylsäure,
Acrylamid und Methacyrylamid und Abkömmlinge wie Alkoxymethyl(meth)acrylamidmonomere, wie
beispielsweise Methacrylamid, N-Isobutoxymethylmethacrylamid und
N-Methylolmethacrylamid; Amino(meth)acrylate wie beispielsweise
N,N-Dimethylaminoethyl(meth)acrylat; Malein-, Itacon- und Fumarsäureanhydrid
sowie deren Halb- und Diester; Vinylaromaten wie Styrol, Alpha-Methylstyrol
und Vinyltoluol und Polyethylenglycolmonoacrylate und -monomethacrylate.
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Außerdem
möglich ist der Einsatz anderer funktionaler Monomere wie
Acrylnitril, Allylmethacrylat, Acetoacetoxyethylmethacrylat, Methylacrylamidoglycolatmethylether,
Ethylenharnstoffethylmethacrylat, 2-Acrylamid-2-methylpropansulfonsäure,
Umsetzungsprodukte von Monoepoxyestern oder Monoepoxyethern mit
alpha-beta-ungesättigten Säuren und Umsetzungsprodukte
von Glycidyl(meth)acrylat mit monofunktionalen Säuren mit
bis zu 22 Kohlenstoffatomen.
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Insbesondere
zeichnet sich das Verfahren der Erfindung dadurch aus, dass als
polymerisierbare Monomere keine Si-haltigen Monomere eingesetzt
werden, die im resultierenden Polymer oder Copolymer Silangruppen
ergeben, welche als Vernetzer bei der Filmherstellung wirken könnten.
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Eine
spezielle und sehr zweckmäßige Variante des erfindungsgemäßen
Verfahrens setzt als polymerisierbare Monomere eine Mischung aus
Isobornylmethacrylat, Methacrylsäure, 2-Ethylhexylmethacrylat
und Hydroxyethylmethacrylat ein.
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Das
Verfahren der Erfindung kann in Substanz oder in einem Lösungsmittel
durchgeführt werden. Bevorzugt wird die Polymerisation
in einem Lösungsmittel durchgeführt, ganz besonders
zweckmäßig in einem organischen Lösungsmittel.
Hier kommen vor allem inerte Lösungsmittel in Frage wie
etwa aliphatische oder alizyklische Kohlenwasserstoffverbindungen
oder leicht polarere Lösungsmittel wie Ether oder Ester.
Besonders zweckmäßig als Lösungsmittel
ist zum Beispiel n-Butylacetat.
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Das
Lösungspolymerisat gemäß der Erfindung
eignet sich in besonderer Weise als Vernetzer in Lackharzen auf
Isocyanatbasis. Hierzu kann es entweder aus der Lösung
isoliert werden oder direkt mit einem geeigneten Feststoffgehalt
direkt in Lösung eingesetzt werden. Bevorzugt ist die Verwendung
des Lösungspolymersiats mit einem Feststoffgehalt im Bereich
zwischen 20 bis 80% (w/w) zur Herstellung eines auf Isocyanat beruhenden Überzugs.
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Beispiele und Vergleichsbeispiele
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Vergleichsbeispiel 1 (V1): Harz-Synthese
ohne o-Ester
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66,68
g n-Butylacetat wurden in einem 4-Hals-Rundkolben mit Säbelrührer
und Rückflußkühler auf 145°C
(Ölbadtemperatur) erhitzt. Es wurde 0,25 L/min Stickstoff
durch den Kolben geleitet.
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20,44
g tert-Butylperoxy-2-ethylhexanoat, 82,31 g Isobornylmethacrylat,
54,87 g 2-Hydroxyethylmethacrylat, 128,95 g 2-Ethylhexylmethacrylat,
8,23 g Methacrylsäure und 4,92 g Mercaptoethanol wurden
gemischt und innerhalb von 4 h zudosiert.
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Anschließend
wurden 30 min bei unveränderter Temperatur nachgerührt.
Nach Abkühlen auf 80°C wurden 0,28 g tert-Butylperoxy-2-ethylhexanoat
zugesetzt und 2 h bei 80°C gerührt. Abschließend
wurde das Gemisch mit 33,32 g n-Butylacetat verdünnt, nochmals
30 min nachgerührt und abgefüllt.
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24,0
g des hergestellten Lösungspolymerisats 1 wurden durch
Verdünnen mit 6,0 g n-Butylacetat auf einen Feststoffgehalt
von 60% eingestellt.
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Vergleichsbeispiel 2 (V2): Zugabe des
o-Ester zum Polymer
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Dem
Lösungspolymerisat aus Vergleichsbeispiel 1 wurde vor der
abschließenden Einstellung des Feststoffgehaltes 25,0 g
Triethylorthoformiat zugesetzt. Die Mischung wurde in einem 4-Hals-Rundkolben
mit Säbelrührer und Rückflußkühler
auf 145°C (Ölbadtemperatur) erhitzt und 1 Stunde
unter Inertgasatmosphäre bewegt.
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Abschließend
wurde das Gemisch mit 33,32 g n-Butylacetat verdünnt, nochmals
30 min nachgerührt und abgefüllt.
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24,0
g des hergestellten Lösungspolymerisats 2 wurden durch
Verdünnen mit 6,0 g n-Butylacetat auf einen Feststoffgehalt
von 60% eingestellt.
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Beispiel 1 (B1): Zugabe des o-Ester vor
oder während der Polymerisation
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25,0
g Triethylorthoformiat und 62,51 g n-Butylacetat wurden in einem
4-Hals-Rundkolben mit Säbelrührer und Rückflußkühler
auf 145°C (Ölbadtemperatur) erhitzt. Es wurde
0,25 L/min Stickstoff durch den Kolben geleitet.
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19,16
g tert-Butylperoxy-2-ethylhexanoat, 77,16 g Isobornylmethacrylat,
51,44 g 2-Hydroxyethylmethacrylat, 120,89 g 2-Ethylhexylmethacrylat,
7,72 g Methacrylsäure und 4,61 g Mercaptoethanol wurden
gemischt und innerhalb von 4 h zudosiert.
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Anschließend
wurden 30 min bei unveränderter Temperatur nachgerührt.
Nach Abkühlen auf 80°C wurden 0,26 g tert-Butylperoxy-2-ethylhexanoat
zugesetzt und 2 h bei 80°C gerührt. Abschließend
wurde das Gemisch mit 31,24 g n-Butylacetat verdünnt, nochmals
30 min nachgerührt und abgefüllt.
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24,0
g des hergestellten Lösungspolymerisats 3 wurden durch
Verdünnen mit 6,0 g n-Butylacetat auf einen Feststoffgehalt
von 60% eingestellt.
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Filmherstellung
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4,97
g einer 60%igen Hexamethylendiisocyanat-Trimer-Lösung (HDI)
wurden mit je 15,03 g der Lösungspolymerisate 1, 2 und
3 aus den Vergleichsbeispielen 1 und 2 bzw. dem Beispiel 1 und je
0,0902 g einer 1%igen Dibutylzinndilaurat-Lösung (0,01%
bezogen auf Polymer an DBTL = Katalysator) versetzt und auf einem
Magnetrührer homogenisiert. Das Verhältnis NCO/OH
betrug 50/50.
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Diese
Mischungen wurden mit Hilfe eines 100 μm-Filmziehrahmens
auf gelbchromatierte Aluminiumbleche aufgebracht und für
25 min bei 145°C im Umlufttrockenschrank vernetzt und getrocknet.
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Die
Schichtdicke des erhaltenen Films war 30 ± 1,5 μm
auf Aluminiumplättchen
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Mechanische Prüfung
der Filme
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Die
gemäß Filmherstellung erhaltenen Filme 1, 2 und
3, korrespondierend zu den Vergleichsbeispielen 1 und 2 bzw. dem
Beispiel 3, wurden verschiedenen Tests unterzogen.
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1. Pendelhärte
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- Gemessen nach DIN EN ISO 1522
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2. Schnitt
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Mit
einem Gitterschnittgerät mit 6 parallelen Klingen wurden
zwei Schnitte im rechten Winkel zueinander durch die Filme geführt.
Das Aussehen der Schnittränder und die Menge der abgeplatzten
Teilstücke wurden anhand der folgenden Beschreibung visuell
beurteilt:
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3. Erichsentiefung
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4. Beständigkeit gegen Laugen
und Säuren (BART)
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- Gemessen nach der in DE
19850210 beschriebenen Methode bei 50°C und 80°C
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5. Chemikalienbeständigkeit
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Zu
prüfende Reagenzien waren Bremsflüssigkeit, Diesel,
2-Propanol und Methylethylketon (MEK).
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Die
hergestellten Filme wurden auf ihre Beständigkeit hin untersucht,
indem 0,70 g Zellstoff, getränkt mit 5,0 g der jeweiligen
Prüfflüssigkeit und abgedeckt mit einem Uhrglas,
15 min auf den Film gepresst wurde. Die Uhrgläser wurden
mit 500 g belastet.
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Die
Filme wurden bei Raumtemperatur für 24 h getrocknet, anschließend
an den behandelten Stellen erneut die Pendelhärte bestimmt
und mit den Werten der unbehandelten Filme verglichen.
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6. Quellverhalten
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Es
wurden Polymerfilme wie beschrieben hergestellt. Als Untergrund
wurde Hostaphanfolie verwendet. Nach Trocknung bei 80°C
für 1 Tag wurden die Filme von der Folie gelöst
und Probekörper (Masse: 3,0 × 1,5 cm) zurechtgeschnitten.
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Diese
wurden anschließend in 50 g Isopropanol auf Drahtnetzen
in klaren Weithalsflaschen gelagert und die Gewichtszunahme durch
regelmäßiges Auswiegen nach Abtupfen mit Küchenpapier
bestimmt.
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Die
nachstehende Tabelle 1 fasst die erhaltenen Ergebnisse zusammen: Tabelle
1
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Die
gemessenen Daten belegen folgende Aussagen:
- • Die
Härte (gemessen als Pendelhärte) der Filme V2
und B1, die jeweils unter Verwendung von Polymerisaten erhalten
wurden, die mit 5% Orthoester hergestellt wurden, ist von vergleichbarer
Größenordnung.
- • Die Härte (gemessen als Pendelhärte)
sowohl des Films V2 als auch des Film B1, die jeweils unter Verwendung
von Polymerisaten erhalten wurden, die mit 5% Orthoester hergestellt
wurden, ist signifikant größer als die Härte
des Films V1, der unter Verwendung eines Polymerisats erhalten wurde,
welches ohne Zusatz eines Orthoesters hergestellt wurde.
- • Die Flexibilität (gemessen als Erichsen-Tiefung)
des Films V2 verglichen mit der Flexibilität des Films
B1, die jeweils unter Verwendung von Polymerisaten erhalten wurden,
die mit 5% Orthoester hergestellt wurden, ist etwas größer.
- • Die Flexibilität (gemessen als Erichsen-Tiefung)
sowohl des Films V2 als auch des Film B1, die jeweils unter Verwendung
von Polymerisaten erhalten wurden, die mit 5% Orthoester hergestellt
wurden, ist größer als die Flexibilität
des Films V1, der unter Verwendung eines Polymerisats erhalten wurde,
welches ohne Zusatz eines Orthoesters hergestellt wurde.
- • Die Chemikalienbeständigkeit gegenüber
unpolaren Lösungen, wie Bremsflüssigkeit oder
Dieselkraftstoff, ist bei V1 (ohne Orthoester) in etwa gleich gut,
bezogen auf die unbehandelte Referenz.
- • Die Chemikalienbeständigkeit gegenüber
unpolaren Lösungen, wie Bremsflüssigkeit oder
Dieselkraftstoff, ist bei V2 und B1 nur geringfügig verschlechtert,
jeweils bezogen auf die unbehandelte Referenz.
- • Insgesamt ist die Chemikalienbeständigkeit
gegenüber unpolaren Lösungen, wie Bremsflüssigkeit
oder Dieselkraftstoff, sowohl bei V2 als auch bei B1 geringfügig
gegenüber V1 verbessert.
- • Die Chemikalienbeständigkeit gegenüber
polareren Lösungsmitteln, wie 2-Methanol oder MEK (Methylethylketon),
ist sowohl bei V2 als auch B1 gegenüber V1 (ohne Orthoester)
verschlechtert.
- • Allerdings ist die Chemikalienbeständigkeit
gegenüber polareren Lösungsmitteln, wie 2-Methanol
oder MEK (Methylethylketon), bei B1 signifikant weniger verschlechtert
als bei V2. Im Prinzip liegt die Chemikalienbeständigkeit
von B1 gegenüber MEK bereits auf dem Niveau von V1, während
V2 deutlich abfällt.
- • Das Quellverhalten (gemessen in 2-Propanol) eines
erfindungsgemäßen Filmes B1 ist deutlich verbessert sowohl
gegenüber V1 als auch V2.
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Insgesamt
kann man das Fazit ziehen, dass Härte (Pendelhärte)
und Flexibilität (Erichsen-Tiefung) des erfindungsgemäßen
Filmes B1 absolut vergleichbar sind zu V2, dass aber der erfindungsgemäße
Film im Vergleich zu V2 seine Stärken bei der Chemikalienbeständigkeit
gegenüber polareren Lösungsmitteln aufweist, wo
er auf dem Niveau eines Filmes ohne Zugabe eines Orthoesters (V1)
liegt. Zusätzlich verfügt der erfindungsgemäße
Film über ein überraschend verbessertes Quellverhalten
gegenüber 2-Propanol.
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Zitierte Patentliteratur
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- - WO 2005/092934
A1 [0003]
- - US 2005/008887 [0003]
- - JP 60206812 [0003]
- - JP 60206802 [0003]
- - JP 01075578 [0003]
- - EP 231932 A1 [0003]
- - DE 19850210 [0056]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - DIN EN ISO
1522 [0004]
- - DIN 53156 [0004]
- - DIN EN ISO 1522 [0055]
- - DIN 53156 [0056]