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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum automatischen Steuern eines Beatmungssystems für proportional unterstützende Ventilation, mit einer Steuereinrichtung und einem Ventilator, der ein Atemgas mit einem von der Steuereinheit vorgegebenen Druck liefert.
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Bei der Beatmung von spontan atmenden Patienten wurden in den letzten Jahren Verfahren entwickelt, die den Patienten proportional zur eigenen Atemanstrengung unterstützen und ihm die erhöhte Atemarbeit abnehmen, um so eine Erschöpfung der Atemmuskulatur und die sogenannte respiratorische Insuffizienz zu vermeiden. Verglichen mit herkömmlichen Beatmungsformen bietet die Beatmungsform proportional unterstützende Ventilation eine Entlastung der Atemmuskulatur, sie gewährleistet physiologische Atemmuster und erhöht den Patientenkomfort, z. B. durch verbesserten Schlaf.
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Zu den Verfahren für proportional unterstützende Ventilation sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Konzepte bekannt: Die sogenannte ”Proportional Assist Ventilation” (PAV) und Verfahren mit ”Neurally Adjusted Ventilatory Assist” (NAVA).
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Bei Verfahren mit ”Proportional Assist Ventilation” (siehe z. B. Younes, M.: ”Proportional Assist Ventilation” in: Tobin M. J., ed. ”Principles and practice of mechanical ventilation”, New York, McGraw-Hill, 1994, Seiten 349–369) wird eine Druckunterstützung generiert, die einen Anteil proportional zum aktuell vorhandenen Volumenstrom (Flow) sowie einen Anteil proportional zum Volumen beinhaltet. Der Grad der Unterstützung wird durch die Einstellwerte Flow Assist (FA) und Volumen-Assist (VA) vorgegeben. Durch die positive Rückkopplung des Volumenstroms und des Volumens realisiert diese Beatmungsform eine Art Servosteuerung, die es ermöglicht, getrennt Anteile der resistiven und elastischen Widerstände des Atemsystems zu kompensieren und damit dem Patienten quantitativ Atemarbeit abzunehmen. Hierzu muss allerdings ein hinreichend genauer Schätzwert für die tatsächliche Resistance (R) und Elastance (E) zur Verfügung stehen, da es sonst zu Instabilitäten (sogenannte Run-Aways) und möglicherweise zu einer Lungenschädigung durch Barotrauma kommen kann.
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Weiter gibt es seit längerem Anstrengungen, R und E während Spontanatmung verlässlich und minimalinvasiv zu bestimmen (siehe z. B.
WO 97/22377 A1 ). Die besondere Schwierigkeit liegt darin, dass die Spontanatemaktivitäten des Patienten große Schätzfehler bei der Bestimmung der atemmechanischen Parameter verursachen können. Eine übliche Vorgehensweise ist das Einbringen von Störmanövern in das Atemmuster (z. B. durch eine kurzzeitige Okklu sion) zu Zeitpunkten, bei denen eine passive Atemphase vermutet wird, und die nachfolgende Analyse der gestörten respiratorischen Signale. Allerdings ist nicht garantiert, dass sich der Patient zur Zeit des Manövers in einer ungestörten Phase des Atemzyklus befindet, und damit die Validität der Messung nicht garantiert; sie kann auch im nachhinein nicht nachgewiesen werden. Dies liegt daran, dass sich die Atemmuskelaktivität aufgrund von starken Korrelationen weder signaltheoretisch noch statistisch von dem maschinellen Atmungsmuster trennen lässt.
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Bei Verfahren mit ”Neurally Adjusted Ventilatory Assist” (NAVA), wie z. B. beschrieben in: Sinderby et al. ”Is one fixed level of assist sufficient to mechanically ventilate spontaneously breathing patients?”, Yearbook of intensive care and emergency medicine, 2007, Springer 348–357; Sinderby et al.: ”Neural ontrol of mechanically ventilation in respiratory failure”, Nature Medicine 1999 (5) 12: 1433–1436, wird die elektrische Aktivität des Diaphragmas (EAdi) mittels einer modifizierten, mit Elektroden bestückten Magensonde registriert, um proportional zu dieser elektrischen Aktivität die Druckunterstützung des Ventilators zu regeln. Störsignale (z. B. EKG) werden vorher herausgefiltert. Die Vorteile von NAVA sind die verbesserte Interaktion zwischen Patient und Ventilator durch synchronisierte Ventilation und die damit einhergehenden physiologischen Atemmuster. In einer neueren Studie (Sinderby et al. ”Inspiratory muscle unloading by neurally adjusted ventilatory assist during maximal inspiratory efforts in healthy subjects”, Chest. 2007, 131: 711–717) wurde nachgewiesen, dass eine Entlastung der Atemarbeit durch angepasste Einstellung des sogenannten NAVA-Levels (Verstärkungsfaktor, der die Höhe des Drucks bezogen auf EAdi definiert) erreicht und eine Lungenüberdehnung vermieden wird da das EAdi-Signal bei erhöhtem NAVA-Level abnimmt. Dadurch reduziert sich die Gefahr eines Run-Aways. Anders als beider üblichen Druckunterstützung gibt es keine prinzipiellen Probleme bei der Auslösung eines Beatmungshubs (”triggering”) bei Patienten mit dynamischer Hyperinflation (z. B. bei COPD-Patienten), da ein möglicher intrinsischer PEEP dafür kein Hindernis darstellt. Das Beenden der Inspiration (”cycling-off”) ist ebenfalls unproblematisch.
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Ein Nachteil des NAVA-Verfahrens ist, dass eine invasive Magensonde benötigt wird. Patienten, die besonders von dem Einsatz von NAVA-Verfahren profitieren würden (z. B. nicht invasiv, d. h. mit Maske – langzeitbeatmete COPD-Patienten) werden eine solche Sonde ungern als Dauerlösung akzeptieren. Weiterhin kann nicht zwischen einer Situation, in der das EAdi-Signal gerätetechnisch beeinträchtigt ist (z. B. durch Störsignale oder eine verschlechterte Kopplung zwischen Signalquelle und Elektroden), und einer Situation, in der der Atemantrieb abnimmt, unterschieden werden. Die Vorgabe, dem Patienten ein bestimmtes Maß an Atemarbeit abzunehmen, kann damit nur qualitativ verwirklicht werden. Wenn sich die Ankopplung zwischen Signalquelle (EAdi-Signal der Muskulatur) und Elektroden verändert, hat dies Auswirkungen auf die vom Patienten zu leistende Atemarbeit. Üblicherweise wird der Beatmungsdruck direkt proportional zum aufbereiteten EAdi-Signal gesteuert. Nimmt das EAdi-Signal zu (z. B. bedingt durch gestiegenen Atemantrieb), so führt die verstärkte Beatmung durch den Ventilator längerfristig zu einer Abnahme des Atemantriebs und entsprechend des EAdi-Signals. Diese Gegenkopplung stabilisiert sich bei einem bestimmten EAdi-Signalniveau. Wenn sich in diesem Gleichgewicht die Ankopplung zwischen Signalquelle und Elektroden verändert – z. B. verschlechtert – wird das Atemvolumen reduziert, der Antrieb und die Atemanstrengung nehmen allmählich zu, aber das gemessene EAdi-Signal nimmt ab, was bedeutet, dass sich der vom Patienten geleistete Anteil an der Atemarbeit in unerwünschter Weise erhöht.
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In
US 7,021,310 B1 ist ein besonderes proportional unterstützendes NAVA-Verfahren unter Verwendung eines Signals für die elektrische Aktivität des Diaphragmas bekannt, dessen Besonderheit darin besteht, dass die für ein bestimmtes Atemvolumen benötigte elektrische Aktivität des Diaphragmas (die sogenannte neuroventilatorische Effizienz) mit tels einer ”closed-loop”-Regelung konstant gehalten werden soll. Für den Fall, dass sich die atemmechanischen Eigenschaften des Patienten verschlechtern, würde die Atemanstrengung (und damit die Aktivität der Atemmuskulatur) zur Aufrechterhaltung des Atemvolumens pro Zeiteinheit zunehmen. Der ”closed-loop”-Regler würde dem durch eine Erhöhung der Unterstützung entgegenwirken, so dass das EAdi-Signalniveau gleich bleibt und eine Überlastung/Erschöpfung des Patienten vermieden wird. Nachteilig ist dieses Verfahren für den in der Realität häufigen Fall, dass sich das gemessene EAdi-Signal durch eine veränderte Kopplung zwischen Elektroden und Signalquelle (z. B. hervorgerufen durch eine Umlagerung des Patienten) in seinen Signaleigenschaften (insbesondere der Amplitude) verändert, z. B. verringert. Der Regler des ”closed-loop”-Systems würde demnach fälschlich die Unterstützung reduzieren, da scheinbar die neuroventilatorische Effizienz zugenommen hat.
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Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum automatischen Steuern eines Beatmungssystems für proportional unterstützende Ventilation anzugeben, das für den Patienten bequem ist und das langfristig sich präzise anpassend arbeitet, sowie eine entsprechend arbeitende Beatmungsvorrichtung anzugeben.
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Zur Lösung dieser Aufgabe dient das Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen aufgeführt. Eine entsprechende Beatmungsvorrichtung ist in Anspruch 37 angegeben.
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Demgemäß wird bei einem Verfahren zum automatischen Steuern eines Beatmungssystems für proportional unterstützende Ventilation mit einer Steuereinrichtung und einem Ventilator, der ein Atemgas mit einem von der Steuereinheit vorgegebenen Druck liefert, durch Elektroden am Thorax elektromyografisch ein elektrisches Signal aufgenommen oder durch Sensoren am Thorax mechanomyographisch ein elektrisches Signal erzeugt und in der Steuereinrichtung einer Signalaufbereitung unterzogen, um ein die Atemaktivität repräsentierendes Signal uemg(t) zu erhalten. Es wird in der Steuereinheit die Änderungsgeschwindigkeit (Zeitableitung) u .emg(t) des Atemaktivitätssignals uemg(t) gebildet und kontinuierlich auf ein Unterschreiten eines Schwellenwertkriteriums untersucht und für die Dauer der Unterschreitung eine bezüglich der Atemaktivität konstante Periode des Atemzyklus festgestellt.
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Der Atemmuskeldruck pmus(t) wird auf folgende Weise bestimmt (i) Entweder wird er aus Messwerten für Atemwegsdruck, Volumenstrom Flow(t) (woraus sich durch Integration auch das Atemvolumen Vol(t) ergibt) sowie den lungenmechanischen Parametern R (Resistance) und E (Elastance) in der Steuereinheit berechnet, oder (ii) er wird durch Gleichsetzung mit dem während. einer Okklusion gemessenen negativen Atemwegsdruck –pokkl(t) bestimmt, wobei die lungenmechanischen Parameter R und E entweder auch berechnet werden oder vorgegeben sind, oder (iii) er wird mittels eines Ösophagus-Katheters, welcher mit Drucksensoren zur Messung des intrathorakalen Drucks pes(t) und optional des abdominalen Drucks pabd(t) ausgestattet ist, durch Gleichsetzung mit dem transdiaphragmalen Druck pabd(t) – pes(t) bestimmt, wobei pabd(t) optional als konstant angenommen werden kann.
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Das Atemaktivitätssignal uemg(t) wird mittels einer vorbestimmten Transformationsvorschrift einer Transformation in ein Drucksignal pemg(uemg(t)) unterzögen, wobei die Transformationsvorschrift so gewählt ist, dass das resultierende pemg(t) hinsichtlich Signalgröße und -form im Mittel dem pmus-Signal entspricht, d. h. die mittlere Abweichung zwischen den Drucksignalen minimal ist. Die Transformationsvorschrift kann durch lineare oder nichtlineare Regression zwischen uemg(t) und pmus(t) ermittelt werden oder auch mit anderen Verfahrenweisen, wie z. B. mit neuronalen Netzen, maschinellem Lernen, oder einfacher Skalierung.
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Der Atemanstrengungsdruck ppat(t) wird von der Steuereinheit als gewichtetes Mittel gemäß ppat(t) = a·pmus(t) + (1 – a)·pemg(t) bestimmt, wobei a ein unter der Randbedingung 0 ≤ a ≤ 1 gewählter Parameter ist. Je nach Wahl des Parameters a ist die Druckunterstützung des Beatmungssystems wahlweise stärker von pmus(t) oder von pemg(t) abhängig. Geht a beispielsweise gegen 1, so entspricht die Beatmung der bekannten Proportional Assist Ventilation. Für kleine Werte von a überwiegt die myographisch gesteuerte Beatmung.
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Der von dem Ventilator des Beatmungssystems zu liefernde Atemwegsdruck p
aw(t) wird in der Steuereinheit in Abhängigkeit von vorgewählten Unterstützungsgraden VA (Volume Assist) für die Kompensation der elastischen Rückstellkräfte/Widerstände. und FA (Flow Assist) für die Kompensation der resistiven Rückstellkräfte/Widerstände durch gleitende Anpassung berechnet als
wobei t
i ein gegenwärtiger Zeitpunkt und t
i-j, j = 1, ... n, vorhergehende Zeitpunkte einer periodischen zeitdiskreten Abtastung sind und die k
j und h
j mit j = 1, ... n von R, E, PEEP, iPEEP, VA, FA und der Abtastzeit Δt abhängige Parameter sind. In einer bevorzugten Ausführungsform kann eine vereinfachte Formel verwendet werden:
paw(ti) = k1·paw(ti-1) + k2·ppat(ti) + k3·ppat(ti-1) + k4.
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Schließlich wird der Ventilator von der Steuereinheit so eingestellt, um diesen Atemwegsdruck paw(t) bereitzustellen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Änderungsgeschwindigkeit (Zeitableitung) u .emg(t) des Atemaktivitätssignals uemg(t) in der Steuereinheit kontinuierlich auf ein Unterschreiten eines Schwellenwertkriteriums untersucht und für die Dauer der Unterschreitung eine bezüglich der Atemaktivität konstante Periode des Atemzyklus festgestellt; der lungenmechanische Parameter E (Elastance) wird. dann nur aus Messwerten bestimmt, die während einer konstanten Periode aufgenommen wurden.
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In einer weiter bevorzugten Ausführungsform wird das Atemaktivitätssignal uemg(t) in der Steuereinheit kontinuierlich auf ein Unterschreiten eines Schwellenwertkriteriums untersucht und für die Dauer der Unterschreitung eine bezüglich der Atemaktivität passive Periode des Atemzyklus festgestellt; der lungenmechanische Parameter E (Elastance) wird dann nur aus Messwerten bestimmt, die während einer passiven Periode aufgenommen wurden
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Insbesondere ist vorteilhaft, dass das Verfahren gemäß der Erfindung nicht-invasiv ist. Es benötigt keine invasive mit Elektroden bestückte Magensonde, sondern kommt mit Oberflächenelektroden oder -sensoren zur Registrierung der Atemmuskelaktivität aus.
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Das Verfahren ist kaum anfällig für eine Änderung der Kopplung zwischen Elektroden oder Sensoren und Signalquelle, da bei Ausfall von Elektroden oder Sensoren auf ein modellbasiertes Signal der Atemaktivität zurückgegriffen werden kann.
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Es vermindert das Risiko von Run-Aways, da die lungenmechanischen Parameter des Patienten, die für die Einstellung des Unterstützungsgrades der Beatmung berücksichtigt werden müssen, unter Spontanatmung robust bestimmt werden.
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Es ermöglicht die Einstellung der vom Patienten zu leistenden Atemarbeit durch Vorgabe eines Unterstützungsgrades der Beatmung. Dies kann entweder. getrennt für resistive und elastische Arbeit oder gemeinsam erfolgen.
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Beispielhaft kann zur Bestimmung der Regressionskoeffizienten für die gesuchte Transformationsvorschrift folgende lineare Regressionsgleichung pmus(t) = a0 + a1uemg(t) + a2u2 emg(t) + a3u3 emg(t) + ⎕(t) dienen. Nach Minimierung der Summe der Quadrate der Abweichungen ⎕(t) resultieren die Koeffizienten a0, a1, a2, a3. Um Schätzfehler zu verringern, können die gewonnenen Koeffizienten einer gleitenden Mittelwertbildung unterworfen werden. Aus den aktuellen, gemittelten Koeffizienten <a0>, <a1>, <a2>, <a3> ergibt sich schließlich die Transformationsvorschrift für das Atemaktivitätssignal uemg(t)pemg(t) = <a0> + <a1> uemg(t) + <a2> u2 emg(t) + <a3> u3 emg(t), so dass schließlich das transformierte pemg(t)-Signal für die Verwendung in der Beatmungssteuerung vorliegt.
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Durch eine solche Transformation der Amplitudenwerte wird der nichtlinearen Aktivierungskennlinie des Zwerchfells Rechnung. getragen (siehe Goldmann, M. D. et. al.: ”The Dynamic Properties of Mammalian Skeletal Muscle”, Journal of Applied Physiology 1978, 44(6): 840–848). 8 zeigt in einem Beispiel die Verläufe von pmus(t) und uemg(t) während zwei Atemzügen. Die Achsenskalierung und die Form der Signale sind stark unterschiedlich. 9 zeigt das Ergebnis der Transformation nach Anwendung der mittels Regression bestimmten Transformationsvorschrift für pemg(t).
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In einer bevorzugten Ausführungsform wird bei der Bestimmung des Atemanstrengungsdrucks der Parameter a automatisch eingestellt. Insbesondere wird a automatisch erhöht, wenn die Qualität des transformierten myographischen Signals pemg(t) abnimmt und erniedrigt, wenn die Qualität zunimmt. Als Maßstab für die Qualität des myographischen Signals pemg(t) können Korrelationsmaße herangezogen werden. Beispielsweise kann das Maximum der Korrelation (Pearson-Korrelationskoeffizient) zwischen pemg(t) und den Messsignalen für den negativen Atemwegsdruck, Volumenstrom (Flow) und Volumen als Maßstab für die Qualität des pemg(t) verwendet werden. Ein Zahlenwert gegen 1 steht für eine hohe Korrelation und wäre zu erwarten für den Fall, dass das myographische Signal pemg(t) nur wenig von Störungen beeinflusst ist und maßgeblich Atemmuskelaktivität widerspiegelt.
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In den Figuren zeigen:
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1: eine schematische Ansicht der Anordnung der zwei Signal-Elektroden (1, 2) sowie einer Driven-Right-Leg-Elektrode (3) zur aktiven Störsignal-Gleichtaktunterdrückung am Körper, die Auswerteeinrichtung für das aufgenommene Signal (4) und den Ventilator (5);
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2: ein unverarbeitetes, durch Herzaktivität gestörtes elektromyographisches Differenzsignal uemg,i(t) als Funktion der Zeit (oben) und das Ergebnis nach einer Hochpassfilterung (unten, durchgezogene Linie; Hochpassfilterung mittels Butterworth-Filter, 3. Ordnung, Grenzfrequenz 50 Hz) sowie anschließender Betragsbildung und Tiefpassfilterung (unten, gestrichelte Linie; Tiefpassfilterung mittels Butterworth-Filter, 3. Ordnung, Grenzfrequenz 5 Hz) zur Hüllkurvenbestimmung (ein so verarbeitetes Signal wird im folgenden als aufbereitetes Signal bezeichnet);
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3: den gemessenen Atemwegsflow des Patienten (oben) in Gegenüberstellung zu dem aufbereiteten Atemaktivitätssignal uemg(t) unten;
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4: die empirische kumulative Messwertverteilung für die Amplituden des Signals uemg(t) während eines aktiven Intervalls (A) sowie während eines passiven Intervalls (B), wobei die Schwelle beispielhaft auf das Quantil der Ordnung 0.75 eingestellt ist, das einem Signalwert von 0.01 mV entspricht (senkrechte gestrichelte Linie);
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5: ein gemessenes aufbereitetes Atemaktivitätssignal uemg(t) (unten) und die berechnete Kurtosis bei aktiver Eigenatmung (oben);
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6: ein aufbereitetes Atemaktivitätssignal uemg(t) (unten) bei gleichbleibender Eigenatmung, aber starker künstlicher Amplitudenverzerrung, die eine sich verschlechternde Kopplung simuliert sowie die berechnete Kurtosis (oben);
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7: die Regression zur Berechnung der Elastance (E) in einem durch senkrecht gestrichelte Linien festgelegten Intervall, wobei das Verhältnis zwischen der größten zusammenhängenden Fläche zwischen Kurve und Regressionsgerade (schraffiert) und der Fläche des durch die Intervallgrenzen festgelegten Steigungsdreiecks als Kriterium zur Annahme oder Ablehnung der berechneten Elastance dient;
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8: die Verläufe von pmus(t) (durchgezogen) und aufbereitetem uemg(t) (gestrichelt) während zwei Atemzügen;
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9: die Verläufe von pmus(t) (durchgezogen) und dem Ergebnis der Transformation, pemg(t), nach Anwendung der mittels Regression bestimmten Transformationsvorschrift auf uemg(t);
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10: schematisch die Atemarbeit als Funktion der Druckunterstützung, wobei die restriktive Atemarbeit durch die dicke gestrichelte, die elastische Atemarbeit durch die gepunktete und die Gesamtatemarbeit durch die durchgezogene Linie dargestellt sind und der Wert PPSp = 1 die Atemarbeit markiert, die im idealen Fall vom Patienten zu leisten wäre.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung kann das Atemaktivitätssignal alternativ elektromyographisch oder mechanomyographisch aufgenommen werden, wobei beide Verfahrensweisen ein die Muskelanstrengung repräsentierendes Signal liefern, im ersten Fall ein die elektrische Muskelanregung repräsentierendes, im zweiten Fall ein die mechanischen Muskelvibrationen repräsentierendes. In der folgenden Beschreibung wird meist auf die elektromyographische Alternative Bezug genommen, wobei dies so zu verstehen ist, dass alternativ auch mechanomyographische Signale verwendet werden könnten.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird der Wert des Atemaktivitätssignals uemg(t) in der Steuereinheit kontinuierlich auf ein Unterschreiten eines weiteren Schwellenwertkriteriums untersucht und für die Dauer der Unterschreitung eine passive Periode des Atemzyklus festgestellt, wobei der weitere lungenmechanische Parameter Elastance (E) nur aus Messwerten bestimmt wird, die während einer passiven Periode aufgenommen wurden. In einer vorteilhaften Ausführungsform wird das elektromyografische Signal als Differenzsignal zwischen zwei Oberflächenelektroden abgeleitet (siehe z. B. Merletti, R.; Parker, A. P.: ”Electromyography. Physiology, Engineering, and Noninvasive Applications”, IEEE Press Series Biomedical Engineering, John Wiley & Sons, 2004). Um ein gutes Signal-Rauschverhältnis zu erreichen, können große, flächige Elektroden geboten sein, mit denen eine räumliche Summation der Aktionspotentiale vieler motorischer Einheiten erzielt wird. 1 zeigt in einem Ausführungsbeispiel die Positionierung von zwei Signal-Elektroden (1, 2) sowie einer Driven-Right-Leg-Elektrode (3) zur aktiven Störsignal-Gleichtaktunterdrückung am Körper, die Auswerteeinrichtung für das aufgenommene Signal (4) und den Ventilator (5).
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In einer vorteilhaften Ausführungsform werden mehr als zwei Oberflächenelektroden zur Ableitung von Signalen verwendet und jeweils Differenzsignale zwischen zwei Elektroden als Atemaktivitätssignale uemg,i gebildet. Alternativ wird mehr als ein Sensor zur Ableitung von mechanomyographischen Atemaktivitätssignalen uemg,i(t) verwendet. Bevorzugt wird dann jedes Einzelsignal uemg,i(t) einer Filterung und Unterdrückung von Störsignalen (z. B. elektrische Aktivität des Herzens, Bewegungsartefakte, elektromagnetische Einstrahlung) sowie einer Hüllkurvendetektion unterzogen. Bevorzugt wird die Hüllkurvendetektion durch Betragsbildung oder Quadrierung und anschließende Tiefpassfilterung jedes Einzelsignals uemg,i(t) durchgeführt. Das beispielhafte Ergebnis einer Hochpassfilterung sowie anschließender Betragsbildung und Tiefpassfilterung ist in 2 dargestellt.
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Vorzugsweise kann für jedes Einzelsignal uemg,i(t) das Maximum der Korrelation zwischen dem jeweiligen Signal uemg,i und den Messsignalen für den negativen Atemwegsdruck, Volumenstrom (Flow) und Volumen als ci berechnet werden. Besonders bevorzugt wird dann dasjenige Signal uemg,i(t) als Atemaktivitätssignal uemg(t) ausgewählt, das die höchste Korrelation ci aufweist und damit nur wenig von Störungen beeinflusst ist und maßgeblich Patientenaktivität widerspiegelt.
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Alternativ wird das Aktivitätssignal uemg,i(t) als mit Funktionen der maximalen Korrelationen der jeweiligen Einzelsignale uemg,i(t) gewichtetes Mittel berechnet: uemg(t) = f(c1)·uemg,1(t) + ... + f(cn)·uemg,n(t).
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird das Unterschreiten des Schwellenkriteriums für die Zeitableitung des Atemaktivitätssignals u .emg(t) nur festgestellt, wenn das Unterschreiten eine Mindestdauer anhält. Damit kann vermieden werden, dass zufällige Unterschreitungen durch Fluktuationen der Zeitableitung des Atemaktivitätssignals fälschlich als konstante Abschnitte interpretiert werden.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird das Schwellenwertkriterium für die Zeitableitung des Atemaktivitätssignals gleitend angepasst, indem ein Schwellenwert gemäß u .thresh = u . min / emg + x·(u . max / emg – u . min / emg) bestimmt wird und das Unterschreiten des Schwellenwertkriteriums festgestellt wird, wenn u .emg ≤ u .thresh ist, wobei u . max / emg bzw. u . min / emg der maximale bzw. minimale Wert der Zeitableitung des Atemaktivitätssignals ist, die in einem bisherigen Intervall gemessen wurden und die angepasst werden, sobald sich ein neuer maximaler bzw. minimaler Signalwert ergeben, und wobei x ein vorgewählter Parameter ist (0 < x < 1).
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Alternativ wird das Schwellenwertkriterium für die Zeitableitung des Atemaktivitätssignals gleitend angepasst, indem die Messwertverteilung V(u .emg) analysiert und das Unterschreiten des Schwellenwertkriteriums festgestellt wird, wenn ein Signalwert u .emg(t) so in der Verteilung V(u .emg) liegt, dass nur p% aller Messwerte bei kleineren Werten in der Verteilung V(uemg) liegen (Unterschreitungsquantil), wobei p ein vorgegebener Parameter < 100 ist.
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Beispielsweise könnte man die Schwelle auf die einfache Standardabweichung einstellen – d. h. auf einen Wert, unterhalb dessen sich bei angenommener Normalverteilung 84% der Signalwerte von u .emg(t) befinden.
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Vorzugsweise wird eine Anpassung des Schwellenwertkriteriums nur dann vorgenommen, wenn eine Analyse der Messwertverteilung V(u .emg) ergibt, dass skalierungsinvariante Parameter der Verteilung (z. B. Skewness (Schiefe der Verteilung), Kurtosis (Wölbung der Verteilung)) im Wesentlichen konstant geblieben sind. Letzteres deutet darauf hin, dass die Form der Verteilung gleich geblieben ist und sich lediglich die Verstärkung (Skalierung) des Signals z. B. durch eine veränderte Kopplung zwischen Elektroden und Signalquelle verändert hat. Somit wird verhindert, dass sich die Schwelle verschiebt, wenn der Patient längerfristig aktiver oder passiver wird, was sich in einer veränderten Form der Verteilung äußert.
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Alternativ wird für das Schwellenwertkriterium ein fester Schwellenwert u .thresh vorgegeben, und die Messwerte so skaliert, dass die laufend aktualisierten Maximal- und Minimalwerte u . max / emg und u . min / emg der Zeitableitung des Atemaktivitätssignals innerhalb eines vorgegebenen festen Wertebereichs bleiben.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird das Unterschreiten des weiteren Schwellenkriteriums für das Atemaktivitätssignal uemg(t) nur festgestellt, wenn das Unterschreiten eine Mindestdauer anhält. Damit kann vermieden werden, dass zufällige Unterschreitungen durch Fluktuationen des Atemaktivitätssignals fälschlich als passive Abschnitte interpretiert werden.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird das weitere Schwellenwertkriterium für das Atemaktivitätssignal gleitend angepasst, indem ein Schwellenwert gemäß uthresh = u min / emg + x·(u max / emg – u min / emg) bestimmt wird und das Unterschreiten des Schwellenwertkriteriums festgestellt wird, wenn uemg ≤ uthresh ist, wobei u max / emg bzw. u min / emg der maximale bzw. minimale Atemaktivitätssignalwert ist, die in einem bisherigen Intervall gemessen wurden und die angepasst werden, sobald sich ein neuer maximaler bzw. minimaler Signalwert ergeben, und wobei x ein vorgewählter Parameter ist (0 < x < 1).
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird das weitere Schwellenwertkriterium für das Atemaktivitätssignal gleitend angepasst, indem die Messwertverteilung V(uemg) analysiert wird und das Unterschreiten des weiteren Schwellenwertkriteriums festgestellt wird, wenn ein Signalwert uemg(t) so in der Verteilung V(uemg) liegt, dass nur p% aller Messwerte bei kleineren Werten in der Verteilung V(uemg) liegen (Unterschreitungsquantil), wobei p ein vorgegebener Parameter < 100 ist.
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3 zeigt beispielhaft den Patientenflow (oben) und das Atemaktivitätssignal uemg(t) (unten). Aktive Bereiche werden durch senkrechte gestrichelte Linien begrenzt, außerhalb liegen passive Bereiche. Die horizontale gestrichelte Linie markiert die Schwelle. 4 stellt die entsprechende empirische kumulative Messwertverteilung für die Amplituden des Signals uemg(t) während eines aktiven Intervalls (A) sowie vergleichsweise während eines passiven Zeitintervalls (B) dar. Die Schwelle ist beispielhaft auf das Quantil der Ordnung 0.75 eingestellt, das einem Signalwert von 0.01 mV entspricht. Dies führt in (A) zu einer Wahrscheinlichkeit von 75%, mit der Signalwerte unterhalb der Schwelle verbleiben.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird eine Anpassung des weiteren Schwellenwertkriteriums nur dann vorgenommen, wenn eine Analyse der Messwertverteilung V(uemg) ergibt, dass skalierungsinvariante Parameter der Verteilung (z. B. Skewness, Kurtosis) im Wesentlichen konstant geblieben sind. Letzteres deutet darauf hin, dass die Form der Verteilung gleich geblieben ist und sich lediglich die Verstärkung (Skalierung) des Signals z. B. durch eine veränderte Kopplung zwischen Elektroden und Signalquelle verändert hat. Somit wird verhindert, dass sich die Schwelle verschiebt, wenn der Patient längerfristig aktiver oder passiver wird, was sich in einer veränderten Form der Verteilung äußert.
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Von daher darf eine Adaption des weiteren Schwellenwertkriteriums nur dann erfolgen, wenn sich die Form der Wahrscheinlichkeitsdichte nicht maßgeblich verändert hat. Dies kann mittels parametrischer statistischer (Signifikanz-)Tests entschieden werden (siehe Krishnamurty Muralidhar: ”The bootstrap approach for testing skewness persistence”, Management Science, 1993, 39(4), 487–491).
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5 zeigt beispielhaft ein gemessenes Atemaktivitätssignal uemg(t) und die berechnete Kurtosis bei aktiver Eigenatmung. Die Kurtosis steigt mit wachsender Eigenatmung deutlich an (s. Abweichung von der horizontalen gestrichelten Linie). 6 zeigt entsprechend ein Atemaktivitätssignal uemg(t) mit gleichbleibender Eigenatmung, aber starker künstlicher Amplitudenverzerrung, was eine sich verschlechternde Kopplung simuliert. Die berechnete Kurtosis verläuft flach (nur geringe Abweichung von der horizontalen gestrichelten Linie), sodass im Gegensatz zu 5 eine Adaption des Schwellenwertkriteriums sinnvoll wäre.
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Alternativ wird für das weitere Schwellenwertkriterium ein fester Schwellenwert uthresh vorgegeben, und die Messwerte so skaliert, dass die laufend aktualisierten Maximal- und Minimalwerte u max / emg und u min / emg des Atemaktivitätssignals innerhalb eines vorgegebenen festen Wertebereichs bleiben.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird der lungenmechanische Parameter Resistance (R) mittels Okklusionsverfahren während einer passiven oder konstanten Periode des Atemzyklus bestimmt.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird der lungenmechanische Parameter Resistance (R) mittels einer end-exspiratorischen Okklusion oder dem Sonderfall einer p0.1-Okklusion bestimmt. Hierbei werden keine passiven Zeitabschnitte im Atemmuster vorausgesetzt, sondern der Patient wird durch eine kurze end-exspiratorische Okklusion gezwungen, aktiv den nächsten Beatmungshub anzufordern. Aus dem durch den Patienten verursachten Unterdruck und dem nach Beenden der Okklusion entstehenden Flow lässt sich ein robuster Schätzwert für die Resistance gewinnen
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird der lungenmechanische Parameter ”intrinsischer PEEP” (iPEEP) mittels einer end-exspiratorischen Okklusion oder einer p0.1-Okklusion bestimmt (siehe L. Appendini et. al.: ”Noninvasive estimation of dynamic intrinsic PEEP (PEEPi,dyn) in COPD patients”, Am. J. Respir. Crit. Care Med. 2003; 167 (7): A912).
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird der lungenmechanische Parameter Elastance (E) durch Bestimmen der Zeitkonstanten τ während einer passiven Periode des Atemzyklus bei Einatmung oder Ausatmung durch E = R/τ bestimmt, wobei R die vorab bestimmte Resistance und τ die respiratorische Zeitkonstante ist. Die Zeitkonstante ergibt sich als Quotient aus dem ausgeatmeten Volumen und dem maximalen expiratorischen Flow gemäß τ = VT/Flowmax.
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Alternativ wird der lungenmechanische Parameter Elastance (E) durch Regression zwischen dem verabreichten Volumen und dem alveolären Druck während einer konstanten oder passiven Periode der Einatmung oder Ausatmung bestimmt. Dies ist dann besonders sinnvoll, wenn es während der Exspiration zu Atemanstrengungen kommt, sodass nicht die gesamte Exspirationsphase als passiv betrachtet werden kann. Nachdem ein Messwert für die Resistance (R) bekannt ist, lässt sich der für die Regression notwendige alveoläre Druck gemäß palv(t) = paw(t) – R Flow(t) berechnen. Damit lässt sich die lineare Regressionsgleichung aufstellen zu palv(t) = E Vol(t) + const + ∊(t). Nach Minimierung der Summe der Quadrate der Abweichungen ∊(t) innerhalb der konstanten oder passiven Periode resultiert die Elastance (E).
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In einer vorteilhaften Ausführungsform sollte die ermittelte Elastance (E) verworfen werden, wenn der Verlauf des alveolären Drucks während des als konstant oder passiv angenommenen Zeitabschnitts weiträumig von der Regressionsgeraden abweicht. Hierfür kann ein Kriterium dienen, welches die größte zusammenhängende Fläche zwischen Kurve und Regressionsgerade Acont zur Fläche des Steigungsdreiecks Adreieck ins Verhältnis setzt. Falls bspw. der Quotient Acont/Adreieck größer als 0.2 ist, wird die ermittelte Elastance verworfen. 7 zeigt beispielhaft die Regression in einem durch senkrechte gestrichelte Linien festgelegten Intervall, die größte zusammenhängende Fläche zwischen Kurve und Regressionsgerade (schraffiert) und das durch die Intervallgrenzen festgelegte Steigungsdreieck.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform werden die lungenmechanischen Parameter Resistance (R), Elastance (E) und intrinsischer PEEP (iPEEP) jeweils einer gleitenden Mittelwertbildung zur Ermittlung von zeitlichen Mittelwerten <R>, <E>, <iPEEP> unterworfen. Aus diesen zeitlichen Mittelwerten kann der zeitliche Verlauf pmus(t) berechnet werden zu pmus(t) = –paw(t) + <R> Flow(t) + <E> Vol(t) + <iPEEP>
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird das Atemaktivitätssignal uemg(t) mit einer vorgegebenen Parametrisierung einer Transformation in ein Drucksignal pemg(uemg(t)) unterzogen, wobei das Atemaktivitätssignal uemg(t) so transformiert wird, dass die Abweichung von pemg(uemg(t)) von pmus(t) minimiert wird.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform wird das Atemaktivitätssignal uemg(t) mittels einer vorgegebenen Transformationsvorschrift einer Transformation in ein Drucksignal pemg(uemg(t)) unterzogen, wobei die Transformationsvorschrift durch lineare oder nicht-lineare Regression zwischen uemg(t) und dem gemessenen negativen Atemwegsdruck –pokkl(t) während einer Okklusion gefunden wird.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird das Atemaktivitätssignal uemg(t) mittels einer vorgegebenen Transformationsvorschrift einer Transformation in ein Drucksignal pemg(uemg(t)) unterzogen, wobei die Transformationsvorschrift durch lineare oder nicht-lineare Regression zwischen uemg(t) und dem gemessenen transdiaphragmalen Druck pabd(t) – pes(t) gefunden wird.
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Die Transformation kann gleitend über aufeinanderfolgende (ggf. teilweise überlappende) Zeitabschnitte erfolgen. Die Transformationsvorschrift kann in Abständen aktualisiert werden, wobei mittels überlappender Zeitabschnitte oder anderweitiger Mittelwertbildung Einflüsse von Störungen reduziert werden können.
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In bevorzugten Ausführungsformen werden die Parameter k1, k2, k3, k4 bestimmt durch k1 = R – FA / R – FA + (E – VA)·Δt. k2 = FA + VA·Δt / R – FA + (E – VA)·Δt. k3 = FA / R – FA + (E – VA)·Δt. k4 = (PEEP·E – iPEEP·VA)·Δt / R – FA + (E – VA)·Δt.
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Die Erfindung ermöglicht in bevorzugten Ausführungsformen:
Eine mögliche Ausführungsform sieht vor, dass die Wahl eines Unterstützungsgrades entweder getrennt für die Kompensation der resistiven bzw. elastischen Widerstände des respiratorischen Systems des Patienten oder zur gemeinsamen Kompensation mittels eines übergreifenden Unterstützungsgrades erfolgt. Während bei der getrennten Unterstützung FA und VA separat eingestellt werden, gibt es bei der gemeinsamen Kompensation einen einzigen Einsteller, dessen Wert „PPSp” i. Allg. zwischen 0 (keine Unterstützung) und 1 (ideale Unterstützung) vorgegeben wird. Damit ergeben sich schließlich Werte für Flow-Assist (FA) und Volume-Assist (VA) zu FA = (R – Rideal)·PPSp VA = (E – Eideal)·PPSp wobei Rideal und Eideal die aus ärztlicher Sicht „idealen” Werte für Resistance und Elastance des Patienten darstellen und in dem Beatmungsgerät hinterlegt sein müssen oder ebenfalls eingestellt werden.
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Durch diese Vorgehensweise kann abhängig vom Unterstützungsgrad die vom Patienten zu leistende Atemarbeit (WOB = Work of Breathing) – wie üblicherweise definiert als Druck-Zeit-Integral oder als Druck-Volumen-Integral – auf einen bestimmten Wert eingestellt werden. Dies kann entweder getrennt für resistive und elastische Arbeit oder gemeinsam erfolgen.
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10 zeigt dies schematisch für den letzteren Fall. Die resistive Atemarbeit ist durch die dicke gestrichelte, die elastische durch die gepunktete Gerade dargestellt. Die Gesamt-Atemarbeit (Summe der resistiven und elastischen Arbeit) ist durchgezogen gezeichnet. Auf die Angabe der Einheit der Atemarbeit (WOB) wurde in der schematischen Zeichung verzichtet. Proportional zur Erhöhung des PPSp nimmt die Atemarbeit ab. Der Wert PPSp = 1 markiert die Atemarbeit, die im idealen Fall (z. B. Patient mit gesunder Lunge) vom Patienten zu leisten wäre. Der PPSp darf in diesem Beispiel nicht über einen Wert von etwa 1.4 erhöht werden, da sonst die Gefahr eines Run-Aways durch eine Überkompensation der resistiven Atemarbeit besteht.