DE102007051489A1 - Verfahren zur Klassifizierung von Leder - Google Patents

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    • C14C15/00Apparatus for chemical treatment or washing of hides, skins, or leather

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Abstract

Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Klassifizierung von Leder, bei dem der Herstellungsprozess gesteuert und bewertet wird, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens. Zu einer umweltfreundlichen Lederherstellung tragen die Maßnahmen bei, dass beim Herstellungsprozess der Energiebedarf und/oder der Wasserverbrauch und/oder eine Kohlendioxiderzeugung und/oder der chemische Sauerstoffbedarf COD automatisch erfasst oder berechnet und einer Herstellungseinheit des Leders zugeordnet wird/werden (Fig. 1).

Description

  • Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Klassifizierung von Leder, bei dem der Herstellungsprozess gesteuert und bewertet wird, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
  • Die Herstellung von Leder umfasst eine Vielzahl von Prozessschritten unterschiedlicher Art, die sich sowohl auf das Produkt selbst als auch auf die Umwelt auswirken. Es sind schon verschiedene Vorschläge gemacht worden, den Umwelteinflüssen zu begegnen und andererseits auch bestimmte Kennwerte des Lederprodukts während des Herstellungsprozesses zu erfassen. So ist vorgeschlagen worden, Abwässer aus der Lederherstellung chemisch zu behandeln, wie die DE 44 16 130 C2 zeigt. Hierbei geht es um die Abtrennung von Chrom und anderen Schwermetallen aus emulgierte Fette enthaltenden und ähnlich beschaffenen Abwässern. Die DE 27 32 217 C2 schlägt die Verwendung kristalliner, feinteiliger, wasserunlöslicher Natriumaluminiumsilikate bei der Lederherstellung vor. Durch Verminderung der Menge an Grobgerbstoffen soll eine erhebliche Entlastung der Abwässer der Gerbereien erreicht werden. Auch die WO 03/012149 A1 bezieht sich auf Besonderheiten des Einsatzes chemischer Substanzen bei der Lederherstellung.
  • Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Klassifizierung von Leder bereit zu stellen, das zur umweltverträglichen Herstellung von Leder beiträgt.
  • Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst. Hierbei ist vorgesehen, dass beim Herstellungsprozess der Energiebedarf und/oder der Wasserverbrauch und/oder eine Kohlendioxiderzeugung und/oder der chemische Sauerstoffbedarf COD messtechnisch erfasst oder berechnet (bzw. rechnerisch geschätzt) und einer Herstellungseinheit des Leders zugeordnet wird/werden.
  • Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist in der Weise ausgestaltet, dass die Steuereinrichtung eine Erfassungsvorrichtung zum Feststellen zumindest einer der Erfassungsgrößen Energiebedarf, Wasserbedarf, chemischer Sauerstoffbedarf COD oder erzeugte Kohlendioxidmenge aufweist und dass eine Bewertungsvorrichtung zum Bewerten der Erfassungsgröße(n) vorhanden ist, die mit der Steuereinrichtung in Verbindung gebracht und zur Ausgabe einer aus der Erfassungsgröße gewonnenen Bewertungsgröße pro Herstellungseinheit ausgebildet ist.
  • Mit diesem Verfahren und der Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens wird eine Kennzeichnung des aus einem Herstellungsprozess hervorgegangenen Lederproduktes mit einer quantitativen Angabe zum Grad der Umweltbelastung durch das jeweilige Produkt erhalten. Der Hersteller selbst kann demgemäß das Herstellungsverfahren optimieren oder ein Abnehmer kann sein Kaufverhalten nach der Klassifizierung richten, wenn dafür eine Kennzeichnung auf dem Produkt aufgebracht ist.
  • Eine differenzierte Betrachtung und Optimierung der Herstellung werden dabei dadurch begünstigt, dass der Energiebedarf aufgeschlüsselt nach einzelnen Prozessschritten erfasst wird, die eine Aufheizung von Wasser und/oder die Erzeugung von Wasserdampf umfassen.
  • Eine aussagekräftige Angabe als Maß für die Umweltbelastung für die jeweilige Herstellungseinheit bzw. das Lederprodukt ergibt sich dabei dadurch, dass der Energiebedarf in Abhängigkeit von der damit verbundenen Kohlendioxiderzeugung bewertet wird und der Herstellungsprozess nach dem Grad der Kohlendioxiderzeugung eingestuft wird.
  • Wesentliche Betrachtungsgrößen bestehen dabei darin, dass der Energiebedarf zum Aufheizen des Wassers bei der Nachgerbung und/oder zum Erzeugen des Wasserdampfes bei der Trocknung erfasst wird.
  • Weitere Maßnahmen, auf eine Verringerung der Umweltbelastung hinzuwirken, ergeben sich daraus, dass der chemische Sauerstoffbedarf COD der einzelnen Flotten durch Erfassen des pH-Wertes, der Flottentemperatur, der Flottenlänge, einer Fassumlaufgeschwindigkeit und/oder einer Prozesslaufzeit beeinflusst und geregelt wird/werden. Dabei werden die bei der Abwasserbehandlung bei der Oxidation des COD entstehende CO2-Menge und der Energieaufwand der Abwasserreinigung bewertet.
  • Vorteilhafte Maßnahmen, die Lederherstellung hinsichtlich einer möglichst geringen Umweltbelastung zu steuern, ergeben sich dadurch, dass beim Trocknungsprozessschritt Wärme aus der abströmenden feuchten Warmluft zurück gewonnen und der einströmenden Trockenluft wieder zugeführt wird.
  • Weitere vorteilhafte Maßnahmen, die Umweltbelastung bei der Lederherstellung zu erfassen, abzuschätzen bzw. zu berechnen und zu beurteilen, ergeben sich dadurch, dass die beim Produktionsprozess aufgewandte elektrische Energie unter Einrechnung eines betreffenden offiziellen Landesfaktors in eine entsprechende erzeugte Kohlendioxidmenge umgerechnet wird, dass auch die bei der Heißwasser- und Wasserdampfaufbereitung entstehende Kohlendioxidmenge ermittelt wird und dass die Summe der bei den jeweiligen Prozessschritten entstehenden Kohlendioxidmenge als Gesamtschadstoffbelastung ermittelt wird und in einer Angabe als Kohlendioxidemission pro Herstellungseinheit ausgegeben wird.
  • Zu einer umweltschonenden Herstellung tragen bei der Vorrichtung die Maßnahmen bei, dass der Anlage zur Erwärmung des beim Herstellungsprozess benötigten Wassers oder Wasserdampfes eine mit Solarenergie und/oder regenerativer Energie betriebene Wärmeerzeugungsvorrichtung zugeordnet ist, und ferner, dass die Anlage eine Wärmerückgewinnungseinheit mit Wärmetauscher aufweist, mit der Wärme aus abgeführtem Warmwasser oder aus abgeführtem Wasserdampf und/oder Rauchgas entnommen und auf den Eingang zum Aufwärmen zugeführten Wassers oder zum Erzeugen von Wasserdampf zurückgeführt wird, wobei vorteilhafte Ausgestaltungen darin bestehen, dass der Wärmetauscher als Rekuperationswärmeübertrager, insbesondere Plattenwärmeübertrager, oder als Regeneratiorswärmeübertrager, insbesondere Rotationswärmeübertrager, ausgebildet ist.
  • Eine weitere umweltschonende Maßnahme zur Reduktion von fossilen Energieträger sowie der Wassermenge bei der Wasseraufbereitung ist die Speicherung des Vorlaufwassers, welches in der Wassermischanlage bei der Temperatureinstellung aus kaltem und heißem Wasser entsteht, bevor die erforderliche Temperatur erreicht ist. Dieses warme Vorlaufwasser wird zur Erzeugung von Heißwasser anstelle von frischem Kaltwasser genutzt.
  • Mit den genannten Maßnahmen kann das hergestellte Lederprodukt, z. B. auch aufgeschlüsselt nach Ledertyp nach dem Grad der Umweltbelastung klassifiziert und eingegliedert werden. Durch die klare Klassifizierung erhält der Kunde eine eindeutige Angabe zur umweltfreundlichen Herstellung des Lederproduktes und kann danach seine Kaufentscheidung richten. Der Lederproduzent kann Maßnahmen treffen, die Lederwaren umweltfreundlich herzustellen.
  • Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
  • 1 eine erweiterte Anlage zur Herstellung von Leder in schematischer Darstellung und
  • 2 Prozessschritte im Verlauf der Herstellung eines Lederproduktes.
  • 2 zeigt schematisch einen Ablauf bei der Lederherstellung mit Prozessschritten P1 ausgehend von vorgegerbtem Leder (wet blue) bis zu dem fertigen Lederprodukt in einem Schritt P12. Das aus einer Rohware durch Vorbehandlung erhaltene vorgegerbte Leder wird nach dem Prozessschritt P1 geweicht. In einem anschließenden Prozessschritt P3 wird das nasse Ledermaterial durch Abwelken entwässert und danach in einem Prozessschritt P4 gespalten, um ein möglichst gleichmäßig dickes Leder bestimmter Stärke zu erhalten. Beim Falzen in einem nachfolgenden Prozessschritt P5 wird die Stärke des Leders vergleichmäßigt, wobei Unebenheiten entfernt werden. In einem Prozessschritt P6 erfolgt ein Nachgerben, um den abschließenden Ledercharakter zu erreichen. In einem weiteren Prozessschritt P7 erfolgt eine weitere Behandlung mit einem Ausrecken und nachfolgendem Trocknen in einem Prozessschritt P8, z. B durch Vakuumtrocknen, bei dem die Feuchtigkeit abgesaugt wird, oder Hängetrocknen, bei dem die Leder durch Trockenöfen gefahren werden. Um das Leder nach dem Trocknen weich zu machen, wird es maschinell gewalkt, d. h. gestollt, und in weiteren Arbeitsgängen für die Zurichtung vorbereitet. Dabei erfolgt in einem Prozessschritt P9 ein Schleifen, in einem Prozessschritt P10 eine weitere Nachbearbeitung, in einem Prozessschritt P11 z. B. ein Farbauftrag, ein Appretieren, ein Pressen und Bügeln, um schließlich das fertige Leder in dem Prozessschritt P12 zu erhalten.
  • Die Lederherstellung umfasst somit viele Behandlungsschritte mit einem relativ hohen Aufwand an Energie, Wasser und verschiedenen Zusätzen, die schließlich auch im Abwasser zu Verunreinigungen und einem chemischen Sauerstoffbedarf (chemical oxygen demand, COD) führen und auch eine aufwändige Abwasserbehandlung erforderlich machen, wie bekannt.
  • Mit dem Verfahren und der Vorrichtung vorliegender Anmeldung wird die Lederherstellung hinsichtlich umweltfreundlicher Kriterien kontrolliert und bewertet, und zwar bezogen auf das hergestellte betreffende Lederprodukt und/oder auf eine Herstellungs- bzw. Verkaufseinheit.
  • Die in 1 dargestellte Vorrichtung umfasst eine Anlage 10 zur Herstellung von Leder, in der insbesondere die vorstehend genannten Prozessschritte P1 bis P12 und gegebenenfalls ergänzende Prozessschritte durchgeführt werden. Der Anlage werden aus einer Energieversorgungsvorrichtung 20, beispielsweise dem öffentlichen Elektrizitätsnetz, einer Wärmeenergieerzeugungsvorrichtung mit Schweröl sowie regenerativ arbeitenden Wärmeerzeugungsvorrichtungen und evtl. zusätzlichen Elektrizitätserzeugungsvorrichtungen zugeführt. Außerdem wird der Anlage 10 aus einer Wasserversorgungsvorrichtung 30 und 70 zur Durchführung der betreffenden Prozessschritte, wie Weichen, Nachgerben und Nachbearbeitung bzw. Zurichtung Wasser zugeführt, das kalt zugeführt oder auf die jeweils erforderliche Temperatur gebracht ist. Auch werden bei dem Herstellungsprozess an sich bekannte weitere Substanzen aus einer betreffenden Vorrichtung 40 zugegeben. Das entstehende Abwasser wird in einer Abwasserreinigungsanlage 80 gereinigt. Die Steuerung des Prozessablaufes erfolgt mittels einer Steuereinrichtung 50, die andererseits mit einer Bewertungsvorrichtung 60 in Verbindung gebracht ist. Die Steuerung kann dabei teilweise automatisch, wobei einzelne Erfassungsgrößen von Hand in die Steuereinrichtung 50 und/oder die Bewertungseinrichtung 60 über eine entsprechend ausgebildete Eingabevorrichtung eingegeben werden, oder (weitgehend) voll automatisch ausgeführt sein, wobei die Erfassungsgrößen der Steuereinrichtung 50 und/oder der Bewertungsvorrichtung 60 automatisch zugeführt und nach vorgegebenen Programmen verarbeitet und ausgewertet werden. Auch kann die Prozesssteuerung auf der Basis der Bewertung manuell geändert oder automatisch geregelt werden.
  • Mit der Steuereinrichtung 50 wird dabei auch der Energiebedarf, aufgeschlüsselt nach elektrischer Energie und Wärmeenergie, sowie der Wasserbedarf und die Menge zugesetzter Substanzen überwacht und gesteuert. Die elektrische Energie wird dabei unterteilt nach einem Energieanteil, der über das Elektrizitätsnetz zugeführt wird, sowie gegebenenfalls nach einem Energieanteil, der durch der Anlage zugeordnete lokale Generatoren erzeugt wird. Hierbei kann die elektrische Energie auch einen Anteil zur Erwärmung von Wasser umfassen. Die Wärmeenergie, die zur Erhöhung der Temperatur des Brauchwassers bzw. zur Wasserdampferzeugung z. B. beim Trocknen benötigt wird, wird üblicherweise aus fossilen Brennstoffen direkt gewonnen, womit aber ein entsprechend hoher CO2-Ausstoß verbunden ist. Vorliegend wird daher möglichst viel Wärmeenergie durch andere Wärmequellen erzeugt, die eine möglichst geringe CO2-Menge ergeben, beispielsweise mittels Solarkollektoren und/oder andere regenerative Energie. Beim Trocknungsprozess insbesondere im Wasserdampf und/oder im Rauchgas anfallende Abwärme wird mittels einer Wärmeübertragervorrichtung der abströmenden Luft entnommen und auf den Eingang zum Erzeugen der Warmluft bzw. von Wasserdampf für die Erwärmung zurückgeführt. Hierzu werden rekuperative und/oder regenerative Wärmeübertrager (Wärmetauscher) eingesetzt, insbesondere eine Rotationswärmeübertragervorrichtung oder eine Plattenwärmeübertragervorrichtung. Warmes Vorlaufwasser aus der Tempera turmischanlage wird gespeichert und zur Heißwasseraufbereitung genutzt. Die Abwasserbelastung (COD) wird verringert, um den bei der Behandlung ausgestoßenen CO2-Anteil möglichst gering zu halten und die notwendige Energie für die Reinigung zu minimieren.
  • Mittels der Steuereinrichtung 50 werden Prozessparameter wie zugeführte Energie, Menge an Wasser und zugesetzten Substanzen über eine Sensorik mit unterschiedlichen Messfühlern und an unterschiedlichen Messpositionen erfasst und über entsprechende Aktoren werden die Energiezufuhr und Zufuhr an Wasser und Substanzen und weitere Prozessparameter gesteuert. Ist z. B. genügend Sonnenenergie vorhanden, wird diese möglichst vollständig genutzt, damit die anfallende CO2-Menge möglichst weitgehend reduziert werden kann. Dabei kann die Gesamtsteuerung auch z. B. so ausgelegt sein, dass die am meisten Wärmeenergie benötigenden Prozessschritte dann durchgeführt werden, wenn am meisten regenerative, umweltschonende Energieformen zur Verfügung stehen. Auch wird mittels der Steuereinrichtung 50 gemessen, wie viel elektrische Energie den Herstellungsprozessen zugeführt wird, aufgegliedert nach Energiequelle (z. B. Elektrizitätsnetz oder lokale Elektrizitätserzeugungsvorrichtung).
  • Die von der Steuereinrichtung 50 erfassten Daten zum Energiebedarf, der Energieart und der Energiequelle sowie zum Wasserbedarf, der zugeführten Aufwärmenergie und zur Zuführung weiterer Substanzen und auch zu dem chemischen Sauerstoffbedarf im Abwasser werden der Bewertungsvorrichtung 60 zugeführt, mit der die Schadstofferzeugung bewertet und klassifiziert sowie der jeweiligen Herstellungseinheit bzw. Verkaufseinheit zugeordnet wird, z. B. pro Produkt, pro Produktgruppe und/oder pro Flächeneinheit hergestellten Leders. Dabei ist eine umfassende, aussagekräftige Angabe die beim Herstellungsprozess pro Herstellungseinheit angefallene CO2-Menge, die automatisch unter Einbeziehung bekannter oder ermittelter Kenngrößen berechnet bzw. rechnerisch geschätzt wird. Dabei kann die CO2-Menge in angemessene Kategorien aufgegliedert und den Lederprodukten zugeordnet werden. Umwelt belastende Mengen, die nicht an Ort und Stelle erfasst werden können, können beispielsweise in Verbindung mit der über das öffentliche Stromnetz zugeführten elektrischen Energie, durch landestypische Faktoren erfasst und eingerechnet werden. Auf diese Weise ergibt sich eine für einen Kunden anschauliche Größe zur Beurteilung der Umweltfreundlichkeit eines Lederproduktes und auch der Herstellungsprozess kann im Hinblick auf eine möglichst umweltschonende Herstellung hinsichtlich einer möglichst geringen erzeugten CO2-Menge pro Herstellungseinheit optimiert werden.
  • Im Folgenden werden verschiedene Ausführungsbeispiele für die Beurteilung eines Lederherstellungsprozesses hinsichtlich einer umweltfreundlichen Herstellung und Möglichkeiten einer Einflussnahme auf die Prozessführung hinsichtlich einer möglichst umweltschonenden Herstellung gezeigt.
  • Ein erstes Ausführungsbeispiel bezieht sich auf die Bereitstellung von Wärmeenergie für die Wassererwärmung.
  • Beim Gerben von Leder wird eine große Menge heißen Wassers für den Gerbprozess verwendet. In dem Prozess werden Chemikalien (Substanzen) gelöst und im aufgewärmten Zustand in das Leder durch Walken eingebracht. Das Warmwasser wird üblicherweise durch Dampfinjektion in kaltes Wasser erzeugt, wobei das Wasser z. B. auf eine gewünschte Temperatur von 65°C erwärmt wird. Vorliegend wird möglichst viel warmes Wasser für den Herstellungsprozess unter Verwendung von Sonnenenergie erzeugt.
  • Auch wird Druckwasser beim Trocknen des Leders z. B. mittels Vakuumtrockners verwendet, wobei Dampf zum Erhitzen des Vakuumtrockners eingesetzt wird. Auch für die Aufwärmung dieses Wassers kann Sonnenenergie verwendet werden. Mit Schweröl befeuerte Wassererhitzer können dadurch reduziert werden, so dass der Bedarf an fossilen Energieträgern auf ein Minimum verringert wird.
  • Bei einem zweiten Ausführungsbeispiel, das in Verbindung mit dem vorstehend genannten ersten Ausführungsbeispiel angewendet werden kann, wird der chemische Sauerstoffbedarf COD im Zusammenhang mit dem Nachgerben reduziert. Der Nachgerbprozess, der den späteren Charakter des Leders (Weichheit, Farbe) bestimmt, wird unter Verwendung von Chemikalien wie Ölen, Fetten, Gerbmitteln und dgl. durchgeführt. Die Nachgerbung wird in Gerbfässern unter Verwendung von Wasser als Träger durchgeführt. Der Anteil der chemischen Substanzen, die nicht auf das Leder aufziehen, erzeugen einen chemischen Sauerstoffbedarf COD im abfließenden Wasser, der nachfolgend bei der Abwasserbehandlung reduziert werden muss. Vorliegend wird der chemische Sauerstoffbedarf in dem abfließenden Wasser durch eine höhere Ausnutzung der Chemikalien im Leder reduziert. Hierzu wird der chemische Sauerstoffbedarf kontrolliert, um ihn entsprechend zu steuern bzw. einzuregeln, wobei die verschiedenen Möglichkeiten der Einstellung des pH-Wertes, des Temperaturverlaufs, der Flottenlänge, der Durchlaufgeschwindigkeit in den Gerbbehältern sowie der Zeitdauern bewertet werden. Dabei werden Gerbbehältnisse mit neuester Technik eingesetzt, die weniger elektrische Energie für den Fassantrieb benötigen und aufgrund spezieller Einbauten im Fassinneren höhere Wirkungsgrade und eine höhere Befüllungsmenge ermöglichen.
  • Mit diesen Maßnahmen werden über den gesamten Herstellungsprozess Chemikalien eingespart und die Ausnutzung erhöht. Die Reduktion des chemischen Sauerstoffbedarfs COD in dem abfließenden Wasser bedeutet, dass die reduzierte Menge bei der Abwasserbehandlung nicht berücksichtigt werden muss, so dass auch bei der Abwasserreinigung weniger Energie und Chemikalien erforderlich sind und zudem weniger CO2 bei der Reinigung entsteht. Ferner werden Wasser und Energie da durch eingespart, dass Behältnisse des neuesten Standes der Technik verwendet werden. Auch daraus resultiert eine nachhaltige Reduzierung der Umweltbelastung.
  • Bei einem weiteren Ausführungsbeispiel, das zusätzlich zu den beiden vorstehend genannten eingesetzt werden kann, wird Wärmeenergie am Ausgang des Herstellungsprozesses oder eines oder mehrerer Prozessschritte zurückgewonnen und dem Eingang des betreffenden Prozessschrittes oder eines weiter vorhergehenden Prozessschrittes wieder zugeführt. Dies betrifft insbesondere den Prozessschritt P8 beim Trocknen. Beim Trocknungsprozess wird, wie schon vorstehend erwähnt, heißer Dampf verwendet, der bei der Lederherstellung in der Regel unter Verwendung von Schweröl in beheizten Dampferhitzern erzeugt wird. Während des Trocknungsprozesses wird die feuchtigkeitsbeladene Luft abgezogen und durch Frischluft ersetzt. Vorliegend wird die in der abgeführten Feuchtluft enthaltene Wärmeenergie durch Wärmetauscher bzw. Wärmerückgewinnung wieder entnommen und der trockenen Luft am Eingang wieder zugeführt. Die Wärmerückgewinnung bzw. Wärmeübertragung geschieht mittels rekuperativen Übertragern, insbesondere Plattenwärmeübertragern. Dabei wird die Luftfeuchtigkeit überwacht und gegebenenfalls gesteuert oder geregelt. Mit diesen Maßnahmen wird ein erhebliches Maß an Energie bei der Dampferzeugung in Form von Schweröl eingespart und die damit einhergehende Erzeugung des CO2-Ausstoßes reduziert. Damit ist auch eine Kostenreduktion verbunden.
  • ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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  • Zitierte Patentliteratur
    • - DE 4416130 C2 [0002]
    • - DE 2732217 C2 [0002]
    • - WO 03/012149 A1 [0002]

Claims (12)

  1. Verfahren zur Klassifizierung von Leder, bei dem der Herstellungsprozess gesteuert und bewertet wird, dadurch gekennzeichnet, dass beim Herstellungsprozess der Energiebedarf und/oder der Wasserverbrauch und/oder eine Kohlendioxiderzeugung und/oder der chemische Sauerstoffbedarf COD messtechnisch erfasst oder berechnet und einer Herstellungseinheit des Leders zugeordnet wird/werden.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Energiebedarf aufgeschlüsselt nach einzelnen Prozessschritten erfasst wird, die eine Aufheizung von Wasser und/oder die Erzeugung von Wasserdampf umfassen.
  3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Energiebedarf in Abhängigkeit von der damit verbundenen Kohlendioxiderzeugung bewertet wird und der Herstellungsprozess nach dem Grad der Kohlendioxiderzeugung eingestuft wird.
  4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Energiebedarf zum Aufheizen des Wassers bei der Nachgerbung und/oder zum Erzeugen des Wasserdampfes bei der Trocknung erfasst wird.
  5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der chemische Sauerstoffbedarf COD durch Erfassen des pH-Wertes, der Flottentemperatur, der Flottenlänge, einer Fassumlaufgeschwindigkeit und/oder Prozesslaufzeit geregelt wird.
  6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass beim Trocknungsprozessschritt Wärme aus der abströmenden feuchten Warmluft zurück gewonnen und der einströmenden Trockenluft wieder zugeführt wird.
  7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die beim Produktionsprozess aufgewandte elektrische Energie unter Einrechnung eines betreffenden offiziellen Landesfaktors in eine entsprechende erzeugte Kohlendioxidmenge umgerechnet wird, dass auch die bei der Heißwasser- und Wasserdampfaufbereitung entstehende Kohlendioxidmenge ermittelt wird und dass die Summe der bei den jeweiligen Prozessschritten entstehenden Kohlendioxidmenge als Gesamtschadstoffbelastung ermittelt wird und in einer Angabe als Kohlendioxidemission pro Herstellungseinheit ausgegeben wird.
  8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Vorlaufwasser, das beim Mischen von kaltem und heißem Wasser auf eine vorgegebene Temperatur gebracht wird, gespeichert und bei der Heißwassererzeugung eingesetzt wird.
  9. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche mit einer Anlage (10) zur Herstellung von Leder, der eine Steuereinrichtung zum Steuern der Prozessschritte, eine Energieversorgungsvorrichtung (20) und eine Wasserversorgungsvorrichtung (30) zugeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinrichtung (50) eine Erfassungsvorrichtung zum Feststellen zumindest einer der Erfassungsgrößen Energiebedarf, Wasserbedarf, chemischer Sauerstoffbedarf COD oder erzeugte Kohlendioxidmenge aufweist und dass eine Bewertungsvorrichtung (60) zum Bewerten der Erfassungsgröße(n) vorhanden ist, die mit der Steuereinrichtung (50) in Verbindung gebracht und zur Ausgabe einer aus der Erfassungsgröße gewonnenen Bewertungsgröße pro Herstellungseinheit ausgebildet ist.
  10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Anlage zur Erwärmung des beim Herstellungsprozess benötigten Wassers oder Wasserdampfes eine mit Solarenergie und/oder sonstiger regenerativer Energie betriebene Wärmeerzeugungsvorrichtung zugeordnet ist.
  11. Vorrichtung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Anlage (10) eine Wärmerückgewinnungseinheit mit Wärmetauscher aufweist, mit der Wärme aus abgeführtem Warmwasser oder aus abgeführtem Wasserdampf oder Rauchgas entnommen und auf den Eingang zum Aufwärmen zugeführten Wassers oder zum Erzeugen von Wasserdampf zurückgeführt wird.
  12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Wärmetauscher als Rekuperationswärmeübertrager, insbesondere Plattenwärmeübertrager, oder als Regeneratorwärmeübertrager, insbesondere Rotationswärmeübertrager, ausgebildet ist.
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