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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung eines Surfactants,
insbesondere eines Lungensurfactants, sowie Verfahren zum Herstellen eines
Surfactantbehandlungsmittels, insbesondere eines Lungensurfactantbehandlungsmittels.
Ferner betrifft die Erfindung ein Surfactantbehandlungsmittel sowie
eine Verwendung eines Behandlungsmittels zur Behandlung eines Surfactants,
insbesondere eines Lungensurfactants, und eine Verwendung von Cyclodextrinen.
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Es
ist bekannt, dass das Lungensurfactant eine das Respirationssystem
der Lunge auskleidende, oberflächenaktive Substanz ist.
Typ II Pneumozyten produzieren das Surfactant, speichern es in Form von
Lamellarkörpern und exprimieren es schließlich in
die alveolare Flüssigkeitsphase. Von dort spreitet es als
molekular dünner Film an die Luft/Wasser-Grenzfläche.
Es entfaltet dort seine Wirkung, indem es die Oberflächenspannung
der Grenzfläche dynamisch an die aktuelle Ausdehnung der
Grenzfläche während des Atemzyklus adaptiert.
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Das
Lungensurfactant besteht aus Lipiden – hauptsächlich
Lecithin (DPPC), ungesättigte Phosphatidylcholine und negativ
geladene Phosphatidylglycerole) – und Proteinen. Zwei der
vier surfactantspezifischen Proteine, SP-B und SP-C, werden im Zusammenspiel
mit den Lipiden für die oberflächenaktiven Eigenschaften
des Surfactants verantwortlich gemacht.
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Im
Jahre 1959 wurde gezeigt, dass das Fehlen des Lungensurfactant in
den Lungen Frühgeborener zum respiratory distress syndrome
(RDS) führt, was zur damaligen Zeit häufigste
Todesursache Frühgeborener war. Seit ca. 15 Jahren setzt
man Extrakte aus den Lungen von Rindern oder Schweinen als Medikament
zur Behandlung des RDS ein. Tierische Präparate sind im
Allgemeinen teuer und bringen das Risiko einer Übertragung
infektiöser Krankheiten mit sich.
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Das
Surfactant (Abkürzung für surface active agent)
besteht aus Glycerophospholipiden, spezifischen Proteinen, Neutralfetten
und Cholesterol. Das Surfactant bedeckt die alveolare Oberfläche
und reduziert die Oberflächenspannung, damit die Alveolen nach
der Geburt im menschlichen Körper bei der Exspiration nicht
kollabieren.
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Eine
unzureichende Funktion des Surfactants kann die Ursache für
eine Atmungsschwäche (respiratorische Insuffizienz), dem
sogenannten Atemnotsyndrom des Früh- und Neugeborenen (engl.
Infant Respiratory Distress Syndrome (IRDS)), bzw. des Erwachsenen
(engl. Adult Respiratory Distress Syndrome (ARDS)), sein. Diese
Lungenerkrankungen resultieren aus einem Surfactantmangel, die nach
einem Kollaps der Lungenalveolen zu einer mangelhaften Lungenausdehnung
(Atelektase) führen.
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Das
Surfactant der Lunge besteht zu 90% aus Lipiden und zu 10% aus Proteinen.
Obwohl eine Kooperation zwischen den Surfactant spezifischen Proteinen
und den Lipiden für einen vollständig funktionsfähigen
Atmungsvorgang notwendig ist, sind die Lipide essentiell für
die lebenswichtige Reduktion der Oberflächenspannung.
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Die
Funktion von Lungensurfactanten und deren verhinderte Funktion bei
Lungenentzündungen sowie Lungenkrankheiten wurde in zahlreichen
Veröffentlichungen beschrieben. Hierzu wird auf die Veröffentlichungen
verwiesen:
- • T. R. Martin,
Cytokines and the Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS): a
question of balance, Nat. Med. 3 (1997), 272
- • A. Artigas, G. R. Bernard, J. Carlet, D.
Dreyfuss, L. Gattinoni, The American-European consensus conference
on ARDS, part 2: ventilatory, pharmacologic, supportive therapy,
study design strategies, and issues related to recovery and remodeling.
Acute respiratory distress syndrome, Am. J. Respir. Crit. Care Med.
157(Pt 1) (1998), 1332
- • G. R. Bernard, A. Artigas, K. L. Brigham,
J. Carlet, K. Falke, The American-European consensus conference
on ARDS: definitions, mechanisms, relevant outcomes, and clinical
trial coordination, Am. J. Respir. Crit. Care Med. 149 (1994), 818
- • A. B. Montgomery, M. A. Stager, C. J. Carrico,
E. D. Hudson, Causes of mortality in patients with the adult respiratory
distress syndrome, Am. Rev. Respir. Dis. 132 (1985), 485
- • G. Karagiorga, G. Nakos, E. Galiatsou, M.
E. Lekka, Biochemical parameters of bronchoalveolar lavage fluid
in fat embolism, Intensive Care Medicine 32 (2006), 116–123
- • L. D. Hudson, K. P. Steinberg, Epidemiology
of acute hing injury and ARDS, Chest 116 (1999), 74S
- • G. Devendra, R. G. Spragg, Lung surfactant
in subacute pulmonary disease, Respir. Res. 3 (2002), 19
- • M. Griese, R. Essl, R. Schmidt, E. Rietschel,
F. Ratjen, M. Ballmann, K. Paul, Pulmonary surfactant, lung function,
and endobronchial inflammation in cystic fibrosis, American Journal
Of Respiratory And Critical Care Medicine 170 (2004), 1000–1005
- • M. Griese, L. Felber, K. Reiter, R. Strong,
K. Reid, B. H. Belohradsky, G. Jager, T. Nicolai, Airway inflammation
in children with tracheostomy, Pediatr. Pulmonol. 37 (2004), 356–361
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Lungensurfactanten
bilden einen komplexen Film, der eine kritische Funktion bei der
Reduzierung der Oberflächenspannung in den Atemwegen in
der hydratierten Luft-Lunge-Schnittstelle besitzt bzw. spielt. Das
molekulare Profil der Lungensurfactanten in den Alveoli und den
Luftwegen wird bei entzündlichen Lungenkrankheiten verändert,
so dass der Lungensurfactanten-Film sehr viel weniger wirksam bzw. wirkungsloser
bei der Reduzierung der Oberflächenspannung ist, wodurch
neben anderen Erscheinungen auch eine starke Reduzierung in dem
Bereich, der für den Gasaustausch verfügbar ist,
einhergeht.
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Darüber
hinaus ist bekannt, dass Cholesterol bzw. ein erhöhtes
Niveau an Cholesterol in Surfactanten eine Hauptursache für
die Dysfunktion von Surfactanten sind. Hierzu wird überdies
auf die folgenden Veröffentlichungen verwiesen:
- • J. E. Lewis, R. Veldhuizen,
The role of exogenous surfactant in the treatment of acute lung
injury, Annual Review Of Physiology 65 (2003), 613–642
- • H. W. Taeusch, K. M. W. Keough, Inactivation
of pulmonary surfactant and the treatment of acute lung injury,
Pediatric Pathology and Molecular Medicine 20 (2001), 519–536
- • H. W. Taeusch, J. B. de la Serna, J. Perez-Gil,
C. Alonso, J. A. Zasadzinski, Inactivation of pulmonary surfactant
due to seruminhibited adsorption and reversal by hydrophilic polymers:
Experimental, Biophysical Journal 89 (2005), 1769–1779
- • K. Rodriguez-Capote, D. Manzanares, T. Haines,
F. Possmayer, Reactive oxygen species inactivation of surfactant
involves structural and functional alterations to surfactant proteins
SP-B and SP-C, Biophysical Journal 90 (2006), 2808
- • S. Andersson, A. Kheiter, T. A. Merritt,
Oxidative inactivation of surfactants, Lung 177 (1999), 179
- • L. Mark, E. P. Ingenito, Surfactant function
and composition after free radical exposure generatedby transition
metals, Am. J. Physiol.-lung Cell. Mol. Physiol. 276 (1999), 1491
- • N. Gilliard, G. P. Heldt, J. Loredo, H. Gasser,
H. Redl, T. A. Merritt, R. G. Spragg, Exposure Of The Hydrophobie
Components Of Porcine Lung Surfactant To Oxidant Stress Alters Surface-Tension
Properties, Journal Of Clinical Investigation 93 (1994), 2608
- • L. Gunasekara, S. Schurch, W. M. Schoel,
K. Nag, Z. Leonenko, M. Haufs, M. Amiein, Pulmonary surfactant function
is abolished by an elevated proportion of cholesterol, Biochimica
Et Biophysica Acta 1737 (2005), 27–35.
- • H. Bachofen, S. Schurch, Alveolar surface
forces and lung architecture, Comparative Biochemistiy and Physiology
(2001), 183–193
- • P. Markart, C. Ruppert, M. Wygrecka, T. Colaris,
B. Dahal, D. Wahnrath, H. Harbach, J. Wilhelm, W. Seeger, R. Schmidt,
A. Guenther, Patients with ARDS show incomplete restoration of alveolar
surface activity upon recombinant SP-C-based surfactant treatment:
putative role of neutral lipids, Thorax (2007)
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Die
Aufgabe der Erfindung besteht darin, Surfactanten, insbesondere
Lungensurfactanten, die beispielsweise durch Cholesterol inhibiert
sind und eine Dysfunktion aufweisen, auf einfache Weise zu behandeln,
wobei insbesondere durch die Behandlung die Oberflächenspannung
der inhibitierten Surfactanten verbessert wird.
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Diese
Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Behandlung
eines Surfactants, insbesondere eines Lungensurfactants, das dadurch
weitergebildet wird, dass das Surfactant mittels eines Lipid sequestrierenden
oder eines Cholesterol sequestrierenden Surfactantbehandlungsmittels
behandelt wird, wobei vorbestimmte, insbesondere neutrale, Lipide
oder Cholesterol des Surfactants mittels des Surfactantbehandlungsmittels
selektiv sequestriert werden, so dass die Wirkung der Lipide und/oder
die Wirkung des Cholesterols auf das Surfactant und damit die durch
Lipide und Cholesterol ausgelöste Dysfunktion des Surfactants
herabgesetzt oder umgekehrt werden.
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Im
Rahmen der Erfindung wird unter dem Begriff „Lipid sequestrierend"
oder „Cholesterol sequestrierend" verstanden, dass Lipide
oder Cholesterol eines Surfactanten in ihrer, insbesondere dysfunktionalen,
Wirkung dem Surfactanten entzogen werden bzw. in ihrer Wirkung auf
dem Surfactanten gehemmt werden bzw. als Lipid löslichmachendes
Mittel oder Cholesterol löslichmachendes Mittel auf den Surfactant
einwirken, um die voranstehend beschriebene hemmende Wirkung der
Lipide bzw. des Cholesterols herabzusetzen oder umzukehren. Die
Dysfunktion des Surfactants tritt vor allem dann ein, wenn ein erhöhtes
Niveau von Cholesterol im Surfactant vorliegt. Auch die neutralen
Lipide im Surfactant werden für eine Dysfunktion infolge
eines erhöhten Niveaus an Lipiden verantwortlich gemacht.
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Durch
das sequestrierende Surfactantbehandlungsmittel wird die durch Cholesterol
oder durch, insbesondere neutrale, Lipide des Surfactants ausgelöste
Dysfunktion des Surfactants beispielsweise infolge eines erhöhten
Gehalts des Cholesterol oder der Lipide über dem entsprechenden
normalen Niveau des Cholesterols oder der Lipide im Surfactanten
wenigstens teilweise bis ganz aufgehoben sowie wenigstens teilweise
bis vollständig umgekehrt.
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Als
Lipid sequestrierende oder eines Cholesterol sequestrierende Behandlungsmittel
kommen derartige Mittel in Frage, die insbesondere der Wirkstoffklasse
von Cyclodextrinen, insbesondere von Methyl-β-Cyclodextrin,
auf einen Surfactant bzw. einen Lungensurfactant haben. Hierdurch
wird beispielsweise die hemmende Wirkung von Cholesterol auf einen
Surfactanten abgeschwächt bzw. aufgehoben.
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Durch
die erfindungsgemäße Behandlung des Surfactanten
ist es weiterhin möglich, dass beispielsweise eine Cholesterol
induzierte hemmende Wirkung des Cholesterols auf den Surfactanten
diagnostiziert werden kann. Darüber hinaus kann auch der
Surfactant entsprechend mittels des Surfactantbehandlungsmittels
in seinen Eigenschaften entsprechend beeinflusst oder verändert
werden, wodurch Lungenerkrankungen, insbesondere akute Lungenerkrankungen
behandelt werden können. Beispielhafte akute Lungenerkrankungen
sind ALI (Acute Lung Injury), ARDS, akute respiratorische Insuffizienz,
Pneumonien, insbesondere beatmungsinduzierte Pneumonien, Nosocomianinfektionen
oder SIRS (Systemic Inflammatory Response Syndrome) assoziiert mit
ALI.
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Durch
die Verwendung des Lipid sequestrierenden oder des Cholesterol sequestrierenden
Surfactantbehandlungsmittels wird das Surfactant in seinen oberflächenaktiven
Eigenschaften entsprechend beeinflusst, so dass die Oberflächenaktivität
von behandelten Lungensurfactanten sich beispielsweise mittels eines
Bubble-Surfactometers bestimmen lässt.
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Darüber
hinaus zeichnet sich dieses Verfahren dadurch aus, dass das Surfactant
mittels eines Cyclodextrin-haltigen Surfactantbehandlungsmittels oder
mittels eines Surfactantbehandlungsmittels, das in der Wirkung eines
Cyclodextrin-haltigen Surfactantbehandlungsmittels oder das der
Wirkungsklasse von Cyclodextrin entspricht, behandelt wird.
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Weiterhin
ist in einer Ausführungsform vorgesehen, dass als aktive
Substanz des Surfactantbehandlungsmittels Methyl-β-Cyclodextrin
(MβCD) oder Cyclodextrin, insbesondere 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin,
oder Cyclodextrin-Derivate, die insbesondere 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin
aufweisen, oder Dipalmitoylphosphatidylchloine (DPPC) oder entsprechende
Derivate der genannten Substanzen oder eine Mischung der genannten
Substanzen oder wenigstens eine Lipid-selektive und Lipid-deaktivierende
Substanz oder wenigstens eine Lipid-sequestrierende Substanz eingesetzt
werden.
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Insbesondere
wird durch das Surfactantbehandlungsmittel die Oberflächenspannung
des Surfactants im Vergleich zu einem unbehandelten Surfactant oder
im Vergleich des Surfactants vor der Behandlung herabgesetzt.
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Darüber
hinaus ist in einer Ausführungsform vorgesehen, dass durch
das Surfactantbehandlungsmittel Cholesterol des Surfactants und/oder,
insbesondere neutrale, Lipide des Surfactants in einer, insbesondere
wässrigen, Lösung gelöst und/oder passiviert
werden. Hierdurch wird die hemmende Wirkung von Lipiden oder von
Cholesterol des Surfactants, beispielsweise auf seine Oberflächenaktivität,
entsprechend behandelt. Somit kann auch die Oberflächenaktivität
bzw. die Oberflächenspannung von Surfactanten im Anschluss
an die Behandlung einfach ermittelt sowie diagnostiziert werden.
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Ferner
ist gemäß einer Ausführungsform vorgesehen,
dass durch das Surfactantbehandlungsmittel Cholesterol und/oder
Lipide des Surfactants, die sich auf die Eigenschaften des, insbesondere
unbehandelten, Surfactants, insbesondere hemmend, auswirken oder
dessen Eigenschaften einschränken, sequestriert werden.
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Darüber
hinaus wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum
Herstellen eines Surfactantbehandlungsmittels, insbesondere eines
Lungensurfactantbehandlungsmittels, das dadurch weitergebildet wird,
dass dem Surfactantbehandlungsmittel wenigstens ein Anteil von wenigstens
einer Lipid-selektiven und Lipid-deaktivierenden Substanz oder von wenigstens
einer Lipid-sequestrierenden oder Cholesterol-sequestrierenden Substanz
beigemischt wird oder ist.
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Vorzugsweise
wird oder ist dem Surfactantbehandlungsmittel wenigstens eine Substanz
beigemischt, durch die bei Anwendung auf einen Surfactant Cholesterol
und/oder, vorzugsweise neutrale, Lipide des Surfactants, die sich
auf die Eigenschaften des, insbesondere unbehandelten, Surfactants,
insbesondere hemmend, auswirken oder dessen Eigenschaften einschränken,
sequestriert werden.
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Weiterhin
werden erfindungsgemäß als aktive Substanz Methyl-β-Cyclodextrin
(MβCD) oder Cyclodextrin, insbesondere 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin,
oder Cyclodextrin-Derivate, die insbesondere 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin
aufweisen, oder Dipalmitoylphosphatidylchloine (DPPC) oder entsprechende
Derivate der genannten Substanzen oder eine Mischung der genannten
Substanzen oder wenigstens eine Lipid-selektive und Lipid-deaktivierende
Substanz oder wenigstens eine Lipid- sequestrierende Substanz dem
Surfactantbehandlungsmittel beigemischt.
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Darüber
hinaus kann das Surfactantbehandlungsmittel auch weitere Stoffe
bzw. Wirkstoffe oder Substanzen enthalten, ohne dass die vorangehend beschriebene
Wirkung der sequestrierenden Substanz verloren geht, d. h. dass
die Wirkung dieser sequestrierenden Substanz beibehalten ist oder
wird. Beispielsweise kann bei der Verabreichung als Medikament oder
Arzneimittel dem Surfactantbehandlungsmittel ein weiterer, beispielsweise
exogen wirkender Surfactant beigemischt sein.
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Ferner
wird die Aufgabe gelöst durch ein Surfactantbehandlungsmittel,
das dadurch weitergebildet wird, dass das Surfactantbehandlungsmittel wenigstens
einen Anteil von wenigstens einer Lipid-selektiven und Lipid-deaktivierenden
Substanz oder von wenigstens einer Lipid-sequestrierenden Substanz
oder einer Cholesterol-sequestrierenden Substanz beigemischt wird
oder ist.
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Weiterhin
zeichnet sich das Surfactantbehandlungsmittel dadurch aus, dass
bei Einsatz des Surfactantbehandlungsmittels, d. h. bei Behandlung eines
Surfactants, das Surfactant mittels des Surfactantbehandlungsmittels,
das als aktive Substanz Methyl-β-Cyclodextrin (MβCD)
oder Cyclodextrin, insbesondere 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin,
oder Cyclodextrin-Derivate, die insbesondere 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin
aufweisen, oder Dipalmitoylphosphathdylchloine (DPPC) oder entsprechende
Derivate der genannten Substanzen oder eine Mischung der genannten
Substanzen oder wenigstens eine Lipid-selektive und Lipid-deaktivierende
Substanz oder wenigstens eine Lipid-sequestrierende Substanz aufweist,
behandelt wird oder ist.
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Insbesondere
wird oder ist bei Einsatz des Surfactantbehandlungsmittel die Oberflächenspannung
des Surfactants im Vergleich zu einem unbehandelten Surfactant oder
im Vergleich des Surfactants vor der Behandlung herabgesetzt.
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Vorzugsweise
werden durch das Surfactantbehandlungsmittel Cholesterol und/oder,
insbesondere neutrale, Lipide des Surfactants in einer, insbesondere
wässrigen, Lösung gelöst und/oder passiviert.
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Darüber
hinaus ist vorgesehen, dass bei Einsatz des Surfactantbehandlungsmittels
durch das Surfactantbehandlungsmittel Cholesterol und/oder, insbesondere
neutrale, Lipide des Surfactants, die sich auf die Eigenschaften
des, insbesondere unbehandelten, Surfactants, insbesondere hemmend, auswirken
oder dessen Eigenschaften einschränken, sequestriert werden
oder sind.
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Überdies
wird die Erfindung gelöst durch die Verwendung eines Behandlungsmittels
zur Behandlung eines Surfactants, insbesondere eines Lungensurfactants,
wobei das Behandlungsmittel gemäß dem voranstehend
beschriebenen Herstellungsverfahren hergestellt ist oder wird, oder
wobei das Surfactantbehandlungsmittel aus den voranstehend beschriebenen
Bestandteilen hergestellt ist. Hierzu wird auf die obigen Ausführungen
zur Vermeidung von Wiederholungen ausdrücklich verwiesen.
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Vorteilhafterweise
zeichnet sich die Verwendung dadurch aus, dass das Behandlungsmittel
als Therapeutikum oder Arzneimittel zur Behandlung von Lungenkrankheiten
bei Lebewesen, insbesondere bei oder in Menschen, eingesetzt wird.
Beispielsweise kann das Behandlungsmittel als Arzneimittel in Pulverform
zur inhalativen Verabreichung oder in flüssiger Form zur
intratrachialen oder intrabronchialen Verabreichung vorhanden sein.
Darüber ist es in einer Weiterbildung möglich,
dass das Behandlungsmittel in Gestalt eines Aerosols bei Patienten
eingesetzt wird. Die Verabreichung erfolgt auf eine dem Fachmann
bekannte Weise, vorzugsweise durch intratrachiale Instillation einer
Lösung bzw. Suspension oder in Form einer Vernebelung einer
Lösung oder Suspension oder durch Vernebelung von Pulver.
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Weiterhin
wird die Aufgabe gelöst durch die Verwendung von Methyl-β-Cyclodextrin
(MβCD) oder Cyclodextrin, insbesondere 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin,
oder Cyclodextrin-Derivate, die insbesondere 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin
aufweisen, oder von Dipalmitoylphosphatidylchloine (DPPC) oder von
entsprechenden Derivaten der genannten Substanzen oder von einer
Mischung der genannten Substanzen oder von wenigstens eine Lipid-selektiven
und Lipid-deaktivierenden Substanz oder wenigstens eine Lipid-sequestrierenden
Substanz, wodurch Cholesterol und/oder, insbesondere neutrale, Lipide
eines Surfactants sequestriert werden, zur Herstellung von Arzneimitteln
zur Behandlung oder Frühbehandlung von, insbesondere akuten,
Lungenkrankheiten in Menschen.
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Ferner
wird die Aufgabe gelöst durch die Verwendung von Methyl-β-Cyclodextrin
(MβCD) oder Cyclodextrin, insbesondere 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin,
oder Cyclodextrin-Derivate, die insbesondere 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin
aufweisen, oder von Dipalmitoylphosphatidylchloine (DPPC) oder entsprechenden
Derivaten der genannten Substanzen oder von einer Mischung der genannten Substanzen
oder von wenigstens einer Lipid-selektiven und Lipid-deaktivierenden
Substanz oder wenigstens eine Lipid-sequestrierenden Substanz, durch
die Cholesterol und/oder, insbesondere neutrale, Lipide eines Surfactants
sequestriert werden, zur Untersuchung, insbesondere Diagnose, von
Surfactanten, insbesondere Lungensurfactanten.
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Im
Rahmen der Erfindung ist es weiterhin möglich, dass durch
die sequestrierende Wirkung des Surfactantbehandlungsmittels die
Dysfunktionen im Hinblick auf die Oberflächenspannung eines
Surfactants herabgesetzt wird, wodurch nach der entsprechenden Behandlung
des Surfactants die Dysfunktion durch ein erhöhtes Niveau
von Cholesterol oder von Lipiden im Surfactanten abgeschwächt
oder aufgehoben wird.
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Der
Erfindung liegt der Gedanke zu Grunde, das eine Verwendung von Methyl-β-Cyclodextrin (MβCD)
oder anderen Cyclodextrinen oder anderen Cholesterol sequestrierenden
Substanzen in der Wirkungsklasse oder der Wirkstoffklasse von Cyclodextrinen,
inklusive Dipalmitoylphosphatidylcholine (DPPC), sowie eine Verwendung
von Substanzen entsprechend der Wirkungsklasse von Cyclodextrinen,
die die Wirkung(en) von Cholesterol umkehren oder aufheben durch
andere Mittel, inklusive Vitamin E, als Agenzien es ermöglicht,
um sowohl die durch Cholesterol bewirkte bzw. induzierte Hemmung
des Surfactants zu diagnostizieren bzw. festzustellen als auch um
die durch Cholesterol bewirkte bzw. induzierte Hemmung des Surfactants
in Patienten bzw. Menschen mit den oben genannten Symptomen oder mit
den die durch Cholesterol oder durch neutrale Lipide bewirkte bzw.
induzierte Hemmung des Surfactants zu behandeln.
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Zur
Behandlung der genannten Symptome kann die Substanz bzw. der Wirkstoff
in Form eines Aerosols zur Lunge gefördert werden oder
als Substanz zusammen mit wenigstens einem exogenen, d. h. von außen
wirkenden Surfactant in die Lunge eingeträufelt werden
oder auf andere Weise zur oder in die Lunge gebracht werden.
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Als
Diagnosemittel kann die erfindungsgemäße Substanz
mit einer Probe eines Surfactants eines Patienten gemischt werden,
die anschließend auf ihre Funktion in einer Oberflächenbalanz
(surface balance) untersucht wird. Alternativ kann die Subtanz einer
wässrigen Lösung oder einer wässrigen
Phase einer Oberflächenbalanz hinzugefügt werden,
um die Funktion der Surfactanten zu ermitteln.
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Diese
Ergebnisse und Erkenntnisse wurden auf Grund von Systemen von Modell-Surfactanten und
Lungensurfactanten von CF-Patienten und ARDS-Patienten gewonnen.
Diese werden nachfolgend anhand von zwei Beispielen erläutert.
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Beispiel 1
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In
einer Modell-Studie wurden 20 Gew.% Cholesterol einem Rinder-Lipid
Surfactant Extrakt hinzugefügt, um modellhaft ein Cholesterol-belasteten
bzw. ein Cholesterol-gehemmten Surfactant zu erhalten, wobei die
Funktion des Surfactanten-Modells in einem Captive Rubble Surfactometer
(CBS) ermittelt wurde.
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Bei
Abwesenheit von Methyl-β-Cyclodextrin (MβCD),
d. h. bei unbehandeltem Surfactant, blieb die Oberflächenspannung
nahezu unverändert in der Nähe des Gleichgewichts
bei 23 10–3 N/m, wenn die Grenzfläche
bzw. Schnittstelle (Interface) verringert wurde, wodurch der Surfactant
in einer Funktion gehemmt worden ist.
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Bei
der Anwesenheit von Methyl-β-Cyclodextrin (MβCD)
(20 mMol), d. h. bei behandeltem Surfactant, in der wässrigen
Phase gewann der Surfactant seine normale Funktionalität
zurück und die Oberflächenspannung ging auf nahezu
Null zurück.
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Beispiel 2
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Bei
der Studie mit Proben von CF-Patienten wurden Surfactanten, die
mittels Bronchoalveolar Lavage (BAL) erhalten wurden, ebenfalls
mit dem Captive Rubble Surfactometer (CBS) untersucht.
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Bei
Abwesenheit von Methyl-β-Cyclodextrin (MβCD) blieb
die Oberflächenspannung in der Nähe des Gleichgewichts
(23 10–3 N/m), wenn die die Grenzfläche
bzw. Schnittstelle verringert wurde.
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Bei
Anwesenheit von Methyl-β-Cyclodextrin (MβCD) (20
mMol) in der wässrigen Phase, gewannen die Surfactant-Filme
ihre Funktion nahezu vollständig bzw. vollständig
zurück. Nach einer dreistündigen Einwirkung von
Methyl-β-Cyclodextrin (MβCD) verringern die Filme
ihre Oberflächenspannungen bis nahezu Null auf eine Flächenreduzierung
in normaler Weise.
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Ferner
sind in 1 die Messungen von Oberflächenspannungen
von Bereichen von Surfactanten gezeigt, die von einer bronchoalveolaren
Flüssigkeit eines CF-Patienten (Cystic Fibrosis-Patienten)
in einem Captive Rubble Surfactometer (CBS) gewonnen wurden.
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Auf
der linken Seite sind von 1 vier langsame
Kompression-Expansion-Zyklen (A und C) dargestellt. Auf der rechten
Seite sind Zyklen (B und D) dargestellt, bei denen die Bereiche
reduziert und vergrößert wurden bei einer normalen
Atmungsrate.
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Die
oberen Zyklen (A und B) zeigen ein stark gehemmtes Surfactant, wobei
die Oberflächenspannung bei ungefähr 20 mN/m bleibt.
Bei derartigen Bedingungen werden die alveolare Struktur der Lunge nicht
aufrechterhalten und der Bereich, in dem der Gasaustausch erfolgt,
um die Hälfte reduziert.
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Die
unteren Zyklen (C und D) verdeutlichen die Wirkung von Methyl-β-Cyclodextrin
(MβCD) (20 mMol) auf das (gehemmte) Surfactant in der wässrigen
Phase. Die Oberflächenspannung dieser erfindungsgemäß behandelten
Surfactanten fällt nahezu bis Null ab. Diese Isothermen
(C und D) unterscheiden sich nicht von vollständig funktionstüchtigen (nicht-gehemmten)
Surfactanten.
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Zusammenfassend
ist festzustellen, das die Ergebnisse mit Surfactanten, die von
bronchoalveolaren Flüssigkeiten eines CF-Patienten erzielt
wurden, verdeutlichen, dass Surfactanten von CF-Patienten gehemmt
bzw. inhibiert sein können und dass die Hemmung bzw. Inhibition
durch Methyl-β-Cyclodextrin (MβCD) aufgehoben
bzw. umgekehrt werden kann. Dabei ist davon auszugehen, dass die
Surfactanten von CF-Patienten durch Cholesterol gehemmt werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - T. R. Martin,
Cytokines and the Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS): a
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The American-European consensus conference on ARDS: definitions,
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parameters of bronchoalveolar lavage fluid in fat embolism, Intensive
Care Medicine 32 (2006), 116–123 [0008]
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