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Die
Erfindung betrifft ein Stereotaktisches Instrument mit nachgerüsteter
digitaler Motoransteuerung und Integration mit rechnergestützten
Hirn-Atlanten, zur computergesteuerten, Atlas-basierten, motorisierten
Positionierung eines Werkzeugs im Gehirn.
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Stand der Technik:
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Unter
der Bezeichnung Stereotaktisches Instrument ist eine Vorrichtung
bekannt geworden, mit deren Hilfe ein Werkzeug an einer vorgegebenen Stelle
innerhalb eines Körpers plaziert wird. Wesentlich dabei
ist, dass der Körper rigide mit einem vordefinierten Koordinatensystem
verbunden ist. Unter Körper versteht man einen Körper
oder Körperteil in anatomischem Sinne, z. B. das Gehirn.
Als Werkzeuge werden insbesondere Elektroden, Nadeln oder Kanülen
eingesetzt.
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Herkömmliche
stereotaktische Instrumente, die in der tierexperimentellen Hirnforschung
eingesetzt werden, basieren auf ein kartesisches Koordinatensystem
und sind für jede der drei Achsen des x,y,z-Koordinatensystems
mit jeweils einem Manipulator ausgerüstet, dessen linearer
Vorschub durch manuelle Bedienung eines Handrads erfolgt. Das Werkzeug
wird üblicherweise entlang der vertikalen z-Richtung in
das Gewebe vorgeschoben.
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In
der Regel wird zur Ansteuerung der Hirnstrukturen ein Atlas herangezogen.
Dieser liefert dreidimensionale Koordinaten für die Hirnstrukturen, die
durch ein, üblicherweise kartesisches, Koordinatensystem
gegeben sind, das sich an einem oder mehreren anatomischen Merkmalen
orientiert. Die Planung der Werkzeugansteuerung erfolgt aufgrund des
Atlas, die konkrete Ansteuerung hat jedoch im Koordinatensystem
des Stereotaktischen Instruments zu erfolgen. Polare oder zylindrische
Koordinatensysteme können gelegentlich zur Anwendung kommen.
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Eine
Standardausführung eines Stereotaktischen Instruments ist
in 1 gezeigt: Dieser besteht aus einer Halterungs
Baugruppe (100), einer Manipulator Baugruppe (200),
und einer Werkzeug Baugruppe (300). Zur Halterungs Baugruppe
(100) gehören Grundplatte (110) und U-Rahmen
(120). Dazu werden zur etablierten 3-Punktfixierung des Tieres
ein Mundstück (121) und zwei Ohrenstifte (122, 123)
eingesetzt. Hinzu kommt ein Sockel (130), der ein Gleiten
der x-Manipulatorschiene (140) ermöglicht. Die
Manipulator Baugruppe (200) setzt sich aus Drehkreuz (210)
mit Klemmschraube (211), horizontalem y-Manipulatorarm
(250), vertikalem z-Manipulatorarm (240), verfahrbahrem
Block (260) und V-Block (270) zur Befestigung
der Werkzeuggruppe (300). Zur Werkzeug Baugruppe (300)
gehören Sicherungsklemme (310), Werkzeugschaft
(320) und Werkzeughalter (330).
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Das
Stereotaktische Instrument ermöglich die Fixierung des
Versuchstieres und die Positionierung des Werkzeugs in alle 3 othogonalen
Richtungen, durch manuelle Steuerung der x,y,z-Manipulatoren.
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Die
Koordinaten werden von einem Nonius abgelesen, dessen Genauigkeit
0.1 mm beträgt. Die Einstellung der Position erfolgt über
ein Drehknopf, wodurch die Präzision der Positionierung
nicht garantiert werden kann.
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Ein
weiterer Nachteil der Stereotaktischen Instrumente dieser Art stellt
die Tatsache dar, dass die aktuelle Position von einer Nonius-Skala
abgelesen werden muss. Diese Positionsbestimmung wird während
eines Experiments häufig durchgeführt. Das Ablesen
erfolgt von den drei zueinander orthogonalen Achsen. Dies ist mit
erheblichen Aufwand verbunden, wenn man bedenkt, dass solche Versuche
unter anderem unter Abzugshauben oder ähnlichen Anordnungen
stattfinden können, die ein Ablesen erschweren und Lese-
und Übertragungsfehler ermöglichen.
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Aus
der
US 2003/0120282
A1 ist eine verbesserte Ausführung eines Stereotatkischen
Instruments bekannt geworden, bei der nachgerüstete lineare
Skalen mit Positionssensoren und digitaler Anzeige an einem Standardversion
eines Stereotatkischen Instruments angebracht werden. Diese Ausführung
ist unter der Bezeichnung Digitaler Stereotaktischer Manipulator
bekannt. Ein wesentlicher Vorteil besteht in der sogenannten Null-Setz-Funktion, die
eine Kalibrierung der Anzeige vorsieht, so dass die angezeigten
Koordinaten nicht mehr die absoluen Koordinaten des Koordinatensystems
des Stereotaktischen Instruments darstellen, sondern.
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In
der
US 2007/0055289
A1 wird eine Ausführung beschrieben, die das System
durch zwei Rotationssensoren und durch ein Vorschubmodul zur Feineinstellung
entlag der z-Achse ergänzt.
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Aus
der
US 2006/0052689
A1 ist eine weitere Verbesserung bekannt geworden, bei
der ein Digitaler Stereotaktischer Manipulator die durch o. g. Sensoren
ermittelten Koordinaten über eine digitale Schnittstelle
an ein Computersystem übertragen, welcher eine direkte
Visualisierung dieser Positionsdaten in einem digitalisierten Hirn-Atlas
ermöglicht. Die Verbindung des Digitalen Stereotaktischen
Manipulators zum Computersystem kann entweder direkt oder über
einen programmierbaren logischen Controller (PLC) mit Touch-Screen-Möglichkeit
erfolgen. Der Einsatz von Hirn-Atlanten stellt ein gängiges Hilfsmittel
in der Hirnforschung dar. Für sämtliche in der
Hirnforschung eingesetzten Spezies stehen Atlanten in stereotaktischen
Koordinaten zur Verfügung, beispielsweise für
Ratte (
Rat Brain Atlas, 5th ed., 2004, Paxinos and Watson),
Maus (
Mouse Brain Atlas, 2nd ed., 2001, Paxinos and Franklin),
Affe (
Rhesus Monkey Brain Atlas, 1999, Paxinos, Huang and
Toga), die sowohl in Druck- als auch in digitaler CD-Version
verfügbar sind.
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Problem:
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Diese
Vorrichtungen weisen allesamt nicht unerhebliche Nachteile auf.
Insbesondere ist die manuelle Positionierung über Drehknopf
unkomfortabel und aufgrund impliziter Limitierung der Feinmotorik hinsichtlich
Genauigkeiten und Reproduzierbarkeit eingeschränkt. Ferner
ist eine aktive Integration in übliche Experimentieroberflächen,
die über das passive Einlesen von Positionierungsdaten
und deren Visualisierung in Atlasschnitten hinausgehen, nicht möglich.
Die Anwahl einer Zielposition und die anschliessende gezielte Ansteuerung
unter automatisierten anwenderunabhängigen Bedingungen
ist mit den bisher verfügbaren Anordnungen nicht durchzuführen.
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Lösung:
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Es
ist ein wichtiges Ziel der Erfindung, diese und weitere Nachteile
des Standes der Technik zu überwinden.
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Die
Kernidee der Erfindung ist die Nachrüstung eines Stereotaktischen
Instruments mit einer digitalen Motoransteuerung mit dem Ziel einer
aktiven, direkt Atlas-basierten, computergesteuerten, motorisierten
Positionierung eines Werkzeugs im Gehirn.
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Sämtliche
Vorteile der vorbeschriebenen Ausführungen im Vergleich
zur Standardausführung des Stereotaktischen Instruments
sind auch durch die vorliegenden Erfindung gegeben, so dass im folgenden
nur die zusätzlichen Vorteile erörtert werden.
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Wesentlicher
Vorteile der Erfindung sind eine komfortablere Bedienung der Manipulatoren
bei gleichzeitig verbesserter Genauigkeit und Reproduzierbarkeit
der Werkzeug-Positionierung durch den Einsatz der Motorsteuerung
anstelle der manuellen Bedienung (2, 3, 4).
Eine praktikable Ausführung sieht Schrittmotoren vor, mit
beispielsweise 24 Schritte/Motorumdrehung, sowie einem Motorgetriebe
mit einer Untersetzung von ca. 100:1. Bei einer Steigung der Gewindespindel
von 0.2 Zoll/Umdrehung ergibt sich eine Positionierungsgenauigkeit
von ca. 2 μm. Die Motoren werden von einem Controllermodul
angesteuert, welcher über eine USB-Schnittstelle an einen
Laptop-Computer angeschlossen ist.
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Ein
weiterer Vorteil ist die Möglichkeit der Nachrüstung
eines vorbestehenden Stereotaktischen Instruments, was eine kostengünstige
und sinnvolle Erweiterung des Anwendungsspektrums darstellt.
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Eine
vorteilhafte Ausführung, sieht eine vereinfachte Alternative
vor, bei der die Computeransteuerung durch einen programmierbaren
Mikrocontroller mit digitaler Eingabemöglichkeit ersetzt
wird.
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Ein
weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass über
die Software-Integration des Hirn-Atlas eine aktive, Atlas-basierte
Positionierung des Werkzeugs unter optimaler Visualisierung möglich
ist (5).
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Die
Anwahl einer Zielposition und die anschliessende gezielte Ansteuerung
unter automatisierten, anwenderunabhängigen Bedingungen
wird aufgrund der Erfindung erstmalig realisierbar.
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Eine
praktikable Variante der Erfindung sieht vor, dass gemäß Anspruch
3 eine Integration des Stereotaktischen Instruments in allgemeine
tierexperimentelle Softwareapplikationen ermöglicht wird (6).
Applikationen dieser Art sind beispielsweise elektrophysiologische
Anwendungen oder Injektionsexperimente.
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Vorteilhaft
kann ein modifiziertes konstruktives Design eines Stereotaktischen
Instruments mit bereits integrierter Motoransteuerung darstellen,
bei der beispielsweise eine geringere Steigung der Gewindespindel
der Manipulatoren zu einer verbesserten Genauigkeit der Positionierung
führt.
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Um
das Einsatzgebiet der Erfindung zu erhöhen, erstreckt sich
diese auch auf Stereotaktische Instrumente, die auf alternative
polare oder zylindrische Koordinatensysteme basieren.
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Beschreibung eines Ausführungsbeispiels:
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand der Figuren näher erläutert.
Dabei zeigen:
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1 eine
Standardausführung eines Stereotaktischen Instruments
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2 ein
Ausführungsbeispiel der Erfindung eines Stereotaktisches
Instruments mit nachgerüsteter digitaler Motoransteuerung
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3 eine
detaillierte Zeichnung des x-Manipulators gemäß Erfindung
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4 eine
detaillierte Zeichnung der y- und z-Manipulatoren gemäß Erfindung
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5 eine
coronales Atlasschnittbild welche die Atlas-basierte Positionierung
der Werkzeugspitze und deren Visualisierung darstellt.
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6 eine
beispielhafte Softwareapplikation zur Kontrolle und Management eines
elektrophysiologischen Experiments, bei der die erfindungsgemäße
Atlas-basierte Motoransteuerung in die Gesamtanwendung integriert
ist.
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Die
in 1 dargestellte Standardausführung eines
Stereotaktischen Instruments wurde bereits im Abschnitt Stand der
Technik erläutert.
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2 zeigt
ein Ausführungsbeispiel der Erfindung eines Stereotaktisches
Instruments mit nachgerüsteter digitaler Motoransteuerung.
Im Vergleich zur Standardausführung aus 1 lassen
sich folgende Ergänzungen hervorheben: als Nachrüstung für
den x-Achsen-Manipulator den Aufsatz Motoransteuerung (150),
Motorstecker (155), Motorkabel (156), als Nachrüstung
für den y-Achsen-Manipulator den Aufsatz Motoransteuerung
(290), Motorstecker (295), Motorkabel (296),
als Nachrüstung für den z-Achsen-Manipulator den
Aufsatz Motoransteuerung (280), Motorstecker (285),
Motorkabel (286). Die übrigen Bezeichnungen entsprechen
denen aus 1. Nicht dargestellt sind die
Werkzeug Baugruppe, das Controllermodul für die 3 Motoren
mit Netzteil und USB-Kabel, sowie der Laptop-Computer mit integriertem,
digitalisiertem Atlas.
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3 zeigt
ein Detail des Ausführungsbeispiel der Erfindung, den x-Manipulator
betreffend. Der x-Manipulator besteht aus einem Sockel (130), der
ein Gleiten der x-Manipulatorschiene (140) ermöglicht.
Die x-Manipulatorschiene (140) setzt sich aus Gleitschiene
(147), Gewindespindel (142), Buchse (145),
Endstück (146), einem Paar Federscheiben (143a,
b) und einem Paar Kunsstoffscheiben (144a, b), sowie aus
einem Drehknopf (141), der erfindungsgemäß mit
der x-Motoransteuerung ausgetausscht wird. Die Montage der x-Motoransteuerung
setzt sich aus folgenden Schritten zusammen: Entfernung des Drehknopfs
(141), Verbindung der Gewindespindel (142) mit
dem Motor mit integriertem Getriebe für die x-Achse (151) über
eine Kupplung (nicht gezeigt) nach erfolgter Vorspannung, Anbringen
des Aufsatzes (150, 2) dessen
Fixierung sowohl an Motor (151) als auch an das Endstück
(146).
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4 zeigt
ein Detail des Ausführungsbeispiel der Erfindung, die y-
und z-Manipulatorarme betreffend. Der z-Manipulatorarm (240)
setzt sich aus Gewindespindel (242), Buchse mit Innengewinde (245),
Endstück (246), Noniusstange (247), Stabilisierungsstange
(248), einem Paar Federscheiben (243a, b) und
einem Paar Kunsstoffscheiben (244a, b), sowie aus einem
Drehknopf (241), der erfindungsgemäß mit
der z-Motoransteuerung ausgetausscht wird. Die Montage der z-Motoransteuerung
setzt sich aus folgenden Schritten zusammen: Entfernung des Drehknopfs
(241), Verbindung der Gewindespindel (242) mit
dem Motor mit integriertem Getriebe für die z-Achse (281) über
eine Kupplung (nicht gezeigt) nach erfolgter Vorspannung, Anbringen
des Aufsatzes (280, 2) dessen
Fixierung sowohl an Motor (281) als auch an das Endstück
(246). Der y-Manipulatorarm (250) setzt sich aus
Gewindespindel (252), Buchse mit Innengewinde (255),
Endstück (256), Noniusstange (257), Stabilisierungsstange
(258), einem Paar Federscheiben (253a, b) und
einem Paar Kunsstoffscheiben (254a, b), sowie aus einem
Drehknopf (251), der erfindungsgemäß mit
der y-Motoransteuerung ausgetausscht wird. Die Montage der y-Motoransteuerung
setzt sich aus folgenden Schritten zusammen: Entfernung des Drehknopfs
(241), Verbindung der Gewindespindel (242) mit
dem Motor mit integriertem Getriebe für die y-Achse (281) über
eine Kupplung (nicht gezeigt) nach erfolgter Vorspannung, Anbringen
des Aufsatzes (280, 2) dessen Fixierung
sowohl an Motor (281) als auch an das Endstück
(246). Abgebildet sind noch der verfahrbare Block (260)
und der V-Block (270), der zur Montage der Werkzeug Baugruppe
dient.
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5 zeigt
ein coronales Atlasschnittbild welche die Atlas-basierte Positionierung
der Werkzeugspitze und deren Visualisierung wiederspiegelt. In diesem
Anwendungsbeispiel befindet sich die Werkzeugspitze an der x,y,z-Position
(–3.6, 1.8, 5.8), wie aus den Atlasbildern ersichtlich.
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6 zeigt
eine beispielhafte Softwareapplikation zur Kontrolle und Management
eines elektrophysiologischen Experiments, bei der die erfindungsgemäße
Atlas-basierte Motoransteuerung in die Gesamtanwendung integriert
ist. In einem Atlasausschnitt (600) wird die Position der
Elektrode (Werkzeug) (710) visualisiert, sowie die bisherigen
Zwischenpositionen im Verlauf des Experiments. Die Tiefenangabe
(z-Koordinate) wird nochmal als Skaleneintrag (720) und
als Zahlenwert (730) dargestellt. Des Weiteren wird das
Signal (750) abgebildet, welches von der Elektrode an der
genannten Position abgeleitet wird. Die Motoransteuerung (760)
erfolgt komfortabel über die Pfeiltasten-Schaltflächen
(761a, 761b), die Motorschrittweite (762)
kann ebenfalls komfortabel angewählt werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - US 2003/0120282
A1 [0009]
- - US 2007/0055289 A1 [0010]
- - US 2006/0052689 A1 [0011]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - Rat Brain
Atlas, 5th ed., 2004, Paxinos and Watson [0011]
- - Mouse Brain Atlas, 2nd ed., 2001, Paxinos and Franklin [0011]
- - Rhesus Monkey Brain Atlas, 1999, Paxinos, Huang and Toga [0011]