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Technisches Anwendungsgebiet
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Die
Erfindung betrifft hochwirksame und native phenolische Verbindungen,
die in Form von Extrakten aus Ölsaaten
oder aus Presskuchen oder Schroten dieser Saaten nach der Speiseölgewinnung gewonnen
werden.
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Stand der Technik
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Natürlich vorkommende
phenolische Verbindungen sind sekundäre Pflanzenstoffe, die ein
wichtiger Bestandteil pharmazeutischer Präparate sein können. In
verschiedenen Studien wird die Bedeutung von phenolischen Verbindungen
zur Vorbeugung koronarer Herzerkrankungen beschrieben oder es wird über andere
positive Effekte von Phenolen zur Erhaltung der Gesundheit oder
bei therapeutischen Anwendungen berichtet.
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Phenolische
Säuren,
wie Kaffeesäure
oder Gallensäure,
Katechine, Flavone (z. B. Quercitin), Anthocyane, Isoflavone, Rosmanol
und Rosmarinsäure
sind weitgehend in ihren antioxidativen Eigenschaften untersucht.
Die meist genutzten natürlichen Antioxidantien
sind Tocopherole, die ebenfalls zu den phenolischen Substanzen gehören. Verschiedene kommerzielle
Antioxidantien sind Extrakte oder Pulver aus Pflanzen, z. B. aus
Rosmarin oder Salbei. Phenolische Verbindungen werden üblicherweise
mit herkömmlichen
verfahrenstechnischen Operationen gewonnen, z. B. in kontinuierlichen
Verfahren wie Gegenstromextraktion und Gleichstromextraktion, aber
auch in Batch-Verfahren.
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Meist
werden für
die Extraktionen Lösemittel wie
Methanol, Ethanol, Isopropanol, Aceton oder superkritisches CO2 verwendet. Nur in wenigen Fällen wurde
die rein wässrige
Extraktion hydrophiler Phenolsäuren
beschrieben. Ein Grund dafür
ist der hohe Anteil nicht phenolischer Bestandteile, die zusammen
mit den Phenolen extrahiert werden.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, hochreine Phenolextrakte
aus Ölsaaten oder
aus Rückständen der
Speiseölerzeugung
zu gewinnen.
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Darstellung der Erfindung
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Die
Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Gewinnung eines phenolhaltigen
Extraktes aus einem pflanzlichen, phenolhaltigen Ausgangsmaterial gemäß Patentanspruch
1 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche oder
lassen sich der nachfolgenden Beschreibung sowie den Ausführungsbeispielen
entnehmen.
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Im
vorgeschlagenen Verfahren zur Gewinnung eines phenolhaltigen Extraktes
aus einem pflanzlichen, phenolhaltigen Ausgangsmaterial wird das
pflanzliche, phenolhaltige Ausgangsmaterial in zerkleinerter Form
bereitgestellt, wird bis auf einen Restölgehalt entölt und wird in einem wässrigen, wässrig-alkoholischen
oder alkoholischen Lösemittel suspendiert.
Während
eines kurzen Zeitraumes von weniger als 10 Minuten werden phenolhaltige
Zellen des pflanzlichen, phenolhaltigen Ausgangsmaterials durch
eine periodische Wechseldruckbelastung mechanisch aufgeschlossen.
Durch den durch die Wechseldruckbelastung bedingten intensiven,
mechanischen Energieeintrag ist die Phenolanreicherung bereits in
der kurzen Zeit weitgehend, d. h. zu ≥ 90% bezogen auf eine maximal
mögliche
Ausbeute, abgeschlossen. Der phenolhaltige Extrakt wird durch mechanische
Abtrennung eines Überstands
gewonnen.
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Der
durch das Verfahren gewonnene hochreine Extrakt zeichnet sich durch
einen besonders geringen Anteil nicht-phenolischer Verbindungen bzw.
Stoffe aus. Dabei liegt der besondere Vorteil des Verfahrens darin,
dass die phenolischen Verbindungen insbesondere schneller als Proteine
extrahiert werden. Dadurch wird automatisch eine irreversible Anlagerung
von Proteinen an die phenolischen Verbindungen vermieden, die zu
einem Verlust der besonders vorteilhaften gesundheitsfördernden,
antioxidativen Wirksamkeit der phenolischen Verbindungen führt.
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Der
besondere Vorteil des Verfahrens liegt darin, dass sogar wässrige Lösemittel
zur Extraktion phenolischer Verbindungen mit hoher Ausbeute eingesetzt
werden können,
ohne dass ein hoher Anteil nicht-phenolischer
Stoffe mit extrahiert wird. Dabei ist besonders vorteilhaft, dass
der Aufwand zur Reinigung des Extraktes hier deutlich reduziert
werden kann, da Wasser als Lösemittel
neutral, unschädlich für die Gesundheit
und auch unproblematisch hinsichtlich der Entsorgung ist.
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Ein
weiterer besonderer Vorteil des Verfahrens liegt darin, dass bedingt
durch die hohe Extraktionsgeschwindigkeit die phenolischen Verbindungen bereits
weniger Strukturänderungen
durch Oxidation erfahren als bei anderen Extraktionsverfahren, die
einen längeren
Zeitraum zur Extraktion einer gleichen Phenolmenge benötigen.
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Die
Temperatur des Lösemittels
und die Mischtemperatur in der Suspension soll dabei kleiner 10°C betragen.
Vorzugsweise beträgt
die Temperatur 5 +/ 2°C.
Die Temperatur wird während
des Zellaufschlusses kontrolliert bzw. durch Kühlung geregelt. Die niedrige
Temperatur während
des Extraktionsprozesses wirkt sich besonders günstig auf die Unterdrückung der
Oxidation der phenolischen Verbindungen und auf die Minimierung
des Anteils nicht phenolischer Komponenten im Extrakt aus.
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Besonders
vorteilhaft hat sich die Erzeugung einer Wechseldruckbelastung mit
Druckdifferenzen zwischen 5·108 und 10·108 Pa
(5 und 10 bar), vorzugsweise von 7·108 Pa
(7 bar) erwiesen.
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Die
Wechseldruckbelastung kann in besonders vorteilhafter Weise durch
Einkopplung von Ultraschall erfolgen.
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Besonders
einfach und schnell ist die Anreicherung von Phenolen im Extrakt,
wenn ein hoher mechanischer Energieeintrag erfolgt. Die Energiedichte
liegt dabei um mindestens eine Größenordnung über der, die durch Rühren eingebracht
werden kann. Die Energiedichte soll vorzugsweise zwischen 108 und 109 J/m3, besonders bevorzugt bei 5·108 J/m3 liegen.
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In
einer bevorzugten Ausführung
des Verfahrens wird während
eines kurzen Zeitraums von 1 Minute mechanische Energie so eingetragen,
dass eine Phenolanreicherung zu 80% abgeschlossen ist, bevor eine
Konzentration nicht phenolischer Stoffe über einen Anteil von 1% ansteigt.
Insbesondere kann eine Minimierung nicht phenolischer Komponenten im
Extrakt durch den intensiven mechanischen Zellaufschluss in Verbindung
mit niedrigen Temperaturen und der sehr kurzen Extraktionszeit erzielt
werden.
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Besonders
gering ist die Anreicherung nicht-phenolischer Verbindungen im Extrakt,
wenn die Leitfähigkeit
des Lösemittels,
insbesondere des verwendeten Wassers, kleiner als 1,5 μS/cm. Als
besonders vorteilhaft hat sich die Verwendung von Wasser mit einer
Leitfähigkeit
von 0,5 μS/cm
erwiesen. Die Leitfähigkeit
ist mit der Innenkonzentration korreliert.
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Die
Ausbeute phenolischer Verbindungen im Extrakt steigt mit kleiner
werdendem Feststoff-Flüssigkeitsverhältnis s:l
(solid:liquid). Besonders hoch ist die Ausbeute, wenn s:l < 1 vorzugsweise < 0,85 ist.
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Das
Verfahren kann besonders vorteilhaft weitergebildet werden, wenn
weitere Milieubedingungen so gewählt
werden, dass die Phenole während der
Extraktion keine Strukturveränderungen
durch Oxidation erfahren. Dann können
durch das Verfahren besonders wertvolle phenolische Verbindungen gewonnen
werden, deren Wirksamkeit bspw. als Antioxidantien nicht durch eine
Oxidation während
des Extraktionsprozesses eingeschränkt oder zerstört wurde.
Phenolsäuren
werden im alkalischen Milieu oxidiert, wobei Sauerstoffpartialdruck,
Temperatur und Katalysatoren, wie Metalle oder Enzyme, die Oxidationsgeschwindigkeit
beeinflussen. Besonders einfach kann die intakte Struktur wie die
antioxidative Wirkung der phenolischen Verbindungen erhalten bleiben,
wenn der pH-Wert des Lösemittels/Mediums kleiner
als pH = 6 ist. Besonders vorteilhaft haben sich pH-Werte zwischen
pH = 4 und pH = 5,5 erwiesen.
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Als
phenolhaltiges Ausgangsmaterial eignen sich beispielsweise Ölsaaten,
Presskuchen oder Extraktionsschrote der Speiseölgewinnung. Die Saaten werden
vor der Phenolgewinnung entölt.
Dazu wird die direkte Entölung
mit Lösemitteln
oder die kombinierte Entölung
aus einem Pressvorgang mit anschließender Lösemittelentölung eingesetzt. Die Saaten
können
vor der Entölung
geschält
und/oder flockiert werden. Werden Saaten geschält, so ist die Schalenfraktion
in gleicher Weise zur Gewinnung von Phenolen verwendbar wie die
Fruchtfleischfraktion. Der Restölgehalt
im entölten
Ausgangsmaterial soll < 6%
sein, vorzugsweise < 2%.
Der Restschalenanteil in Extraktionsschroten aus geschälten Saaten
soll < 20% betragen,
vorzugsweise < 10%.
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Nach
Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden die flüssige
und die feste Phase durch Zentrifugation getrennt. Der abgetrennte
Feststoff kann erneut in einem frischen Medium suspendiert und unter
definierten Bedingungen behandelt werden. Dieser Vorgang kann beliebig
oft wiederholt werden.
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Die
mit dem Verfahren gewonnenen Extrakte enthalten in hoher Konzentration
saateigene phenolische Verbindungen wie beispielsweise Sinapin,
Sinapinsäure
oder deren Derivate, Tannine, Ferulasäure, Kaffeesäure oder
deren Derivate. Die Extrakte können
als Antioxidantien für
Lebensmittel oder Non-Food-Anwendungen oder zu pharmazeutischen Zwecken
oder als Additiv in Pflanzenschutzmitteln genutzt werden.
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Durch
die gezielte Wahl der Milieubedingungen und der Verfahrensweise
bei der Extraktion der phenolischen Verbindungen wird die gleichzeitige Extraktion
von hohen Anteilen nicht phenolischer Substanzen vermieden. Der
Reinigungsaufwand für die
Phenolpräparate
wird damit erheblich reduziert. Insbesondere ist der Aufwand für die Entfernung
von Proteinen deutlich reduziert. Diese müssen aus dem Phenolextrakt
entfernt werden, da sie mit den phenolischen Verbindungen reagieren
können.
Durch eine solche Reaktion würden
die phenolischen Verbindungen ihr antioxidatives Potential verlieren.
Proteine werden mit alkoholischen Lösemitteln gefällt und durch
Filtration oder Zentrifugation vom Phenolextrakt abgetrennt.
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Vorteile
bei der Extraktion phenolischer Verbindungen unter Einfluss von
Ultraschall bei unterschiedlichen, beispielhaften Ausgestaltungen
des Verfahrens:
- – Bei der Extraktion phenolischer
Verbindungen mit organischen Lösemitteln
bei Raumtemperatur unter Einfluss von Ultraschall können antioxidative
Effekte von Sinapinsäurederivaten
aus Rapssamen und aus Nebenprodukten der Senfölgewinnung aufgrund der höheren Extraktionsgeschwindigkeit
im Vergleich zu anderen Extraktionsverfahren erhalten und genutzt
werden.
- – Bei
der Extraktion in rein wässrigen
Medien ist die Ausbeute phenolischer Verbindungen vergleichbar mit
Phenolausbeuten bei wässrigalkoholischen
Extraktionen.
- – Höhere Reinheit,
d. h. geringerer Anteil nicht phenolischer Stoffe im Extrakt in
wässrigen
Medien bei Einsatz von Ultraschall im Vergleich zur Extraktion ohne
Ultraschall.
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Ausführungsbeispiele
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Zur
Demonstration der Effizienz der oben genannten Einflussparameter
wird die Herstellung von phenolhaltigen Extrakten an zwei Beispielen
beschrieben.
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In
Beispiel 1 sind die Parameter so gewählt, dass mit rein wässrigen
Extraktionen (mit mechanischem Zellaufschluss) vergleichbare Phenolausbeuten
wie bei wässrig-alkoholischen
Extraktionen (ohne mechanischen Zellaufschluss) erzielbar sind.
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In
Beispiel 2 wird durch die Wahl der Parameter gezeigt, dass bei gleicher
Phenolausbeute wie in Beispiel 1 der Anteil nicht phenolischer Verbindungen
im Extrakt ohne mechanischen Zellaufschluss und bei hoher Temperatur
deutlich zunimmt.
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Beispiel 1: Herstellung eines hoch phenolhaltigen
Extraktes aus entöltem
Rapsschrot
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Das
für die
Phenolextraktion verwendete Schrot wurde industriell aus schwarzschaligem
geschälten
Raps hergestellt. Die Schalen werden durch Windsichtung vom Fruchtfleisch
abgetrennt Der Schalenanteil in der Fruchtfleischfraktion beträgt 15%.
Die Fruchtfleischfraktion wird mittels einer Flockierwalze auf eine
Plättchendicke
von 0,25 mm +/– 0,05
mm eingestellt. Die Rapsflocken werden mit Hexan entölt. Der
Restfettgehalt im Extraktionsschrot beträgt ca. 2%.
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10
g des entölten
Schrotes werden in 100 ml Wasser von 5°C suspendiert und drei Minuten
mit Ultraschall (Stativgerät,
400 W, 24 kHz) behandelt. Danach wird der Ansatz zentrifugiert.
Der Überstand
der Zentrifugation ist der phenolhaltige Extrakt mit einer Phenolkonzentration
von ca. 7–12
mg/g. Die phenolischen Substanzen bestehen dabei zu ca. 58% aus Sinapin
und zu ca. 10% aus Sinapinsäure.
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In
wässrig-alkoholischen
Extraktionen (z. B. 70% Methanol, 70% Ethanol oder 70% Isopropanol) enthält der Überstand
der Zentrifugation ca. 9–15 mg/g
phenolische Verbindungen. Auch hier bestehen die phenolischen Substanzen
zu ca. 58% aus Sinapin und zu ca. 10% aus Sinapinsäure.
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Beispiel 2: Herstellung eines phenolhaltigen
Extraktes aus entöltem
Rapsschrot
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Als
Ausgangsmaterial der Phenolgewinnung wird das gleiche Rapsschrot
verwendet wie in Beispiel 1 beschrieben. 10 g des entölten Schrotes
werden in 100 ml Wasser von 25°C
suspendiert und 30 Minuten mit einem Magnetrührer gerührt.
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Danach
wird der Ansatz zentrifugiert. Der Überstand der Zentrifugation
ist der phenolhaltige Extrakt mit ca. 7–12 mg/g phenolischen Substanzen. Der
Anteil nicht-phenolischer Verbindungen beträgt dabei ca. 50%. Im Gegensatz
dazu beträgt
der Anteil nicht-phenolischer
Stoffe bei der Extraktion mit vorangehendem mechanischen Zellaufschluss
und niedriger Temperatur (Beispiel 1) ca. 32%.
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Der
intensive mechanische Energieeintrag durch Ultralschall bewirkt,
dass nach 1 Minute Ultraschallbehandlung im Extrakt etwa die gleiche
Phenolkonzentration erreicht wird wie bei einem 30 minütigen Rührprozess.